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Eine neue Renaissance

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Internationale Internetkonferenz des Schiller-Instituts : Laßt uns gemeinsam mit der globalen Mehrheit ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufschlagen!

Die Aufzeichnung des englischen Livestreams für Panel 1 finden Sie hier und den für Panel 2 hier.

Die deutsche Simultanübersetzung wird in Kürze veröffenlicht und in der Rednerliste verlinkt

Panel 1: Die strategische Lage nach dem historischen BRICS-Gipfel

Samstag, 9. September, 15.00 Uhr MESZ

Moderator: Dennis Speed, Schiller-Institut (USA): Überwindet den Neoklonialismus mit dem Bau tausender neuer Städte

Videoausschnitt von Lyndon LaRouche zum Nachlesen

„Wir werden Hunderte von Städten exportieren“

Von Lyndon LaRouche

Die Konferenz wurde eröffnet mit dem folgenden Auszug aus einem Vortrag von Lyndon LaRouche (1922-2019) von 1978 im Rahmen des US-Präsidentschaftsvorwahlkampfes.

Wissen Sie, was wir tun werden? Wir werden Nuplexe bauen. Wir müssen das den Leuten erklären: Wie baut man einen Nuplex? Man hebt einen großen Krater aus. Man legt ein großes Fundament – es sei denn, man hat eine Felssohle. Es ist Ihnen egal, wie das Gelände beschaffen ist, das macht keinen Unterschied. Wo auch immer man ist, man sprengt es aus, man erzeugt einen Krater. Man erzeugt einen Krater, der die Größe einer Stadt hat, einer Stadt mit einer halben Million Menschen oder 100.000 Menschen. Jedenfalls baut man einen Krater für eine Industriestadt neuen Typs, sechs, sieben oder acht Stockwerke tief unter der Oberfläche. Man baut sie auf bis zur Oberfläche.

Oben drauf setzt man zwei Kernkraftwerke mit jeweils eineinhalb bis zwei Gigawatt Leistung, um eine ausgeglichene Last zu erhalten. Darum herum baut man wie ein Armband Industriebetriebe, die diese Energie nutzen, um sich niedrige Betriebskosten zu sichern. Man baut dort eine chemische Industrie auf, Entsalzungsanlagen und so weiter, und man nutzt die Abwärme und den Strom. Man baut Wohnungen für die Familien, moderne Wohnungen, die hundert Jahre halten, für die Familien der Menschen, die die Bauarbeiten ausführen, die innerhalb von 4-6 Jahren abgeschlossen sein werden.

Man entwickelt kulturelle Programme vor Ort: Schulen, Universitäten, Fachschulen. Alles, was eine Stadt braucht. Und wenn das Projekt nach sechs Jahren abgeschlossen ist, arbeiten diese Menschen in den Fabriken, weil sie dazu ausgebildet wurden. Und die Europäer und andere, die hinzugezogen wurden, werden nach und nach bis auf ein paar wichtige Techniker wieder abgezogen.

Die Stadt wird gebaut. Sie ist modular. Man kann sie verändern. Man kann sie ohne große Kosten weiterentwickeln. Ihre Transportsysteme sind eingebaut und für die nächsten hundert Jahre modular, und für alle technologischen Verbesserungen gerüstet, die in den nächsten hundert Jahren von Bedeutung sein werden. Nach 4-6 Jahren ist die Stadt voll funktionsfähig. Wir werden in den nächsten 25 Jahren Hunderte davon bauen. Hunderte! Hunderte von neuen Städten in der ganzen Welt, vor allem in den Entwicklungsländern.

Diese Städte werden miteinander verbunden sein. Sie werden ein Netz von Hochtechnologiekulturen bilden, die mitten in die übrige Bevölkerung gepflanzt werden. Ausgehend von diesen Städten und ihren Universitäten, Technischen Hochschulen und technischen Dienstleistungen für die umliegenden Gebiete werden wir eine ganze Generation der Menschheit aus der Barbarei und Unterdrückung in das moderne Leben erheben.

In den folgenden 25 Jahren werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Und in 50 Jahren wird sich die Menschheit so selbst verändert haben, wie wir Städtebauer es vorhaben. Wir werden alle existierenden, lebensfähigen Industrien mobilisieren, und alle, die aufgebaut werden können, um das zu erreichen. Wir exportieren nicht ein paar zusätzliche Ausfuhren im Wert von 10 oder 20 Milliarden Dollar, wir exportieren Hunderte von Städten!

Helga Zepp-LaRouche (Deutschland), Gründerin des Schiller-Instituts, Grundsatzrede: Ein größere Veränderung als das Ende des Kalten Krieges“ –> Rede im Wortlaut lesen

S.E. Donald Ramotar (Guyana), ehemaliger Präsident von Guyana: „Der Globale Süden ist die neue Globale Mehrheit“

Rede lesen

Aussichten und Herausforderungen nach dem BRICS-Gipfel

Von Donald Ramotar

Donald Ramotar war Staatspräsident (2011-15) sowie Abgeordneter des Parlaments von Guyana. (Übersetzung aus dem Englischen, die Zwischenüberschrift wurde hinzugefügt.)

Die gerade beendete BRICS-Konferenz in Südafrika wird sicherlich als historisches Ereignis in die Geschichte eingehen. Denn sie könnte sehr wohl der Anfang vom Ende des Neokolonialismus und der Beginn einer neuen Ära der wirtschaftlichen Befreiung sein.

Das ist etwas, was patriotische Staatsführer des Globalen Südens herbeigesehnt haben. Es war etwas, worüber viele Länder und progressive Politiker lange nachgedacht hatten. Wir haben viel zu lange unter der massiven Manipulation internationaler Institutionen wie Weltbank und IWF gelitten, die zu Werkzeugen der Unterdrückung durch die USA wurden. Auch die Vereinten Nationen wurden bekanntermaßen mehrfach mißbraucht, z.B. bei der Ermordung von Patrice Lumumba und später bei der Invasion im Irak und in Libyen.

Doch was die USA notwendig machte, war die Verwendung des Dollars als Hauptwährung im Welthandel. Das verlieh den US-Institutionen enorme Macht und Einfluß in der Weltwirtschaft. Die Vereinigten Staaten nutzten ihre Stellung in der Weltwirtschaft, um anderen Ländern ihre Positionen aufzuzwingen. Wenn sie mit der Politik eines Staates nicht einverstanden waren, verhängten sie schnell Sanktionen gegen ihn.

Die längsten Sanktionen sind gegen Kuba verhängt. Das bringt für die Bevölkerung der Insel große Härten mit sich. Die Sanktionen sollen vor allem sicherzustellen, daß Kubas sozialistisches System nicht erfolgreich ist.

Im Laufe der Jahre wurde das zu einer mächtigen Waffe in den Händen der USA. Die Menschen in Venezuela und Nikaragua leiden unter harten Sanktionen. Der Irak wurde zu Saddam Husseins Zeit mit harten Sanktionen belegt, die dem Land sehr schadeten. Mehr als eine halbe Million Kinder wurden Opfer dieser Sanktionen. US-Außenministerin Madeleine Albright sagte damals, das sei es ihr wert gewesen, u.a. alle diese Kinder zu töten.

Sie haben dem Iran, Afghanistan und vielen anderen Staaten Milliarden von Dollar genommen. Sie haben den Dollar zur Waffe gemacht und benutzen ihn, um andere Staaten und sogar Einzelpersonen auszurauben.

Sie waren sich ihrer Fähigkeit, Länder zu ruinieren oder ihnen schweren Schaden zuzufügen, so sicher, daß sie das in ihre Pläne zur Vernichtung Rußlands einbezogen. Als sie die Ukraine drängten, Rußland in einen Konflikt zu verwickeln, verließen sie sich nicht nur auf ihre militärische Macht, sondern auch auf ihre Sanktionen.

Man erinnere sich an Präsident Bidens Prahlerei über die Verhängung der „Mutter aller Sanktionen“ gegen Rußland. Sie dachten, daß Rußland so umfassenden Sanktionen, bis hin zum Diebstahl russischer Gelder in US-Banken, nicht standhalten könnte.

Rußlands Reaktion zeigt, daß die Sanktionen überwunden werden konnten. Meiner Ansicht nach trug Rußlands Forderung, für sein Öl und andere Rohstoffe in Rubel zu bezahlen, am meisten dazu bei, die Sanktionen unwirksam zu machen. Rußland begann, mit anderen Ländern unter Verwendung ihrer Landeswährungen zu handeln. Das System funktioniert. Außerdem bietet es allen Ländern ein größeres Maß an wirtschaftlicher Freiheit.

Andere Länder, darunter auch Verbündete der USA, haben das erkannt und wissen dieses System zu schätzen. Zur größeren Unabhängigkeit kommt die Erkenntnis hinzu, daß die USA die in US-Banken deponierten Ersparnisse aller Länder beschlagnahmen können.

Der Handel in ihren eigenen Währungen und schließlich die Schaffung einer neuen Währung für den Außenhandel zwischen den BRICS und anderen Staaten erweist sich als sehr praktikabel. Diese Bewegung hat große Möglichkeiten und wird sich wahrscheinlich weiter ausbreiten.

Es werden andere Systeme eingeführt, die diese „Unabhängigkeitsbewegung“ erleichtern werden. Dazu gehört auch die Suche nach Alternativen zum SWIFT-System und anderen Banken-Arrangements. Die BRICS-Bank kann neuartige Beziehungen zwischen allen Ländern anbieten. Das ist besonders attraktiv für den Globalen Süden.

Einige Schwachstellen

Doch auch wenn wir das Potential der BRICS-Vereinbarungen erkennen, dürfen wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wir dürfen nicht glauben, daß es ein Kinderspiel wird. Wenn wir uns einig sind, daß es ein Kampf ist, dann müssen wir die Schwachstellen der BRICS prüfen und uns darauf einstellen, daß die USA und ihre NATO-Verbündeten alles daran setzen werden, diese Bewegung zu sabotieren und zu besiegen. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß Einigkeit innerhalb der Gruppe, selbst bei begrenzten Zielen, von größter Bedeutung ist. Zweifellos wird die NATO-Gruppe jede Schwachstelle nutzen, die sie finden kann.

Vor allem sehe ich, daß man an Indien arbeiten sollte. Das liegt am Grenzstreit zwischen China und Indien. Es war ziemlich enttäuschend, daß gerade als die glänzenden Möglichkeiten der BRICS angekündigt wurden, die Spannungen zwischen beiden Ländern zunahmen.

Das Hauptproblem ist die Lage im Südchinesischen Meer. Die USA sorgen dafür, daß Länder zusammenkommen, um die Angelegenheit zu besprechen. Sogar ein Land wie Vietnam schwankt in seiner Position zwischen China und den USA.

Die USA suchen nach jedem Land, das Probleme mit China und Rußland hat, und bieten ihm Unterstützung an. Zur Zeit arbeiten sie mit Armenien, einem Verbündeten Rußlands, wegen der Spannungen mit Turkmenien.

In Lateinamerika ist mit massiven offenen und verdeckten US-Aktionen zu rechnen, um in vielen Ländern einen Regimewechsel herbeizuführen. Es sei daran erinnert, daß Mexiko die BRICS-Initiative schon früh nachdrücklich unterstützt hat, aber nichts daraus wurde.

Argentinien hat große interne Probleme. Die USA haben großen Einfluß auf das Militär der meisten Länder der Region. Sie haben starke Verbindungen in den Ländern, auch zu den politischen Parteien. Argentiniens Regierung ist in einer sehr schwachen Position; Sie können Ihren letzten Dollar darauf verwetten, daß die USA ihre Kontakte aktivieren werden, um dort einen Regimewechsel herbeizuführen.

In Brasilien ist die Lage etwas besser, aber wir dürfen nicht vergessen, daß Lulas Sieg sehr knapp war. Auch hier müssen wir mit einer US-Einmischung rechnen, um Lula zu stürzen.

Das sind einige der Bereiche, die sie nutzen könnten, um die vom BRICS-Gipfel in Südafrika ausgelöste Flut einzudämmen.

Unsere erste Aufgabe besteht darin, die Probleme in und zwischen den BRICS-Staaten zu minimieren. Wir sollten allen Einfluß, den wir haben, vor allem darauf richten, Hindernisse für den Fortschritt der BRICS-Staaten auszuräumen.

Meiner Meinung nach sind die Grenzfragen die gefährlichsten. Wir sollten Gespräche der BRICS-Staaten anregen, um die Streitfragen zwischen den Mitgliedern zu lösen. Wenn es uns gelingt, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen, werden wir zu der Einheit der Bewegung beitragen, die für den Erfolg so wichtig ist.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

Prof. Georgy Toloraya (Rußland), hochrangiger Diplomat im Ruhestand, Rang eines Minister-Beraters; Stellv. Direktor des Russischen Nationalkomitees für BRICS-Forschung: „BRICS: Eine Medizin zur Kriegsverhütung“

Rede lesen

BRICS: Eine Medizin zur Kriegsverhütung

Von Prof. Georgij Toloraja

Professor Toloraja ist ein hochrangiger russischer Diplomat im Ruhestand mit dem Rang eines Gesandten-Botschaftsrats und stellvertretender Vorsitzender des Russischen Nationalen Komitees für BRICS-Forschung. (Übersetzung aus dem Englischen.)

Guten Morgen. Es ist mir eine große Ehre, an der Konferenz „Laßt uns gemeinsam mit der globalen Mehrheit ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufschlagen!“ teilzunehmen. Ich beschäftige mich schon seit 13 Jahren mit den BRICS. Und ich habe schon lange erwartet, daß dieser Tag kommen würde, der Tag, an dem die BRICS zu einem echten Akteur in der Weltpolitik werden würden. Aber ich war wirklich erstaunt, daß dieser Tag jetzt so schnell gekommen ist.

Ich würde sagen, daß der jüngste Gipfel Ende August in Johannesburg wirklich ein historisches Ereignis war. Er wird als historisch in die Geschichte eingehen, auch aus technischen Gründen, denn es war das Datum und der Gipfel, an dem sich die Mitgliederzahl der BRICS verdoppelt hat, was niemand, auch ich nicht, erwartet hat. Darüber hinaus ist es im wesentlichen ein historischer Gipfel, weil die BRICS zum ersten Mal erklärt haben, daß sie auf dem Weg und in der Lage sind, eine neue Weltordnung zu schaffen: Das ist eine wirklich große Veränderung. Jetzt sind 20 bis 40 Länder daran interessiert, den BRICS in der einen oder anderen Form beizutreten, und das ist etwas, womit niemand gerechnet hat, auch ich nicht.

Was ist passiert? Ich denke, die Antwort liegt in der offenen Konfrontation, die im Februar 2022 mit Rußlands Militärischer Sonderoperation in der Ukraine begann und die das eigentliche neue Kapitel der Geschichte einläutete, als die westlichen Länder versuchten, die neuen Machtzentren mit aller Gewalt unter Druck zu setzen, um das Entstehen einer neuen Weltordnung zu verhindern.

Es ist ein turbulenter Moment der Geschichte. Aber das Ergebnis war, daß die Mehrheit der Länder, die globalen Mehrheiten, diese Bemühungen des Westens nicht unterstützten, auch wenn viele Länder auf dem Papier und in Erklärungen, u.a. in den Vereinten Nationen, Rußland Aggression vorwarfen. Trotzdem sind sie nicht mit der Politik des Westens einverstanden, der versucht, seine Dominanz in den globalen Angelegenheiten aufrechtzuerhalten und die Regeln festzulegen, denen alle anderen zu gehorchen haben.

Es gibt also eine neue Situation, in der die globale Mehrheit ein neues Modell will, ein neues Modell der internationalen Beziehungen, das nicht auf dem traditionellen Modell nach dem Zweiten Weltkrieg basiert, als die großen Länder, die „Herren der Welt“, den anderen diktierten, was sie zu tun haben. Und jetzt wollen die Länder eine gleichberechtigte Partnerschaft, viele, vielleicht sogar konkurrierende Machtzentren, die jeweils ihre eigene Rolle spielen, mit ihrem eigenen Kopf denken und ihre eigene Politik machen.

Auf lange Sicht erinnert das vielleicht ein wenig an das System des Westfälischen Friedens in der europäischen Geschichte, das auf der Souveränität der Nationalstaaten beruhte, der Gleichheit, der Nichteinmischung und dem Versuch, die Interessen der Partner zu berücksichtigen. Vielleicht sind wir also auf dem Weg zu einem globalen westfälischen System.

Wir sollten jedoch nicht vergessen, daß das westfälische System das Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges war – und vielleicht sind wir gerade dabei, einen solchen Krieg zu führen, und die Ukraine ist erst der Anfang. Es kann sein, daß wir noch weitere 30 Jahre oder mehrere Jahrzehnte mit Kriegen in verschiedenen Teilen der Welt zu tun haben werden, bevor sich ein solches System herausbildet. Das wäre ein schlechtes Szenario.

Aber vielleicht dauert der Krieg auch nicht 30 Jahre. Er könnte auch nur 30 Minuten dauern, wenn die großen Weltmächte einfach ihre Atomraketen starten würden. Dann wäre der Krieg in 30 Minuten vorbei: Es wäre das Ende der Welt.

Dem sollten wir natürlich nicht zustimmen.

Der einzige Weg ist also, einen Weg zu finden, um zu verhandeln, um zu versuchen, eine Lösung zu finden, bevor es so weit kommt. Und dafür, denke ich, ist die Änderung der westlichen Politik das Entscheidende. Die globale Mehrheit will die Politik der Dominanz nicht akzeptieren – der Diktatur, der Sanktionen, der Einmischung in innere Angelegenheiten, des faktischen Raubes, wenn das Nationalvermögen eigenmächtig und einseitig beschlagnahmt wird.

Es sind also nicht Rußland und China, die isoliert sind, wie ich oft in verschiedenen vom Westen veranstalteten Foren höre, es sind vielmehr die westlichen Länder, die isoliert sind.

Und die BRICS haben auf diesem Gipfeltreffen gezeigt, daß sie dem Westen entgegenkommen wollen. Die BRICS sind nicht antiwestlich. Sie sind nicht gegen die Vereinigten Staaten als Land. Sie sind nicht gegen die westliche Zivilisation. Sie sind nicht gegen Europa. Die BRICS sind bereit, mit diesen Ländern zusammenzuarbeiten und sie einzubeziehen: BRICS ist eine inklusive Struktur. Sie sind offen für Dialog und Zusammenarbeit, aber nicht im Sinne von „Herr und Knecht“, sondern auf Augenhöhe. Darauf sollten wir alle hinarbeiten.

Und vor allem glaube ich, daß die USA in diesem Bereich wichtig sind: Die USA sind ein Land mit einer reichen Geschichte, mit großen natürlichen Ressourcen, Technologie, Finanzen und einer regen Bevölkerung. Und natürlich spielt dieses Land eine wichtige Rolle in dieser Welt und kann für die Zukunft der Menschheit sehr wichtig sein: Aber auf Augenhöhe, in Zusammenarbeit mit der neu entstehenden BRICS-Union und der globalen Mehrheit.

Ich wünschte, ich würde das erleben. Ich warte seit 13 Jahren darauf, daß die BRICS zu einer echten Kraft in den internationalen Beziehungen werden. Ich hoffe, daß der nächste Schritt, nämlich die Einbeziehung des Westens in diesen Prozeß, schon früher erfolgen kann.

Ich wünsche uns allen viel Glück. Ich danke Ihnen.

Dr. Harry J. Bury, katholischer Priester und Robert Cushing (USA), Verband der katholischen Priester der USA: „Eine Politik des Friedens“

Reden lesen

Dr. Harry J. Bury

Guten Tag! Mein Name ist Harry Bury, ich bin Priester in der Erzdiözese St. Paul in Minneapolis, in Minnesota in den Vereinigten Staaten.
Ich bin, wie gesagt, ein katholischer Priester, und ich glaube fest daran, dass Gott, der Vater, seinen Sohn Jesus in die Welt gesandt hat, um den Menschen zu offenbaren, dass es Gottes Wille ist, dass wir aufhören, uns gegenseitig umzubringen. Das ist der Grund, warum Jesus Christus in die Welt gekommen ist, und das ist meine Motivation, mich dem Krieg zu widersetzen. Gott hat uns diese Offenbarung, so glaube ich, durch Wort und Beispiel gegeben. Jesus hat uns diese Offenbarung durch Wort und Beispiel gegeben. In Worten sagte Jesus: „Liebt eure Feinde. Tut denen Gutes, die euch hassen. Tut denen Gutes, die euch Schaden zufügen wollen. Keine Ausnahmen.“ Das bedeutet, daß der dreieinige Gott will, dass die Amerikaner die Russen lieben, die Chinesen lieben und umgekehrt. Liebt die Koreaner und umgekehrt. Und andere: Jeden, der uns schaden will, damit wir ihm helfen, das zu bekommen, was er braucht. Versucht, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, nicht mit ihnen zu konkurrieren, sondern mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn wir das tun, wird das zum Frieden in unserer Welt führen.

Zweitens ist Jesus nicht nur gekommen, um uns das zu sagen, sondern ich glaube, er hat es uns durch sein eigenes Beispiel gezeigt. In der Nacht vor seiner Ermordung, als sie kamen, um ihn zu verhaften, zog sein Mitarbeiter Petrus sein Schwert und hieb dem Diener des Hohepriesters das Ohr ab. Jesus sagte zu Petrus: „Stecke dein Schwert ein. Wer das Schwert gebraucht, wird durch das Schwert umkommen.“ Dann tat er Gutes und heilte den Menschen, der von Petrus geschlagen worden war. Später, als er vor Pilatus stand, sagte er ihm, dass er, wenn Gott es wolle, wenn sein Vater es wolle, seine Engel schicken würde, um ihn zu schützen. Sein Reich, sagte Jesus, sei nicht von dieser Welt. Also ließ er sich verhaften und wurde zum Sterben ans Kreuz geschickt. Er hat sich nicht gewehrt; er hat sich nicht selbst verteidigt. Er ging zum Kreuz und betete für die Menschen, die ihn töteten. „Vater“, betete er, „vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“.
Ich glaube also, dass Gott uns Menschen, die wir Nachfolger Jesu sind, diese Botschaft an die Welt weitergeben will: Dass wir unsere Feinde lieben sollen. Nur wenn wir sie lieben und ihnen helfen, das zu bekommen, was sie brauchen, werden wir Frieden in der Welt haben.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

ROBERT CUSHING:

Mein Name ist Bob Cushing. Ich bin Priester im Ruhestand, ein ausgeschiedener Priester in Georgia. Es fällt mir schwer, die gegenwärtige Situation in den Nachrichten und in dem, was ich lese oder nicht lese, zu verstehen. Als ich 1962 hier in Georgia aufwuchs, gehörte mein Vater zur Luftwaffe und spielte eine führende Rolle in der Kubakrise, in der militärischen Reaktion darauf. Ich erinnere mich sehr deutlich daran, und wenn ich sehe, was im Moment vor sich geht, wie wir überall um Rußland Raketen aufgestellt haben, und wie die NATO seit 1991 aufrüstet, dann haben wir längst rote Linie überschritten, als James Baker versprochen hatte, dass wir uns keinen Zentimeter nach Osten bewegen würden. Wir haben uns nicht nur einen Zentimeter bewegt, wir sind von Land zu Land gegangen, um Russland mit Ländern zu umgeben, die NATO-Waffen und Raketen einsetzen, die auf Russland gerichtet sind. Ich weiß noch, wie ich mich bei den Atomkriegs-Übungen in den 1950er Jahren gefühlt habe und Angst hatte, dass es zu einer nuklearen Katastrophe kommen könnte. Ich glaube, wir sind heute näher dran als je zuvor. Ich denke also: „Was kann ein Mensch tun, der die Nachrichten sieht und nicht über das Offensichtliche spricht?“ Das Offensichtliche ist, dass dieser „unprovozierte“ Angriff dadurch provoziert wurde, dass wir den russischen Bären gereizt haben.

Putin gehört zwar nicht zu meinen Lieblingsmenschen, aber wir haben ihm das Gesicht eines Monsters verpaßt, und so wurde der russische Bär ständig angegriffen. Wir sind diejenigen, die ihn provozieren, so dass er schließlich in die Ukraine eindringt, ein Land, das schon so lange instabil ist – ein Land, das er als Pufferzone zu beanspruchen versucht, wie es scheint. Ich denke, wir müssen darauf hinweisen, dass wir diesen Krieg selbst verschuldet haben. Wir müssen unsere Stimme erheben. Ich wüßte keinen anderen Weg als diesen, um gegen Dinge wie Streubomben und abgereichertes Uran zu sprechen; Dinge, die hochgradig unmoralisch und nicht Teil einer rechtmäßigen Kriegsmethode sind. Wir stecken in einer sehr ungerechten Situation, und wir müssen unsere Stimme erheben. Denn unsere Medien arbeiten mit dem Militär zusammen und kooperieren mit dem industriellen Komplex, der, wie es scheint, eine Menge Geld damit verdient, all seine neuen Spielzeuge in diesem Krieg auszuprobieren, der ein Fleischwolf ist und bereits eine halbe Million Menschen ausgelöscht hat.
Als besorgter Bürger möchte ich meine Stimme erheben und mich mit anderen zusammenschließen, die ihre Stimme erheben möchten, um etwas zu tun, um etwas zu sagen, um gegen diese schreckliche Situation aufzustehen, die das Leben auf unserem Planeten bedroht. Wir befinden uns in großen Schwierigkeiten, und wir müssen sehen, was wir tun können, um zu sagen: „Stopp! Stopp, um Gottes Willen!“ Wir müssen einen Weg finden, um für den Frieden zu arbeiten und nicht für diese Kriegsmaschine, die unaufhaltsam zu sein scheint. Wir müssen sagen: „Stopp!“ Und genau das tun wir heute. Ich danke Ihnen.

Raymond McGovern (USA), ehemaliger leitender Analytiker, U.S. Central Intelligence Agency (CIA); Gründungsmitglied der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS, Geheimdienstveteranen für Vernunft): „JFK und Rußland, einen Wandel hin zur Vernunft am Rande der Auslöschung erzeugen“

Rede lesen

JFK und Rußland

Einen Wandel hin zur Vernunft am Rande der Auslöschung erzeugen

Von Raymond McGovern

Ray McGovern war leitender Analytiker der U.S. Central Intelligence Agency (CIA) und ist Gründungsmitglied der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS, Geheimdienstveteranen für Vernunft). In der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9. September sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Zu Beginn möchte ich etwas zu dem ersten Lied sagen, das gerade aufgeführt wurde: „I don’t feel no ways tired”. – „Ich bin überhaupt nicht müde.“ Ich denke, die Inspiration dieser Gruppe, dieser Versammlung heute ist so förderlich für den Weltfrieden und so hoffnungsvoll, wenn man bedenkt, was auf der BRICS-Konferenz und anderen Veranstaltungen geschehen ist, daß man wirklich ein Recht hat, sich nicht mehr müde zu fühlen.

Lassen Sie mich auf den Mann zurückkommen, der mich ursprünglich nach Washington geholt hat. Sein Name ist Präsident John F. Kennedy. Er forderte alle, die unserem Land in besonderer Weise dienen konnten, dazu auf, hierher zu kommen und es zu tun.

Als John Kennedy am 20. September 1963 vor den Vereinten Nationen sprach, dachte er an diese Themen. Er sprach davon, daß die Vereinten Nationen ihrer Verantwortung gerecht werden müssen, Spannungen abzubauen und gegen die Dunkelheit zu kämpfen. „Ich bin gekommen, um die Vereinten Nationen zu grüßen“, sagte John Kennedy, „und um die Unterstützung des amerikanischen Volkes für Ihre täglichen Beratungen zu bekunden.“ Wow!

Nun, ich denke, den meisten Menschen ist klar, daß die UNO in einen Zustand des Niedergangs geraten ist. Der Einfluß der westlichen Mächte, der Kolonialmächte, wenn man so will, ist selbst in UN-Organen wie der IAEO, der Internationalen Atomenergie-Organisation, oder der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen so stark, daß sie aufgrund des Drucks, den sie von diesen Mächten verspüren, nicht ehrlich handeln können. Das sind aktuelle Beispiele.

Im Jahr 2003, als die USA den Irak unter falschem Vorwand angreifen und dort einmarschieren wollten, schickte der Leiter unseres Abhördienstes, der National Security Agency (NSA), eine E-Mail an sein britisches Pendant GCHQ und sagte: „Wir müssen die Leute im UN-Sicherheitsrat überwachen, wir müssen etwas über sie herausfinden, denn sie werden diese Eskapade in den Irak nicht genehmigen. Wir müssen etwas über sie in Erfahrung bringen, damit wir sie davon überzeugen können, es zu genehmigen.“

Das galt natürlich nicht nur für die ständigen Mitglieder, sondern auch für diejenigen, die damals im Sicherheitsrat vertreten waren. Diese E-Mail war vor dem Krieg durchgesickert, und dennoch begann der Krieg. Es hat dann zwar ein paar Jahre gedauert, aber schließlich hat der UN-Generalsekretär gesagt, daß dieser Krieg illegal ist. Aber hallo, natürlich war er illegal!

Was noch? Nun, ich würde einfach sagen, daß heute niemand mehr damit durchkommen kann, zu sagen: „Wir machen eine Koalition der Willigen. Es macht nichts, wenn der Sicherheitsrat nicht mitmacht, wir machen es einfach selbst. Vielleicht Polen, Litauen, vielleicht auch die Ukraine.“ Das wird nicht mehr funktionieren, weil die BRICS gewachsen sind, weil sie mächtiger geworden sind und weil die BRICS die Mehrheit der Menschheit repräsentieren. Das ist eine große Sache; das war früher nicht der Fall.

Vorbild John F. Kennedy

Es gibt also einige Hoffnungsschimmer in diesem Bereich, und ich möchte nur ein paar Dinge von John Kennedy hinzufügen. Auf der UN-Vollversammlung am 20. September 1963 sprach er über die Notwendigkeit des Friedens. Er sagte, es sei nie zu spät. „Es ist höchste Zeit, daß … Streitigkeiten … von der Tagesordnung genommen und auf den Verhandlungstisch gelegt werden.“

Nun, das trifft heute in hohem Maße auf die Situation in der Ukraine zu. Man muß die Rhetorik und den Streit überwinden und an den Verhandlungstisch kommen, bevor alle jungen ukrainischen Männer auf dem Schlachtfeld fallen – und die russischen Männer auch. Es ist also ganz klar, was passieren muß, und die BRICS können ein Gegengewicht schaffen.

Können sie dafür über die UNO arbeiten? Ich würde sagen, Rußland und China haben die UNO nicht einfach beiseite geschoben, trotz all der Hindernisse, trotz der Tatsache, daß sie zum Beispiel getäuscht wurden, als sie gebeten wurden, sich bei einer Resolution für eine Flugverbotszone in Libyen zu enthalten. Sie wurden getäuscht, Sie wissen, was mit Libyen passiert ist. Trotzdem sehen sie in der UNO immer noch eine legitime Organisation, trotz der Probleme und allem, was dort vor sich geht.

In seiner Rede sprach John Kennedy auch die Frage einer gemeinsamen Erkundung des Mondes an. Mit anderen Worten, hier bei der UNO sagte er (sinngemäß): „Schauen Sie, das ist nichts, was ein Gremium oder ein Land allein tun sollte. Wir sollten uns zusammentun und unsere Energien und unser Fachwissen bündeln. Es gibt keinen Grund, warum wir unsere wissenschaftlichen Anstrengungen hier duplizieren sollten, laßt uns gemeinsam zum Mond fliegen.“

Nun, das hat nicht funktioniert. Wir wissen, daß die USA allein auf dem Mond waren.

Unsere Themen heute morgen sind schwere Kost, verständlicherweise. Deshalb möchte ich diese schwere Kost nur kurz mit einer apokryphen Geschichte unterbrechen, da wir in letzter Zeit hören, daß es Weltraumflüge zur Sonne geben wird. Ein Komiker sagte: „Ich hoffe, es ist nicht beabsichtigt, daß Menschen auf der Sonne landen.“ Ein anderer sagte: „Ach, keine Sorge, sie werden nachts landen.“

Damit gut mit den lahmen Scherzen, zurück zur Ernsthaftigkeit.

Wir müssen einander die Hand reichen und wir müssen der Sache Zeit geben. Wir müssen geduldig sein. Es wurde deutlich gemacht, daß die BRICS seit 30 Jahren im Entstehen begriffen sind; sie sind auch jetzt noch im Entstehen. Geben Sie der Sache Zeit. Sorgen Sie dafür, daß die Menschen in der Welt begreifen, daß es nicht darum geht, Rußland oder China oder Rußland und China zu isolieren, sondern daß es der Westen ist, der sich selbst isoliert hat. Und der kommende Winter wird in Westeuropa sehr kalt werden. Die Menschen dort werden endlich aufwachen und merken, was man mit ihnen gemacht hat.

Ich möchte betonen, daß wir in diesen Dingen zusammenarbeiten müssen, so wie es John Kennedy damals angeboten hat. John Kennedy ist in meinem Bewußtsein noch sehr lebendig. Ich denke, seine Ideen haben kein Verfallsdatum. Ich denke, wir müssen es weiter versuchen.

In jeder Glaubenstradition gibt es ein Sprichwort, daß man seine Feinde lieben soll, und ich möchte Pater Bury dafür loben, daß er dies deutlich gemacht hat. Das alte Sprichwort, das auf Konfuzius zurückgeht, lautet: „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu.“ Wir müssen uns also die Hände reichen und nicht aufgeben, insbesondere angesichts des Wachstums der BRICS und anderer heilsamer Entwicklungen, die wir heraufziehen sehen.

Abschließend möchte ich noch etwas hinzufügen, was ich am Ende eines Briefings, das ich im Februar – ich glaube, es war der 21. Februar – vor dem UN-Sicherheitsrat hielt, angehängt habe. Ich bezog mich auf den erbitterten Kampf zwischen Schwarzen und Weißen in unserem Land und darauf, wie sich sehr begabte schwarze Führungspersönlichkeiten der Situation stellten und durch die von Schwarzen geführte afroamerikanische Kirchenbefreiungsbewegung eine gewisse Gerechtigkeit erreichten – zwar noch keine vollständige Gerechtigkeit, aber doch Gerechtigkeit in großem Maße.

Die Art und Weise, wie wir das in unserem Land und international tun, ist, uns die Hände zu reichen und das alte Lied zu singen: „We’re going to keep on lovin‘ our enemies.“ „Wir werden unsere Feinde weiter lieben. Und niemals einen Rückzieher machen.“ Wir sollten uns also anstrengen, verstehen Sie?

Es gibt ein Wort, das die Chinesen ständig verwenden, das lautet: „Laßt uns eine Win-Win-Situation schaffen.“ Es gibt auf dieser Welt genug für alle, das wir teilen können. Warum schaffen wir nicht eine Win-Win-Situation? Damit würden wir unsere Feinde bis zum äußersten lieben. Lassen Sie uns die Hoffnung nicht aufgeben, daß wir das tun können, und mit der Rückendeckung so vieler Menschen in der BRICS-Bewegung und außerhalb davon können wir eine andere Welt erreichen – eine andere Welt als die „regelbasierte“ internationale Ordnung.

Ein letzter Gedanke: Vor zwei Tagen stand Jens Stoltenberg, der Chef der NATO, vor dem EU-Parlament. Er sagte, was er immer sagt: „Wir müssen uns gegen die bösen Mächte des Ostens durchsetzen, und wir müssen sicherstellen, daß die Ukraine diesen Krieg gewinnt.“ Einer der Parlamentarier, ein irischer Abgeordneter, hob seine Hand. Er sagte folgendes: „Herr Stoltenberg, auf dem [NATO]-Gipfel in Vilnius wurde behauptet, daß die Chinesen versuchen, die regelbasierte internationale Ordnung zu untergraben. Er kritisierte China, seine Strategie und seine Absichten seien undurchsichtig. Meine erste Frage lautet: Wie kann man eine Ordnung untergraben, die keinerlei Grundlage im internationalen Recht hat?“

Ich muß sagen, daß ich mich mit dieser Frage identifizieren kann. Die Frage, die heutzutage gestellt wird, lautet: Man darf nichts einfach erfinden. Diese internationale regelbasierte Ordnung – wer macht die Regeln? Nun, wir wissen, wer die Regeln macht. Wir müssen offen sein, wir müssen unsere Nächsten lieben, aber wir müssen ihre Doppelzüngigkeit sehr direkt aufdecken, wenn wir auf dem Weg zum Frieden voranschreiten, wenn wir einander die Hände reichen und versuchen, diese Welt besser zu machen.

Vielen Dank, daß Sie mir zugehört haben.

Diane Sare (USA), LaRouche-Independent Kandidatin für den US-Senat 2024: „Das Britische Imperium fürchtet das wahre Amerika“

Rede nachlesen

Das Britische Imperium fürchtet das wahre Amerika

Vielen Dank, Dennis, und danke, Helga, daß Du diese Konferenz einberufen hast. Als ich kürzlich auf der NY State Fair in Syracuse war, erfuhr ich, daß der Bau des Eriekanals zu einem 40-fachen Anstieg der Bevölkerung von Syracuse führte. Stellen Sie sich das vor. Innerhalb von zehn Jahren zogen vierzigmal mehr Menschen in die Stadt Syracuse. Und dieser 40-fache Anstieg machte die Bevölkerung durch den vielfältigen Markt, den der Kanal eröffnete und der den Transport von Waren zwischen New York City und Buffalo ermöglichte, immer wohlhabender.

Man vergleiche die Entwicklung in Syracuse mit der Aussage des Bürgermeisters von New York City, Eric Adams, der Anfang dieser Woche über die 110.000 Migranten, die seit April letzten Jahres in New York City angekommen sind, sagte: „Ich habe noch nie in meinem Leben ein Problem gehabt, für das ich keine Lösung gesehen habe, und ich sehe keine Lösung für dieses Problem. Dieses Problem wird New York City zerstören.“ Ich sage es Ihnen nur ungern, Bürgermeister Adams, aber New York City ist bereits zerstört. Es wurde 1975 durch die Municipal Assistance Corporation zerstört, genau wie Lyndon LaRouche gewarnt hat. Deshalb kann eine Stadt mit über 8 Millionen Einwohnern heute keine 100.000 Menschen mehr aufnehmen. Die Stadt kann nicht einmal ihre eigene Bevölkerung versorgen. Im Jahr 2018 gab es 100.000 obdachlose Kinder in den öffentlichen Schulen von New York City, und ein New Yorker Pädagoge sagte mir gerade, daß schon vor dem Zustrom von Migranten – 19.000 von ihnen werden in die öffentlichen Schulen kommen und sprechen meist kein Englisch – in vielen Klassenzimmern von New York City bis zu 40 Schüler auf einen Lehrer kommen. Wollen wir denn ein Land von Dummköpfen, Verwahrlosten und Drogenabhängigen hervorbringen? Das wäre ein guter Weg, um das zu erreichen.

Aber brauchen wir überhaupt Schulen? Unser Land ist doch völlig untätig! Ich möchte Sie daran erinnern, daß die Vereinigten Staaten im Jahr 1907 pro Kopf dreimal so viele Einwanderer aufgenommen haben wie heute, selbst wenn man legale und illegale Einwanderer zusammenzählt. Was hat unser Land getan? Wie haben wir uns – weitgehend – vom Britischen Empire befreit?
Lyndon LaRouche, der größte Amerikaner aller Zeiten, verwies auf die Arbeit des jungen Abkömmlings aus der Karibik, Alexander Hamilton. Nachdem er die Schrecken der Sklaverei auf den Zuckerplantagen von Nevis miterlebt hatte, wo die Sklaven nur ein paar Monate lebten, nachdem sie herübergebracht worden waren, war er ein entschiedener Gegner der Sklaverei.

Nachdem die Revolution gegen das Britische Empire gewonnen war, wurde Hamilton unser erster Finanzminister. Er schrieb vier Papiere, die LaRouche oft zitiert und die jedem amerikanischen Patrioten als Leitfaden dienen sollten: das Papier „Über die Manufacturen“; „Über den öffentlichen Kredit“; Über die Nationalbank“; und dann, als gegen die Bank vorgegangen wurde, „Über die Verfassungsmäßigkeit der Nationalbank.“ Ich vermute, daß in keiner einzigen High School in diesem Land über diese Papiere informiert wird, die für die Gründung der Vereinigten Staaten so entscheidend waren.

Hamilton verschaffte uns die Mittel, mit denen die menschliche Kreativität das Niveau der menschlichen Wirtschaft anheben kann. Bestimmte Dinge waren von entscheidender Bedeutung: vor allem Transport und Energie. Stellen Sie sich vor, wie Alexander Hamilton, George Washington und der Marquis de Lafayette inmitten der Revolution in Paterson, New Jersey, zusammenkamen und auf die Großen Wasserfälle blickten. Sie planten, diese zu nutzen, um Energie für eine moderne Industriestadt zu erzeugen – Paterson, New Jersey, die Stadt, die heute nur noch ein Scherbenhaufen ist, voller Verbrechen und Morde, wo elf der Flugzeugentführer vom 11. September lebten.

Aber was haben wir noch erreicht? Wir haben die Transkontinentale Eisenbahn mit vielen chinesischen Arbeitern gebaut, trotz des Rassismus, der gegen sie gerichtet wurde. Sie waren klug genug, Tee zu trinken und nicht nur Wasser, egal woher es kam. Das Wasser wurde abgekocht, sie blieben gesund und waren ein wichtiger Bestandteil des Bauprojekts. Die Eisenbahn wurde trotz des von den Briten inszenierten sogenannten „Bürgerkriegs“ gebaut. Die Fertigstellung der Eisenbahn und die Hundertjahrfeier in Philadelphia 1876, begeisterten sogar noch nach der Ermordung von Präsident Lincoln durch pro-britische Agenten, die Welt. Amerikanische Bürgerkriegsveteranen gingen nach Ägypten, um eine Armee aufzustellen und den Suezkanal zu bauen. Verdi schrieb eine Oper zur Feier der Fertigstellung dieses Kanals.

Ging es dabei nur darum, Ägypten zu plündern? Wurde der Panamakanal gebaut, damit wir Panama ausplündern konnten? Der Punkt ist, die Amerikaner wußten, daß wir uns immer noch in einem Krieg gegen das britische Kolonialsystem befanden und daß der Schlüssel dazu darin lag, die Armut auf der ganzen Welt auszurotten und mehr Republiken zum Blühen zu bringen, und zwar nicht, indem wir in ihre Länder einmarschieren und die Regierungen stürzen, sondern indem wir ihnen die Möglichkeit geben, das zu entwickeln, was LaRouche eine vollwertige Wirtschaft nennen würde. Dies würde es dem Britischen Empire erschweren, seinen destabilisierende Drogen- und Sklavenhandel zu betreiben. Man sagt, die Briten hätten als erste die Sklaverei abgeschafft? Doch was ist mit der Britischen Ostindien-Kompanie?

Wir wurden Opfer weiterer Attentate: Garfield und McKinley; beide waren überzeugte Befürworter der Entwicklung der transkontinentalen Eisenbahn nach Iberoamerika. Ihre Pläne hätten es niemals zugelassen, daß die Länder südlich unserer Grenze zu Drogenproduzenten für das Britische Empire werden, das in bestimmten Gegenden der Vereinigten Staaten immer noch florierte – vor allem an der Wall Street und bei den Bostoner Brahmanen.

Mit FDR kehrten wir dann zu den Prinzipien von Alexander Hamilton zurück – und das war kein Zufall, denn einer der Vorfahren von Franklin Roosevelt, Isaac Roosevelt, war schon Generationen zuvor ein Mitarbeiter Hamiltons gewesen. Da es ihm nicht gelang, gegen die verfassungswidrige Federal Reserve vorzugehen, nutzte FDR die Reconstruction Finance Corporation, um Milliarden von Dollar an Krediten für den Bau von Tausenden von neuen Schulen, Straßen, Brücken, Kraftwerken, Postämtern, Kläranlagen, Krankenhäusern und anderen Großprojekten zu vergeben. Besonders hervorzuheben ist die Tennessee Valley Authority, die einen der ärmsten, malariaverseuchten und rückständigsten Teil der Nation in einen der produktivsten Teile der Vereinigten Staaten verwandelte. Wie schon nach dem Bürgerkrieg, so kamen auch nach dem Zweiten Weltkrieg Delegationen aus aller Welt, um die mehr als 16 neuen Dämme zu besichtigen, die von der TVA gebaut worden waren und die billigen Strom im Überfluss erzeugten, verbunden mit Durchbrüchen bei Düngemitteln und dem Hochwasserschutz, wodurch die Produktion von Nahrungsmitteln und anderen Gütern in der Region um Größenordnungen gesteigert wurde. Eine Delegation kam sogar aus China. Der Erfolg der TVA inspirierte ihre Pläne zum Bau des Drei-Schluchten-Damms. Selbst in Afghanistan entstand die Helmand Water Authority nach dem Vorbild der Tennessee Valley Authority.

Aber die Briten hatten dafür gesorgt, daß der Zweite Weltkrieg in die Länge gezogen wurde, so daß Franklin Roosevelt nicht mehr leben würde, um das Ende des Krieges und das Ende des Kolonialismus einzuleiten, wie er es beabsichtigt hatte. Franklin Roosevelt hätte niemals zwei Atombomben auf Japan abgeworfen. Das FBI und die McCarthy-Hexenjagd dominierten die politische Bühne, wobei Präsident Eisenhower nur eine willkommene Atempause bildete. Dann wurde John F. Kennedy Präsident, den Eleanor Roosevelt unterstützte und ihm Ratschläge gab. Präsident John F. Kennedy belebte die Hamiltonischen Prinzipien neu. Wir begannen wieder zu bauen. Er wollte auch die Armut weltweit beseitigen und war ein Freund von Patrice Lumumba, der 1961, kurz nach Kennedys Wahl, ermordet wurde.

Dann wurde Kennedy selbst ermordet; Malcolm X, Martin Luther King und Robert Kennedy wurden alle innerhalb von fünf Jahren getötet. Der Vietnamkrieg, den Kennedy eigentlich beenden wollte, wurde mit voller Wucht ausgeweitet; das nachindustrielle, grüne, menschenfeindliche Blumenkinderprojekt des britischen Tavistock-Instituts und der CIA wurde zu unserer Kultur, und wir verloren den Verstand.

Genau zu dieser Zeit begann Lyndon LaRouche, einen harten Kern moralischer intellektueller Eliten an amerikanischen Universitäten und später international zu rekrutieren. 1976 beschloss er, für das Amt des US-Präsidenten zu kandidieren, und 1983 fungierte er als Ronald Reagans geheimer Gesprächskanal zur Sowjetunion in der Frage der strategischen Verteidigung. Die Sowjets lehnten LaRouches und Reagans Vorschlag ab, gemeinsam Laserwaffen gegen Atomraketen zu entwickeln, und die Sowjetunion brach deshalb wirtschaftlich zusammen, genau wie LaRouche es prophezeit hatte.

Ende der 1980er Jahre versammelten die Geheimdienste und ihre Propagandaorgane in der New York Times und anderswo, die alle von Wall-Street-Gaunern finanziert wurden, die Get-LaRouche-Taskforce, die nicht nur LaRouches Fusion Energy Foundation, sein Anti-Drogen-Magazin Krieg dem Rauschgift und seine Zeitung zum Schweigen brachte, sondern ihn und mehr als ein Dutzend seiner Mitarbeiter inhaftierte. Der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark bezeichnete dieses Vorgehen als die am längsten andauernde und am weitesten reichende Operation, mit der ein führender Politiker seiner Zeit seines Wissens „kaltgestellt“ wurde. Vielleicht ist das der Grund, warum die Amerikaner ihren Weg verloren haben, während die Führer Rußlands, Chinas, Brasiliens, Südafrikas, Indiens und so vieler anderer Nationen endlich das Joch des britischen „Teile und Herrsche“-Spiels abschütteln.

Wenn wir bei Verstand wären, würden wir uns über diese längst überfällige Erfüllung der Prinzipien der Amerikanischen Revolution freuen. Stattdessen lassen wir uns von der Wut und Frustration über unsere selbstverschuldete Unterdrückung so sehr beugen, daß wir die Realität nicht mehr sehen.

Aber glücklicherweise sind wir eine Nation von Einwanderern, und die Lügner und Verräter in den Mainstream-Medien und in unseren Regierungsbehörden werden nicht in der Lage sein, die Nachrichten für immer zu unterdrücken. Die Wahrheit über die Überwindung des Kolonialismus sickert durch, und ich bin optimistisch, daß der Feind nicht in der Lage sein wird, sie aufzuhalten. Meine größte Befürchtung – abgesehen davon, daß wir einen Atomkrieg anzetteln könnten, um den Fortschritt zu stoppen – ist, daß die Amerikaner, wenn das alte stinkende Monster zusammenbricht, nur auf ihre schmutzigen Socken schauen und nicht in die Sterne, denn das wäre unser Weg, den wir zusammen mit unseren Brüdern und Schwestern der gesamten menschlichen Gattung weltweit gehen müssen.

Ich danke Ihnen.

Scott Ritter (USA), ehemaliger UN-Waffeninspektor im Irak: „Das Weltbild der NATO stößt mit der Realität zusammen“

Rede lesen

Das Weltbild der NATO stößt mit der Realität zusammen

Von Scott Ritter

Scott Ritter war UN-Waffeninspekteur im Irak. Für die Konferenz des Schiller-Instituts am 9. September übermittelte er den folgenden Videobeitrag. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Ich grüße Sie aus Bethlehem, New York. Ich möchte Helga Zepp-LaRouche und dem Schiller-Institut dafür danken, daß sie mir die Gelegenheit geben, zu Ihnen zu sprechen. Das Thema, über das ich reden werde, ist der gegenwärtige Kurs der NATO. Welche Auswirkungen hat die derzeitige Haltung der NATO auf die geopolitischen Realitäten der Welt?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst darüber nachdenken, warum die NATO überhaupt existiert. Die NATO wurde von den westeuropäischen Mächten, sozusagen als transatlantische Gemeinschaft, nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um sich gegen die Bedrohung durch die Sowjetunion zu schützen, insbesondere gegen ihre dauerhafte Präsenz in Osteuropa. Man war besorgt, daß sich in Westeuropa in den durch jahrelange Konflikte geschwächten Volkswirtschaften und sozialen und politischen Strukturen der Kommunismus ausbreiten könnte.

Die NATO wurde daher nicht nur als Bollwerk gegen die Ausdehnung der sowjetischen Macht gesehen, sondern auch als Instrument zur Stärkung der demokratischen Institutionen in Europa. Lord Hastings, der erste Generalsekretär der NATO, sagte einmal im Scherz, der Zweck der NATO sei es, „die Amerikaner drinnen, die Deutschen drunten und die Russen draußen zu halten“. Gehen wir einmal davon aus, daß er genau das wiedergegeben hat, was die NATO ursprünglich bewirken sollte.

Aber Jahrzehnte später, mit dem Fall der Berliner Mauer, der Wiedervereinigung Deutschlands und schließlich dem Zusammenbruch der Sowjetunion, verlor die NATO ihre Existenzberechtigung. Die Russen waren raus, die Deutschen waren nicht mehr am Boden, sondern richteten sich auf. Und ehrlich gesagt, gab es für die Vereinigten Staaten keinen Grund mehr, in der NATO zu bleiben. Die NATO hatte ihre Schuldigkeit getan, sie hatte dem sowjetischen Druck standgehalten und die sowjetische Expansion verhindert. Sie hatte ihre Aufgabe gut erfüllt; es war Zeit für die NATO, abzutreten.

Aber die NATO weigerte sich abzutreten, denn sie war nicht nur ein Militärbündnis, sondern auch eine politische Institution. Eine politische Institution, die eng mit der Entstehung und Erweiterung der Europäischen Union und mit der amerikanischen Hegemonie verbunden ist. Die NATO ist eine Erweiterung der amerikanischen nationalen Sicherheits- und Außenpolitik. Sie ist ein Instrument, das von den Amerikanern eingesetzt wird, und die Amerikaner hatten nicht vor, dieses Instrument einfach aufzugeben. Nein, sie versuchten, aus dem Verteidigungsbündnis NATO ein Element der amerikanischen „Trickkiste“ zu machen, wenn es darum ging, Macht nicht nur regional, sondern global zu projizieren.

Wir haben erlebt, wie die NATO 1999 in einen offensiven Angriffskrieg gegen Serbien verwickelt wurde; wir haben erlebt, wie die NATO 2011 in einen offensiven Angriffskrieg gegen Libyen verwickelt wurde, um einen Regimewechsel herbeizuführen. Wir haben erlebt, wie sich die NATO nach den Terroranschlägen vom September 2001 in Amerika an Bemühungen um „Nationenaufbau“ in Afghanistan beteiligt hat; dazu NATO-Ausbildungsmissionen im Irak und NATO-Ausbildungsmissionen in Syrien. Wir sehen, daß die NATO versucht, in den Persischen Golf zu expandieren, und in jüngster Zeit sehen wir, wie die NATO – ein transatlantisches Bündnis – versucht, ihre Präsenz in den Pazifik auszuweiten. Das alles geschieht nicht, weil die NATO oder Europa es brauchen, sondern weil die Vereinigten Staaten es so wollen.

Auch hier spiegelt sich die Realität wider, daß die NATO eine Erweiterung der amerikanischen Macht ist, nicht mehr und nicht weniger. Sie vertritt nicht die legitimen nationalen Sicherheitsinteressen Europas. Das könnte sie auch gar nicht, denn sonst wäre sie nicht in den laufenden Konflikt gegen Rußland in der Ukraine verwickelt.

Europas Wirtschaft wird demontiert

Werfen wir einen Blick auf den wirtschaftlichen Wohlstand Europas, wie er sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Europa erholte sich vom Zweiten Weltkrieg, es baute seine Wirtschaft wieder auf. Die Volkswirtschaften ermöglichten es, effektive Gesundheitsversorgung, Sozialprogramme, Rentenleistungen und vieles mehr zu finanzieren.

Und warum? Ehrlich gesagt nur aus einem einzigen Grund – billige russische Energie. Dank der Verfügbarkeit von russischem Gas und russischem Öl in großen Mengen zu erschwinglichen Preisen war Europa in der Lage, im Laufe der Jahrzehnte Hunderte von Milliarden, wenn nicht gar Billionen an nationalen Ressourcen zu sammeln, die an anderer Stelle investiert werden konnten. Hätten sie statt dessen für die von ihnen verbrauchte Energie den Marktwert bezahlen müssen, so hätten das Wachstum der europäischen Industrie und die Anhäufung von Reichtum, den die europäischen Staaten zum Nutzen ihrer Bevölkerung verteilen konnten, nicht stattgefunden.

Doch für die Vereinigten Staaten war das inakzeptabel. Wenn die Vereinigten Staaten die Interessen Europas im Auge hätten, hätten sie einen Weg gefunden, um Europa die Möglichkeit zu geben, die Verbindung mit Rußland im Energiebereich aufrechtzuerhalten. Aber genau das haben wir nicht getan. Statt dessen haben wir versucht, Europa von der russischen Energie abzuschneiden, und damit haben wir die europäische Wirtschaft zerstört.

Heute sehen wir die deutsche Industrie im freien Fall. Die Deindustrialisierung findet statt, während wir hier sprechen. Das gleiche gilt für Frankreich, Großbritannien und andere europäische Länder. Indem diese NATO-Staaten sich an die amerikanische Politik ketten, zerstören sie die eigenen Nationalstaaten, aus denen sich die NATO zusammensetzt.

Der Mythos der Einigkeit der NATO

Ein weiterer Mythos ist, daß die gesamte NATO „mit einer Stimme spricht“. In vielerlei Hinsicht tut sie das auch, denn die einzige Stimme, die die NATO jemals zum Ausdruck bringen kann, ist die amerikanische. Sie kann einen norwegischen Akzent haben, so wie derzeit bei ihrem Generalsekretär Jens Stoltenberg. Sie kann auch einen belgischen oder deutschen Akzent haben, aber es ist eine amerikanische Stimme, darüber sollte sich niemand Illusionen machen.

Die amerikanische Stimme muß den Eindruck erwecken, daß die NATO eine erfolgreiche Organisation ist. Aber wenn Sie sich die NATO ansehen, werden Sie verstehen, daß die amerikanische Rhetorik – ob mit norwegischem Akzent oder nicht -, wonach die NATO noch nie so geeint und so stark war wie heute, leere Worte sind.

Wie kann eine Organisation behaupten, geeint zu sein, wenn der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld an einem der kritischsten Punkte ihrer modernen Ausprägung – nämlich 2002, am Vorabend der US-geführten Invasion im Irak – vom „alten“ und „neuen“ Europa spricht? Schon damals haben wir einen Bruch, einen Trennungspunkt in Europa erzeugt, wonach es diejenigen gibt, die „für“ uns sind, in diesem Fall das Neue Europa – Polen, die baltischen Staaten, die anderen osteuropäischen Nationen, die früher Teil des Sowjetblocks waren – und diejenigen, die „gegen“ uns sind. Das sind Frankreich, Deutschland, Italien, die Nationen, die damals nicht mit unserer Politik im Irak einverstanden waren. Wir haben diese Kluft geschaffen, und diese Kluft besteht auch heute noch.

Aber es gibt noch weitere Gräben. Wie kann man von der Einheit der NATO sprechen, wenn ein Land wie die Türkei, ein NATO-Mitglied, sich der NATO-Erweiterung durch Schweden und Finnland widersetzt, weil deren Politik mit den nationalen Sicherheitszielen der Türkei unvereinbar ist, insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung kurdischer Separatistengruppen? Die NATO soll ein gemeinsames Bündnis sein, aber ein Land – die Türkei – hat erklärt, daß es eine existentielle Bedrohung für ihr Überleben gibt, die von den NATO-Beitrittskandidaten unterstützt wird. Sie lehnt dies also ab. Ist das Einigkeit?

Auch wenn die Türkei in der Frage Finnlands nachgegeben hat, muß sie noch Schweden zustimmen. Und selbst wenn sie das tut, dann nur unter Zwang oder durch Bestechung. Einigen Presseberichten zufolge wurde der Türkei von den Vereinigten Staaten der Zugang zu F-16-Kampfflugzeugen angeboten, wenn sie Schweden den Beitritt zur NATO gestatten.

Doch dann stellte sich heraus, daß der US-Kongreß dagegen ist. Der Kongreß ist der Ansicht, daß die Türkei, wenn sie F-16-Kampfflugzeuge erhält, diese in einem Krieg in der Ägäis gegen Griechenland einsetzen könnte. Griechenland ist ein NATO-Mitglied! Die Türkei ist ein NATO-Mitglied! Wie kann man von Einheit sprechen, wenn man befürchtet, daß ein NATO-Mitglied, wenn man ihm Waffen liefert, diese in einem bewaffneten Konflikt gegen ein anderes Mitglied einsetzen könnte? Die NATO ist nicht geeint.

Es gibt Gerüchte über eine NATO-Erweiterung. In der NATO war die Rede davon, in den Pazifik vorzustoßen. Aber das wurde von Frankreich abgelehnt, dessen Regierungschef Emmanuel Macron sagte, die NATO sei eine Organisation des Nordatlantikvertrags und es gebe keinen Grund, ein Verbindungsbüro im Pazifik zu eröffnen.

Auch hier geht es um interne Streitigkeiten in diesem sogenannten „einigen“ Bündnis. Es heißt, aufgrund des Konflikts in der Ukraine sei die NATO stärker als je zuvor; im Zuge des Gipfels von Vilnius wurde davon gesprochen, die militärischen Kapazitäten der NATO zu erweitern und eine 300.000 Mann starke Schnelle Eingreiftruppe zu schaffen. Aber diese Truppe existiert nur in den Köpfen von Jens Stoltenberg und seinen amerikanischen Herren. Sie existiert nur auf dem Papier. Und es stellt sich die Frage, ob die scheiternden Volkswirtschaften der europäischen NATO-Mitglieder die Kosten für den Aufbau dieser Streitkräfte, die wir laut Jens Stoltenberg wegen der russischen Bedrohung brauchen, überhaupt tragen und aufrechterhalten können.

Das führt uns zu dem Konflikt in der Ukraine. Die NATO hat der Ukraine ihre Unterstützung zugesagt. Nicht direkt, es gibt keine Truppen vor Ort, aber die NATO hat ihre Waffenarsenale entblößt, um die Ukraine zu unterstützen; sie leert ihre Schatzkammern, um die Ukraine zu unterstützen. Die NATO hat gesagt, ein russischer Sieg in der Ukraine wäre ein Sieg über die NATO und deshalb dürfe die NATO niemals zulassen, daß Rußland gewinnt. Aber Rußland gewinnt und die NATO kann nichts dagegen tun.

Tatsache ist, daß die NATO ein gescheitertes und scheiterndes Bündnis ist. Sie hat eine begrenzte Lebensdauer. Die Vorstellung, daß die NATO weitere 75 Jahre überleben wird, ist lächerlich. Die NATO kann von Glück sagen, wenn sie noch fünf, höchstens zehn Jahre überlebt. Die NATO ist eine Organisation, die ihre Existenzberechtigung verloren hat.

Außerdem wird den europäischen Mitgliedern allmählich klar, daß, wenn sie in der NATO bleiben, ihre nationalen Sicherheitsinteressen – ob legitim oder nicht – immer den nationalen Sicherheitsinteressen der USA untergeordnet sein werden, die nicht das Wohl Europas im Sinn haben. Ich möchte die Europäer noch einmal daran erinnern, daß das, was mit ihrer Wirtschaft passiert ist, nicht an Rußland liegt, sondern an den Vereinigten Staaten. Die NATO hat Mitglieder auf der einen Seite des Atlantiks und auf der anderen Seite. Die Mitglieder auf der einen Seite des Atlantiks – die Vereinigten Staaten und Kanada – scheren sich nicht um Europa. Europa ist für sie nicht dazu da, um als enger Verbündeter behandelt zu werden; es ist dazu da, um zum eigenen Vorteil ausgenutzt zu werden, insbesondere zum Vorteil der Vereinigten Staaten. Es ist an der Zeit, daß die europäischen Mitglieder der NATO das erkennen und sich für einen europäischen Sicherheitsrahmen mit Rußland einsetzen, der die legitimen nationalen Sicherheitsinteressen Europas und Rußlands respektiert, um sicherzustellen, daß die beiden Seiten nie wieder in einen Konflikt verwickelt werden, sei es direkt oder durch Stellvertreter. Beide Seiten werden davon profitieren.

Natürlich werden die Vereinigten Staaten dies ablehnen, so daß der wahre Kampf für die NATO in Zukunft der interne politische Kampf zwischen den europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten sein wird, während sie mit konkurrierenden Visionen darüber ringen, wie Europa an einer sich verändernden globalen Dynamik teilnehmen sollte. Das Zeitalter des amerikanischen Hegemons ist vorbei. Der Aufstieg der multipolaren Realität hat uns eingeholt. Es ist an der Zeit, daß Europa sich entscheidet, ob es Teil eines Gewinnerteams sein will, und das ist natürlich die Multipolarität, oder ob es mit der Titanic in Form der amerikanischen Singularität untergehen will?

Ich danke Ihnen, daß Sie mir die Gelegenheit zu diesem Beitrag gegeben haben, und ich wünsche Ihnen, Helga, dem Schiller-Institut und allen Teilnehmern dieser Konferenz alles Gute.

Diskussionsrunde

Panel 2: Ein neues Paradigma in der Geschichte der Menschheit nimmt Gestalt an

Samstag, 9. September, 19:00 Uhr MESZ

Moderator: Stephan Ossenkopp, Schiller-Institut (Deutschland) und Lyndon LaRouche (U.S.), Wissenschaftler und Ökonom (1922-2019), Video-Präsentation: Das Ende der Globalisierung – Das Zeitalter der „Idee” beginnt

Beitrag von Lyndon LaRouche lesen

Neue Alternativen angesichts des Endes der Globalisierung

Von Lyndon LaRouche

Zu Beginn der zweiten Sitzung der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9. September wurden Auszüge aus dem Videomitschnitt einer Rede gezeigt, die Lyndon LaRouche am 5. Nov. 2002 an der Autonomen Universität des mexikanischen Bundesstaates Coahuila in Saltillo gehalten hat. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

In Südamerika sehen wir, daß Argentinien zerstört wurde, insbesondere seit 1982. Wir sehen, daß Bolivien jetzt Gefahr läuft, wieder in eine Drogendiktatur zurückzufallen. Wir sehen ähnliche Krisen an den Grenzen mit Brasilien und Argentinien, Paraguay und Uruguay. Wir sehen den Verlust der Souveränität Perus durch einen Putsch, der unter der Leitung von Präsident Clinton organisiert wurde…

Gegenwärtig hat es Brasilien mit einer ungeheuren Last zu tun. Es gibt keine Möglichkeit, daß Brasilien die Schulden tragen kann, die ihm jetzt auferlegt werden. Diese Schulden sind nicht wirklich selbst verschuldet. Die Schulden wurden dem Land von internationalen Institutionen auferlegt unter starkem Druck der Vereinigten Staaten, einschließlich der Dollarisierung der brasilianischen Schulden im Jahr 1989, was eine Tragödie war.

Es gibt keine Möglichkeit, diese Schulden unter diesen Bedingungen zu bezahlen. Der IWF verlangt, daß Brasilien Zugeständnisse gegenüber allen Anforderungen der Märkte macht, die im Wesentlichen korrupt sind. J.P. Morgan, Chase und Citibank sind im Grunde bankrott, und ohne die Macht der Vereinigten Staaten als physische Macht, wären sie tatsächlich bankrott. Es gibt für sie keine Hoffnung für die Zukunft, unter den gegenwärtigen Bedingungen.

Dies gilt auch für das Bankensystem der Vereinigten Staaten im Allgemeinen. Das Federal Reserve System der Vereinigten Staaten ist heute bankrott und wird nur durch die politische Macht der Vereinigten Staaten aufrechterhalten. Die Bankensysteme in Europa sind bankrott. Die Zentralbankensysteme sind bankrott, und das ist der Zustand in weiten Teilen der Welt.

Der IWF – der zusammen mit der Weltbank für diesen Bankrott verantwortlich ist, der sich im Laufe der Jahre entwickelt hat – kommt jetzt nach Brasilien und sagt: „Brasilien, ihr seid schlecht. Ihr seid schlecht. Ihr müßt unsere Vormundschaft akzeptieren. Wir, die euch ruiniert haben, sind gekommen, um euch zu helfen, indem wir euch noch mehr ruinieren.“

Was würde passieren, wenn Brasilien vor dem IWF kapitulierte, und alles akzeptierte, das den Forderungen ähnelt, die der IWF an das Land stellt? Brasilien würde sterben! Es würde sich auflösen, und zwar schnell. Nicht über mehrere Jahre, sondern über Monate!

Sehen Sie sich die Zahlen an. Nehmen Sie die Größenverhältnisse. Nehmen Sie die Kosten für den Schuldendienst. Nehmen Sie die Auswirkungen dieser Bedingungen und den Zusammenbruch der brasilianischen Wirtschaft. Schauen Sie, was mit Argentinien passiert, und sehen Sie, daß das, was in Argentinien passiert ist, jetzt mit voller Wucht auf Brasilien übergreift…

Wenn Brasilien Widerstand leistet und sich nicht unterwirft, könnte es überleben. Wenn der durchschnittliche Zinssatz in Brasilien unter 10% gehalten und geeignete Bedingungen für die Refinanzierung der Schulden geschaffen würden, könnte Brasilien überleben und Teil einer Erholungsperspektive für die Hemisphäre sein. Aber wenn Brasilien unter diesen Bedingungen überlebte, würde der IWF bankrott gehen. Unter den gegenwärtigen Umständen könnte er diese Art der finanziellen Umstrukturierung nicht verkraften.

So oder so, der IWF ist in seiner jetzigen Form tot. Wenn er sich durchsetzt, stirbt er. Wenn er scheitert, stirbt er. Dies gibt Ihnen einen Hinweis auf das, was wir als systemische Krise bezeichnet haben, im Gegensatz zu den Leuten, die lediglich das statistische Phänomen der Boom-Bust-Zyklen studieren. Das ist kein zyklisches Phänomen…

Es gibt Lösungen

Es gibt natürlich Lösungen. Ich habe mich für solche Lösungen eingesetzt. Vor kurzem wurde in der italienischen Abgeordnetenkammer mehrheitlich für einen Vorschlag gestimmt, den ich vorgelegt hatte. Die italienische Regierung hat sich mit diesem Votum implizit verpflichtet, mit anderen Regierungen zusammenzuarbeiten, um das Weltwährungssystem zu reorganisieren, um zu einer Bretton-Woods-Formel der Art zurückzukehren, die wir von 1945 bis 1964 hatten. Dieses Modell soll verwendet werden: feste Wechselkurse, ein protektionistisches System zur Förderung der Produktion und ähnliche Programme, um sicherzustellen, daß wir wieder auf einen Wachstumspfad zurückkehren. Das heißt, wir müssen die Welt einer Konkurssanierung unterziehen, so wie man es bei jedem Konkurs tut…

Wir, als Staaten, müssen den Kredit erzeugen – Kredit für großangelegte Infrastrukturprogramme und zur Förderung privater Investitionen. Dieser Kredit wird langfristig, d.h. über 25 Jahre oder mehr in der Regel zu einfachen Zinssätzen von 1-2%  als staatlicher Kredit für große Infrastrukturen verwendet; zur Förderung der Beschäftigung, zum Bau von Eisenbahnen, für die Wasserversorgung, die Energieversorgung und so weiter, die für die Gesellschaft notwendig sind. Dies wird die private Beschäftigung anregen.

Wir werden auch Kredite in kreditwürdige Bereiche privater Investitionen stecken, um die Landwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe zu fördern, um andere notwendige Dinge aufzubauen, und wir werden aus diesem Schlamassel herauskommen…

Ich schlage vor, daß wir die Welt mit dem Blick auf bestimmte Länder betrachten, die technologisch gesehen Quellen der Entwicklung sind. In anderen Ländern, einschließlich China und Indien – die relativ gesehen keine wohlhabenden Länder sind – gibt es auch Quellen des technologischen Fortschritts. Sie haben bestimmte Industrien, bestimmte Techniken, aber nicht genug, um den Gesamtbedarf ihrer Bevölkerung zu decken.

Unser Vorschlag lautete: Man nehme die Gebiete Eurasiens, baue Quellen des technologischen Fortschritts auf, um langfristig technologisch notwendiges Kapital in Gebiete mit geringem Technologiepotential zu übertragen. Und genauso nimmt man Gebiete wie das Landesinnere Chinas (im Gegensatz zu den Küstenregionen) und andere Länder, und man beginnt, ihre Produktivität über eine Generation oder länger aufzubauen.

Auf dieser Grundlage kann man durch langfristige Kredite mit einer Laufzeit von 25 Jahren oder in dieser Größenordnung Kredite schaffen und ausgeben, um den Fluß von Hochtechnologieexporten aus den Gebieten zu finanzieren, die Quellen der Technologie sind, in Länder, die diese Technologie dringend benötigen. Wir könnten es so organisieren, daß sie in diesen 25 Jahren in der Lage sind, sich von dem freizukaufen, was wir ihnen als Kredit gegeben haben.

Ich habe das 1992 vorgeschlagen, und diese Länder haben akzeptiert, was ich die Eurasische Landbrücke nenne…

Aber heute haben wir neue Technologien. Was ich vorschlage, ist die Schaffung von Entwicklungskorridoren, von Gebieten wie Rotterdam in Europa, bis zu Orten wie Pusan an der Spitze Koreas, auf der anderen Seite Asiens. Diese Entwicklungskorridore verlaufen auch durch den nördlichen Teil Rußlands und Kasachstans bis nach China und Zentralasien, und der südliche Teil verläuft entlang der Küste des Indischen Ozeans, nach Indien und so weiter, nach Indochina und über andere Routen.

Diese Entwicklungskorridore hätten eine Breite von 50-100 Kilometern, d.h. sie umfassen die Hauptverkehrswege, Wasserleitungen, Energieerzeugungs- und -verteilungszentren, um so die Industrie- und landwirtschaftliche Zentren in Gebieten zu versorgen, die heute weitgehend unterentwickeltes oder brachliegendes Land sind. Und indem sie Gebiete durchkreuzen, die größtenteils Ödland sind, das aber die größte Konzentration an Bodenschätzen auf diesem Planeten hat, würden wir dieses Gebiet in eine Wachstumsregion für ganz Asien verwandeln.

Dieses Programm wird nun schrittweise und allmählich in die Tat umgesetzt. Die Bemühungen unter anderem Chinas und Rußlands, den Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen Nord- und Südkorea zu forcieren, bedeuten eigentlich die Schaffung einer Eisenbahnverbindung von Pusan nach Rotterdam, durch China und durch Rußland. Und das ist bereits in Gange…

Die Regierungen müssen ein neues System schaffen

Das Problem besteht darin, die Menschen und insbesondere die Regierungen dazu zu bringen, zu akzeptieren, daß dieses System hoffnungslos bankrott ist. Man versuche nicht, sich dem System anzupassen, sondern das System muß ersetzt werden.

Wie kann das gehen? Das geht mit der Autorität der Regierung, einer souveränen Regierung, einer Gruppe von souveränen Regierungen, die ihre Bankensysteme eine Konkurssanierung unterziehen, ein neues System von Nationalbanken unter einer nationalen Regierung schaffen, Kredite mobilisieren, das Gemeinwohl schützen, Stabilität erhalten, Vollbeschäftigung fördern, Wachstumsbereiche finden, in denen Kredite konzentriert werden können, sowohl im öffentlichen Sektor, in der Infrastruktur, als auch im Privatsektor. Nur die Regierungen können das tun. Das ist die souveräne Macht der Regierung als echter Souverän…

Deshalb muß die Basis der Wirtschaft aufgebaut werden. Und 50% einer jeden modernen Wirtschaft, die kompetent konzipiert ist, sind Investitionen in die Infrastruktur, nicht in die Produktion: Transport, Stromerzeugung und -verteilung, Wasserversorgung und -management, Abwasserentsorgung, Gesundheitssysteme, Bildungssysteme, das sind die Grundpfeiler einer Wirtschaft. Der Zugang zu Bibliotheken und solchen Dingen ist ein wesentlicher Teil der Produktivkraft der Arbeit. Die Fähigkeit, Waren effizient und schnell zu transportieren, in großem Umfang überall hin zu transportieren, von einem Ort zum anderen zu gelangen, das ist entscheidend. Das haben wir aus den Augen verloren.

Mein Spezialgebiet, auf das ich mich all die Jahre konzentriert habe, ist die physische Wirtschaft. Finanzwirtschaft? Das ist nichts. Buchhaltung? Das ist nichts. Das bedeutet nur, einzelne Punkte miteinander zu verbinden; das erfordert keinerlei Fähigkeiten. Wir müssen verstehen, wie wir investieren, und zwar in eine Kombination aus Infrastruktur und anderen Dingen, um einen generationenübergreifenden Fortschritt zu erzielen und die Produktivkraft der Arbeit zu erhöhen…

Wie entwickelt sich Kultur?

Mein Anliegen ist also, Studenten ein Verständnis zu vermitteln, was eine Idee im Sinne von Platon ist – Entdeckung, Hypothese, experimenteller Beweis, die Methode von Kepler. Sobald man weiß, was eine Idee ist, ist man zu physikalisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen fähig.

Das läßt sich sehr leicht demonstrieren. Dann fragt man sich: „Wie entwickelt sich Kultur?“ Sie entwickelt sich auf der Grundlage der Weitergabe von Ideen, die solchen Entdeckungen entsprechen, von einer Generation zur nächsten Generation. Das ist Geschichte! Archimedes, Eratosthenes, Platon und Archytas, das sind die Quellen der antiken wissenschaftlichen Methode. Sie leben heute in unserer Gesellschaft, weil die Wissenschaftler diese Entdeckungen nachgeahmt und auf das Verständnis der modernen Wissenschaft heute angewandt haben.

Die Weitergabe von Kultur über Tausende von Jahren bis in die Gegenwart ist das Ergebnis der Erkenntnis, was eine Idee ist und wie wichtig es ist, diese Idee durch Bildungs- und ähnliche Prozesse von einer Generation zur nächsten weiterzugeben, mit dem Ergebnis, daß eine Generation entsteht, die pro Kopf mehr Macht über das Universum hat als die vorherige Generation. Das ist Kultur! Ideen des klassischen Dramas, die Einsichten darüber vermitteln, wie sich Menschen verhalten und wie sie sich falsch verhalten. Wie kann man das erreichen? Das ist, was wir brauchen.

Buchhaltung ist simpel. Mit Mathematik zu spielen, zu addieren und subtrahieren und so weiter, das ist simpel. Aber das ist nicht Wirtschaft. Wirtschaft basiert auf dem Menschen, der kein Affe ist. Nur Menschen haben die Fähigkeit, Ideen zu generieren, zu assimilieren, Ideen zu replizieren.

Der Zweck von Ideen ist, zu wissen, daß wir alle sterben werden. Wie verwenden wir also unser Talent im Leben? Was bedeutet unser Leben, nachdem wir nicht mehr sind? Was haben wir für die kommenden Generationen erfunden, das uns einen festen Platz im Spektrum der Raum-Zeit gibt? Das ist menschlich. Wir müssen versuchen, Wissen in jedem möglichen Bereich zu erlangen, den wir erreichen können, um die wundervollen Entdeckungen der Menschen vor uns zu entdecken, und sie an andere weiterzugeben, um eine Gesellschaft zu entwickeln, in der dies zum  Standard wird – das ist Wirtschaft.

Wirtschaft ist das, was eine Generation zum Nutzen der nächsten zwei Generationen zu tun vermag.

Ich danke Ihnen vielmals.

Dennis Small (Vereinigte Staaten), Schiller-Institut (USA): „Ein Notfallprogramm zur Rettung Argentiniens, des jüngsten BRICS-Mitglieds“

Rede lesen

Ein Notprogramm zur Rettung Argentiniens,
des jüngsten Mitglieds der BRICS

Von Dennis Small,
Schiller-Institut

Manchmal schreitet die Geschichte viel schneller voran, als die Menschen erwarten – auch die Menschen, die selbst die Hauptakteure in der Entwicklung dieser Geschichte sind. Und manchmal geht es schneller, als die Menschen es sich wünschen. Die Geschehnisse auf dem BRICS-Gipfel zeigen, wie sich die Entwicklungen auf strategischer Ebene in einer Weise beschleunigen, die von den meisten Menschen nicht vorhergesehen wurde.

Jetzt haben wir eine Entwicklung, bei der in weniger als zwei Monaten nach Abschluß dieses Gipfels die Existenz der BRICS und die Zukunft des Globalen Südens und der globalen Mehrheit bei den Wahlen in Argentinien, den Präsidentschaftswahlen am 22. Oktober, tatsächlich in Frage gestellt wird.

Der Grund dafür ist folgender: Es gibt drei Kandidaten, die [bei den Vorwahlen] jeweils etwa ein Drittel der Stimmen erhalten haben. Zwei der drei – ich spreche von Javier Milei und Patricia Bullrich – sprechen sich beide offen dafür aus, daß Argentinien aus den BRICS austritt, noch bevor es am 1. Januar 2024 formell beitreten soll. Der dritte Kandidat, Sergio Massa, der auch Wirtschaftsminister der derzeitigen Regierung ist, würde ungeachtet seiner sonstigen Unzulänglichkeiten wenigstens in den BRICS bleiben.

Der IWF, die internationalen Banken, die Londoner City und die Wall Street haben mit ihren Wirtschaftskillern einen Finanzkrieg vom Zaun gebrochen, um Argentinien zu ruinieren und tun dazu verschiedene Dinge. Um es für jeden, der mit der amtierenden Regierung verbunden ist, unmöglich zu machen, die Wahlen zu gewinnen, haben sie eine hohe Inflation, extrem hohe Zinssätze – 120% –, massive Kapitalflucht und enorme Armut in der Bevölkerung verursacht.

Ihre Absicht ist es, an Argentinien ein blutiges Exempel zu statuieren. Erstens soll das Land geschwächt werden, damit es nicht den BRICS beitritt. Das würde dann auch eine Flanke gegen seinen Nachbarn Brasilien öffnen, eines der fünf Gründungsmitglieder der BRICS. Und es soll ein blutiges Exempel für die ganze Welt sein, um alle die 30 weiteren Länder, die derzeit über einen Beitritt zu den BRICS nachdenken, zu warnen: „Wenn ihr versucht, unser bankrottes System zu verlassen oder mit ihm zu brechen, werden wir euch von der Landkarte tilgen.“

Es ist an der Zeit, ein neues System zu schaffen

Daher wird der Kampf um Argentinien schnell zum Kampf um die BRICS. Sie haben gerade die Rede von Lyndon LaRouche gehört, die er 2002 in Saltillo in Mexiko gehalten hat, und er hat darin darauf hingewiesen, daß es jetzt an der Zeit sei, dieses System zu ändern, Und er hatte recht.

20 Jahre zuvor, am 1. Oktober 1982, hatte der damalige mexikanische Präsident José López Portillo vor der UN-Vollversammlung gesprochen und erklärt, es sei der rechte Ort und die rechte Zeit, um das Abgleiten in ein neues mittelalterliches finsteres Zeitalter zu stoppen und es durch ein neues Paradigma abzulösen. Sie hatten beide recht!

Lyndon LaRouche hat immer wieder betont, daß in einer Krise der Schlüssel zum Sieg darin liegt, genügend Menschen zu gewinnen, die wirklich denken und Politik planen können, damit sie die erforderlichen Konzepte verinnerlicht haben, wenn der sprichwörtliche Tropfen das Faß zum Überlaufen bringt, so wie es jetzt der Fall ist. LaRouche hat das 1982 in seinem Meisterwerk Conceptual Outlines of Modern Economic Science („Konzeptioneller Grundriß der modernen Wirtschaftswissenschaft“) mit großer Klarheit erklärt. Hier ist ein Auszug aus dieser Erklärung:

„Jede dieser Krisen stellt eine Art Verzweigungspunkt in der Geschichte dar. An solchen Punkten müssen sich die Völker entscheiden, ob sie in den Ruin getrieben werden wollen, indem sie sich weigern, frühere Tendenzen in der Politik radikal zu ändern, oder ob sie durch geeignete Veränderungen in der Politik und in den Institutionen bewirken wollen, daß es mit der Menschheit wieder aufwärts geht…

Es waren immer nur eine relative Handvoll, die diese Hingabe für ein höheres, weitreichendes Ziel aufbrachte und so für ihr Volk im allgemeinen die Führungsqualitäten boten, die die Menschen brauchten… Wenn ich dabei helfen kann, eine solche Führung innerhalb der Entwicklungsländer zu stärken…, können wir alle, die wir gleichzeitig Patrioten und Weltbürger sind, als eine Prinzipiengemeinschaft zusammenarbeiten, um dabei zu helfen, unsere jeweiligen Nationen für gemeinsame Anstrengungen zu vereinen.“

Der Zusammenbruch des gesamten transatlantischen Finanzsystems in Verbindung mit dem BRICS-Gipfel, der das Tempo der Entwicklungen radikal verschoben hat, hat also Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte von Entwicklungen in einen sehr kurzen Zeitraum zusammengeschoben. Deshalb sage ich: „Die Zeit ist jetzt!“

Die Bilanz des BRICS-Treffens

Lassen wir die Argentinien-Frage einen Moment beiseite und wenden uns einem anderen Kampf zu, der im Gange ist und im Zusammenhang mit den Entwicklungen auf dem BRICS-Treffen steht. Denn wenn man eine Bilanz der Ereignisse auf dem BRICS-Treffen zieht, dann sieht man folgendes:

Erstens: Der Handel in nationalen Währungen – die Entdollarisierung – schreitet sehr schnell voran. Das breitet sich weltweit aus, und es gibt praktisch keine Möglichkeit, es zu stoppen. Wir haben eine Situation, die von Rußlands führendem Wirtschaftswissenschaftler, Sergej Glasjew, kürzlich folgendermaßen beschrieben wurde: „Der Übergang zu den nationalen Währungen mußte schwindelerregend schnell erfolgen, aber an sich ist der Übergang zu Abrechnungen in nationalen Währungen nur ein kleines Element der Wirtschaftstätigkeit und der wirtschaftlichen Sicherheit.“

Da hat er recht.

Zweitens: Aus den BRICS-5 wurden bei diesem Treffen die BRICS-11: 47% der Weltbevölkerung, was ziemlich wichtig ist; 36% des BIP (ein völlig bedeutungsloses Maß für die reale Wirtschaftstätigkeit, aber wie dem auch sei); 80% der weltweiten Ölvorkommen werden jetzt von den BRICS-11 kontrolliert, dazu etwa 72% aller Seltenen Erden.

Eine dritte Entwicklung: Die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Staaten hat damit begonnen, in erheblichem Umfang Kredite an BRICS-Mitgliedsländer für Infrastrukturprojekte in deren Landeswährung zu vergeben, und sie haben auch angekündigt, daß sie den Prozeß, Kapital außerhalb des Dollar-Markts aufzunehmen, fortsetzen und ausweiten werden.

Das ist äußerst wichtig, denn der Dollarmarkt ist ein Koloß von zwei Billiarden Dollar an Spekulationsgeschäften und ein Krebsgeschwür, das bisher die Funktionsfähigkeit der Neuen Entwicklungsbank behindert. Jetzt haben sie damit begonnen, Anleihen aufzulegen, um sich Kapital in China in Renminbi und in Südafrika in Rand zu besorgen. Demnächst werden sie dies auch in Indien in Rupien und in Brasilien in Reals tun. Sie müssen ihre Kreditvergabe um mindestens das Hundertfache erhöhen, um den Bedarf an umfangreichen Infrastrukturinvestitionen in der nächsten Zeit zu decken.

Dies sind also einige der Fortschritte, die bereits erzielt wurden. Aber was ist mit einer neuen Währung? Diese Frage ist wiederholt in den Medien aufgetaucht, aber die meisten bringen nur sehr wenig Licht in diese Angelegenheit. Die Frage ist: Wird es fünf oder zehn Jahre dauern, sie zu entwickeln und alle technischen Einzelheiten auszuarbeiten, bis man vielleicht zu einer Einigung kommt? Nein, dafür haben wir keine Zeit, und es wird auch nicht so lange dauern.

Was Argentinien jetzt tun muß

Mit all diesen Überlegungen und LaRouches Konzepten zum Verständnis der Krise und der notwendigen Maßnahmen im Hinterkopf wollen wir nun kurz auf Argentinien und das Notfallprogramm des Schiller-Instituts zu dieser Situation zurückkommen. Argentinien ist das jüngste Mitglied der BRICS.

Zunächst müssen eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden, um den Aderlaß zu stoppen. Das muß einfach gestoppt werden, das Wohl der Menschen steht an erster Stelle.

Erstens muß man ein Moratorium auf die Zahlungen der Auslandsschulden verkünden; es geht um Hunderte von Milliarden Dollar. Allein 46 Milliarden Dollar sind Schulden beim IWF; Argentinien ist der größte Schuldner des IWF. Argentinien hat längst ein Vielfaches seiner Schulden bezahlt, und es gibt keinen Grund, kein Schuldenmoratorium zu verhängen. Man darf sich nicht weiter ausplündern lassen.

Zweitens muß die Kapitalflucht durch Kapital- und Devisenkontrollen gestoppt werden, im Falle Argentiniens auch durch sehr strenge Exportkontrollen, so daß alle Exporteinnahmen nach Argentinien zurückfließen und nicht Kapitalflucht und Spekulationen im Ausland dienen.

Drittens muß ein festes Paritätsverhältnis zwischen dem argentinischen Peso und dem US-Dollar hergestellt werden, so daß der Peso nicht ständig durch Marktspekulationen abgewertet wird. Die Regierung kontrolliert dann genau, wieviel Geld von Pesos in Dollar für erlaubte Verwendungszwecke der Währung umgetauscht wird, nicht für spekulative Zwecke. Das ist der erste Bereich.

Der zweite Bereich ist die Ausgabe produktiver Kredite, die dringend benötigt werden, um die Menschen aus der Armut zu holen und die Wirtschaft zu entwickeln. Zunächst müssen staatliche Notfonds ausgegeben werden, wie es Massa als Wirtschaftsminister zu tun versucht. Dazu gehören Zinssenkungen, Zinssubventionen und so weiter. Das ist in Ordnung, das ist ein erster Schritt. Aber das Problem ist, daß das, was die Regierung heute am Montag ausgibt, am Dienstag durch Kapitalflucht und Spekulation gestohlen wird. Das bekommt man mit der erwähnten ersten Gruppe von Maßnahmen in den Griff.

Die zweite Maßnahme zur Bereitstellung dringend benötigter Kredite ist die Verstaatlichung der argentinischen Zentralbank – die heute eine von Bankern geführte autonome Bank ist –, so wie damals mit Hamiltons Erster Nationalbank der Vereinigten Staaten, um Kredite für Vorhaben zu vergeben, die dem Gemeinwohl dienen.

Dann muß es strenge Preiskontrollen geben. Damit wird der unglaublichen, unkontrollierbaren Inflation von 120% pro Jahr, die heute durch Abwertung usw. entsteht, die Grundlage entzogen. Aber man braucht strenge Preiskontrollen. Ganz einfach: Wer dagegen verstößt oder versucht, illegal mit Zinsen oder Devisen zu spekulieren, wird vor Gericht gestellt und sehr hart mit Gefängnis bestraft.

Allein die Drohung damit bringt, wie schon Franklin Delano Roosevelt während seiner Präsidentschaft bewiesen hat, ein erstaunliches Maß an Rationalität in das Denken der Banker, das sonst völlig fehlt.

Um die Wirtschaft mit den notwendigen Devisen und Investitionen zu versorgen, nachdem der Aderlaß gestoppt wurde, muß Argentinien den Handel in nationalen Währungen mit anderen BRICS-Mitgliedern fortsetzen und ausweiten und die Neue Entwicklungsbank nutzen, um Investitionskredite nach Argentinien und in andere Länder zu holen.

Und damit kommen wir zum letzten und wichtigsten Punkt, der erforderlich ist. Man muß große Infrastrukturprojekte für Argentinien und für die Region auf den Weg bringen. Das wird die Arbeitsproduktivkraft erhöhen. Es gibt keine größere Ursache für Armut als mangelnde Beschäftigung in solchen produktiven Tätigkeiten.

Wir haben zwei konkrete Vorschläge gemacht, um das in die Wege zu leiten, insbesondere in Zusammenarbeit mit China und seiner Gürtel- und Straßen-Initiative.

Der eine ist der Bau einer bi-ozeanischen Eisenbahnlinie vom Atlantik zum Pazifik. Eine Strecke führt von Brasilien nach Peru, eine andere von Brasilien über Bolivien nach Peru, eine dritte von Argentinien nach Bolivien und weiter zur Westküste Perus. Und so weiter. Das wird eine ähnliche Entwicklung ermöglichen wie die Transkontinentale Eisenbahn in den Vereinigten Staaten oder der Bau der Transsibirischen Eisenbahn in Rußland. Solche Infrastrukturprojekte werden dringend gebraucht. China bietet das an – man sollte es einfach machen. Das ist es, was die BRICS tun sollten, was Argentinien tun sollte.

Ein zweites großes Projekt besteht darin, daß Argentinien mit anderen Ländern zusammenarbeitet, um seine bereits vorhandenen, beträchtlichen Fähigkeiten im Bereich der Weltraumwissenschaften und der Raketentechnik auszubauen. Es gibt eine Startbasis in Alcântara in Brasilien, ganz in der Nähe des Äquators; es ist die dem Äquator am nächsten gelegene Startbasis der Welt, was große Vorteile hat.

Argentinien und Brasilien haben in der Vergangenheit viele Jahre lang im Bereich der Weltraumforschung zusammengearbeitet. Argentinien verfügt über enorme Fähigkeiten, und jetzt haben wir diese enorme Leistung gesehen, daß Indien einen Rover auf dem Südpol des Mondes gelandet hat, und das mitten während des BRICS-Treffens – als ob es ein Ausrufezeichen hinter den eigentlichen Inhalt des Neuen Paradigmas setzen sollte, jener neuen Wirtschaftsarchitektur, die nötig ist, um die gesamte globale Mehrheit aus der Armut und in eine fortgeschrittene wissenschaftliche Entwicklung zu führen.

Schließlich muß man sich ansehen, was der Rest der Welt tut, wenn er auf die Teile der Welt blickt, wo solche Fortschritte erzielt wurden und werden. Länder sehen ihre eigene Armut, und dann sehen sie China und die 850 Millionen Menschen, die dort innerhalb von 40 Jahren aus der Armut herausgeholt wurden. Und die Menschen im Globalen Süden sagen: „Wenn China das kann, warum nicht auch wir?“

Ähnlich verhält es sich mit den wissenschaftlichen Errungenschaften: Man sieht den Mangel an Technologie, die fehlende Konzentration auf die eigenen Fähigkeiten in Bildung und Wissenschaft, und dann sieht man, was Indien geschafft hat. Mit hundert Schulen, wo die Kinder lernen, wie Raketen starten, und lernen, welche Entwicklungen in der Raketentechnik erreicht wurden, um diesen Rover auf dem Mond zu landen. Und mit der gleichen Stimme und im gleichen Atemzug sagt der Globale Süden jetzt: „Wenn Indien das kann, warum nicht auch wir?“ In der Tat.

Kiran Karnik (Indien), ehemaliger Präsident der National Association of Software and Service Companies (NASSCOM); 20 Jahre bei der Indischen Weltraumforschungsorganisation (ISRO): „Indien und Chandrayaan-3: Der globale Süden als Protagonist“

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Indien und Chandrayaan-3: Der Globale Süden als Protagonist

Von Kiran Karnik

Kiran Karnik ist ehemaliger Präsident der National Association of Software and Service Companies (NASSCOM) in Indien und war 20 Jahre bei der indischen Weltraumbehörde ISRO tätig. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9.2023 sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Guten Abend, ich grüße Sie aus Gurgaon, einem Vorort von Neu-Delhi, von wo aus ich heute zu Ihnen spreche. Ich möchte etwas sehr Ehrgeiziges versuchen: Ich werde versuchen, Ihnen die Weite des Weltraums – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne – zu vermitteln, in einem 12- oder 13-minütigen Beitrag, in dem ich kurz über das indische Raumfahrtprogramm, seine Anfänge und seine Entwicklung spreche. Aber noch wichtiger ist die Frage, wohin sich das ganze Weltraumabenteuer entwickelt.

Vieles davon, insbesondere das jüngste Interesse, vor allem in Indien, aber auch in der ganzen Welt, wurde ausgelöst durch die „Rückkehr zum Mond“, wie man es nennen möchte.

In der spannenden Zeit der 60er und 70er Jahre, als die damalige Sowjetunion und die Vereinigten Staaten im Wettlauf zum Mond waren, um dort zu landen und „Flagge zu zeigen“, war der Kalte Krieg ein entscheidender Faktor, wie wir alle wissen. Aber es gab viel Begeisterung für den Weltraum und neue Entdeckungen und es wurde viel Wissenschaft betrieben.

Danach folgte einige Jahre lang eine Pause, der Mond und der Weltraum waren in der Öffentlichkeit nicht mehr so präsent und die Menschen waren nicht mehr so enthusiastisch über die Ereignisse. Aber in den letzten Jahren ist das wieder im Kommen, aus mehreren Gründen, auf die ich noch eingehen werde.

Wie gesagt haben wir in jüngster Zeit in Indien ein aktives Raumfahrtprogramm, das vor einigen Wochen mit der sanften Landung einer indischen Landefähre auf dem Mond endete, und wie viele von Ihnen wissen, ist ein Rover auf der Mondoberfläche gelandet, hat Bilder gemacht und wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Jetzt ist er gewissermaßen „eingeschlafen“ und wartet darauf, daß das Sonnenlicht wieder erscheint. Danach wissen wir nicht, ob der Rover weiterarbeitet oder nicht: Er ist nicht für mehr als einen Mondtag ausgelegt, der auf der Erde etwa 14 Tage dauert. Danach gibt es aufgrund der fehlenden direkten Sonneneinstrahlung keine ausreichende Energiequelle mehr. Aber wir werden sehen, was passiert. Inzwischen hat er eine Menge Daten und viele wissenschaftliche Erkenntnisse über das, was dort passiert ist, gesammelt.

Der Charakter des indischen Raumfahrtprogramms

Aber zurück zu den Anfängen der Mission: Das indische Raumfahrtprogramm begann Anfang der 60er Jahre mit einem echten Interesse an der Erforschung des Weltraums. Es wurde von Menschen vorangetrieben, die sich für die Beobachtung der kosmischen Strahlung und für den Weltraum überhaupt interessierten. Es war ein ehrgeiziges Programm für ein Land von Indiens wirtschaftlicher Größe, besonders zu jener Zeit. Es war für den Start von Raketensonden ausgelegt, und da Indien auf dem magnetischen Äquator liegt, hatte das aus wissenschaftlicher Sicht besondere Vorteile. Viele dieser Raketen sammelten unschätzbare wissenschaftliche Daten, die in viele Forschungsarbeiten eingeflossen sind, und andere haben später darauf aufgebaut.

Doch schon bald nahm das Programm eine andere Form an, angetrieben von einer Haltung, die sich ebenfalls von der vieler anderer Programme unterschied. Wie gesagt, war der Motor der Raumfahrt damals die Rivalität zwischen dem Westen und der Sowjetunion im Kalten Krieg. Und die Weltraumtechnologie wurde fast vollständig aus der militärischen Nutzung abgeleitet. Sie stammte von den Raketen, die im Zweiten Weltkrieg in geringem Umfang entstanden waren, und entwickelte sich dann weiter, als die Raketen größer wurden. Es entstanden Raketen, die Satelliten ins All bringen konnten. Und ja, es gab viel Wissenschaft, viel Interesse, Erforschung, aber die eigentliche treibende Kraft war etwas anderes.

In Indien war die treibende Kraft von Anfang an die Frage, wie man den Weltraum nutzen kann, um dem Land in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zu helfen. Das war zusätzlich zu den erwähnten wissenschaftlichen Unternehmungen, die schon früher begonnen hatten. Man könnte also sagen, daß das Ganze auf zwei Beinen stand: zum einen die wissenschaftliche Erforschung, auf kontinuierlicher Basis, die Untersuchung der vielen Unbekannten und der Versuch, alle die Dinge herauszufinden, die der Weltraum sozusagen verbirgt und uns erst enthüllt, wenn wir dort oben sind. Und dann vor allem: Wie können wir den Raumfahrt und die Weltraumtechnologie nutzen, um Dinge zu tun, die den Menschen auf der Erde zugute kommen?

Dies wurde in vielerlei Hinsicht sehr gut von jemandem zusammengefaßt und artikuliert, der seit langem als Begründer des indischen Raumfahrtprogramms gilt: Dr. Vikram Sarabhai. Er sagte unter anderem, und ich zitiere jetzt:

„Wir sind davon überzeugt, daß wir, wenn wir auf nationaler Ebene und in der Gemeinschaft der Nationen eine bedeutende Rolle spielen wollen, bei der Anwendung fortschrittlicher Technologien auf die realen Probleme von Mensch und Gesellschaft unübertroffen sein müssen.“

Das war sein Schwerpunkt und der Schwerpunkt des Raumfahrtprogramms: Was müssen wir tun, um den Menschen und der Gesellschaft zu helfen? Und er sagte auch, gewissermaßen als Kontrapunkt dazu, das indische Raumfahrtprogramm und das, was wir damit anstreben „ist nicht damit zu verwechseln, daß wir uns in grandiose Pläne stürzen, die in erster Linie der Show dienen, statt dem Fortschritt, der sich in realen wirtschaftlichen und sozialen Begriffen mißt“.

Er war sich also darüber im Klaren, daß es bei dem Programm um den wirtschaftlichen und sozialen Nutzen vor Ort geht und nicht um Eitelkeitsprojekte oder darum, wer als Erster am Ziel ist.

Die Zeiten haben sich geändert: Die Wettbewerbsfähigkeit hat sich geändert, Indien hat sich geändert, die Welt hat sich geändert. Kommen wir kurz darauf zurück, wo wir angefangen haben. Am Anfang hat sich das Programm wirklich mit den Anwendungen der Weltraumtechnologie befaßt. Wir haben mit der Kommunikation begonnen; dann wandten wir uns der Fernerkundung zu, die für alle möglichen Anwendungen genutzt wird; dann für die Landwirtschaft, die für Indien sehr wichtig ist; für die Landnutzung, die Kartierung, den Boden, das Wasser, die Betrachtung der Berge. Und dann für die Wettervorhersage, ebenfalls ein sehr kritischer Faktor in Indien, wo wir auch heute noch, aber mehr noch vor einigen Jahrzehnten, sehr stark vom Monsunregen abhängig sind und daher das Wetter sehr genau kennen müssen, um vorherzusagen, was passieren wird und was getan werden muß.

Diese Faktoren haben das Programm sehr stark geprägt. Und so hat es sich entwickelt. Man kann die Spuren der wissenschaftlichen Erkundung in vielerlei Hinsicht aufzeigen: Bei Chandrayaan oder der Mondlandung geht es darum, neue Dinge außerhalb der Erde zu erforschen und zu versuchen, die Wissenschaft voranzubringen und besser zu verstehen, was die frühe Entstehung des Universums angetrieben hat, was existiert und was nicht, was sich außerhalb befindet, um vielleicht ein wissenschaftliches Phänomen zu untersuchen.

Der andere Bereich, der auch heute noch sehr wichtig ist, betrifft Aspekte des täglichen Gebrauchs, sei es für die Kommunikation oder für Weltraumbilder für eine ganze Reihe von Anwendungen oder für die Wettervorhersage, Positionsbestimmung, Katastrophenwarnung und eine ganze Reihe anderer Bereiche.

Über das indische Programm möchte ich nicht mehr viel sagen. Ich war mehr als zwei Jahrzehnte lang daran beteiligt, habe aber seit fast ebenso langer Zeit keinen Kontakt mehr. Ich halte mich auf dem Laufenden, aber ich bin kein Experte für das, was aktuell geschieht.

Um mit dem indischen Programm abzuschließen: Vor kurzem wurde eine neue Sonde gestartet, ein Satellit, der die Erde am sogenannten Lagrange-Punkt, einem stabilen Punkt, umkreisen wird, um die Sonne zu untersuchen. Diese Sonde wird die bereits von der ESA und insbesondere von den USA – der Europäischen Weltraumorganisation und der NASA – durchgeführten Untersuchungen der Sonne ergänzen und weitere interessante Daten liefern.

Wichtige Weltraumverträge

Wenden wir uns nun einem entfernteren Aspekt des Weltraums zu, auch dafür möchte ich mir etwas Zeit nehmen, um einige Gedanken dazu zu hinterlassen. In den frühen Jahren, als das indische Programm noch im Entstehen begriffen war, nahm Indien sehr aktiv an den Vereinten Nationen teil und war ein sehr wichtiger Akteur bei dem Versuch, eine Reihe von Verträgen und Konventionen auszuarbeiten. Es ist ein sehr gutes Zeichen, daß selbst auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges die Russen, die damalige Sowjetunion, und der Westen zusammengearbeitet haben und in der Lage waren, einige sehr spannende Gespräche und Verträge abzuschließen, wie den Weltraumvertrag und den Mondvertrag, die beide sehr wichtig sind, weil sie zwei oder drei wichtige Dinge regeln.

Erstens: Sie verbieten die Nutzung des Weltraums für die Stationierung von Massenvernichtungswaffen. Im Nachhinein könnte man sagen, daß es schade ist, daß es nur Massenvernichtungswaffen und keine anderen Waffen betrifft, dennoch war das an sich schon ein Fortschritt. Die Stationierung von Massenvernichtungswaffen im Weltraum ist also verboten.

Zweitens wurde das Konzept des gemeinsamen Erbes der Menschheit eingeführt, das gleiche Konzept, das auch für die offenen Meere und die Antarktis verwendet wird. Dieses Konzept kann – meiner Meinung nach leider – unterschiedlich interpretiert werden, aber grundsätzlich erkennt es an, daß der Weltraum und die Planeten, der Mond eingeschlossen, gewissermaßen ein gemeinsames Erbe der Menschheit sind, und daß alles, was dort getan wird, der Menschheit als Ganzes zugute kommen muß. Es ist in gewisser Weise Teil dessen, was man als „globales Gemeingut“ bezeichnen könnte, und genau dieses Konzept des globalen Gemeinguts und des gemeinsamen Erbes der Menschheit ist dort verankert. Aber wie gesagt, es gibt unterschiedliche Interpretationen, und dazu gleich noch ein paar Anmerkungen.

Aber diese Verträge waren wichtig, und sie haben die Zusammenarbeit zwischen den Nationen im Weltraum in Bezug auf eine ganze Reihe wissenschaftlicher und anderer Faktoren vorangetrieben, trotz des anhaltenden Wettbewerbs insbesondere im militärischen Bereich.

In den letzten Jahren hat diese Art der Zusammenarbeit stark abgenommen. Ich habe vorhin über den Mond und das Auslaufen der wissenschaftlichen Missionen auf dem Mond gesprochen, und Sie wissen, daß sich bereits jetzt zwei parallele Gruppen oder Lager herausbilden, wenn Sie so wollen. Es gibt ein Artemis-Abkommen, das die USA initiiert haben und das von einer Reihe von Ländern, hauptsächlich westlichen Ländern, unterzeichnet wurde. Indien ist diesem Abkommen kürzlich beigetreten. Das andere ist ein hauptsächlich von Rußland und China betriebener Versuch, die sogenannte Internationale Mondstation. Auch hier geht es um eine kooperative Raumstation auf dem Mond, die der Erforschung und Wissenschaft dienen soll.

Anders als in der Vergangenheit, wo Dinge wie die Internationale Raumstation herausragende Beispiele für internationale Zusammenarbeit waren, was heute fortgesetzt wird, indem sich Russen und Amerikaner abstimmen (es gab in letzter Zeit einige Probleme, aber sie besteht trotzdem weiter), scheinen diese Dinge zunehmend auf der Strecke zu bleiben, und ein viel stärkerer Wettbewerbsgeist gewinnt die Oberhand, man beginnt sogar in der Wissenschaft zu konkurrieren.

Zusammenarbeit verstärken

Eine positive Entwicklung in diesem Bereich war vor kurzem das BRICS-Treffen in Johannesburg, bei dem es einige Diskussionen über die Raumfahrt gab und bei dem Indien das Konzept eines möglichen Konsortiums für die Erforschung des Weltraums vorstellte, das mit einer BRICS-Kooperation beginnen, aber hoffentlich noch viel weiter reichen wird. Wie viele von Ihnen wissen, expandieren die BRICS über die fünf Länder hinaus, deren Initialen ihnen den Namen geben. Es sind bereits sechs weitere Länder hinzugekommen, viele weitere warten auf ihren Beitritt. Es kann also etwas Substantielles daraus werden, indem ein Konsortium zur Erforschung des Weltraums wieder zu einer wirklich globalen Anstrengung wird.

Und das ist etwas, das ich sehr spannend finde. Es gibt noch andere Versuche, die Kooperation und Zusammenarbeit zu verstärken, aber wir müssen abwarten, wohin sie führen.

Besorgniserregend ist jedoch die zunehmende Nutzung des Weltraums und der sogenannten „Weltraumressourcen“ für militärische Zwecke. Im Ukraine-Krieg haben wir gesehen, daß die Weltraumtechnologie in großem Umfang für alle möglichen Dinge eingesetzt wird – über manche wird berichtet, über andere nicht, manche zitieren Quellen von hier und dort. Aber es ist ein Problem, dem wir uns stellen müssen, wenn wir weitermachen.

Der andere Punkt, auf den ich hinweisen möchte (und in Anbetracht der Zeit wird dies mein letzter Hauptpunkt sein), ist die zunehmende Rolle des Privatsektors. In mancher Hinsicht ist das sehr zu begrüßen. Der Privatsektor hat eine Menge übernommen – er entwickelt sogar Systeme für den Weltraum.

Besorgniserregend ist jedoch, daß sehr große Unternehmen, insbesondere große Technologieunternehmen, auch im Weltraum eine immer größere Rolle spielen, und daß die Rolle der staatlichen Raumfahrtbehörden in gewisser Weise abnimmt. Diese privaten Stellen werden zweifelsohne ein Interesse daran haben, schon früh auf dem Mond Bergbau zu betreiben und auf Asteroiden nach Mineralien zu suchen. Weltraumtourismus mag ja schön und gut sein, aber wenn man darüber hinausgeht und Dinge auf dem Mond oder auf Asteroiden abbaut, dann stellt sich die Frage, wohin uns das führen wird, wenn man den Kontext betrachtet, den ich bereits erwähnt habe, nämlich dem Weltraum als gemeinsames Erbe der Menschheit. Wohin wird uns das führen? Und welche Art von Sicherheitsvorkehrungen könnte es geben, um die Beteiligung des privaten Sektors an der Bereitstellung militärischer Unterstützung für das eine oder andere Land zu verhindern oder Richtlinien dafür aufzustellen, wenn sich Länder im Krieg befinden?

Wie wir wissen, ist der Weltraum inzwischen zu einem wichtigen Streitpunkt geworden. Wie gesagt handelt es sich um zwei neue Bereiche, den Cyberspace und den Weltraum, und beide sind zu sehr mächtigen und sehr umstrittenen Instrumenten geworden. Und in beiden Bereichen spielen Unternehmen und der private Sektor eine immer wichtigere Rolle. Und das könnte sehr besorgniserregend sein, denn man spricht heute manchmal von „Schurkenstaaten“ – und jedes Land hat natürlich seine eigene Definition, wer ein „Schurkenstaat“ ist –, aber wir könnten sehr bald auch „Schurken-Unternehmen“ haben! Und diese könnten weitaus schwieriger zu kontrollieren, zu behindern und sogar mit Sanktionen zu belegen sein als Schurkenstaaten, und das müssen wir im Auge behalten.

Lassen Sie mich zum Schluß noch einmal an dem Punkt anknüpfen, an dem ich begonnen habe, mit dem Menschen und seinem Abenteuer im Weltraum. Wissen Sie, seit Äonen, man könnte sagen seit den Anfängen der Menschheit, haben die Menschen in den Weltraum geblickt und sich gefragt: „Was ist dort?“ „Was ist da draußen?“ „Wie gelange ich dorthin? Oder kann ich das nicht?“ Wir haben diese Grenze überschritten. Jetzt sind wir dort draußen, wir beginnen zu sehen, was dort ist, wir beginnen zu wissen, was dort ist. Inwieweit können wir kooperativ und als Menschheit, als eine menschliche Gattung zusammenarbeiten? Was können wir gemeinsam tun, um das große Abenteuer zu bestehen, etwas zu verstehen, das jenseits von uns liegt, um zu verstehen, was uns das kostet, um zu verstehen, was in vielerlei Hinsicht der Anfang des Universums und seine Entstehung war? Welche großen wissenschaftlichen Dinge gibt es da draußen zu entdecken?

Ich hoffe, daß die Menschen und die Nationen anfangen werden, diese Richtung einzuschlagen, indem wir zusammenarbeiten und kooperieren, anstatt den Weltraum als einen weiteren Bereich für militärische Unternehmungen zu nutzen.

Lassen Sie mich an dieser Stelle enden. Vielleicht gibt es später noch einige Diskussionen und Fragen, die wir beantworten können. Ich danke Ihnen vielmals.

Jacques Cheminade (Frankreich), Vorsitzender der Partei Solidarité et Progrès; ehemaliger französischer Präsidentschaftskandidat: „Die Win-Win-Politik der BRICS und die Rolle Argentiniens“

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Die Win-Win-Politik der BRICS und die Rolle von Asien, Afrika und Argentinien

Von Jacques Cheminade

Jacques Cheminade ist Vorsitzender der Partei Solidarité et Progrès und ehemaliger französischer Präsidentschaftskandidat. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9.2023 sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Englische4n, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

In einem Interview mit dem Press Trust of India sagte Narendra Modi kürzlich:

„Eine Sichtweise der Welt, in der die Wirtschaft im Mittelpunkt steht, wandelt sich nun zu einer, in der der Mensch im Mittelpunkt steht. So wie nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Weltordnung entstanden ist, nimmt auch nach COVID eine neue Weltordnung Gestalt an… Lange Zeit wurde Indien als ein Land mit über einer Milliarde hungriger Mägen wahrgenommen. Aber jetzt sieht man in Indien eine Nation mit über einer Milliarde aufstrebenden Köpfen, mehr als zwei Milliarden geschickten Händen und Hunderten von Millionen junger Menschen… Die Inder, die in diesem Zeitalter leben, haben die große Chance, ein Fundament für ein Wachstum zu legen, an das man sich noch die nächsten tausend Jahre erinnern wird.“

Er betonte auch, daß der Erfolg der Mondsonde Chandrayaan 3 nicht nur ein Erfolg für Indien, sondern für ganze gesamte Menschheit ist.

Ich gehe von dieser sehr optimistischen menschlichen, wirtschaftlichen und sozialen Sichtweise aus, als ein Beispiel für den Geist der BRICS, der selbst vom Geist der Bewegung der Blockfreien von Bandung inspiriert ist, aber jetzt viel weiter geht, als ein säkularer, tausendjähriger Prozeß des Wandels. Wenn wir an die Fortschritte denken, die in den letzten 30 Jahren insbesondere in China und Indien gemacht wurden – zwei Ländern, deren Politik mit dem von Lyndon LaRouche entwickelten Konzept der physischen Ökonomie übereinstimmt –, dann können wir prognostizieren, daß ein solcher Fortschritt unaufhaltsam ist, weil er von so vielen geteilt wird. Das ist unaufhaltsam, außer wenn ein Weltkrieg die Menschheit auslöscht, denn die BRICS baut ihr eigenes Wirtschaftssystem auf, das die Entwicklung aller ermöglicht.

Werfen wir einen Blick auf die bisherige Bilanz, die sich ständig beschleunigt:

  • 16. Juni 2009: erstes Treffen der BRIC in Jekaterinburg in Rußland.
  • 24. Dezember 2010: Südafrika schließt sich den vier Gründungsmitgliedern an, offiziell eingeladen von China.
  • 7. September 2013: der Start von Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative, heute ist der 10. Jahrestag;
  • Jetzt ist der 15. BRICS-Gipfel gerade zu Ende gegangen, mit sechs neuen Mitgliedern und etwa 40 weiteren Ländern in Wartestellung.
  • Schließlich wird nächstes Jahr das 16. entscheidende Treffen in Kasan stattfinden, der Hauptstadt der Republik Tatarstan der Russischen Föderation.

Um die Bedeutung der Erweiterung um die sechs neuen Mitglieder, die die neuen BRICS plus bilden, zu verstehen, müssen wir uns ein besseres Bild von diesem Prozeß machen. Zunächst einmal sind drei erdölproduzierende Länder beigetreten: Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie werden der Neuen Entwicklungsbank (NDB) unter der Leitung von Dilma Rousseff, einer ehemaligen revolutionären Kämpferin, brasilianischen Präsidentin und engen Verbündeten des heutigen Präsidenten Lula, eine wichtige Stütze sein. Dann haben wir Ägypten, mit seiner wichtigen historischen Verbindung zwischen Südwestasien und Afrika und mit dem ersten afrikanischen Atomkraftwerk mit drei Reaktoren in El-Dabaa. Dann Äthiopien mit seinem Zugang zu ganz Ostafrika über die von China gebaute Eisenbahnlinie Dschibuti-Addis Abeba und deren Verlängerung vom Roten Meer zum Indischen Ozean. Dann Argentinien, um Brasilien im Rahmen der iberoamerikanischen Union zu unterstützen.

Eine sehr gut durchdachte Kombination, die sich auf die ganze Welt erstreckt.

Äthiopien und Argentinien

Betrachten wir nun näher die Lage in Afrika und in Argentinien. Äthiopien gilt im Westen als hoffnungsloser Fall, mit einem ethnischen Krieg im eigenen Land und einem „unlösbaren“ historischen Krieg mit Eritrea in der Region. Durch die chinesische Vermittlung und die Einbindung in die BRICS wurde die Hoffnung auf eine integrative, verbindende Zukunft wiederhergestellt. Die Erklärung des eritreischen Präsidenten Isaias Afwerki auf dem jüngsten Rußland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg zeugt von der Entschlossenheit zur gemeinsamen Entwicklung und Zusammenarbeit. Ich bin davon überzeugt, daß die Situation der ehemaligen französischen Kolonien in Westafrika in einem ähnlichen Rahmen und mit einer ähnlichen Geisteshaltung gelöst werden kann – in einem panafrikanischen Kontext und natürlich durch ein Umdenken und anderes Handeln in Frankreich selbst, weg vom Tal der ahnungslosen Kolonisten.

Betrachten wir nun die Rolle Argentiniens. Lyndon LaRouche hatte 1982 in seiner „Operation Juarez“ auf Wunsch von Präsident Lopez Portillo eine Entwicklungsplattform für ganz Iberoamerika, ausgehend von Mexiko, definiert. Seine Politik, die damals von den Vereinten Nationen als „Schuldenbombe“ bezeichnet wurde, entgleiste unter dem Druck der US-Banken und dem von den Briten angezettelten Malwinenkrieg. Heute sind es dieselben Kräfte, die die argentinische Regierung strangulieren, sowohl von außen, durch die Schulden des IWF, als auch von innen, durch die Förderung von Präsidentschaftskandidaten des korrupten Liberalismus der Marke Bolsonaro oder Selenskyj.

Dennis Small hat uns gerade das „Notprogramm zur Rettung Argentiniens, dem neuesten Mitglied der BRICS“ des Schiller-Instituts vorgestellt, das von Operation Juarez inspiriert ist (vgl. Neue Solidarität 39/2023). Da ich selbst in Argentinien geboren bin, möchte ich an dieser Stelle betonen, daß dies nicht etwas altes, wiederaufgewärmtes ist. Allein die Tatsache, daß Argentinien in die BRICS aufgenommen wurde, ändert die Spielregeln völlig, vorausgesetzt, wir mobilisieren unsere Kräfte für die Sache der nationalen Souveränität und der Würde des Landes. Wir befinden uns nicht im Jahr 1982, sondern im Jahr 2023.

Außer den Vereinigten Staaten und Rußland haben nur zwei weitere Länder erfolgreich einen Rover auf dem Mond gelandet: China und jetzt Indien. Trotz der Kompetenz ihrer Wissenschaftler ist die Europäische Raumfahrtbehörde gescheitert, und zwar wegen des gierigen Egoismus der „vereinigten“ europäischen Politiker. China hat bei seinem ersten Versuch einen Rover auf dem Mars abgesetzt, nachdem es ihm nicht nur gelungen ist, 900 Millionen Menschen aus der extremen Armut zu befreien, sondern auch eine durchschnittliche Lebenserwartung erreicht hat, die höher ist als die in den Vereinigten Staaten. Argentinien kann sein Dilemma nicht allein lösen, aber als Teil der neuen Weltordnung, die von den BRICS definiert wird, kann es sich aus dem zerstörerischen finanziellen Griff befreien.

Aussichten für die BRICS

Lassen Sie mich nun drei wichtige Punkte ansprechen.

Erstens behauptet der „globale Norden“, daß die BRICS keine Einheit sind, daß China und Indien Grenzkonflikte haben und einander nicht trauen. Bei dem G20-Gipfel, der an diesem Wochenende stattfindet, kommentieren die westlichen Medien und Politiker die Tatsache, daß Putin und Xi Jinping unter Modis Präsidentschaft nicht teilnehmen werden. Was China und Indien betrifft, so haben sie – wenn man sich anschaut, was Modi und Xi Jinping sagen, und nicht, was die westlichen Medien verbreiten – ein gemeinsames Interesse an ihrer jeweiligen Entwicklung. Keine einheitliche, formale Allianz, sondern eine Interessen- und Kooperationsgemeinschaft sowie eine gemeinsame absolute Ablehnung der kolonialen und neokolonialen imperialen Ordnung.

Wie Sergej Glasjew, der russische Minister für Integration und Makroökonomie der Eurasischen Wirtschaftsunion, bemerkte, sind die beiden hocherfolgreichen Länder der letzten Zeit, Indien und China, beide den wirtschaftlichen Konzepten von Lyndon LaRouche gefolgt. Was sie also gemeinsam haben, nämlich die menschliche und materielle Entwicklung, geht über den Bereich der konfrontativen Geopolitik hinaus.

Die drei von Chinas Präsident Xi Jinping definierten Globalen Initiativen – Sicherheit, Entwicklung und Zivilisation – bilden die Grundlage für eine Zusammenarbeit ohne Gleichmacherei für alle BRICS-Länder. Was die Abwesenheit von Xi Jinping beim G20-Gipfel betrifft, so kann man dies aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Aus guten Gründen könnte Beijing ein Treffen mit Joe Biden, einem handlungsunfähigen und feindseligen Präsidenten, für verfrüht halten und dabei auch die Abwesenheit Putins berücksichtigen. Xi Jinping mag der Ansicht sein, daß es wichtigere Treffen gibt, an denen er teilnehmen kann.

Ich muß jedoch hinzufügen, daß die nächsten beiden Präsidentschaften der G20 Brasilien im Jahr 2024 und Südafrika im Jahr 2025 sind. So viel zum Anspruch des Globalen Nordens, „zu teilen und herrschen“, abgesehen von der Tatsache, daß Rußland inzwischen sehr enge Beziehungen sowohl zu China als auch zu Indien unterhält. Noch wichtiger ist die Tatsache, daß die offene und undiplomatische Forderung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, nach Johannesburg eingeladen zu werden, rundheraus abgelehnt wurde.

Handel ohne den Dollar

Zweitens: Eine ganze Reihe von politischen und wirtschaftlichen Experten, darunter Sergej Glasjew, untersuchen und prüfen, wie der Handel in nationalen Währungen abgewickelt werden kann. Ein Großteil des Handels findet bereits in chinesischen Renminbis, aber auch in russischen Rubeln und indischen Rupien statt.

Das ist ein Prozeß der Entdollarisierung, der natürlich noch begrenzt, aber nichtsdestotrotz bedeutsam ist. Umso mehr, als die Neue Entwicklungsbank bereits Renminbi-Anleihen zur Finanzierung von Infrastruktur und nachhaltiger Entwicklung in den Mitgliedsländern der Bank ausgibt.

Dieser Prozeß wird sich beschleunigen, da die verschiedenen Länder des Globalen Südens erkannt haben, daß ihre Dollar-Guthaben „eingefroren“ werden könnten, wie es mit den 9 Milliarden Dollar Reserven Afghanistans und den über 300 Milliarden Dollar Reserven Rußlands geschehen ist. Der Bumerang-Effekt der westlichen Sanktionen hat eine neue Welt von Ländern geschaffen, die versuchen, mit ihren eigenen Währungen anstelle des US-Dollars zu handeln.

Das Ziel dieses ersten Schrittes ist es, ein paralleles System zu schaffen, und nicht, den Dollar sofort zu ersetzen, was einen systemischen Zusammenbruch der Weltwirtschaft zur Folge hätte. Der Punkt ist, daß die schrittweise Zunahme von Handelsabkommen zwischen anderen nationalen Währungen die Grundlage für einen zweiten Schritt schaffen wird.

Es wird viel über eine neue Handelswährung diskutiert, die an einen Währungsindex der teilnehmenden Länder gekoppelt ist, oder über eine neue Rechnungseinheit, die auf einem Währungskorb basiert, der an den Wert strategischer neuer Rohstoffe gebunden ist. Wladimir Putin erklärte anläßlich des 14. BRICS-Gipfels: „Wir prüfen die Möglichkeit, eine internationale Reservewährung auf der Grundlage des BRICS-Währungskorbs zu schaffen.“

Das Problem bei diesem Ansatz ist erstens, daß er immer noch in einem monetaristischen Universum stattfindet und zweitens, daß er die Welt in zwei Blöcke teilen würde, die zwangsläufig dazu verdammt sind, miteinander zu konkurrieren und in einen geopolitischen Kriegszustand zu verfallen. Außerdem ist ein geldbasiertes System von Natur aus anfällig für spekulative Angriffe, wie es 1992 der Fall war, als das Pfund Sterling und die italienische Lira von dem berüchtigten George Soros destabilisiert wurden. Ein Währungssystem vom Typ des ECU ist dazu verdammt, sich selbst in den Schwanz zu beißen.

Der neue Ausgangspunkt sollte nicht das Geld an sich sein, sondern die schöpferische Kraft der Menschen. Energie ist ein erster Ansatzpunkt als Quelle der wirtschaftlichen Stärke, aber wie LaRouche 1979 in einer Rede mit dem Titel „Der Mythos der Gleichgewichtsökonomie“ sagte, geht es um etwas Tieferes:

„Es gibt etwas Tiefgründigeres als bloße Energiekalorien, was eine erfolgreiche kulturelle Entwicklung bewirkt. Die Quelle der neuen Energie sind die schöpferischen Möglichkeiten des menschlichen Geistes. In den Entwicklungsprozessen der Technologien, die wir insgesamt als Fortschritt in der wissenschaftlichen Erkenntnis begreifen, steigert der Mensch seine wissende, willentliche Beherrschung der gesetzmäßigen Organisation unseres Universums.“

Geld sollte daher der Diener unserer geistigen schöpferischen Fähigkeiten sein, die sich in der kontinuierlichen Dynamik der nichtlinearen Entwicklung neuer physikalischer Prinzipien ausdrücken, deren technische Anwendungen die Bedingungen für eine wachsende Tragfähigkeit des Universums für die Menschheit schaffen.

Jedes Land sollte daher seine eigene Währung behalten, die seine nationale Souveränität zum Ausdruck bringt, und gleichzeitig braucht es im Austausch mit den Währungen anderer Länder eine Gemeinsamkeit, die mit der menschlichen Fähigkeit zur Verbesserung des Universums zusammenhängt: eine Übereinkunft zur Lösung der Probleme von Überschüssen und Defiziten unter Bezugnahme auf einen Korb strategischer Materialien, die für die wirtschaftliche Wertschöpfung benötigt werden. Dabei geht es nicht um die Bestandteile des Warenkorbs an sich, sondern um die potentielle menschliche Schöpferkraft statt um bloße Geldkonten.

Die Lösung für den „Norden“

Dies muß gesagt werden, um zu unserem dritten Punkt zu gelangen: den Vereinigten Staaten und Europa. Beide sollten sich bereit erklären, in den Prozeß integriert zu werden, an dem die BRICS – der Globale Süden – beteiligt sind. Das ist unser Aufruf an den Globalen Norden: Es gibt reichlich Raum für Zusammenarbeit und für Durchbrüche bei gemeinsamen Unternehmungen, sei es im Weltraum oder auf der Erde. LaRouche drückte es unverblümt aus: „Man kann das Problem nicht lösen, indem man die Vereinigten Staaten ausschaltet… Daher besteht die Lösung meines Erachtens darin, die Haltung der Vereinigten Staaten, der Regierung der Vereinigten Staaten, zu ändern.“ Und das gleiche gilt für Westeuropa.

Um das Dilemma zu lösen, müssen wir heute, wie LaRouche in den frühen 80er und sogar schon in den 70er Jahren sagte, China, Indien, Rußland und die Vereinigten Staaten zusammenbringen – die vier Länder, die es geschafft haben, einen Rover auf dem Mond zu landen –, um genug Macht zu schaffen, um die zerstörerischen Axiome der Anglosphäre zu überwinden. Ohne das wird es nicht funktionieren.

Es geht darum, ein Niveau der Wahrhaftigkeit zu erreichen, das tatsächlich das Prinzip des „Vorteils des anderen“ repräsentiert. Das Prinzip der menschlichen Unsterblichkeit ist nicht individuell physisch, wie einige transhumanistische Dummköpfe glauben, sondern ein Menschheitsprozeß, der sich über die Jahrhunderte hinweg manifestiert, die Einheit der Menschheit, die sich in verschiedenen Formen ausdrückt. Für uns, die wir in der jüdisch-christlichen Tradition stehen, ist das Naturrecht eine Übereinstimmung des Menschen mit den Gesetzen des Kosmos, so wie in der indischen vedischen Tradition oder wie das Mandat des Himmels im konfuzianischen und vorkonfuzianischen China – unsere gemeinsame Geschichte der von den Fesseln der körperlichen und geistigen Sklaverei befreiten Menschheit.

Diese Konferenz des Schiller-Instituts ist ein Treffen der Köpfe, um für die Menschheit eine Zukunft zu schaffen, überall auf der Welt, in jedem unserer Länder und in jedem eigenen Kopf, indem wir den Fortschritt des anderen mit der edelsten Freude begrüßen und jeden schändlichen Neid ablehnen.

Sich dieser Herausforderung in Frankreich und Argentinien zu stellen – zwei Länder, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Opfern gehörten und sich selbst zum Opfer machten, weil sie sich feige den Feinden der Souveränität unterworfen haben –, ist eine große Aufgabe, die wir innerhalb der BRICS und auch in Frankreich angehen müssen, indem wir uns von unserer freien französischen Tradition und der Tradition der Befreier Amerikas inspirieren lassen. In unseren beiden Ländern geht es bergab: Mehr als 40% der Argentinier leben unter der Armutsgrenze und 35% der Franzosen können sich keine drei Mahlzeiten am Tag leisten. Wir sind im Schlachtfeld mittendrin. Angesichts der Epidemien von Währungsabwertungen und kolonialen Wahnvorstellungen haben wir keine Ausrede mehr: Wir dürfen nicht länger ignorieren, daß das Geld ein Idiot ist und seine Knechte Kriminelle sind!

Prof. David Monyae (Südafrika), Direktor des Zentrums für Afrika-China-Studien (CACS), Universität von Johannesburg, Südafrika: „Die Zukunft von Afrika, China und den BRICS“

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Die Zukunft von Afrika, China und den BRICS

Von Prof. David Monyae

Prof. David Monyae ist Direktor des Zentrums für Afrika-China-Studien an der Universität von Johannesburg in Südafrika. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9.2023 sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Es ist mir eine große Freude, zu Ihnen allen zu stoßen, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, den Veranstaltern für die Organisation dieses wunderbaren Seminars zu danken. Wir freuen uns auf die Diskussionen. Mein Name ist Professor David Monyae, ich bin Direktor des Zentrums für Afrika-China-Studien an der Universität von Johannesburg in Südafrika.

Mein Schwerpunkt wird die Frage sein: Warum die BRICS? Warum brauchen wir sie? Was ist der Schwerpunkt der BRICS? Und dann werde ich mich darauf konzentrieren, wohin sich die BRICS entwickeln und wie sie die globalen Beziehungen beeinflussen. Angesichts der Tatsache, daß China das größte BRICS-Mitglied ist und fast 60-70 % des gesamten BIP der BRICS ausmacht, werde ich auf China und mein eigenes Land Südafrika fokussieren, sowie auf die Beziehungen Afrikas zu China. In diesem Teil werde ich mich mehr auf die voraussichtliche Entwicklung und die Beziehungen zu anderen Industrieländern beziehen.

Zunächst einmal müssen wir unser Verständnis der BRICS in einen Kontext stellen. Die Weltordnung nach 1945 war eine Ordnung, die von den Vereinigten Staaten und den westlichen Ländern definiert wurde, und die meisten afrikanischen Länder mit Ausnahme Südafrikas waren an der Entstehung dieser Ordnung nicht beteiligt. Sie waren Nachzügler, und deshalb sind sie nur Verwalter der Regeln und nicht Gestalter der Regeln. Alles wurde so eingerichtet, daß es die westlichen Länder begünstigte.

1955 fand das erste Treffen der Entwicklungsländer, der afrikanischen und asiatischen Länder, in Indonesien statt – die Konferenz von Bandung 1955. Ich glaube, dort kamen zum allerersten Mal die Beschwerden der Entwicklungsländer zur Sprache. Was waren ihre Beschwerden? Ihre Anliegen waren sehr einfach: Sie wollten eine Reform der internationalen Ordnung, in der diese Entwicklungsländer ernst genommen werden, eine gerechte Verteilung der Ressourcen, Zusammenarbeit, Technologietransfer sowie verschiedene zwischenmenschliche Fragen, die im Kommuniqué der Bandung-Konferenz von 1955 angesprochen wurden.

Dies waren also die wichtigsten Gründe, warum die Entwicklungsländer der Meinung waren, daß die internationale Ordnung zu dieser Zeit, zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, verändert werden mußte. Sie sollten sich aktiv an dieser Ordnung beteiligen und sie demokratischer und transparenter gestalten und in gewisser Weise alle Kontinente vertreten. Doch wie wir wissen, gab es seit 1955 keine Bewegung in den Industrieländern, die den Entwicklungsländern die Hand gereicht hätten, um sie zu verstehen und ihnen entgegenzukommen.

Wir haben den Aufstieg einer weiteren Gruppierung erlebt, die sehr wichtig ist. Damit wir einen klareren Kontext haben: Woher kommen die BRICS? 1961 wurde die Bewegung der Blockfreien Staaten im gleichen Kontext gegründet, nämlich nach dem Ende des Kalten Krieges, als Vertretung der Länder, die nicht in einen Kalten Krieg zugunsten der Vereinigten Staaten oder der damaligen Sowjetunion verwickelt werden wollten. Und die meisten dieser Länder waren Entwicklungsländer. Man kann Ähnlichkeiten zwischen der Bandung-Bewegung und der Bewegung der Blockfreien Staaten von 1961 erkennen, was die Beschwerden der Entwicklungsländer betrifft. Eine dritte Formation ist die Gruppe der 77 (plus China) innerhalb der Vereinten Nationen. Sie war sehr stark und brachte mehr oder weniger ähnliche Themen zur Sprache.

Doch im Jahr 2010 wurde der Aufstieg der BRICS-Staaten deutlich. Sie wurden 2009 offiziell gegründet, und 2010 trat Südafrika bei: Brasilien, Rußland, Indien, China und dann Südafrika. Diese Länder kamen ebenfalls aus dem Globalen Süden, und ihre Hauptprobleme mit der globalen Ordnung waren ähnlich wie die, die ich bereits dargelegt habe. Was die BRICS jedoch von der Bandung-Konferenz, der Bewegung der Blockfreien Staaten oder der Gruppe der 77 unterscheidet, ist, daß die BRICS von 2009 eher ein Vorschlag von Jim O’Neill waren, einem Mann der Wall Street. Das war der Vorschlag, daß es Schwellenländer gibt und man das Wachstum dieser Länder im Hinblick auf die Größe ihrer Volkswirtschaften und ihren Beitrag zur Entwicklung des Kapitalismus und der Märkte betrachten sollte. So wurde es im neoliberalen Ansatz gesehen.

BRICS: mehr als nur Wirtschaft

Doch mit der Aufnahme Südafrikas und besonders mit dem BRICS-Gipfel 2023, der im Stadtzentrum von Johannesburg stattfand, wurde der neoliberale Ansatz aufgegeben. Während Jim O’Neills Konzept sehr viel stärker auf den Westen und die Wall Street ausgerichtet war und von Märkten, individualistischen westlichen Normen und Marktwerten ausging, sind die BRICS, die sich jetzt herausbilden, ein Gebilde, das dem entgegengesetzt ist. Diese BRICS gehen weit über die Stärke der Wirtschaft hinaus. Ja, für eine Mitgliedschaft bei den BRICS ist die Größe der Wirtschaft wichtig, aber es geht auch um die Beziehungen zwischen Menschen. Es geht um Fragen der Entwicklung. Es geht um Größenordnungen, um Entwicklung, um die Aufnahme von Menschen, um Fragen der Demokratisierung und der Vertretung. Es ist eine direkte Antwort auf eben diese Beschwerden der Entwicklungsländer, daß diese Länder sich selbst organisiert haben, und sie agieren, da sie auch Mitglieder der G-20 sind, mit dem Treffen, das jetzt in Indien stattfindet, mit den Gipfeltreffen zum Klimawandel, COP28; das steht an. Und vom 18. bis 26. September wird die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York tagen.

Wir sehen bereits, daß die BRICS-Länder zunehmend an Macht gewinnen. Sie haben sechs weitere Länder aufgenommen: Iran, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Äthiopien und Argentinien. Das allein verändert schon die gesamte Stärke und Legitimität der BRICS; sie sind viel stärker geworden. Sie haben die G-7 in Bezug auf ihre Wirtschaftskraft bereits überholt. Die Zukunft der kapitalistischen Welt liegt eher in den Entwicklungsländern, und die BRICS-Länder werden zunehmend an Macht gewinnen.

Wir werden auch Veränderungen erleben, vor allem in Bezug auf China, dem wichtigsten Land in Bezug auf die Größe seiner Wirtschaft und die Rolle, die es zunehmend beim Ausbau der Infrastruktur spielt, in einer Zeit, wo der Westen das Gefühl hat, an Raum, Legitimität und Einfluß zu verlieren – vor allem in Afrika –, ist China dort bei der Entwicklung der Infrastruktur und einer Reihe anderer Themen auf dem Vormarsch. Wir werden die „Anti-China-Bewegung“ erleben, der es um Entkopplung geht, und das andere, was die entwickelten Länder betreiben wollen, die Risikominderung (de-risking).

Das wird enorme Auswirkungen haben, nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern auch für Europa, da die Kolonialmächte Afrikas aus Europa stammen. In den letzten Wochen und Monaten haben wir in Westafrika endlose Putsche erlebt: Burkina Faso, Zentralafrikanische Republik, Sudan, Gabun, Mali, dazu Terroranschläge. Frieden und Sicherheit werden immer wichtiger.

Der Ressourcennationalismus ist also auf dem Vormarsch, und diese Länder in Afrika argumentieren, daß sie mehr Unterstützung und Zusammenarbeit bei der Infrastrukturentwicklung brauchen. Aber noch wichtiger ist, daß sie nicht nur Rohstoffe verkaufen wollen, sondern auch die Veredelung der Rohstoffe fordern. Einige der kritischen Mineralien für die industrielle Revolution, wie Lithium und Uran, sind im Zuge des wirtschaftlichen Wandels von großer Bedeutung. Diese Ressourcen sind hauptsächlich in Afrika zu finden. Afrika wird also ein wichtiger Akteur werden, und der Wettbewerb zwischen den Industrieländern, vor allem mit China und Rußland, wird zunehmen.

Im Zusammenhang mit Rußland und dem Ukraine-Krieg hat sich die Situation verschlechtert, und es ist die Rede vom Einsatz der Söldnertruppe Wagner auf dem afrikanischen Kontinent. Es wird eine frühe Phase eines neuen Kalten Krieges geben, der auf uns zukommt und die Lage verschlimmern wird, wenn die Vereinigten Staaten Afrika weiterhin durch die Linse der Sicherheit statt durch die der Entwicklung betrachten.

Dies sind also einige der Themen, bei denen die Afrikaner dafür plädieren, daß wir viel mehr Entwicklung brauchen. Man kann Entwicklung und Sicherheit nicht voneinander trennen. Daher sind die Ansätze von Präsident Xi Jinping mit der Globalen Sicherheitsinitiative, der Globalen Entwicklungsinitiative und der Globalen Zivilisationsinitiative wichtige Konzepte, die mehr afrikanische Länder und die Entwicklungsländer ansprechen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Brücken bauen

Meine Damen und Herren, abschließend möchte ich darauf hinweisen, daß es Raum für Zusammenarbeit und für den Bau von Brücken gibt. Wenn wir über die BRICS sprechen, dann sehen wir die BRICS nicht als Gegner der Industrieländer. Ich denke, wir werden eine ergänzende Rolle spielen, und deshalb gibt es für den Globalen Süden mehr Raum, um den Industrieländern auf halbem Weg entgegenzukommen. Wir müssen Wege finden, dies auf friedlichere Weise zu tun; wir müssen Kriege vermeiden; wir müssen verhindern, daß Waffen in diesen afrikanischen Ländern abgeladen werden. Die Korruption muß in Afrika und überall sonst bekämpft werden. Wir brauchen eine gute Regierungsführung, wir brauchen gute Regierung und Demokratie, nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent.

Ich denke, daß Afrika und die meisten Entwicklungsländer die Demokratie als die Spitze der Institutionen der Weltordnungspolitik sehen wollen, insbesondere bei den Vereinten Nationen. Diese müssen umgestaltet und reformiert werden, und zwar so, daß die Entwicklungsländer einbezogen werden. Das wird einige der Probleme wie Klima, Ungleichheit der Geschlechter, Armut, Krankheit und fehlende Chancen für alle lösen.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen allen noch einmal zu danken. Ich freue mich darauf, einige von Ihnen persönlich zu treffen, wenn es die Zeit erlaubt. Ich danke Ihnen.

Rubén Guzzetti (Argentinien), Analyst für Außenpolitik, Argentinisches Institut für Geopolitische Studien (IADEG): „Argentinien in den BRICS; eine historische Chance“

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Argentinien in der BRICS-Gruppe, eine historische Chance

Von Rubén Darío Guzzetti

Rubén Guzzetti ist Analyst für Außenpolitik am Argentinischen Institut für Geopolitische Studien (IADEG). In der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9. September sagte er folgendes (Übersetzung aus dem Spanischen).

Guten Tag. Mein Name ist Rubén Guzzetti, und ich spreche zu Ihnen aus dem südlichen Teil des Globalen Südens, vom Argentinischen Institut für Geopolitische Studien (IADEG). Ich danke dem Schiller-Institut und der LaRouche-Bewegung für die Einladung zur Teilnahme an dieser Veranstaltung. Wir vom IADEG schließen uns dem Kampf des [Schiller-]Instituts und anderer Organisationen an, die sich der Verantwortung bewußt sind, die wir derzeit haben, da wir einen zivilisatorischen Übergang von historischer Tragweite erleben.

Wir, die heutige Generation, haben das Gefühl, daß wir eine enorme Verantwortung tragen, aber daß wir auch eine privilegierte Generation sind, insbesondere diejenigen von uns, die in den 1950er Jahren des 20. Jahrhunderts geboren wurden. Wir waren Protagonisten in einem breiten Spektrum von Veränderungen – dem endgültigen Sterben des Wohlfahrtsstaates, dem Prozeß der Entkolonialisierung, der Ära der sozialen Revolutionen, des Kalten Krieges, der Unipolarität der USA und Großbritanniens und nun dieser neuen Ära, die von Schwellenländern angeführt wird, die sich auf die Erfahrungen Chinas und den Mut des russischen Volkes stützen, das sich der NATO, dem bewaffneten Flügel der internationalen Finanzmacht, entgegenstellt.

Wir sind davon überzeugt, daß wir uns jetzt auf einem unumkehrbaren Weg zu einer neuen polyzentrischen und multikulturellen Welt der Entwicklung und Zusammenarbeit befinden. Aber wir wissen auch, daß wir ein großes Risiko eingehen. Die Blindheit des Egoismus und die innewohnenden Gründe eines erschöpften Kapitalismus könnten einen totalen Krieg auslösen, der zu einem Atomkrieg werden könnte.

Die internationale Finanzmacht, die Investmentfonds, die Ratingagenturen und die Großbanken haben die Institutionen der westlichen Großmächte übernommen. Die Befehle und wichtigen Entscheidungen, die aus dem Weißen Haus und der Downing Street 10 kommen, stammen in Wirklichkeit von der Wall Street und der Londoner City. Deshalb unterstützen wir von unserem Institut und von vielen anderen Seiten die Initiativen, die darauf abzielen, das Bewußtsein für den Moment zu erweitern, in dem wir leben, und die Notwendigkeit, die Unterstützung für Frieden mit Entwicklung zu verbinden, um das mögliche Aussterben der Spezies zu verhindern, entweder durch Atomwaffen oder durch übermäßige Aggression gegen die Natur.

Wir halten es für absolut notwendig, Fortschritte in Richtung einer neuen Finanzarchitektur zu machen, die auf der Produktion von materiellen Gütern und der Steigerung der Produktivität zugunsten des Fortschritts in Wissenschaft und Technik ausgerichtet sind. Außerdem ist ein neues kollektives Sicherheitsabkommen zwischen den Staaten dringend erforderlich, in dem kein Staat die Rechte der anderen verletzt.

Heute haben wir einen großen Vorteil. Laut UN-Statistiken reicht seit 1990 die Produktion von Gütern und Dienstleistungen weltweit aus, um der Weltbevölkerung ein Leben in Würde zu ermöglichen. Das heißt, es ist genug für alle da, so daß Kriege ums Überleben, wie sie in der Geschichte üblich waren, nicht mehr notwendig sind. Jetzt ist es nur noch ein Problem der Verteilung.

Zusammen mit fünf anderen Ländern wird Argentinien ab dem 1. Januar 2024 den BRICS beitreten und wahrscheinlich auch der Neuen Entwicklungsbank, und wenn diese ihre Statuten ändert, werden wir Zugang zu günstigen Krediten für die Produktion haben. Ebenso wird das Land Teil des Contingency Reserve Arrangement werden, was uns die Möglichkeit geben wird, eines der immer wiederkehrenden Probleme unserer Wirtschaft zu lösen, die so genannte externe Beschränkung oder Dollarknappheit.

Die Nationen des globalen Südens, verkörpert durch die BRICS-Staaten, haben dem Rad der Geschichte in Johannesburg einen großen Impuls gegeben. Unserem Land eröffnen sich nun eine Reihe von Möglichkeiten, dem IWF die zerstörerische Vormundschaft mit seinen wiederkehrenden Sparplänen und wiederholten Abwertungen zu entziehen und die strukturellen Probleme zu lösen, die uns seit Beginn unserer Geschichte heruntergezogen haben.

Ein einziges Beispiel genügt: Unsere herrschenden Klassen konnten oder wollten nicht tun, was die USA vor 200 Jahren getan haben – eine Agrarreform, um die Produktion eines Landes zu vervielfachen, die Produktion eines an Gütern und menschlicher Qualität absolut reichen Landes zu steigern.

Wir werden auch die Möglichkeit haben, uns in neue globale Wertschöpfungsketten einzubinden, gemeinsame Entwicklungen in wissenschaftlichen und technologischen Bereichen zu planen und mit der Erfahrung von Ländern wie China die Aquakultur und die Schweineindustrie zu entwickeln. Wir können auch unser Talent und unseren Fortschritt in Bereichen wie neue landwirtschaftliche Technologien einbringen, um die Produktion in Ländern wie Äthiopien und Ägypten zu steigern.

In Argentinien sind wir uns in den fortschrittlichen Sektoren bewußt, daß die Fortschritte und Errungenschaften der aufstrebenden Nationen, die in Organisationen wie der SCO, ASEAN, der Eurasischen Wirtschaftsunion (EUAU) und den BRICS zusammengeschlossen sind und die die Verlagerung des Schwerpunkts der Welt vom Westen zum Osten bestätigen, uns eine historische Chance bieten.

Es ist auch klar, daß die Möglichkeit, sich diesem zivilisatorischen Wandel anzuschließen, jetzt von uns abhängt. Das bedeutet erstens, die erste Hürde zu nehmen und es in die Stichwahl am 22. Oktober zu schaffen und zweitens die Niederlage der extremen Rechten am 14. November zu erreichen.

Die Aufgabe ist nicht einfach, denn die derzeitige Regierungskoalition ist keine Garantie dafür und es gibt viel zu tun, um die Volksorganisationen zu vereinen und die neue Regierung zu zwingen, diesem echten Wandel beizutreten, der derzeit passiert. Regierungen und Völker wie das brasilianische blicken besorgt auf unsere Zukunft. Zweifellos wird ein unabhängiges Argentinien einen enormen Beitrag zum Projekt des Globalen Südens und zur regionalen Integration leisten, die für das Glück der Nationen südlich des Rio Grande entscheidend sind.

Wir werden alles tun, um Teil einer neuen Welt zu werden, in der Zusammenarbeit, Konnektivität und Brüderlichkeit die Norm und nicht die Ausnahme sind. Lassen Sie uns den auf dieser Konferenz vorgezeichneten Weg zu einer Welt in Frieden, Entwicklung und Integration fortsetzen.

Ich danke Ihnen.

Prof. Franco Battaglia (Italien), Professor für chemische Physik, Universität Modena, Italien: „Die eiskalte Wahrheit über Globale Erwärmung“

Diskussionsteilnehmer:

Dr. Akiko Mikamo (Japan), Autorin, „8:15 – Eine Geschichte des Überlebens und der Vergebung aus Hiroshima“

Diskussionsbeitrag lesen

8:15 – Eine Geschichte von Überleben und Vergebung aus Hiroshima

Dr. Akiko Mikamo ist Autorin und Produzentin des Films „8:15“, der den Atombombenabwurf auf Hiroshima aus der Sicht von Überlebenden des Angriffs – ihrer eigenen Eltern – schildert. Dr. Mikamo kam in der abschließenden Diskussionsrunde der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9. zu Wort und sagte folgendes (Übersetzung aus dem Englischen).

Dr. Mikamo: Ich danke Ihnen für die Einladung zu dieser sehr wichtigen Konferenz. Ich bin ausgebildete Psychologin und arbeite als medizinische Psychologin und als Coach für Führungskräfte, als Autorin und auch Produzentin des Films, der gerade erwähnt wurde. Meine Eltern waren beide bei der Explosion am 6. August 1945 dabei. Mein Buch- und Filmtitel 8:15 bezieht sich auf den Zeitpunkt der Explosion in Japan, die erste Atombombe, die gegen Menschen eingesetzt wurde.

In Hiroshima lebten zu diesem Zeitpunkt 350.000 Menschen, überwiegend Zivilisten. Mein Vater war nur etwa 1200 Meter vom Epizentrum entfernt. Er befand sich auf dem Dach seines Hauses, hatte also nichts, was ihn schützte. So war er mehreren Tausend Grad Hitze und Explosionen ausgesetzt, und natürlich auch der Strahlung. Meine Mutter war etwa 720 Meter vom Epizentrum entfernt. Natürlich wurden beide schwer verletzt, verbrannt und verstrahlt. Wie durch ein Wunder haben sie überlebt.

Ich bin eine ihrer drei Töchter. Heute lebe ich in San Diego in Kalifornien und arbeite weltweit daran, die Menschen zu einem friedlicheren und harmonischeren Denken zu erziehen.

Meiner Meinung nach standen Menschen schon immer miteinander in Konkurrenz; Wettbewerb wurde gefördert, Wettbewerb wurde wertgeschätzt. Aber das Konkurrenzdenken hat zu Ungleichheit geführt. Die ressourcenstärkeren Länder und Regionen versuchen, die weniger ressourcenstarken Regionen und Länder zu ihrem Vorteil auszunutzen. Und ich bin fest davon überzeugt, daß wir von der konkurrenzorientierten Bildung und Gesellschaft zu einer auf Zusammenarbeit ausgerichteten Gesellschaft übergehen müssen. Das ist die einzige Lösung.

Wenn ich über die Erfahrungen meines Vaters und meiner Mutter spreche, betrifft uns das alle als Menschheitsfamilie auf dieser Erde. Es gibt viele Bedrohungen. Die Bedrohung durch einen Atomkrieg ist keine Science-Fiction-Geschichte oder etwas, das man nur im Kino sieht. Er droht unmittelbar. Und die globale Zerstörung, die Klimaproblematik usw. – es gibt so vieles, daß ich denke, dies ist nicht die Zeit, daß wir uns um Ländereien, Ressourcen oder Macht streiten. Wir müssen uns wirklich zusammentun, um über das menschliche Zusammenleben nachzudenken und darüber, wie wir diese Krise überleben, wie wir gesünder leben und wie wir mehr Menschen zu Wohlstand verhelfen können. Das ist also mein Punkt.

Kann ich den Trailer zu meinem Film zeigen?

Moderator: Ich werde die Techniker fragen, aber in der Zwischenzeit möchte ich Sie bitten, uns zu sagen, welche Reaktionen Sie vom amerikanischen Publikum auf Ihren Film erhalten haben und ob er dort zu sehen ist. Und wird er auch in Europa oder online zu sehen sein?

Dr. Mikamo: Ich erhalte jetzt Reaktionen, er wird auf öffentlichen Sendern in ganz Amerika ausgestrahlt. Ich habe einige Vorführungen in New York und Kalifornien gemacht.

Die Reaktionen kommen hauptsächlich von der jüngeren Generation, und sie sind wirklich positiv. Sie sagen mir, daß sie nicht wußten, wie die Menschen unter dem Atompilz überlebt haben.

Sonst sehen sich die Leute die Bilder aus dem Flugzeug an, und sie sehen den Atompilz, und Politikwissenschaftler und Politiker und viele andere diskutieren darüber, ob nukleare Abschreckung der richtige Weg wäre oder besser ein Verbot von Atomwaffen, oder wie wir mit dem Thema Atomwaffen umgehen sollten. Aber nicht sehr viele Menschen haben den Bericht aus erster Hand gesehen, der zeigt, was tatsächlich unter dem Atompilz geschah.

Deshalb kommt aus dem Publikum oft der Kommentar, daß die ganze Welt das sehen muß. Jeder sollte es sehen. Die Menschen müssen daran erinnert werden, daß es nie wieder einen Atomkrieg geben darf. Auch die Leute, die den Film Oppenheimer gesehen haben, haben mir gesagt, daß man den Film 8:15 zusammen mit Oppenheimer sehen sollte, um ein Gesamtbild zu erhalten. Das sind die Kommentare, die ich erhalten habe.

Moderator: … Jetzt können wir den Trailer ansehen. (Den Trailer zu dem Film 8:15 finden Sie im Internet unter: https://www.youtube.com/watch?v=SNBYRnpE92s)

Alejandro Yaya (Argentinien), Vizepräsident, Ziviles Institut für Raumfahrttechnik, Leiter der Abteilung für Technologie- und Innovationsbeziehungen, Nationale Verteidigungsuniversität

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Warum Entwicklungsländer die Raumfahrt brauchen

Von Prof. Alejandro Yaya

Prof. Alejandro Yaya ist Vizepräsident des Zivilen Instituts für Raumfahrttechnik in Argentinien und Leiter der Abteilung für Technologie- und Innovationsbeziehungen an der Nationalen Verteidigungsuniversität Argentiniens. In der Diskussionsrunde der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9. sagte er folgendes (Übersetzung aus dem Spanischen).

Mit Dr. Karniks Erlaubnis möchte ich gerne den Gründer des indischen Raumfahrtprogramms, Vikram Sarabhai, zitieren. Ich werde es sinngemäß wiedergeben, aber ich bitte Sie dabei, es nicht so zu verstehen, daß es sich nur auf Indien bezieht, sondern auf die BRICS – wenn er von der indischen Nation spricht, denken Sie an die ganze Menschheit:

„Es gibt Leute, die die Relevanz von Raumfahrtaktivitäten in einem Entwicklungsland in Frage stellen. Für uns gibt es keine Zweideutigkeit bei der Zielsetzung. Es kommt uns nicht in den Sinn, mit den wirtschaftlich fortgeschrittenen Nationen bei der Erforschung des Mondes oder der Planeten oder der bemannten Raumfahrt zu konkurrieren.

Aber wir sind überzeugt, daß wir, wenn wir auf nationaler Ebene und in der Gemeinschaft der Nationen eine bedeutende Rolle spielen wollen, bei der Anwendung fortgeschrittener Technologien auf die realen Probleme von Mensch und Gesellschaft unübertroffen sein müssen… Und wir sollten beachten, daß man die Anwendung hochentwickelter Technologien und Analysemethoden auf unsere Probleme nicht mit grandiosen Plänen verwechseln darf, die in erster Linie der Show dienen statt dem Fortschritt, den man in realen wirtschaftlichen und sozialen Begriffen mißt.“

Und jetzt zitiere ich den ehemaligen indischen Präsidenten Abdul Kalam:

„Viele Menschen mit kurzsichtigen Zukunftsvorstellungen zweifelten an der Relevanz von Weltraumaktivitäten in einer gerade unabhängig gewordenen Nation, die Schwierigkeiten hatte, ihre Bevölkerung zu ernähren. Die Vision war klar: Wenn die Inder eine bedeutsame Rolle in der Gemeinschaft der Nationen spielen wollen, dann müssen sie bei der Anwendung fortschrittlicher Technologien auf ihre realen Probleme unübertroffen sein. Es ist also kein Mittel zur Machtdemonstration. Die Erforschung des Weltraums ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für die weitere Entwicklung Indiens.“

Und um die Frage zu beantworten, hat Dr. Karnik erwähnt, daß man nur wenige Tage nach der Ankunft [der indischen Sonde] auf dem Mond eine weitere Mission zu Meßzwecken entsandt hat, und daß das Raumschiff in Kürze den Lagrange-Punkt erreichen wird, wo man Messungen an der Sonne vornehmen und die Sonne untersuchen wird.

Was wird Indien an der Sonne untersuchen? Die Eigenschaften der Troposphäre und der Ionosphäre – alles, was mit der Sonnenoberfläche zu tun hat, was große Auswirkungen auf das Klima und die Klimastudien hat. Denn wenn es in Indien eine Dürre gibt, wenn Entwicklungsländer Dürren oder Klimaprobleme haben, sind Hunderte von Millionen Menschen davon betroffen. Ein besseres Verständnis des Klimas und seiner Bedingungen – und der einzige Ort im Universum, an dem man das erforschen kann, ist der Weltraum – wird uns helfen, uns weiterzuentwickeln und die Katastrophen zu vermeiden, die die Natur manchmal hervorbringt und die wir nicht verhindern können. Dieses bessere Verständnis des Weltraums wird uns helfen, eine bessere Lebensqualität hier auf der Erde zu erreichen – und auch auf dem Mond!

Was ist nun das besondere an den gemeinsamen Anstrengungen Indiens und Chinas? Die einzigartigen Eigenschaften unseres natürlichen Satelliten ermöglichen die Entwicklung der Nutzung bestimmter Materialien, sowohl für die pharmazeutische Industrie als auch für die Fertigung von Dingen, deren Herstellung auf der Erde unmöglich oder extrem kostspielig ist. Das heißt, die Möglichkeit einer gemeinsamen Basis im Weltraum und insbesondere auf dem Mond wird meßbare Fortschritte bei der Entwicklung neuer Materialien ermöglichen – Materialien dieses Jahrhunderts, nicht vergangener Jahrhunderte -, was von Bedeutung für Sensoren, Elektronik, Pharmazeutika usw. sein wird.

Ich stimme voll und ganz mit Dr. Karnik überein, daß wir im Geiste des Antarktisvertrages weitermachen sollten bzw. die internationalen Rechte im Weltraum respektieren sollten, und daß dies das Erbe der ganzen Menschheit ist. Wir sollten kein Anti-Artemis-Programm schaffen und wieder eine polarisierte Welt haben, die zu einem sinnlosen neuen Kalten Krieg führt.

Denn so arrogant die Menschen auch sein mögen, im Weltraum ist jede Nation sehr verwundbar. Die einzige Möglichkeit, dort zu bestehen, ist Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe.


Konferenzeinladung: Laßt uns gemeinsam mit der globalen Mehrheit ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufschlagen!

Die Welt befindet sich derzeit in einem Umbruch, wie er nur einmal in tausend Jahren vorkommt: Das Zeitalter des Kolonialismus, das im 16. Jahrhundert begann und fast 600 Jahre gedauert hat, neigt sich dem Ende zu. Die Länder des Globalen Südens, die bei weitem die Mehrheit der Menschheit stellen, entledigen sich gerade der Überreste der kolonialen Unterdrückung, wie sie in Form von internationaler Kontrolle über ihre Ressourcen, unfairen Handelsbedingungen und finanzieller Unterwerfung und Ausplünderung durch die City of London und die Wall Street immer noch besteht. Die Länder des Globalen Südens machen ihr Recht geltend, ihre eigenen Rohstoffe zu verarbeiten und höherwertige Güter zu produzieren, um in absehbarer Zeit durch hochtechnologische Industrialisierung zu Gesellschaften mit mittlerem Einkommen aufzusteigen. Lyndon LaRouche hat jahrzehntelang die notwendigen realwirtschaftlichen Konzepte und Maßnahmen beschrieben, um diesen Übergang zu beschleunigen.

Es ist zu erwarten, daß der Gipfel der BRICS-Länder, der vom 22. bis 24. August stattfindet, die derzeitige tektonische Verschiebung widerspiegelt: Dreiundzwanzig Länder haben formell die Mitgliedschaft in dieser Organisation beantragt, mehr als zwanzig informell. Anstatt diesen Prozeß als Bedrohung für den Westen zu betrachten, sollten die Nationen Europas und sogar die USA das Angebot zur Zusammenarbeit annehmen. Wenn die Länder des Globalen Nordens ihre erklärte Absicht weiterverfolgen, sich von China, dem größten Handelspartner vieler Länder des Globalen Südens, „abzukoppeln“ oder „Risiken abzubauen“, wird sich dies besonders verheerend auf die europäischen Volkswirtschaften auswirken, die sich bereits in einem Prozeß der Deindustrialisierung befinden.

Noch grundlegender: Wenn der Westen an seiner Politik der geopolitischen Konfrontation mit Rußland und China festhält und versucht, mit Hilfe einer globalen NATO eine unipolare Welt zu erhalten, besteht die Gefahr, daß der Konflikt um die Ukraine und bald auch um Taiwan zu einem dritten, diesmal thermonuklearen Weltkrieg eskalieren könnte.

Daß es der alten Ordnung nicht gelungen ist, die Probleme von Armut, Hunger und Unterentwicklung von Milliarden von Menschen in den Entwicklungsländern zu lösen, wird an der schrecklichen Migrantenkrise deutlich, in der sich Abertausende von verzweifelten Menschen an den nationalen Grenzen versammeln – sei es zwischen den USA und Mexiko oder entlang des Mittelmeers, das bereits zu einem Massengrab geworden ist. Anstatt Menschen mit grausamen und inhumanen Methoden zurückzuhalten, sollten wir uns mit China und anderen Schwellenländern zusammentun, um den Ländern des globalen Südens bei der Industrialisierung zu helfen. Es gibt keinen Grund für Rivalität; es gibt für alle so viel zu tun, um die existentiellen Bedürfnisse der jetzt leidenden Menschen zu erfüllen.

Welchen Weg wir einschlagen, wird höchstwahrscheinlich darüber entscheiden, ob wir in einem Weltkrieg enden, der zur Auslöschung der menschlichen Gattung führt, oder unsere Menschlichkeit bewahren und ein neues, schöneres Kapitel in der Geschichte der Menschheit aufschlagen.

Wir brauchen eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, die die Interessen jedes einzelnen Landes auf dem Planeten berücksichtigt. Die verfeindeten Seiten des Dreißigjährigen Krieges konnten 1648 den Westfälischen Frieden schließen, weil sie erkannten, daß niemand übrigbleiben würde, der sich an dem Sieg freuen könnte, wenn die Kämpfe weitergingen. Wir sollten zumindest ebenso klug sein.

Wir müssen die schönsten Traditionen unserer Kulturen wiederbeleben, vor allem in der klassischen Kunst, und zu einem Bild des Menschen als schöpferischem Wesen zurückkehren, um so eine Vision für einen dauerhaften Frieden für die gesamte Menschheit zu entwickeln.


Pakistanisches Fernsehen interviewt Helga Zepp-LaRouche zum Treffen der OIC-Außenminister in Islamabad

23. März (EIRNS). Helga Zepp-LaRouche gehörte zu einer Gruppe Experten, die der pakistanische PTV-Moderator Faisal Rehman gestern über das Außenministertreffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) am 22. März in Islamabad befragte. Es folgen Auszüge des Meinungsaustauschs mit Frau Zepp-LaRouche, der Gründerin und Vorsitzenden des Schiller-Instituts. Das vollständige Interview können Sie sich auf englisch auf Youtube ansehen.

FAISAL REHMAN: Helga, lassen Sie mich eine direkte Frage an Sie stellen: Sagen Sie uns als Europäerin, was genau Sie über den Islam denken. Wie nehmen Sie ihn wahr?

HELGA ZEPP-LAROUCHE: Ich denke, er ist eine der drei großen monotheistischen Religionen. Er baut auf dem Judentum und dem Christentum auf, und ich denke, daß der ökumenische Dialog zwischen diesen drei Religionen als potentieller Friedensfaktor in der Welt sehr wichtig ist. Premierminister Imran Khan hat kürzlich etwas sehr Wichtiges gesagt: Er sagte, die OIC sollte zusammen mit China maximalen Einfluß und Druck auf die Ukraine und Rußland ausüben sollte, um einen Waffenstillstand und eine Einigung zu erreichen. Ich denke, das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie der Islam eine sehr positive Rolle als Instrument des Friedens spielen kann.

Was die negative Seite betrifft, so denke ich, daß ein Problem darin besteht, daß die islamische Welt das Narrativ, das sich nach dem 11. September zu bilden begann, nicht korrigiert hat. Das ist immer noch eine Aufgabe, denn der 11. September und auch der Krieg gegen Afghanistan waren nicht das, wie sie im offiziellen Narrativ dargestellt wurden. Wenn man an die Menschen in Afghanistan denkt, die in diesen Krieg verwickelt waren, sind es nur sehr wenige, wenn überhaupt. Auf jeden Fall ist der Ursprung von 9/11 eine große Frage, die wirklich sehr viel eingehender analysiert werden müßte.

Dann darf man natürlich nicht Samuel Huntington und sein Buch Clash of Civilizations vergessen, der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sagte, daß man den Ost-West-Konflikt durch einen Nord-Süd-Konflikt ersetzen müsse, und in diesem Zusammenhang begann er über einen sogenannten „unüberwindbaren“ Konflikt zwischen Christentum, Islam, Hinduismus und Konfuzianismus zu sprechen. Ich habe dieses schreckliche Buch gelesen und bin zu dem Schluß gekommen, daß Huntington sehr wenig über all diese Religionen und Kulturen weiß. Aber nichtsdestotrotz wurde dies zum Werkzeug des Britischen Empire, was man im Falle Afghanistans sehr deutlich sehen kann… die terroristischen Organisationen in Afghanistan waren alle Teil des Great Game.

Es ist also wichtig, hinter das zu schauen, was gesagt wird. Ich denke, der Islam hat als Religion einen sehr positiven Einfluß, was auch der Grund ist, warum ich in einer früheren Sendung bei Ihnen zu einer Operation Ibn Sina aufgerufen habe. Die Rückbesinnung auf diesen großen Arzt, der einer der größten Geister der Weltgeschichte war, würde nicht nur helfen, das medizinische Problem in Afghanistan zu lösen und Afghanistan wiederaufzubauen. Wenn die islamischen Länder anfangen würden, über die großen Beiträge in der Geschichte des Islams, wie Ibn Sina, zu diskutieren, dann sollte man nicht nur defensiv sagen, daß die Islamophobie falsch und ungerecht ist, sondern es wäre wichtig, an die stolzesten Perioden der islamischen Tradition anzuknüpfen, wie die Abbasiden-Dynastie, die zu Ibn Sinas Zeit in Bagdad herrschte, der am weitesten entwickelten Stadt der Welt! Dort gab es zahlreiche Bibliotheken mit Büchern, in denen die großen Erfindungen der vorangegangenen Zeit wiederbelebt wurden; die Kalifen bezahlten jeden mit Gold, der eine Erfindung aus Ägypten oder aus Spanien oder von anderen Orten mitbrachte, und ohne den Kontakt zwischen Haroun al Raschid und Karl dem Großen hätten die Europäer ihr eigenes großes Erbe nicht wiederentdeckt.

Anstatt also nur defensiv zu sein und zu sagen, daß dies eine ungerechte Verunglimpfung einer der großen Religionen ist, wäre es meiner Meinung nach sehr sinnvoll, eine positivere und in gewisser Weise offensivere Haltung einzunehmen, indem man die großen islamischen Beiträge zur Weltgeschichte wiederbelebt. Und angesichts der Tatsache, daß es die Abbasiden-Dynastie gab, daß es Ibn Sina gab, der ein großer metaphysischer Philosoph war – wenn ich eine muslimische Frau wäre, würde ich genau das vorschlagen.

REHMAN: Helga, wenn ich eine interessante Frage stellen darf – sie ist mir gerade in den Sinn gekommen. Ich sehe, Sie tragen einen Schal um den Hals. Wenn Sie aber diesen Schal über den Kopf zögen, glauben Sie, daß Ihre Regierung oder Ihre Nachbarn oder sonst jemand ein Problem damit hätten?… Jetzt während der Pandemie bedeckt jeder sein Gesicht bedeckt, so daß nichts sichtbar ist, und das ist akzeptabel. Aber wenn jemand den Kopf mit einem Tuch bedeckt, ist das für die westliche Welt und insbesondere für Nicht-Muslime ein Problem. Ist das Ihrer Meinung nach ein Problem oder eher ein Nicht-Problem?

ZEPP-LAROUCHE: Ich denke, es ist definitiv etwas, das den jeweiligen Religionen überlassen werden sollte. Ich glaube fest an die Fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, an die UN-Charta; ich glaube an die Souveränität und Nichteinmischung in die Angelegenheiten anderer Länder; ich glaube an die Akzeptanz eines anderen Gesellschaftssystems. Ich denke, die Katastrophe in Afghanistan hat neben vielen anderen Dingen gezeigt, daß man einer anderen Kultur nicht seine Werte aufzwingen kann, ohne Chaos und schreckliche Bedingungen zu verursachen.

Auf der anderen Seite bin ich natürlich eine moderne Frau, und ich denke, daß die Europäer, oder einige Europäer, ein Problem daraus machen, weil sie dies als Zeichen der Unterdrückung der Frauen ansehen. Es muß etwas für die Befreiung der Frauen getan werden, das steht außer Frage, aber ich denke, wenn man in all diesen Fragen die Gründe versteht, warum Vertreter einer anderen Kultur sich so verhalten, und wenn man seine eigene Position erklärt, bin ich sicher, daß man immer zu einem Verständnis und zu einer Lösung kommen kann. Aber für mich ist dieses Thema nicht wirklich eines der dringlichsten.

REHMAN: Glauben Sie, daß die OIC oder die muslimischen Länder jetzt die richtige Richtung eingeschlagen haben? Und werden sich vielleicht die Dinge in ein paar Jahrzehnten wirklich zum Besseren für die Muslime ändern? Wir sind keine Terroristen, wir sind keine Extremisten, ganz allgemein gesagt. Ja, es gibt Radikale in jeder Gesellschaft, in jeder Religion. Wir sollten sie auseinanderhalten. Aber meinen Sie, daß wir uns generell dieses Jahr beispielsweise auf Einheit, Gerechtigkeit und Entwicklung konzentrieren sollten? Ich meine, es gibt jedes Jahr so viele Themen, aber eigentlich sind doch Konzentration, Hingabe, harte Arbeit und Engagement erforderlich. Was meinen Sie?

ZEPP-LAROUCHE: Ich möchte diese Frage im Zusammenhang mit den sich verändernden Zeiten beantworten. Wissen Sie, in Europa findet derzeit eine Militarisierung der EU statt, die ich für sehr beängstigend halte, denn mit dem Krieg in der Ukraine, den Sanktionen gegen Rußland und dem Versuch, China zu unterstellen, daß es Rußland hilft, steuern wir auf die Gefahr einer echten Blockbildung zu, d.h. auf einen NATO-Block mit den Vereinigten Staaten und Europa und vielleicht Australien und Japan, aber auch auf einen Rußland-China-Block. Und mit den verhängten Sanktionen wird praktisch ein anderes Finanzsystem erzwungen. Man kann bereits sehen, daß der Handel teilweise in Renminbi und Rubel abgewickelt wird; andere Länder beginnen sich vom Dollar zu lösen.

Wenn diese Sache schief geht, wird es zwei Blöcke geben, die einander feindlich gegenüberstehen werden. Im Juni wird es einen NATO-Gipfel in Spanien geben, auf dem eine globalisierte NATO auf der Tagesordnung steht. Wenn das durchgeht, und im Moment sieht es leider so aus, dann ist die Gefahr eines Krieges zwischen diesen beiden Blöcken meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit. Und das wäre eine Katastrophe für die gesamte Menschheit. Daher war ich sehr ermutigt, als Imran Khan sagte, daß die OIC mit China zusammenarbeiten und versuchen sollte, zu vermitteln.

Wir brauchen ein neues Paradigma in den internationalen Beziehungen. Ich denke, wenn wir uns im Zeitalter thermonuklearer Waffen auf eine geopolitische Konfrontation einlassen, sehen wir der Vernichtung der Zivilisation entgegen. Auf der anderen Seite erwähnte einer der Redner, ich glaube, es war [Pakistans] Außenminister Qureshi, auch die Notwendigkeit einer neuen Sicherheitsarchitektur in der Region der islamischen Welt; aber ich schlage eine internationale Sicherheitsarchitektur für alle vor: Um jedes einzelne Land muß sich gekümmert werden. Denn Sicherheitspakte oder Sicherheitsallianzen funktionieren nur, wenn die Interessen aller berücksichtigt werden.

Das Schiller-Institut wird deshalb am 9. April eine sehr wichtige Konferenz veranstalten, zu der ich alle Ihre Zuschauer einladen möchte: Wir werden versuchen, die sogenannte Blockfreie Bewegung wiederzubeleben. Wir werden uns bemühen, neue Prinzipien und die Überwindung der Geopolitik auf die internationale Agenda zu setzen. Ich denke, wenn die OIC wirklich geeint und stark wäre, eine der wichtigsten Kräfte in der Welt sein könnte, die nicht versucht, Blockbildung zu betreiben, sondern sich auf ein höheres Prinzip des Zusammenfalls der Gegensätzen, der friedlichen Koexistenz, der Wiederbelebung der Prinzipien der blockfreien Bewegung zu berufen. Viele der OIC-Mitglieder waren früher stark in der Bewegung der blockfreien Staaten aktiv, und ich denke, eine solche Intervention ist heute wieder erforderlich. Denn was derzeit in Europa geschieht, ist wirklich beängstigend: Die EU will eine Militärmacht werden; Deutschland hat sich in ein Kriegskabinett verwandelt. Ich denke, das ist eine sehr gefährliche Entwicklung.

Ich weiß, daß es für jemanden, der in einer bestimmten Kultur lebt, sehr schwierig ist, die Bedeutung dessen, was in anderen Teilen der Welt vor sich geht, vollständig zu verstehen, aber im Moment denke ich, daß diese gefährliche Entwicklung hin zu einem Zusammenstoß mit allen Mitteln vermieden werden muß.

REHMAN: Vielen Dank, Helga, für Ihre Kommentare und Ihre Beteiligung an unserer Sendung.


Christlich-Demokratischen Partei Peru richtet Beitrittserklärung an das Schiller-Institut

Die Christlich-Demokratische Partei Perus hat am 23. Januar über ihren Präsidenten Carlos Gallardo das folgende Beitrittsschreiben an das Schiller-Institut gerichtet:

Frau Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts: Am Jahrestag der Christlich-Demokratischen Partei Perus, deren Präsidentin zu sein ich die Ehre habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um persönlich zum Ausdruck zu bringen, daß wir und das Schiller-Institut durch die Übereinstimmung der philosophischen Prinzipien und der Wirtschaftspolitik, die Sie so leidenschaftlich und mutig weltweit vertreten, verbunden sind. Aus diesem Grund erkläre ich als Vorsitzender der Partei und im Namen unserer Mitglieder unseren Beitritt zum Schiller-Institut.

Die Welt befindet sich in einer der akutesten und dramatischsten Krisen der modernen Geschichte. Seuchen, Krieg, Hunger und Armut bedrohen die Existenz von Menschen und Völkern. Alles scheint verloren. Doch wie wir bereits gezeigt haben, sind wir die einzige Spezies, die nach dem Ebenbild und der Ähnlichkeit Gottes geschaffen wurde und die Fähigkeit besitzt, diesen Prozeß, der nun fatal zu sein scheint, vollständig umzukehren. Die Krise ist das Ergebnis dessen, was die Welt in den letzten Jahrzehnten beherrscht hat: eine Politik der Konfrontation, eine Geopolitik der Ausbeutung, ein krasser Neoliberalismus, der den Wucher legitimiert hat, und die Durchsetzung der Interessen von Minderheiten gegenüber den Interessen der großen Mehrheit und dem Gemeinwohl. Der Klassenkampf, den die linken und rechten Eliten zu erzwingen versuchen, wird diese Situation noch verschlimmern.

Die Hoffnung liegt in der Rückbesinnung auf die von Kardinal Nikolaus von Kues so schön dargestellten Ideen des Gemeinwohls, der Erarbeitung und Umsetzung von Lösungen, die allen zugute kommen. Dies sind die Grundsätze, die das Schiller-Institut und die Christdemokratische Partei von Peru teilen.

Wie aus Chinas Vorschlag für die Belt and Road Initiative hervorgeht, ist es möglich, ein Programm zur Entwicklung der physischen Infrastruktur zu entwickeln und umzusetzen und der ganzen Welt wissenschaftliche und technologische Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Es ist möglich, „Entwicklung im Namen des Friedens“ zu einer universellen Initiative zu machen, der sich die westlichen Mächte, insbesondere die Vereinigten Staaten, anschließen sollten. So könnten Glückseligkeit und Freude für die große Mehrheit, die leidet, insbesondere für unsere Jugend, zugänglich gemacht werden.

Unser Optimismus rührt daher, daß wir in der Lage sind, rasch ein weltweites politisches Bündnis für diese Initiativen zu schmieden, das gemeinsamen Nutzen und Entwicklung bringen wird.

Ich möchte unseren Mitgliedern ankündigen, daß unsere Partei ein Seminar über die Christliche Wissenschaft der physischen Ökonomie beginnen wird, ein Ansatz, den der verstorbene große Denker Lyndon LaRouche so brillant zusammengefaßt hat und der die unverzichtbare Grundlage für die Formulierung unseres wirtschaftlichen und politischen Programms für unser Peru sein wird, um unser Ziel zu beschleunigen, die Politik zu einem Erziehungsprozeß für unsere Nation zu machen und damit zur wahren Bedeutung der politischen Tätigkeit zurückzukehren – nämlich dem Streben nach dem Gemeinwohl.


Zepp-LaRouche bei CGTN: „Demokratie-Gipfel“ unter der Lupe

Am Sonntag, dem 5. Dezember, nahm die Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, an einer einstündigen Sondersendung des CGTN-Programms „Dialog, Ideen sind wichtig“ mit Moderator Xu Qinduo über die Frage von „Demokratie“ teil. Die Sendung ist Teil eines selbstbewußten Vorstoßes Chinas gegen den absurden „Demokratie-Gipfel“, der dieser Tage von den Vereinigten Staaten veranstaltet wird.

Xu richtete die erste Frage an Helga Zepp-LaRouche, was Demokratie überhaupt bedeute. In ihrer Antwort wies sie darauf hin, daß Platon unter Demokratie von nicht unbedingt etwas Gutes verstand; für ihn war Demokratie die Kehrseite der Tyrannei. Aber abgesehen von der gängigen Verwendung des Begriffs sei es wichtig, sich die Handlungen der Regierungen anzusehen. Wenn man Chinas Handhabung von Demokratie mit offenen Augen betrachte, werde man mehrere Vorteile erkennen, die es in den „westlichen“ Demokratien nicht gebe.

Als nächstes sprach Martin Sieff vom Global Policy Institute, der betonte, daß es keine einheitliche Demokratie-Form auf der Welt gebe. Sozialdemokratien, die Staatsformen von Japan, Indien, den Vereinigten Staaten seien sehr verschiedene Arten von Demokratien.

Das chinesische Politbüromitglied Huang Kunming war der nächste Redner. In einem Videoclip erinnerte er seine Zuhörer daran, daß die Kommunistische Partei Chinas von Anfang an nach Demokratie strebte, um die alte feudale Ordnung zu ersetzen, und daß sie weiterhin den Kampf für eine chinesische Demokratie anführe. Diese Aussage bedeute, daß die Menschen selbst die Herrscher und der eigentliche Zweck der Regierung seien. Es gebe keine Einheitslösung für die Demokratie. In der Tat wäre eine solche Auffassung selbst undemokratisch. Mögen die Menschen jeder Nation darüber entscheiden.

Der nächste Gast, Dr. Wang Huiyao, Mitglied des chinesischen Staatsrats, erläuterte, was unter einer „Volksdemokratie als Ganzes“ zu verstehen sei. Es handele sich um eine beratende Demokratie, bei der Vorschläge und Kritik aus dem ganzen Land berücksichtigt werden würden. Das Auswahl- und Wahlverfahren selbst solle sicherstellen, daß die Personen, die am besten in der Lage sind, dem Volk zu dienen, das Amt übernehmen. Die starke wirtschaftliche und soziale Entwicklung Chinas rechtfertigen diesen Ansatz.

Prof. Michele Geraci aus Italien stimmte zu, daß der Sinn einer Regierung darin bestehe, Ergebnisse zu erzielen und für das Volk zu sorgen (im Gegensatz zu einem feudalen System). Er stellte die Prozeßdemokratie einer ergebnisorientierten Demokratie gegenüber. Welches System liefere bessere Ergebnisse für die Menschen, Ergebnisse, mit denen die Menschen zufrieden sind?

Nach einem Clip, in dem der Leiter der China Media Group fragte, ob das afghanische Volk von der amerikanischen Demokratie profitiert habe und was der von einem Polizisten erstickte George Floyd von der amerikanischen Demokratie gehabt habe, wurde Zepp-LaRouche gefragt, ob die Polizei den Willen des Volkes widerspiegele. Sie wies darauf hin, daß die jahrzehntelange Militarisierung der Polizei zu Problemen geführt habe und daß die Menschen in den Vereinigten Staaten extrem polarisiert seien. Biden habe versprochen, er werde das Land vereinen. Aber man könne nur eine Einheit herbeiführen, wenn man einer lohnenden Mission zusammenarbeite, wie es die Gründerväter, Lincoln, Roosevelt und Kennedy taten. Afghanistan stehe für das völlige Scheitern des Versuchs, einem anderen Land ein Modell aufzudrängen. Der Diebstahl von finanziellen und anderen Ressourcen aus diesem Land sei ein schreckliches Verbrechen.

Der syrische Botschafter in der Volksrepublik China, Imad Moustapha, ergriff das Wort und erklärte, die Vereinigten Staaten seien völlig ungeeignet, als Schiedsrichter darüber zu entscheiden, was Demokratie sei, oder zu erklären, ob das System eines anderen Landes demokratisch sei. Die Vereinigten Staaten seien in Wahrheit ein Einparteienstaat, der von den Reichen regiert würde; Begriffe wie „Demokratie“ und „Freiheit“ würden zynisch zur Rechtfertigung dieser Politik benutzt.

Müsse das Konzept von „Demokratie“ selbst nicht neu gefaßt werden, um für die heutige vernetzte Welt passender zu sein, fragte der Moderator. Michele Geraci verglich daraufhin die kartellisierte Kontrolle der sozialen Medien mit einer feudalen Ordnung, in der einzelne Personen Entscheidungen treffen könnten, anstatt einer Regierung, die dem Allgemeinwohl verpflichtet sei.

Sergej Schachray, ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident Rußlands, wurde in einem Videoclip eingespielt, worin er erklärte, daß die Aufteilung zwischen Demokratien und Autokratien dazu führe, die tatsächlichen Ergebnisse zu unterdrücken, die China und viele westliche Nationen erzielt hätten. Der ehemalige japanische Premierminister Hatoyama sprach ebenfalls von der Notwendigkeit, nach Gemeinsamkeiten mit anderen Nationen zu suchen, anstatt sich auf Unterschiede zu konzentrieren.

In ihrer Antwort erklärte Zepp-LaRouche, es sei absolut notwendig, nach gemeinsamen Interessen zu suchen. Ein Dialog der Kulturen müsse auf der Suche nach den besten Aspekten anderer Länder und Kulturen basieren. Sie griff auch den weit verbreiteten Antiamerikanismus auf, der in der Diskussion angeklungen sei, und verwies auf die großen historischen Erfolge der europäischen Kultur. Die italienische Renaissance habe auf der Vorstellung basiert, daß der Mensch ein grenzenlos vervollkommnungsfähiges Wesen sei. Das Problem des Westens sei nicht, daß wir keine große Tradition hätten, sondern daß wir uns von ihr entfernt hätten und zu einer völlig liberalen Einstellung übergegangen seien, was zu einer Dekadenz der Kultur geführt habe. „Um uns auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit zu konzentrieren, müssen wir uns auf die besten Traditionen jeder Kultur berufen.“ Zepp-LaRouche rief dazu auf, zusammen eine moderne Gesundheitsversorgung in allen Ländern aufzubauen, wobei ein besonderer Schwerpunkt die „Operation Ibn Sina“ in Afghanistan sei, das neben Ländern wie Haiti, Jemen und Syrien einen so großen Bedarf habe. Der Aufbau einer Gesundheitsinfrastruktur ginge Hand in Hand mit der allgemeinen Entwicklung.

Die gemeinsamen Ziele der Menschheit sollten klarer definiert werden, wobei die derzeitigen Bedingungen durchaus vielversprechend seien. Die Inflationsentwicklung in der transatlantischen Welt müsse mit dem physischen Wirtschaftswachstum verglichen werden, für das die Belt and Road Initiative stehe.

Die Sendung insgesamt spiegelte Chinas selbstbewußte Bemühungen wider, den westlichen „Demokratie-Gipfel“ zu hinterfragen, und ein größeres Verständnis in China für die Geschichte und die Kämpfe innerhalb der erweiterten europäischen Zivilisation, einschließlich der Vereinigten Staaten, zu erzeugen.

Sie können sich das Programm hier auf englisch ansehen.


Video – Die strategische Krise: Ein schreckliches Ende oder ein neues Paradigma – Hauptrede von Helga Zepp-LaRouche

Ein schreckliches Ende oder ein neues Paradigma?

Von Helga Zepp-LaRouche

Die Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts eröffnete die Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 13. November mit dem folgenden Vortrag. Er wurde aus dem Englischen übersetzt, Zwischenüberschriften sind hinzugefügt.

Ich grüße Sie und freue mich sehr, daß ich zu Ihnen sprechen kann, egal an welchem Ende der Welt, wo immer Sie diese Konferenz verfolgen. Denn wir befinden uns in einem äußerst entscheidenden Moment.

Um mit einer optimistischen Möglichkeit, oder besser gesagt einem Gedankenexperiment zu beginnen: Es wäre eigentlich recht einfach, fast jedes der vielen Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, zu lösen, wenn die Mehrheit der Regierungen der europäischen Nationen und vielleicht sogar die US-Regierung sagen würde:Es wäre wirklich einfach. Aber ist es wahrscheinlich, daß dies passieren wird? Leider nicht! Denn bisher haben die Institutionen des Westens, trotz eines politischen Versagens nach dem anderen, keinerlei Fähigkeit gezeigt, ihre Fehler zu erkennen, einzugestehen und die entsprechenden Korrekturen vorzunehmen. Infolgedessen ist es wahrscheinlicher, daß das gesamte transatlantische System kurz vor dem Zerfall steht!

Erinnern Sie sich an diese Sätze: „Unsere Republik gehört heute zu den zehn leistungsfähigsten Industrienationen der Welt, zu den knapp zwei Dutzend Ländern mit dem höchsten Lebensstandard…“? Der Mann, der diese Worte am 6. Oktober 1989 sprach, war Erich Honecker, zwölf Tage später war er aus dem Amt und 34 Tage später öffnete sich die Berliner Mauer.

Damals warnte Papst Johannes Paul II., man solle aus dem Untergang des kommunistischen Systems nicht den Schluß ziehen, daß das westliche liberale System moralisch überlegen sei, und wenn jemand Zweifel habe, solle er sich die schrecklichen Zustände in den Entwicklungsländern ansehen.

In dieser Zeit habe ich viele Reden gehalten, in denen ich warnte, wenn man den Fehler machen würde, der ganzen Welt das neoliberale System überzustülpen – und genau das wurde versucht und implizit in Fukuyamas Euphemismus vom „Ende der Geschichte“ und explizit in der Idee einer „unipolaren Welt“ gesagt –, daß dies zu einem noch dramatischeren Zusammenbruch des gesamten Systems führen würde.

Ich denke, daß wir uns jetzt an diesem Punkt befinden. Ich denke, wir stehen am Rande des systemischen Zusammenbruchs des neoliberalen Systems. Er wird eine andere Form annehmen als das Ende der DDR und dann der Sowjetunion, aber dieses System befindet sich in einem Prozeß der Selbstzerstörung. Die existentielle Bedrohung für die westliche Welt geht nicht von den sogenannten „autokratischen Systemen“ und „Diktaturen“ des Planeten oder von irgendeinem äußeren Feind aus, sondern einzig und allein von der moralischen Dekadenz, die aus dem kulturellen Paradigmenwechsel resultiert, der in den 60er Jahren begann und von Lyndon LaRouche damals hellsichtig erkannt wurde, und dessen Langzeitwirkung wir heute erleben. Wenn es nicht zu einer plötzlichen Umkehr dieses Paradigmenwechsels kommt, wird das, was sie die „regelbasierte Ordnung“ nennen, uns in ein finsteres Zeitalter mit sehr ähnlichen Merkmalen wie das 14. Jahrhundert stürzen oder schlimmer noch, es wird zu totalem Chaos und Weltkrieg führen.

In den letzten zwei Wochen wurde auf der COP26-Konferenz in Glasgow versucht, die Nationen dieser Welt dazu zu nötigen, Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen zu schlucken, die zu einem Bevölkerungsrückgang in Milliardenhöhe führen und die Industrienationen in einen vorindustriellen Zustand zurückversetzen würden, wenn sie umgesetzt werden. Es war glücklicherweise ein umfassender Fehlschlag, da Rußland, China und mehrere Entwicklungsländer offensichtlich die bösartigen Absichten dieser Leute erkannt haben, nur untergeordnete Delegationen entsandten und völlig andere Prioritäten geltend machten, wie das Recht auf Entwicklung für ihre Länder oder Energiesicherheit.

Es fällt auf, daß von Seiten der Organisatoren nicht ein einziges Mal über die katastrophalen Situationen auf der Welt gesprochen wurde, von der bereits bestehenden Hungersnot in vielen Ländern oder dem Zusammenbruch der Gesundheitssysteme oder der Flüchtlingskrise.

(Sie zeigte an dieser Stelle ein kurzes Video von Demonstrationen fanatischer Klimaaktivisten.)

Diese arme, irregeführte Jugend, die von einer Finanzoligarchie in die Irre geführt wird, lebt eindeutig nicht in der realen Welt. Sie machen sich keine Gedanken über die Realität des Massenhungers in den Entwicklungsländern, über den Zusammenbruch der Zivilisation. Nach mehreren Jahren apokalyptischer Szenarien, daß „der Planet überkochen wird“ (Obama), oder daß „uns nur noch zwölf Jahre bleiben“ (Fridays for Future), oder sogar „nur noch 18 Monate“ (Prinz Charles vor 18 Monaten), hat ein massenpsychologischer Effekt schreckliche Auswirkungen hervorgerufen. Laut der britischen medizinischen Zeitschrift The Lancet hat die Öko-Angst vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu einem dramatischen Anstieg von Depressionen, schlechter Stimmung, extremer psychischer Belastung und Selbstmorden geführt. Laut The Lancet ergab eine Umfrage unter 10.000 jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren in zehn Ländern, daß 84% über die globale Erwärmung besorgt sind, 59% sogar sehr besorgt, und 40% wollen keine Kinder haben. Le Figaro berichtete darüber und fügte hinzu: „Jedes weniger geborene Kind würde den Ausstoß von 58 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden (das sind 50 Hin- und Rückflüge von Paris nach New York).“

Reale Katastrophen

Stellen wir diesem von der Finanzoligarchie gesteuerten Pöbel, der im Videoclip gezeigt wird, die Realität des Massenhungers in der Welt gegenüber.

Am 8. November teilte das Welternährungsprogramm in einer Dringlichkeitserklärung mit, daß weltweit 45 Millionen Menschen am Rande des Verhungerns stehen: in Haiti, Äthiopien, Somalia, Kenia, Burundi, Jemen, Syrien und Afghanistan. Diese Zahl steigt exponentiell an, weil die Preise für Treibstoff, Lebensmittel und Düngemittel gestiegen sind. David Beasley war gerade in Kabul, wo er sagte, daß wir in Afghanistan mit der schlimmsten humanitären Krise der Welt konfrontiert sind. 95% der Bevölkerung dort seien in den nächsten sechs Monaten vom Hungertod bedroht, und es werde die Hölle auf Erden sein.

Was ist die Reaktion im Westen? Nach 20 Jahren Krieg, der die USA 2 Billionen Dollar gekostet und das Land völlig zerstört hat, werden jetzt 9 Milliarden Dollar vom US-Finanzministerium einbehalten, 430 Millionen von der Commerzbank, ähnliche Summen von der Bundesbank, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich usw. Sie argumentieren, daß dieses Geld nicht ausgezahlt wird, wenn die Taliban nicht bestimmte Bedingungen erfüllen.

Was glauben Sie, was passieren wird, wenn mehr als 30 Millionen Menschen in Afghanistan verhungern und erfrieren? Wie viele Millionen werden dann versuchen, nach Europa zu gelangen?

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration gab es Ende 2020 bereits 281 Mio. Migranten auf der Welt, plus etwa 55 Mio. vertriebene Migranten innerhalb der Länder. Das macht 336 Millionen Flüchtlinge, bei einer US-Bevölkerung von 329,5 Millionen sind das 6 Millionen Menschen mehr als die gesamte US-Bevölkerung! Das geschieht unter den Bedingungen einer Pandemie, die immer noch völlig außer Kontrolle ist.

An der Grenze zwischen Weißrußland und Polen gibt es jetzt eine große Krise mit mehreren tausend Flüchtlingen, die bei eisigen Temperaturen keine Nahrung, kein Wasser und keine Unterkunft haben. Was tut die polnische Regierung? Sie hat 15.000 polnische Soldaten geschickt; sie hat Stacheldrahtzäune errichtet. Zusammen mit der EU werfen sie Lukaschenko vor, er sei ein Diktator, weil er diese Menschen absichtlich in einen „hybriden Krieg“ geschickt habe. NATO-Generalsekretär Stoltenberg ist bereits involviert und gibt Erklärungen ab. Es wird gefordert, die NATO solle Polen unterstützen.

Der Vorwurf, diese Flüchtlinge würden absichtlich „geschickt“, ist völlig unzutreffend. Es handelt sich um Flüchtlinge, die aus dem Irak, Syrien, dem Kongo, Kamerun und anderen Ländern kommen. Es ist nicht Lukaschenkos Schuld, daß sie dort sind, sondern die der USA und anderer Länder, die 2003 einen Krieg gegen den Irak geführt haben, der auf Lügen basierte, und die sogenannten Caesar-Sanktionen gegen Syrien verhängt haben, um einen Regimewechsel gegen die Assad-Regierung herbeizuführen, was laut Kardinal Zenari über 90% der Bevölkerung in Ernährungsunsicherheit und extreme Armut stürzte.

Dmitrij Poljanskij, Chargé d’affaires der russischen Mission bei den Vereinten Nationen, berichtet, daß viele Flüchtlinge geschlagen und nach Weißrußland zurückgetrieben wurden – eine totale Schande, ein Verstoß gegen alle internationalen Konventionen! Offensichtlich sind das die „westlichen Werte“ der regelbasierten Ordnung geworden!

Mitten in dieser Krise hat Bundespräsident Steinmeier nichts Besseres zu tun, als die Oppositionsführerin Tichanowskaja zu empfangen, die bei der letzten Wahl 10% erhalten hat, aber von der EU als Siegerin anerkannt wird. Außenminister Maas und die EU fordern weitere Sanktionen, und sie treffen sich morgen [14.11. – Red.], um dies wahrscheinlich zu beschließen. Lukaschenko hat gesagt, er werde das nicht akzeptieren und möglicherweise die Energielieferungen durch Weißrußland unterbrechen. In der EU gibt es gerade eine große Debatte darüber, ob sie den Bau eines befestigten äußeren Zauns um die EU finanzieren soll.

Damit sind wir wieder bei der Dystopie aus dem Buch von Jean-Christophe Rufin aus dem Jahr 1991 Das Reich und die neuen Barbaren, in dem es um die Idee geht, einen neuen Limes um Europa zu errichten. Südwestasien und Afrika werden zur terra incognita, zu gescheiterten Staaten erklärt, mit von der EU finanzierten Flüchtlingslagern, die Papst Franziskus bereits mit Konzentrationslagern verglichen hat, und wo Frontex „Pushback-Operationen“ betreibt, bei denen in Kauf genommen wird, daß viele Flüchtlinge ertrinken oder auf andere Weise sterben.

Wenn es eine hyperinflationäre Explosion des Finanzsystems gibt wie in der Weimarer Republik 1923, aber diesmal in allen Ländern, die keine Kapitalkontrollen haben, und die Pläne des Great Reset umgesetzt werden, dann wird es eine Völkerwanderung geben, wie wir sie zunehmend aus Süd- und Mittelamerika in die USA und aus dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika nach Europa erleben. Aber es werden nicht nur einige Migranten sein, sondern „Völkerwanderungen“ wie in der Antike.

Weltkriegsgefahr

Was die größere strategische Situation zwischen den Großmächten angeht: Wenn man versucht, die verwirrend widersprüchlichen Äußerungen der Biden-Administration über das Verhältnis der USA zu China und Rußland zu bewerten – die an einem Tag vielversprechend sind und am nächsten Tag durch provokative Aktionen der USA um Taiwan oder die Ukraine und das Schwarze Meer entkräftet werden –, dann sollte man die Äußerungen des Kommandeurs des Strategischen Kommandos der USA, Admiral Charles Richard, nicht vergessen, der im Februar dieses Jahres in der Zeitschrift Proceedings schrieb:

Das ist eine sehr bemerkenswerte Aussage. Wie wahrscheinlich ist es, daß Rußland oder China einen Konflikt um die heißesten regionalen Krisenpotentiale verlieren, falls es zu konventionellen Militäraktionen kommt? Was einen konventionellen Angriff auf Rußland betrifft, so wäre Admiral Richard gut beraten, Leo Tolstois Krieg und Frieden über die Napoleonischen Kriege zu lesen, ergänzt durch die strategischen Studien von Friedrich Schillers Schwager, Ludwig von Wolzogen, der für die preußischen Reformer und den russischen Zaren den Plan entwarf, wie man Napoleon in die Weiten Rußlands locken könnte, wo er an der logistischen und materiellen Überforderung zugrunde gehen würde. Am Ende dieses Feldzuges war Napoleons gigantisches Heer auf ein paar armselige Haufen zusammengeschrumpft, die es mit Mühe und Not in den Westen zurück schafften.

Bekanntlich hatten die Architekten des Zweiten Weltkriegs nichts aus diesem Präzedenzfall gelernt, und der „Große Vaterländische Krieg“ ist in den Köpfen der russischen Bevölkerung noch sehr lebendig. Die US- und NATO-Streitkräfte haben also mit Sicherheit studiert, wie ein konventioneller Krieg gegen Rußland aussieht, und er ist keineswegs eine Option!

Und vor kurzem, nach einigen sehr irritierenden Signalen aus den USA bezüglich ihrer Unterstützung für eine mögliche Unabhängigkeit Taiwans, die in Präsident Bidens „Versprecher“ gipfelte, die USA würden Taiwan nach einem „Überfall“ vom Festland aus verteidigen, waren die chinesischen Medien voller Artikel, in denen die Zuversicht geäußert wurde, daß die PLA (Volksbefreiungsarmee) jeden konventionellen Krieg mit Leichtigkeit gewinnen würde. Tatsächlich: Wie sollte eine konventionelle Streitkraft der USA gegen eine hochmotivierte Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen gewinnen, die fest entschlossen ist, daß sich das „Jahrhundert der Demütigung“, in dem fremde Mächte in ihr Land eindrangen und Gebiete an sich rissen, nie wiederholen wird – noch dazu, wenn die logistische Unterstützung der anderen Seite mehr als 7000 Meilen entfernt ist?

Zu Beginn dieses Jahres verwies Daniel Ellsberg anläßlich des 50. Jahrestages seiner Enthüllung der Pentagon-Papiere auf einen Vorschlag von John Foster Dulles, einen nuklearen Schlagabtausch mit Rußland und China in der Straße von Taiwan einzuleiten, selbst auf Kosten der Vernichtung Taiwans, nur um die strategische „Position“ der USA zu wahren. Er zitierte eine teilweise freigegebene Studie der RAND Corporation mit dem Titel „Die Krise an der Taiwan-Straße, eine dokumentierte Geschichte“ – ein Papier, das unseren heutigen Politikern, die wieder einmal in einen Weltkrieg hineinzuschlittern drohen, dringend als Lektüre zu empfehlen ist.

Ellsberg wies darauf hin, daß heute möglicherweise eine ähnliche Diskussion geführt wird, bezog sich auf das erwähnte Zitat von Admiral Richard und äußerte seine Sorge, daß die Zivilisation das Zeitalter der Atomwaffen nicht überleben wird, wenn diese Diskussionen nicht rechtzeitig veröffentlicht werden.

Zwar gibt es immer wieder winzige Anzeichen für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA, Rußland und China, wie z.B. das Gipfeltreffen zwischen Biden und Putin vor kurzem oder die strategischen Gespräche in Genf oder die Äußerung von NATO-Generalsekretär Stoltenberg, daß China nicht der Feind sei. Aber es dauert in der Regel nur etwa einen Tag, bis dieser Hoffnung eine kalte Dusche verpaßt wird, durch eine provokative Aktion in Bezug auf Taiwan, die Ukraine oder die derzeitige Stationierung von Aufklärungsflugzeugen und US-Kriegsschiffen im Schwarzen Meer. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Generalmajor Igor Konaschenkow warnte, Rußland betrachte dies als eine „Studie über den voraussichtlichen Kriegsschauplatz für den Fall, daß die Ukraine eine Machtlösung für den Konflikt im Südosten vorbereitet“. Manchmal sind diese Aktionen höchst provokativ und gefährlich für die regionale Sicherheit und strategische Stabilität, manchmal sind sie eher lächerlich, wie wenn unsere unerschrockene Verteidigungsministerin AKK [Annegret Kramp-Karrenbauer] eine Fregatte in den Indopazifik schickt, um „Flagge“ zu zeigen. Vielleicht hofft sie, daß der Westen gewinnt, indem er die Chinesen dazu bringt, sich totzulachen!

Aber die ernste Frage ist: Kann ein Krieg zwischen den Großmächten vermieden werden? Der wahre Grund für all diese Spannungen ist der Aufstieg Chinas – ein Aufstieg, der nicht aufzuhalten ist, weil China in den letzten 40 Jahren wirtschaftlich im wesentlichen alles richtig gemacht hat. Es hat 850 Millionen Bürger aus der Armut befreit und dann durch die BRI den Entwicklungsländern das chinesische Modell angeboten hat, um die Unterentwicklung zu überwinden, die von den Kolonialmächten hinterlassen wurde und durch den IWF, die Weltbank und das neoliberale Finanzsystem fortgesetzt wird.

Da Armut und Hunger unbestritten zu den schlimmsten Menschenrechtsverletzungen gehören, hat China mehr für den Schutz der Menschenrechte getan als jedes andere Land der Welt. Aber genau das ist das „Verbrechen“, über das sich die westliche Finanzoligarchie so aufregt. Wenn man Klaus Schwabs neuestes Buch Stakeholder-Kapitalismus liest, da spricht er es klar aus: Es sei der Kampf gegen die Armut und der Wunsch, ein anständiges Leben zu führen, der den Planeten zerstört! Und deshalb müsse die Armutsbekämpfung gestoppt werden, wenn man den Planeten retten will!

Und weil China der Hauptverursacher dafür ist, ist China der Feind, der eingedämmt werden muß, und dafür braucht man einen „Regimewechsel“, wie es im Januar in dem „Längeren Telegramm“ des Atlantic Council angedroht wurde. Also wird es als „Diktatur“, als „autokratisches Regime“ usw. usw. bezeichnet.

Tatsache ist jedoch, daß China mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen bisher 4600 COVID-Tote zu beklagen hatte, verglichen mit 760.000 Toten in den USA mit einer Bevölkerung von 329,5 Millionen Menschen, und Deutschland mit 97.300 Toten und 83,24 Millionen Menschen.

Nach diesem Maßstab sind die Kurt Schwabs dieser Welt die schlimmsten Menschenrechtsverletzer von allen – und das ist noch das Netteste, was man über sie sagen kann!

Anstatt uns also in einen Konflikt mit Rußland und China hineinziehen zu lassen, der nur zur Zerstörung aller führen kann, sollten wir auf die eingangs erwähnte Liste von Fehlern zurückkommen und sie korrigieren.

Operation Ibn Sina

Angesichts des Ausmaßes der Krise muß dies mit einem Notfallprogramm zur Rettung Afghanistans und Haitis beginnen, mit einem zweifachen Ansatz: ein sofortiges, dramatisches humanitäres Notfallprogramm für Lebensmittel, Medikamente, Treibstoff, Energie, Unterkünfte. Dazu müssen alle Gelder, die dem afghanischen Volk gehören, freigegeben werden, und die Geberländer müssen sowohl für Afghanistan als auch für Haiti die Hilfe wiederaufnehmen. Und es muß volle internationale Unterstützung für die Integration Afghanistans in die BRI und ein echtes Wiederaufbauprogramm für Haiti geben.

Alle Nachbarländer Afghanistans, die zentralasiatischen Republiken, Pakistan, Iran, Indien, Rußland und China haben ein grundlegendes Interesse daran, Afghanistan zu retten und zu stabilisieren. Die USA und die NATO, die den Krieg 20 Jahre lang geführt und das Land in einem katastrophalen Zustand hinterlassen haben, haben die moralische Verpflichtung, sowohl zur Soforthilfe als auch zum wirtschaftlichen Aufbau des Landes beizutragen.

Es sollte klar sein, wie Lyndon LaRouche schon 1973 mit seiner biologischen Taskforce betonte, daß diese Pandemie und andere, sich bereits abzeichnende nur dann in den Griff zu bekommen sind, wenn die schreckliche Unterentwicklung großer Teile des Planeten endgültig überwunden wird. Das muß nun erreicht werden, indem wir mit dem Aufbau eines modernen Gesundheitssystems in jedem einzelnen Land beginnen, mit oberster Priorität in Afghanistan und Haiti, aber auch im Jemen, in Syrien und in all den anderen Ländern, die es bitter nötig haben.

Für Afghanistan sollten wir das „Operation Ibn Sina“ nennen, denn diese herausragende Persönlichkeit Ibn Sina oder Avicenna, wie er im Westen genannt wird, steht für die stolzeste Tradition dieses Landes. Es gibt verschiedene, widersprüchliche historische Quellen, ob nur der Vater Abdulla in Balch geboren wurde oder auch Ibn Sina selbst – Balch liegt in Afghanistan, aber es werden auch andere Orte in Usbekistan oder Persien (Iran) genannt. Aber das spielt keine Rolle, er ist ein Sohn Baktriens, das zur Zeit der antiken griechischen Zivilisation das „Land der tausend Städte“ genannt wurde.

Ibn Sina, der 980 n.Chr. geboren wurde und 1037 starb, gilt allgemein als Vater der modernen Medizin. Er war auch ein Philosoph, Geologe und Astronom. Er untersuchte Erdbeben und Wolkengebilde. Er entwickelte Methoden der Chemie, wie zum Beispiel die Herstellung von Schwefel. Er war auch ein begabter Dichter und schrieb Dramen. Aber vor allem in der Medizin erzielte er absolut revolutionäre Durchbrüche. Er erkannte zum Beispiel die Funktion der verschiedenen Organe, den Puls, die Verbindung zwischen den Nerven und die Bewegung der Muskeln. Er entdeckte Meningitis, Brustkrebs, Gelbsucht, Blasensteine. Er erstellte einen ganzen Katalog von Medikamenten. Er war der erste, der die Psychotherapie entwickelte. Er schrieb ein Kompendium über die Seele – eine Abhandlung darüber, wie die Heilung der Seele erfolgen kann, die Heilung von Zweifel und Verzweiflung. Er schrieb mehr als 200 Bücher, vielleicht sogar doppelt so viele. Sein Kanon der Medizin war das Standardwerk für Ärzte in Europa bis zum 17. Jahrhundert, teilweise sogar bis zum 19. Jahrhundert.

Ibn Sina entwickelte auch eine umfassende metaphysische Konzeption in der Tradition von Platon, al-Farabi und al-Kindi. Er entwickelte das äußerst wichtige Konzept der „notwendigen Existenz“; das Wajib al-Wujud, was im Arabischen „Gott“ bezeichnet. Alle anderen Existenzen existieren nach diesem Konzept der notwendigen Existenz nur, weil Gott sie möglich macht. Diese Idee Ibn Sinas hat viele Denker in den verschiedensten Religionen beeinflußt. Auch Dante, der ihn im Convivio und in der Göttlichen Komödie erwähnt, sowie Nikolaus von Kues schätzten ihn hoch ein, in mehreren Texten wie seiner Verteidigung der Docta Ignorantia gegen Professor Wenck und dessen Kritik. Cusa schreibt: „Vor Avicenna bemühte sich der göttliche Platon im Parmenides sehr, den Weg zu Gott zu öffnen, denn ein Bild erreicht als Abbild nicht die Wahrheit seines Vorbilds.“

Afghanistan braucht dringend moderne Krankenhäuser, die, wie die Chinesen in Wuhan bewiesen haben, in zwei Wochen gebaut werden können, und modern ausgebildete Ärzte und Krankenschwestern, und wie könnte man diesem Bemühen einen besseren Namen geben, als es nach Ibn Sina zu benennen, um an die Tradition eines der großen Denker der Weltgeschichte zu erinnern! Avicenna ist gleichzeitig das Bindeglied zwischen der humanistischen Tradition der europäischen und der islamischen Welt, da er die Ideen der antiken griechischen Philosophie in sein Werk einfließen ließ, die einen großen internationalen Einfluß auf ihn hatte.

Wir sollten uns also bemühen, die internationale Hilfe und die Kräfte zu bündeln, um in seinem Namen ein modernes Gesundheitssystem auf Notfallbasis aufzubauen!

Die Operation Ibn Sina muß auch zum Kristallisationskeim für die Zusammenarbeit zwischen Rußland, China, den USA und den europäischen Nationen bei den Bemühungen um die Rettung Afghanistans werden. Wenn es gelingt, in dieser gemeinsamen Mission das geopolitische Denken zu überwinden, dann kann das einer der dringend notwendigen vertrauensbildenden Schritte sein, um ein neues Modell der internationalen Beziehungen auf strategischer Ebene zu schaffen!

Um all die Probleme „biblischen Ausmaßes“, wie David Beasley vom WFP sie nennt – den Welthunger, die Pandemien, die Migrantenkrisen, die Armut und Unterentwicklung von Milliarden Menschen – anzugehen und zu lösen, ist die Zusammenarbeit mit der BRI der einzig praktikable und bereits verfügbare Lösungsrahmen. Anstatt also das pompöse „Global Gateway“ vorzuschlagen – das von der Leyen in den nächsten Tagen bei ihrem Besuch in Washington vorstellen will und das laut Handelsblatt weit hinter den selbstgesteckten Erwartungen zurückbleibt, keine konkreten Projekte aufführt und eine verpaßte Chance ist –, sollten die europäischen Nationen und die USA die Win-Win-Kooperation für eine Zukunftsgemeinschaft akzeptieren, von der Präsident Xi Jinping spricht.

Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen. Um diese beispiellose und vielschichtige Krise zu überwinden, brauchen wir nicht nur ein völlig neues Paradigma in den internationalen Beziehungen, eine unvoreingenommene Untersuchung, was China wirtschaftlich richtig macht und warum der Westen nicht in der Lage oder nicht willens war, den sogenannten Entwicklungssektor zu entwickeln.

Vor allem braucht man eine ernsthafte Untersuchung, wie es meinem verstorbenen Mann Lyndon LaRouche möglich war, alle Aspekte der gegenwärtigen Krise vorherzusehen. Denn er führte sie vorausschauend schon auf den kulturellen Paradigmenwechsel von 1964-72 zurück, als eine „New Age“-Gegenkultur eingeführt wurde, vor der er in zahlreichen Artikeln warnte – so auch in einem Artikel 1998 „Wie man in einer Krisenzeit denken sollte“: daß dieses Paradigma, wenn es nicht umgekehrt wird, die Existenz der Weltzivilisation bedrohen würde. Darin identifizierte er die Ausbreitung verschiedener Formen des Kulturrelativismus der Selbsterfahrungsgruppen und der Regenbogenkoalition als „Spaltung aller gegen alle, nach jedem erkennbaren Unterschied der ethnischen Herkunft, des Geschlechts oder was auch immer“, als das Prinzip des „Alles ist erlaubt“, das die Gesellschaft von innen heraus zerstören würde.

Denken Sie an den Videoclip, den wir zu Beginn meiner Ausführungen gesehen haben, mit dem dionysischen Mob, der in der Tat den Verdacht aufkommen lassen könnte, daß „Körperfresser“ aus dem All den Geist dieser jungen Leute übernommen haben, die zwar noch den Körper von Menschen haben, deren Gehirn aber eindeutig nicht von dieser Gattung ist.

Es ist daher eine Herausforderung für seriöse Wissenschaftler auf der ganzen Welt, zu untersuchen, warum Lyndon LaRouche den Zeitpunkt und den Charakter der gegenwärtigen weltweiten Finanz-, Geld- und Wirtschaftskrise so treffend vorausgesagt hat, sowie seine Methode der physischen Ökonomie, wenn wir unseren Planeten so entwickeln wollen, daß er für alle heute und in Zukunft lebenden Menschen lebenswert ist.

In diesem Sinne: Laßt uns auf der freudigen Grundlage handeln, daß wir die einzigartig schöpferische Spezies im Universum sind, daß wir nicht erdgebunden sind, sondern die potentiell unsterbliche Spezies im Universum!


Chinas prometheische Einstellung zur Weltraumforschung

Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian, hat einen Hinweis auf die Tatsache, daß die NASA und Rußland China zur Landung seines ersten Rovers auf dem Mars gratuliert haben, mit einem Bericht über die vielen Glückwünsche ergänzt, die China von vielen anderen Ländern aus der ganzen Welt erhalten habe. Er nannte insbesondere auch die Glückwunschbotschaft von Präsident Xi Jinping, der erklärte, die Marslandung sei ein wichtiger Schritt in Chinas Erforschung des Weltraums.

In sehr poetischer Sprache, die an den westlichen Mythos von Prometheus erinnert, der der Menschheit das Feuer schenkte, sagte Zhou dann: „Das chinesische Volk hat einen lang gehegten Traum vom Weltraum. Von Shenzhou, Chang’e und Yutu bis hin zu Tiangong und Tianwen, diese schönen Namen sind die Kristallisation seiner unendlichen Sehnsucht nach den fernen Sternen und dem unbekannten Weltraum. Der Mars-Rover von Tianwen-1 heißt Zhurong nach dem Gott des Feuers in der altchinesischen Mythologie. Das Feuer brachte den Vorfahren der Menschheit Wärme und Helligkeit, und das Feuer erhellte die menschliche Zivilisation. Chinas ersten Mars-Rover nach dem Gott des Feuers zu benennen, bedeutet, die Flamme von Chinas interplanetarer Erforschung zu entzünden und diejenigen, die in diesem Bereich arbeiten, zu inspirieren, über sich hinauszuwachsen und Weltraumträume zu verfolgen.

Das Weltall ist auch ein Traum für die gesamte Menschheit. China hat sich immer für die friedliche Nutzung des Weltraums eingesetzt, einen entsprechenden internationalen Austausch und Kooperationen betrieben und gemeinsame Ergebnisse in der Weltraumforschung erzielt. Im gleichen Geiste, die gemeinsamen Interessen der gesamten Menschheit zu suchen, wird China weiterhin die internationale Zusammenarbeit in einer offenen und inklusiven Art und Weise vorantreiben und größere Beiträge zu der erhabenen Sache leisten, die Geheimnisse des Universums zu erforschen und Frieden und Entwicklung für die Menschheit zu fördern.“

https://www.fmprc.gov.cn/mfa_eng/xwfw_665399/s2510_665401/t1876301.shtml


Webcast: 8. Geburtstag für die Seidenstraße, Erfolgsgeschichte des Jahrhunderts!

DER GRÖSSTE TEIL DER WELT IST HUNGRIG NACH VERÄNDERUNG

Der Kontrast zwischen dem Flop der Malthusianer und das Scheitern ihres „Klimagipfels“ auf der einen Seite und den erfolgreichen Beratungen auf der zweitägigen Konferenz des Schiller-Instituts auf der anderen Seite zeigt, daß es dringend notwendig ist, mit dem derzeitigen Paradigma zu brechen und eine Zusammenarbeit zwischen allen führenden Nationen zu erreichen. Die Trennlinie verläuft zwischen den transatlantischen Nationen, die an der neoliberalen, kolonialen Politik und den geopolitischen Provokationen festhalten, und den Nationen, die sich der Zusammenarbeit für die wirtschaftliche Entwicklung verschrieben haben.

Zepp-LaRouche entwickelte diesen Gegensatz, der bei allen großen Krisen besteht, anhand der humanitären Katastrophe in Afghanistan, der Krise an der polnisch-weißrussischen Grenze, der COVID-Pandemie, die Europa überrollt, und der Hyperinflation, die durch die Entscheidung verursacht wurde, bankrotte Unternehmen zu retten, anstatt in die Entwicklung neuer Produktionszentren an den Grenzen der Wissenschaft zu investieren. Sie rief die Zuschauer dazu auf, sich dem Schiller-Institut anzuschließen, zu einem Zeitpunkt, an dem historische Entscheidungen getroffen werden. Die Veränderungen, die wir vorgeschlagen haben, werden funktionieren; aber wenn diese Veränderungen nicht stattfinden, wird der Westen aufgrund des moralischen Bankrotts zusammenbrechen.


„Chinas epische Reise aus der Armut in den Wohlstand“ – 770 Millionen Menschen aus der Armut befreien

China’s Epic Journey from Poverty to Prosperity“ (Chinas epische Reise aus der Armut in den Wohlstand), ein 72-seitiges Weißbuch in englischer Sprache, wurde am 28. September 2021 vom Informationsbüro des chinesischen Staatsrats veröffentlicht. Darin wird dargelegt, wie es gelungen sei, 770 Millionen Menschen aus tiefer ländlicher Armut zu befreien und das größte Sozialversicherungssystem der Welt aufzubauen. Teile daraus wurden von Global Times zusammengefasst.

Der „moderate Wohlstand“ (xiaokang) sei erreicht worden, indem die größte Schwäche der [chinesischen] Gesellschaft, die große Armut auf dem Lande, angegangen worden sei. Mit einer nationalen Mission, einer starken Zentralregierung, sowie der Bereitschaft, in Projekte zu investieren, die auf lange Sicht sinnvoll seien, auch wenn sie nicht von heute auf morgen Gewinn abwürfen, hätten sie das Werk vollbracht. Und dabei habe, so stellen sie fest, diese Errungenschaft nicht nur China geholfen, sondern auch zu Frieden und Entwicklung beigetragen und somit die Grundlage für gemeinsamen Wohlstand gebildet. Sie sei nun die Grundlage für Chinas Interaktion mit dem Rest der Welt, in deren Mittelpunkt das Angebot der Belt & Road Initiative stehe.

Mit der tiefen Erfahrung, ein erstrebenswertes nationales Ziel erreicht zu haben, hätten Chinas Führer nun ein weiteres 30-Jahres-Ziel vor Augen: bis Mitte des Jahrhunderts hätten sie sich vorgenommen, über „Xiaokang“ hinauszugehen und „wohlhabend, stark, demokratisch, kulturell fortgeschritten, harmonisch und schön“ zu werden. (…ja richtig – „schön“ ist tatsächlich ein wichtiger Teil der Mission!) Auf halbem Wege beinhaltet das Ziel für 2035 ein Pro-Kopf-BIP von mindestens 20.000 US-Dollar (dies entspricht dem Weltbankstandard für „mäßig entwickelt“). Global Times befragte am Dienstag mehrere Schlüsselpersonen, die an der Entwicklung des Zwischenziels für 2035 beteiligt waren.

Der frühere Vizedirektor der Beijing Economic Operation Association, Tian Yun, bezeichnete die Wiederbelebung des ländlichen Raums und funktionsfähige Verbindungen zwischen Stadt und Land als den Schlüssel für das Ziel für 2035. Urbane Arbeitsplätze seien notwendig, um Wanderarbeiter an die wirtschaftlichen und kulturellen Vorteile der Städte heranzuführen. Modernisierung und Industrialisierung seien also der eigentliche Weg zur Wiederbelebung des ländlichen Raums. Der Direktor der Chinesischen Handelskammer für die Agrarindustrie Sun Wenhua führte diesen Punkt weiter aus: China habe eine neue Art von Verbindung zwischen Industrie und Landwirtschaft vorangetrieben, einschließlich effizienter Verkehrsinfrastruktursysteme und des gegenseitigen Waren- und Personenverkehrs. Schließlich wird Bai Wenxi, Chefökonom der Interpublic Group of Companies, zitiert: „Um das Wohlstandsgefälle zu verringern und die unausgewogene Entwicklung in Angriff zu nehmen, hat China eine starke Zentralregierung, die über die Kraft zur Mobilisierung verfügt, und alle Ebenen der lokalen Regierungen werden durch die entschlossene Fähigkeit der Umsetzung gestärkt, was China dazu befähigt, das ganze Land zu mobilisieren, um seine Ziele zu erreichen und große Fortschritte zu machen.“ Sein Beispiel macht dies deutlich: Die Entsendung von Experten in ländliche Gebiete, um bei der Aneignung und Beherrschung neuer Produktionstechnologien zu helfen, sei eine wichtige Kostenaufwendung von Arbeitskräften und Talenten, auch wenn „diese Maßnahmen kurzfristig keinen sichtbaren wirtschaftlichen Nutzen zeigen werden.“ Aber sie seien notwendig, und es sei die Rolle einer starken zentralen Führung, die solche langfristigen Verpflichtungen zum Erfolg führen könne.


Farrakhans agapisches Geburtstagsgeschenk: Beethovens Violinkonzert

Anläßlich seines 88. Geburtstages und des 250. Geburtstages von Beethoven intervenierte Louis Farrakhan, Führer der afroamerikanischen religiösen Bewegung Nation of Islam, liebevoll in unsere krisengeschüttelte Welt: Er veröffentlichte die Videoaufnahme seiner Aufführung des Beethoven-Violinkonzerts von 2002, die aus verschiedenen Gründen nicht früher veröffentlicht werden konnte. Das Konzert beinhaltete eine Aufführung von Beethovens 5. Sinfonie, gefolgt von dem Konzert.

Aufgrund des Livestreams, der, zumindest aus der Sicht dieses Autors, von der Internetübertragungsqualität beeinträchtigt wurde, gab es Momente, in denen nicht klar war, ob das Orchester in jedem Moment so zusammengespielt hat, wie es hätte sein können. In einigen der sehr schwierigen Passagen des Konzerts war auch nicht jede Note, die Farrakhan spielte, perfekt getroffen, jedoch, wie die Geigerin Ayke Agus betonte, die sich bereit erklärt hatte, innerhalb eines erstaunlich kurzen Zeitplans zusammen mit dem Pfarrer an der Vorbereitung zu arbeiten und dann bei der Aufführung die Konzertmeisterin gab, hätten die musikalische Qualität und die wahrheitsgemäße, unprätentiöse Absicht der Botschaft alle technischen Unzulänglichkeiten überkommen, die wahrscheinlich von den meisten nicht einmal bemerkt worden seien. Bestimmte lyrische Abschnitte waren absolut hinreißend, mit einer wunderschönen Stimmqualität, und die extrem hohen Töne waren derart schön platziert, wie es ein hervorragender Sänger tun würde.

Das Video wurde von Farrakhans Enkelsohn eingeleitet, gefolgt von Cornel West, der über die Kraft von Beethovens Musik sprach, Menschen zu vereinen, sein bemerkenswertester Kommentar war jedoch sein Eingeständnis, daß er zwar einige sehr tiefe Meinungsverschiedenheiten mit dem Pfarrer habe, ihn aber dennoch liebe.

Aus Bemerkungen von Farrakhans Trainer, Cornel West und dem Pfarrer selbst ging hervor, daß er 1942 oder 1943 in Boston ein Konzert mit Beethovens 5. Sinfonie besucht hatte, das von Jascha Heifetz fortgesetzt wurde, der das Beethoven-Violinkonzert in einer Weise spielte, die den Jungen zutiefst bewegte. Er bekam ein Autogramm von Heifetz auf sein Programmheft, das er bis zum heutigen Tage besitzt. Als Kind hatte er offensichtlich enormes Talent, aber das Land war noch nicht bereit für einen schwarzen klassischen Geiger, weshalb er sein Instrument für 40 Jahre beiseitelegte.

Als er es wieder zur Hand nahm, war seine Lehrerin Elaine Skorodin Fohrman, selbst eine Schülerin von Heifetz, die ihm bei der Vorbereitung des Mendelssohn-Violinkonzerts half, aber nicht davon überzeugt war, daß er den Beethoven in so kurzer Zeit (oder überhaupt in weniger als zehn Jahren) zu meistern in der Lage wäre. Und obwohl ihr Zögern anhielt, war sie dennoch als moralische Unterstützung und trotz ihrer gegenteiligen Meinung im Orchester mit dabei.

In Farrakhans Kommentaren nach der Aufführung 2002, die in dem Video enthalten sind, stellte er zwei junge schwarze Geiger vor, die Teil des Orchesters waren. Die eine war eine 19-jährige junge Frau, die ein Video von sich selbst eingesandt hatte, das sie bei der Vorführung des Sibelius-Violinkonzerts zeigte, was Farrakhan zu Tränen rührte und zu dem Ausspruch brachte: „Sie kann alles sein, was ich mir je von jemandem erhofft habe“, sowie ein junger Mann, der ein Video von sich selbst eingesandt hatte, in dem er das Tschaikowsky-Violinkonzert spielte, was wiederum einen Tränenstrom auslöste. Über ihn sagte Farrakhan: „Er ist alles, was ich mir zu sein erhofft hatte, und noch einiges mehr“ – was einerseits den Rassismus als das Verbrechen entlarvte, das er tatsächlich ist, und andererseits aufzeigte, wie man die beabsichtigte Wirkung dieses Verbrechens zurückweisen kann, indem man durch die Disziplin und das Geschenk der klassischen Kultur eine wahrhaft menschliche Identität entfaltet, trotz der bösen Absicht des Rassismus. Auf diese Weise, wenn dieser Weg eingeschlagen wird, kann die Zivilisation nicht des moralischen Potentials beraubt werden, das sich in der Entwicklung großer Talente zum Genie ausdrückt und dadurch die gesamte Gesellschaft zu erheben und verändern in der Lage ist.


Konferenz: Der moralische Bankrott der transatlantischen Welt schreit nach einem Neuen Paradigma

Internationale Schiller-Institut/ ICLC Internetkonferenz

Samstag, 8. Mai 2021

SCHILLER-INSTITUT PRESSEMITTEILUNG

Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts, und Dr. Bouthaina Shaaban, Politik- und Medienberaterin der syrischen Präsidentschaft, eröffnen internationale Konferenz am 8. Mai

Pressemitteilung lesen

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Sehen Sie sich hier die Reden in deutscher Simultanübersetzung an

 

Es handelt sich hierbei um eine Playlist, die seperaten Links zu den einzelnen Beiträgen finden Sie unten. Die englischen Originalvideos finden Sie hier.

 

Der Marsch der Torheit: Kann die Menschheit die bereits angezündete Lunte des thermonuklearen Krieges noch löschen?

Panel 1 — Samstag, 8. Mai, 15.00 Uhr

1. Helga Zepp-LaRouche, Präsidentin des Schiller-Instituts: „Ist die Menschheit die unsterbliche Spezies oder dümmer als Tiere?“

2. Dr. Bouthaina Shaaban, politische und Medienberaterin der syrischen Präsidentschaft:
„Stellt das Völkerrecht wieder her: Respektiert Syriens vollkommene Souveränität“

3. Oberst Richard H. Black (USA), ehemaliger Landessenator (Virginia), ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee, US-Pentagon: „Die Unmoral von Sanktionen: Der Fall Syrien“

4. Dr. Hans Koechler (Österreich), Universitätsprofessor für Philosophie, Wien; Präsident, International Progress Organization: „Unilaterale Wirtschaftssanktionen: Unmoral und Arroganz der Großmächte“

5. Professor Dr. Wilfried Schreiber (Deutschland), Senior Research Fellow, World Trends Institut für Internationale Politik, Potsdam, Deutschland: „Global Governance – eine Antwort aus China und Rußland“

7. Prof. Eric Denece (Frankreich), Direktor, Französisches Zentrum für Geheimdienstforschung: „Überlegungen für eine neue Außenpolitik“

8. Daisuke Kotegawa (Japan), ehemaliger Beamter des Finanzministeriums, ehemaliger Direktor für Japan beim IWF: „Die Obama-Sanktionen sabotieren die japanisch-russische Entwicklung“

9. Caleb Maupin (USA), Journalist und politischer Analyst; Gründer, Center for Political Innovation: „Sanktionen gegen Syrien, Konflikt mit China: Wer profitiert davon?“

Die Methode des Zusammenfalls der Gegensätze: Nur eine gemeinsame Anstrengung für weltweite Gesundheit, ohne Sanktionen, kann eine weltweite Pandemie besiegen

Panel 2: Samstag, 8. Mai, 19 Uhr

1. Helga Zepp-LaRouche, Präsidentin, Das Schiller-Institut: Einleitende Bemerkungen

2. Dr. Joycelyn Elders, ehemaliger Surgeon General der Vereinigten Staaten: „Join or Die: Warum eine Weltgesundheitsplattform jeden von uns schützt“

3. Dr. Kadijah Lang (US), Vorsitzende, National Medical Association (NMA) Council on International Affairs; Präsidentin, Golden State Medical Association und Marcia Baker (US), Redaktionsleitung, Executive Intelligence Review, „Bericht: Pilothilfsprojekt in Mosambik – hin zu einer weltweiten Mobilisierung“

4. Luis Vasquez (Peru), Das Schiller-Institut: „Vergessen Sie nicht: Die globalen Öfen der Konzentrationslager sind jetzt nuklear“

5. Dr. Walter Faggett (US), ehemaliger Chief Medical Officer, Washington D.C. Dept of Health, Co-Vorsitzender DC Ward 8 Health Council und Frau Genita Finley (US), Medizinstudentin, Missippi Delta Medical Extension School Program

6. Augustinus Berkhout (Niederlande), emeritierter Professor für Geophysik, Technische Universität Delft, Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften: „Grußwort zur Schillerkonferenz“

7. Rainer Seidl (Deutschland), Land schafft Verbindung (LsV), Video-Ausschnitt aus einem Interview am 7.2.21 in München und Alf Schmidt (Deutschland), Unabhängiger Landwirt, Video-Ausschnitt aus einem Interview am 23.3.21 in Berlin, Deutscher Landwirteprotest: „Der ,Green Deal‘, trifft Landwirte, Lebensmittel und Menschen!“

8. Pastor Robert Smith (US), Pastor der New Bethel Missionary Baptist Church, Detroit, Michigan; Vorsitzender des Foreign Mission Board der National Baptist Convention, USA INC.: „,Arzt, heile dich selbst,: Die Rettung einer Nation in der Krise durch Liebe“

9. Antonio Sanchez (Venezuela/Chile), Int, LaRouche-Jugendbewegung: „Sie wußten oder hätten es wissen müssen: die Fälle Venezuela und Chile“

Grußworte und Botschaften an die Konferenz

Dr. Ivan Timofeev, Programmdirektor, Russian International Affairs Council; Leiter des Euro-Atlantic Security Program, Valdai Club

Gesandter-Botschaftsrat Sayed Mujtaba Ahmadi, Stellvertretender Leiter der Mission, Botschaft von Afghanistan, Kanada: „Eine Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung Afghanistans im Rahmen der Neuen Seidenstraße“

Ray Flynn, ehemaliger Bürgermeister von Boston; ehemaliger US-Botschafter im Vatikan

Fouad Al-Ghaffari, Präsident, BRICS-Jugendparlament, Jemen

Mike Gravel, ehemaliger US-Senator, Alaska; ehemaliger US-Präsidentschaftskandidat


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