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Afghanistan

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„Operation Ibn Sina“ – dringende Hilfe für Afghanistan

Die Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, hat in einer prominenten Gesprächsrunde im pakistanischen Fernsehsender PTV am 29. Oktober eine vom Schiller-Institut vorgeschlagene Lösung für Afghanistan vorgestellt, die sie „Operation Ibn Sina“ nannte.

An der von Omar Khalid Butt moderierten Sendung Views on News nahmen weitere Gäste teil, darunter Dr. Andrej Kortunow, Vorsitzender des Russian International Affairs Council (RIAC) in Moskau und Dr. Farah Naz, Expertin für Außenpolitik aus Pakistan.

Zepp-LaRouche betonte zu Beginn ihres Beitrags, daß wir uns an einem Wendepunkt befänden und die Vereinigten Staaten und andere bisher zögerliche Nationen sofort eng mit der afghanischen Regierung, also den Taliban, zusammenarbeiten müßten. Alle bisher vom Westen einbehaltenen Gelder der afghanischen Regierung müßten freigegeben und die Zukunft des Landes stabilisiert werden. Die Alternative sei Chaos, mehr Opiumproduktion, Massensterben und Terrorismus.

Sie erläuterte auch, warum sie den Namen Ibn Sina für das afghanische Wiederaufbauprojekt gewählt hat: „Ibn Sina war der berühmteste Arzt bis zum 17. Jahrhundert, der wahrscheinlich im heutigen Afghanistan geboren wurde, er schrieb Bücher, die in ganz Europa studiert wurden. Er ist also ein Held in der Geschichte Afghanistans, und gerade jetzt herrscht dort es eine schwere Krise der Gesundheitsversorgung, u.a. auch wegen COVID-19. Mehr als 2000 Krankenhäuser wurden geschlossen… Die internationale Gemeinschaft – alle, die Teil der Lösung sein wollen – [müssen] als ersten Schritt zur Stabilisierung der Situation mithelfen, ein modernes Gesundheitssystem in Afghanistan aufzubauen, [deshalb] geben wir der Operation den Namen Ibn Sina. Er kann alle verschiedenen ethnischen Gruppen in Afghanistan zusammenbringen, denn er ist eine Leitfigur der nationalen Geschichte, er ist ein Held, er kann der afghanischen Bevölkerung wieder Stolz und Hoffnung auf eine gute Zukunft geben. Der Aufbau eines modernen Gesundheitssystems kann ein erster Schritt sein, denn zu dessen Aufbau braucht man Energie, Wasser und Infrastruktur…“

Tödliches großes Spiel

Einleitend hatte Butt seine Gäste aufgefordert, alle Aspekte der Krisensituation in Afghanistan anzusprechen, einschließlich „der geopolitischen und strategischen“. Zur Eröffnung der Diskussion zeigte er ein Videoclip des russischen Außenministers Sergej Lawrow, der Anfang der Woche auf einer Konferenz in Teheran (per Video) die Nachbarländer Afghanistans dazu aufgerufen hatte, „[bei sich] keine Militärpräsenz von US- und NATO-Truppen zuzulassen, die nach dem Abzug aus Afghanistan planen, sich dort hinzubewegen.“

Zepp-LaRouche verurteilte ein solches Vorhaben als eine Fortsetzung des britischen Great Game, das inakzeptabel sei. Dr. Naz erklärte, das Chaos in Afghanistan könnte durchaus „das größere Ziel“ westlicher Kreise sein, die den Aufstieg Chinas als eine Bedrohung ansehen, den es zu stoppen gelte, und die in der Region Afghanistan „absichtlich“ großen Schaden anrichteten. Zepp-LaRouche fügte hinzu, daß die Lage in den westlichen Ländern „eine echte Zusammenbruchskrise“ sei, weswegen der Westen sich lieber auf die Zusammenarbeit mit Chinas Belt and Road Initiative (BRI) konzentrieren sollte. Kurzfristig müsse massive Hilfe für Afghanistan geleistet werden, um ein Massensterben zu verhindern.

Dr. Kortunov nannte in seinem Beitrag drei grundlegende Punkte: Sofortige Lieferung von Nahrungsmitteln, Maßnahmen zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung, insbesondere für COVID-19, und Versorgung der Bevölkerung mit Treibstoff. Im weiteren Verlauf des Dialogs wies er darauf hin, daß Afghanistan, dieses wunderschöne Gebirgsland, mit der richtigen Politik und konsequenter Umsetzung „die Schweiz“ Zentralasiens werden könnte. Das Land habe fruchtbare Böden, Wasser, die Lage, die Ressourcen, die Jugend und viele andere Vorzüge.

Die PTV-Sendung (engl)


Westliche niederträchtige Gleichgültigkeit durch Weltentwicklung überwinden!

In ihrem Rückblick auf die Entwicklungen der letzten Tage sagte Helga Zepp-LaRouche, der Kampf zwischen zwei unvereinbaren Weltanschauungen eskaliere. Dies zeigt sich in der verrohten Gleichgültigkeit der USA, Großbritanniens und ihrer NATO-Verbündeten gegenüber der humanitären Krise in Afghanistan, die sie selbst verursacht haben. Im Gegensatz dazu stehen die Bemühungen der Nachbarländer Afghanistans, durch gemeinsame Projekte innerhalb der SCO, den BRICS- Staaten und der Belt and Road Initiative (BRI) die wirtschaftliche Entwicklung des kriegszerstörten Landes voranzutreiben. Die Gleichgültigkeit zeigt sich in der widerlichen Abschiebung haitianischer Flüchtlinge, die aufgrund einer Reihe von Naturkatastrophen in jüngster Zeit in ein Land zurückgeschickt werden, das nicht über die Mittel verfügt, sie zu versorgen. Der Unterschied wird auch sichtbar, wenn man die Reden von Biden und Xi Jinping auf der UN-Vollversammlung vergleicht. Und man kann es an der Eskalation der Regimewechsel-Operationen erkennen, die der britische Geheimdienst gegen Rußland und China führt.


Wang Yi und die afghanische Regierung einigen sich auf die Einrichtung gemeinsamer Arbeitsausschüsse bei gemeinsamem Treffen

Sowohl China als auch Afghanistan scheinen die jüngsten zweitägigen Treffen zwischen dem amtierenden afghanischen Vizepremierminister Mullah Abdul Ghani Baradar, dem amtierenden Außenminister Amir Khan Muttaqi, sowie dem chinesischen Außenminister Wang Yi in Doha als produktiv und freundschaftlich zu betrachten.

Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, wies vorgestern im Vorfeld der Gespräche auf deren Bedeutung hin, denn sie seien die ersten auf dieser Ebene seit dem Treffen im Juli vor der Machtübernahme durch die Taliban. „Das afghanische Volk sieht eine historische Chance, die Zukunft seines Landes selbst in die Hand zu nehmen“, während es gleichzeitig „mit vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen konfrontiert ist, bei denen es dringend Unterstützung von außen braucht“, betonte der Sprecher. „Vor diesem Hintergrund haben die chinesische Seite und die afghanischen Taliban-Behörden vereinbart, sich in Doha zu treffen.“

Global Times berichtet, daß Wang Yi über Chinas Sorgen (EITM-Terrorismus [East Turkestan Islamic Movement], die Notwendigkeit einer inklusiven Regierung, die Vermeidung von Chaos und gute Beziehungen zu den Nachbarn usw.) sprach, aber auch Chinas Unterstützung für die Entwicklung Afghanistans zum Ausdruck brachte:

„Wang forderte die USA und den Westen auf, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben. Er rief auch alle Parteien dazu auf, mit den afghanischen Taliban auf rationale und pragmatische Weise zu verhandeln, um Afghanistan zu helfen, den Weg einer gesunden Entwicklung einzuschlagen“, berichtete Global Times.

„Wang sagte, Afghanistan befinde sich jetzt in einer kritischen Phase des Übergangs vom Chaos zur Regierungsführung und stehe vor einer historischen Chance, Aussöhnung zu erreichen und den nationalen Wiederaufbau voranzutreiben. Aber es liegen noch große Herausforderungen vor uns, einschließlich der humanitären Krisen, des wirtschaftlichen Chaos‘ und der terroristischen Bedrohungen, die mehr Verständnis und Unterstützung seitens der internationalen Gemeinschaft erfordern.“

Global Times berichtete, Baradar habe Wang über die aktuelle Lage in Afghanistan informiert und ihm bestätigt, daß die afghanischen Taliban den Sicherheitsbelangen Chinas große Bedeutung beimäßen und entschlossen ihr Versprechen einhielten und niemals zulassen würden, daß irgendwelche Kräfte afghanisches Territorium nutzten, um China zu schaden.

Die afghanische Nachrichtenagentur Tolo News berichtet unter Berufung auf den Regierungssprecher Zabiullah Mudschahid, Beijing habe Afghanistan humanitäre Hilfe in Höhe von 5 Millionen US-Dollar zugesagt und die beiden Regierungen hätten vereinbart, drei Ausschüsse einzurichten. „Der erste Ausschuß befaßt sich mit den politischen und diplomatischen Beziehungen, der zweite mit der Schaffung von Beziehungen und Verständnis zwischen den beiden Ländern und der dritte mit Wirtschaftsprojekten“, so Mujahid.


Zwei ehemalige US-Surgeon General unterstützen die Afghanistan-Initiative von Helga Zepp-LaRouche

Zwei ehemalige Surgeon General der Vereinigten Staaten haben auf die Afghanistan-Initiative von Helga Zepp-LaRouche geantwortet.

Dr. David Satcher, der von 1998 bis 2002 Surgeon General war, äußerte sich wie folgt:

„Dr. William Foege, Direktor der Centers for Disease Control and Prevention (1977-1983), beschreibt in seinem Buch House on Fire: The Fight to Eradicate Smallpox über die erfolgreichen Bemühungen zur Ausrottung der Pocken… Aber als wir im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts kurz davor waren, die Kinderlähmung auszurotten, haben uns die Kämpfe in Afghanistan und Pakistan daran gehindert, Polio in diesen Ländern und damit in der ganzen Welt auszurotten…

Letztendlich werden wir die Kinderlähmung ausrotten, aber leider erst, nachdem viele Menschen gestorben sind und Billionen von Dollar ausgegeben wurden.

Wir können es besser machen! Wir können in das Leben und nicht in den Tod investieren! Wir können ein neues Denken in unsere Beziehungen bringen. Wir können uns umeinander kümmern und Leben über unser eigenes und über unsere eigene Kultur hinaus wertschätzen. Wir können uns dafür einsetzen, daß die Wissenschaft uns und künftigen Generationen dient.

Ich bin beeindruckt von der Idee und der Aussage. Wir sprechen über eine völlig neue Definition des Gewinnens und darüber, was es bedeutet, zu gewinnen, insbesondere gemeinsam zu gewinnen, und die gesunde Entwicklung von Kindern zur Priorität zu machen. Wir brauchen ein neues Paradigma in Bezug darauf, was uns wichtig ist und was wir bereit sind zu tun, um dies zu erreichen.“

Dr. Joycelyn Elders, die von 1993 bis 1994 als General Surgeon tätig war, antwortete:

„Ich stimme Dr. David Satchers Antwort auf Helga Zepp-LaRouches Erklärung über den notwendigen Ansatz zur Bewältigung der schweren gesundheitlichen und humanitären Krise in Afghanistan und vielen anderen Ländern der Welt zu. Wenn wir über den Bedarf an lebensnotwendigen Gütern wie Gesundheitsversorgung, Nahrung und Wasser sprechen, dann ist das für die Menschen überall gleich, unabhängig davon, wo man sich befindet oder welche Regierung man hat.

Die Covid-Pandemie verschärft die Krise in Ländern, die bereits zuvor unter Nahrungsmittel- und Gesundheitsmangel litten. Es ist klar, daß sie nur mit einem modernen Gesundheitssystem in allen Ländern besiegt werden kann. Das Komitee für die Koinzidenz der Gegensätze hat die Notwendigkeit umfassender und nicht stückweiser Lösungen betont. Infrastruktur, Nahrungsmittel, Energie und sauberes Wasser sind entscheidend, kombiniert mit modernen Krankenhäusern und geschultem Personal. Ich setze mich seit langem für die Ausbildung und den Einsatz von kommunalen Gesundheitshelfern ein, die vor allem unter jungen Menschen rekrutiert werden, um die Ressourcen an medizinischem Fachpersonal zu ergänzen. Diese Mitarbeiter wären jetzt von unschätzbarem Wert, um diese Bemühungen zu unterstützen…

Jetzt ist es an der Zeit, die Konfrontation zu beenden und zusammenzuarbeiten, um die Grundbedürfnisse der Menschheit zu erfüllen.“

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Mehr über das von Helga Zepp-LaRouche und Dr. Jocelyn Elders gegründete Komitee für die Koinzidenz der Gegensätze und die Notwendigkeit einer Weltgesundheitsplattform finden Sie in der Gründungserklärung

Siehe auch die jüngste Erklärung von Helga Zepp-LaRouche über die Notwendigkeit von Nahrungsmitteln und öffentlicher Gesundheit in Afghanistan und eine Politik des Friedens durch Entwicklung.

Globale Gesundheitssicherheit erfordert eine medizinische Infrastruktur in jedem Land.


PTV World interviewt Helga Zepp-LaRouche

In dem pakistanischen Fernsehprogramm PTV World mit Moderator Faisal Rehman wurden am 20. September Helga Zepp-LaRouche vom Schiller-Institut und der pakistanische Botschafter in Italien, Jauhar Saleem, interviewt. Rehman begrüßte „unseren Gast, Frau Helga!“ sehr freundlich, und seine erste Frage lautete, ob in der Welt ein neuer Kampf der Kulturen ausgebrochen sei. Zepp-LaRouche antwortete, sie habe Samuel Huntingtons Buch „Kampf der Kulturen“ gelesen, wobei man allerdings feststellen müsse, daß er sehr wenig über die Kulturen wisse, über die er schreibt.

Außerdem gehe es in der Welt nicht um „Geopolitik, sondern um Geoökonomie“, was auf die Formulierung anspielt, die der pakistanische Präsident Imran Khan kürzlich benutzt hat. Das AUKUS-Abkommen entspräche nicht dem Geist der Zeit, und es könne sogar eine Reaktion wie de Gaulles Distanzierung von der NATO im Jahr 1958 hervorrufen. Die Entscheidung habe das Vertrauen in Biden zerstört. Gerade erst hatte er beim Abzug der Truppen aus Afghanistan gesagt, dies sei das Ende der Ära der ewigen Kriege. Aber hat er das wirklich ernst gemeint? Oder ging es ihm nur darum, die militärischen Kräfte gegen China zu konzentrieren?

Nach einer Frage an Botschafter Saleem wandte sich Rehman wieder an Zepp-LaRouche und fragte: Wie werden die USA und China angesichts der derzeitigen gegensätzlichen Positionen vorgehen? Zepp-LaRouche erklärte, daß objektiv gesehen weder China noch Rußland eine Bedrohung darstellen. Von Putin habe es viele Angebote zur Entmilitarisierung gegeben – auch an Deutschland, als er in deutscher Sprache vor dem Bundestag sprach. Und China habe 850 Millionen seiner Bürger aus der Armut geholt. Die Belt and Road Initiative (BRI) sei keine Bedrohung, sondern ein Angebot an die Entwicklungsländer, die Armut zu besiegen.

Derzeit gebe es zwei Milliarden Menschen auf der Welt, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. In jedem Land müsse es einen modernen Gesundheitssektor geben. „Wenn wir das nicht tun, wird es mehr Mutationen und eine Unwirksamkeit der Impfstoffe geben. Es ist klar, daß diese Krise ein neues Paradigma erfordert,“ sagte Zepp-LaRouche. Afghanistan könne ein neues Element sein. Die menschliche Gattung sei die einzige mit kreativer Vernunft ausgestattete Spezies. Es sei an der Zeit, daß wir erwachsene werden.


Putin: Der Westen soll Afghanistans Reserven freigeben

Auf die Frage, wie Afghanistan geholfen werden könnte, politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen, betonte Präsident Putin beim Valdai Discussion Club, daß die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und die Nachbarn Afghanistans dem Land zwar wirtschaftlich helfen werden, die westlichen Länder, die das Land 20 Jahre lang besetzt hielten, jedoch die Hauptverantwortung für die Stabilisierung der Lage übernehmen müßten. „Das erste, was sie tun müssen“, so Putin, „ist, afghanische Vermögenswerte freizugeben und Afghanistan die Möglichkeit zu geben, die vorrangigen sozioökonomischen Probleme zu lösen.“

Es folgt ein Gespräch mit dem Strategen Zhou Bo von der Tsinghua-Universität:

Zhou Bo: „Herr Präsident, es ist mir eine große Ehre, Ihnen diese Frage zu stellen. Ich möchte Sie etwas über Afghanistan fragen. Afghanistan liegt im Herzen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO). Wenn also Afghanistan ein Problem hat, dann hat auch die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit ein Problem. Jetzt haben sich die Vereinigten Staaten aus Afghanistan zurückgezogen. Wie kann also die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, die von China und Rußland angeführt wird, gemeinsam mit anderen Ländern Afghanistan helfen, politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen?“

Wladimir Putin: „Die Situation in Afghanistan ist eines der dringendsten Probleme der Gegenwart. Wie Sie wissen, hatten wir gerade ein Treffen im entsprechenden Format, zum Teil mit Vertretern der Taliban. Auch die Volksrepublik China ist in Afghanistan aktiv. Dies ist für uns alle ein sehr ernstes Thema, denn sowohl für China als auch für Rußland ist ein ruhiges, sich entwickelndes Afghanistan, das keine Quelle des Terrorismus oder irgendeiner anderen Form von Radikalismus ist, neben unseren Landesgrenzen, wenn nicht sogar an unseren Grenzen, äußerst wichtig.

Wir sehen jetzt, was innerhalb Afghanistans geschieht. Leider sind verschiedene Gruppen, darunter ISIS, immer noch dort. Es gibt bereits Opfer unter der Taliban-Bewegung, die insgesamt noch immer versucht, sich dieser radikalen Elemente zu entledigen, und wir wissen von solchen Beispielen. Das ist sehr wichtig für uns, sowohl für Rußland als auch für China.

Um die Situation richtig und im richtigen Tempo zu normalisieren, ist es natürlich notwendig, Afghanistan beim Wiederaufbau seiner Wirtschaft zu helfen, denn Drogen sind ein weiteres großes Problem. Es ist bekannt, dass 90 Prozent der Opiate auf dem Weltmarkt aus Afghanistan kommen. Und wenn kein Geld da ist, was werden sie dann tun? Aus welchen Quellen und wie werden sie ihre Sozialprogramme finanzieren?

So wichtig unsere Beteiligung an diesen Prozessen auch ist – sowohl China als auch Rußland und andere SCO-Länder -, die Hauptverantwortung für das, was dort geschieht, tragen immer noch die Länder, die dort 20 Jahre lang gekämpft haben. Meiner Meinung nach müssen sie als Erstes die afghanischen Vermögenswerte freigeben und Afghanistan die Möglichkeit geben, die vorrangigen sozioökonomischen Probleme zu lösen.

Wir unsererseits können bestimmte Großprojekte durchführen und uns mit Fragen der inneren Sicherheit befassen. Unsere Spezialdienste stehen in Kontakt mit ihren afghanischen Kollegen. Für uns ist es im Rahmen der SCO sehr wichtig, diese Arbeit in Gang zu bringen, denn Tadschikistan und Usbekistan liegen direkt an der Grenze zu Afghanistan. Wir haben eine Militäreinrichtung in Tadschikistan. Sie basierte auf der 201. Division, als diese noch sowjetisch war.

Daher werden wir diese Arbeit mit China auf bilateraler Ebene aktiv fortsetzen, den Dialog mit den relevanten Strukturen entwickeln und die Zusammenarbeit innerhalb der SCO insgesamt fördern. Dabei werden wir die erforderlichen Ressourcen bereitstellen und alle Voraussetzungen schaffen, damit sich unsere Bürgerinnen und Bürger unabhängig von den Ereignissen in Afghanistan sicher fühlen können.“


Andrej Kortunow warnte, Afghanistan sei im „Lebenserhaltungsmodus“, es gebe keine Zeit für Verzögerungen!

In einem Interview mit TASS, das am 13. September veröffentlicht wurde, warnte der Generaldirektor des russischen Rates für internationale Angelegenheiten, Andrej Kortunow, daß Afghanistan aufgrund der Sanktionen der USA und der UNO von einer Hungersnot bedroht sei. Das Land befinde sich derzeit „im Lebenserhaltungsmodus“, da es vollständig von der Hilfe internationaler Entwicklungsinstitute, der UNO, der EU und der USA abhängig sei. Der Direktor des Welternährungsprogramms David Beasley habe während der vorangegangenen UN-Konferenz in Genf zur Hilfe für Afghanistan berichtet, daß tatsächlich 40% des Bruttoinlandsprodukts des Landes aus ausländischer Hilfe und 75% der öffentlichen Ausgaben aus internationalen Mitteln stammten. Kortunow warnte davor, nach der Machtübernahme der Taliban weitere Sanktionen gegen das Land folgen zu lassen und damit die Lebensmittellieferungen zu gefährden. Er erklärte gegenüber TASS, daß schätzungsweise 1 Milliarde US-Dollar pro Monat als absolutes Minimum benötigt würden, um die grundlegendsten sozialen Einrichtungen aufrechtzuerhalten und Hunger in bestimmten Regionen zu vermeiden – das wären 12 Milliarden Dollar pro Jahr.

Kortunow hob auch die Frage hervor, wer die Verteilung der humanitären Hilfe und der Nahrungsmittelverteilung für Afghanistan kontrollieren werde. Im Falle Syriens, so Kortunow, behaupte der Westen, man könne Präsident Bashar al-Assad nicht trauen, diese Aufgabe zu übernehmen und überlasse sie daher internationalen Organisationen und Hilfsgruppen. „Es ist nicht auszuschließen, daß die gleiche Position in Bezug auf die Taliban eingenommen wird“, sagte Kortunow und erklärte, daß dies zu einer Situation führen würde, in der die internationale Gemeinschaft „bereit ist, Nahrungsmittelhilfe zu leisten, aber unter der Bedingung, daß ungehinderter Zugang zu den bedürftigen Gebieten gewährt wird“ und die Taliban von jeglicher Entscheidungsfindung darüber, an wen die Hilfe geliefert werden solle, ausgeschlossen würden. Im Falle Syriens seien die westlichen Argumente lediglich ein Vorwand, um die syrische Souveränität unter dem Deckmantel des „humanitären“ Schutzes zu beschneiden. Wie sich dies in Afghanistan – einer noch komplexeren Situation – auswirken wird, bleibt abzuwarten.


UN-Hilfskonferenz fordert: Jetzt handeln, oder Afghanistan wird wirklich in den Abgrund gerissen

Auf der gestrigen Konferenz der Vereinten Nationen in Genf über die Hilfe für Afghanistan konnten 1,1 Milliarden US-Dollar gesammelt werden, was über das ursprüngliche Ziel von 606 Millionen Dollar hinausgeht. Doch angesichts der dramatischen Berichte der Redner über die schwere humanitäre Krise und den dringenden Bedarf an Nahrungsmitteln und Medikamenten, um den drohenden Hungertod von zehn Millionen Menschen abzuwenden, werden die 1,1 Milliarden Dollar nicht ausreichen. Die Lage ist so prekär, daß 1 Million Kinder direkt vom Hungertod bedroht sind, wenn ihre unmittelbaren Lebensgrundlagen nicht gesichert werden, berichtete die New York Times am 13. September. Mindestens 10 Millionen Kinder seien auf humanitäre Hilfe angewiesen, nur um zu überleben, sagte die UNICEF-Direktorin Henrietta H. Fore der Times. Das Welternährungsprogramm (WFP) schätzt, daß in diesem Jahr 40% der Ernte in Afghanistan ausfiel, was die Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe schnellen läßt. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) ergreift Maßnahmen, um den Landwirten zu helfen, damit sie die bevorstehende Winterweizenaussaat nicht verpassen und um die lebenswichtigen Nutztiere am Leben zu erhalten, aber die Situation wird durch eine schwere Dürre erschwert. Mehr als die Hälfte der täglichen Kalorienzufuhr eines durchschnittlichen Afghanen stammt aus Weizen, der größtenteils im eigenen Land angebaut wird, erklärte der Generaldirektor der FAO, Qu Dongyu, auf dem Treffen.

Der Direktor des Welternährungsprogramms, David Beasley, warnte eindringlich: „14 Millionen Menschen – einer von drei – stehen am Rande des Hungertodes. …. Hinzu kommen 14 Millionen Menschen in IPC2“ – einer Kategorie akuter Ernährungsunsicherheit – „die an dieselbe Tür klopfen. Wenn wir also nicht sehr achtsam sind, könnten wir wirklich in den Abgrund geraten und katastrophale Zustände erleben, schlimmer als das, was wir jetzt sehen.“ Das WFP rechnet mit 40% Ernteverlusten in Afghanistan in diesem Jahr; der Preis für Weizen ist um 25% gestiegen und der Preis für Mehl hat sich auf den lokalen Märkten verdoppelt. Beasley betonte, daß 4 Millionen Menschen in schwer zugänglichen Gebieten lebten, für die, wenn die Nahrungsmittel nicht vor dem Winter bereitgestellt würden, „eine Katastrophe droht. Die Zeit ist jetzt gekommen. Wir können nicht sechs Monate warten. Wir brauchen die Mittel sofort, damit wir die Hilfsgüter transportieren können“.

Wie andere Redner warnte auch Beasley: „Wenn wir nicht vorsichtig sind und nicht strategisch vorgehen, könnten wir eine Massenflucht, eine Destabilisierung der Region und mit Sicherheit den Hungertod von Millionen Afghanen riskieren.“ (https://www.wfp.org/news/step-now-its-too-late-wfp-chief-appeals-urgent-action-afghanistan-winter-approaches)

Gennady Gatilov, Rußlands ständiger Vertreter am Genfer UNO-Büro, betonte laut TASS, daß „Kabuls traditionelle westliche Geldgeber der Bevölkerung des Landes aktive Hilfe leisten müssen, um die Migrationsströme zu reduzieren oder zu stoppen“.


Rufe zur Freigabe afghanischer Gelder durch die USA verstärken sich

Nachdem die afghanische Handels- und Investitionskammer (ACCI) am 13. September davor gewarnt hatte, daß das Land in eine Wirtschaftskrise stürzen würde, wenn das US-Finanzministerium die eingefrorenen internationalen Reserven nicht freigeben werde, mehren sich die Stimmen, die die USA auffordern, genau dies zu tun. Diese Stimmen von Vertretern des Privatsektors warfen dem US-Finanzministerium vor, daß das Einfrieren der Reserven Kabuls eine Verletzung der Menschenrechte darstelle, und berichteten, daß seit dem Einfrieren der Reserven alle Transaktionen zwischen afghanischen und internationalen Banken gestoppt worden seien.

Wenn die Situation nicht geändert werde, werde das Land eine tiefe Rezession nicht vermeiden können, warnten die Vertreter laut TOLOnews aus Afghanistan. „Wir fordern die Vereinigten Staaten und die Welt auf, das Problem mit den eingefrorenen Guthaben zu lösen, denn dieses Geld gehört den Bürgern von Afghanistan. Wenn es politische Probleme mit der Regierung oder einigen Leuten gebe, dürfte nicht das Geld der Bevölkerung dafür als Geisel genommen werden“, sagte der amtierende ACCI-Direktor Mohammad Yunus Mohmand. Ein weiteres Vorstandsmitglied, Khan Jan Alokozay, sagte, daß die meisten Fabriken mit einem ernsthaften Mangel an finanziellen Mitteln und Rohstoffen zu kämpfen hätten, weil sie kein Geld abheben könnten, und daß im letzten Monat über eine Million Arbeiter nicht hätten bezahlt werden können.

Außerdem könnten der Verlust der humanitären Hilfe und die sich abzeichnende vierte Welle des Coronavirus das Land verwüsten. Der afghanische Gesundheitsminister Wahid Majrooh, der aus der vorherigen Regierung übernommen wurde, sagte, das Gesundheitssystem des Landes stehe kurz vor dem Zusammenbruch: „Wir verlieren Personal, wir verlieren Menschenleben, wir verlieren die Moral und die Dynamik, die wir hatten“, sagte Majrooh. „Die Krise ist sehr, sehr umfangreich.“

Der Druck auf die USA, die Mittel freizugeben, wächst. Bei der Pressekonferenz des chinesischen Außenministeriums am 15. Sept. nahm sich dessen Sprecher Zhao Lijian dieses Themas an, indem er eine Frage von The Paper beantwortete, die den Taliban-Sprecher Suhail Shaheen mit den Worten zitiert hatte: „Die USA sollten das Einfrieren der Gelder aufheben, da es sich um das Geld der afghanischen Bevölkerung handelt. Afghanistan hat deshalb viele wirtschaftliche Probleme. Dieses Einfrieren richtet sich gegen das afghanische Volk. Es besteht Handlungsbedarf. Die neue Regierung wird alle möglichen rechtlichen Schritte einleiten.“ Zhao Antwort lautete: „Shaheen hat Recht. Das Vermögen gehört Afghanistan und sollte für das afghanische Volk verwendet werden. Die USA sollten es nicht ungerechtfertigt einfrieren. Die USA sollten sich der legitimen Forderung Afghanistans stellen, den Druck und die Sanktionen aufheben und aufhören, Hindernisse für die Wirtschaft, den Lebensunterhalt sowie den Frieden und den Wiederaufbau in Afghanistan zu schaffen.“

Es ist anzunehmen, daß der Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) am 16. und 17. September eine klare Stellungnahme veröffentlichen wird, da sowohl Rußland als auch China darauf hingewiesen haben, daß die USA, die für die Verschlechterung der Lage in Afghanistan verantwortlich seien, auch die Hauptverantwortung für die Lösung der Krise übernehmen müßten. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre die Freigabe der Mittel für die derzeitige Übergangsregierung, bevor es zu spät ist.


Unnötige Gesundheitskatastrophe in Afghanistan

Der amtierende Gesundheitsminister Afghanistans, Dr. Wahid Majrooh, erläuterte die wahren Auswirkungen der finanziellen Maßnahmen des Westens, die dazu führen, daß die Finanzierung des afghanischen Gesundheitssystems unmöglich wird: „Wenn wir Nachrichten von der Weltbank oder den Gebern des Treuhandfonds für den Wiederaufbau Afghanistans hören – ob sie nun sagen, daß sie unsere Mittel gestoppt oder eingefroren haben – bedeutet das für mich, daß 3.700 Gesundheitseinrichtungen zusammenbrechen werden. Daß die Gesundheit von 35 Millionen Menschen zusammenbrechen wird.“

Die UNO schätzt, daß etwa 90 % der Gesundheitseinrichtungen geschlossen wurden, da die internationalen Geber offensichtlich besorgter über den Missbrauch der Mittel durch die Taliban sind, als über die Folgen für das Leben der Menschen dort.

In Interviews mit New Humanitarian und Business Insider erklärte Majrooh in der vergangenen Woche, daß Lebensmittel und Treibstoff fehlten, daß es keine Gehälter gebe, daß die Impfteams für Pocken und COVID-19 aufgelöst seien und daß drei Millionen Impfdosen, die kurz vor dem Verfall stünden, nicht verimpft werden könnten.

Das von der Weltbank verwaltete Programm für den Gesundheitssektor, Sehalmandi, wurde eingestellt, was zum Tod von Schwangeren und zu schwerer Unterernährung bei Kindern geführt hat. Außerdem erklärte Majrooh, daß es für die Länder nicht schwierig sein dürfte, die Hilfe zu leisten, selbst wenn sie Bedenken gegenüber den Taliban hätten, da die meisten Hilfsleistungen über die UNO abgewickelt werden könnten. In 31 der 34 Provinzen wurden NGOs mit der Durchführung der medizinischen Grundversorgung beauftragt, so daß der Weg der Finanzierung verfügbar sei. Er sehe in dieser gegenwärtigen sorglosen Missachtung die eigentliche Wahrheit hinter der über viele Jahre hinweg geäußerten angeblichen Besorgnis.

Majrooh sagte, er habe am 15. August beschlossen, auf seinem Posten zu bleiben. „Als die Taliban kamen, war ich am nächsten Tag im Büro. Und um ehrlich zu sein, waren sie überrascht. Im Laufe der Zeit bereite ich mich auf eine reibungslose Ablösung vor, um die meisten Angelegenheiten zu übergeben. Die Koordinierung zwischen mir und ihrer Gesundheitskommission ist gut“. Sie haben sich zwar bereit erklärt, ihre Gesundheitsbehörden in den Provinzen zu informieren, die Covid-19-Impfungen fortzusetzen, aber die Logistik ist nicht vorhanden. Die afghanischen Krankenhäuser haben nicht einmal den Treibstoff zum Betrieb der Kühlschränke, um die Impfstoffe zu lagern.


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