Dialog der Zivilisationen
Renaissance der klassischen Kultur
Für eine Renaissance der klassischen Kultur
Von Helga Zepp-LaRouche
Was ist nur aus unserer Welt geworden? Top-Banker warnen vor dem „Weltuntergang“, was sie aber nicht daran hindert, gleichzeitig zweistellige Millionenbeträge an Boni in die Tasche stecken – so als ob das Totenhemd Taschen hätte. Politiker würden ihre Großmutter verkaufen, um „die Märkte“ zu beruhigen, während sie das Gemeinwohl, auf das sie ihren Amtseid geschworen haben, aus ihrem Wortschatz gestrichen haben. Regierungschefs, die in ihren eigenen Staaten soeben Demokratie und Verfassung erfolgreich ausgemerzt haben, sind unter dem Vorwand der Sorge um die Demokratie und Menschenrechte bereit, von einer „humanitären Intervention“ zur nächsten schnurstracks zur thermonuklearen Apokalypse voranzumarschieren.
Hunderte von Millionen von Menschen sind akut vom Tod durch Hunger, Mangel an sauberem Wasser und Krankheiten bedroht, während auf Kirchentagen die Verwendung von Biodiesel verteidigt wird und Umweltpäpste, die erfolgreich landwirtschaftliche Produktion und Wassermanagement verhindern und damit vielen Menschen das Leben nehmen, mit Bundesverdienstkreuzen dekoriert werden. „Die Gesellschaft“ toleriert seit Jahrzehnten, wie eine Barriere des zivilisierten Verhaltens nach der andern niedergerissen wird, und wundert sich dann, wenn sich Zwölfjährige pornographische Videos auf dem Handy zuschicken und diese dann auf dem Schulhof angucken; wenn es schon fast als normal angesehen wird, wenn Einzelpersonen in der U-Bahn oder Seitenstraßen von Jugendlichen „abgezogen werden“, unfreiwillig alle Wertgegenstände abgeben, um Schlimmeres zu verhindern? Könnte man vielleicht meinen, daß eine Gesellschaft, in der Teenager die gefährlichste Bevölkerungsgruppe darstellen, als gescheitert betrachtet werden sollte?
Man könnte diese Liste von Mißständen um viele Aspekte erweitern. Sicher sind die Gründe vieler Probleme in der falschen Axiomatik der Wirtschafts-, Militär- und Sozialpolitik zu suchen. Aber der vielleicht wichtigste Bereich, in dem die Entwicklung vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist, ist die Veränderung des kulturellen Paradigmas in der „westlichen Welt“ in den vergangenen Jahrzehnten.
Auch wenn in den Jahrzehnten des Wiederaufbaus in Deutschland sicher nicht alles perfekt war, so war doch der Vektor der Entwicklung positiv; es gab einen enormen Aufbauwillen, die später verleumdeten Sekundärtugenden Fleiß und Ehrlichkeit förderten das Gemeinwohl und vermittelten sozialen Zusammenhalt. In den Schulen wirkte durchaus noch das Humboldtsche Bildungsideal, das die charakterliche Schönheit der Schüler mindestens als einen Aspekt bei den Zielen der Erziehung betrachtete. Die klassische Kultur in der Musik, der Dichtung und den schönen Künsten spielte in allen Schulsparten, vor allem aber in den Gymnasien eine wichtige Rolle.
Daß dies seit langem nicht mehr so ist, daran haben viele Faktoren schuld: die dekonstruktive Rolle der Frankfurter Schule in Bezug auf die klassische Musik und Dichtung, der Kongreß für kulturelle Freiheit, das Regietheater, die Brandtschen Erziehungsreformen, die 68er-Bewegung, die Gegenkultur und Popkultur im allgemeinen. Das Resultat all dieser Einflüsse sind ein kulturelles Ödland, verschrumpelte Herzen, deren Empfindungsvermögen zurückgeblieben ist, und der Verlust des Urteilsvermögens bei vielen Mitmenschen, wo das Gefühl für Recht oder Unrecht einer allgemeinen Anpassung an die Mehrheitsmeinung Platz gemacht hat.
Wenn Schiller schon zu seiner Zeit – konkreter nach dem Scheitern der Französischen Revolution – fragen mußte: „Woher kommt es, daß wir noch Barbaren sind?“, um wieviel mehr würde er diese Frage heute voller Entsetzen stellen! Denn die Gegenwart demonstriert leider auch in einem anderen Punkt, daß er recht hatte, daß nämlich die Gesellschaft, die von einem höheren Niveau sich zurückentwickelt, verächtlicher ist als jene, die sich noch aus der Unterentwicklung zu befreien sucht. Im fünften der Ästhetischen Briefe schrieb Schiller:
„In seinen Taten malt sich der Mensch, und welche Gestalt ist es, die sich in dem Drama der jetzigen Zeit abbildet! Hier Verwilderung, dort Erschlaffung: die zwei Äußersten des menschlichen Verfalls, beide in einem Zeitraum vereinigt!
In den niederen und zahlreicheren Klassen stellen sich uns rohe gesetzlose Triebe dar, die sich nach aufgelöstem Band der bürgerlichen Ordnung entfesseln und mit unlenksamer Wut zu ihrer tierischen Befriedigung eilen… Die losgebundene Gesellschaft, anstatt aufwärts in das organische Leben zu eilen, fällt in das Elementarreich zurück.
Auf der anderen Seite geben uns die zivilisierten Klassen den noch widrigeren Anblick der Schlaffheit und einer Depravation des Charakters, die desto mehr empört, weil die Kultur selbst ihre Quelle ist. Ich erinnere mich nicht mehr, welcher alte oder neue Philosoph die Bemerkung machte, daß das Edlere in seiner Zerstörung das Abscheulichere sei, aber man wird sie auch im Moralischen wahr finden. Aus dem Natursohne wird, wenn er ausschweift, ein Rasender; aus dem Zögling der Kunst ein Nichtswürdiger.“
Schiller entwickelt dann in den weiteren Briefen, daß angesichts dieser Situation jede Verbesserung im Politischen nur durch die Verbesserung des Charakters des einzelnen kommen kann – eine Einsicht, die heute genauso wahr ist wie zu seinen Zeiten. Woher aber soll diese Veredlung kommen, wenn die Massen erschlafft sind und der Zustand des Staates barbarisch ist, fragt Schiller, und kommt im neunten Brief dann zu dem Punkt,
„zu welchem alle meine bisherigen Betrachtungen hingestrebt haben. Dieses Werkzeug ist die schöne Kunst, diese Quellen öffnen sich in ihren unsterblichen Mustern.
Von allem, was positiv ist und was menschliche Konventionen einführten, ist die Kunst wie die Wissenschaft losgesprochen, und beide erfreuen sich einer absoluten Immunität von der Willkür des Menschen.“
Der Schlüssel zur Überwindung der gegenwärtigen existentiellen Krise liegt deshalb darin, den Menschen den Zugang zu ihrer eigenen Kreativität zu eröffnen, in ihnen wieder den Götterfunken zu entfachen, der ihr menschliches Potential zur vollen Entfaltung bringt. Es gilt also, die Fakultät des menschlichen Geistes zu stärken, in der neue wissenschaftliche Entdeckungen gemacht werden, die die gleiche ist, in auch die klassische Kunst entsteht, in der musikalische oder poetische Ideen nach den Kriterien der klassischen Komposition entwickelt werden. Wenn der Mensch neue universelle Prinzipien in der Wissenschaft entdeckt, oder der Komponist oder Dichter die Regeln der klassischen Kompositionen berücksichtigt oder auf gesetzmäßige Weise erweitert, dann befindet sich die Kreativität eines erfindenden Geistes in völliger Konkordanz mit dem sich kreativ entwickelnden physikalischen Universum.
Wenn wir also aus der gegenwärtigen Krise herauskommen wollen, ist eine Renaissance der klassischen Kultur die absolute Voraussetzung. Deshalb unterstützen das Schiller-Institut und die Kulturzeitschrift Ibykus die Initiative von Lynn Yen und richtet die Bitte an alle Künstler und Freunde der klassischen Kunst, Teil einer weltweiten Bewegung zu werden, die für diese Renaissance so lange kämpft, bis wir das gegenwärtige dunkle Zeitalter überwunden haben, genauso wie die goldene Renaissance Italiens des 15. Jahrhunderts das dunkle Zeitalter des 14. Jahrhunderts überwunden hat, oder wie die deutsche Klassik die Zerstörung des Dreißigjährigen Krieges ersetzt hat.
Featurette
„Die klassische Revolution“
Was macht man wenn der Staat korrupt ist und die Massen erschlafft? Woher soll die Veränderung dann kommen? Friedrich Schiller zeigt eine wahrhaft aufschlussreiche Einsicht: es kann nur durch die klassische Kunst geschehen.
„Die klassische Revolution“ zeigt Helga Zepp-LaRouche (Präsidentin des Schiller-Instituts), Tenor Raymond Björling (Enkel von Jussi Björling), Ökonom und Staatsmann Lyndon LaRouche, Maestro Daniel Lipton, Harley Schlanger (Vize-Präsident des Schiller-Instituts in den USA), Norbert Brainin (1923-2005, erster Violinist des Amadeus Quartets) und Bariton William Warfield (1920-2002) in Diskussion über folgende Themen:
* Die Renaissance beginnen
* Bel canto: Die Kunst des schönen Singens
* Die Magie der Musik und des Kontrapunktes
* Die Wiederentdeckung der Motivführung
* Die Künstler: Die Menschheit voranbringen
* Hinter den Noten
* Eine neue klassische Reanaissance für die Welt
Offener Brief an klassische Künstler überall auf der Welt! von Lynn Yen, Direktorin des Revival of Classical Culture
Offener Brief an klassische Künstler überall auf der Welt! von Lynn Yen, Direktorin des Revival of Classical Culture
Offener Brief an klassische Künstler überall auf der Welt! von Lynn Yen, Direktorin des Revival of Classical Culture
Friedrich Schiller hat einmal geschrieben, daß „es die Schönheit ist, durch welche man zur Freiheit wandert”. Er spricht hier nicht nur von bloßer äußerer Schönheit, sondern von der tieferen Schönheit des Geistes, eines Geistes, der schöner wird durch seine Fähigkeit, sich selbst zu erkennen und gleichzeitig seine inneren, edelsten Absichten auszudrücken. Das ist das Geschenk und das Recht, das wir jungen Menschen auf der ganzen Welt, die die Zukunft der Menschheit sind, geben müssen. Das schulden wir ihnen, genauso wie den Dichtern in allen Formen von Kunst und Wissenschaft, die für uns die klassische Kultur geschaffen haben, nicht als Sammlung von Regeln, sondern als Prinzipien des Denkens, welche die Menschheit in ein besseres, produktiveres, glücklicheres Leben führen.
Am 13. Mai 2012 gab der Meisterpianist Tian Jiang ein Konzert im Stern-Auditorium der Carnegie Hall. Mehr als 1700 Schüler, Eltern und Lehrer aus über 80 öffentlichen Schulen aus New York City und Umgebung, von denen die meisten noch nie zuvor in der Carnegie Hall gewesen waren und viele vielleicht auch noch nie zuvor klassische Musik gehört hatten, teilten die Freude, die der Geist empfindet, wenn die Schönheit menschlicher Emotion und menschlichen Intellekts eins werden. In einem Programm mit Bach, Mozart, Beethoven, Brahms und Chopin, das fast zwei Jahrhunderte Komposition und fast zweieinhalb Stunden Aufführung umfaßte, gab es gebanntes Schweigen, langandauernden Applaus und stehende Ovationen eines Publikums, das nach der heute gängigen Meinung vermeintlich „unfähig ist, klassische Musik zu verstehen oder sich dafür zu interessieren.“ Selbst zwei- und dreijährige Kleinkinder lauschten aufmerksam während der gesamten Aufführung von Mozarts Fantasie in c-moll, Beethovens „Appassionata“ und Brahms’ Händel-Variationen.
Nach diesem Konzert erhielten wir zahlreiche Briefe von Lehrern, Eltern und Schülern, die um mehr Gelegenheiten zu solcher Nahrung für Geist und Seele baten. Daher dachten wir uns: Warum verwirklichen wir nicht den Wunsch und die Absicht, die Dr. Martin Luther King in seiner Rede bei der Entgegennahme des Nobelpreises so ausdrückte: „Ich habe die Kühnheit, daran zu glauben, daß Völker überall auf der Welt drei Mahlzeiten täglich für ihren Körper, Bildung und Kultur für ihren Geist und Würde, Gleichheit und Freiheit für ihre Seele haben können.“
Die Stiftung für die Wiederbelebung der klassischen Kultur ruft alle klassischen und klassisch ausgebildeten Musiker auf der Welt auf, ihre Zeit einzubringen und sich zusammen mit uns daran zu beteiligen, der Jugend der Welt große klassische Kompositionen nach der strengen platonischen Ästhetik und besten Schillerschen Empfindung aufzuführen und zu lehren. Laßt uns in allen großen Städten Amerikas und darüber hinaus die Ausübung der klassischen Kultur wiederbeleben, zur Veredelung der Menschheit und aus Liebe zu unseren eigenen Kindern und zu allen Kindern.
— Lynn YenGeschäftsführende Direktorin des Foundation for the Revival of Classical Culture, New York
Von der Unfähigkeit, Musik zu komponieren
Ein Offener Brief von Helga Zepp-LaRouche an die Klassikliebhaber Deutschlands im Beethoven-Jahr: Die Grenze des Zumutbaren ist endgültig überschritten!
In einem vielbeachteten Appell erklärte Helga Zepp-Larouche, Vorsitzende des internationalen Schiller-Institutes, daß die Zerstörung der Oper „Fidelio“ von L. van Beethoven in einer Aufführung in Darmstadt einem Dammbruch gleichkomme.
Hier wurde nicht nur durch die Regie der Sinn der Oper , sondern sogar auch die Musik entstellt.
„Die Grenze des Zumutbaren ist endgültig überschritten“, erklärte Frau Zepp- LaRouche.
Wenn dieser Zerstörung nicht Einhalt geboten würde, wird sich die ganze Welt über den „Eurotrash“ lustig machen, wie dieses Genre inzwischen in vielen Ländern genannt wird.
Dieser Appell erregte schon international Aufsehen, wie z.B. in den USA, Italien und Holland.
Wir bitten Sie, den nachfolgenden Appell zu unterstützen, zu veröffenlichten und zu verbreiten.
New Yorker Chor des Schiller-Instituts widmet Konzert dem „Geist der Elbe“
Der New Yorker Chor des Schiller-Instituts strahlte am 25. April ein erhebendes Konzert aus, das von Jen Pearl wie folgt eingeleitet wurde:
Musikalischer Dialog der Kulturen
Konzerte in der Verdi-Stimmung (A = 432 Hz)
„Musikalischer Dialog der Kulturen“ Konzert in Berlin — 25. Juni 2016
In these dark times of terrorism, war and the dramatic refugee crises, it is essential to recall the superiority of human creativity over the forces of destruction. And what could better demonstrate this unique human capability than the great masterpieces of diverse civilizations? By recognizing the one in the many, and by placing what unites us above what separates us, we will be able to overcome the present profound civilizational crisis. In that spirit, the leitmotif of this concert is the dialogue of cultures.
The performers are members of the Camerata Geminiani, the Russian Children’s Choir of the Shostakovich Music School in Berlin-Lichtenberg, the Chinese Academic Chorus in Berlin, and the International Chorus of the Schiller Institute. The event is organized by the Network for International Cultural Exchange (NICE) and the Schiller Institute.
Der Chor des Schiller-Instituts
„Nänie“ von F. Schiller & J. Brahms
Das Schiller-Institut führt Johannes Brahms, „Nänie, Op. 82“ auf nach einer Einführung über Friedrich Schillers Gedicht „Nänie“ von Helga Zepp-LaRouche.
Helfen Sie dabei Wahrheit und Schönheit voran zu bringen
Unsere musikalischen Aufführungen (A = 432 Hz)