Sowohl China als auch Afghanistan scheinen die jüngsten zweitägigen Treffen zwischen dem amtierenden afghanischen Vizepremierminister Mullah Abdul Ghani Baradar, dem amtierenden Außenminister Amir Khan Muttaqi, sowie dem chinesischen Außenminister Wang Yi in Doha als produktiv und freundschaftlich zu betrachten.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, wies vorgestern im Vorfeld der Gespräche auf deren Bedeutung hin, denn sie seien die ersten auf dieser Ebene seit dem Treffen im Juli vor der Machtübernahme durch die Taliban. „Das afghanische Volk sieht eine historische Chance, die Zukunft seines Landes selbst in die Hand zu nehmen“, während es gleichzeitig „mit vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen konfrontiert ist, bei denen es dringend Unterstützung von außen braucht“, betonte der Sprecher. „Vor diesem Hintergrund haben die chinesische Seite und die afghanischen Taliban-Behörden vereinbart, sich in Doha zu treffen.“
Global Times berichtet, daß Wang Yi über Chinas Sorgen (EITM-Terrorismus [East Turkestan Islamic Movement], die Notwendigkeit einer inklusiven Regierung, die Vermeidung von Chaos und gute Beziehungen zu den Nachbarn usw.) sprach, aber auch Chinas Unterstützung für die Entwicklung Afghanistans zum Ausdruck brachte:
„Wang forderte die USA und den Westen auf, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben. Er rief auch alle Parteien dazu auf, mit den afghanischen Taliban auf rationale und pragmatische Weise zu verhandeln, um Afghanistan zu helfen, den Weg einer gesunden Entwicklung einzuschlagen“, berichtete Global Times.
„Wang sagte, Afghanistan befinde sich jetzt in einer kritischen Phase des Übergangs vom Chaos zur Regierungsführung und stehe vor einer historischen Chance, Aussöhnung zu erreichen und den nationalen Wiederaufbau voranzutreiben. Aber es liegen noch große Herausforderungen vor uns, einschließlich der humanitären Krisen, des wirtschaftlichen Chaos‘ und der terroristischen Bedrohungen, die mehr Verständnis und Unterstützung seitens der internationalen Gemeinschaft erfordern.“
Global Times berichtete, Baradar habe Wang über die aktuelle Lage in Afghanistan informiert und ihm bestätigt, daß die afghanischen Taliban den Sicherheitsbelangen Chinas große Bedeutung beimäßen und entschlossen ihr Versprechen einhielten und niemals zulassen würden, daß irgendwelche Kräfte afghanisches Territorium nutzten, um China zu schaden.
Die afghanische Nachrichtenagentur Tolo News berichtet unter Berufung auf den Regierungssprecher Zabiullah Mudschahid, Beijing habe Afghanistan humanitäre Hilfe in Höhe von 5 Millionen US-Dollar zugesagt und die beiden Regierungen hätten vereinbart, drei Ausschüsse einzurichten. „Der erste Ausschuß befaßt sich mit den politischen und diplomatischen Beziehungen, der zweite mit der Schaffung von Beziehungen und Verständnis zwischen den beiden Ländern und der dritte mit Wirtschaftsprojekten“, so Mujahid.