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Internationale Internetkonferenz des Schiller-Instituts : Laßt uns gemeinsam mit der globalen Mehrheit ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufschlagen!

Die Aufzeichnung des englischen Livestreams für Panel 1 finden Sie hier und den für Panel 2 hier.

Die deutsche Simultanübersetzung wird in Kürze veröffenlicht und in der Rednerliste verlinkt

Panel 1: Die strategische Lage nach dem historischen BRICS-Gipfel

Samstag, 9. September, 15.00 Uhr MESZ

Moderator: Dennis Speed, Schiller-Institut (USA): Überwindet den Neoklonialismus mit dem Bau tausender neuer Städte

Videoausschnitt von Lyndon LaRouche zum Nachlesen

„Wir werden Hunderte von Städten exportieren“

Von Lyndon LaRouche

Die Konferenz wurde eröffnet mit dem folgenden Auszug aus einem Vortrag von Lyndon LaRouche (1922-2019) von 1978 im Rahmen des US-Präsidentschaftsvorwahlkampfes.

Wissen Sie, was wir tun werden? Wir werden Nuplexe bauen. Wir müssen das den Leuten erklären: Wie baut man einen Nuplex? Man hebt einen großen Krater aus. Man legt ein großes Fundament – es sei denn, man hat eine Felssohle. Es ist Ihnen egal, wie das Gelände beschaffen ist, das macht keinen Unterschied. Wo auch immer man ist, man sprengt es aus, man erzeugt einen Krater. Man erzeugt einen Krater, der die Größe einer Stadt hat, einer Stadt mit einer halben Million Menschen oder 100.000 Menschen. Jedenfalls baut man einen Krater für eine Industriestadt neuen Typs, sechs, sieben oder acht Stockwerke tief unter der Oberfläche. Man baut sie auf bis zur Oberfläche.

Oben drauf setzt man zwei Kernkraftwerke mit jeweils eineinhalb bis zwei Gigawatt Leistung, um eine ausgeglichene Last zu erhalten. Darum herum baut man wie ein Armband Industriebetriebe, die diese Energie nutzen, um sich niedrige Betriebskosten zu sichern. Man baut dort eine chemische Industrie auf, Entsalzungsanlagen und so weiter, und man nutzt die Abwärme und den Strom. Man baut Wohnungen für die Familien, moderne Wohnungen, die hundert Jahre halten, für die Familien der Menschen, die die Bauarbeiten ausführen, die innerhalb von 4-6 Jahren abgeschlossen sein werden.

Man entwickelt kulturelle Programme vor Ort: Schulen, Universitäten, Fachschulen. Alles, was eine Stadt braucht. Und wenn das Projekt nach sechs Jahren abgeschlossen ist, arbeiten diese Menschen in den Fabriken, weil sie dazu ausgebildet wurden. Und die Europäer und andere, die hinzugezogen wurden, werden nach und nach bis auf ein paar wichtige Techniker wieder abgezogen.

Die Stadt wird gebaut. Sie ist modular. Man kann sie verändern. Man kann sie ohne große Kosten weiterentwickeln. Ihre Transportsysteme sind eingebaut und für die nächsten hundert Jahre modular, und für alle technologischen Verbesserungen gerüstet, die in den nächsten hundert Jahren von Bedeutung sein werden. Nach 4-6 Jahren ist die Stadt voll funktionsfähig. Wir werden in den nächsten 25 Jahren Hunderte davon bauen. Hunderte! Hunderte von neuen Städten in der ganzen Welt, vor allem in den Entwicklungsländern.

Diese Städte werden miteinander verbunden sein. Sie werden ein Netz von Hochtechnologiekulturen bilden, die mitten in die übrige Bevölkerung gepflanzt werden. Ausgehend von diesen Städten und ihren Universitäten, Technischen Hochschulen und technischen Dienstleistungen für die umliegenden Gebiete werden wir eine ganze Generation der Menschheit aus der Barbarei und Unterdrückung in das moderne Leben erheben.

In den folgenden 25 Jahren werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Und in 50 Jahren wird sich die Menschheit so selbst verändert haben, wie wir Städtebauer es vorhaben. Wir werden alle existierenden, lebensfähigen Industrien mobilisieren, und alle, die aufgebaut werden können, um das zu erreichen. Wir exportieren nicht ein paar zusätzliche Ausfuhren im Wert von 10 oder 20 Milliarden Dollar, wir exportieren Hunderte von Städten!

Helga Zepp-LaRouche (Deutschland), Gründerin des Schiller-Instituts, Grundsatzrede: Ein größere Veränderung als das Ende des Kalten Krieges“ –> Rede im Wortlaut lesen

S.E. Donald Ramotar (Guyana), ehemaliger Präsident von Guyana: „Der Globale Süden ist die neue Globale Mehrheit“

Rede lesen

Aussichten und Herausforderungen nach dem BRICS-Gipfel

Von Donald Ramotar

Donald Ramotar war Staatspräsident (2011-15) sowie Abgeordneter des Parlaments von Guyana. (Übersetzung aus dem Englischen, die Zwischenüberschrift wurde hinzugefügt.)

Die gerade beendete BRICS-Konferenz in Südafrika wird sicherlich als historisches Ereignis in die Geschichte eingehen. Denn sie könnte sehr wohl der Anfang vom Ende des Neokolonialismus und der Beginn einer neuen Ära der wirtschaftlichen Befreiung sein.

Das ist etwas, was patriotische Staatsführer des Globalen Südens herbeigesehnt haben. Es war etwas, worüber viele Länder und progressive Politiker lange nachgedacht hatten. Wir haben viel zu lange unter der massiven Manipulation internationaler Institutionen wie Weltbank und IWF gelitten, die zu Werkzeugen der Unterdrückung durch die USA wurden. Auch die Vereinten Nationen wurden bekanntermaßen mehrfach mißbraucht, z.B. bei der Ermordung von Patrice Lumumba und später bei der Invasion im Irak und in Libyen.

Doch was die USA notwendig machte, war die Verwendung des Dollars als Hauptwährung im Welthandel. Das verlieh den US-Institutionen enorme Macht und Einfluß in der Weltwirtschaft. Die Vereinigten Staaten nutzten ihre Stellung in der Weltwirtschaft, um anderen Ländern ihre Positionen aufzuzwingen. Wenn sie mit der Politik eines Staates nicht einverstanden waren, verhängten sie schnell Sanktionen gegen ihn.

Die längsten Sanktionen sind gegen Kuba verhängt. Das bringt für die Bevölkerung der Insel große Härten mit sich. Die Sanktionen sollen vor allem sicherzustellen, daß Kubas sozialistisches System nicht erfolgreich ist.

Im Laufe der Jahre wurde das zu einer mächtigen Waffe in den Händen der USA. Die Menschen in Venezuela und Nikaragua leiden unter harten Sanktionen. Der Irak wurde zu Saddam Husseins Zeit mit harten Sanktionen belegt, die dem Land sehr schadeten. Mehr als eine halbe Million Kinder wurden Opfer dieser Sanktionen. US-Außenministerin Madeleine Albright sagte damals, das sei es ihr wert gewesen, u.a. alle diese Kinder zu töten.

Sie haben dem Iran, Afghanistan und vielen anderen Staaten Milliarden von Dollar genommen. Sie haben den Dollar zur Waffe gemacht und benutzen ihn, um andere Staaten und sogar Einzelpersonen auszurauben.

Sie waren sich ihrer Fähigkeit, Länder zu ruinieren oder ihnen schweren Schaden zuzufügen, so sicher, daß sie das in ihre Pläne zur Vernichtung Rußlands einbezogen. Als sie die Ukraine drängten, Rußland in einen Konflikt zu verwickeln, verließen sie sich nicht nur auf ihre militärische Macht, sondern auch auf ihre Sanktionen.

Man erinnere sich an Präsident Bidens Prahlerei über die Verhängung der „Mutter aller Sanktionen“ gegen Rußland. Sie dachten, daß Rußland so umfassenden Sanktionen, bis hin zum Diebstahl russischer Gelder in US-Banken, nicht standhalten könnte.

Rußlands Reaktion zeigt, daß die Sanktionen überwunden werden konnten. Meiner Ansicht nach trug Rußlands Forderung, für sein Öl und andere Rohstoffe in Rubel zu bezahlen, am meisten dazu bei, die Sanktionen unwirksam zu machen. Rußland begann, mit anderen Ländern unter Verwendung ihrer Landeswährungen zu handeln. Das System funktioniert. Außerdem bietet es allen Ländern ein größeres Maß an wirtschaftlicher Freiheit.

Andere Länder, darunter auch Verbündete der USA, haben das erkannt und wissen dieses System zu schätzen. Zur größeren Unabhängigkeit kommt die Erkenntnis hinzu, daß die USA die in US-Banken deponierten Ersparnisse aller Länder beschlagnahmen können.

Der Handel in ihren eigenen Währungen und schließlich die Schaffung einer neuen Währung für den Außenhandel zwischen den BRICS und anderen Staaten erweist sich als sehr praktikabel. Diese Bewegung hat große Möglichkeiten und wird sich wahrscheinlich weiter ausbreiten.

Es werden andere Systeme eingeführt, die diese „Unabhängigkeitsbewegung“ erleichtern werden. Dazu gehört auch die Suche nach Alternativen zum SWIFT-System und anderen Banken-Arrangements. Die BRICS-Bank kann neuartige Beziehungen zwischen allen Ländern anbieten. Das ist besonders attraktiv für den Globalen Süden.

Einige Schwachstellen

Doch auch wenn wir das Potential der BRICS-Vereinbarungen erkennen, dürfen wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wir dürfen nicht glauben, daß es ein Kinderspiel wird. Wenn wir uns einig sind, daß es ein Kampf ist, dann müssen wir die Schwachstellen der BRICS prüfen und uns darauf einstellen, daß die USA und ihre NATO-Verbündeten alles daran setzen werden, diese Bewegung zu sabotieren und zu besiegen. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß Einigkeit innerhalb der Gruppe, selbst bei begrenzten Zielen, von größter Bedeutung ist. Zweifellos wird die NATO-Gruppe jede Schwachstelle nutzen, die sie finden kann.

Vor allem sehe ich, daß man an Indien arbeiten sollte. Das liegt am Grenzstreit zwischen China und Indien. Es war ziemlich enttäuschend, daß gerade als die glänzenden Möglichkeiten der BRICS angekündigt wurden, die Spannungen zwischen beiden Ländern zunahmen.

Das Hauptproblem ist die Lage im Südchinesischen Meer. Die USA sorgen dafür, daß Länder zusammenkommen, um die Angelegenheit zu besprechen. Sogar ein Land wie Vietnam schwankt in seiner Position zwischen China und den USA.

Die USA suchen nach jedem Land, das Probleme mit China und Rußland hat, und bieten ihm Unterstützung an. Zur Zeit arbeiten sie mit Armenien, einem Verbündeten Rußlands, wegen der Spannungen mit Turkmenien.

In Lateinamerika ist mit massiven offenen und verdeckten US-Aktionen zu rechnen, um in vielen Ländern einen Regimewechsel herbeizuführen. Es sei daran erinnert, daß Mexiko die BRICS-Initiative schon früh nachdrücklich unterstützt hat, aber nichts daraus wurde.

Argentinien hat große interne Probleme. Die USA haben großen Einfluß auf das Militär der meisten Länder der Region. Sie haben starke Verbindungen in den Ländern, auch zu den politischen Parteien. Argentiniens Regierung ist in einer sehr schwachen Position; Sie können Ihren letzten Dollar darauf verwetten, daß die USA ihre Kontakte aktivieren werden, um dort einen Regimewechsel herbeizuführen.

In Brasilien ist die Lage etwas besser, aber wir dürfen nicht vergessen, daß Lulas Sieg sehr knapp war. Auch hier müssen wir mit einer US-Einmischung rechnen, um Lula zu stürzen.

Das sind einige der Bereiche, die sie nutzen könnten, um die vom BRICS-Gipfel in Südafrika ausgelöste Flut einzudämmen.

Unsere erste Aufgabe besteht darin, die Probleme in und zwischen den BRICS-Staaten zu minimieren. Wir sollten allen Einfluß, den wir haben, vor allem darauf richten, Hindernisse für den Fortschritt der BRICS-Staaten auszuräumen.

Meiner Meinung nach sind die Grenzfragen die gefährlichsten. Wir sollten Gespräche der BRICS-Staaten anregen, um die Streitfragen zwischen den Mitgliedern zu lösen. Wenn es uns gelingt, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen, werden wir zu der Einheit der Bewegung beitragen, die für den Erfolg so wichtig ist.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

Prof. Georgy Toloraya (Rußland), hochrangiger Diplomat im Ruhestand, Rang eines Minister-Beraters; Stellv. Direktor des Russischen Nationalkomitees für BRICS-Forschung: „BRICS: Eine Medizin zur Kriegsverhütung“

Rede lesen

BRICS: Eine Medizin zur Kriegsverhütung

Von Prof. Georgij Toloraja

Professor Toloraja ist ein hochrangiger russischer Diplomat im Ruhestand mit dem Rang eines Gesandten-Botschaftsrats und stellvertretender Vorsitzender des Russischen Nationalen Komitees für BRICS-Forschung. (Übersetzung aus dem Englischen.)

Guten Morgen. Es ist mir eine große Ehre, an der Konferenz „Laßt uns gemeinsam mit der globalen Mehrheit ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufschlagen!“ teilzunehmen. Ich beschäftige mich schon seit 13 Jahren mit den BRICS. Und ich habe schon lange erwartet, daß dieser Tag kommen würde, der Tag, an dem die BRICS zu einem echten Akteur in der Weltpolitik werden würden. Aber ich war wirklich erstaunt, daß dieser Tag jetzt so schnell gekommen ist.

Ich würde sagen, daß der jüngste Gipfel Ende August in Johannesburg wirklich ein historisches Ereignis war. Er wird als historisch in die Geschichte eingehen, auch aus technischen Gründen, denn es war das Datum und der Gipfel, an dem sich die Mitgliederzahl der BRICS verdoppelt hat, was niemand, auch ich nicht, erwartet hat. Darüber hinaus ist es im wesentlichen ein historischer Gipfel, weil die BRICS zum ersten Mal erklärt haben, daß sie auf dem Weg und in der Lage sind, eine neue Weltordnung zu schaffen: Das ist eine wirklich große Veränderung. Jetzt sind 20 bis 40 Länder daran interessiert, den BRICS in der einen oder anderen Form beizutreten, und das ist etwas, womit niemand gerechnet hat, auch ich nicht.

Was ist passiert? Ich denke, die Antwort liegt in der offenen Konfrontation, die im Februar 2022 mit Rußlands Militärischer Sonderoperation in der Ukraine begann und die das eigentliche neue Kapitel der Geschichte einläutete, als die westlichen Länder versuchten, die neuen Machtzentren mit aller Gewalt unter Druck zu setzen, um das Entstehen einer neuen Weltordnung zu verhindern.

Es ist ein turbulenter Moment der Geschichte. Aber das Ergebnis war, daß die Mehrheit der Länder, die globalen Mehrheiten, diese Bemühungen des Westens nicht unterstützten, auch wenn viele Länder auf dem Papier und in Erklärungen, u.a. in den Vereinten Nationen, Rußland Aggression vorwarfen. Trotzdem sind sie nicht mit der Politik des Westens einverstanden, der versucht, seine Dominanz in den globalen Angelegenheiten aufrechtzuerhalten und die Regeln festzulegen, denen alle anderen zu gehorchen haben.

Es gibt also eine neue Situation, in der die globale Mehrheit ein neues Modell will, ein neues Modell der internationalen Beziehungen, das nicht auf dem traditionellen Modell nach dem Zweiten Weltkrieg basiert, als die großen Länder, die „Herren der Welt“, den anderen diktierten, was sie zu tun haben. Und jetzt wollen die Länder eine gleichberechtigte Partnerschaft, viele, vielleicht sogar konkurrierende Machtzentren, die jeweils ihre eigene Rolle spielen, mit ihrem eigenen Kopf denken und ihre eigene Politik machen.

Auf lange Sicht erinnert das vielleicht ein wenig an das System des Westfälischen Friedens in der europäischen Geschichte, das auf der Souveränität der Nationalstaaten beruhte, der Gleichheit, der Nichteinmischung und dem Versuch, die Interessen der Partner zu berücksichtigen. Vielleicht sind wir also auf dem Weg zu einem globalen westfälischen System.

Wir sollten jedoch nicht vergessen, daß das westfälische System das Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges war – und vielleicht sind wir gerade dabei, einen solchen Krieg zu führen, und die Ukraine ist erst der Anfang. Es kann sein, daß wir noch weitere 30 Jahre oder mehrere Jahrzehnte mit Kriegen in verschiedenen Teilen der Welt zu tun haben werden, bevor sich ein solches System herausbildet. Das wäre ein schlechtes Szenario.

Aber vielleicht dauert der Krieg auch nicht 30 Jahre. Er könnte auch nur 30 Minuten dauern, wenn die großen Weltmächte einfach ihre Atomraketen starten würden. Dann wäre der Krieg in 30 Minuten vorbei: Es wäre das Ende der Welt.

Dem sollten wir natürlich nicht zustimmen.

Der einzige Weg ist also, einen Weg zu finden, um zu verhandeln, um zu versuchen, eine Lösung zu finden, bevor es so weit kommt. Und dafür, denke ich, ist die Änderung der westlichen Politik das Entscheidende. Die globale Mehrheit will die Politik der Dominanz nicht akzeptieren – der Diktatur, der Sanktionen, der Einmischung in innere Angelegenheiten, des faktischen Raubes, wenn das Nationalvermögen eigenmächtig und einseitig beschlagnahmt wird.

Es sind also nicht Rußland und China, die isoliert sind, wie ich oft in verschiedenen vom Westen veranstalteten Foren höre, es sind vielmehr die westlichen Länder, die isoliert sind.

Und die BRICS haben auf diesem Gipfeltreffen gezeigt, daß sie dem Westen entgegenkommen wollen. Die BRICS sind nicht antiwestlich. Sie sind nicht gegen die Vereinigten Staaten als Land. Sie sind nicht gegen die westliche Zivilisation. Sie sind nicht gegen Europa. Die BRICS sind bereit, mit diesen Ländern zusammenzuarbeiten und sie einzubeziehen: BRICS ist eine inklusive Struktur. Sie sind offen für Dialog und Zusammenarbeit, aber nicht im Sinne von „Herr und Knecht“, sondern auf Augenhöhe. Darauf sollten wir alle hinarbeiten.

Und vor allem glaube ich, daß die USA in diesem Bereich wichtig sind: Die USA sind ein Land mit einer reichen Geschichte, mit großen natürlichen Ressourcen, Technologie, Finanzen und einer regen Bevölkerung. Und natürlich spielt dieses Land eine wichtige Rolle in dieser Welt und kann für die Zukunft der Menschheit sehr wichtig sein: Aber auf Augenhöhe, in Zusammenarbeit mit der neu entstehenden BRICS-Union und der globalen Mehrheit.

Ich wünschte, ich würde das erleben. Ich warte seit 13 Jahren darauf, daß die BRICS zu einer echten Kraft in den internationalen Beziehungen werden. Ich hoffe, daß der nächste Schritt, nämlich die Einbeziehung des Westens in diesen Prozeß, schon früher erfolgen kann.

Ich wünsche uns allen viel Glück. Ich danke Ihnen.

Dr. Harry J. Bury, katholischer Priester und Robert Cushing (USA), Verband der katholischen Priester der USA: „Eine Politik des Friedens“

Reden lesen

Dr. Harry J. Bury

Guten Tag! Mein Name ist Harry Bury, ich bin Priester in der Erzdiözese St. Paul in Minneapolis, in Minnesota in den Vereinigten Staaten.
Ich bin, wie gesagt, ein katholischer Priester, und ich glaube fest daran, dass Gott, der Vater, seinen Sohn Jesus in die Welt gesandt hat, um den Menschen zu offenbaren, dass es Gottes Wille ist, dass wir aufhören, uns gegenseitig umzubringen. Das ist der Grund, warum Jesus Christus in die Welt gekommen ist, und das ist meine Motivation, mich dem Krieg zu widersetzen. Gott hat uns diese Offenbarung, so glaube ich, durch Wort und Beispiel gegeben. Jesus hat uns diese Offenbarung durch Wort und Beispiel gegeben. In Worten sagte Jesus: „Liebt eure Feinde. Tut denen Gutes, die euch hassen. Tut denen Gutes, die euch Schaden zufügen wollen. Keine Ausnahmen.“ Das bedeutet, daß der dreieinige Gott will, dass die Amerikaner die Russen lieben, die Chinesen lieben und umgekehrt. Liebt die Koreaner und umgekehrt. Und andere: Jeden, der uns schaden will, damit wir ihm helfen, das zu bekommen, was er braucht. Versucht, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, nicht mit ihnen zu konkurrieren, sondern mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn wir das tun, wird das zum Frieden in unserer Welt führen.

Zweitens ist Jesus nicht nur gekommen, um uns das zu sagen, sondern ich glaube, er hat es uns durch sein eigenes Beispiel gezeigt. In der Nacht vor seiner Ermordung, als sie kamen, um ihn zu verhaften, zog sein Mitarbeiter Petrus sein Schwert und hieb dem Diener des Hohepriesters das Ohr ab. Jesus sagte zu Petrus: „Stecke dein Schwert ein. Wer das Schwert gebraucht, wird durch das Schwert umkommen.“ Dann tat er Gutes und heilte den Menschen, der von Petrus geschlagen worden war. Später, als er vor Pilatus stand, sagte er ihm, dass er, wenn Gott es wolle, wenn sein Vater es wolle, seine Engel schicken würde, um ihn zu schützen. Sein Reich, sagte Jesus, sei nicht von dieser Welt. Also ließ er sich verhaften und wurde zum Sterben ans Kreuz geschickt. Er hat sich nicht gewehrt; er hat sich nicht selbst verteidigt. Er ging zum Kreuz und betete für die Menschen, die ihn töteten. „Vater“, betete er, „vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“.
Ich glaube also, dass Gott uns Menschen, die wir Nachfolger Jesu sind, diese Botschaft an die Welt weitergeben will: Dass wir unsere Feinde lieben sollen. Nur wenn wir sie lieben und ihnen helfen, das zu bekommen, was sie brauchen, werden wir Frieden in der Welt haben.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

ROBERT CUSHING:

Mein Name ist Bob Cushing. Ich bin Priester im Ruhestand, ein ausgeschiedener Priester in Georgia. Es fällt mir schwer, die gegenwärtige Situation in den Nachrichten und in dem, was ich lese oder nicht lese, zu verstehen. Als ich 1962 hier in Georgia aufwuchs, gehörte mein Vater zur Luftwaffe und spielte eine führende Rolle in der Kubakrise, in der militärischen Reaktion darauf. Ich erinnere mich sehr deutlich daran, und wenn ich sehe, was im Moment vor sich geht, wie wir überall um Rußland Raketen aufgestellt haben, und wie die NATO seit 1991 aufrüstet, dann haben wir längst rote Linie überschritten, als James Baker versprochen hatte, dass wir uns keinen Zentimeter nach Osten bewegen würden. Wir haben uns nicht nur einen Zentimeter bewegt, wir sind von Land zu Land gegangen, um Russland mit Ländern zu umgeben, die NATO-Waffen und Raketen einsetzen, die auf Russland gerichtet sind. Ich weiß noch, wie ich mich bei den Atomkriegs-Übungen in den 1950er Jahren gefühlt habe und Angst hatte, dass es zu einer nuklearen Katastrophe kommen könnte. Ich glaube, wir sind heute näher dran als je zuvor. Ich denke also: „Was kann ein Mensch tun, der die Nachrichten sieht und nicht über das Offensichtliche spricht?“ Das Offensichtliche ist, dass dieser „unprovozierte“ Angriff dadurch provoziert wurde, dass wir den russischen Bären gereizt haben.

Putin gehört zwar nicht zu meinen Lieblingsmenschen, aber wir haben ihm das Gesicht eines Monsters verpaßt, und so wurde der russische Bär ständig angegriffen. Wir sind diejenigen, die ihn provozieren, so dass er schließlich in die Ukraine eindringt, ein Land, das schon so lange instabil ist – ein Land, das er als Pufferzone zu beanspruchen versucht, wie es scheint. Ich denke, wir müssen darauf hinweisen, dass wir diesen Krieg selbst verschuldet haben. Wir müssen unsere Stimme erheben. Ich wüßte keinen anderen Weg als diesen, um gegen Dinge wie Streubomben und abgereichertes Uran zu sprechen; Dinge, die hochgradig unmoralisch und nicht Teil einer rechtmäßigen Kriegsmethode sind. Wir stecken in einer sehr ungerechten Situation, und wir müssen unsere Stimme erheben. Denn unsere Medien arbeiten mit dem Militär zusammen und kooperieren mit dem industriellen Komplex, der, wie es scheint, eine Menge Geld damit verdient, all seine neuen Spielzeuge in diesem Krieg auszuprobieren, der ein Fleischwolf ist und bereits eine halbe Million Menschen ausgelöscht hat.
Als besorgter Bürger möchte ich meine Stimme erheben und mich mit anderen zusammenschließen, die ihre Stimme erheben möchten, um etwas zu tun, um etwas zu sagen, um gegen diese schreckliche Situation aufzustehen, die das Leben auf unserem Planeten bedroht. Wir befinden uns in großen Schwierigkeiten, und wir müssen sehen, was wir tun können, um zu sagen: „Stopp! Stopp, um Gottes Willen!“ Wir müssen einen Weg finden, um für den Frieden zu arbeiten und nicht für diese Kriegsmaschine, die unaufhaltsam zu sein scheint. Wir müssen sagen: „Stopp!“ Und genau das tun wir heute. Ich danke Ihnen.

Raymond McGovern (USA), ehemaliger leitender Analytiker, U.S. Central Intelligence Agency (CIA); Gründungsmitglied der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS, Geheimdienstveteranen für Vernunft): „JFK und Rußland, einen Wandel hin zur Vernunft am Rande der Auslöschung erzeugen“

Rede lesen

JFK und Rußland

Einen Wandel hin zur Vernunft am Rande der Auslöschung erzeugen

Von Raymond McGovern

Ray McGovern war leitender Analytiker der U.S. Central Intelligence Agency (CIA) und ist Gründungsmitglied der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS, Geheimdienstveteranen für Vernunft). In der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9. September sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Zu Beginn möchte ich etwas zu dem ersten Lied sagen, das gerade aufgeführt wurde: „I don’t feel no ways tired”. – „Ich bin überhaupt nicht müde.“ Ich denke, die Inspiration dieser Gruppe, dieser Versammlung heute ist so förderlich für den Weltfrieden und so hoffnungsvoll, wenn man bedenkt, was auf der BRICS-Konferenz und anderen Veranstaltungen geschehen ist, daß man wirklich ein Recht hat, sich nicht mehr müde zu fühlen.

Lassen Sie mich auf den Mann zurückkommen, der mich ursprünglich nach Washington geholt hat. Sein Name ist Präsident John F. Kennedy. Er forderte alle, die unserem Land in besonderer Weise dienen konnten, dazu auf, hierher zu kommen und es zu tun.

Als John Kennedy am 20. September 1963 vor den Vereinten Nationen sprach, dachte er an diese Themen. Er sprach davon, daß die Vereinten Nationen ihrer Verantwortung gerecht werden müssen, Spannungen abzubauen und gegen die Dunkelheit zu kämpfen. „Ich bin gekommen, um die Vereinten Nationen zu grüßen“, sagte John Kennedy, „und um die Unterstützung des amerikanischen Volkes für Ihre täglichen Beratungen zu bekunden.“ Wow!

Nun, ich denke, den meisten Menschen ist klar, daß die UNO in einen Zustand des Niedergangs geraten ist. Der Einfluß der westlichen Mächte, der Kolonialmächte, wenn man so will, ist selbst in UN-Organen wie der IAEO, der Internationalen Atomenergie-Organisation, oder der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen so stark, daß sie aufgrund des Drucks, den sie von diesen Mächten verspüren, nicht ehrlich handeln können. Das sind aktuelle Beispiele.

Im Jahr 2003, als die USA den Irak unter falschem Vorwand angreifen und dort einmarschieren wollten, schickte der Leiter unseres Abhördienstes, der National Security Agency (NSA), eine E-Mail an sein britisches Pendant GCHQ und sagte: „Wir müssen die Leute im UN-Sicherheitsrat überwachen, wir müssen etwas über sie herausfinden, denn sie werden diese Eskapade in den Irak nicht genehmigen. Wir müssen etwas über sie in Erfahrung bringen, damit wir sie davon überzeugen können, es zu genehmigen.“

Das galt natürlich nicht nur für die ständigen Mitglieder, sondern auch für diejenigen, die damals im Sicherheitsrat vertreten waren. Diese E-Mail war vor dem Krieg durchgesickert, und dennoch begann der Krieg. Es hat dann zwar ein paar Jahre gedauert, aber schließlich hat der UN-Generalsekretär gesagt, daß dieser Krieg illegal ist. Aber hallo, natürlich war er illegal!

Was noch? Nun, ich würde einfach sagen, daß heute niemand mehr damit durchkommen kann, zu sagen: „Wir machen eine Koalition der Willigen. Es macht nichts, wenn der Sicherheitsrat nicht mitmacht, wir machen es einfach selbst. Vielleicht Polen, Litauen, vielleicht auch die Ukraine.“ Das wird nicht mehr funktionieren, weil die BRICS gewachsen sind, weil sie mächtiger geworden sind und weil die BRICS die Mehrheit der Menschheit repräsentieren. Das ist eine große Sache; das war früher nicht der Fall.

Vorbild John F. Kennedy

Es gibt also einige Hoffnungsschimmer in diesem Bereich, und ich möchte nur ein paar Dinge von John Kennedy hinzufügen. Auf der UN-Vollversammlung am 20. September 1963 sprach er über die Notwendigkeit des Friedens. Er sagte, es sei nie zu spät. „Es ist höchste Zeit, daß … Streitigkeiten … von der Tagesordnung genommen und auf den Verhandlungstisch gelegt werden.“

Nun, das trifft heute in hohem Maße auf die Situation in der Ukraine zu. Man muß die Rhetorik und den Streit überwinden und an den Verhandlungstisch kommen, bevor alle jungen ukrainischen Männer auf dem Schlachtfeld fallen – und die russischen Männer auch. Es ist also ganz klar, was passieren muß, und die BRICS können ein Gegengewicht schaffen.

Können sie dafür über die UNO arbeiten? Ich würde sagen, Rußland und China haben die UNO nicht einfach beiseite geschoben, trotz all der Hindernisse, trotz der Tatsache, daß sie zum Beispiel getäuscht wurden, als sie gebeten wurden, sich bei einer Resolution für eine Flugverbotszone in Libyen zu enthalten. Sie wurden getäuscht, Sie wissen, was mit Libyen passiert ist. Trotzdem sehen sie in der UNO immer noch eine legitime Organisation, trotz der Probleme und allem, was dort vor sich geht.

In seiner Rede sprach John Kennedy auch die Frage einer gemeinsamen Erkundung des Mondes an. Mit anderen Worten, hier bei der UNO sagte er (sinngemäß): „Schauen Sie, das ist nichts, was ein Gremium oder ein Land allein tun sollte. Wir sollten uns zusammentun und unsere Energien und unser Fachwissen bündeln. Es gibt keinen Grund, warum wir unsere wissenschaftlichen Anstrengungen hier duplizieren sollten, laßt uns gemeinsam zum Mond fliegen.“

Nun, das hat nicht funktioniert. Wir wissen, daß die USA allein auf dem Mond waren.

Unsere Themen heute morgen sind schwere Kost, verständlicherweise. Deshalb möchte ich diese schwere Kost nur kurz mit einer apokryphen Geschichte unterbrechen, da wir in letzter Zeit hören, daß es Weltraumflüge zur Sonne geben wird. Ein Komiker sagte: „Ich hoffe, es ist nicht beabsichtigt, daß Menschen auf der Sonne landen.“ Ein anderer sagte: „Ach, keine Sorge, sie werden nachts landen.“

Damit gut mit den lahmen Scherzen, zurück zur Ernsthaftigkeit.

Wir müssen einander die Hand reichen und wir müssen der Sache Zeit geben. Wir müssen geduldig sein. Es wurde deutlich gemacht, daß die BRICS seit 30 Jahren im Entstehen begriffen sind; sie sind auch jetzt noch im Entstehen. Geben Sie der Sache Zeit. Sorgen Sie dafür, daß die Menschen in der Welt begreifen, daß es nicht darum geht, Rußland oder China oder Rußland und China zu isolieren, sondern daß es der Westen ist, der sich selbst isoliert hat. Und der kommende Winter wird in Westeuropa sehr kalt werden. Die Menschen dort werden endlich aufwachen und merken, was man mit ihnen gemacht hat.

Ich möchte betonen, daß wir in diesen Dingen zusammenarbeiten müssen, so wie es John Kennedy damals angeboten hat. John Kennedy ist in meinem Bewußtsein noch sehr lebendig. Ich denke, seine Ideen haben kein Verfallsdatum. Ich denke, wir müssen es weiter versuchen.

In jeder Glaubenstradition gibt es ein Sprichwort, daß man seine Feinde lieben soll, und ich möchte Pater Bury dafür loben, daß er dies deutlich gemacht hat. Das alte Sprichwort, das auf Konfuzius zurückgeht, lautet: „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu.“ Wir müssen uns also die Hände reichen und nicht aufgeben, insbesondere angesichts des Wachstums der BRICS und anderer heilsamer Entwicklungen, die wir heraufziehen sehen.

Abschließend möchte ich noch etwas hinzufügen, was ich am Ende eines Briefings, das ich im Februar – ich glaube, es war der 21. Februar – vor dem UN-Sicherheitsrat hielt, angehängt habe. Ich bezog mich auf den erbitterten Kampf zwischen Schwarzen und Weißen in unserem Land und darauf, wie sich sehr begabte schwarze Führungspersönlichkeiten der Situation stellten und durch die von Schwarzen geführte afroamerikanische Kirchenbefreiungsbewegung eine gewisse Gerechtigkeit erreichten – zwar noch keine vollständige Gerechtigkeit, aber doch Gerechtigkeit in großem Maße.

Die Art und Weise, wie wir das in unserem Land und international tun, ist, uns die Hände zu reichen und das alte Lied zu singen: „We’re going to keep on lovin‘ our enemies.“ „Wir werden unsere Feinde weiter lieben. Und niemals einen Rückzieher machen.“ Wir sollten uns also anstrengen, verstehen Sie?

Es gibt ein Wort, das die Chinesen ständig verwenden, das lautet: „Laßt uns eine Win-Win-Situation schaffen.“ Es gibt auf dieser Welt genug für alle, das wir teilen können. Warum schaffen wir nicht eine Win-Win-Situation? Damit würden wir unsere Feinde bis zum äußersten lieben. Lassen Sie uns die Hoffnung nicht aufgeben, daß wir das tun können, und mit der Rückendeckung so vieler Menschen in der BRICS-Bewegung und außerhalb davon können wir eine andere Welt erreichen – eine andere Welt als die „regelbasierte“ internationale Ordnung.

Ein letzter Gedanke: Vor zwei Tagen stand Jens Stoltenberg, der Chef der NATO, vor dem EU-Parlament. Er sagte, was er immer sagt: „Wir müssen uns gegen die bösen Mächte des Ostens durchsetzen, und wir müssen sicherstellen, daß die Ukraine diesen Krieg gewinnt.“ Einer der Parlamentarier, ein irischer Abgeordneter, hob seine Hand. Er sagte folgendes: „Herr Stoltenberg, auf dem [NATO]-Gipfel in Vilnius wurde behauptet, daß die Chinesen versuchen, die regelbasierte internationale Ordnung zu untergraben. Er kritisierte China, seine Strategie und seine Absichten seien undurchsichtig. Meine erste Frage lautet: Wie kann man eine Ordnung untergraben, die keinerlei Grundlage im internationalen Recht hat?“

Ich muß sagen, daß ich mich mit dieser Frage identifizieren kann. Die Frage, die heutzutage gestellt wird, lautet: Man darf nichts einfach erfinden. Diese internationale regelbasierte Ordnung – wer macht die Regeln? Nun, wir wissen, wer die Regeln macht. Wir müssen offen sein, wir müssen unsere Nächsten lieben, aber wir müssen ihre Doppelzüngigkeit sehr direkt aufdecken, wenn wir auf dem Weg zum Frieden voranschreiten, wenn wir einander die Hände reichen und versuchen, diese Welt besser zu machen.

Vielen Dank, daß Sie mir zugehört haben.

Diane Sare (USA), LaRouche-Independent Kandidatin für den US-Senat 2024: „Das Britische Imperium fürchtet das wahre Amerika“

Rede nachlesen

Das Britische Imperium fürchtet das wahre Amerika

Vielen Dank, Dennis, und danke, Helga, daß Du diese Konferenz einberufen hast. Als ich kürzlich auf der NY State Fair in Syracuse war, erfuhr ich, daß der Bau des Eriekanals zu einem 40-fachen Anstieg der Bevölkerung von Syracuse führte. Stellen Sie sich das vor. Innerhalb von zehn Jahren zogen vierzigmal mehr Menschen in die Stadt Syracuse. Und dieser 40-fache Anstieg machte die Bevölkerung durch den vielfältigen Markt, den der Kanal eröffnete und der den Transport von Waren zwischen New York City und Buffalo ermöglichte, immer wohlhabender.

Man vergleiche die Entwicklung in Syracuse mit der Aussage des Bürgermeisters von New York City, Eric Adams, der Anfang dieser Woche über die 110.000 Migranten, die seit April letzten Jahres in New York City angekommen sind, sagte: „Ich habe noch nie in meinem Leben ein Problem gehabt, für das ich keine Lösung gesehen habe, und ich sehe keine Lösung für dieses Problem. Dieses Problem wird New York City zerstören.“ Ich sage es Ihnen nur ungern, Bürgermeister Adams, aber New York City ist bereits zerstört. Es wurde 1975 durch die Municipal Assistance Corporation zerstört, genau wie Lyndon LaRouche gewarnt hat. Deshalb kann eine Stadt mit über 8 Millionen Einwohnern heute keine 100.000 Menschen mehr aufnehmen. Die Stadt kann nicht einmal ihre eigene Bevölkerung versorgen. Im Jahr 2018 gab es 100.000 obdachlose Kinder in den öffentlichen Schulen von New York City, und ein New Yorker Pädagoge sagte mir gerade, daß schon vor dem Zustrom von Migranten – 19.000 von ihnen werden in die öffentlichen Schulen kommen und sprechen meist kein Englisch – in vielen Klassenzimmern von New York City bis zu 40 Schüler auf einen Lehrer kommen. Wollen wir denn ein Land von Dummköpfen, Verwahrlosten und Drogenabhängigen hervorbringen? Das wäre ein guter Weg, um das zu erreichen.

Aber brauchen wir überhaupt Schulen? Unser Land ist doch völlig untätig! Ich möchte Sie daran erinnern, daß die Vereinigten Staaten im Jahr 1907 pro Kopf dreimal so viele Einwanderer aufgenommen haben wie heute, selbst wenn man legale und illegale Einwanderer zusammenzählt. Was hat unser Land getan? Wie haben wir uns – weitgehend – vom Britischen Empire befreit?
Lyndon LaRouche, der größte Amerikaner aller Zeiten, verwies auf die Arbeit des jungen Abkömmlings aus der Karibik, Alexander Hamilton. Nachdem er die Schrecken der Sklaverei auf den Zuckerplantagen von Nevis miterlebt hatte, wo die Sklaven nur ein paar Monate lebten, nachdem sie herübergebracht worden waren, war er ein entschiedener Gegner der Sklaverei.

Nachdem die Revolution gegen das Britische Empire gewonnen war, wurde Hamilton unser erster Finanzminister. Er schrieb vier Papiere, die LaRouche oft zitiert und die jedem amerikanischen Patrioten als Leitfaden dienen sollten: das Papier „Über die Manufacturen“; „Über den öffentlichen Kredit“; Über die Nationalbank“; und dann, als gegen die Bank vorgegangen wurde, „Über die Verfassungsmäßigkeit der Nationalbank.“ Ich vermute, daß in keiner einzigen High School in diesem Land über diese Papiere informiert wird, die für die Gründung der Vereinigten Staaten so entscheidend waren.

Hamilton verschaffte uns die Mittel, mit denen die menschliche Kreativität das Niveau der menschlichen Wirtschaft anheben kann. Bestimmte Dinge waren von entscheidender Bedeutung: vor allem Transport und Energie. Stellen Sie sich vor, wie Alexander Hamilton, George Washington und der Marquis de Lafayette inmitten der Revolution in Paterson, New Jersey, zusammenkamen und auf die Großen Wasserfälle blickten. Sie planten, diese zu nutzen, um Energie für eine moderne Industriestadt zu erzeugen – Paterson, New Jersey, die Stadt, die heute nur noch ein Scherbenhaufen ist, voller Verbrechen und Morde, wo elf der Flugzeugentführer vom 11. September lebten.

Aber was haben wir noch erreicht? Wir haben die Transkontinentale Eisenbahn mit vielen chinesischen Arbeitern gebaut, trotz des Rassismus, der gegen sie gerichtet wurde. Sie waren klug genug, Tee zu trinken und nicht nur Wasser, egal woher es kam. Das Wasser wurde abgekocht, sie blieben gesund und waren ein wichtiger Bestandteil des Bauprojekts. Die Eisenbahn wurde trotz des von den Briten inszenierten sogenannten „Bürgerkriegs“ gebaut. Die Fertigstellung der Eisenbahn und die Hundertjahrfeier in Philadelphia 1876, begeisterten sogar noch nach der Ermordung von Präsident Lincoln durch pro-britische Agenten, die Welt. Amerikanische Bürgerkriegsveteranen gingen nach Ägypten, um eine Armee aufzustellen und den Suezkanal zu bauen. Verdi schrieb eine Oper zur Feier der Fertigstellung dieses Kanals.

Ging es dabei nur darum, Ägypten zu plündern? Wurde der Panamakanal gebaut, damit wir Panama ausplündern konnten? Der Punkt ist, die Amerikaner wußten, daß wir uns immer noch in einem Krieg gegen das britische Kolonialsystem befanden und daß der Schlüssel dazu darin lag, die Armut auf der ganzen Welt auszurotten und mehr Republiken zum Blühen zu bringen, und zwar nicht, indem wir in ihre Länder einmarschieren und die Regierungen stürzen, sondern indem wir ihnen die Möglichkeit geben, das zu entwickeln, was LaRouche eine vollwertige Wirtschaft nennen würde. Dies würde es dem Britischen Empire erschweren, seinen destabilisierende Drogen- und Sklavenhandel zu betreiben. Man sagt, die Briten hätten als erste die Sklaverei abgeschafft? Doch was ist mit der Britischen Ostindien-Kompanie?

Wir wurden Opfer weiterer Attentate: Garfield und McKinley; beide waren überzeugte Befürworter der Entwicklung der transkontinentalen Eisenbahn nach Iberoamerika. Ihre Pläne hätten es niemals zugelassen, daß die Länder südlich unserer Grenze zu Drogenproduzenten für das Britische Empire werden, das in bestimmten Gegenden der Vereinigten Staaten immer noch florierte – vor allem an der Wall Street und bei den Bostoner Brahmanen.

Mit FDR kehrten wir dann zu den Prinzipien von Alexander Hamilton zurück – und das war kein Zufall, denn einer der Vorfahren von Franklin Roosevelt, Isaac Roosevelt, war schon Generationen zuvor ein Mitarbeiter Hamiltons gewesen. Da es ihm nicht gelang, gegen die verfassungswidrige Federal Reserve vorzugehen, nutzte FDR die Reconstruction Finance Corporation, um Milliarden von Dollar an Krediten für den Bau von Tausenden von neuen Schulen, Straßen, Brücken, Kraftwerken, Postämtern, Kläranlagen, Krankenhäusern und anderen Großprojekten zu vergeben. Besonders hervorzuheben ist die Tennessee Valley Authority, die einen der ärmsten, malariaverseuchten und rückständigsten Teil der Nation in einen der produktivsten Teile der Vereinigten Staaten verwandelte. Wie schon nach dem Bürgerkrieg, so kamen auch nach dem Zweiten Weltkrieg Delegationen aus aller Welt, um die mehr als 16 neuen Dämme zu besichtigen, die von der TVA gebaut worden waren und die billigen Strom im Überfluss erzeugten, verbunden mit Durchbrüchen bei Düngemitteln und dem Hochwasserschutz, wodurch die Produktion von Nahrungsmitteln und anderen Gütern in der Region um Größenordnungen gesteigert wurde. Eine Delegation kam sogar aus China. Der Erfolg der TVA inspirierte ihre Pläne zum Bau des Drei-Schluchten-Damms. Selbst in Afghanistan entstand die Helmand Water Authority nach dem Vorbild der Tennessee Valley Authority.

Aber die Briten hatten dafür gesorgt, daß der Zweite Weltkrieg in die Länge gezogen wurde, so daß Franklin Roosevelt nicht mehr leben würde, um das Ende des Krieges und das Ende des Kolonialismus einzuleiten, wie er es beabsichtigt hatte. Franklin Roosevelt hätte niemals zwei Atombomben auf Japan abgeworfen. Das FBI und die McCarthy-Hexenjagd dominierten die politische Bühne, wobei Präsident Eisenhower nur eine willkommene Atempause bildete. Dann wurde John F. Kennedy Präsident, den Eleanor Roosevelt unterstützte und ihm Ratschläge gab. Präsident John F. Kennedy belebte die Hamiltonischen Prinzipien neu. Wir begannen wieder zu bauen. Er wollte auch die Armut weltweit beseitigen und war ein Freund von Patrice Lumumba, der 1961, kurz nach Kennedys Wahl, ermordet wurde.

Dann wurde Kennedy selbst ermordet; Malcolm X, Martin Luther King und Robert Kennedy wurden alle innerhalb von fünf Jahren getötet. Der Vietnamkrieg, den Kennedy eigentlich beenden wollte, wurde mit voller Wucht ausgeweitet; das nachindustrielle, grüne, menschenfeindliche Blumenkinderprojekt des britischen Tavistock-Instituts und der CIA wurde zu unserer Kultur, und wir verloren den Verstand.

Genau zu dieser Zeit begann Lyndon LaRouche, einen harten Kern moralischer intellektueller Eliten an amerikanischen Universitäten und später international zu rekrutieren. 1976 beschloss er, für das Amt des US-Präsidenten zu kandidieren, und 1983 fungierte er als Ronald Reagans geheimer Gesprächskanal zur Sowjetunion in der Frage der strategischen Verteidigung. Die Sowjets lehnten LaRouches und Reagans Vorschlag ab, gemeinsam Laserwaffen gegen Atomraketen zu entwickeln, und die Sowjetunion brach deshalb wirtschaftlich zusammen, genau wie LaRouche es prophezeit hatte.

Ende der 1980er Jahre versammelten die Geheimdienste und ihre Propagandaorgane in der New York Times und anderswo, die alle von Wall-Street-Gaunern finanziert wurden, die Get-LaRouche-Taskforce, die nicht nur LaRouches Fusion Energy Foundation, sein Anti-Drogen-Magazin Krieg dem Rauschgift und seine Zeitung zum Schweigen brachte, sondern ihn und mehr als ein Dutzend seiner Mitarbeiter inhaftierte. Der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark bezeichnete dieses Vorgehen als die am längsten andauernde und am weitesten reichende Operation, mit der ein führender Politiker seiner Zeit seines Wissens „kaltgestellt“ wurde. Vielleicht ist das der Grund, warum die Amerikaner ihren Weg verloren haben, während die Führer Rußlands, Chinas, Brasiliens, Südafrikas, Indiens und so vieler anderer Nationen endlich das Joch des britischen „Teile und Herrsche“-Spiels abschütteln.

Wenn wir bei Verstand wären, würden wir uns über diese längst überfällige Erfüllung der Prinzipien der Amerikanischen Revolution freuen. Stattdessen lassen wir uns von der Wut und Frustration über unsere selbstverschuldete Unterdrückung so sehr beugen, daß wir die Realität nicht mehr sehen.

Aber glücklicherweise sind wir eine Nation von Einwanderern, und die Lügner und Verräter in den Mainstream-Medien und in unseren Regierungsbehörden werden nicht in der Lage sein, die Nachrichten für immer zu unterdrücken. Die Wahrheit über die Überwindung des Kolonialismus sickert durch, und ich bin optimistisch, daß der Feind nicht in der Lage sein wird, sie aufzuhalten. Meine größte Befürchtung – abgesehen davon, daß wir einen Atomkrieg anzetteln könnten, um den Fortschritt zu stoppen – ist, daß die Amerikaner, wenn das alte stinkende Monster zusammenbricht, nur auf ihre schmutzigen Socken schauen und nicht in die Sterne, denn das wäre unser Weg, den wir zusammen mit unseren Brüdern und Schwestern der gesamten menschlichen Gattung weltweit gehen müssen.

Ich danke Ihnen.

Scott Ritter (USA), ehemaliger UN-Waffeninspektor im Irak: „Das Weltbild der NATO stößt mit der Realität zusammen“

Rede lesen

Das Weltbild der NATO stößt mit der Realität zusammen

Von Scott Ritter

Scott Ritter war UN-Waffeninspekteur im Irak. Für die Konferenz des Schiller-Instituts am 9. September übermittelte er den folgenden Videobeitrag. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Ich grüße Sie aus Bethlehem, New York. Ich möchte Helga Zepp-LaRouche und dem Schiller-Institut dafür danken, daß sie mir die Gelegenheit geben, zu Ihnen zu sprechen. Das Thema, über das ich reden werde, ist der gegenwärtige Kurs der NATO. Welche Auswirkungen hat die derzeitige Haltung der NATO auf die geopolitischen Realitäten der Welt?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst darüber nachdenken, warum die NATO überhaupt existiert. Die NATO wurde von den westeuropäischen Mächten, sozusagen als transatlantische Gemeinschaft, nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um sich gegen die Bedrohung durch die Sowjetunion zu schützen, insbesondere gegen ihre dauerhafte Präsenz in Osteuropa. Man war besorgt, daß sich in Westeuropa in den durch jahrelange Konflikte geschwächten Volkswirtschaften und sozialen und politischen Strukturen der Kommunismus ausbreiten könnte.

Die NATO wurde daher nicht nur als Bollwerk gegen die Ausdehnung der sowjetischen Macht gesehen, sondern auch als Instrument zur Stärkung der demokratischen Institutionen in Europa. Lord Hastings, der erste Generalsekretär der NATO, sagte einmal im Scherz, der Zweck der NATO sei es, „die Amerikaner drinnen, die Deutschen drunten und die Russen draußen zu halten“. Gehen wir einmal davon aus, daß er genau das wiedergegeben hat, was die NATO ursprünglich bewirken sollte.

Aber Jahrzehnte später, mit dem Fall der Berliner Mauer, der Wiedervereinigung Deutschlands und schließlich dem Zusammenbruch der Sowjetunion, verlor die NATO ihre Existenzberechtigung. Die Russen waren raus, die Deutschen waren nicht mehr am Boden, sondern richteten sich auf. Und ehrlich gesagt, gab es für die Vereinigten Staaten keinen Grund mehr, in der NATO zu bleiben. Die NATO hatte ihre Schuldigkeit getan, sie hatte dem sowjetischen Druck standgehalten und die sowjetische Expansion verhindert. Sie hatte ihre Aufgabe gut erfüllt; es war Zeit für die NATO, abzutreten.

Aber die NATO weigerte sich abzutreten, denn sie war nicht nur ein Militärbündnis, sondern auch eine politische Institution. Eine politische Institution, die eng mit der Entstehung und Erweiterung der Europäischen Union und mit der amerikanischen Hegemonie verbunden ist. Die NATO ist eine Erweiterung der amerikanischen nationalen Sicherheits- und Außenpolitik. Sie ist ein Instrument, das von den Amerikanern eingesetzt wird, und die Amerikaner hatten nicht vor, dieses Instrument einfach aufzugeben. Nein, sie versuchten, aus dem Verteidigungsbündnis NATO ein Element der amerikanischen „Trickkiste“ zu machen, wenn es darum ging, Macht nicht nur regional, sondern global zu projizieren.

Wir haben erlebt, wie die NATO 1999 in einen offensiven Angriffskrieg gegen Serbien verwickelt wurde; wir haben erlebt, wie die NATO 2011 in einen offensiven Angriffskrieg gegen Libyen verwickelt wurde, um einen Regimewechsel herbeizuführen. Wir haben erlebt, wie sich die NATO nach den Terroranschlägen vom September 2001 in Amerika an Bemühungen um „Nationenaufbau“ in Afghanistan beteiligt hat; dazu NATO-Ausbildungsmissionen im Irak und NATO-Ausbildungsmissionen in Syrien. Wir sehen, daß die NATO versucht, in den Persischen Golf zu expandieren, und in jüngster Zeit sehen wir, wie die NATO – ein transatlantisches Bündnis – versucht, ihre Präsenz in den Pazifik auszuweiten. Das alles geschieht nicht, weil die NATO oder Europa es brauchen, sondern weil die Vereinigten Staaten es so wollen.

Auch hier spiegelt sich die Realität wider, daß die NATO eine Erweiterung der amerikanischen Macht ist, nicht mehr und nicht weniger. Sie vertritt nicht die legitimen nationalen Sicherheitsinteressen Europas. Das könnte sie auch gar nicht, denn sonst wäre sie nicht in den laufenden Konflikt gegen Rußland in der Ukraine verwickelt.

Europas Wirtschaft wird demontiert

Werfen wir einen Blick auf den wirtschaftlichen Wohlstand Europas, wie er sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Europa erholte sich vom Zweiten Weltkrieg, es baute seine Wirtschaft wieder auf. Die Volkswirtschaften ermöglichten es, effektive Gesundheitsversorgung, Sozialprogramme, Rentenleistungen und vieles mehr zu finanzieren.

Und warum? Ehrlich gesagt nur aus einem einzigen Grund – billige russische Energie. Dank der Verfügbarkeit von russischem Gas und russischem Öl in großen Mengen zu erschwinglichen Preisen war Europa in der Lage, im Laufe der Jahrzehnte Hunderte von Milliarden, wenn nicht gar Billionen an nationalen Ressourcen zu sammeln, die an anderer Stelle investiert werden konnten. Hätten sie statt dessen für die von ihnen verbrauchte Energie den Marktwert bezahlen müssen, so hätten das Wachstum der europäischen Industrie und die Anhäufung von Reichtum, den die europäischen Staaten zum Nutzen ihrer Bevölkerung verteilen konnten, nicht stattgefunden.

Doch für die Vereinigten Staaten war das inakzeptabel. Wenn die Vereinigten Staaten die Interessen Europas im Auge hätten, hätten sie einen Weg gefunden, um Europa die Möglichkeit zu geben, die Verbindung mit Rußland im Energiebereich aufrechtzuerhalten. Aber genau das haben wir nicht getan. Statt dessen haben wir versucht, Europa von der russischen Energie abzuschneiden, und damit haben wir die europäische Wirtschaft zerstört.

Heute sehen wir die deutsche Industrie im freien Fall. Die Deindustrialisierung findet statt, während wir hier sprechen. Das gleiche gilt für Frankreich, Großbritannien und andere europäische Länder. Indem diese NATO-Staaten sich an die amerikanische Politik ketten, zerstören sie die eigenen Nationalstaaten, aus denen sich die NATO zusammensetzt.

Der Mythos der Einigkeit der NATO

Ein weiterer Mythos ist, daß die gesamte NATO „mit einer Stimme spricht“. In vielerlei Hinsicht tut sie das auch, denn die einzige Stimme, die die NATO jemals zum Ausdruck bringen kann, ist die amerikanische. Sie kann einen norwegischen Akzent haben, so wie derzeit bei ihrem Generalsekretär Jens Stoltenberg. Sie kann auch einen belgischen oder deutschen Akzent haben, aber es ist eine amerikanische Stimme, darüber sollte sich niemand Illusionen machen.

Die amerikanische Stimme muß den Eindruck erwecken, daß die NATO eine erfolgreiche Organisation ist. Aber wenn Sie sich die NATO ansehen, werden Sie verstehen, daß die amerikanische Rhetorik – ob mit norwegischem Akzent oder nicht -, wonach die NATO noch nie so geeint und so stark war wie heute, leere Worte sind.

Wie kann eine Organisation behaupten, geeint zu sein, wenn der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld an einem der kritischsten Punkte ihrer modernen Ausprägung – nämlich 2002, am Vorabend der US-geführten Invasion im Irak – vom „alten“ und „neuen“ Europa spricht? Schon damals haben wir einen Bruch, einen Trennungspunkt in Europa erzeugt, wonach es diejenigen gibt, die „für“ uns sind, in diesem Fall das Neue Europa – Polen, die baltischen Staaten, die anderen osteuropäischen Nationen, die früher Teil des Sowjetblocks waren – und diejenigen, die „gegen“ uns sind. Das sind Frankreich, Deutschland, Italien, die Nationen, die damals nicht mit unserer Politik im Irak einverstanden waren. Wir haben diese Kluft geschaffen, und diese Kluft besteht auch heute noch.

Aber es gibt noch weitere Gräben. Wie kann man von der Einheit der NATO sprechen, wenn ein Land wie die Türkei, ein NATO-Mitglied, sich der NATO-Erweiterung durch Schweden und Finnland widersetzt, weil deren Politik mit den nationalen Sicherheitszielen der Türkei unvereinbar ist, insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung kurdischer Separatistengruppen? Die NATO soll ein gemeinsames Bündnis sein, aber ein Land – die Türkei – hat erklärt, daß es eine existentielle Bedrohung für ihr Überleben gibt, die von den NATO-Beitrittskandidaten unterstützt wird. Sie lehnt dies also ab. Ist das Einigkeit?

Auch wenn die Türkei in der Frage Finnlands nachgegeben hat, muß sie noch Schweden zustimmen. Und selbst wenn sie das tut, dann nur unter Zwang oder durch Bestechung. Einigen Presseberichten zufolge wurde der Türkei von den Vereinigten Staaten der Zugang zu F-16-Kampfflugzeugen angeboten, wenn sie Schweden den Beitritt zur NATO gestatten.

Doch dann stellte sich heraus, daß der US-Kongreß dagegen ist. Der Kongreß ist der Ansicht, daß die Türkei, wenn sie F-16-Kampfflugzeuge erhält, diese in einem Krieg in der Ägäis gegen Griechenland einsetzen könnte. Griechenland ist ein NATO-Mitglied! Die Türkei ist ein NATO-Mitglied! Wie kann man von Einheit sprechen, wenn man befürchtet, daß ein NATO-Mitglied, wenn man ihm Waffen liefert, diese in einem bewaffneten Konflikt gegen ein anderes Mitglied einsetzen könnte? Die NATO ist nicht geeint.

Es gibt Gerüchte über eine NATO-Erweiterung. In der NATO war die Rede davon, in den Pazifik vorzustoßen. Aber das wurde von Frankreich abgelehnt, dessen Regierungschef Emmanuel Macron sagte, die NATO sei eine Organisation des Nordatlantikvertrags und es gebe keinen Grund, ein Verbindungsbüro im Pazifik zu eröffnen.

Auch hier geht es um interne Streitigkeiten in diesem sogenannten „einigen“ Bündnis. Es heißt, aufgrund des Konflikts in der Ukraine sei die NATO stärker als je zuvor; im Zuge des Gipfels von Vilnius wurde davon gesprochen, die militärischen Kapazitäten der NATO zu erweitern und eine 300.000 Mann starke Schnelle Eingreiftruppe zu schaffen. Aber diese Truppe existiert nur in den Köpfen von Jens Stoltenberg und seinen amerikanischen Herren. Sie existiert nur auf dem Papier. Und es stellt sich die Frage, ob die scheiternden Volkswirtschaften der europäischen NATO-Mitglieder die Kosten für den Aufbau dieser Streitkräfte, die wir laut Jens Stoltenberg wegen der russischen Bedrohung brauchen, überhaupt tragen und aufrechterhalten können.

Das führt uns zu dem Konflikt in der Ukraine. Die NATO hat der Ukraine ihre Unterstützung zugesagt. Nicht direkt, es gibt keine Truppen vor Ort, aber die NATO hat ihre Waffenarsenale entblößt, um die Ukraine zu unterstützen; sie leert ihre Schatzkammern, um die Ukraine zu unterstützen. Die NATO hat gesagt, ein russischer Sieg in der Ukraine wäre ein Sieg über die NATO und deshalb dürfe die NATO niemals zulassen, daß Rußland gewinnt. Aber Rußland gewinnt und die NATO kann nichts dagegen tun.

Tatsache ist, daß die NATO ein gescheitertes und scheiterndes Bündnis ist. Sie hat eine begrenzte Lebensdauer. Die Vorstellung, daß die NATO weitere 75 Jahre überleben wird, ist lächerlich. Die NATO kann von Glück sagen, wenn sie noch fünf, höchstens zehn Jahre überlebt. Die NATO ist eine Organisation, die ihre Existenzberechtigung verloren hat.

Außerdem wird den europäischen Mitgliedern allmählich klar, daß, wenn sie in der NATO bleiben, ihre nationalen Sicherheitsinteressen – ob legitim oder nicht – immer den nationalen Sicherheitsinteressen der USA untergeordnet sein werden, die nicht das Wohl Europas im Sinn haben. Ich möchte die Europäer noch einmal daran erinnern, daß das, was mit ihrer Wirtschaft passiert ist, nicht an Rußland liegt, sondern an den Vereinigten Staaten. Die NATO hat Mitglieder auf der einen Seite des Atlantiks und auf der anderen Seite. Die Mitglieder auf der einen Seite des Atlantiks – die Vereinigten Staaten und Kanada – scheren sich nicht um Europa. Europa ist für sie nicht dazu da, um als enger Verbündeter behandelt zu werden; es ist dazu da, um zum eigenen Vorteil ausgenutzt zu werden, insbesondere zum Vorteil der Vereinigten Staaten. Es ist an der Zeit, daß die europäischen Mitglieder der NATO das erkennen und sich für einen europäischen Sicherheitsrahmen mit Rußland einsetzen, der die legitimen nationalen Sicherheitsinteressen Europas und Rußlands respektiert, um sicherzustellen, daß die beiden Seiten nie wieder in einen Konflikt verwickelt werden, sei es direkt oder durch Stellvertreter. Beide Seiten werden davon profitieren.

Natürlich werden die Vereinigten Staaten dies ablehnen, so daß der wahre Kampf für die NATO in Zukunft der interne politische Kampf zwischen den europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten sein wird, während sie mit konkurrierenden Visionen darüber ringen, wie Europa an einer sich verändernden globalen Dynamik teilnehmen sollte. Das Zeitalter des amerikanischen Hegemons ist vorbei. Der Aufstieg der multipolaren Realität hat uns eingeholt. Es ist an der Zeit, daß Europa sich entscheidet, ob es Teil eines Gewinnerteams sein will, und das ist natürlich die Multipolarität, oder ob es mit der Titanic in Form der amerikanischen Singularität untergehen will?

Ich danke Ihnen, daß Sie mir die Gelegenheit zu diesem Beitrag gegeben haben, und ich wünsche Ihnen, Helga, dem Schiller-Institut und allen Teilnehmern dieser Konferenz alles Gute.

Diskussionsrunde

Panel 2: Ein neues Paradigma in der Geschichte der Menschheit nimmt Gestalt an

Samstag, 9. September, 19:00 Uhr MESZ

Moderator: Stephan Ossenkopp, Schiller-Institut (Deutschland) und Lyndon LaRouche (U.S.), Wissenschaftler und Ökonom (1922-2019), Video-Präsentation: Das Ende der Globalisierung – Das Zeitalter der „Idee” beginnt

Beitrag von Lyndon LaRouche lesen

Neue Alternativen angesichts des Endes der Globalisierung

Von Lyndon LaRouche

Zu Beginn der zweiten Sitzung der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9. September wurden Auszüge aus dem Videomitschnitt einer Rede gezeigt, die Lyndon LaRouche am 5. Nov. 2002 an der Autonomen Universität des mexikanischen Bundesstaates Coahuila in Saltillo gehalten hat. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

In Südamerika sehen wir, daß Argentinien zerstört wurde, insbesondere seit 1982. Wir sehen, daß Bolivien jetzt Gefahr läuft, wieder in eine Drogendiktatur zurückzufallen. Wir sehen ähnliche Krisen an den Grenzen mit Brasilien und Argentinien, Paraguay und Uruguay. Wir sehen den Verlust der Souveränität Perus durch einen Putsch, der unter der Leitung von Präsident Clinton organisiert wurde…

Gegenwärtig hat es Brasilien mit einer ungeheuren Last zu tun. Es gibt keine Möglichkeit, daß Brasilien die Schulden tragen kann, die ihm jetzt auferlegt werden. Diese Schulden sind nicht wirklich selbst verschuldet. Die Schulden wurden dem Land von internationalen Institutionen auferlegt unter starkem Druck der Vereinigten Staaten, einschließlich der Dollarisierung der brasilianischen Schulden im Jahr 1989, was eine Tragödie war.

Es gibt keine Möglichkeit, diese Schulden unter diesen Bedingungen zu bezahlen. Der IWF verlangt, daß Brasilien Zugeständnisse gegenüber allen Anforderungen der Märkte macht, die im Wesentlichen korrupt sind. J.P. Morgan, Chase und Citibank sind im Grunde bankrott, und ohne die Macht der Vereinigten Staaten als physische Macht, wären sie tatsächlich bankrott. Es gibt für sie keine Hoffnung für die Zukunft, unter den gegenwärtigen Bedingungen.

Dies gilt auch für das Bankensystem der Vereinigten Staaten im Allgemeinen. Das Federal Reserve System der Vereinigten Staaten ist heute bankrott und wird nur durch die politische Macht der Vereinigten Staaten aufrechterhalten. Die Bankensysteme in Europa sind bankrott. Die Zentralbankensysteme sind bankrott, und das ist der Zustand in weiten Teilen der Welt.

Der IWF – der zusammen mit der Weltbank für diesen Bankrott verantwortlich ist, der sich im Laufe der Jahre entwickelt hat – kommt jetzt nach Brasilien und sagt: „Brasilien, ihr seid schlecht. Ihr seid schlecht. Ihr müßt unsere Vormundschaft akzeptieren. Wir, die euch ruiniert haben, sind gekommen, um euch zu helfen, indem wir euch noch mehr ruinieren.“

Was würde passieren, wenn Brasilien vor dem IWF kapitulierte, und alles akzeptierte, das den Forderungen ähnelt, die der IWF an das Land stellt? Brasilien würde sterben! Es würde sich auflösen, und zwar schnell. Nicht über mehrere Jahre, sondern über Monate!

Sehen Sie sich die Zahlen an. Nehmen Sie die Größenverhältnisse. Nehmen Sie die Kosten für den Schuldendienst. Nehmen Sie die Auswirkungen dieser Bedingungen und den Zusammenbruch der brasilianischen Wirtschaft. Schauen Sie, was mit Argentinien passiert, und sehen Sie, daß das, was in Argentinien passiert ist, jetzt mit voller Wucht auf Brasilien übergreift…

Wenn Brasilien Widerstand leistet und sich nicht unterwirft, könnte es überleben. Wenn der durchschnittliche Zinssatz in Brasilien unter 10% gehalten und geeignete Bedingungen für die Refinanzierung der Schulden geschaffen würden, könnte Brasilien überleben und Teil einer Erholungsperspektive für die Hemisphäre sein. Aber wenn Brasilien unter diesen Bedingungen überlebte, würde der IWF bankrott gehen. Unter den gegenwärtigen Umständen könnte er diese Art der finanziellen Umstrukturierung nicht verkraften.

So oder so, der IWF ist in seiner jetzigen Form tot. Wenn er sich durchsetzt, stirbt er. Wenn er scheitert, stirbt er. Dies gibt Ihnen einen Hinweis auf das, was wir als systemische Krise bezeichnet haben, im Gegensatz zu den Leuten, die lediglich das statistische Phänomen der Boom-Bust-Zyklen studieren. Das ist kein zyklisches Phänomen…

Es gibt Lösungen

Es gibt natürlich Lösungen. Ich habe mich für solche Lösungen eingesetzt. Vor kurzem wurde in der italienischen Abgeordnetenkammer mehrheitlich für einen Vorschlag gestimmt, den ich vorgelegt hatte. Die italienische Regierung hat sich mit diesem Votum implizit verpflichtet, mit anderen Regierungen zusammenzuarbeiten, um das Weltwährungssystem zu reorganisieren, um zu einer Bretton-Woods-Formel der Art zurückzukehren, die wir von 1945 bis 1964 hatten. Dieses Modell soll verwendet werden: feste Wechselkurse, ein protektionistisches System zur Förderung der Produktion und ähnliche Programme, um sicherzustellen, daß wir wieder auf einen Wachstumspfad zurückkehren. Das heißt, wir müssen die Welt einer Konkurssanierung unterziehen, so wie man es bei jedem Konkurs tut…

Wir, als Staaten, müssen den Kredit erzeugen – Kredit für großangelegte Infrastrukturprogramme und zur Förderung privater Investitionen. Dieser Kredit wird langfristig, d.h. über 25 Jahre oder mehr in der Regel zu einfachen Zinssätzen von 1-2%  als staatlicher Kredit für große Infrastrukturen verwendet; zur Förderung der Beschäftigung, zum Bau von Eisenbahnen, für die Wasserversorgung, die Energieversorgung und so weiter, die für die Gesellschaft notwendig sind. Dies wird die private Beschäftigung anregen.

Wir werden auch Kredite in kreditwürdige Bereiche privater Investitionen stecken, um die Landwirtschaft und das verarbeitende Gewerbe zu fördern, um andere notwendige Dinge aufzubauen, und wir werden aus diesem Schlamassel herauskommen…

Ich schlage vor, daß wir die Welt mit dem Blick auf bestimmte Länder betrachten, die technologisch gesehen Quellen der Entwicklung sind. In anderen Ländern, einschließlich China und Indien – die relativ gesehen keine wohlhabenden Länder sind – gibt es auch Quellen des technologischen Fortschritts. Sie haben bestimmte Industrien, bestimmte Techniken, aber nicht genug, um den Gesamtbedarf ihrer Bevölkerung zu decken.

Unser Vorschlag lautete: Man nehme die Gebiete Eurasiens, baue Quellen des technologischen Fortschritts auf, um langfristig technologisch notwendiges Kapital in Gebiete mit geringem Technologiepotential zu übertragen. Und genauso nimmt man Gebiete wie das Landesinnere Chinas (im Gegensatz zu den Küstenregionen) und andere Länder, und man beginnt, ihre Produktivität über eine Generation oder länger aufzubauen.

Auf dieser Grundlage kann man durch langfristige Kredite mit einer Laufzeit von 25 Jahren oder in dieser Größenordnung Kredite schaffen und ausgeben, um den Fluß von Hochtechnologieexporten aus den Gebieten zu finanzieren, die Quellen der Technologie sind, in Länder, die diese Technologie dringend benötigen. Wir könnten es so organisieren, daß sie in diesen 25 Jahren in der Lage sind, sich von dem freizukaufen, was wir ihnen als Kredit gegeben haben.

Ich habe das 1992 vorgeschlagen, und diese Länder haben akzeptiert, was ich die Eurasische Landbrücke nenne…

Aber heute haben wir neue Technologien. Was ich vorschlage, ist die Schaffung von Entwicklungskorridoren, von Gebieten wie Rotterdam in Europa, bis zu Orten wie Pusan an der Spitze Koreas, auf der anderen Seite Asiens. Diese Entwicklungskorridore verlaufen auch durch den nördlichen Teil Rußlands und Kasachstans bis nach China und Zentralasien, und der südliche Teil verläuft entlang der Küste des Indischen Ozeans, nach Indien und so weiter, nach Indochina und über andere Routen.

Diese Entwicklungskorridore hätten eine Breite von 50-100 Kilometern, d.h. sie umfassen die Hauptverkehrswege, Wasserleitungen, Energieerzeugungs- und -verteilungszentren, um so die Industrie- und landwirtschaftliche Zentren in Gebieten zu versorgen, die heute weitgehend unterentwickeltes oder brachliegendes Land sind. Und indem sie Gebiete durchkreuzen, die größtenteils Ödland sind, das aber die größte Konzentration an Bodenschätzen auf diesem Planeten hat, würden wir dieses Gebiet in eine Wachstumsregion für ganz Asien verwandeln.

Dieses Programm wird nun schrittweise und allmählich in die Tat umgesetzt. Die Bemühungen unter anderem Chinas und Rußlands, den Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen Nord- und Südkorea zu forcieren, bedeuten eigentlich die Schaffung einer Eisenbahnverbindung von Pusan nach Rotterdam, durch China und durch Rußland. Und das ist bereits in Gange…

Die Regierungen müssen ein neues System schaffen

Das Problem besteht darin, die Menschen und insbesondere die Regierungen dazu zu bringen, zu akzeptieren, daß dieses System hoffnungslos bankrott ist. Man versuche nicht, sich dem System anzupassen, sondern das System muß ersetzt werden.

Wie kann das gehen? Das geht mit der Autorität der Regierung, einer souveränen Regierung, einer Gruppe von souveränen Regierungen, die ihre Bankensysteme eine Konkurssanierung unterziehen, ein neues System von Nationalbanken unter einer nationalen Regierung schaffen, Kredite mobilisieren, das Gemeinwohl schützen, Stabilität erhalten, Vollbeschäftigung fördern, Wachstumsbereiche finden, in denen Kredite konzentriert werden können, sowohl im öffentlichen Sektor, in der Infrastruktur, als auch im Privatsektor. Nur die Regierungen können das tun. Das ist die souveräne Macht der Regierung als echter Souverän…

Deshalb muß die Basis der Wirtschaft aufgebaut werden. Und 50% einer jeden modernen Wirtschaft, die kompetent konzipiert ist, sind Investitionen in die Infrastruktur, nicht in die Produktion: Transport, Stromerzeugung und -verteilung, Wasserversorgung und -management, Abwasserentsorgung, Gesundheitssysteme, Bildungssysteme, das sind die Grundpfeiler einer Wirtschaft. Der Zugang zu Bibliotheken und solchen Dingen ist ein wesentlicher Teil der Produktivkraft der Arbeit. Die Fähigkeit, Waren effizient und schnell zu transportieren, in großem Umfang überall hin zu transportieren, von einem Ort zum anderen zu gelangen, das ist entscheidend. Das haben wir aus den Augen verloren.

Mein Spezialgebiet, auf das ich mich all die Jahre konzentriert habe, ist die physische Wirtschaft. Finanzwirtschaft? Das ist nichts. Buchhaltung? Das ist nichts. Das bedeutet nur, einzelne Punkte miteinander zu verbinden; das erfordert keinerlei Fähigkeiten. Wir müssen verstehen, wie wir investieren, und zwar in eine Kombination aus Infrastruktur und anderen Dingen, um einen generationenübergreifenden Fortschritt zu erzielen und die Produktivkraft der Arbeit zu erhöhen…

Wie entwickelt sich Kultur?

Mein Anliegen ist also, Studenten ein Verständnis zu vermitteln, was eine Idee im Sinne von Platon ist – Entdeckung, Hypothese, experimenteller Beweis, die Methode von Kepler. Sobald man weiß, was eine Idee ist, ist man zu physikalisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen fähig.

Das läßt sich sehr leicht demonstrieren. Dann fragt man sich: „Wie entwickelt sich Kultur?“ Sie entwickelt sich auf der Grundlage der Weitergabe von Ideen, die solchen Entdeckungen entsprechen, von einer Generation zur nächsten Generation. Das ist Geschichte! Archimedes, Eratosthenes, Platon und Archytas, das sind die Quellen der antiken wissenschaftlichen Methode. Sie leben heute in unserer Gesellschaft, weil die Wissenschaftler diese Entdeckungen nachgeahmt und auf das Verständnis der modernen Wissenschaft heute angewandt haben.

Die Weitergabe von Kultur über Tausende von Jahren bis in die Gegenwart ist das Ergebnis der Erkenntnis, was eine Idee ist und wie wichtig es ist, diese Idee durch Bildungs- und ähnliche Prozesse von einer Generation zur nächsten weiterzugeben, mit dem Ergebnis, daß eine Generation entsteht, die pro Kopf mehr Macht über das Universum hat als die vorherige Generation. Das ist Kultur! Ideen des klassischen Dramas, die Einsichten darüber vermitteln, wie sich Menschen verhalten und wie sie sich falsch verhalten. Wie kann man das erreichen? Das ist, was wir brauchen.

Buchhaltung ist simpel. Mit Mathematik zu spielen, zu addieren und subtrahieren und so weiter, das ist simpel. Aber das ist nicht Wirtschaft. Wirtschaft basiert auf dem Menschen, der kein Affe ist. Nur Menschen haben die Fähigkeit, Ideen zu generieren, zu assimilieren, Ideen zu replizieren.

Der Zweck von Ideen ist, zu wissen, daß wir alle sterben werden. Wie verwenden wir also unser Talent im Leben? Was bedeutet unser Leben, nachdem wir nicht mehr sind? Was haben wir für die kommenden Generationen erfunden, das uns einen festen Platz im Spektrum der Raum-Zeit gibt? Das ist menschlich. Wir müssen versuchen, Wissen in jedem möglichen Bereich zu erlangen, den wir erreichen können, um die wundervollen Entdeckungen der Menschen vor uns zu entdecken, und sie an andere weiterzugeben, um eine Gesellschaft zu entwickeln, in der dies zum  Standard wird – das ist Wirtschaft.

Wirtschaft ist das, was eine Generation zum Nutzen der nächsten zwei Generationen zu tun vermag.

Ich danke Ihnen vielmals.

Dennis Small (Vereinigte Staaten), Schiller-Institut (USA): „Ein Notfallprogramm zur Rettung Argentiniens, des jüngsten BRICS-Mitglieds“

Rede lesen

Ein Notprogramm zur Rettung Argentiniens,
des jüngsten Mitglieds der BRICS

Von Dennis Small,
Schiller-Institut

Manchmal schreitet die Geschichte viel schneller voran, als die Menschen erwarten – auch die Menschen, die selbst die Hauptakteure in der Entwicklung dieser Geschichte sind. Und manchmal geht es schneller, als die Menschen es sich wünschen. Die Geschehnisse auf dem BRICS-Gipfel zeigen, wie sich die Entwicklungen auf strategischer Ebene in einer Weise beschleunigen, die von den meisten Menschen nicht vorhergesehen wurde.

Jetzt haben wir eine Entwicklung, bei der in weniger als zwei Monaten nach Abschluß dieses Gipfels die Existenz der BRICS und die Zukunft des Globalen Südens und der globalen Mehrheit bei den Wahlen in Argentinien, den Präsidentschaftswahlen am 22. Oktober, tatsächlich in Frage gestellt wird.

Der Grund dafür ist folgender: Es gibt drei Kandidaten, die [bei den Vorwahlen] jeweils etwa ein Drittel der Stimmen erhalten haben. Zwei der drei – ich spreche von Javier Milei und Patricia Bullrich – sprechen sich beide offen dafür aus, daß Argentinien aus den BRICS austritt, noch bevor es am 1. Januar 2024 formell beitreten soll. Der dritte Kandidat, Sergio Massa, der auch Wirtschaftsminister der derzeitigen Regierung ist, würde ungeachtet seiner sonstigen Unzulänglichkeiten wenigstens in den BRICS bleiben.

Der IWF, die internationalen Banken, die Londoner City und die Wall Street haben mit ihren Wirtschaftskillern einen Finanzkrieg vom Zaun gebrochen, um Argentinien zu ruinieren und tun dazu verschiedene Dinge. Um es für jeden, der mit der amtierenden Regierung verbunden ist, unmöglich zu machen, die Wahlen zu gewinnen, haben sie eine hohe Inflation, extrem hohe Zinssätze – 120% –, massive Kapitalflucht und enorme Armut in der Bevölkerung verursacht.

Ihre Absicht ist es, an Argentinien ein blutiges Exempel zu statuieren. Erstens soll das Land geschwächt werden, damit es nicht den BRICS beitritt. Das würde dann auch eine Flanke gegen seinen Nachbarn Brasilien öffnen, eines der fünf Gründungsmitglieder der BRICS. Und es soll ein blutiges Exempel für die ganze Welt sein, um alle die 30 weiteren Länder, die derzeit über einen Beitritt zu den BRICS nachdenken, zu warnen: „Wenn ihr versucht, unser bankrottes System zu verlassen oder mit ihm zu brechen, werden wir euch von der Landkarte tilgen.“

Es ist an der Zeit, ein neues System zu schaffen

Daher wird der Kampf um Argentinien schnell zum Kampf um die BRICS. Sie haben gerade die Rede von Lyndon LaRouche gehört, die er 2002 in Saltillo in Mexiko gehalten hat, und er hat darin darauf hingewiesen, daß es jetzt an der Zeit sei, dieses System zu ändern, Und er hatte recht.

20 Jahre zuvor, am 1. Oktober 1982, hatte der damalige mexikanische Präsident José López Portillo vor der UN-Vollversammlung gesprochen und erklärt, es sei der rechte Ort und die rechte Zeit, um das Abgleiten in ein neues mittelalterliches finsteres Zeitalter zu stoppen und es durch ein neues Paradigma abzulösen. Sie hatten beide recht!

Lyndon LaRouche hat immer wieder betont, daß in einer Krise der Schlüssel zum Sieg darin liegt, genügend Menschen zu gewinnen, die wirklich denken und Politik planen können, damit sie die erforderlichen Konzepte verinnerlicht haben, wenn der sprichwörtliche Tropfen das Faß zum Überlaufen bringt, so wie es jetzt der Fall ist. LaRouche hat das 1982 in seinem Meisterwerk Conceptual Outlines of Modern Economic Science („Konzeptioneller Grundriß der modernen Wirtschaftswissenschaft“) mit großer Klarheit erklärt. Hier ist ein Auszug aus dieser Erklärung:

„Jede dieser Krisen stellt eine Art Verzweigungspunkt in der Geschichte dar. An solchen Punkten müssen sich die Völker entscheiden, ob sie in den Ruin getrieben werden wollen, indem sie sich weigern, frühere Tendenzen in der Politik radikal zu ändern, oder ob sie durch geeignete Veränderungen in der Politik und in den Institutionen bewirken wollen, daß es mit der Menschheit wieder aufwärts geht…

Es waren immer nur eine relative Handvoll, die diese Hingabe für ein höheres, weitreichendes Ziel aufbrachte und so für ihr Volk im allgemeinen die Führungsqualitäten boten, die die Menschen brauchten… Wenn ich dabei helfen kann, eine solche Führung innerhalb der Entwicklungsländer zu stärken…, können wir alle, die wir gleichzeitig Patrioten und Weltbürger sind, als eine Prinzipiengemeinschaft zusammenarbeiten, um dabei zu helfen, unsere jeweiligen Nationen für gemeinsame Anstrengungen zu vereinen.“

Der Zusammenbruch des gesamten transatlantischen Finanzsystems in Verbindung mit dem BRICS-Gipfel, der das Tempo der Entwicklungen radikal verschoben hat, hat also Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte von Entwicklungen in einen sehr kurzen Zeitraum zusammengeschoben. Deshalb sage ich: „Die Zeit ist jetzt!“

Die Bilanz des BRICS-Treffens

Lassen wir die Argentinien-Frage einen Moment beiseite und wenden uns einem anderen Kampf zu, der im Gange ist und im Zusammenhang mit den Entwicklungen auf dem BRICS-Treffen steht. Denn wenn man eine Bilanz der Ereignisse auf dem BRICS-Treffen zieht, dann sieht man folgendes:

Erstens: Der Handel in nationalen Währungen – die Entdollarisierung – schreitet sehr schnell voran. Das breitet sich weltweit aus, und es gibt praktisch keine Möglichkeit, es zu stoppen. Wir haben eine Situation, die von Rußlands führendem Wirtschaftswissenschaftler, Sergej Glasjew, kürzlich folgendermaßen beschrieben wurde: „Der Übergang zu den nationalen Währungen mußte schwindelerregend schnell erfolgen, aber an sich ist der Übergang zu Abrechnungen in nationalen Währungen nur ein kleines Element der Wirtschaftstätigkeit und der wirtschaftlichen Sicherheit.“

Da hat er recht.

Zweitens: Aus den BRICS-5 wurden bei diesem Treffen die BRICS-11: 47% der Weltbevölkerung, was ziemlich wichtig ist; 36% des BIP (ein völlig bedeutungsloses Maß für die reale Wirtschaftstätigkeit, aber wie dem auch sei); 80% der weltweiten Ölvorkommen werden jetzt von den BRICS-11 kontrolliert, dazu etwa 72% aller Seltenen Erden.

Eine dritte Entwicklung: Die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Staaten hat damit begonnen, in erheblichem Umfang Kredite an BRICS-Mitgliedsländer für Infrastrukturprojekte in deren Landeswährung zu vergeben, und sie haben auch angekündigt, daß sie den Prozeß, Kapital außerhalb des Dollar-Markts aufzunehmen, fortsetzen und ausweiten werden.

Das ist äußerst wichtig, denn der Dollarmarkt ist ein Koloß von zwei Billiarden Dollar an Spekulationsgeschäften und ein Krebsgeschwür, das bisher die Funktionsfähigkeit der Neuen Entwicklungsbank behindert. Jetzt haben sie damit begonnen, Anleihen aufzulegen, um sich Kapital in China in Renminbi und in Südafrika in Rand zu besorgen. Demnächst werden sie dies auch in Indien in Rupien und in Brasilien in Reals tun. Sie müssen ihre Kreditvergabe um mindestens das Hundertfache erhöhen, um den Bedarf an umfangreichen Infrastrukturinvestitionen in der nächsten Zeit zu decken.

Dies sind also einige der Fortschritte, die bereits erzielt wurden. Aber was ist mit einer neuen Währung? Diese Frage ist wiederholt in den Medien aufgetaucht, aber die meisten bringen nur sehr wenig Licht in diese Angelegenheit. Die Frage ist: Wird es fünf oder zehn Jahre dauern, sie zu entwickeln und alle technischen Einzelheiten auszuarbeiten, bis man vielleicht zu einer Einigung kommt? Nein, dafür haben wir keine Zeit, und es wird auch nicht so lange dauern.

Was Argentinien jetzt tun muß

Mit all diesen Überlegungen und LaRouches Konzepten zum Verständnis der Krise und der notwendigen Maßnahmen im Hinterkopf wollen wir nun kurz auf Argentinien und das Notfallprogramm des Schiller-Instituts zu dieser Situation zurückkommen. Argentinien ist das jüngste Mitglied der BRICS.

Zunächst müssen eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden, um den Aderlaß zu stoppen. Das muß einfach gestoppt werden, das Wohl der Menschen steht an erster Stelle.

Erstens muß man ein Moratorium auf die Zahlungen der Auslandsschulden verkünden; es geht um Hunderte von Milliarden Dollar. Allein 46 Milliarden Dollar sind Schulden beim IWF; Argentinien ist der größte Schuldner des IWF. Argentinien hat längst ein Vielfaches seiner Schulden bezahlt, und es gibt keinen Grund, kein Schuldenmoratorium zu verhängen. Man darf sich nicht weiter ausplündern lassen.

Zweitens muß die Kapitalflucht durch Kapital- und Devisenkontrollen gestoppt werden, im Falle Argentiniens auch durch sehr strenge Exportkontrollen, so daß alle Exporteinnahmen nach Argentinien zurückfließen und nicht Kapitalflucht und Spekulationen im Ausland dienen.

Drittens muß ein festes Paritätsverhältnis zwischen dem argentinischen Peso und dem US-Dollar hergestellt werden, so daß der Peso nicht ständig durch Marktspekulationen abgewertet wird. Die Regierung kontrolliert dann genau, wieviel Geld von Pesos in Dollar für erlaubte Verwendungszwecke der Währung umgetauscht wird, nicht für spekulative Zwecke. Das ist der erste Bereich.

Der zweite Bereich ist die Ausgabe produktiver Kredite, die dringend benötigt werden, um die Menschen aus der Armut zu holen und die Wirtschaft zu entwickeln. Zunächst müssen staatliche Notfonds ausgegeben werden, wie es Massa als Wirtschaftsminister zu tun versucht. Dazu gehören Zinssenkungen, Zinssubventionen und so weiter. Das ist in Ordnung, das ist ein erster Schritt. Aber das Problem ist, daß das, was die Regierung heute am Montag ausgibt, am Dienstag durch Kapitalflucht und Spekulation gestohlen wird. Das bekommt man mit der erwähnten ersten Gruppe von Maßnahmen in den Griff.

Die zweite Maßnahme zur Bereitstellung dringend benötigter Kredite ist die Verstaatlichung der argentinischen Zentralbank – die heute eine von Bankern geführte autonome Bank ist –, so wie damals mit Hamiltons Erster Nationalbank der Vereinigten Staaten, um Kredite für Vorhaben zu vergeben, die dem Gemeinwohl dienen.

Dann muß es strenge Preiskontrollen geben. Damit wird der unglaublichen, unkontrollierbaren Inflation von 120% pro Jahr, die heute durch Abwertung usw. entsteht, die Grundlage entzogen. Aber man braucht strenge Preiskontrollen. Ganz einfach: Wer dagegen verstößt oder versucht, illegal mit Zinsen oder Devisen zu spekulieren, wird vor Gericht gestellt und sehr hart mit Gefängnis bestraft.

Allein die Drohung damit bringt, wie schon Franklin Delano Roosevelt während seiner Präsidentschaft bewiesen hat, ein erstaunliches Maß an Rationalität in das Denken der Banker, das sonst völlig fehlt.

Um die Wirtschaft mit den notwendigen Devisen und Investitionen zu versorgen, nachdem der Aderlaß gestoppt wurde, muß Argentinien den Handel in nationalen Währungen mit anderen BRICS-Mitgliedern fortsetzen und ausweiten und die Neue Entwicklungsbank nutzen, um Investitionskredite nach Argentinien und in andere Länder zu holen.

Und damit kommen wir zum letzten und wichtigsten Punkt, der erforderlich ist. Man muß große Infrastrukturprojekte für Argentinien und für die Region auf den Weg bringen. Das wird die Arbeitsproduktivkraft erhöhen. Es gibt keine größere Ursache für Armut als mangelnde Beschäftigung in solchen produktiven Tätigkeiten.

Wir haben zwei konkrete Vorschläge gemacht, um das in die Wege zu leiten, insbesondere in Zusammenarbeit mit China und seiner Gürtel- und Straßen-Initiative.

Der eine ist der Bau einer bi-ozeanischen Eisenbahnlinie vom Atlantik zum Pazifik. Eine Strecke führt von Brasilien nach Peru, eine andere von Brasilien über Bolivien nach Peru, eine dritte von Argentinien nach Bolivien und weiter zur Westküste Perus. Und so weiter. Das wird eine ähnliche Entwicklung ermöglichen wie die Transkontinentale Eisenbahn in den Vereinigten Staaten oder der Bau der Transsibirischen Eisenbahn in Rußland. Solche Infrastrukturprojekte werden dringend gebraucht. China bietet das an – man sollte es einfach machen. Das ist es, was die BRICS tun sollten, was Argentinien tun sollte.

Ein zweites großes Projekt besteht darin, daß Argentinien mit anderen Ländern zusammenarbeitet, um seine bereits vorhandenen, beträchtlichen Fähigkeiten im Bereich der Weltraumwissenschaften und der Raketentechnik auszubauen. Es gibt eine Startbasis in Alcântara in Brasilien, ganz in der Nähe des Äquators; es ist die dem Äquator am nächsten gelegene Startbasis der Welt, was große Vorteile hat.

Argentinien und Brasilien haben in der Vergangenheit viele Jahre lang im Bereich der Weltraumforschung zusammengearbeitet. Argentinien verfügt über enorme Fähigkeiten, und jetzt haben wir diese enorme Leistung gesehen, daß Indien einen Rover auf dem Südpol des Mondes gelandet hat, und das mitten während des BRICS-Treffens – als ob es ein Ausrufezeichen hinter den eigentlichen Inhalt des Neuen Paradigmas setzen sollte, jener neuen Wirtschaftsarchitektur, die nötig ist, um die gesamte globale Mehrheit aus der Armut und in eine fortgeschrittene wissenschaftliche Entwicklung zu führen.

Schließlich muß man sich ansehen, was der Rest der Welt tut, wenn er auf die Teile der Welt blickt, wo solche Fortschritte erzielt wurden und werden. Länder sehen ihre eigene Armut, und dann sehen sie China und die 850 Millionen Menschen, die dort innerhalb von 40 Jahren aus der Armut herausgeholt wurden. Und die Menschen im Globalen Süden sagen: „Wenn China das kann, warum nicht auch wir?“

Ähnlich verhält es sich mit den wissenschaftlichen Errungenschaften: Man sieht den Mangel an Technologie, die fehlende Konzentration auf die eigenen Fähigkeiten in Bildung und Wissenschaft, und dann sieht man, was Indien geschafft hat. Mit hundert Schulen, wo die Kinder lernen, wie Raketen starten, und lernen, welche Entwicklungen in der Raketentechnik erreicht wurden, um diesen Rover auf dem Mond zu landen. Und mit der gleichen Stimme und im gleichen Atemzug sagt der Globale Süden jetzt: „Wenn Indien das kann, warum nicht auch wir?“ In der Tat.

Kiran Karnik (Indien), ehemaliger Präsident der National Association of Software and Service Companies (NASSCOM); 20 Jahre bei der Indischen Weltraumforschungsorganisation (ISRO): „Indien und Chandrayaan-3: Der globale Süden als Protagonist“

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Indien und Chandrayaan-3: Der Globale Süden als Protagonist

Von Kiran Karnik

Kiran Karnik ist ehemaliger Präsident der National Association of Software and Service Companies (NASSCOM) in Indien und war 20 Jahre bei der indischen Weltraumbehörde ISRO tätig. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9.2023 sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Guten Abend, ich grüße Sie aus Gurgaon, einem Vorort von Neu-Delhi, von wo aus ich heute zu Ihnen spreche. Ich möchte etwas sehr Ehrgeiziges versuchen: Ich werde versuchen, Ihnen die Weite des Weltraums – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne – zu vermitteln, in einem 12- oder 13-minütigen Beitrag, in dem ich kurz über das indische Raumfahrtprogramm, seine Anfänge und seine Entwicklung spreche. Aber noch wichtiger ist die Frage, wohin sich das ganze Weltraumabenteuer entwickelt.

Vieles davon, insbesondere das jüngste Interesse, vor allem in Indien, aber auch in der ganzen Welt, wurde ausgelöst durch die „Rückkehr zum Mond“, wie man es nennen möchte.

In der spannenden Zeit der 60er und 70er Jahre, als die damalige Sowjetunion und die Vereinigten Staaten im Wettlauf zum Mond waren, um dort zu landen und „Flagge zu zeigen“, war der Kalte Krieg ein entscheidender Faktor, wie wir alle wissen. Aber es gab viel Begeisterung für den Weltraum und neue Entdeckungen und es wurde viel Wissenschaft betrieben.

Danach folgte einige Jahre lang eine Pause, der Mond und der Weltraum waren in der Öffentlichkeit nicht mehr so präsent und die Menschen waren nicht mehr so enthusiastisch über die Ereignisse. Aber in den letzten Jahren ist das wieder im Kommen, aus mehreren Gründen, auf die ich noch eingehen werde.

Wie gesagt haben wir in jüngster Zeit in Indien ein aktives Raumfahrtprogramm, das vor einigen Wochen mit der sanften Landung einer indischen Landefähre auf dem Mond endete, und wie viele von Ihnen wissen, ist ein Rover auf der Mondoberfläche gelandet, hat Bilder gemacht und wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Jetzt ist er gewissermaßen „eingeschlafen“ und wartet darauf, daß das Sonnenlicht wieder erscheint. Danach wissen wir nicht, ob der Rover weiterarbeitet oder nicht: Er ist nicht für mehr als einen Mondtag ausgelegt, der auf der Erde etwa 14 Tage dauert. Danach gibt es aufgrund der fehlenden direkten Sonneneinstrahlung keine ausreichende Energiequelle mehr. Aber wir werden sehen, was passiert. Inzwischen hat er eine Menge Daten und viele wissenschaftliche Erkenntnisse über das, was dort passiert ist, gesammelt.

Der Charakter des indischen Raumfahrtprogramms

Aber zurück zu den Anfängen der Mission: Das indische Raumfahrtprogramm begann Anfang der 60er Jahre mit einem echten Interesse an der Erforschung des Weltraums. Es wurde von Menschen vorangetrieben, die sich für die Beobachtung der kosmischen Strahlung und für den Weltraum überhaupt interessierten. Es war ein ehrgeiziges Programm für ein Land von Indiens wirtschaftlicher Größe, besonders zu jener Zeit. Es war für den Start von Raketensonden ausgelegt, und da Indien auf dem magnetischen Äquator liegt, hatte das aus wissenschaftlicher Sicht besondere Vorteile. Viele dieser Raketen sammelten unschätzbare wissenschaftliche Daten, die in viele Forschungsarbeiten eingeflossen sind, und andere haben später darauf aufgebaut.

Doch schon bald nahm das Programm eine andere Form an, angetrieben von einer Haltung, die sich ebenfalls von der vieler anderer Programme unterschied. Wie gesagt, war der Motor der Raumfahrt damals die Rivalität zwischen dem Westen und der Sowjetunion im Kalten Krieg. Und die Weltraumtechnologie wurde fast vollständig aus der militärischen Nutzung abgeleitet. Sie stammte von den Raketen, die im Zweiten Weltkrieg in geringem Umfang entstanden waren, und entwickelte sich dann weiter, als die Raketen größer wurden. Es entstanden Raketen, die Satelliten ins All bringen konnten. Und ja, es gab viel Wissenschaft, viel Interesse, Erforschung, aber die eigentliche treibende Kraft war etwas anderes.

In Indien war die treibende Kraft von Anfang an die Frage, wie man den Weltraum nutzen kann, um dem Land in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zu helfen. Das war zusätzlich zu den erwähnten wissenschaftlichen Unternehmungen, die schon früher begonnen hatten. Man könnte also sagen, daß das Ganze auf zwei Beinen stand: zum einen die wissenschaftliche Erforschung, auf kontinuierlicher Basis, die Untersuchung der vielen Unbekannten und der Versuch, alle die Dinge herauszufinden, die der Weltraum sozusagen verbirgt und uns erst enthüllt, wenn wir dort oben sind. Und dann vor allem: Wie können wir den Raumfahrt und die Weltraumtechnologie nutzen, um Dinge zu tun, die den Menschen auf der Erde zugute kommen?

Dies wurde in vielerlei Hinsicht sehr gut von jemandem zusammengefaßt und artikuliert, der seit langem als Begründer des indischen Raumfahrtprogramms gilt: Dr. Vikram Sarabhai. Er sagte unter anderem, und ich zitiere jetzt:

„Wir sind davon überzeugt, daß wir, wenn wir auf nationaler Ebene und in der Gemeinschaft der Nationen eine bedeutende Rolle spielen wollen, bei der Anwendung fortschrittlicher Technologien auf die realen Probleme von Mensch und Gesellschaft unübertroffen sein müssen.“

Das war sein Schwerpunkt und der Schwerpunkt des Raumfahrtprogramms: Was müssen wir tun, um den Menschen und der Gesellschaft zu helfen? Und er sagte auch, gewissermaßen als Kontrapunkt dazu, das indische Raumfahrtprogramm und das, was wir damit anstreben „ist nicht damit zu verwechseln, daß wir uns in grandiose Pläne stürzen, die in erster Linie der Show dienen, statt dem Fortschritt, der sich in realen wirtschaftlichen und sozialen Begriffen mißt“.

Er war sich also darüber im Klaren, daß es bei dem Programm um den wirtschaftlichen und sozialen Nutzen vor Ort geht und nicht um Eitelkeitsprojekte oder darum, wer als Erster am Ziel ist.

Die Zeiten haben sich geändert: Die Wettbewerbsfähigkeit hat sich geändert, Indien hat sich geändert, die Welt hat sich geändert. Kommen wir kurz darauf zurück, wo wir angefangen haben. Am Anfang hat sich das Programm wirklich mit den Anwendungen der Weltraumtechnologie befaßt. Wir haben mit der Kommunikation begonnen; dann wandten wir uns der Fernerkundung zu, die für alle möglichen Anwendungen genutzt wird; dann für die Landwirtschaft, die für Indien sehr wichtig ist; für die Landnutzung, die Kartierung, den Boden, das Wasser, die Betrachtung der Berge. Und dann für die Wettervorhersage, ebenfalls ein sehr kritischer Faktor in Indien, wo wir auch heute noch, aber mehr noch vor einigen Jahrzehnten, sehr stark vom Monsunregen abhängig sind und daher das Wetter sehr genau kennen müssen, um vorherzusagen, was passieren wird und was getan werden muß.

Diese Faktoren haben das Programm sehr stark geprägt. Und so hat es sich entwickelt. Man kann die Spuren der wissenschaftlichen Erkundung in vielerlei Hinsicht aufzeigen: Bei Chandrayaan oder der Mondlandung geht es darum, neue Dinge außerhalb der Erde zu erforschen und zu versuchen, die Wissenschaft voranzubringen und besser zu verstehen, was die frühe Entstehung des Universums angetrieben hat, was existiert und was nicht, was sich außerhalb befindet, um vielleicht ein wissenschaftliches Phänomen zu untersuchen.

Der andere Bereich, der auch heute noch sehr wichtig ist, betrifft Aspekte des täglichen Gebrauchs, sei es für die Kommunikation oder für Weltraumbilder für eine ganze Reihe von Anwendungen oder für die Wettervorhersage, Positionsbestimmung, Katastrophenwarnung und eine ganze Reihe anderer Bereiche.

Über das indische Programm möchte ich nicht mehr viel sagen. Ich war mehr als zwei Jahrzehnte lang daran beteiligt, habe aber seit fast ebenso langer Zeit keinen Kontakt mehr. Ich halte mich auf dem Laufenden, aber ich bin kein Experte für das, was aktuell geschieht.

Um mit dem indischen Programm abzuschließen: Vor kurzem wurde eine neue Sonde gestartet, ein Satellit, der die Erde am sogenannten Lagrange-Punkt, einem stabilen Punkt, umkreisen wird, um die Sonne zu untersuchen. Diese Sonde wird die bereits von der ESA und insbesondere von den USA – der Europäischen Weltraumorganisation und der NASA – durchgeführten Untersuchungen der Sonne ergänzen und weitere interessante Daten liefern.

Wichtige Weltraumverträge

Wenden wir uns nun einem entfernteren Aspekt des Weltraums zu, auch dafür möchte ich mir etwas Zeit nehmen, um einige Gedanken dazu zu hinterlassen. In den frühen Jahren, als das indische Programm noch im Entstehen begriffen war, nahm Indien sehr aktiv an den Vereinten Nationen teil und war ein sehr wichtiger Akteur bei dem Versuch, eine Reihe von Verträgen und Konventionen auszuarbeiten. Es ist ein sehr gutes Zeichen, daß selbst auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges die Russen, die damalige Sowjetunion, und der Westen zusammengearbeitet haben und in der Lage waren, einige sehr spannende Gespräche und Verträge abzuschließen, wie den Weltraumvertrag und den Mondvertrag, die beide sehr wichtig sind, weil sie zwei oder drei wichtige Dinge regeln.

Erstens: Sie verbieten die Nutzung des Weltraums für die Stationierung von Massenvernichtungswaffen. Im Nachhinein könnte man sagen, daß es schade ist, daß es nur Massenvernichtungswaffen und keine anderen Waffen betrifft, dennoch war das an sich schon ein Fortschritt. Die Stationierung von Massenvernichtungswaffen im Weltraum ist also verboten.

Zweitens wurde das Konzept des gemeinsamen Erbes der Menschheit eingeführt, das gleiche Konzept, das auch für die offenen Meere und die Antarktis verwendet wird. Dieses Konzept kann – meiner Meinung nach leider – unterschiedlich interpretiert werden, aber grundsätzlich erkennt es an, daß der Weltraum und die Planeten, der Mond eingeschlossen, gewissermaßen ein gemeinsames Erbe der Menschheit sind, und daß alles, was dort getan wird, der Menschheit als Ganzes zugute kommen muß. Es ist in gewisser Weise Teil dessen, was man als „globales Gemeingut“ bezeichnen könnte, und genau dieses Konzept des globalen Gemeinguts und des gemeinsamen Erbes der Menschheit ist dort verankert. Aber wie gesagt, es gibt unterschiedliche Interpretationen, und dazu gleich noch ein paar Anmerkungen.

Aber diese Verträge waren wichtig, und sie haben die Zusammenarbeit zwischen den Nationen im Weltraum in Bezug auf eine ganze Reihe wissenschaftlicher und anderer Faktoren vorangetrieben, trotz des anhaltenden Wettbewerbs insbesondere im militärischen Bereich.

In den letzten Jahren hat diese Art der Zusammenarbeit stark abgenommen. Ich habe vorhin über den Mond und das Auslaufen der wissenschaftlichen Missionen auf dem Mond gesprochen, und Sie wissen, daß sich bereits jetzt zwei parallele Gruppen oder Lager herausbilden, wenn Sie so wollen. Es gibt ein Artemis-Abkommen, das die USA initiiert haben und das von einer Reihe von Ländern, hauptsächlich westlichen Ländern, unterzeichnet wurde. Indien ist diesem Abkommen kürzlich beigetreten. Das andere ist ein hauptsächlich von Rußland und China betriebener Versuch, die sogenannte Internationale Mondstation. Auch hier geht es um eine kooperative Raumstation auf dem Mond, die der Erforschung und Wissenschaft dienen soll.

Anders als in der Vergangenheit, wo Dinge wie die Internationale Raumstation herausragende Beispiele für internationale Zusammenarbeit waren, was heute fortgesetzt wird, indem sich Russen und Amerikaner abstimmen (es gab in letzter Zeit einige Probleme, aber sie besteht trotzdem weiter), scheinen diese Dinge zunehmend auf der Strecke zu bleiben, und ein viel stärkerer Wettbewerbsgeist gewinnt die Oberhand, man beginnt sogar in der Wissenschaft zu konkurrieren.

Zusammenarbeit verstärken

Eine positive Entwicklung in diesem Bereich war vor kurzem das BRICS-Treffen in Johannesburg, bei dem es einige Diskussionen über die Raumfahrt gab und bei dem Indien das Konzept eines möglichen Konsortiums für die Erforschung des Weltraums vorstellte, das mit einer BRICS-Kooperation beginnen, aber hoffentlich noch viel weiter reichen wird. Wie viele von Ihnen wissen, expandieren die BRICS über die fünf Länder hinaus, deren Initialen ihnen den Namen geben. Es sind bereits sechs weitere Länder hinzugekommen, viele weitere warten auf ihren Beitritt. Es kann also etwas Substantielles daraus werden, indem ein Konsortium zur Erforschung des Weltraums wieder zu einer wirklich globalen Anstrengung wird.

Und das ist etwas, das ich sehr spannend finde. Es gibt noch andere Versuche, die Kooperation und Zusammenarbeit zu verstärken, aber wir müssen abwarten, wohin sie führen.

Besorgniserregend ist jedoch die zunehmende Nutzung des Weltraums und der sogenannten „Weltraumressourcen“ für militärische Zwecke. Im Ukraine-Krieg haben wir gesehen, daß die Weltraumtechnologie in großem Umfang für alle möglichen Dinge eingesetzt wird – über manche wird berichtet, über andere nicht, manche zitieren Quellen von hier und dort. Aber es ist ein Problem, dem wir uns stellen müssen, wenn wir weitermachen.

Der andere Punkt, auf den ich hinweisen möchte (und in Anbetracht der Zeit wird dies mein letzter Hauptpunkt sein), ist die zunehmende Rolle des Privatsektors. In mancher Hinsicht ist das sehr zu begrüßen. Der Privatsektor hat eine Menge übernommen – er entwickelt sogar Systeme für den Weltraum.

Besorgniserregend ist jedoch, daß sehr große Unternehmen, insbesondere große Technologieunternehmen, auch im Weltraum eine immer größere Rolle spielen, und daß die Rolle der staatlichen Raumfahrtbehörden in gewisser Weise abnimmt. Diese privaten Stellen werden zweifelsohne ein Interesse daran haben, schon früh auf dem Mond Bergbau zu betreiben und auf Asteroiden nach Mineralien zu suchen. Weltraumtourismus mag ja schön und gut sein, aber wenn man darüber hinausgeht und Dinge auf dem Mond oder auf Asteroiden abbaut, dann stellt sich die Frage, wohin uns das führen wird, wenn man den Kontext betrachtet, den ich bereits erwähnt habe, nämlich dem Weltraum als gemeinsames Erbe der Menschheit. Wohin wird uns das führen? Und welche Art von Sicherheitsvorkehrungen könnte es geben, um die Beteiligung des privaten Sektors an der Bereitstellung militärischer Unterstützung für das eine oder andere Land zu verhindern oder Richtlinien dafür aufzustellen, wenn sich Länder im Krieg befinden?

Wie wir wissen, ist der Weltraum inzwischen zu einem wichtigen Streitpunkt geworden. Wie gesagt handelt es sich um zwei neue Bereiche, den Cyberspace und den Weltraum, und beide sind zu sehr mächtigen und sehr umstrittenen Instrumenten geworden. Und in beiden Bereichen spielen Unternehmen und der private Sektor eine immer wichtigere Rolle. Und das könnte sehr besorgniserregend sein, denn man spricht heute manchmal von „Schurkenstaaten“ – und jedes Land hat natürlich seine eigene Definition, wer ein „Schurkenstaat“ ist –, aber wir könnten sehr bald auch „Schurken-Unternehmen“ haben! Und diese könnten weitaus schwieriger zu kontrollieren, zu behindern und sogar mit Sanktionen zu belegen sein als Schurkenstaaten, und das müssen wir im Auge behalten.

Lassen Sie mich zum Schluß noch einmal an dem Punkt anknüpfen, an dem ich begonnen habe, mit dem Menschen und seinem Abenteuer im Weltraum. Wissen Sie, seit Äonen, man könnte sagen seit den Anfängen der Menschheit, haben die Menschen in den Weltraum geblickt und sich gefragt: „Was ist dort?“ „Was ist da draußen?“ „Wie gelange ich dorthin? Oder kann ich das nicht?“ Wir haben diese Grenze überschritten. Jetzt sind wir dort draußen, wir beginnen zu sehen, was dort ist, wir beginnen zu wissen, was dort ist. Inwieweit können wir kooperativ und als Menschheit, als eine menschliche Gattung zusammenarbeiten? Was können wir gemeinsam tun, um das große Abenteuer zu bestehen, etwas zu verstehen, das jenseits von uns liegt, um zu verstehen, was uns das kostet, um zu verstehen, was in vielerlei Hinsicht der Anfang des Universums und seine Entstehung war? Welche großen wissenschaftlichen Dinge gibt es da draußen zu entdecken?

Ich hoffe, daß die Menschen und die Nationen anfangen werden, diese Richtung einzuschlagen, indem wir zusammenarbeiten und kooperieren, anstatt den Weltraum als einen weiteren Bereich für militärische Unternehmungen zu nutzen.

Lassen Sie mich an dieser Stelle enden. Vielleicht gibt es später noch einige Diskussionen und Fragen, die wir beantworten können. Ich danke Ihnen vielmals.

Jacques Cheminade (Frankreich), Vorsitzender der Partei Solidarité et Progrès; ehemaliger französischer Präsidentschaftskandidat: „Die Win-Win-Politik der BRICS und die Rolle Argentiniens“

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Die Win-Win-Politik der BRICS und die Rolle von Asien, Afrika und Argentinien

Von Jacques Cheminade

Jacques Cheminade ist Vorsitzender der Partei Solidarité et Progrès und ehemaliger französischer Präsidentschaftskandidat. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9.2023 sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Englische4n, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

In einem Interview mit dem Press Trust of India sagte Narendra Modi kürzlich:

„Eine Sichtweise der Welt, in der die Wirtschaft im Mittelpunkt steht, wandelt sich nun zu einer, in der der Mensch im Mittelpunkt steht. So wie nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Weltordnung entstanden ist, nimmt auch nach COVID eine neue Weltordnung Gestalt an… Lange Zeit wurde Indien als ein Land mit über einer Milliarde hungriger Mägen wahrgenommen. Aber jetzt sieht man in Indien eine Nation mit über einer Milliarde aufstrebenden Köpfen, mehr als zwei Milliarden geschickten Händen und Hunderten von Millionen junger Menschen… Die Inder, die in diesem Zeitalter leben, haben die große Chance, ein Fundament für ein Wachstum zu legen, an das man sich noch die nächsten tausend Jahre erinnern wird.“

Er betonte auch, daß der Erfolg der Mondsonde Chandrayaan 3 nicht nur ein Erfolg für Indien, sondern für ganze gesamte Menschheit ist.

Ich gehe von dieser sehr optimistischen menschlichen, wirtschaftlichen und sozialen Sichtweise aus, als ein Beispiel für den Geist der BRICS, der selbst vom Geist der Bewegung der Blockfreien von Bandung inspiriert ist, aber jetzt viel weiter geht, als ein säkularer, tausendjähriger Prozeß des Wandels. Wenn wir an die Fortschritte denken, die in den letzten 30 Jahren insbesondere in China und Indien gemacht wurden – zwei Ländern, deren Politik mit dem von Lyndon LaRouche entwickelten Konzept der physischen Ökonomie übereinstimmt –, dann können wir prognostizieren, daß ein solcher Fortschritt unaufhaltsam ist, weil er von so vielen geteilt wird. Das ist unaufhaltsam, außer wenn ein Weltkrieg die Menschheit auslöscht, denn die BRICS baut ihr eigenes Wirtschaftssystem auf, das die Entwicklung aller ermöglicht.

Werfen wir einen Blick auf die bisherige Bilanz, die sich ständig beschleunigt:

  • 16. Juni 2009: erstes Treffen der BRIC in Jekaterinburg in Rußland.
  • 24. Dezember 2010: Südafrika schließt sich den vier Gründungsmitgliedern an, offiziell eingeladen von China.
  • 7. September 2013: der Start von Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative, heute ist der 10. Jahrestag;
  • Jetzt ist der 15. BRICS-Gipfel gerade zu Ende gegangen, mit sechs neuen Mitgliedern und etwa 40 weiteren Ländern in Wartestellung.
  • Schließlich wird nächstes Jahr das 16. entscheidende Treffen in Kasan stattfinden, der Hauptstadt der Republik Tatarstan der Russischen Föderation.

Um die Bedeutung der Erweiterung um die sechs neuen Mitglieder, die die neuen BRICS plus bilden, zu verstehen, müssen wir uns ein besseres Bild von diesem Prozeß machen. Zunächst einmal sind drei erdölproduzierende Länder beigetreten: Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie werden der Neuen Entwicklungsbank (NDB) unter der Leitung von Dilma Rousseff, einer ehemaligen revolutionären Kämpferin, brasilianischen Präsidentin und engen Verbündeten des heutigen Präsidenten Lula, eine wichtige Stütze sein. Dann haben wir Ägypten, mit seiner wichtigen historischen Verbindung zwischen Südwestasien und Afrika und mit dem ersten afrikanischen Atomkraftwerk mit drei Reaktoren in El-Dabaa. Dann Äthiopien mit seinem Zugang zu ganz Ostafrika über die von China gebaute Eisenbahnlinie Dschibuti-Addis Abeba und deren Verlängerung vom Roten Meer zum Indischen Ozean. Dann Argentinien, um Brasilien im Rahmen der iberoamerikanischen Union zu unterstützen.

Eine sehr gut durchdachte Kombination, die sich auf die ganze Welt erstreckt.

Äthiopien und Argentinien

Betrachten wir nun näher die Lage in Afrika und in Argentinien. Äthiopien gilt im Westen als hoffnungsloser Fall, mit einem ethnischen Krieg im eigenen Land und einem „unlösbaren“ historischen Krieg mit Eritrea in der Region. Durch die chinesische Vermittlung und die Einbindung in die BRICS wurde die Hoffnung auf eine integrative, verbindende Zukunft wiederhergestellt. Die Erklärung des eritreischen Präsidenten Isaias Afwerki auf dem jüngsten Rußland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg zeugt von der Entschlossenheit zur gemeinsamen Entwicklung und Zusammenarbeit. Ich bin davon überzeugt, daß die Situation der ehemaligen französischen Kolonien in Westafrika in einem ähnlichen Rahmen und mit einer ähnlichen Geisteshaltung gelöst werden kann – in einem panafrikanischen Kontext und natürlich durch ein Umdenken und anderes Handeln in Frankreich selbst, weg vom Tal der ahnungslosen Kolonisten.

Betrachten wir nun die Rolle Argentiniens. Lyndon LaRouche hatte 1982 in seiner „Operation Juarez“ auf Wunsch von Präsident Lopez Portillo eine Entwicklungsplattform für ganz Iberoamerika, ausgehend von Mexiko, definiert. Seine Politik, die damals von den Vereinten Nationen als „Schuldenbombe“ bezeichnet wurde, entgleiste unter dem Druck der US-Banken und dem von den Briten angezettelten Malwinenkrieg. Heute sind es dieselben Kräfte, die die argentinische Regierung strangulieren, sowohl von außen, durch die Schulden des IWF, als auch von innen, durch die Förderung von Präsidentschaftskandidaten des korrupten Liberalismus der Marke Bolsonaro oder Selenskyj.

Dennis Small hat uns gerade das „Notprogramm zur Rettung Argentiniens, dem neuesten Mitglied der BRICS“ des Schiller-Instituts vorgestellt, das von Operation Juarez inspiriert ist (vgl. Neue Solidarität 39/2023). Da ich selbst in Argentinien geboren bin, möchte ich an dieser Stelle betonen, daß dies nicht etwas altes, wiederaufgewärmtes ist. Allein die Tatsache, daß Argentinien in die BRICS aufgenommen wurde, ändert die Spielregeln völlig, vorausgesetzt, wir mobilisieren unsere Kräfte für die Sache der nationalen Souveränität und der Würde des Landes. Wir befinden uns nicht im Jahr 1982, sondern im Jahr 2023.

Außer den Vereinigten Staaten und Rußland haben nur zwei weitere Länder erfolgreich einen Rover auf dem Mond gelandet: China und jetzt Indien. Trotz der Kompetenz ihrer Wissenschaftler ist die Europäische Raumfahrtbehörde gescheitert, und zwar wegen des gierigen Egoismus der „vereinigten“ europäischen Politiker. China hat bei seinem ersten Versuch einen Rover auf dem Mars abgesetzt, nachdem es ihm nicht nur gelungen ist, 900 Millionen Menschen aus der extremen Armut zu befreien, sondern auch eine durchschnittliche Lebenserwartung erreicht hat, die höher ist als die in den Vereinigten Staaten. Argentinien kann sein Dilemma nicht allein lösen, aber als Teil der neuen Weltordnung, die von den BRICS definiert wird, kann es sich aus dem zerstörerischen finanziellen Griff befreien.

Aussichten für die BRICS

Lassen Sie mich nun drei wichtige Punkte ansprechen.

Erstens behauptet der „globale Norden“, daß die BRICS keine Einheit sind, daß China und Indien Grenzkonflikte haben und einander nicht trauen. Bei dem G20-Gipfel, der an diesem Wochenende stattfindet, kommentieren die westlichen Medien und Politiker die Tatsache, daß Putin und Xi Jinping unter Modis Präsidentschaft nicht teilnehmen werden. Was China und Indien betrifft, so haben sie – wenn man sich anschaut, was Modi und Xi Jinping sagen, und nicht, was die westlichen Medien verbreiten – ein gemeinsames Interesse an ihrer jeweiligen Entwicklung. Keine einheitliche, formale Allianz, sondern eine Interessen- und Kooperationsgemeinschaft sowie eine gemeinsame absolute Ablehnung der kolonialen und neokolonialen imperialen Ordnung.

Wie Sergej Glasjew, der russische Minister für Integration und Makroökonomie der Eurasischen Wirtschaftsunion, bemerkte, sind die beiden hocherfolgreichen Länder der letzten Zeit, Indien und China, beide den wirtschaftlichen Konzepten von Lyndon LaRouche gefolgt. Was sie also gemeinsam haben, nämlich die menschliche und materielle Entwicklung, geht über den Bereich der konfrontativen Geopolitik hinaus.

Die drei von Chinas Präsident Xi Jinping definierten Globalen Initiativen – Sicherheit, Entwicklung und Zivilisation – bilden die Grundlage für eine Zusammenarbeit ohne Gleichmacherei für alle BRICS-Länder. Was die Abwesenheit von Xi Jinping beim G20-Gipfel betrifft, so kann man dies aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Aus guten Gründen könnte Beijing ein Treffen mit Joe Biden, einem handlungsunfähigen und feindseligen Präsidenten, für verfrüht halten und dabei auch die Abwesenheit Putins berücksichtigen. Xi Jinping mag der Ansicht sein, daß es wichtigere Treffen gibt, an denen er teilnehmen kann.

Ich muß jedoch hinzufügen, daß die nächsten beiden Präsidentschaften der G20 Brasilien im Jahr 2024 und Südafrika im Jahr 2025 sind. So viel zum Anspruch des Globalen Nordens, „zu teilen und herrschen“, abgesehen von der Tatsache, daß Rußland inzwischen sehr enge Beziehungen sowohl zu China als auch zu Indien unterhält. Noch wichtiger ist die Tatsache, daß die offene und undiplomatische Forderung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, nach Johannesburg eingeladen zu werden, rundheraus abgelehnt wurde.

Handel ohne den Dollar

Zweitens: Eine ganze Reihe von politischen und wirtschaftlichen Experten, darunter Sergej Glasjew, untersuchen und prüfen, wie der Handel in nationalen Währungen abgewickelt werden kann. Ein Großteil des Handels findet bereits in chinesischen Renminbis, aber auch in russischen Rubeln und indischen Rupien statt.

Das ist ein Prozeß der Entdollarisierung, der natürlich noch begrenzt, aber nichtsdestotrotz bedeutsam ist. Umso mehr, als die Neue Entwicklungsbank bereits Renminbi-Anleihen zur Finanzierung von Infrastruktur und nachhaltiger Entwicklung in den Mitgliedsländern der Bank ausgibt.

Dieser Prozeß wird sich beschleunigen, da die verschiedenen Länder des Globalen Südens erkannt haben, daß ihre Dollar-Guthaben „eingefroren“ werden könnten, wie es mit den 9 Milliarden Dollar Reserven Afghanistans und den über 300 Milliarden Dollar Reserven Rußlands geschehen ist. Der Bumerang-Effekt der westlichen Sanktionen hat eine neue Welt von Ländern geschaffen, die versuchen, mit ihren eigenen Währungen anstelle des US-Dollars zu handeln.

Das Ziel dieses ersten Schrittes ist es, ein paralleles System zu schaffen, und nicht, den Dollar sofort zu ersetzen, was einen systemischen Zusammenbruch der Weltwirtschaft zur Folge hätte. Der Punkt ist, daß die schrittweise Zunahme von Handelsabkommen zwischen anderen nationalen Währungen die Grundlage für einen zweiten Schritt schaffen wird.

Es wird viel über eine neue Handelswährung diskutiert, die an einen Währungsindex der teilnehmenden Länder gekoppelt ist, oder über eine neue Rechnungseinheit, die auf einem Währungskorb basiert, der an den Wert strategischer neuer Rohstoffe gebunden ist. Wladimir Putin erklärte anläßlich des 14. BRICS-Gipfels: „Wir prüfen die Möglichkeit, eine internationale Reservewährung auf der Grundlage des BRICS-Währungskorbs zu schaffen.“

Das Problem bei diesem Ansatz ist erstens, daß er immer noch in einem monetaristischen Universum stattfindet und zweitens, daß er die Welt in zwei Blöcke teilen würde, die zwangsläufig dazu verdammt sind, miteinander zu konkurrieren und in einen geopolitischen Kriegszustand zu verfallen. Außerdem ist ein geldbasiertes System von Natur aus anfällig für spekulative Angriffe, wie es 1992 der Fall war, als das Pfund Sterling und die italienische Lira von dem berüchtigten George Soros destabilisiert wurden. Ein Währungssystem vom Typ des ECU ist dazu verdammt, sich selbst in den Schwanz zu beißen.

Der neue Ausgangspunkt sollte nicht das Geld an sich sein, sondern die schöpferische Kraft der Menschen. Energie ist ein erster Ansatzpunkt als Quelle der wirtschaftlichen Stärke, aber wie LaRouche 1979 in einer Rede mit dem Titel „Der Mythos der Gleichgewichtsökonomie“ sagte, geht es um etwas Tieferes:

„Es gibt etwas Tiefgründigeres als bloße Energiekalorien, was eine erfolgreiche kulturelle Entwicklung bewirkt. Die Quelle der neuen Energie sind die schöpferischen Möglichkeiten des menschlichen Geistes. In den Entwicklungsprozessen der Technologien, die wir insgesamt als Fortschritt in der wissenschaftlichen Erkenntnis begreifen, steigert der Mensch seine wissende, willentliche Beherrschung der gesetzmäßigen Organisation unseres Universums.“

Geld sollte daher der Diener unserer geistigen schöpferischen Fähigkeiten sein, die sich in der kontinuierlichen Dynamik der nichtlinearen Entwicklung neuer physikalischer Prinzipien ausdrücken, deren technische Anwendungen die Bedingungen für eine wachsende Tragfähigkeit des Universums für die Menschheit schaffen.

Jedes Land sollte daher seine eigene Währung behalten, die seine nationale Souveränität zum Ausdruck bringt, und gleichzeitig braucht es im Austausch mit den Währungen anderer Länder eine Gemeinsamkeit, die mit der menschlichen Fähigkeit zur Verbesserung des Universums zusammenhängt: eine Übereinkunft zur Lösung der Probleme von Überschüssen und Defiziten unter Bezugnahme auf einen Korb strategischer Materialien, die für die wirtschaftliche Wertschöpfung benötigt werden. Dabei geht es nicht um die Bestandteile des Warenkorbs an sich, sondern um die potentielle menschliche Schöpferkraft statt um bloße Geldkonten.

Die Lösung für den „Norden“

Dies muß gesagt werden, um zu unserem dritten Punkt zu gelangen: den Vereinigten Staaten und Europa. Beide sollten sich bereit erklären, in den Prozeß integriert zu werden, an dem die BRICS – der Globale Süden – beteiligt sind. Das ist unser Aufruf an den Globalen Norden: Es gibt reichlich Raum für Zusammenarbeit und für Durchbrüche bei gemeinsamen Unternehmungen, sei es im Weltraum oder auf der Erde. LaRouche drückte es unverblümt aus: „Man kann das Problem nicht lösen, indem man die Vereinigten Staaten ausschaltet… Daher besteht die Lösung meines Erachtens darin, die Haltung der Vereinigten Staaten, der Regierung der Vereinigten Staaten, zu ändern.“ Und das gleiche gilt für Westeuropa.

Um das Dilemma zu lösen, müssen wir heute, wie LaRouche in den frühen 80er und sogar schon in den 70er Jahren sagte, China, Indien, Rußland und die Vereinigten Staaten zusammenbringen – die vier Länder, die es geschafft haben, einen Rover auf dem Mond zu landen –, um genug Macht zu schaffen, um die zerstörerischen Axiome der Anglosphäre zu überwinden. Ohne das wird es nicht funktionieren.

Es geht darum, ein Niveau der Wahrhaftigkeit zu erreichen, das tatsächlich das Prinzip des „Vorteils des anderen“ repräsentiert. Das Prinzip der menschlichen Unsterblichkeit ist nicht individuell physisch, wie einige transhumanistische Dummköpfe glauben, sondern ein Menschheitsprozeß, der sich über die Jahrhunderte hinweg manifestiert, die Einheit der Menschheit, die sich in verschiedenen Formen ausdrückt. Für uns, die wir in der jüdisch-christlichen Tradition stehen, ist das Naturrecht eine Übereinstimmung des Menschen mit den Gesetzen des Kosmos, so wie in der indischen vedischen Tradition oder wie das Mandat des Himmels im konfuzianischen und vorkonfuzianischen China – unsere gemeinsame Geschichte der von den Fesseln der körperlichen und geistigen Sklaverei befreiten Menschheit.

Diese Konferenz des Schiller-Instituts ist ein Treffen der Köpfe, um für die Menschheit eine Zukunft zu schaffen, überall auf der Welt, in jedem unserer Länder und in jedem eigenen Kopf, indem wir den Fortschritt des anderen mit der edelsten Freude begrüßen und jeden schändlichen Neid ablehnen.

Sich dieser Herausforderung in Frankreich und Argentinien zu stellen – zwei Länder, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Opfern gehörten und sich selbst zum Opfer machten, weil sie sich feige den Feinden der Souveränität unterworfen haben –, ist eine große Aufgabe, die wir innerhalb der BRICS und auch in Frankreich angehen müssen, indem wir uns von unserer freien französischen Tradition und der Tradition der Befreier Amerikas inspirieren lassen. In unseren beiden Ländern geht es bergab: Mehr als 40% der Argentinier leben unter der Armutsgrenze und 35% der Franzosen können sich keine drei Mahlzeiten am Tag leisten. Wir sind im Schlachtfeld mittendrin. Angesichts der Epidemien von Währungsabwertungen und kolonialen Wahnvorstellungen haben wir keine Ausrede mehr: Wir dürfen nicht länger ignorieren, daß das Geld ein Idiot ist und seine Knechte Kriminelle sind!

Prof. David Monyae (Südafrika), Direktor des Zentrums für Afrika-China-Studien (CACS), Universität von Johannesburg, Südafrika: „Die Zukunft von Afrika, China und den BRICS“

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Die Zukunft von Afrika, China und den BRICS

Von Prof. David Monyae

Prof. David Monyae ist Direktor des Zentrums für Afrika-China-Studien an der Universität von Johannesburg in Südafrika. Im zweiten Abschnitt der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9.2023 sagte er folgendes. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Es ist mir eine große Freude, zu Ihnen allen zu stoßen, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, den Veranstaltern für die Organisation dieses wunderbaren Seminars zu danken. Wir freuen uns auf die Diskussionen. Mein Name ist Professor David Monyae, ich bin Direktor des Zentrums für Afrika-China-Studien an der Universität von Johannesburg in Südafrika.

Mein Schwerpunkt wird die Frage sein: Warum die BRICS? Warum brauchen wir sie? Was ist der Schwerpunkt der BRICS? Und dann werde ich mich darauf konzentrieren, wohin sich die BRICS entwickeln und wie sie die globalen Beziehungen beeinflussen. Angesichts der Tatsache, daß China das größte BRICS-Mitglied ist und fast 60-70 % des gesamten BIP der BRICS ausmacht, werde ich auf China und mein eigenes Land Südafrika fokussieren, sowie auf die Beziehungen Afrikas zu China. In diesem Teil werde ich mich mehr auf die voraussichtliche Entwicklung und die Beziehungen zu anderen Industrieländern beziehen.

Zunächst einmal müssen wir unser Verständnis der BRICS in einen Kontext stellen. Die Weltordnung nach 1945 war eine Ordnung, die von den Vereinigten Staaten und den westlichen Ländern definiert wurde, und die meisten afrikanischen Länder mit Ausnahme Südafrikas waren an der Entstehung dieser Ordnung nicht beteiligt. Sie waren Nachzügler, und deshalb sind sie nur Verwalter der Regeln und nicht Gestalter der Regeln. Alles wurde so eingerichtet, daß es die westlichen Länder begünstigte.

1955 fand das erste Treffen der Entwicklungsländer, der afrikanischen und asiatischen Länder, in Indonesien statt – die Konferenz von Bandung 1955. Ich glaube, dort kamen zum allerersten Mal die Beschwerden der Entwicklungsländer zur Sprache. Was waren ihre Beschwerden? Ihre Anliegen waren sehr einfach: Sie wollten eine Reform der internationalen Ordnung, in der diese Entwicklungsländer ernst genommen werden, eine gerechte Verteilung der Ressourcen, Zusammenarbeit, Technologietransfer sowie verschiedene zwischenmenschliche Fragen, die im Kommuniqué der Bandung-Konferenz von 1955 angesprochen wurden.

Dies waren also die wichtigsten Gründe, warum die Entwicklungsländer der Meinung waren, daß die internationale Ordnung zu dieser Zeit, zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, verändert werden mußte. Sie sollten sich aktiv an dieser Ordnung beteiligen und sie demokratischer und transparenter gestalten und in gewisser Weise alle Kontinente vertreten. Doch wie wir wissen, gab es seit 1955 keine Bewegung in den Industrieländern, die den Entwicklungsländern die Hand gereicht hätten, um sie zu verstehen und ihnen entgegenzukommen.

Wir haben den Aufstieg einer weiteren Gruppierung erlebt, die sehr wichtig ist. Damit wir einen klareren Kontext haben: Woher kommen die BRICS? 1961 wurde die Bewegung der Blockfreien Staaten im gleichen Kontext gegründet, nämlich nach dem Ende des Kalten Krieges, als Vertretung der Länder, die nicht in einen Kalten Krieg zugunsten der Vereinigten Staaten oder der damaligen Sowjetunion verwickelt werden wollten. Und die meisten dieser Länder waren Entwicklungsländer. Man kann Ähnlichkeiten zwischen der Bandung-Bewegung und der Bewegung der Blockfreien Staaten von 1961 erkennen, was die Beschwerden der Entwicklungsländer betrifft. Eine dritte Formation ist die Gruppe der 77 (plus China) innerhalb der Vereinten Nationen. Sie war sehr stark und brachte mehr oder weniger ähnliche Themen zur Sprache.

Doch im Jahr 2010 wurde der Aufstieg der BRICS-Staaten deutlich. Sie wurden 2009 offiziell gegründet, und 2010 trat Südafrika bei: Brasilien, Rußland, Indien, China und dann Südafrika. Diese Länder kamen ebenfalls aus dem Globalen Süden, und ihre Hauptprobleme mit der globalen Ordnung waren ähnlich wie die, die ich bereits dargelegt habe. Was die BRICS jedoch von der Bandung-Konferenz, der Bewegung der Blockfreien Staaten oder der Gruppe der 77 unterscheidet, ist, daß die BRICS von 2009 eher ein Vorschlag von Jim O’Neill waren, einem Mann der Wall Street. Das war der Vorschlag, daß es Schwellenländer gibt und man das Wachstum dieser Länder im Hinblick auf die Größe ihrer Volkswirtschaften und ihren Beitrag zur Entwicklung des Kapitalismus und der Märkte betrachten sollte. So wurde es im neoliberalen Ansatz gesehen.

BRICS: mehr als nur Wirtschaft

Doch mit der Aufnahme Südafrikas und besonders mit dem BRICS-Gipfel 2023, der im Stadtzentrum von Johannesburg stattfand, wurde der neoliberale Ansatz aufgegeben. Während Jim O’Neills Konzept sehr viel stärker auf den Westen und die Wall Street ausgerichtet war und von Märkten, individualistischen westlichen Normen und Marktwerten ausging, sind die BRICS, die sich jetzt herausbilden, ein Gebilde, das dem entgegengesetzt ist. Diese BRICS gehen weit über die Stärke der Wirtschaft hinaus. Ja, für eine Mitgliedschaft bei den BRICS ist die Größe der Wirtschaft wichtig, aber es geht auch um die Beziehungen zwischen Menschen. Es geht um Fragen der Entwicklung. Es geht um Größenordnungen, um Entwicklung, um die Aufnahme von Menschen, um Fragen der Demokratisierung und der Vertretung. Es ist eine direkte Antwort auf eben diese Beschwerden der Entwicklungsländer, daß diese Länder sich selbst organisiert haben, und sie agieren, da sie auch Mitglieder der G-20 sind, mit dem Treffen, das jetzt in Indien stattfindet, mit den Gipfeltreffen zum Klimawandel, COP28; das steht an. Und vom 18. bis 26. September wird die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York tagen.

Wir sehen bereits, daß die BRICS-Länder zunehmend an Macht gewinnen. Sie haben sechs weitere Länder aufgenommen: Iran, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Äthiopien und Argentinien. Das allein verändert schon die gesamte Stärke und Legitimität der BRICS; sie sind viel stärker geworden. Sie haben die G-7 in Bezug auf ihre Wirtschaftskraft bereits überholt. Die Zukunft der kapitalistischen Welt liegt eher in den Entwicklungsländern, und die BRICS-Länder werden zunehmend an Macht gewinnen.

Wir werden auch Veränderungen erleben, vor allem in Bezug auf China, dem wichtigsten Land in Bezug auf die Größe seiner Wirtschaft und die Rolle, die es zunehmend beim Ausbau der Infrastruktur spielt, in einer Zeit, wo der Westen das Gefühl hat, an Raum, Legitimität und Einfluß zu verlieren – vor allem in Afrika –, ist China dort bei der Entwicklung der Infrastruktur und einer Reihe anderer Themen auf dem Vormarsch. Wir werden die „Anti-China-Bewegung“ erleben, der es um Entkopplung geht, und das andere, was die entwickelten Länder betreiben wollen, die Risikominderung (de-risking).

Das wird enorme Auswirkungen haben, nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern auch für Europa, da die Kolonialmächte Afrikas aus Europa stammen. In den letzten Wochen und Monaten haben wir in Westafrika endlose Putsche erlebt: Burkina Faso, Zentralafrikanische Republik, Sudan, Gabun, Mali, dazu Terroranschläge. Frieden und Sicherheit werden immer wichtiger.

Der Ressourcennationalismus ist also auf dem Vormarsch, und diese Länder in Afrika argumentieren, daß sie mehr Unterstützung und Zusammenarbeit bei der Infrastrukturentwicklung brauchen. Aber noch wichtiger ist, daß sie nicht nur Rohstoffe verkaufen wollen, sondern auch die Veredelung der Rohstoffe fordern. Einige der kritischen Mineralien für die industrielle Revolution, wie Lithium und Uran, sind im Zuge des wirtschaftlichen Wandels von großer Bedeutung. Diese Ressourcen sind hauptsächlich in Afrika zu finden. Afrika wird also ein wichtiger Akteur werden, und der Wettbewerb zwischen den Industrieländern, vor allem mit China und Rußland, wird zunehmen.

Im Zusammenhang mit Rußland und dem Ukraine-Krieg hat sich die Situation verschlechtert, und es ist die Rede vom Einsatz der Söldnertruppe Wagner auf dem afrikanischen Kontinent. Es wird eine frühe Phase eines neuen Kalten Krieges geben, der auf uns zukommt und die Lage verschlimmern wird, wenn die Vereinigten Staaten Afrika weiterhin durch die Linse der Sicherheit statt durch die der Entwicklung betrachten.

Dies sind also einige der Themen, bei denen die Afrikaner dafür plädieren, daß wir viel mehr Entwicklung brauchen. Man kann Entwicklung und Sicherheit nicht voneinander trennen. Daher sind die Ansätze von Präsident Xi Jinping mit der Globalen Sicherheitsinitiative, der Globalen Entwicklungsinitiative und der Globalen Zivilisationsinitiative wichtige Konzepte, die mehr afrikanische Länder und die Entwicklungsländer ansprechen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Brücken bauen

Meine Damen und Herren, abschließend möchte ich darauf hinweisen, daß es Raum für Zusammenarbeit und für den Bau von Brücken gibt. Wenn wir über die BRICS sprechen, dann sehen wir die BRICS nicht als Gegner der Industrieländer. Ich denke, wir werden eine ergänzende Rolle spielen, und deshalb gibt es für den Globalen Süden mehr Raum, um den Industrieländern auf halbem Weg entgegenzukommen. Wir müssen Wege finden, dies auf friedlichere Weise zu tun; wir müssen Kriege vermeiden; wir müssen verhindern, daß Waffen in diesen afrikanischen Ländern abgeladen werden. Die Korruption muß in Afrika und überall sonst bekämpft werden. Wir brauchen eine gute Regierungsführung, wir brauchen gute Regierung und Demokratie, nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent.

Ich denke, daß Afrika und die meisten Entwicklungsländer die Demokratie als die Spitze der Institutionen der Weltordnungspolitik sehen wollen, insbesondere bei den Vereinten Nationen. Diese müssen umgestaltet und reformiert werden, und zwar so, daß die Entwicklungsländer einbezogen werden. Das wird einige der Probleme wie Klima, Ungleichheit der Geschlechter, Armut, Krankheit und fehlende Chancen für alle lösen.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen allen noch einmal zu danken. Ich freue mich darauf, einige von Ihnen persönlich zu treffen, wenn es die Zeit erlaubt. Ich danke Ihnen.

Rubén Guzzetti (Argentinien), Analyst für Außenpolitik, Argentinisches Institut für Geopolitische Studien (IADEG): „Argentinien in den BRICS; eine historische Chance“

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Argentinien in der BRICS-Gruppe, eine historische Chance

Von Rubén Darío Guzzetti

Rubén Guzzetti ist Analyst für Außenpolitik am Argentinischen Institut für Geopolitische Studien (IADEG). In der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9. September sagte er folgendes (Übersetzung aus dem Spanischen).

Guten Tag. Mein Name ist Rubén Guzzetti, und ich spreche zu Ihnen aus dem südlichen Teil des Globalen Südens, vom Argentinischen Institut für Geopolitische Studien (IADEG). Ich danke dem Schiller-Institut und der LaRouche-Bewegung für die Einladung zur Teilnahme an dieser Veranstaltung. Wir vom IADEG schließen uns dem Kampf des [Schiller-]Instituts und anderer Organisationen an, die sich der Verantwortung bewußt sind, die wir derzeit haben, da wir einen zivilisatorischen Übergang von historischer Tragweite erleben.

Wir, die heutige Generation, haben das Gefühl, daß wir eine enorme Verantwortung tragen, aber daß wir auch eine privilegierte Generation sind, insbesondere diejenigen von uns, die in den 1950er Jahren des 20. Jahrhunderts geboren wurden. Wir waren Protagonisten in einem breiten Spektrum von Veränderungen – dem endgültigen Sterben des Wohlfahrtsstaates, dem Prozeß der Entkolonialisierung, der Ära der sozialen Revolutionen, des Kalten Krieges, der Unipolarität der USA und Großbritanniens und nun dieser neuen Ära, die von Schwellenländern angeführt wird, die sich auf die Erfahrungen Chinas und den Mut des russischen Volkes stützen, das sich der NATO, dem bewaffneten Flügel der internationalen Finanzmacht, entgegenstellt.

Wir sind davon überzeugt, daß wir uns jetzt auf einem unumkehrbaren Weg zu einer neuen polyzentrischen und multikulturellen Welt der Entwicklung und Zusammenarbeit befinden. Aber wir wissen auch, daß wir ein großes Risiko eingehen. Die Blindheit des Egoismus und die innewohnenden Gründe eines erschöpften Kapitalismus könnten einen totalen Krieg auslösen, der zu einem Atomkrieg werden könnte.

Die internationale Finanzmacht, die Investmentfonds, die Ratingagenturen und die Großbanken haben die Institutionen der westlichen Großmächte übernommen. Die Befehle und wichtigen Entscheidungen, die aus dem Weißen Haus und der Downing Street 10 kommen, stammen in Wirklichkeit von der Wall Street und der Londoner City. Deshalb unterstützen wir von unserem Institut und von vielen anderen Seiten die Initiativen, die darauf abzielen, das Bewußtsein für den Moment zu erweitern, in dem wir leben, und die Notwendigkeit, die Unterstützung für Frieden mit Entwicklung zu verbinden, um das mögliche Aussterben der Spezies zu verhindern, entweder durch Atomwaffen oder durch übermäßige Aggression gegen die Natur.

Wir halten es für absolut notwendig, Fortschritte in Richtung einer neuen Finanzarchitektur zu machen, die auf der Produktion von materiellen Gütern und der Steigerung der Produktivität zugunsten des Fortschritts in Wissenschaft und Technik ausgerichtet sind. Außerdem ist ein neues kollektives Sicherheitsabkommen zwischen den Staaten dringend erforderlich, in dem kein Staat die Rechte der anderen verletzt.

Heute haben wir einen großen Vorteil. Laut UN-Statistiken reicht seit 1990 die Produktion von Gütern und Dienstleistungen weltweit aus, um der Weltbevölkerung ein Leben in Würde zu ermöglichen. Das heißt, es ist genug für alle da, so daß Kriege ums Überleben, wie sie in der Geschichte üblich waren, nicht mehr notwendig sind. Jetzt ist es nur noch ein Problem der Verteilung.

Zusammen mit fünf anderen Ländern wird Argentinien ab dem 1. Januar 2024 den BRICS beitreten und wahrscheinlich auch der Neuen Entwicklungsbank, und wenn diese ihre Statuten ändert, werden wir Zugang zu günstigen Krediten für die Produktion haben. Ebenso wird das Land Teil des Contingency Reserve Arrangement werden, was uns die Möglichkeit geben wird, eines der immer wiederkehrenden Probleme unserer Wirtschaft zu lösen, die so genannte externe Beschränkung oder Dollarknappheit.

Die Nationen des globalen Südens, verkörpert durch die BRICS-Staaten, haben dem Rad der Geschichte in Johannesburg einen großen Impuls gegeben. Unserem Land eröffnen sich nun eine Reihe von Möglichkeiten, dem IWF die zerstörerische Vormundschaft mit seinen wiederkehrenden Sparplänen und wiederholten Abwertungen zu entziehen und die strukturellen Probleme zu lösen, die uns seit Beginn unserer Geschichte heruntergezogen haben.

Ein einziges Beispiel genügt: Unsere herrschenden Klassen konnten oder wollten nicht tun, was die USA vor 200 Jahren getan haben – eine Agrarreform, um die Produktion eines Landes zu vervielfachen, die Produktion eines an Gütern und menschlicher Qualität absolut reichen Landes zu steigern.

Wir werden auch die Möglichkeit haben, uns in neue globale Wertschöpfungsketten einzubinden, gemeinsame Entwicklungen in wissenschaftlichen und technologischen Bereichen zu planen und mit der Erfahrung von Ländern wie China die Aquakultur und die Schweineindustrie zu entwickeln. Wir können auch unser Talent und unseren Fortschritt in Bereichen wie neue landwirtschaftliche Technologien einbringen, um die Produktion in Ländern wie Äthiopien und Ägypten zu steigern.

In Argentinien sind wir uns in den fortschrittlichen Sektoren bewußt, daß die Fortschritte und Errungenschaften der aufstrebenden Nationen, die in Organisationen wie der SCO, ASEAN, der Eurasischen Wirtschaftsunion (EUAU) und den BRICS zusammengeschlossen sind und die die Verlagerung des Schwerpunkts der Welt vom Westen zum Osten bestätigen, uns eine historische Chance bieten.

Es ist auch klar, daß die Möglichkeit, sich diesem zivilisatorischen Wandel anzuschließen, jetzt von uns abhängt. Das bedeutet erstens, die erste Hürde zu nehmen und es in die Stichwahl am 22. Oktober zu schaffen und zweitens die Niederlage der extremen Rechten am 14. November zu erreichen.

Die Aufgabe ist nicht einfach, denn die derzeitige Regierungskoalition ist keine Garantie dafür und es gibt viel zu tun, um die Volksorganisationen zu vereinen und die neue Regierung zu zwingen, diesem echten Wandel beizutreten, der derzeit passiert. Regierungen und Völker wie das brasilianische blicken besorgt auf unsere Zukunft. Zweifellos wird ein unabhängiges Argentinien einen enormen Beitrag zum Projekt des Globalen Südens und zur regionalen Integration leisten, die für das Glück der Nationen südlich des Rio Grande entscheidend sind.

Wir werden alles tun, um Teil einer neuen Welt zu werden, in der Zusammenarbeit, Konnektivität und Brüderlichkeit die Norm und nicht die Ausnahme sind. Lassen Sie uns den auf dieser Konferenz vorgezeichneten Weg zu einer Welt in Frieden, Entwicklung und Integration fortsetzen.

Ich danke Ihnen.

Prof. Franco Battaglia (Italien), Professor für chemische Physik, Universität Modena, Italien: „Die eiskalte Wahrheit über Globale Erwärmung“

Diskussionsteilnehmer:

Dr. Akiko Mikamo (Japan), Autorin, „8:15 – Eine Geschichte des Überlebens und der Vergebung aus Hiroshima“

Diskussionsbeitrag lesen

8:15 – Eine Geschichte von Überleben und Vergebung aus Hiroshima

Dr. Akiko Mikamo ist Autorin und Produzentin des Films „8:15“, der den Atombombenabwurf auf Hiroshima aus der Sicht von Überlebenden des Angriffs – ihrer eigenen Eltern – schildert. Dr. Mikamo kam in der abschließenden Diskussionsrunde der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9. zu Wort und sagte folgendes (Übersetzung aus dem Englischen).

Dr. Mikamo: Ich danke Ihnen für die Einladung zu dieser sehr wichtigen Konferenz. Ich bin ausgebildete Psychologin und arbeite als medizinische Psychologin und als Coach für Führungskräfte, als Autorin und auch Produzentin des Films, der gerade erwähnt wurde. Meine Eltern waren beide bei der Explosion am 6. August 1945 dabei. Mein Buch- und Filmtitel 8:15 bezieht sich auf den Zeitpunkt der Explosion in Japan, die erste Atombombe, die gegen Menschen eingesetzt wurde.

In Hiroshima lebten zu diesem Zeitpunkt 350.000 Menschen, überwiegend Zivilisten. Mein Vater war nur etwa 1200 Meter vom Epizentrum entfernt. Er befand sich auf dem Dach seines Hauses, hatte also nichts, was ihn schützte. So war er mehreren Tausend Grad Hitze und Explosionen ausgesetzt, und natürlich auch der Strahlung. Meine Mutter war etwa 720 Meter vom Epizentrum entfernt. Natürlich wurden beide schwer verletzt, verbrannt und verstrahlt. Wie durch ein Wunder haben sie überlebt.

Ich bin eine ihrer drei Töchter. Heute lebe ich in San Diego in Kalifornien und arbeite weltweit daran, die Menschen zu einem friedlicheren und harmonischeren Denken zu erziehen.

Meiner Meinung nach standen Menschen schon immer miteinander in Konkurrenz; Wettbewerb wurde gefördert, Wettbewerb wurde wertgeschätzt. Aber das Konkurrenzdenken hat zu Ungleichheit geführt. Die ressourcenstärkeren Länder und Regionen versuchen, die weniger ressourcenstarken Regionen und Länder zu ihrem Vorteil auszunutzen. Und ich bin fest davon überzeugt, daß wir von der konkurrenzorientierten Bildung und Gesellschaft zu einer auf Zusammenarbeit ausgerichteten Gesellschaft übergehen müssen. Das ist die einzige Lösung.

Wenn ich über die Erfahrungen meines Vaters und meiner Mutter spreche, betrifft uns das alle als Menschheitsfamilie auf dieser Erde. Es gibt viele Bedrohungen. Die Bedrohung durch einen Atomkrieg ist keine Science-Fiction-Geschichte oder etwas, das man nur im Kino sieht. Er droht unmittelbar. Und die globale Zerstörung, die Klimaproblematik usw. – es gibt so vieles, daß ich denke, dies ist nicht die Zeit, daß wir uns um Ländereien, Ressourcen oder Macht streiten. Wir müssen uns wirklich zusammentun, um über das menschliche Zusammenleben nachzudenken und darüber, wie wir diese Krise überleben, wie wir gesünder leben und wie wir mehr Menschen zu Wohlstand verhelfen können. Das ist also mein Punkt.

Kann ich den Trailer zu meinem Film zeigen?

Moderator: Ich werde die Techniker fragen, aber in der Zwischenzeit möchte ich Sie bitten, uns zu sagen, welche Reaktionen Sie vom amerikanischen Publikum auf Ihren Film erhalten haben und ob er dort zu sehen ist. Und wird er auch in Europa oder online zu sehen sein?

Dr. Mikamo: Ich erhalte jetzt Reaktionen, er wird auf öffentlichen Sendern in ganz Amerika ausgestrahlt. Ich habe einige Vorführungen in New York und Kalifornien gemacht.

Die Reaktionen kommen hauptsächlich von der jüngeren Generation, und sie sind wirklich positiv. Sie sagen mir, daß sie nicht wußten, wie die Menschen unter dem Atompilz überlebt haben.

Sonst sehen sich die Leute die Bilder aus dem Flugzeug an, und sie sehen den Atompilz, und Politikwissenschaftler und Politiker und viele andere diskutieren darüber, ob nukleare Abschreckung der richtige Weg wäre oder besser ein Verbot von Atomwaffen, oder wie wir mit dem Thema Atomwaffen umgehen sollten. Aber nicht sehr viele Menschen haben den Bericht aus erster Hand gesehen, der zeigt, was tatsächlich unter dem Atompilz geschah.

Deshalb kommt aus dem Publikum oft der Kommentar, daß die ganze Welt das sehen muß. Jeder sollte es sehen. Die Menschen müssen daran erinnert werden, daß es nie wieder einen Atomkrieg geben darf. Auch die Leute, die den Film Oppenheimer gesehen haben, haben mir gesagt, daß man den Film 8:15 zusammen mit Oppenheimer sehen sollte, um ein Gesamtbild zu erhalten. Das sind die Kommentare, die ich erhalten habe.

Moderator: … Jetzt können wir den Trailer ansehen. (Den Trailer zu dem Film 8:15 finden Sie im Internet unter: https://www.youtube.com/watch?v=SNBYRnpE92s)

Alejandro Yaya (Argentinien), Vizepräsident, Ziviles Institut für Raumfahrttechnik, Leiter der Abteilung für Technologie- und Innovationsbeziehungen, Nationale Verteidigungsuniversität

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Warum Entwicklungsländer die Raumfahrt brauchen

Von Prof. Alejandro Yaya

Prof. Alejandro Yaya ist Vizepräsident des Zivilen Instituts für Raumfahrttechnik in Argentinien und Leiter der Abteilung für Technologie- und Innovationsbeziehungen an der Nationalen Verteidigungsuniversität Argentiniens. In der Diskussionsrunde der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 9.9. sagte er folgendes (Übersetzung aus dem Spanischen).

Mit Dr. Karniks Erlaubnis möchte ich gerne den Gründer des indischen Raumfahrtprogramms, Vikram Sarabhai, zitieren. Ich werde es sinngemäß wiedergeben, aber ich bitte Sie dabei, es nicht so zu verstehen, daß es sich nur auf Indien bezieht, sondern auf die BRICS – wenn er von der indischen Nation spricht, denken Sie an die ganze Menschheit:

„Es gibt Leute, die die Relevanz von Raumfahrtaktivitäten in einem Entwicklungsland in Frage stellen. Für uns gibt es keine Zweideutigkeit bei der Zielsetzung. Es kommt uns nicht in den Sinn, mit den wirtschaftlich fortgeschrittenen Nationen bei der Erforschung des Mondes oder der Planeten oder der bemannten Raumfahrt zu konkurrieren.

Aber wir sind überzeugt, daß wir, wenn wir auf nationaler Ebene und in der Gemeinschaft der Nationen eine bedeutende Rolle spielen wollen, bei der Anwendung fortgeschrittener Technologien auf die realen Probleme von Mensch und Gesellschaft unübertroffen sein müssen… Und wir sollten beachten, daß man die Anwendung hochentwickelter Technologien und Analysemethoden auf unsere Probleme nicht mit grandiosen Plänen verwechseln darf, die in erster Linie der Show dienen statt dem Fortschritt, den man in realen wirtschaftlichen und sozialen Begriffen mißt.“

Und jetzt zitiere ich den ehemaligen indischen Präsidenten Abdul Kalam:

„Viele Menschen mit kurzsichtigen Zukunftsvorstellungen zweifelten an der Relevanz von Weltraumaktivitäten in einer gerade unabhängig gewordenen Nation, die Schwierigkeiten hatte, ihre Bevölkerung zu ernähren. Die Vision war klar: Wenn die Inder eine bedeutsame Rolle in der Gemeinschaft der Nationen spielen wollen, dann müssen sie bei der Anwendung fortschrittlicher Technologien auf ihre realen Probleme unübertroffen sein. Es ist also kein Mittel zur Machtdemonstration. Die Erforschung des Weltraums ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für die weitere Entwicklung Indiens.“

Und um die Frage zu beantworten, hat Dr. Karnik erwähnt, daß man nur wenige Tage nach der Ankunft [der indischen Sonde] auf dem Mond eine weitere Mission zu Meßzwecken entsandt hat, und daß das Raumschiff in Kürze den Lagrange-Punkt erreichen wird, wo man Messungen an der Sonne vornehmen und die Sonne untersuchen wird.

Was wird Indien an der Sonne untersuchen? Die Eigenschaften der Troposphäre und der Ionosphäre – alles, was mit der Sonnenoberfläche zu tun hat, was große Auswirkungen auf das Klima und die Klimastudien hat. Denn wenn es in Indien eine Dürre gibt, wenn Entwicklungsländer Dürren oder Klimaprobleme haben, sind Hunderte von Millionen Menschen davon betroffen. Ein besseres Verständnis des Klimas und seiner Bedingungen – und der einzige Ort im Universum, an dem man das erforschen kann, ist der Weltraum – wird uns helfen, uns weiterzuentwickeln und die Katastrophen zu vermeiden, die die Natur manchmal hervorbringt und die wir nicht verhindern können. Dieses bessere Verständnis des Weltraums wird uns helfen, eine bessere Lebensqualität hier auf der Erde zu erreichen – und auch auf dem Mond!

Was ist nun das besondere an den gemeinsamen Anstrengungen Indiens und Chinas? Die einzigartigen Eigenschaften unseres natürlichen Satelliten ermöglichen die Entwicklung der Nutzung bestimmter Materialien, sowohl für die pharmazeutische Industrie als auch für die Fertigung von Dingen, deren Herstellung auf der Erde unmöglich oder extrem kostspielig ist. Das heißt, die Möglichkeit einer gemeinsamen Basis im Weltraum und insbesondere auf dem Mond wird meßbare Fortschritte bei der Entwicklung neuer Materialien ermöglichen – Materialien dieses Jahrhunderts, nicht vergangener Jahrhunderte -, was von Bedeutung für Sensoren, Elektronik, Pharmazeutika usw. sein wird.

Ich stimme voll und ganz mit Dr. Karnik überein, daß wir im Geiste des Antarktisvertrages weitermachen sollten bzw. die internationalen Rechte im Weltraum respektieren sollten, und daß dies das Erbe der ganzen Menschheit ist. Wir sollten kein Anti-Artemis-Programm schaffen und wieder eine polarisierte Welt haben, die zu einem sinnlosen neuen Kalten Krieg führt.

Denn so arrogant die Menschen auch sein mögen, im Weltraum ist jede Nation sehr verwundbar. Die einzige Möglichkeit, dort zu bestehen, ist Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe.


Konferenzeinladung: Laßt uns gemeinsam mit der globalen Mehrheit ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufschlagen!

Die Welt befindet sich derzeit in einem Umbruch, wie er nur einmal in tausend Jahren vorkommt: Das Zeitalter des Kolonialismus, das im 16. Jahrhundert begann und fast 600 Jahre gedauert hat, neigt sich dem Ende zu. Die Länder des Globalen Südens, die bei weitem die Mehrheit der Menschheit stellen, entledigen sich gerade der Überreste der kolonialen Unterdrückung, wie sie in Form von internationaler Kontrolle über ihre Ressourcen, unfairen Handelsbedingungen und finanzieller Unterwerfung und Ausplünderung durch die City of London und die Wall Street immer noch besteht. Die Länder des Globalen Südens machen ihr Recht geltend, ihre eigenen Rohstoffe zu verarbeiten und höherwertige Güter zu produzieren, um in absehbarer Zeit durch hochtechnologische Industrialisierung zu Gesellschaften mit mittlerem Einkommen aufzusteigen. Lyndon LaRouche hat jahrzehntelang die notwendigen realwirtschaftlichen Konzepte und Maßnahmen beschrieben, um diesen Übergang zu beschleunigen.

Es ist zu erwarten, daß der Gipfel der BRICS-Länder, der vom 22. bis 24. August stattfindet, die derzeitige tektonische Verschiebung widerspiegelt: Dreiundzwanzig Länder haben formell die Mitgliedschaft in dieser Organisation beantragt, mehr als zwanzig informell. Anstatt diesen Prozeß als Bedrohung für den Westen zu betrachten, sollten die Nationen Europas und sogar die USA das Angebot zur Zusammenarbeit annehmen. Wenn die Länder des Globalen Nordens ihre erklärte Absicht weiterverfolgen, sich von China, dem größten Handelspartner vieler Länder des Globalen Südens, „abzukoppeln“ oder „Risiken abzubauen“, wird sich dies besonders verheerend auf die europäischen Volkswirtschaften auswirken, die sich bereits in einem Prozeß der Deindustrialisierung befinden.

Noch grundlegender: Wenn der Westen an seiner Politik der geopolitischen Konfrontation mit Rußland und China festhält und versucht, mit Hilfe einer globalen NATO eine unipolare Welt zu erhalten, besteht die Gefahr, daß der Konflikt um die Ukraine und bald auch um Taiwan zu einem dritten, diesmal thermonuklearen Weltkrieg eskalieren könnte.

Daß es der alten Ordnung nicht gelungen ist, die Probleme von Armut, Hunger und Unterentwicklung von Milliarden von Menschen in den Entwicklungsländern zu lösen, wird an der schrecklichen Migrantenkrise deutlich, in der sich Abertausende von verzweifelten Menschen an den nationalen Grenzen versammeln – sei es zwischen den USA und Mexiko oder entlang des Mittelmeers, das bereits zu einem Massengrab geworden ist. Anstatt Menschen mit grausamen und inhumanen Methoden zurückzuhalten, sollten wir uns mit China und anderen Schwellenländern zusammentun, um den Ländern des globalen Südens bei der Industrialisierung zu helfen. Es gibt keinen Grund für Rivalität; es gibt für alle so viel zu tun, um die existentiellen Bedürfnisse der jetzt leidenden Menschen zu erfüllen.

Welchen Weg wir einschlagen, wird höchstwahrscheinlich darüber entscheiden, ob wir in einem Weltkrieg enden, der zur Auslöschung der menschlichen Gattung führt, oder unsere Menschlichkeit bewahren und ein neues, schöneres Kapitel in der Geschichte der Menschheit aufschlagen.

Wir brauchen eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, die die Interessen jedes einzelnen Landes auf dem Planeten berücksichtigt. Die verfeindeten Seiten des Dreißigjährigen Krieges konnten 1648 den Westfälischen Frieden schließen, weil sie erkannten, daß niemand übrigbleiben würde, der sich an dem Sieg freuen könnte, wenn die Kämpfe weitergingen. Wir sollten zumindest ebenso klug sein.

Wir müssen die schönsten Traditionen unserer Kulturen wiederbeleben, vor allem in der klassischen Kunst, und zu einem Bild des Menschen als schöpferischem Wesen zurückkehren, um so eine Vision für einen dauerhaften Frieden für die gesamte Menschheit zu entwickeln.


Helga Zepp-LaRouche: Lasst einen Garten von Millionen Gärten blühen!

Helga Zepp-LaRouche eröffnete die Straßburger Konferenz des Schiller-Instituts am 8.7. 2023 mit dem folgenden Vortrag.

Exzellenzen, sehr verehrte Gäste, liebe Freunde des Schiller Instituts!

Welche eine Freude ist es, Menschen von so vielen Nationen hier in Straßburg persönlich begrüßen zu dürfen, nachdem die Umstände uns für über drei Jahre gezwungen haben, unsere Schiller-Konferenzen nur virtuell abzuhalten! Aber wir haben diese Zeit gut genutzt, indem wir so viele neue Kräfte weltweit zusammengebracht haben, damit wir jetzt in diesem entscheidenden Moment der Weltgeschichte zusammen intervenieren können, um ein neues Paradigma für die Zukunft der Menschheit zu schaffen!

Um es gleich vorauszuschicken: Auch wenn sich unser Kontinent in einer existentiellen Krise befindet, wir werden seinen Untergang nicht zulassen, sondern das Beste, was die europäische Kultur hervorgebracht hat und was jetzt hinter den Sprechblasen einer dekadenten Gegenkultur und der Barbarei des Ewig Gestrigen verschüttet ist, lebendig machen und in die Gestaltung des Neuen Paradigmas mit einbringen!

Wir befinden uns zweifellos im gefährlichsten Moment, dem die menschliche Gattung je ausgesetzt war. Denn wir stehen kurz, extrem kurz davor, uns als Gattung auf diesem Planeten auszulöschen, was die Konsequenz eines globalen Nuklearkrieges sein würde. Und im Gegensatz zur Propaganda der transatlantischen Mainstream-Medien ist die Gefahr nicht eine Konsequenz des „unprovozierten Aggressionskrieg Rußlands“ noch des „immer aggressiver auftretenden imperialen Machtanspruchs Chinas“, sondern des skrupellosen Spiels mit dem atomaren Feuer seitens der transatlantischen Kräfte, die mit allen Mitteln versuchen, die unipolare Dominanz über die Welt auszuüben, zu einem Zeitpunkt, wo sich die Welt längstens in eine multipolare Richtung entwickelt hat.

Während die Mainstream-Medien unisono jeden als „Putin-Versteher“ verunglimpfen, der wagt zu denken, daß die Geschichte nicht erst am 24. Februar 2022 begonnen hat und die NATO und die US-Regierung Organisationen finanzieren, die Menschen auf Listen setzen, die lebensgefährlich sind, haben sich die Nationen des Globalen Südens sehr wohl eine unabhängige Sicht der Dinge errungen. Die trotz gegenteiliger Versprechen sechsfach ausgeführte Ostausweitung der NATO über 1000 km an die Grenzen Rußlands heran ließ sich ebensowenig verheimlichen wie die Anstrengungen des Nord-„Atlantischen“ Verteidigungsbündnisses, sich nunmehr im Indopazifischen Raum als Globale NATO auszubreiten. Vor allem aber mit den immer unverhohleneren und arroganteren Appellen, mit denen die Vertreter der „regel-basierten Ordnung“ verlangen, daß sich die ganze Welt ihren Intrigen und neumodischen Ablaß-Händeln, wie einer Carbon-Steuer oder einem CO2-Emissionshandel, unterwerfen soll, mittels derer sie die Existenz eines hoffnungslos bankrotten neoliberalen Finanzsystem wenigstens noch etwas zu verlängern hoffen, haben sie den Rubikon überschritten.

Wir erleben derzeit einen Epochenwechsel, allerdings nicht von der Art, von der Bundeskanzler Scholz am 24. Februar 2022 sprach, der auf die Militarisierung Europas als Protektorat der USA hinausläuft, sondern wir sehen das Ende der 500 Jahre andauernden Kolonialzeit, die die Staaten des Globalen Südens mit der Hilfe Chinas und der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) endgültig abzuschütteln entschlossen sind.

So verlangte Präsident Ramaphosa kürzlich in Paris beim Internationalen Finanz-Gipfel, daß die internationale Gemeinschaft die Finanzierung des Inga-Damm zur Verfügung stellen sollte; Zitat: „Laßt uns das verwirklichen, und dann glauben wir Euch, daß Ihr es ernst meint mit den Versprechungen, die Ihr macht… Schätzungsweise würde der Damm 80 Milliarden kosten und mindestens 42 Gigawatt Elektrizität erzeugen, was einen absolut revolutionären Effekt auf die Energieversorgung des gesamten Kontinent und seine Ökonomie hätte.“

Über 30 Nationen haben einen Mitgliedsantrag bei den BRICS gestellt, zu denen dann die bevölkerungsreichsten Staaten der Welt gehören werden. Der hauptsächlich von den USA und Großbritannien ausgehende Versuch, sich von China „abzukoppeln“ oder zu „de-risken“, wie diese alberne Formulierung inzwischen heißt – von China, mit dem alle diese Staaten inzwischen eng verbunden sind -, kann nur zu einem wirtschaftlichen Selbstmord oder zu einer ebenso selbstmörderischen geopolitischen Blockbildung führen, die ebenso die Saat für einen Weltkrieg in sich trüge.

Angesichts dieser tektonischen Machtverschiebung, wie sie höchstens ein oder zweimal in einem Jahrtausend stattfindet, müssen sich die europäischen Nationen, aber auch Amerika, entscheiden, ob sie mit dieser neu entstehenden Weltordnung produktiv kooperieren wollen, oder ob sie mit der NATO, den USA und Großbritannien auf die totale Konfrontation und den Versuch der Unterdrückung der großen Mehrheit der Menschheit zusteuern wollen.

Mit der Entscheidung zwischen diesen beiden Optionen wird zugleich unsere moralische Überlebensfähigkeit getestet: Sind wir als vernunftbegabte Wesen in der Lage, uns gemeinsam mit den Staaten des Globalen Südens eine Ordnung zu geben, die unser aller Zusammenleben garantiert und wie Leibniz es ausdrücken würde, die Glückseligkeit kommender Generationen ermöglicht? Oder sind wir seelenlose menschliche Maschinengewehre, die nur haßerfüllt auf die Vernichtung des vermeintlichen Gegners gerichtet sind?

Die NATO und die Ukraine

Daß dies keine akademische Frage ist, wird nicht zuletzt in vier Tagen bei dem jährlich stattfindenden NATO-Gipfel in Vilnius deutlich werden, zu dem die ungarische Regierung dankenswerter Weise insistiert hat, daß eine Aufnahme der Ukraine in die NATO außer Frage steht, solange der Krieg andauert, was eigentlich selbstevident sein sollte.

Nun gibt es aber aktuelle Stellungnahmen der beiden führenden, regierungsnahen Berliner Denkfabriken, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), die sich zu möglichen Sicherheitsgarantien für die Ukraine jenseits einer formalen NATO-Mitgliedschaft äußern. Auch wenn es sich dabei nur um Überlegungen von Denkfabriken und nicht unbedingt die Politik der Berliner Regierung handelt, so verdienen diese Papiere dennoch größte Aufmerksamkeit, denn ihre Autoren sind typisch für die sogenannten „Experten“, die nonstop in den Talkshows zu Worte kommen, um die Sichtweise der Bevölkerung auf diese Weise zu beeinflussen.

Nicht nur in Frankreich macht man sich in der letzten Zeit große Sorge über den anscheinend vollständigen Verlust jeglicher Souveränität Deutschlands (um die es noch nie gut bestellt war), wie er in der fehlenden Reaktion der deutschen Regierung auf die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines zum Ausdruck kam.

Nun muß man in Betracht ziehen, daß die SWP, die u.a. die Regierung, den Bundestag, EU, NATO und UN berät, auf die Initiative des Bundesnachrichtendienstes (BND) zurückgeht, der bei seiner Gründung unter der Ägide der amerikanischen Besatzungsmacht 1962 Personal aus dem militärischen Nachrichtendienst Fremde Heere Ost, einer Nazi-Organisation, und der Gehlen-Organisation aufnahm. Die SWP hatte zunächst ihren Sitz in Ebenhausen, einem Nachbarort von Pullach, dem Sitz des BND. Die sehr viel größere DGAP mit 2800 Mitgliedern wurde bereits 1955 in Zusammenarbeit mit und nach dem Vorbild des amerikanischen Council on Foreign Relation und des britischen Royal Institute for International Affairs, dem sogenannten „Chatham House“ gegründet.

In einem SWP -Papier vom 29.6.2023 heißt unter dem Titel „Von Ad-hoc-Unterstützung zu langfristigen Sicherheitsgarantien als NATO-Mitglied“, daß es außer einer vollen Aufnahme in die NATO für die Ukraine zwei Optionen gäbe, die Kiew wirklich Sicherheit gewährten. Die erste sei eine „Demilitarisierung“ Rußlands durch eine Reduzierung der Streitkräfte und der Rüstungsindustrie auf ein Maß, das keine „Offensivoperationen“ mehr erlaube. Dies sei nur möglich über „externe Schocks“, eine eindeutige Niederlage der Armee, einen Verzicht der Führung auf ihr „neoimperiales Rollenverständnis“, was einen Regimewechsel erfordere, und die gleichzeitige Denuklearisierung des russischen Militärpotentials.

Die reden vom Dritten Weltkrieg! Rußland ist die größte Nuklearmacht der Welt, es wird sich nicht einfach „denuklearisieren“ lassen. Sie sagen dann, diese Option sei aber „zur Zeit unrealistisch“ – aber alleine, daß man so denkt, ist Wahnsinn.

Die zweite Option bestünde darin, daß die Ukraine selber ein Atomwaffenarsenal aufbaut. Für alle Fälle lieferte die DGAP noch eine weitere Option, die unter dem Stichwort „Igel“ zirkuliert, als Sinnbild für eine so massive Aufrüstung der Ukraine, als Super-Waffenschmiede sozusagen, die alle künftigen Angriffe abschrecken solle. Dazu gehört auch die vom Vorsitzenden des britischen Verteidigungsausschusses, Tobias Ellwood, vorgeschlagene Variante, die die Unterstützung durch eine Koalition der Willigen und eine schlagfertige Einsatztruppe, eine „Joint European Defense Initiative“ (JEDI) vorsieht.

Der deutsche Rheinmetall-Konzern hat schon angekündigt, in der Ukraine eine moderne Panzerfabrik und andere Waffenschmieden zu bauen. Derweil finanzierten die amerikanischen Rüstungsfirmen Grumman, Raytheon und Lockheed Martin Sektempfänge in der ukrainischen Botschaft in Washington, nicht zuletzt wohl um das MoU zu feiern, das der größte Finanzdienstleister der Welt, BlackRock, der eine Vermögensmasse von 10 Billionen Dollar verwaltet, mit der ukrainischen Regierung an Land gezogen hatte, für den gesamten Wiederaufbau der Ukraine.

JEDI soll also nur überbrücken helfen, langfristig sei ein NATO-Beitritt unverzichtbar. Ziel sei es, die Ukraine unwiderruflich in den euro-atlantischen Strukturen zu verankern. Vorrangig sei deshalb, den eigenen Bevölkerungen „Sinn, Zweck und Ziele“ eines ukrainischen Nato-Beitritts proaktiv zu vermitteln und gegen Einrichtungen vorzugehen, die sich als zivilgesellschaftlich ausgeben – Organisationen wie das Schiller-Institut -, aber de facto „vom russischen Staat kontrolliert sind“. Sind wir nicht, für’s Protokoll!

Was für ein Alptraum! Die weitgehend zerstörte Ukraine soll in ein waffenstarrendes Land verwandelt werden, einen „Igel“, der an einen permanenten Goldesel für den Militärisch-Industriellen Komplex auf beiden Seiten des Atlantiks erinnert. Die Ukraine soll zu einem „eingefrorenen“ Konflikt werden, der jederzeit aktiviert werden kann, als permanente Überschreitung der roten Linien Rußlands, das in der Zwischenzeit „ruiniert“ werden soll (Baerbock) oder dauerhaft geschwächt (Austin, RUSI, Stoltenberg etc.).

Keinen einzigen Gedanken an ein Ende des Krieges durch Diplomatie, keine Friedensverhandlungen, keine positive Vision für die ukrainische Bevölkerung, und schon gar nicht eine Friedensordnung für die Welt als Ganze! Welch‘ ein häßlicher, destruktiver Geist präsentiert sich hier, keine menschliche Regung beeinflußt das Denken, kalt wie ein Roboter, der von einem wurmstichigen Algorithmus gelenkt wird!

Dazu paßt, daß die amerikanische Regierung gerade beschlossen hat, Streubomben in der Ukraine einzusetzen, was selbst Frau Baerbock dazu veranlaßte, die USA zu kritisieren – immerhin.

Arroganz macht blind für die Realität

Aber die Arroganz, daß man ja zum Lager der „Guten“ gehört und deshalb ungestraft die furchtbarsten Dinge vorschlagen kann, macht eben auch blind. Die Realität ist ja keineswegs, daß die russische Wirtschaft kollabiert, ganz im Gegenteil. Das Wirtschaftswachstum betrug im Mai 5,4%, während sich Deutschland offiziell in einer Rezession befindet, und gezwungen durch die Sanktionen mußte Rußland zu seinem eigenen Vorteil viele Produktionszweige im eigenen Land aufbauen und den vom Westen abgeschnittenen Handel nach Asien umlenken, wo ohnehin die Musik der Weltwirtschaft spielt. Der transatlantische Finanzsektor hingegen sitzt auf einer Blase von 2 Billiarden $ ausstehender Derivatkontrakte – das ist eine 2 mit 15 Nullen -, die letztlich eine hoffnungslose Verschuldung des Systems bedeuten. Die Zentralbanken wanken in anscheinender Orientierungslosigkeit zwischen quantitative easing (QE) und quantitative tapering (QT) hin und her.

Den Vogel abgeschossen hat aber Josep Borrell, Hoher Vertreter der EU für Außenpolitik, der auf einem ganz hohen Roß saß, als er in einer Rede in der Europäisch-Diplomatischen Akademie in Brügge kürzlich meinte, Europa sei ein Garten, der größte Teil der restlichen Welt hingegen ein Dschungel, der in diesen Garten eindringen könne.

Mit dieser Sichtweise werden sich weder die z.T. 5000 Jahre alten Kulturvölker Asiens anfreunden können, die zusammen mit den anderen Staaten des Globalen Südens längst dabei sind, eine Neue Weltwirtschaftsordnung aufzubauen – und wo Herr Borrell inzwischen als Humorist gilt, den man aber nicht unbedingt mehr einladen muß, wie gerade von China -, noch die fast 50 Prozent der deutschen Unternehmen, die aufgrund des Mißmanagements der deutschen Regierung und der nicht mehr bezahlbaren Energiepreise fluchtartig das Land verlassen.

Bei Borrells deplaziertem Gartenvergleich wird man an den 10. Auftritt im Zweiten Akt in Schillers Schauspiel Don Carlos erinnert, als der Marquis von Posa, der sich als Weltbürger versteht und die Befreiung Flanderns vom spanischen Joch im Herzen trägt, König Philipp II gegenüber tritt, dem absoluten Herrscher von Spanien, dem Reich, von damals gesagt wurde, daß in ihm „die Sonne nie untergeht“. Philipp sagt hier ganz ähnlich:

Sehet in meinem Spanien Euch um. Hier blüht des Bürgers Glück in nie bewölktem Frieden; und diese Ruhe gönn ich den Flamändern.“

Und Posa antwortet:

Die Ruhe eines Kirchhofs,

Und Sie hoffen…den allgemeinen Frühling aufzuhalten,

der die Gestalt der Welt verjüngt? SIE wollen –

Allein in ganz Europa – sich dem Rade

des Weltverhängnisses, das unaufhaltsam

in vollem Laufe rollt, entgegenwerfen?

Sie werden nicht!..“

Die absolute Mehrheit in Deutschland z.B. hat kein Vertrauen mehr in die Regierung, und laut jüngsten Umfragen sind 79% nicht zufrieden mit der Politik der Regierung. Hier in Frankreich haben wir jüngst gesehen, wie es mit dem sozialen Gefüge im „Garten“ bestellt ist.

Keine Mauer könne hoch genug sein, um den Garten zu schützen, meint Borrell? Nun, wir sehen an den Außengrenzen der EU, wie diese Mauern aussehen. Papst Franziskus bezeichnete die Auffanglager für Flüchtlinge in den Anrainerstaaten Europas treffenderweise als KZs, die von hohen, mit NATO-Draht geschützten Mauern umgeben sind, und deren demonstrierte Schrecklichkeit die Menschen davon abhalten soll, sich in kleinen Booten aufs Mittelmeer zu wagen, das längst zu einem grauenhaften Massengrab geworden ist.

Nein Herr Borrell, dieses Europa ist kein Garten. Es ist ein Kontinent, den fähige Politiker wie Charles de Gaulle und Konrad Adenauer aus dem Trümmerhaufen des Zweiten Weltkrieges in eine bessere Zukunft führen wollten, und den eine durch und durch dekadente politische Kaste, die ihre Friedenspflicht ad acta gelegt hat, heute dabei ist, in eine erneute Katastrophe zu führen, die die Schrecken des Zweiten Weltkriegs bei weitem zu übertreffen droht.

Und wenn weite Teile der Welt außerhalb Europas vielleicht an einen Dschungel erinnern, dann deshalb, weil Europa in den vergangenen Jahrhunderten Afrika nicht entwickelt hat, sondern bekannte Familien in der transatlantischen Welt ihre Vermögen auf dem Sklavenhandel aufgebaut, vom Opium-Handel profitiert haben, oder Profit ziehen aus dem modernen Nachfolger des Kolonialismus, der Casino-Wirtschaft, in der die Regeln bestimmt werden in unserer ach so phantastisch organisierten, regelbasierten Ordnung.

Oder vielleicht sind andere Regionen ein Dschungel, weil die transatlantischen Interventionsarmeen darin gehaust haben, wie die NATO 20 Jahre in Afghanistan, eine Zeit, in der nichts aufgebaut wurde, nur um ein Land in Schutt und Asche zu hinterlassen. Oder wie im Irak, der von einem ins Moderne aufsteigenden Land zurückgebombt wurde in das Steinzeitalter, und bei dem Madeleine Albright den Tod von 500.000 irakischen Kindern einen angemessenen Preis für das Recht fand, das Land weiter zu ruinieren. Man könnte die Liste noch um einiges fortsetzen, warum einige Länder dieser Erde keine Gärten sind, Syrien, Jemen, Libyen, Haiti usw.

Der Globale Süden eröffnet einen Ausweg

Doch es gibt einen Ausweg. Die Nationen des Globalen Südens, deren Existenz von der G7 gerade erst entdeckt wurde, nämlich bei ihrem Gipfeltreffen in Hiroshima, und die die überwältigende Mehrheit der Menschheit repräsentieren, sind längst dabei, die Fesseln des modernen Kolonialismus abzuschütteln und eine neue internationale Währung, neue Entwicklungsbanken und ein neues Kreditsystem zu schaffen. Über 30 Staaten haben Mitgliedschaft bei den BRICS-Plus beantragt, die SCO, AU, ASEAN, EAEU, Mercosur und andere Organisation sind dazu übergegangen, ihren Handel in nationalen Währungen abzuwickeln. 151 Staaten arbeiten mit Chinas Belt & Road-Initiative zusammen, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert und es in diesem Jahrzehnt geschafft hat, daß der Name „Entwicklungsländer“ auf die Staaten des Globalen Südens wieder zutrifft.

Wir müssen in Europa, ja auch in Amerika den ohnehin zum Scheitern verurteilten Versuch aufgeben, den Aufstieg dieser Länder durch eine Abkopplung oder „De-risking“ einzudämmen, sondern wir müssen Konfrontation, die ohnehin nur dem Militärisch-Industriellen Komplex nützt, durch Kooperation ersetzen. Deutschland, Frankreich, Italien, und alle anderen europäischen Nationen müssen Teil des neuen Paradigmas bei den internationalen Beziehungen werden.

Unser Mittelstand, der jetzt unter dem alten Paradigma bankrott geht, kann nicht nur helfen, den Inga-Damm zu bauen, sondern auch das Transaqua-Projekt zu verwirklichen, das zwölf weitere Staaten in Afrika Elektrizität geben würde. Wir können mit China kooperieren, den ganzen Globalen Süden mit einem Schnellbahnsystem ausstatten, Häfen, Wasserwege bauen, Wüsten durch die großangelegte Entsalzung von Meereswasser begrünen, neue Städte bauen.

Ja, und wo wir schon einmal dabei sind, können wir auch unsere eigene Infrastruktur, die marode ist, erneuern, anstatt die Rüstungsindustrie reich und die Bevölkerung arm zu machen, Schulen reparieren, das Gesundheitssystem wieder funktionsfähig machen. Wir können die internationale Kooperation bei dem Fusionsprojekt ITER zu einem Crash-Programm intensivieren, um die kommerzielle Nutzung der Fusionsenergie schneller zu erreichen, und uns die ganze Umweltverschmutzung und Landschaftszerstörung mit diesen unsäglichen Windrädern sparen. Und wir können die Ukraine als Brücke zwischen Mitteleuropa und Rußland als Teil der Neuen Seidenstraße wieder aufbauen.

Europa und Amerika auf diesen Kurs zu bringen: dazu verpflichten wir uns. Und erinnern wir uns, was Posa weiter zu König Phillipp sagt, und was wir den vielen Borrells heute mit Schiller sagen:

Geben Sie die unnatürliche Vergöttrung auf,

die uns vernichtet!…

Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit,

Und säen Tod? Ein so erzwungnes Werk

Wird seines Schöpfers Geist nicht überdauern…

Geben Sie,

Was Sie uns nahmen wieder! Lassen Sie,

Großmütig, wie der Starke, Menschenglück

Aus Ihrem Füllhorn strömen – Geister reifen

In Ihrem Weltgebäude, Geben Sie,

Was Sie uns nahmen, wieder. Werden Sie,

von Millionen Königen, ein König!

Nun, wir brauchen heute keine Könige mehr, aber in Abwandlung on Posas Worten laßt uns sagen:

Laßt einen Garten von Millionen Gärten blühen!


„Wir müssen die Weltöffentlichkeit aufrütteln zu einer langfristigen Lösung für Afghanistan“

Von Alexander Hartmann, Chefredakteur Neue Solidarität

„Die humanitäre Krise in Afghanistan: auf dem Weg zu einer langfristigen Lösung“ lautete der Titel eines gemeinsamen Seminars, das der Russische Rat für Internationale Angelegenheiten (RIAC) – der führenden Denkfabrik, die dem Außenministerium angegliedert ist – und das Schiller-Institut (SI) am 10. Februar veranstalteten. Es befaßte sich mit den Ursachen der humanitären Krise in Afghanistan, den geopolitischen Auswirkungen eines gescheiterten Staates in Afghanistan, den erforderlichen Maßnahmen, um die unmittelbare Gefahr eines Massenverhungerns und das Flüchtlingsproblem zu beseitigen, und der Rolle der Weltmächte in einer langfristigen Lösung der humanitären Krise.

Neben Dr. Andrej Kortunow, dem Generaldirektor des RIAC, und Helga Zepp-LaRouche, der Vorsitzenden des SI, sprachen Iwan Safrantschuk, Direktor des Zentrums für Eurasische Studien der MGIMO-Universität, Temur Umarow, Fellow am Carnegie Moscow Center, Jim Jatras, US-Diplomat und ehemaliger Berater der Republikanischen Fraktion im US-Senat sowie der Autor und ehemalige CIA-Offizier Graham Fuller.

Andrej Kortunow verglich in seinen einführenden Bemerkungen die Erwartungen vor einem halben Jahr bei der Machtübernahme der Taliban mit den tatsächlich eingetretenen Entwicklungen. So habe sich keine moderatere und inklusivere Regierung gebildet, es sei keine schnelle Veränderung zu erwarten. Die humanitäre Katastrophe sei schrecklich, aber die Regierung könne dies überstehen, sie habe ihre Position im Land konsolidiert und es gebe keine Herausforderer von Bedeutung. Die internationale Gemeinschaft sei in Bezug auf den Umgang mit den Taliban noch genauso gespalten wie vor einem halben Jahr. Die Taliban würden zwar nicht als Regierung international anerkannt, aber Gesprächskanäle offen gehalten. Rußland müsse die Entwicklungen in Afghanistan im Licht der jüngsten Ereignisse in Kasachstan betrachten.

Helga Zepp-LaRouche beschrieb dann die schreckliche humanitäre Lage in Afghanistan. Diese Krise sei absehbar gewesen, daher stelle sich die Frage nach der Absicht der westlichen Politik: „Ist die Intention also, die Fähigkeit der Taliban, den Staat irgendwie aufrecht zu erhalten, soweit zu sabotieren, daß die Opposition – also auch ISIS, Al-Kaida, Drogenhändler, Warlords etc. – Oberwasser gewinnt? Die Folge wäre ein neuer blutiger Bürgerkrieg, eine Hölle, in der die Zivilbevölkerung, zwischen Verhungern, Erfrieren, COVID, Epidemien wie Polio, Masern, Denguefieber, Diarrhoe etc. aufgerieben wird und Millionen Flüchtlinge sich in die Nachbarländer und nach Europa zu retten versuchen.“

Als Alternative stellte sie ihren Vorschlag der „Operation Ibn Sina“ vor, eine Initiative, die humanitäre Krise in Afghanistan zu beheben, als ein gemeinsames Unternehmen, in dem die westlichen Mächte mit Rußland, China und anderen Ländern zusammenarbeiten können.

Dabei gehe es nicht nur um Afghanistan. „Es gibt keinen Platz auf dieser Erde, an dem die moralische Überlebensfähigkeit der menschlichen Gattung so sehr getestet wird, wie in Afghanistan. Es ist nicht unsere Sicherheit, die am Hindukusch verteidigt wird, wie der damalige Verteidigungsminister Peter Struck behauptet hatte, sondern unsere Menschlichkeit.“ (Den Text ihrer Ausführungen finden Sie auf Seite 3.)

„You break it, you pay for it” – „Wer etwas kaputt macht, der muß es bezahlen”: Mit diesem Sprichwort eröffnete der langjährige Politikberater James Jatras seine Ausführungen. Tatsächlich müsse der Westen schon seit 20 Jahren den Preis dafür zahlen, daß er Afghanistan zerstört. Trotz Billionen-Dollar-Ausgaben für den Militäreinsatz habe der Westen nach 20 Jahren in Afghanistan nichts vorzuweisen. Das Problem sei aber, daß nicht nur Gutes unterlassen wird, sondern eine Absicht besteht, das Land zu schädigen. Das gelte genauso für Syrien. „Was ist die Mentalität der westlichen Mächte, die diesen Zustand herbeigeführt haben?“ Ihnen gehe es darum, die Integration Eurasiens zu verhindern. Die Alternative sei das, was Helga Zepp-LaRouche vorschlage, aber er sehe keine Anzeichen dafür, daß Washington dazu bereit sei. „So weit sind wir noch nicht.“

Die Krise in Afghanistan sei sehr kompliziert, konstatierte Temur Umarow. Die internationale Gemeinschaft stehe vor dem Dilemma, daß sie etwas gegen die Krise tun muß, aber es im Land keine von ihr anerkannte Regierung gibt, mit der man zusammenarbeiten kann. Die Hilfe sei aber notwendig, weil sonst noch sehr viel schlimmere Probleme entstehen, die weitreichende Konsequenzen für die Zukunft hätten. Rußland und China wollten vor allem ihre eigene Sicherheit schützen, ohne sich in die inneren Angelegenheiten Afghanistans hineinziehen zu lassen. Usbekistan habe eine andere Haltung, es wolle Afghanistan stabilisieren. Diese Haltung sollten auch die anderen Länder übernehmen, doch sie verfolgen nur ihre eigenen Ziele. Man sollte aber die Bereitschaft auch der kleineren Länder, etwas zu tun, nicht ignorieren.

Graham Fuller begann seinen Vortrag auf Russisch, um „zu zeigen, wo der Fehler liegt“: Als er vor Jahren in Afghanistan stationiert war, sei die russische Sprache für seine Arbeit wichtiger als die einheimische Sprache gewesen. Afghanistan werde immer nur als Schachfigur bei der Verfolgung eigener Interessen betrachtet. „Das müssen wir ändern, das ist der erste Schritt.“ Die Frage sei, was die wahren eigenen Interessen sind: „Wenn man das Ganze als ein strategisches Schachspiel betrachtet, kommt man zu dem einen Ergebnis, wenn man auf Stabilität schaut, zu einem anderen.“ Um die Probleme zu lösen, müßten die USA mit drei Ländern in der Region zusammenarbeiten – China, Rußland und dem Iran -, die sie derzeit als „Feindstaaten“ einstufen, aber solange diese Haltung vorherrsche, gebe es keine Lösung. Diese Haltung habe schon viele Katastrophen für die amerikanische Diplomatie verursacht.

Iwan Safrantschuk unterstützte Fullers Forderung, dem gesunden Menschenverstand zu folgen. Der Westen habe Afghanistan im Stich gelassen und überlasse es sich selbst. Es gebe Länder, die nicht wollen, daß die Taliban-Regierung kollabiert, und es gebe eine weitere Gruppe von Ländern, die sich neutral verhalten. Aber es gebe auch Länder, die den Kollaps der Taliban-Regierung wollen, um dadurch ein regionales Problem zu schaffen, beispielsweise durch eine Flüchtlingskrise. „Wenn äußere Akteure die Krise in dieser Weise ausnutzen, dann werden die Konsequenzen jeden treffen.“

Die Weltöffentlichkeit aufrütteln

In der anschließenden Diskussion widersprach Helga Zepp-LaRouche Safrantschuks Aussage, die Lage in Afghanistan sei „noch nicht so schlimm, daß der Westen sich genug schämt, um etwas zu tun“. Tatsächlich herrsche in Afghanistan schon die schlimmste humanitäre Krise auf dem gesamten Planeten, das gehe aus allen offiziellen Zahlen von UN, Welternährungsprogramm und UNICEF zweifelsfrei hervor. Aber seit etwa Mitte September werde darüber in den etablierten Medien nicht mehr berichtet. „Denn wenn man zugeben würde, wie schlimm die Lage tatsächlich ist, dann würde die Weltöffentlichkeit sich wirklich aufregen, besonders in den islamischen Ländern und den sogenannten Entwicklungsländern. Deshalb versuchen die Medien, diese Informationen zu unterdrücken.“ Daher sei eine der Aufgaben der Operation Ibn Sina, „die Weltöffentlichkeit in Bezug auf die wahre Dimension der humanitären Krise aufzurütteln und ihr Empfindungsvermögen wachzurufen… Das ist die Fähigkeit, die Menschheit leidenschaftlich zu lieben und keinen Völkermord zuzulassen!“

Die Lage sei kein Zufall, alle hätten gewußt, was geschehen würde, wenn die NATO ihre Truppen abzieht und die internationale Hilfe eingestellt wird. Das alles werde auf die westlichen Länder zurückschlagen. „Beim Nürnberger Tribunal wurde gefragt, was man über die Verbrechen wußte, die verübt wurden. Und wenn man ganz einfach helfen könnte, indem man die Gelder freigibt, die in den amerikanischen und europäischen Banken liegen, dann stellt sich die Frage der Schuld! … Ich denke, wir sollten etwas energischer darin sein, etwas nicht zuzulassen, was unglaublich ist! Es geht hier nicht darum, etwas nur zu kommentieren. Es geht darum, Kräfte in aller Welt zu mobilisieren, um eine unerträgliche Situation zu beheben!“

Für Jim Jatras ist die Verweigerung der Gelder und das Festhalten an den Sanktionen eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. „Es ist schwierig, darüber zu reden, was wir für Afghanistan tun können, solange wir nicht aufhören, Afghanistan diese Dinge anzutun.“ Die Nachbarländer seien alle daran interessiert, daß Afghanistan stabil ist und seinen Nachbarn keine Probleme bereitet. Die Amerikaner und Briten hingegen hätten kein Interesse an Afghanistan. „Aber leider sehen die Leute, die im Westen die Politik bestimmen, ein Interesse, irgendwelche Vereinbarungen zur Stabilisierung Afghanistans zu stören.“

Graham Fuller betonte: „Ich denke, die Vereinigten Staaten durchleben eine Periode eines gewaltigen psychologischen Traumas. Sie müssen sich mit der Tatsache abfinden, daß sie nicht mehr in der Lage sind, dem Rest der Welt die Meinungen zu diktieren oder zu prägen, und davon ausgehen können, daß man ihnen folgt. Es ist schmerzhaft für sie, anzuerkennen, daß es andere große Staaten auf der Welt gibt, die zunehmend mitreden können.“ Eine Änderung der Haltung sei eher in Europa zu erwarten. „Europa ist in der Lage, Amerika angesichts dieses Wandels zu helfen, eine viel multilateralere Welt zu akzeptieren, in der man die Länder nicht mehr daran messen muß, welche Rolle sie im großen internationalen Ringen spielen.“

In seinem Schlußwort betonte Andrej Kortunow: „Es ist unwahrscheinlich, daß wir zu einem Konsens gelangen, was in Afghanistan geschieht und was getan werden kann. Aber das sollte uns nicht daran hindern, diesem Land gemeinsam humanitäre Hilfe zu leisten.“ Helga Zepp-LaRouche stimmt ihm zu, daß man zuerst die humanitäre Krise anpacken muß. Sie betonte:

„Wir brauchen einen zweifachen Ansatz. Wir brauchen eine internationale Mobilisierung für humanitäre Hilfe, Medizin, Nahrungsmittel – Nahrung ist in dieser Lage Medizin. Wir brauchen Nahrungsmittellieferungen, medizinische Dinge müssen geliefert werden. Wir brauchen ein modernes Gesundheitssystem, es gibt COVID, es gibt alle diese anderen Krankheiten, also brauchen wir Krankenhäuser…

Und die zweite Ebene ist natürlich der Aufbau der Wirtschaft in Afghanistan, und das kann nur geschehen, wenn Afghanistan in die Projekte in der Region eingebunden wird, die bereits als Teil der Gürtel- und Straßen-Initiative vorhanden sind.“

Anstatt über die Lage zu verzweifeln, sollte man diese Idee der Operation Ibn Sina in die westlichen Länder bringen und an sie appellieren, jetzt einen Schritt zu tun und zu helfen. „Vereinigen wir also unsere Bemühungen und schaffen wir eine Bewegung für Entwicklung. Frieden durch Entwicklung, das muß unser Slogan sein.“


Konferenz: Der moralische Bankrott der transatlantischen Welt schreit nach einem Neuen Paradigma

Internationale Schiller-Institut/ ICLC Internetkonferenz

Samstag, 8. Mai 2021

SCHILLER-INSTITUT PRESSEMITTEILUNG

Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts, und Dr. Bouthaina Shaaban, Politik- und Medienberaterin der syrischen Präsidentschaft, eröffnen internationale Konferenz am 8. Mai

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Sehen Sie sich hier die Reden in deutscher Simultanübersetzung an

 

Es handelt sich hierbei um eine Playlist, die seperaten Links zu den einzelnen Beiträgen finden Sie unten. Die englischen Originalvideos finden Sie hier.

 

Der Marsch der Torheit: Kann die Menschheit die bereits angezündete Lunte des thermonuklearen Krieges noch löschen?

Panel 1 — Samstag, 8. Mai, 15.00 Uhr

1. Helga Zepp-LaRouche, Präsidentin des Schiller-Instituts: „Ist die Menschheit die unsterbliche Spezies oder dümmer als Tiere?“

2. Dr. Bouthaina Shaaban, politische und Medienberaterin der syrischen Präsidentschaft:
„Stellt das Völkerrecht wieder her: Respektiert Syriens vollkommene Souveränität“

3. Oberst Richard H. Black (USA), ehemaliger Landessenator (Virginia), ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee, US-Pentagon: „Die Unmoral von Sanktionen: Der Fall Syrien“

4. Dr. Hans Koechler (Österreich), Universitätsprofessor für Philosophie, Wien; Präsident, International Progress Organization: „Unilaterale Wirtschaftssanktionen: Unmoral und Arroganz der Großmächte“

5. Professor Dr. Wilfried Schreiber (Deutschland), Senior Research Fellow, World Trends Institut für Internationale Politik, Potsdam, Deutschland: „Global Governance – eine Antwort aus China und Rußland“

7. Prof. Eric Denece (Frankreich), Direktor, Französisches Zentrum für Geheimdienstforschung: „Überlegungen für eine neue Außenpolitik“

8. Daisuke Kotegawa (Japan), ehemaliger Beamter des Finanzministeriums, ehemaliger Direktor für Japan beim IWF: „Die Obama-Sanktionen sabotieren die japanisch-russische Entwicklung“

9. Caleb Maupin (USA), Journalist und politischer Analyst; Gründer, Center for Political Innovation: „Sanktionen gegen Syrien, Konflikt mit China: Wer profitiert davon?“

Die Methode des Zusammenfalls der Gegensätze: Nur eine gemeinsame Anstrengung für weltweite Gesundheit, ohne Sanktionen, kann eine weltweite Pandemie besiegen

Panel 2: Samstag, 8. Mai, 19 Uhr

1. Helga Zepp-LaRouche, Präsidentin, Das Schiller-Institut: Einleitende Bemerkungen

2. Dr. Joycelyn Elders, ehemaliger Surgeon General der Vereinigten Staaten: „Join or Die: Warum eine Weltgesundheitsplattform jeden von uns schützt“

3. Dr. Kadijah Lang (US), Vorsitzende, National Medical Association (NMA) Council on International Affairs; Präsidentin, Golden State Medical Association und Marcia Baker (US), Redaktionsleitung, Executive Intelligence Review, „Bericht: Pilothilfsprojekt in Mosambik – hin zu einer weltweiten Mobilisierung“

4. Luis Vasquez (Peru), Das Schiller-Institut: „Vergessen Sie nicht: Die globalen Öfen der Konzentrationslager sind jetzt nuklear“

5. Dr. Walter Faggett (US), ehemaliger Chief Medical Officer, Washington D.C. Dept of Health, Co-Vorsitzender DC Ward 8 Health Council und Frau Genita Finley (US), Medizinstudentin, Missippi Delta Medical Extension School Program

6. Augustinus Berkhout (Niederlande), emeritierter Professor für Geophysik, Technische Universität Delft, Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften: „Grußwort zur Schillerkonferenz“

7. Rainer Seidl (Deutschland), Land schafft Verbindung (LsV), Video-Ausschnitt aus einem Interview am 7.2.21 in München und Alf Schmidt (Deutschland), Unabhängiger Landwirt, Video-Ausschnitt aus einem Interview am 23.3.21 in Berlin, Deutscher Landwirteprotest: „Der ,Green Deal‘, trifft Landwirte, Lebensmittel und Menschen!“

8. Pastor Robert Smith (US), Pastor der New Bethel Missionary Baptist Church, Detroit, Michigan; Vorsitzender des Foreign Mission Board der National Baptist Convention, USA INC.: „,Arzt, heile dich selbst,: Die Rettung einer Nation in der Krise durch Liebe“

9. Antonio Sanchez (Venezuela/Chile), Int, LaRouche-Jugendbewegung: „Sie wußten oder hätten es wissen müssen: die Fälle Venezuela und Chile“

Grußworte und Botschaften an die Konferenz

Dr. Ivan Timofeev, Programmdirektor, Russian International Affairs Council; Leiter des Euro-Atlantic Security Program, Valdai Club

Gesandter-Botschaftsrat Sayed Mujtaba Ahmadi, Stellvertretender Leiter der Mission, Botschaft von Afghanistan, Kanada: „Eine Perspektive für die wirtschaftliche Entwicklung Afghanistans im Rahmen der Neuen Seidenstraße“

Ray Flynn, ehemaliger Bürgermeister von Boston; ehemaliger US-Botschafter im Vatikan

Fouad Al-Ghaffari, Präsident, BRICS-Jugendparlament, Jemen

Mike Gravel, ehemaliger US-Senator, Alaska; ehemaliger US-Präsidentschaftskandidat


To Top


Internetkonferenz am 13. und 14. November 2021

„Alle moralischen Ressourcen der Menschheit müssen mobilisiert werden: Die Menschheit muß die unsterbliche Spezies sein!“



Internationale Internetkonferenz des Schiller-Instituts und des ICLC am 13. und 14. November 2021

Die deutsche Simultanübersetzung wird hier in Kürze erscheinen und innerhalb der Rednerliste verlinkt werden. Die hier eingebetteten Videos sind die englischen Originale.

Erstes Panel: Samstag, 13. November, 16.00 Uhr (MEZ)

Kann eine strategische Krise zwischen den Großmächten vermieden werden?“

Moderator: Dennis Speed, Schiller-Institut

– Johannes Brahms, Von ewiger Liebe, Op. 43 No. 1, Lisa Bryce, Soprano; Dura Jun, Klavier

– „Kreativity als solche”, Lyndon H. LaRouche Jr. (1922-2019), Mitgründer des Schiller-Instituts

„Ein schreckliches Ende oder ein neues Paradigma?“, Helga Zepp-LaRouche, (Deutschland), Gründerin und Präsidentin, Schiller-Institut

Im Wortlaut lesen

Ein schreckliches Ende oder ein neues Paradigma?

Von Helga Zepp-LaRouche

Die Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts eröffnete die Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 13. November mit dem folgenden Vortrag. Er wurde aus dem Englischen übersetzt, Zwischenüberschriften sind hinzugefügt.

Ich grüße Sie und freue mich sehr, daß ich zu Ihnen sprechen kann, egal an welchem Ende der Welt, wo immer Sie diese Konferenz verfolgen. Denn wir befinden uns in einem äußerst entscheidenden Moment.

Um mit einer optimistischen Möglichkeit, oder besser gesagt einem Gedankenexperiment zu beginnen: Es wäre eigentlich recht einfach, fast jedes der vielen Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, zu lösen, wenn die Mehrheit der Regierungen der europäischen Nationen und vielleicht sogar die US-Regierung sagen würde:

„Ok, wir haben Mist gebaut, wir müssen unsere Denkweise ändern! Wir haben viele Fehler gemacht: Wir haben Investitionen in die grundlegende Infrastruktur vernachlässigt. Wir haben eine Politik gemacht, die Spekulation gegenüber der Realwirtschaft begünstigt. Wir haben zugelassen, daß in einer Zeit einer Hungerkrise biblischen Ausmaßes unsere Landwirte ruiniert werden. Wir hätten wissen müssen, daß wir den Krieg in Afghanistan nicht gewinnen können, der sich zu einer Katastrophe entwickelt hat. Wir haben nichts getan, um zur Überwindung der Armut in Afrika beizutragen. Wir haben Länder, die uns freundlich und offen gegenüberstanden, wie Rußland und China, durch geopolitische Provokationen unnötigerweise zu Gegnern gemacht. Wir scheinen unfähig zu sein, die Pandemie in den Griff zu bekommen, weil wir die Privatisierung des Gesundheitswesens nicht rückgängig gemacht haben und uns in Sachen Impfstoffe nur um die reichen Länder kümmern. Wir haben unsere großen humanistischen klassischen Kulturen vernachlässigt. Wir haben zugelassen, daß die Köpfe unserer Bevölkerung mit einer völlig verkommenen Unterhaltungsindustrie vergiftet werden. Wir haben zugelassen, daß unsere Jugend am kommenden Weltuntergang verzweifelt, indem wir die Medien mit pseudowissenschaftlicher Propaganda über das Klima berieseln.

Weil wir erkennen, daß wir dabei sind, das ganze System an die Wand zu fahren, ändern wir uns, und wir schließen uns den Ländern der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) an und arbeiten mit Rußland, China und anderen Nationen zusammen, um all diese Probleme zu lösen, was wir auch können, denn gemeinsam sind wir die kreative Gattung!“

Es wäre wirklich einfach. Aber ist es wahrscheinlich, daß dies passieren wird? Leider nicht! Denn bisher haben die Institutionen des Westens, trotz eines politischen Versagens nach dem anderen, keinerlei Fähigkeit gezeigt, ihre Fehler zu erkennen, einzugestehen und die entsprechenden Korrekturen vorzunehmen. Infolgedessen ist es wahrscheinlicher, daß das gesamte transatlantische System kurz vor dem Zerfall steht!

Erinnern Sie sich an diese Sätze: „Unsere Republik gehört heute zu den zehn leistungsfähigsten Industrienationen der Welt, zu den knapp zwei Dutzend Ländern mit dem höchsten Lebensstandard…“? Der Mann, der diese Worte am 6. Oktober 1989 sprach, war Erich Honecker, zwölf Tage später war er aus dem Amt und 34 Tage später öffnete sich die Berliner Mauer.

Damals warnte Papst Johannes Paul II., man solle aus dem Untergang des kommunistischen Systems nicht den Schluß ziehen, daß das westliche liberale System moralisch überlegen sei, und wenn jemand Zweifel habe, solle er sich die schrecklichen Zustände in den Entwicklungsländern ansehen.

In dieser Zeit habe ich viele Reden gehalten, in denen ich warnte, wenn man den Fehler machen würde, der ganzen Welt das neoliberale System überzustülpen – und genau das wurde versucht und implizit in Fukuyamas Euphemismus vom „Ende der Geschichte“ und explizit in der Idee einer „unipolaren Welt“ gesagt –, daß dies zu einem noch dramatischeren Zusammenbruch des gesamten Systems führen würde.

Ich denke, daß wir uns jetzt an diesem Punkt befinden. Ich denke, wir stehen am Rande des systemischen Zusammenbruchs des neoliberalen Systems. Er wird eine andere Form annehmen als das Ende der DDR und dann der Sowjetunion, aber dieses System befindet sich in einem Prozeß der Selbstzerstörung. Die existentielle Bedrohung für die westliche Welt geht nicht von den sogenannten „autokratischen Systemen“ und „Diktaturen“ des Planeten oder von irgendeinem äußeren Feind aus, sondern einzig und allein von der moralischen Dekadenz, die aus dem kulturellen Paradigmenwechsel resultiert, der in den 60er Jahren begann und von Lyndon LaRouche damals hellsichtig erkannt wurde, und dessen Langzeitwirkung wir heute erleben. Wenn es nicht zu einer plötzlichen Umkehr dieses Paradigmenwechsels kommt, wird das, was sie die „regelbasierte Ordnung“ nennen, uns in ein finsteres Zeitalter mit sehr ähnlichen Merkmalen wie das 14. Jahrhundert stürzen oder schlimmer noch, es wird zu totalem Chaos und Weltkrieg führen.

In den letzten zwei Wochen wurde auf der COP26-Konferenz in Glasgow versucht, die Nationen dieser Welt dazu zu nötigen, Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen zu schlucken, die zu einem Bevölkerungsrückgang in Milliardenhöhe führen und die Industrienationen in einen vorindustriellen Zustand zurückversetzen würden, wenn sie umgesetzt werden. Es war glücklicherweise ein umfassender Fehlschlag, da Rußland, China und mehrere Entwicklungsländer offensichtlich die bösartigen Absichten dieser Leute erkannt haben, nur untergeordnete Delegationen entsandten und völlig andere Prioritäten geltend machten, wie das Recht auf Entwicklung für ihre Länder oder Energiesicherheit.

Es fällt auf, daß von Seiten der Organisatoren nicht ein einziges Mal über die katastrophalen Situationen auf der Welt gesprochen wurde, von der bereits bestehenden Hungersnot in vielen Ländern oder dem Zusammenbruch der Gesundheitssysteme oder der Flüchtlingskrise.

(Sie zeigte an dieser Stelle ein kurzes Video von Demonstrationen fanatischer Klimaaktivisten.)

Diese arme, irregeführte Jugend, die von einer Finanzoligarchie in die Irre geführt wird, lebt eindeutig nicht in der realen Welt. Sie machen sich keine Gedanken über die Realität des Massenhungers in den Entwicklungsländern, über den Zusammenbruch der Zivilisation. Nach mehreren Jahren apokalyptischer Szenarien, daß „der Planet überkochen wird“ (Obama), oder daß „uns nur noch zwölf Jahre bleiben“ (Fridays for Future), oder sogar „nur noch 18 Monate“ (Prinz Charles vor 18 Monaten), hat ein massenpsychologischer Effekt schreckliche Auswirkungen hervorgerufen. Laut der britischen medizinischen Zeitschrift The Lancet hat die Öko-Angst vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu einem dramatischen Anstieg von Depressionen, schlechter Stimmung, extremer psychischer Belastung und Selbstmorden geführt. Laut The Lancet ergab eine Umfrage unter 10.000 jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren in zehn Ländern, daß 84% über die globale Erwärmung besorgt sind, 59% sogar sehr besorgt, und 40% wollen keine Kinder haben. Le Figaro berichtete darüber und fügte hinzu: „Jedes weniger geborene Kind würde den Ausstoß von 58 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden (das sind 50 Hin- und Rückflüge von Paris nach New York).“

Reale Katastrophen

Stellen wir diesem von der Finanzoligarchie gesteuerten Pöbel, der im Videoclip gezeigt wird, die Realität des Massenhungers in der Welt gegenüber.

Am 8. November teilte das Welternährungsprogramm in einer Dringlichkeitserklärung mit, daß weltweit 45 Millionen Menschen am Rande des Verhungerns stehen: in Haiti, Äthiopien, Somalia, Kenia, Burundi, Jemen, Syrien und Afghanistan. Diese Zahl steigt exponentiell an, weil die Preise für Treibstoff, Lebensmittel und Düngemittel gestiegen sind. David Beasley war gerade in Kabul, wo er sagte, daß wir in Afghanistan mit der schlimmsten humanitären Krise der Welt konfrontiert sind. 95% der Bevölkerung dort seien in den nächsten sechs Monaten vom Hungertod bedroht, und es werde die Hölle auf Erden sein.

Was ist die Reaktion im Westen? Nach 20 Jahren Krieg, der die USA 2 Billionen Dollar gekostet und das Land völlig zerstört hat, werden jetzt 9 Milliarden Dollar vom US-Finanzministerium einbehalten, 430 Millionen von der Commerzbank, ähnliche Summen von der Bundesbank, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich usw. Sie argumentieren, daß dieses Geld nicht ausgezahlt wird, wenn die Taliban nicht bestimmte Bedingungen erfüllen.

Was glauben Sie, was passieren wird, wenn mehr als 30 Millionen Menschen in Afghanistan verhungern und erfrieren? Wie viele Millionen werden dann versuchen, nach Europa zu gelangen?

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration gab es Ende 2020 bereits 281 Mio. Migranten auf der Welt, plus etwa 55 Mio. vertriebene Migranten innerhalb der Länder. Das macht 336 Millionen Flüchtlinge, bei einer US-Bevölkerung von 329,5 Millionen sind das 6 Millionen Menschen mehr als die gesamte US-Bevölkerung! Das geschieht unter den Bedingungen einer Pandemie, die immer noch völlig außer Kontrolle ist.

An der Grenze zwischen Weißrußland und Polen gibt es jetzt eine große Krise mit mehreren tausend Flüchtlingen, die bei eisigen Temperaturen keine Nahrung, kein Wasser und keine Unterkunft haben. Was tut die polnische Regierung? Sie hat 15.000 polnische Soldaten geschickt; sie hat Stacheldrahtzäune errichtet. Zusammen mit der EU werfen sie Lukaschenko vor, er sei ein Diktator, weil er diese Menschen absichtlich in einen „hybriden Krieg“ geschickt habe. NATO-Generalsekretär Stoltenberg ist bereits involviert und gibt Erklärungen ab. Es wird gefordert, die NATO solle Polen unterstützen.

Der Vorwurf, diese Flüchtlinge würden absichtlich „geschickt“, ist völlig unzutreffend. Es handelt sich um Flüchtlinge, die aus dem Irak, Syrien, dem Kongo, Kamerun und anderen Ländern kommen. Es ist nicht Lukaschenkos Schuld, daß sie dort sind, sondern die der USA und anderer Länder, die 2003 einen Krieg gegen den Irak geführt haben, der auf Lügen basierte, und die sogenannten Caesar-Sanktionen gegen Syrien verhängt haben, um einen Regimewechsel gegen die Assad-Regierung herbeizuführen, was laut Kardinal Zenari über 90% der Bevölkerung in Ernährungsunsicherheit und extreme Armut stürzte.

Dmitrij Poljanskij, Chargé d’affaires der russischen Mission bei den Vereinten Nationen, berichtet, daß viele Flüchtlinge geschlagen und nach Weißrußland zurückgetrieben wurden – eine totale Schande, ein Verstoß gegen alle internationalen Konventionen! Offensichtlich sind das die „westlichen Werte“ der regelbasierten Ordnung geworden!

Mitten in dieser Krise hat Bundespräsident Steinmeier nichts Besseres zu tun, als die Oppositionsführerin Tichanowskaja zu empfangen, die bei der letzten Wahl 10% erhalten hat, aber von der EU als Siegerin anerkannt wird. Außenminister Maas und die EU fordern weitere Sanktionen, und sie treffen sich morgen [14.11. – Red.], um dies wahrscheinlich zu beschließen. Lukaschenko hat gesagt, er werde das nicht akzeptieren und möglicherweise die Energielieferungen durch Weißrußland unterbrechen. In der EU gibt es gerade eine große Debatte darüber, ob sie den Bau eines befestigten äußeren Zauns um die EU finanzieren soll.

Damit sind wir wieder bei der Dystopie aus dem Buch von Jean-Christophe Rufin aus dem Jahr 1991 Das Reich und die neuen Barbaren, in dem es um die Idee geht, einen neuen Limes um Europa zu errichten. Südwestasien und Afrika werden zur terra incognita, zu gescheiterten Staaten erklärt, mit von der EU finanzierten Flüchtlingslagern, die Papst Franziskus bereits mit Konzentrationslagern verglichen hat, und wo Frontex „Pushback-Operationen“ betreibt, bei denen in Kauf genommen wird, daß viele Flüchtlinge ertrinken oder auf andere Weise sterben.

Wenn es eine hyperinflationäre Explosion des Finanzsystems gibt wie in der Weimarer Republik 1923, aber diesmal in allen Ländern, die keine Kapitalkontrollen haben, und die Pläne des Great Reset umgesetzt werden, dann wird es eine Völkerwanderung geben, wie wir sie zunehmend aus Süd- und Mittelamerika in die USA und aus dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika nach Europa erleben. Aber es werden nicht nur einige Migranten sein, sondern „Völkerwanderungen“ wie in der Antike.

Weltkriegsgefahr

Was die größere strategische Situation zwischen den Großmächten angeht: Wenn man versucht, die verwirrend widersprüchlichen Äußerungen der Biden-Administration über das Verhältnis der USA zu China und Rußland zu bewerten – die an einem Tag vielversprechend sind und am nächsten Tag durch provokative Aktionen der USA um Taiwan oder die Ukraine und das Schwarze Meer entkräftet werden –, dann sollte man die Äußerungen des Kommandeurs des Strategischen Kommandos der USA, Admiral Charles Richard, nicht vergessen, der im Februar dieses Jahres in der Zeitschrift Proceedings schrieb:

„Es besteht die reale Möglichkeit, daß eine regionale Krise mit Rußland oder China schnell zu einem Konflikt mit Atomwaffen eskalieren könnte, wenn dem Regime oder Staat eine konventionelle Niederlage droht. Folglich muß das US-Militär seine Grundannahme von ,der Einsatz von Atomwaffen ist nicht möglich‘ ändern in ,der Einsatz von Atomwaffen ist eine sehr reale Möglichkeit‘.“

Das ist eine sehr bemerkenswerte Aussage. Wie wahrscheinlich ist es, daß Rußland oder China einen Konflikt um die heißesten regionalen Krisenpotentiale verlieren, falls es zu konventionellen Militäraktionen kommt? Was einen konventionellen Angriff auf Rußland betrifft, so wäre Admiral Richard gut beraten, Leo Tolstois Krieg und Frieden über die Napoleonischen Kriege zu lesen, ergänzt durch die strategischen Studien von Friedrich Schillers Schwager, Ludwig von Wolzogen, der für die preußischen Reformer und den russischen Zaren den Plan entwarf, wie man Napoleon in die Weiten Rußlands locken könnte, wo er an der logistischen und materiellen Überforderung zugrunde gehen würde. Am Ende dieses Feldzuges war Napoleons gigantisches Heer auf ein paar armselige Haufen zusammengeschrumpft, die es mit Mühe und Not in den Westen zurück schafften.

Bekanntlich hatten die Architekten des Zweiten Weltkriegs nichts aus diesem Präzedenzfall gelernt, und der „Große Vaterländische Krieg“ ist in den Köpfen der russischen Bevölkerung noch sehr lebendig. Die US- und NATO-Streitkräfte haben also mit Sicherheit studiert, wie ein konventioneller Krieg gegen Rußland aussieht, und er ist keineswegs eine Option!

Und vor kurzem, nach einigen sehr irritierenden Signalen aus den USA bezüglich ihrer Unterstützung für eine mögliche Unabhängigkeit Taiwans, die in Präsident Bidens „Versprecher“ gipfelte, die USA würden Taiwan nach einem „Überfall“ vom Festland aus verteidigen, waren die chinesischen Medien voller Artikel, in denen die Zuversicht geäußert wurde, daß die PLA (Volksbefreiungsarmee) jeden konventionellen Krieg mit Leichtigkeit gewinnen würde. Tatsächlich: Wie sollte eine konventionelle Streitkraft der USA gegen eine hochmotivierte Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen gewinnen, die fest entschlossen ist, daß sich das „Jahrhundert der Demütigung“, in dem fremde Mächte in ihr Land eindrangen und Gebiete an sich rissen, nie wiederholen wird – noch dazu, wenn die logistische Unterstützung der anderen Seite mehr als 7000 Meilen entfernt ist?

Zu Beginn dieses Jahres verwies Daniel Ellsberg anläßlich des 50. Jahrestages seiner Enthüllung der Pentagon-Papiere auf einen Vorschlag von John Foster Dulles, einen nuklearen Schlagabtausch mit Rußland und China in der Straße von Taiwan einzuleiten, selbst auf Kosten der Vernichtung Taiwans, nur um die strategische „Position“ der USA zu wahren. Er zitierte eine teilweise freigegebene Studie der RAND Corporation mit dem Titel „Die Krise an der Taiwan-Straße, eine dokumentierte Geschichte“ – ein Papier, das unseren heutigen Politikern, die wieder einmal in einen Weltkrieg hineinzuschlittern drohen, dringend als Lektüre zu empfehlen ist.

Ellsberg wies darauf hin, daß heute möglicherweise eine ähnliche Diskussion geführt wird, bezog sich auf das erwähnte Zitat von Admiral Richard und äußerte seine Sorge, daß die Zivilisation das Zeitalter der Atomwaffen nicht überleben wird, wenn diese Diskussionen nicht rechtzeitig veröffentlicht werden.

Zwar gibt es immer wieder winzige Anzeichen für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA, Rußland und China, wie z.B. das Gipfeltreffen zwischen Biden und Putin vor kurzem oder die strategischen Gespräche in Genf oder die Äußerung von NATO-Generalsekretär Stoltenberg, daß China nicht der Feind sei. Aber es dauert in der Regel nur etwa einen Tag, bis dieser Hoffnung eine kalte Dusche verpaßt wird, durch eine provokative Aktion in Bezug auf Taiwan, die Ukraine oder die derzeitige Stationierung von Aufklärungsflugzeugen und US-Kriegsschiffen im Schwarzen Meer. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Generalmajor Igor Konaschenkow warnte, Rußland betrachte dies als eine „Studie über den voraussichtlichen Kriegsschauplatz für den Fall, daß die Ukraine eine Machtlösung für den Konflikt im Südosten vorbereitet“. Manchmal sind diese Aktionen höchst provokativ und gefährlich für die regionale Sicherheit und strategische Stabilität, manchmal sind sie eher lächerlich, wie wenn unsere unerschrockene Verteidigungsministerin AKK [Annegret Kramp-Karrenbauer] eine Fregatte in den Indopazifik schickt, um „Flagge“ zu zeigen. Vielleicht hofft sie, daß der Westen gewinnt, indem er die Chinesen dazu bringt, sich totzulachen!

Aber die ernste Frage ist: Kann ein Krieg zwischen den Großmächten vermieden werden? Der wahre Grund für all diese Spannungen ist der Aufstieg Chinas – ein Aufstieg, der nicht aufzuhalten ist, weil China in den letzten 40 Jahren wirtschaftlich im wesentlichen alles richtig gemacht hat. Es hat 850 Millionen Bürger aus der Armut befreit und dann durch die BRI den Entwicklungsländern das chinesische Modell angeboten hat, um die Unterentwicklung zu überwinden, die von den Kolonialmächten hinterlassen wurde und durch den IWF, die Weltbank und das neoliberale Finanzsystem fortgesetzt wird.

Da Armut und Hunger unbestritten zu den schlimmsten Menschenrechtsverletzungen gehören, hat China mehr für den Schutz der Menschenrechte getan als jedes andere Land der Welt. Aber genau das ist das „Verbrechen“, über das sich die westliche Finanzoligarchie so aufregt. Wenn man Klaus Schwabs neuestes Buch Stakeholder-Kapitalismus liest, da spricht er es klar aus: Es sei der Kampf gegen die Armut und der Wunsch, ein anständiges Leben zu führen, der den Planeten zerstört! Und deshalb müsse die Armutsbekämpfung gestoppt werden, wenn man den Planeten retten will!

Und weil China der Hauptverursacher dafür ist, ist China der Feind, der eingedämmt werden muß, und dafür braucht man einen „Regimewechsel“, wie es im Januar in dem „Längeren Telegramm“ des Atlantic Council angedroht wurde. Also wird es als „Diktatur“, als „autokratisches Regime“ usw. usw. bezeichnet.

Tatsache ist jedoch, daß China mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen bisher 4600 COVID-Tote zu beklagen hatte, verglichen mit 760.000 Toten in den USA mit einer Bevölkerung von 329,5 Millionen Menschen, und Deutschland mit 97.300 Toten und 83,24 Millionen Menschen.

Nach diesem Maßstab sind die Kurt Schwabs dieser Welt die schlimmsten Menschenrechtsverletzer von allen – und das ist noch das Netteste, was man über sie sagen kann!

Anstatt uns also in einen Konflikt mit Rußland und China hineinziehen zu lassen, der nur zur Zerstörung aller führen kann, sollten wir auf die eingangs erwähnte Liste von Fehlern zurückkommen und sie korrigieren.

Operation Ibn Sina

Angesichts des Ausmaßes der Krise muß dies mit einem Notfallprogramm zur Rettung Afghanistans und Haitis beginnen, mit einem zweifachen Ansatz: ein sofortiges, dramatisches humanitäres Notfallprogramm für Lebensmittel, Medikamente, Treibstoff, Energie, Unterkünfte. Dazu müssen alle Gelder, die dem afghanischen Volk gehören, freigegeben werden, und die Geberländer müssen sowohl für Afghanistan als auch für Haiti die Hilfe wiederaufnehmen. Und es muß volle internationale Unterstützung für die Integration Afghanistans in die BRI und ein echtes Wiederaufbauprogramm für Haiti geben.

Alle Nachbarländer Afghanistans, die zentralasiatischen Republiken, Pakistan, Iran, Indien, Rußland und China haben ein grundlegendes Interesse daran, Afghanistan zu retten und zu stabilisieren. Die USA und die NATO, die den Krieg 20 Jahre lang geführt und das Land in einem katastrophalen Zustand hinterlassen haben, haben die moralische Verpflichtung, sowohl zur Soforthilfe als auch zum wirtschaftlichen Aufbau des Landes beizutragen.

Es sollte klar sein, wie Lyndon LaRouche schon 1973 mit seiner biologischen Taskforce betonte, daß diese Pandemie und andere, sich bereits abzeichnende nur dann in den Griff zu bekommen sind, wenn die schreckliche Unterentwicklung großer Teile des Planeten endgültig überwunden wird. Das muß nun erreicht werden, indem wir mit dem Aufbau eines modernen Gesundheitssystems in jedem einzelnen Land beginnen, mit oberster Priorität in Afghanistan und Haiti, aber auch im Jemen, in Syrien und in all den anderen Ländern, die es bitter nötig haben.

Für Afghanistan sollten wir das „Operation Ibn Sina“ nennen, denn diese herausragende Persönlichkeit Ibn Sina oder Avicenna, wie er im Westen genannt wird, steht für die stolzeste Tradition dieses Landes. Es gibt verschiedene, widersprüchliche historische Quellen, ob nur der Vater Abdulla in Balch geboren wurde oder auch Ibn Sina selbst – Balch liegt in Afghanistan, aber es werden auch andere Orte in Usbekistan oder Persien (Iran) genannt. Aber das spielt keine Rolle, er ist ein Sohn Baktriens, das zur Zeit der antiken griechischen Zivilisation das „Land der tausend Städte“ genannt wurde.

Ibn Sina, der 980 n.Chr. geboren wurde und 1037 starb, gilt allgemein als Vater der modernen Medizin. Er war auch ein Philosoph, Geologe und Astronom. Er untersuchte Erdbeben und Wolkengebilde. Er entwickelte Methoden der Chemie, wie zum Beispiel die Herstellung von Schwefel. Er war auch ein begabter Dichter und schrieb Dramen. Aber vor allem in der Medizin erzielte er absolut revolutionäre Durchbrüche. Er erkannte zum Beispiel die Funktion der verschiedenen Organe, den Puls, die Verbindung zwischen den Nerven und die Bewegung der Muskeln. Er entdeckte Meningitis, Brustkrebs, Gelbsucht, Blasensteine. Er erstellte einen ganzen Katalog von Medikamenten. Er war der erste, der die Psychotherapie entwickelte. Er schrieb ein Kompendium über die Seele – eine Abhandlung darüber, wie die Heilung der Seele erfolgen kann, die Heilung von Zweifel und Verzweiflung. Er schrieb mehr als 200 Bücher, vielleicht sogar doppelt so viele. Sein Kanon der Medizin war das Standardwerk für Ärzte in Europa bis zum 17. Jahrhundert, teilweise sogar bis zum 19. Jahrhundert.

Ibn Sina entwickelte auch eine umfassende metaphysische Konzeption in der Tradition von Platon, al-Farabi und al-Kindi. Er entwickelte das äußerst wichtige Konzept der „notwendigen Existenz“; das Wajib al-Wujud, was im Arabischen „Gott“ bezeichnet. Alle anderen Existenzen existieren nach diesem Konzept der notwendigen Existenz nur, weil Gott sie möglich macht. Diese Idee Ibn Sinas hat viele Denker in den verschiedensten Religionen beeinflußt. Auch Dante, der ihn im Convivio und in der Göttlichen Komödie erwähnt, sowie Nikolaus von Kues schätzten ihn hoch ein, in mehreren Texten wie seiner Verteidigung der Docta Ignorantia gegen Professor Wenck und dessen Kritik. Cusa schreibt: „Vor Avicenna bemühte sich der göttliche Platon im Parmenides sehr, den Weg zu Gott zu öffnen, denn ein Bild erreicht als Abbild nicht die Wahrheit seines Vorbilds.“

Afghanistan braucht dringend moderne Krankenhäuser, die, wie die Chinesen in Wuhan bewiesen haben, in zwei Wochen gebaut werden können, und modern ausgebildete Ärzte und Krankenschwestern, und wie könnte man diesem Bemühen einen besseren Namen geben, als es nach Ibn Sina zu benennen, um an die Tradition eines der großen Denker der Weltgeschichte zu erinnern! Avicenna ist gleichzeitig das Bindeglied zwischen der humanistischen Tradition der europäischen und der islamischen Welt, da er die Ideen der antiken griechischen Philosophie in sein Werk einfließen ließ, die einen großen internationalen Einfluß auf ihn hatte.

Wir sollten uns also bemühen, die internationale Hilfe und die Kräfte zu bündeln, um in seinem Namen ein modernes Gesundheitssystem auf Notfallbasis aufzubauen!

Die Operation Ibn Sina muß auch zum Kristallisationskeim für die Zusammenarbeit zwischen Rußland, China, den USA und den europäischen Nationen bei den Bemühungen um die Rettung Afghanistans werden. Wenn es gelingt, in dieser gemeinsamen Mission das geopolitische Denken zu überwinden, dann kann das einer der dringend notwendigen vertrauensbildenden Schritte sein, um ein neues Modell der internationalen Beziehungen auf strategischer Ebene zu schaffen!

Um all die Probleme „biblischen Ausmaßes“, wie David Beasley vom WFP sie nennt – den Welthunger, die Pandemien, die Migrantenkrisen, die Armut und Unterentwicklung von Milliarden Menschen – anzugehen und zu lösen, ist die Zusammenarbeit mit der BRI der einzig praktikable und bereits verfügbare Lösungsrahmen. Anstatt also das pompöse „Global Gateway“ vorzuschlagen – das von der Leyen in den nächsten Tagen bei ihrem Besuch in Washington vorstellen will und das laut Handelsblatt weit hinter den selbstgesteckten Erwartungen zurückbleibt, keine konkreten Projekte aufführt und eine verpaßte Chance ist –, sollten die europäischen Nationen und die USA die Win-Win-Kooperation für eine Zukunftsgemeinschaft akzeptieren, von der Präsident Xi Jinping spricht.

Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen. Um diese beispiellose und vielschichtige Krise zu überwinden, brauchen wir nicht nur ein völlig neues Paradigma in den internationalen Beziehungen, eine unvoreingenommene Untersuchung, was China wirtschaftlich richtig macht und warum der Westen nicht in der Lage oder nicht willens war, den sogenannten Entwicklungssektor zu entwickeln.

Vor allem braucht man eine ernsthafte Untersuchung, wie es meinem verstorbenen Mann Lyndon LaRouche möglich war, alle Aspekte der gegenwärtigen Krise vorherzusehen. Denn er führte sie vorausschauend schon auf den kulturellen Paradigmenwechsel von 1964-72 zurück, als eine „New Age“-Gegenkultur eingeführt wurde, vor der er in zahlreichen Artikeln warnte – so auch in einem Artikel 1998 „Wie man in einer Krisenzeit denken sollte“: daß dieses Paradigma, wenn es nicht umgekehrt wird, die Existenz der Weltzivilisation bedrohen würde. Darin identifizierte er die Ausbreitung verschiedener Formen des Kulturrelativismus der Selbsterfahrungsgruppen und der Regenbogenkoalition als „Spaltung aller gegen alle, nach jedem erkennbaren Unterschied der ethnischen Herkunft, des Geschlechts oder was auch immer“, als das Prinzip des „Alles ist erlaubt“, das die Gesellschaft von innen heraus zerstören würde.

Denken Sie an den Videoclip, den wir zu Beginn meiner Ausführungen gesehen haben, mit dem dionysischen Mob, der in der Tat den Verdacht aufkommen lassen könnte, daß „Körperfresser“ aus dem All den Geist dieser jungen Leute übernommen haben, die zwar noch den Körper von Menschen haben, deren Gehirn aber eindeutig nicht von dieser Gattung ist.

Es ist daher eine Herausforderung für seriöse Wissenschaftler auf der ganzen Welt, zu untersuchen, warum Lyndon LaRouche den Zeitpunkt und den Charakter der gegenwärtigen weltweiten Finanz-, Geld- und Wirtschaftskrise so treffend vorausgesagt hat, sowie seine Methode der physischen Ökonomie, wenn wir unseren Planeten so entwickeln wollen, daß er für alle heute und in Zukunft lebenden Menschen lebenswert ist.

In diesem Sinne: Laßt uns auf der freudigen Grundlage handeln, daß wir die einzigartig schöpferische Spezies im Universum sind, daß wir nicht erdgebunden sind, sondern die potentiell unsterbliche Spezies im Universum!

„Beziehungen der Großmächte und Globale Entwicklung“, Chen Xiaohan (China), stellvertretende Generalsekretärin, Chinesische Volksvereinigung für Frieden und Abrüstung (CPAPD)

Im Wortlaut lesen

„Die Beziehungen der Großmächte und Globale Entwicklung“

Von Chen Xiaohan

Chen Xiaohan ist stellv. Generalsekretärin der Chinesischen Volksvereinigung für Frieden und Abrüstung.

Liebe Präsidentin Helga Zepp-LaRouche, meine Damen und Herren, liebe Freunde, Guten Tag!

Ich bin Chen Xiaohan, stellvertretender Generalsekretär der Chinese People’s Association for Peace and Disarmament (CPAPD). Als Vertreterin unserer Vereinigung fühle ich mich sehr geehrt, an diesem Webinar teilzunehmen.

Gegenwärtig sind der hundertjährige Wandel und die Pandemie miteinander verflochten und überlagern sich, der Wettbewerb zwischen den großen Ländern wird intensiver, das Defizit der Global Governance wird akut, regionale Krisenherde flammen immer wieder auf, die neue militärische Revolution entwickelt sich sprunghaft, und traditionelle und nicht-traditionelle Sicherheitsfragen sind miteinander verwoben. Die ganze Welt ist in eine Zeit der Turbulenzen und Veränderungen eingetreten.

In der Zwischenzeit hat die COVID-19-Pandemie das Verständnis der Länder in der Welt dafür vertieft, daß sie im selben Boot sitzen und in Wohl und Wehe zusammenstehen. Die neue Situation bringt neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen mit sich. Alle Länder, insbesondere die großen Länder, müssen ihre Koordinierung und Zusammenarbeit verstärken, großen Sicherheitsrisiken gemeinsam vorbeugen und die Neugestaltung der internationalen Sicherheitsordnung aktiv vorantreiben, um dauerhaften Frieden und Wohlstand zu erreichen.

China und Europa müssen als zwei wichtige Kräfte, Märkte und Zivilisationen in der Welt ihrer Verantwortung gerecht werden und zusammenarbeiten, um die Multipolarisierung der Welt, die wirtschaftliche Globalisierung und die Demokratisierung der internationalen Beziehungen voranzutreiben, um der turbulenten und sich verändernden Welt mehr Stabilität und positive Energie zu verleihen. Die chinesisch-europäischen Beziehungen, die sich auf eine solide öffentliche Unterstützung, breite gemeinsame Interessen und ähnliche strategische Ziele stützen, haben sich über Jahrzehnte bewährt. China und Europa sollten am Dialog und an der Zusammenarbeit festhalten, das gegenseitige Vertrauen fördern und Differenzen ausräumen; sie sollten Entwicklungsstrategien miteinander verknüpfen, den wirtschaftlichen Aufschwung gemeinsam vorantreiben und die Zusammenarbeit in allen Bereichen kontinuierlich vertiefen; sie sollten den Aufbau von Partnerschaften für Frieden, Wachstum, Reformen und Zivilisation ernsthaft vorantreiben; sie sollten einen echten Multilateralismus wahren und die internationale Gemeinschaft ermutigen, bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen wie Epidemien großen Ausmaßes, Klimawandel und Erhaltung der biologischen Vielfalt zusammenzuarbeiten.

Wie ich bereits erwähnte, hat Präsidentin Helga Zepp-LaRouche in Ihrem Interview mit CGTN vor nicht allzu langer Zeit ausdrücklich auf Ihr Verständnis für den Prozeß der Volksdemokratie in China als Ganze hingewiesen, was ich sehr schätze. Dem möchte ich ein paar Worte hinzufügen.

Wie Präsident Xi Jinping betont hat, dient die Demokratie weder der Zierde noch der Zurschaustellung, sondern der Lösung der Probleme, die das Volk lösen muß. Die Demokratie ist das Recht aller Völker und nicht das Monopol einiger weniger Nationen. Ob ein Land demokratisch ist oder nicht, sollte von seiner eigenen Bevölkerung beurteilt werden und nicht von einigen wenigen Außenstehenden; es sollte von der internationalen Gemeinschaft beurteilt werden und nicht von einigen wenigen Selbstgerechten. Es gibt viele Wege zur Verwirklichung der Demokratie, und es kann kein Patentrezept geben. Es ist undemokratisch, die vielfältigen politischen Systeme der Welt mit einem einzigen Maßstab zu messen und die bunten politischen Zivilisationen der Menschheit mit eintönigen Augen zu betrachten.

Der Prozeß der Volksdemokratie als Ganze in China ist in den nationalen Gegebenheiten Chinas verwurzelt und verfügt nicht nur über ein vollständiges System, sondern auch über eine umfassende Beteiligung in der Praxis. Daher hat sie den Prozeß der Demokratie und das Ergebnis der Demokratie, die Verfahrensdemokratie und die substantielle Demokratie, die direkte Demokratie und die indirekte Demokratie, die Einheit der Volksdemokratie und den nationalen Willen verwirklicht. Sie ist eine vollwertige, in alle Richtungen wirkende und allumfassende Demokratie, die die aufrichtige Unterstützung des gesamten chinesischen Volkes gewonnen hat und die chinesische Erfahrung und Weisheit in das politische System der Welt und die politische Zivilisation der Menschheit einbringt.

Aus Zeitgründen kann ich nicht näher auf Chinas demokratisches System eingehen, möchte aber zwei Beispiele anführen. Zum einen hat die chinesische Regierung bei der Ausarbeitung des 14. Fünfjahresplans sehr darauf geachtet, Meinungen aus allen Bereichen unserer Gesellschaft einzuholen. Mehr als eine Million Meinungen und Vorschläge wurden online gesammelt. Zum anderen habe ich selbst gerade bei der Wahl der Abgeordneten für den Volkskongreß des Haidian-Distrikts in Peking meine Stimme abgegeben und damit meine heilige Pflicht gemäß der Verfassung erfüllt und den Abgeordneten gewählt, den ich unterstütze.

Liebe Freunde, China setzt sich für das Wohlergehen des chinesischen Volkes ein und hofft, daß alle anderen Völker der Welt ein besseres Leben führen werden. Die Entwicklungsländer sind mit zahlreichen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und existentiellen Krisen konfrontiert, die die Umsetzung der Agenda 2030 und die nachhaltige Entwicklung vor große Herausforderungen stellen. In der Zwischenzeit haben die industrielle Revolution, die digitale Wirtschaft, die grüne Entwicklung und neue Geschäftsformen und -modelle, die durch die Pandemie entstanden sind, neue Möglichkeiten für die Entwicklungsländer geschaffen, eine sprunghafte Entwicklung zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund hat unser Präsident Xi Jinping in der Generaldebatte der 76. Sitzung der UN-Vollversammlung die globale Entwicklungsinitiative vorgestellt, die dazu aufruft, das Konzept, die Entwicklung an die erste Stelle und den Menschen an die erste Stelle zu setzen, beizubehalten und Vorschläge und Pläne für die Zusammenarbeit in acht Schlüsselbereichen vorzulegen, darunter Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, Bekämpfung von Epidemien und Impfungen, Entwicklungsfinanzierung, Klimawandel und grüne Entwicklung, Industrialisierung, digitale Wirtschaft und Konnektivität. Wir fordern eine gleichberechtigte und ausgewogene globale Entwicklungspartnerschaft, um den Entwicklungsländern neue Impulse zur Beschleunigung der Entwicklung zu geben. Die internationale Gemeinschaft sollte für einen echten Multilateralismus eintreten und zusammenarbeiten, um globale Risiken und Herausforderungen wie COVID-19 und den Klimawandel anzugehen.

Meine Damen und Herren, liebe Freunde, Unsere Vereinigung mißt der Friedens- und Sicherheitsforschung große Bedeutung bei und hat u.a. den Internationalen Tag des Friedens, den Online-Dialog zwischen chinesischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern und den Online-Dialog zwischen chinesischen und europäischen Wissenschaftlern veranstaltet und einen intensiven Austausch über die internationale strategische Sicherheit, die regionale Sicherheitslage, die globale Sicherheitsordnung, die Rüstungskontrolle, die Abrüstung und die Nichtweiterverbreitung von Waffen durchgeführt.

Noch einmal möchte ich Präsidentin Helga, unserer alten Freundin, und dem Schiller-Institut für dieses gut organisierte Webinar danken! Wir hoffen, den Austausch mit dem Schiller-Institut zu konsolidieren und die Kommunikation mit allen Teilnehmern zu fördern, damit wir uns gemeinsam für Frieden und Stabilität in der Welt und das Wohlergehen der Menschheit einsetzen können.

Ich danke Ihnen!

„Die Lage in Afghanistan nach dem Abzug der ausländischen Truppen“, Botschafterin Anna Ewstignejewa (Russische Föderation), Stellvertretende Ständige Vertreterin der Russischen Mission bei der UN

Im Wortlaut lesen

Die Lage in Afghanistan nach dem Abzug der ausländischen Truppen

Von Botschafterin Anna Ewstignejewa

Anna Ewstignejewa ist Stellvertretende Ständige Vertreterin der Russischen Mission bei den Vereinten Nationen.

Vielen Dank, daß Sie mich wieder zu dieser Veranstaltung eingeladen haben. Es ist mir immer eine Freude und Ehre, an Konferenzen und Webinaren des Schiller-Instituts teilzunehmen, einem alten Freund unseres Landes. Und das Thema ist für uns sehr wichtig, der Titel des heutigen Panels lautet: „Kann eine strategische Krise zwischen den Großmächten vermieden werden?“

Aufgrund der Berichte, die mir hier in New York als russische Delegierte im UN-Sicherheitsrat vorliegen, und auch in Anbetracht der Bedeutung der Situation in Afghanistan für die Region und für die Lage zwischen den Großmächten, werde ich mich darauf konzentrieren.

Ich habe bereits auf einer Ihrer Veranstaltungen im Sommer über Afghanistan gesprochen, und seit ich das letzte Mal hier gesprochen habe, hat sich die Situation dramatisch verändert, und Afghanistan hat einen großen und schnellen Wandel durchgemacht: Ex-Präsident Ghani ist aus dem Land geflohen, die Regierung ist zusammengebrochen, und die Taliban haben Mitte August die Macht übernommen. Nach 20 Jahren Präsenz haben die USA und ihre Verbündeten das Land Ende jenes Monats endgültig verlassen.

Während wir hier sprechen, ist die Situation, die Realität vor Ort, völlig neu. Niemand hatte erwartet, daß sich die Situation so entwickeln würde, vor allem die Rückkehr der Taliban nach der Niederlage [der USA] war so schnell und unerwartet für alle. Es ist jedoch eine objektive Realität. Die Mitglieder der internationalen Gemeinschaft müssen sich auf die eine oder andere Weise damit auseinandersetzen, und das haben wir hier in der UNO und im Sicherheitsrat sehr gut gesehen. Man konnte es auch an den Medienberichten aus den Hauptstädten sehen, daß fast niemand darauf gefaßt war, auch nicht in Washington. Die Verwirrung darüber, was zu tun ist, war so offensichtlich, daß ich mir nicht sicher bin, ob wir dieses Stadium bereits hinter uns gelassen haben und ob vor Ort in den wichtigen Hauptstädten und auch in Afghanistan in dieser Hinsicht mehr Klarheit herrscht.

Für die Zukunft halte ich es für wichtiger festzustellen, daß die Taliban bei ihrer Machtergreifung selbst nicht darauf vorbereitet waren, die Herausforderungen zu bewältigen, vor denen das Land steht. Auf der einen Seite ist es für sie eindeutig eine Chance, ein neues Kapitel in der Geschichte aufzuschlagen und sich der internationalen Gemeinschaft wieder als friedlicher und verantwortungsbewußter Staat anzuschließen. Gleichzeitig ist aber auch klar, daß sie nicht in der Lage sind, die Probleme des Landes allein zu bewältigen. Leider gibt es in Afghanistan keine Einigkeit und keinen Frieden. Die Terroristen sind auf dem Vormarsch, und es ist absolut kein Geld da, um die Bedürfnisse der einfachen Menschen zu befriedigen.

Natürlich senden die neuen afghanischen Behörden trotz der Art und Weise, wie sie an die Macht gekommen sind, jetzt positive Signale aus, um ihre Absicht zu bekunden, die Ordnung wiederherzustellen, eine integrative Regierung zu bilden, den Terrorismus und den Drogenhandel zu bekämpfen. Sie zeigen ihren Willen und ihre Bereitschaft, die Zusammenarbeit mit den Ländern der Region und der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der wichtigsten Geber, zu verbessern.

Wir sollten jedoch nicht naiv sein: Es sind immer noch die Taliban, die wir seit Jahren kennen. Deshalb haben wir in verschiedenen Foren und Gesprächen in der ganzen Welt darauf hingewiesen, daß die neuen Behörden in Afghanistan die von ihnen selbst eingegangenen Verpflichtungen einhalten sollten, und daß diese Zusagen durch Taten ergänzt werden sollten.

In diesem Sinne gibt es keinen großen Unterschied zu dem, was wir von unseren Partnern hören. Die Botschaft, daß die Taliban ihre Verpflichtungen einhalten sollten, hören wir von den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union, China und den Ländern der Region. Natürlich sagen wir das auch. Aber es ist völlig klar, daß Stabilität in Afghanistan letztlich im Interesse aller liegt.

Eine der größten Herausforderungen für die Stabilität des Landes ist der Terrorismus. In letzter Zeit hat sich gezeigt, daß die Aktivitäten von ISIL besonders besorgniserregend sind. Die jüngsten Terroranschläge sind verabscheuungswürdige terroristische Akte, und es ist klar, daß ISIL versucht, seine Macht und seinen Einfluß im Land zu demonstrieren und die ethnischen und religiösen Spaltungen in diesem armen Land zu beeinflussen und zu vertiefen.

Das ist auch für uns von großer Bedeutung, da wir und unsere zentralasiatischen Partner uns nahe stehen. Es besteht die Gefahr eines Übergreifens auf die Region. Die Drogenproduktion geht damit Hand in Hand, denn sie ist eine der Hauptfinanzquellen für terroristische Aktivitäten. Das muß unterbunden werden. Abgesehen davon hat Afghanistan auch mit massiver Korruption, wirtschaftlicher und finanzieller Abhängigkeit, Menschenrechtsproblemen und anderen Problemen zu kämpfen.

Es ist offensichtlich, daß das Land früher viele Dinge mit Finanzspritzen von außen gehandhabt hat. Jetzt ist dieser Geldfluß fast vollständig versiegt. Es gibt keinen Haushalt, kein Geld für die Grundversorgung, keine Gehälter für Polizei, Lehrer und Ärzte. Die humanitäre Hilfe, auch wenn sie aufgestockt wurde, ist kein Allheilmittel, um das Problem nachhaltig zu lösen; sie ist nur ein kurzfristiges Pflaster.

Es ist jedoch sehr wichtig zu betonen, daß diese Herausforderungen und Bedrohungen in Afghanistan schon lange bestehen. Sie bestehen in dem Land schon seit Jahren, und man ist sich inzwischen darüber im klaren, daß diese Probleme in all den Jahren der internationalen Präsenz einfach ignoriert wurden. Trotzdem sehen wir in Afghanistan keine eigenständige Wirtschaft und keinen eigenständigen Staat. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht entsprechend und schnell auf die Situation reagiert, wird Afghanistan weiter in den Abgrund rutschen. Sehr gefährlich ist auch, daß es die Region mitreißen könnte.

Obwohl die Lage in Afghanistan relativ einheitlich beurteilt wird, gibt es hier, wie ich bereits sagte, verschiedene Nuancen. Es gibt Nuancen in den Botschaften der verschiedenen Akteure an die Taliban. Es besteht definitiv ein tiefes Mißtrauen gegenüber den Taliban und ein noch größeres Mißtrauen zwischen den Hauptakteuren. Ganz abgesehen davon, daß wir wissen, daß alle versuchen, ihre geopolitischen Interessen in bester Weise zu sichern, die über Afghanistan und die Stabilität in der Region hinausgehen.

Aber wir arbeiten immer noch in der Troika und der erweiterten Troika zusammen, und beim letzten Mal wurde ausführlich darüber gesprochen. Es ist ein sehr wichtiger Teil unserer Position in Afghanistan, daß dieses Format Rußland, die USA, China und Pakistan umfaßt. Es ist jetzt das wichtigste Format für die Entscheidungsfindung, insbesondere im politischen Bereich.

Aber es sollte auf jeden Fall durch ein breiteres Format ergänzt werden, das wir in Moskau auch haben, ein Format, das regionale Akteure und auch Vertreter der Taliban einbezieht. Vor kurzem, vor etwa einem Monat, fand ein Treffen des Moskauer Formats statt, und es wurde bestätigt, daß es eine einzigartige Plattform für alle regionalen Akteure und die politische Führung Afghanistans ist, um die Herausforderungen und akuten Probleme im Land und in der Region zu erörtern.

In Bezug auf die westlichen Partner muß ich sagen, daß wir bisher nur das altbekannte Rezept hören: Druck ausüben, je mehr, desto besser, Sanktionen aufrechterhalten – Erpressung mit humanitärer und wirtschaftlicher Hilfe. Das ist die Rhetorik, die wir von denen hören, die das Land so unverantwortlich und so abrupt verlassen haben.

Unserer Ansicht nach ist klar, daß alle Versuche, zu diktieren und zu manipulieren, die Situation kaum beeinflussen können, denn die Taliban haben sich daran gewöhnt, unter restriktiven Bedingungen zu leben. Aber was wir tun müssen, ist, auf die Wünsche der Menschen einzugehen, die einen funktionierenden Staat haben und tatsächlich Hilfe bekommen wollen: Nahrungsmittel, Gehälter, Bildung und all diese Dinge. Unserer Ansicht nach müssen wir also pragmatisch vorgehen. Wir haben bereits darüber gesprochen, und da ist Rußland sehr konsequent.

Wir sollten nicht wieder die gleichen Fehler begehen, und wir rufen unsere westlichen Partner auf, wie wir in Rußland sagen: „Tritt nicht auf die Harke“, denn sie wird dich immer wieder am Kopf treffen. Die Demokratisierungspläne sind in Afghanistan wie in vielen anderen Teilen der Welt gescheitert, so daß es wahrscheinlich an der Zeit ist, das alte Rezept zu ändern.

Wie Helga (Zepp-LaRouche) bereits sagte, ist es von grundlegender Bedeutung, daß wir jetzt humanitäre Hilfe leisten, daß die akuten Probleme ohne Verzögerungen gelöst werden. Die UNO führt dabei den Vorsitz und versucht, die humanitäre Hilfe zu verstärken. Es gibt ein Sanktionsregime, das die Aufstockung der humanitären Hilfe behindert. Es geht nicht darum, die Sanktionen aufzuheben, sie zu ändern oder sie in kurzer Zeit zu überprüfen. Aber es ist wichtig, Entscheidungen über Ausnahmen zu treffen, die es Wirtschaftsakteuren und humanitären Organisationen ermöglichen, vor Ort besser zu arbeiten.

Es ist von grundlegender Bedeutung, daß Beschlüsse zur Freigabe der Vermögenswerte gefaßt werden. Wie ich bereits sagte, ist die humanitäre Hilfe nur ein Pflaster. Es sollte Geld in das Land fließen, damit die Gehälter gezahlt werden können, auch wenn viele Menschen für den Staat arbeiten und das für die Amerikaner ein großes Hindernis ist. Lehrer, Ärzte, Menschen, die für die Grundversorgung arbeiten, sollten ihr Geld bekommen. Andernfalls besteht die große Gefahr, daß das Land zusammenbricht und noch mehr Menschen aus dem Land fliehen. Es ist wichtig, daß wir unser Bestes tun, um eine gut ausgebildete Bevölkerung zu erhalten, Menschen, die sozusagen Afghanistans Intelligenz darstellen, diejenigen, die das Land noch nicht verlassen haben. Denn ohne sie wird es schwierig sein, über ein stabiles Afghanistan zu sprechen.

Ich weiß, daß es Bemühungen seitens der Vereinigten Staaten gibt, diese Probleme zu lösen, aber es ist sehr traurig, daß die Gelder der Weltbank und die anderen Vermögenswerte noch nicht freigegeben wurden. Es liegt ganz in ihren Händen, aber es besteht die Hoffnung, daß sie verstehen, welche Risiken es mit sich bringt, wenn sie nicht schnell handeln.

Aber es gibt Raum für Zusammenarbeit. Wenn wir das Mißtrauen zumindest bis zu einem gewissen Grad überwinden, wenn man nicht in Forderungen an die Taliban verharrt und eine pragmatische Haltung im Geiste der Zusammenarbeit einnimmt, dann können wir meiner Meinung nach das Blatt wenden und die Dinge verbessern. Aber wir müssen schnell handeln, und zwar in gutem Glauben.

Ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich für die Einladung. Ich wünsche dem Schiller-Institut alles Gute und bin bereit, später Fragen zu beantworten. Ich danke Ihnen.

„Gibt es einen Weg, die Beziehung zwischen den USA und Rußland zu verbessern?“, Dr. Andrej Kortunow (Rußland), Generaldirektor des russischen Rates für Internationale Angelegenheiten (RIAC)

Im Wortlaut lesen

Gibt es einen Weg zur Verbesserung der Beziehungen
zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland?

Von Andrej Kortunow

Andrej Kortunow ist Generaldirektor des Russischen Rates für Internationale Angelegenheiten (RIAC).

Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, an dieser Konferenz und speziell an dieser Sitzung teilzunehmen. Es wurde hier schon viel gesagt, und ich denke, mein Hauptbeitrag zur Diskussion besteht darin, daß ich etwas Geschlechtervielfalt in eine sonst rein weibliche Runde einbringe. Lassen Sie mich also versuchen, Ihnen einige meiner Ansichten über den aktuellen Stand der bilateralen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Russischen Föderation mitzuteilen: Wohin gehen wir?

Doch bevor ich das tue, möchte ich mir erlauben, auf das Vermächtnis von Friedrich Schiller zurückzukommen. Da es sich um das Friedrich-Schiller-Institut und die Friedrich-Schiller-Konferenz handelt, halte ich es für angemessen, an die Weisheit des großen deutschen Denkers zu erinnern. Normalerweise erinnern wir uns an Schiller als Dichter und Schriftsteller, aber er war eindeutig mehr als das. Er war ein Visionär, er war ein Philosoph, er war ein Lehrer und Erzieher. Er hat eine Reihe wichtiger Schriften über Aufklärung und Erziehung verfaßt.

Ich möchte auf eines davon zurückkommen, es trägt den Titel Über die ästhetische Erziehung des Menschen. Ich erinnere mich nicht mehr an das genaue Zitat, aber ich erinnere mich an den Sinn seiner Botschaft. Er schrieb: „Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf; leiste deinen Zeitgenossen, was sie bedürfen, nicht was sie loben.“

Ich denke, das ist eine sehr wichtige Botschaft, die für die heutige Situation in den internationalen Beziehungen sehr relevant ist. Die politischen Führer von heute versuchen in der Regel, ihren Wählern das zu bieten, was diese wollen, und nicht das, was sie wirklich brauchen. Sie versuchen, den Meinungsumfragen zu folgen; sie versuchen, die Stimmungsschwankungen in der Öffentlichkeit widerzuspiegeln.

Ich frage mich, ob wir das wirklich Führung nennen können. Die Führung sollte in der Lage sein, Schritte zu unternehmen, die als unpopulär oder riskant empfunden werden, und Schritte, die viele ablehnen würden. Wer Führung bieten will, muß seiner Wählerschaft manchmal den Rücken zuwenden. Man sollte der Wählerschaft vorangehen, nicht ihr hinterherlaufen.

Daran sollten wir denken, wenn wir über die aktuelle US-Politik sprechen, auch über die US-Politik gegenüber der Russischen Föderation. Wir nähern uns einem kleinen Jubiläum: Sechs Monate sind vergangen, seit sich Präsident Biden und Präsident Putin in Genf getroffen haben. Das war Mitte Juni dieses Jahres. Viele Menschen hatten gehofft, daß dieses Treffen vielleicht einen Wendepunkt in den Beziehungen markieren würde – vielleicht würden beide Seiten beginnen, sich von der Krise zu lösen, von dieser sehr schwierigen Beziehung, die sie mindestens einige Jahre lang hatten.

Und man kann in der Tat behaupten, daß es in den letzten sechs Monaten einige positive Veränderungen in den Beziehungen gegeben hat. Am wichtigsten ist, daß die Rüstungskontrollverhandlungen zwischen Rußland und den Vereinigten Staaten wieder aufgenommen wurden. Es ist ein harter Kampf, denn es gibt sehr unterschiedliche Ansätze, wie man über das neue START-Abkommen hinaus vorgehen sollte. Rußland besteht darauf, über strategische Waffen im allgemeinen zu sprechen, sowohl über nukleare als auch über nicht-nukleare, während die Vereinigten Staaten sich lieber ganz auf Kernwaffen konzentrieren würden, sowohl strategische als auch nicht-strategische. Aber wie dem auch sei, der Dialog wird fortgesetzt und wird hoffentlich noch vor dem Auslaufen des neuen START-Abkommens Früchte tragen.

Wir führen auch allgemeinere Gespräche mit den Vereinigten Staaten über strategische Stabilität. Auch hier ist der Dialog nicht einfach. Ich denke, daß die Ausgangspositionen sehr unterschiedlich sind, und es ist eine ziemliche Herausforderung, die unterschiedlichen Auffassungen von strategischer Stabilität in Einklang zu bringen. Nichtsdestotrotz halte ich es für sehr wichtig, daß dieser Dialog fortgesetzt wird, und wir hoffen, daß er produktiv sein wird und zu einer gemeinsamen strategischen Kultur des 21. Jahrhunderts führt.

Zu guter Letzt möchte ich noch die Bedeutung des amerikanisch-russischen Dialogs über Cybersicherheit hervorheben. Viele Menschen waren sehr pessimistisch, was diese Initiative anging; sie dachten, sie würde schon kurz nach dem Beginn scheitern. Aber es scheint, daß der Dialog weitergeht und nicht hoffnungslos ist.

Es wäre jedoch falsch zu behaupten, es habe einen Durchbruch gegeben und die Regierung habe sich dramatisch zum Besseren verändert. Das ist leider nicht der Fall. Wir sehen, wie der diplomatische Krieg zwischen Rußland und den Vereinigten Staaten weitergeht. Es gibt immer weniger Diplomaten in der russischen Botschaft in Washington und in der US-Botschaft in Moskau. Es besteht definitiv ein ernsthafter Informationskrieg zwischen den beiden Staaten, und erst kürzlich haben die Vereinigten Staaten Rußland beschuldigt, Truppen an der ukrainischen Grenze zu stationieren, was Moskau strikt dementiert. Nebenbei gesagt bestreitet zu diesem Zeitpunkt selbst die Ukraine diese Vorwürfe der Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten haben immer mehr Sanktionen gegen Rußland verhängt, und wir haben in vielen regionalen Fragen recht unterschiedliche Positionen.

Man könnte also sagen, das Glas ist halb voll, oder es ist halb leer. Ich denke, die letzten sechs Monate haben gezeigt, daß ein „Neustart“ nicht möglich ist; eine Entspannung ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Das liegt vor allem daran, daß beide Seiten grundverschiedene Ansichten über die Welt, über das internationale System haben – darüber, was fair ist und was nicht, was in den internationalen Beziehungen legitim ist und was nicht. Dennoch glaube ich, daß es selbst unter den gegenwärtig recht schwierigen Umständen Möglichkeiten gibt, voranzukommen.

Obwohl die Vereinigten Staaten ihre Eindämmungspolitik gegen China und Rußland fortsetzen werden, denke ich, daß sowohl China als auch Rußland die Möglichkeit haben, in bestimmten Fragen Vereinbarungen mit den Vereinigten Staaten zu treffen.

Ein gutes Beispiel, an das ich laut denken möchte, ist die Vereinbarung aller drei Großmächte, die Resolution des UN-Sicherheitsrats von 2020 über humanitäre Korridore in Syrien zu verlängern. Ich denke, das war eine wichtige Entscheidung, die es ermöglicht hat, einen Konflikt und wohl auch eine humanitäre Katastrophe in der Provinz Idlib zu vermeiden.

Wenn wir in der Lage sind, uns in Bezug auf Syrien zu einigen, könnten wir uns wahrscheinlich auch in Bezug auf Afghanistan einigen. Ich schließe mich den Ausführungen der Stellvertretenden Ständigen Vertreterin der Mission der Russischen Föderation bei den Vereinten Nationen (siehe die Rede von Anna Ewstignejewa in dieser Ausgabe, Red.) voll und ganz an, aber die Standpunkte zu Afghanistan liegen leider immer noch sehr weit auseinander, und eine Annäherung dieser Standpunkte wäre eine ziemlich schwierige und wichtige Aufgabe.

Aber ich glaube, daß wir mit den Vereinigten Staaten in bestimmten regionalen Fragen weiter zusammenarbeiten können; Afghanistan ist eine davon, aber wir können auch über das iranische Nuklearportfolio, die Arktis und Nordkorea sprechen. Und das ist definitiv etwas, wo Rußland, die Vereinigten Staaten und China, wenn nicht gemeinsame Interessen, so doch zumindest überlappende Interessen finden könnten.

Die nächsten Monate werden entscheidend sein und uns zeigen, ob wir in globalen Fragen wie der Nichtverbreitung von Kernwaffen und dem Klimawandel zusammenarbeiten können. Ich denke auch, daß es noch nicht zu spät ist, eine fruchtbare Zusammenarbeit bei der COVID-19-Pandemie zu beginnen, zumindest was die gegenseitige Anerkennung von Impfstoffen und die Unterstützung des globalen Südens bei der Herstellung und Verteilung von Impfstoffen an die ärmsten Bevölkerungsschichten angeht.

Das ist machbar, wird aber nichts an der primär kontroversen Natur der amerikanisch-russischen Beziehungen ändern. Ich denke, daß diese Beziehungen auch in den kommenden Jahren ziemlich angespannt sein werden. Ich rechne nicht mit einer dramatischen Veränderung dieser Beziehungen, zumindest nicht vor dem Jahr 2024, in dem wir vielleicht einen Generationswechsel in der US-Politik beobachten können, wenn andere Leute ins Weiße Haus und auch auf den Capitol Hill kommen.

Lassen Sie mich zum Abschluß meines kurzen Vortrags noch einmal auf Friedrich Schiller zurückkommen. Ich denke, daß es für die führenden Politiker unserer Zeit von entscheidender Bedeutung ist, über ihre alltäglichen institutionellen Interessen, über ihre unmittelbaren Wahlkreise oder Interessengruppen hinauszugehen und nicht nur im Sinne eng definierter nationaler Interessen ihres jeweiligen Landes zu denken, sondern vielmehr im Sinne globaler Kommentare.

Mir ist klar, daß das naiv und nicht sehr praktisch klingen mag, aber nur so können wir das Überleben unserer Gattung sichern. Andernfalls, fürchte ich, steuern wir auf eine epische Katastrophe mit unvorhersehbaren Folgen zu. Ich danke Ihnen.

„Die Beziehungen US-China: Potential für Kriegsvermeidung und Zusammenarbeit“, Oberst a.D. Richard H. Black (USA), ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der Armee, Büro des Generalanwalts im Pentagon

Im Wortlaut lesen

Die Beziehungen US-China:
Potential für Kriegsvermeidung und Zusammenarbeit

Von Senator Richard Black

Oberst a.D. Richard H. Black war Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee im Büro des Generalanwalts im Pentagon und Landessenator von Virginia.

Ich bin Senator Black. Lassen Sie mich zunächst sagen, daß ich einen militärischen Hintergrund habe. Ich war in schweren Bodenkämpfen mit der 1. Marinedivision und wurde verwundet. Meine beiden Funker wurden im Kampf neben mir getötet. Ich war Hubschrauberpilot und flog 269 Kampfeinsätze. Viermal wurde ich von Bodenfeuer getroffen. Nach dem Jurastudium diente ich als JAG-Offizier (in der Generalanwaltschaft der US-Armee) und war schließlich Leiter der Strafrechts-Abteilung, wo ich vor dem Kongreß aussagte und Exekutivverordnungen zur Unterzeichnung durch den Präsidenten vorbereitete.

Ich erwähne dies alles nur, um zu zeigen, daß ich patriotisch bin; ich habe Blut für mein Land vergossen. Aber ich habe kein Interesse daran, für die Verteidigung Taiwans oder für den Ruhm der globalen Oligarchen zu kämpfen, die so sehr vom Krieg profitieren.

Ich bin besorgt über die wachsenden sino-amerikanischen Spannungen, und ich stimme nicht mit denen überein, die meinen, die Vereinigten Staaten müßten ihre Hegemonie in Asien sichern.

Die Ein-China-Politik beibehalten

Lassen Sie mich also zunächst die Situation mit Taiwan betrachten. China betrachtet Taiwan als lebenswichtiges nationales Interesse, und da die USA seit Jahrzehnten eine Ein-China-Politik verfolgen, ist es gefährlich, ihre langjährige Politik, die Taiwan einfach als integralen Bestandteil Chinas anerkennt, umzukehren.

Präsident Nixons historischer Besuch in der Volksrepublik China im Jahr 1972 führte zu einer dramatischen Verbesserung der Handels- und Sicherheitsbeziehungen, die den Lebensstandard sowohl für Amerikaner als auch für Chinesen enorm anhoben. Diese bedeutenden Errungenschaften basierten auf dem Shanghaier Kommuniqué, das auch heute noch die Grundlage für die bilateralen Beziehungen bildet. Nixon und der chinesische Premierminister Zhou Enlai brachten ihre unterschiedlichen Auffassungen in der Taiwan-Frage in Einklang, indem sie eine Ein-China-Zwei-Systeme-Politik festlegten.

Solange die Annäherung mit Sensibilität und Respekt gehandhabt wurde, haben wir danach ein halbes Jahrhundert lang Frieden und Harmonie bewahrt.

Bedenken Sie, daß die USA 1971 der Vollversammlung der Vereinten Nationen erlaubten, die Resolution 2758 zu verabschieden, die die Volksrepublik China als einzigen legitimen Vertreter in den Vereinten Nationen anerkannte. Damit ersetzte die Regierung in Beijing die Republik China in Taiwan im mächtigen fünfköpfigen UN-Sicherheitsrat. In der Folge wechselten die meisten Länder ihre diplomatischen Beziehungen zu Beijing und weg von Taiwan. 1979 erkannten die USA die Volksrepublik China offiziell als rechtmäßige Regierung in Beijing an, und wir beendeten zu diesem Zeitpunkt die offiziellen Beziehungen zu Taiwan. Ich glaube, jeder erkannte, daß China irgendwann, wenn auch in weiter Ferne, unter der Regierung der Volksrepublik China in Beijing wiedervereinigt werden würde.

Das beispiellose Wachstum des Handels zwischen China und den Vereinigten Staaten führte unweigerlich zu einigen Meinungsverschiedenheiten. Präsident Trump warf sehr berechtigte Fragen zum geistigen Eigentum und zum Handelsgleichgewicht auf. Zunächst wurden diese Fragen respektvoll behandelt, aber als der innenpolitische Druck zunahm, begannen sowohl Demokraten als auch Republikaner, eine militantere Haltung gegenüber China einzunehmen. Jede Partei beschuldigte die andere, China gegenüber weich zu sein. Schließlich eskalierte dies, bis es zu einer schrillen Kakophonie feindseliger, unvernünftiger Stimmen kam, die China aller möglichen Dinge beschuldigten. Es gab übertriebene Behauptungen über die chinesischen Absichten gegenüber Taiwan, die zu provokativen Militäraktionen führten, einschließlich der Entsendung von Schiffen der US-Marine in die Straße von Taiwan, die eine Machtdemonstration war, die im Wesentlichen darauf abzielte, China in Verlegenheit zu bringen.

Die wachsenden sino-amerikanischen Spannungen haben beiden Seiten geschadet. Meines Erachtens wäre die amerikanische Führung gut beraten, den Geist der Freundschaft wieder aufleben zu lassen, der das dauerhafteste Vermächtnis von Präsident Richard M. Nixon an die Welt darstellte. Die Volksrepublik China wäre zweifellos erleichtert, wenn sich die Spannungen in der Taiwan-Frage abbauen würden, und die USA können dazu beitragen, indem sie einen weniger provokativen und versöhnlicheren Ton anschlagen.

Die Lösung der Ein-China-Frage liegt nicht in der Verantwortung der Vereinigten Staaten. Es handelt sich um eine interne Angelegenheit, die vom chinesischen Volk gelöst werden muß. Das chinesische Volk ist sehr geduldig, und wenn man es sich selbst überläßt, wird es die Angelegenheit auf friedliche und für beide Seiten akzeptable Weise regeln.

Zur Frage der Uiguren

Lassen Sie mich kurz auf die Frage der Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang eingehen. Viele Kriegsfanatiker versuchen, die Spannungen mit China zu erhöhen, und sie haben die Notlage der Uiguren aufgegriffen, um sie als sympathisch darzustellen.

In Wirklichkeit ist die Situation viel komplexer. Die Provinz Xinjiang ist eine riesige, trockene Region im Nordwesten Chinas, die nur sehr dünn besiedelt ist. Die Vereinigten Staaten haben Sanktionen gegen die Produktion von Waren verhängt, die von Uiguren in der Provinz hergestellt werden, was wiederum dazu geführt hat, daß die Uiguren keine Arbeitsplätze mehr haben und ihre Armut noch größer geworden ist.

So, wie die Vereinigten Staaten Maßnahmen zur Abschreckung des Terrorismus ergriffen haben, die wir am 11. September 2001 und auch nach Pearl Harbor im Zweiten Weltkrieg erlebt haben, haben die Chinesen ähnliche Beweggründe, den Terrorismus zu unterdrücken und die Sicherheit ihres Volkes zu gewährleisten. Im Jahr 2014 überfiel eine mit Messern bewaffnete Gruppe von Terroristen den Bahnhof von Kunming in der Provinz Yunnan. In einem viel beachteten und sehr brutalen Angriff stachen sie mit Messern auf Han-Chinesen ein. Über 170 Menschen wurden von den messerschwingenden Terroristen getötet oder verwundet. Es handelte sich um uigurische Separatisten, die eine handgemalte Ostturkestan-Flagge trugen. Und sie schlachteten Dutzende von hilflosen Menschen ab. Diese Kämpfer beabsichtigen, eine brutale islamische Regierung aus dem 7. Jahrhundert zu übernehmen, und sie sind auch entschlossen, alle Han-Chinesen aus dieser riesigen Provinz Chinas zu vertreiben.

Die chinesische Regierung mußte einfach reagieren; sie konnte auf keinen Fall akzeptieren, daß ihr Volk abgeschlachtet und aus einem Teil ihres Landes vertrieben wurde.

Berichte, wonach eine große Zahl von Uiguren in Internierungslagern untergebracht wurde, müssen etwas relativiert werden. Wenn man an den Zweiten Weltkrieg zurückdenkt, der historisch gesehen noch gar nicht so lange zurückliegt, so haben die Vereinigten Staaten nach dem Angriff auf Pearl Harbor alle Amerikaner japanischer Abstammung in abgelegene Internierungslager gebracht. Die Japan-Amerikaner waren damals nicht durch Gewalt gegen die amerikanische Öffentlichkeit aufgefallen, und dennoch war es unumstritten, sie in Internierungslager zu stecken. Sogar Nationen in Süd- und Mittelamerika und Kanada schlossen sich unserem Vorgehen an und brachten japanische Bürger in Internierungslagern unter.

Ich denke also, daß wir China gegenüber etwas weniger kritisch sein sollten, denn im Gegensatz zu ihrer Situation hatten uns die Japaner-Amerikaner nie etwas angetan. Die militanten Uiguren hingegen waren extrem gewalttätig und störend. Es gibt viele, viele sehr gute uigurische Bürger, aber das gewalttätige Element ist erheblich, und die chinesische Regierung muß einfach handeln und reagieren.

Ich möchte erwähnen, daß es eine Brigade uigurischer Kämpfer gibt, die derzeit unter dem Kommando von Al-Qaida in der syrischen Provinz Idlib agiert. Sie befinden sich dort, um terroristische Taktiken zu erlernen, die sie schließlich nach China zurückbringen und dort zum Sturz der chinesischen Regierung einsetzen können.

Terrorismus ist eine sehr gefährliche Sache für alle Nationen, wie wir erfahren haben. Und ich denke, wir sollten davon absehen, die Central Intelligence Agency zu Maßnahmen zu autorisieren, die die terroristischen Aktivitäten der Uiguren im Nordwesten Chinas verstärken würden. Und wir sollten die Uiguren nicht zu Spielfiguren in einem gefährlichen Spiel machen, das die Welt destabilisiert.

Das Quad-Bündnis

Lassen Sie mich abschließend noch kurz auf unsere Maßnahmen im Rahmen des Quadrilateralen Sicherheitsdialogs, der so genannten Quad, eingehen. Die Vereinigten Staaten haben vor kurzem ein Bündnis aus den Vereinigten Staaten, Australien, Indien und Japan gebildet, das sich militärisch koordiniert und China gegenüber zunehmend feindlich eingestellt ist. Es ist besorgniserregend zu sehen, wie dieses Bündnis zur gleichen Zeit Gestalt annimmt, in der das Außenministerium und der US-Geheimdienst Central Intelligence Agency anscheinend im Stillen terroristische Aktivitäten der Uiguren in China fördern.

Ich glaube nicht, daß es für die Vereinigten Staaten oder die Welt von Vorteil ist, Instabilität mit China zu schüren. Es besteht die Gefahr, daß dies zu einem großen Krieg eskaliert, der zu einem thermonuklearen Krieg wird. Die Spannungen, die sowohl mit Rußland als auch mit China geschürt werden, sind gefährlich und kontraproduktiv. Die Nationen müssen erkennen, daß künftige globale Konflikte zwischen den Großmächten wahrscheinlich zu einem thermonuklearen Krieg eskalieren werden. In diesem Fall ist das Überleben der Menschheit ungewiß. Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen mutige Schritte unternehmen, um den Handel zu normalisieren, den Terrorismus zu bekämpfen und Nixons lang anhaltende Vision von Frieden und Wohlstand zwischen China und Amerika wiederherzustellen.

Ich danke Ihnen.

„Das Überleben der Welt hängt davon ab, ob die USA und China miteinander umgehen können“, Dr. George Koo (USA), Vorsitzender der Burlingame Stiftung, internationaler Businessberater i.R.

Im Wortlaut lesen

Das Überleben unserer Welt hängt davon ab,
ob die USA und China miteinander auskommen können

Von Dr. George Koo

Dr. George Koo ist Vorsitzender der Burlingame-Stiftung und internationaler Unternehmensberater i.R.

Ich danke Ihnen, Herr Vorsitzender. Ich weiß die Gelegenheit zu schätzen, an dieser sehr wichtigen Konferenz teilnehmen zu können. Und ich möchte dem Schiller-Institut dafür danken, daß es diese Konferenz organisiert hat.

Mein Thema spiegelt meine Besorgnis wider: Ich bin sehr besorgt über den Konflikt, der sich zwischen den Vereinigten Staaten und China entwickelt, und ich denke, das Überleben unserer Welt hängt davon ab, daß die beiden Länder miteinander auskommen.

Die am häufigsten gehörten Vorwürfe, die die Vereinigten Staaten gegen China erheben, lassen sich wie folgt aufzählen:

Erstens beschuldigen unsere (amerikanischen) Kongreßmitglieder, Senatoren und Abgeordnete, China der Währungsmanipulation, was ziemlich absurd ist, denn China hat den Wechselkurs an den Dollar gekoppelt, und der Grund für die Manipulation ist, daß wir den Dollar absichtlich geschwächt haben.

Wir haben China auch, vor allem während der Trump-Präsidentschaft, unfaire Handelspraktiken vorgeworfen und deshalb Zölle auf chinesische Waren erhoben. Das hat nichts zum Abbau des Handelsdefizits beigetragen. Es hat vielmehr die Inflation und die Lebenshaltungskosten für die amerikanische Bevölkerung in die Höhe getrieben. Aus grundlegender wirtschaftlicher Sicht war es nicht sinnvoll.

Wir beschuldigen China auch, geistiges Eigentum zu stehlen. Nun, in den frühen Gründertagen, als China begann, sich dem Westen zu öffnen, verlangte es von ausländischen Unternehmen, die in China Fuß fassen wollten, die Gründung von Joint Ventures, und es förderte die Investition von Technologie und geschützter Technologie als Teil der Kapitalbeteiligung, bis zu 25% des Eigenkapitals. In diesem Sinne konnte China also Technologie einführen, aber das war zu einer Zeit, als China sehr rückständig und arm war und erst herausfinden mußte, wie man investieren und westliche Technologie einführen konnte.

Das ist nicht viel anders als in der frühen nachkolonialen Zeit Amerikas, als man der britischen industriellen Revolution so weit hinterherhinkte, daß Alexander Hamilton eigens amerikanische Landsleute nach London schickte, um Geschäftsgeheimnisse zu stehlen. Aber das ist schon lange her. Und es ist eine Übertreibung der Politiker in Washington, wenn sie behaupten, China habe den Vereinigten Staaten Technologie im Wert von Hunderten Milliarden Dollar „gestohlen“. Tatsächlich hat China inzwischen seine eigene Technologie entwickelt und in vielen Bereichen den amerikanischen Wissensstand übertroffen. Es ist doch ziemlich absurd zu behaupten, ein Unternehmen wie Huawei stehle Technologie, die die Vereinigten Staaten nie hatten!

Und der vierte und beliebteste Vorwurf ist, daß China Menschenrechtsverletzungen begehe. Aber wie kann jemand maßlose Menschenrechtsverletzungen begehen, wenn man 850 Millionen Menschen aus der Armut herausholt? China hat wiederholt gezeigt, daß es sich um den Lebensunterhalt jedes Bürgers in China kümmert, und mit seiner Gürtel- und Straßeninitiative auf der ganzen Welt zeigt es, daß es sich um den Lebensunterhalt aller Menschen auf der Welt kümmert. Das steht in krassem Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, die für Demokratie und individuelle Freiheit werben, aber wohin sie auch gehen, folgen Tod und Zerstörung. So wie, und das ist natürlich nur das jüngste Beispiel, das Ende des ewigen Krieges in Afghanistan.

China wird auch vorgeworfen, es sei eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA, und infolgedessen werden ethnische chinesische Amerikaner, die in den Vereinigten Staaten im Bereich von Wissenschaft und Technologie arbeiten, vom FBI schikaniert, ohne ordnungsgemäßes Verfahren verhaftet, ihre Karrieren und Existenzen zerstört. Und dann läßt das Justizministerium häufig ohne jegliche Entschuldigung oder Entschädigungsangebot alle Anklagen fallen und überläßt diese Menschen ihrem Schicksal.

Eine andere Art, mit China als „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ umzugehen, ist unsere sogenannte „Freiheit der Seefahrt“ im Südchinesischen Meer. Wir drohen China, indem wir an der Küste patrouillieren; früher haben wir auch den chinesischen Luftraum überflogen, um auszuspionieren, was dort vor sich geht. Und jetzt beschuldigen wir sie, eine Bedrohung zu sein! Vor allem, wenn wir eine Provokation machen und sie darauf reagieren, heißt es: „Seht her, ihre Reaktion ist eine Provokation.“

Der wichtigste Vorwurf in Bezug auf die nationale Sicherheit betrifft das, was wir uns in Taiwan herausnehmen, vor allem, als Pompeo Außenminister war, was aber von der derzeitigen Biden-Regierung fortgesetzt wurde. Wir scheinen das Shanghaier Kommuniqué, das bei Nixons Besuch in China unterzeichnet wurde und in dem anerkannt wird, daß Taiwan schon immer zu China gehörte, nicht zu respektieren und anzuerkennen. Wir ermutigen die Regierung in Taipeh, die von der DPP [Demokratische Fortschrittspartei] angeführt wird, zu der Überlegung, die Amerikaner kämen ihnen zu Hilfe, wenn sie zu weit gehen sollten. Und das ist ein drittes Gleis, das unsere Sicherheit – die Sicherheit der ganzen Welt – gefährdet.

Schließlich heißt es auch, man könne China nicht trauen, weil es nicht wie eine „westliche Demokratie“ ist. Ach ja! Wissen Sie, wenn die Vereinigten Staaten ein Modell für westliche Demokratie sind, dann geben wir ein schreckliches Beispiel ab: Kürzlich ergab eine Umfrage von Pew Research, daß etwa 80% der Befragten u.a. in Ländern wie Großbritannien, Deutschland und Frankreich der Meinung sind, daß die Vereinigten Staaten kein würdiges Demokratiemodell mehr sind. Und es waren auch 80% der Menschen in den Vereinigten Staaten! Das zeigt nur, wie weit Amerika sich von sich selbst entfernt hat.

Der wahre Grund für die Vorwürfe

Der wahre Grund, warum China als Gegner und Bedrohung angesehen wird, ist der, daß die chinesische Wirtschaft die amerikanische zu überholen droht, und das scheint etwas zu sein, was die Leute in Washington nicht ertragen können.

Was Gürtel und Straße betrifft, hat China sich durch die vielen sinnvollen Infrastrukturinvestitionen nach der Finanzkrise von 2008 qualifiziert. Sie haben Brücken gebaut, sie haben Autobahnen gebaut, sie haben Hochgeschwindigkeitsbahnen gebaut. Jetzt tragen sie ihr Know-how in den Rest der Welt und bieten es an, um anderen Ländern zu helfen.

Ein einfaches Beispiel soll verdeutlichen, wie effektiv sie waren: In Hanoi haben sie innerhalb von sieben Jahren eine U-Bahn mit Hochbahn gebaut. Es handelt sich um eine 13,5 km lange Strecke mit zwölf Stationen, die in sieben Jahren fertiggestellt wurde und jetzt in Betrieb ist.

Auch Japan hat sich für eine U-Bahnlinie beworben: Der Bau wurde begonnen und läuft seit neun Jahren, sie ist immer noch nur zu 87% fertig, und die Kostenüberschreitung hat die günstige Finanzierung, die Japan ursprünglich angeboten hatte, zunichte gemacht.

Ich muß also fragen: Ist China qualifiziert, dem Rest der Welt zu nützen? Können die USA ein konkurrenzfähiges Angebot zur aktuellen Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) machen?

Vielleicht ja, vielleicht nein. Auf jeden Fall soll die BRI keine Situation mit Gewinnern und Verlierern sein. Sie soll eine Win-Win-Situation für alle sein.

Und wohin gehen die beiden Länder jetzt? Die Vereinigten Staaten drohen, China den Zugang zu amerikanischer Technologie zu verwehren, die Verweigerung von Halbleitern für Huawei ist wohl das offensichtlichste Beispiel.

Dadurch wird China gezwungen, seinen eigenen Weg zu gehen, und mit seinen Ressourcen und seiner Motivation wird es früher oder später in der Lage sein, seine eigene, einheimische Technologie zu entwickeln. Und das ist ein Ergebnis, bei dem man nur verlieren kann. Denn Unternehmen wie TSMC werden einen großen Teil ihres Marktes an China verlieren, wenn China seine eigene Technologie entwickeln kann. Beide Märkte werden kleiner sein als der Gesamtmarkt, und das ist ein Verlustgeschäft.

Der andere Unterschied besteht darin, daß China ein Einparteiensystem ist, und sobald ein Konsens besteht, werden die Dinge angepackt und erledigt. Sie handeln schnell. Die Vereinigten Staaten, insbesondere die letzten drei Regierungen von Obama über Trump bis Biden, waren sehr gut darin, Dinge auf die lange Bank zu schieben. Kein Politiker will das Offensichtliche sagen und über gemeinsame Ziele und gemeinsame Interessen sprechen. Sie sind immer darauf aus, auf das andere Land zu schimpfen.

Nun sehen wir, wie sich die Welt von der amerikanischen Hegemonie wegbewegt und auf eine multipolare Welt zubewegt. Doch die Vereinigten Staaten scheinen diesen Trend nicht zu verstehen und zu erkennen. Wir scheinen unsere Energie darauf zu verwenden, zu versuchen, China den Kopf unter Wasser zu halten, anstatt zu versuchen, aus eigener Kraft zu konkurrieren.

Unterdessen konzentriert sich China auf die Entwicklung seiner Technologie und die Entwicklung seiner Wirtschaft. Es steht außer Frage, daß Chinas Wirtschaft, wenn sie die amerikanische nicht schon überholt hat, auf jeden Fall die Kaufkraftparität erreicht hat, und es ist unvermeidlich, daß sie mit ihrer Bevölkerungszahl die Größe der US-Wirtschaft bald übertreffen wird.

Ich denke, es ist ganz offensichtlich, daß die beiden größten Volkswirtschaften zusammenarbeiten müssen. Es gibt so viele globale Probleme, die Zusammenarbeit statt Konkurrenz erfordern; die Länder müssen über Win-Win-Ergebnisse nachdenken. Zum Beispiel, um globale Stabilität zu ermöglichen und einen nuklearen Winter zu vermeiden. Zum Beispiel, um die Flüchtlingsströme unter Kontrolle zu bringen und den Menschenhandel zu stoppen, um Pandemien zu bekämpfen und zu verhindern, um von der Aufrüstung auf die Förderung des menschlichen Lebens und der Menschenwürde umzuschwenken und um den globalen Terrorismus gemeinsam zu bekämpfen.

Kurzum, ich möchte nur betonen: Es ist für uns alle wichtig, zu erkennen und zu verstehen, daß der einzige Weg, wie alle gewinnen können, darin besteht, daß die beiden Länder mit dem Unsinn des Kalten Krieges aufhören und herausfinden, wie sie zusammenarbeiten können. Es kann einfach nicht funktionieren, daß man sich ein Thema aussucht, bei dem man China anschwärzt und auf es einprügelt, und dann ein anderes Thema, bei dem man zusammenarbeiten will.

Ich danke Ihnen vielmals, ich weiß die Gelegenheit zu schätzen.

„До́брое бра́тство — лу́чшее бога́тство – Brüderlichkeit ist der beste Reichtum“, Kirk Wiebe (USA), ehemaliger leitender Analyst, Nationale Sicherheitsbehörde (NSA), Mitglied in Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS)

Im Wortlaut lesen

Brüderlichkeit ist der größte Reichtum

Von Kirk Wiebe

Kirk Wiebe ist ehemaliger Leitender Analyst der Nationalen Sicherheitsbehörde (NSA) der USA und Mitglied der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS).

Hallo, mein Name ist Kirk Wiebe. Ich freue mich, in dieser Eröffnungssitzung der Konferenz des Schiller-Instituts sprechen zu dürfen.

Ich bin stolzes Mitglied der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (Geheimdienst-Veteranen für Vernunft, VIPS). Wie der Name schon sagt, sind wir zutiefst besorgt darüber, wie nachrichtendienstliche Versäumnisse und die Manipulation der Wahrheit katastrophale Folgen haben können. Das ist im Irakkrieg 2003 geschehen. Davor war es geschehen, als die Anschläge vom 11. September (2001) nicht verhindert wurden, was den 20jährigen Afghanistankrieg zur Folge hatte.

Bill Binney und ich sind am 31. Oktober 2001 aus der Nationalen Sicherheitsbehörde ausgetreten, weil man uns daran gehindert hatte, Mittel einzusetzen, die uns vor dem 11. September zur Verfügung standen und die diese Terroranschläge hätten verhindern können. Korrupte Elemente in unseren Geheimdiensten und unserer Regierung haben uns daran gehindert, sie wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Die Folge war, daß Billionen von Dollar und Millionen von Menschenleben auf beiden Seiten in den daraus resultierenden Kriegen verloren gingen.

Noch wichtiger ist, daß die Welt in den letzten 20 Jahren nicht sicherer, sondern unsicherer geworden ist. Ich bin der Meinung, daß jedes Gerede über eine mögliche militärische Konfrontation oder einen Krieg mit Rußland, China oder anderen Ländern gründlich mit dem amerikanischen Volk diskutiert werden muß, was bisher nie der Fall war. Und das müssen Personen wie ich tun, die in der Lage sind, aufzudecken, wie diese Entscheidungen tatsächlich getroffen werden – Entscheidungen, die oft das Gegenteil von dem sind, was im wahren Interesse der Vereinigten Staaten liegt.

In meiner Zeit bei der National Security Agency habe ich mich auf Geheimdienstinformationen über Rußland spezialisiert. Vor vier Jahren, auf dem Höhepunkt des Russiagate-Schwindels, kamen Bill Binney und ich nach New York City und sprachen über unsere Ansicht, daß die Behauptung, Rußland hätte das Demokratische Nationalkomitee gehackt, in keiner Weise durch Beweise untermauert war. Wir sind der Meinung, daß der Fall Julian Assange und – in anderer Weise – der Fall Ed Snowden, wenn er von der Weltöffentlichkeit und besonders von der völlig uninformierten amerikanischen Bevölkerung zur Kenntnis genommen würde, die Geheimnisse aufklären würde.

Meiner Ansicht nach gibt es keine Anzeichen dafür, daß Rußland einen Krieg will, und ich bezweifle sehr, daß China einen Krieg mit den Vereinigten Staaten will. Aber es besteht auch kein Zweifel daran, daß die Tragödie in Afghanistan, die Tragödie im Irak und andere tödliche Expeditionen, einschließlich unserer Rolle in Libyen und Syrien, nicht die Unterstützung des amerikanischen Volkes gehabt hätten, wenn man die Ereignisse vom 11. September 2001 verhindert hätte – und Bill Binney, Diane Roark und andere wissen sehr gut, daß man sie hätte verhindern können. Die Vernunft muß siegen.

Abschließend möchte ich meinen russischen Gesprächspartnern sagen, was ich kürzlich am Teardrop Memorial in Bayonne, New Jersey, gesagt habe, das die russische Nation den Vereinigten Staaten zum Gedenken an die Opfer des 11. September gewidmet hat.

(auf Russisch:)

Sehr geehrte russische Freunde!

Ich möchte folgendes sagen: Wir sind hier alle in einer Atmosphäre der Brüderlichkeit, der Freundschaft und – ja – der Liebe versammelt. Wir Amerikaner danken Ihnen aufrichtig für dieses wunderbare, schöne und inspirierende Denkmal – ein Mahnmal für all jene, die an jenem tragischen Tag vor 20 Jahren starben oder verletzt wurden. Seien Sie gewiß, daß wir Ihnen stets als Weggefährten im Kampf für die Wahrheit und im Kampf gegen den Terrorismus zur Seite stehen werden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Grüße an die Konferenz, Gen. Edwin De La Fuenta Jeria, ehem. Oberkommandeur der bolivianischen Streitkräfte

– Frage- und Antwort-Periode mit (u.a.) Madison Tang, CODEPINK, Dr. Nikolay Megits, Präsident, Institute of Eastern Europe and Central Asia und Earl Rasmussen, The Eurasia Center

Zweites Panel: Samstag, 13. November, 20.00 Uhr (MEZ)

Die Wissenschaft der physischen Wirtschaft“

Moderator: Claudio Celani (Italien), Executive Intelligence Review (E.I.R.)

– Felix Mendelssohn: Elijah, No. 14- Lord God of Abraham, Isaac and Israel, Kevin Thompson, Bass; Dura Jun, Piano

„Die hyperinflationäre Politik stoppen“, Paul Gallagher (USA), Mitherausgeber, Executive Intelligence Review (EIR)

„Die drohende Katastrophe in Afghanistan verhindern“, Dr. Pino Arlacchi (Italien), Soziologieprofessor, Sassari-Universität, ehemaliger Exekutivdirektor des UN-Büros für Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung und ehemaliger Sonderberichterstatter des Europäischen Parlaments für Afghanistan

„Sozioökonomische Bedingungen in Afghanistan und die Rolle der internationalen Gemeinschaft“, Amna Malik (Pakistan), Präsident, Center of Pakistan and International Relations (COPAIR)

„Wie eine zusammenbrechende Wirtschaft und humanitäre Krise in Afghanistan vermieden werden kann“, Dr. Shah Mehrabi (Afghanistan), Mitglied im Vorstand der Gouverneure der Zentralbank Afghanistans und Vositzender des Komitees zur Rechnungsprüfung

– Frage- und Antwort-Periode mit Helga Zepp-LaRouche, (Deutschland) Gründerin und Präsidentin, Schiller-Institut, und Iliad Alexander Terra, (USA), Gründer und Präsident, Rat für Globale Beziehenungen (USA)

„Eine Strategie zur Zerschlagung von Dope Inc. im 21. Jahrhundert“, Dennis Small (USA), Leiter der Nachrichtenabteilung für Lateinamerika, Executive Intelligence Review (EIR)

„Macht den Plan des Schiller-Instituts zur Entwicklung Haitis überall bekannt“, Billy Anders Estimé (Haiti), Mitgründer, Cafe Diplo Haiti

„Infrastruktur und Bildung: Der Schlüssel zu Entwicklung von Haiti und der Dominikanischen Republik“, Domingo Reyes (Dominikanische Republik), Prof. em. für Wirtschaft

„Haiti und Afghanistan: Die notwendigen Lehren zum Aufbau von Nationen, anstatt Chaos zu schaffen“, Eric Walcott – Direktor, Strategische Partnerschaften am am Institut für Karibikstudien, Washington, D.C.

„Grußbotschaft an das Schiller-Institut und die werten Gäste“, Jhonny Estor (Haiti), Gründer, „Renaissance Haiti“

„Die dringende Notwendigkeit eines Weltgesundheitssystems – Sich nicht zu kümmern ist unverzeihlich“, Dr. Joycelyn Elders (USA), ehemalige Surgeon General der USA

„Das Potential der Reservisteneinheiten des US-Militärs im wirtschaftlichen Wiederaufbau der USA und der ganzen Welt“, Generalmajor (i.R.) Carroll D. Childers (USA) ehemaliger kommandierender General der einzigen leichten Division in den Reservekomponenten der Nationalgarde für VA, MD, MA, CT und NJ

„Kommunale Pflegehilfskräfte in D.C. – ein Modell für die Welt“, Dr. Walter Faggett (USA), ehem. medizinischer Chefkoordinator des Gesundheitsministeriums, Washington D.C., Beisitzender des Gesundheitsausschusses für DC Ward 8

„Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht, kein Privileg“, Dr. Ernest Johnson (USA), emeritierter Präsident NAACP, Anwalt, Professor für Recht, Southern University Law Center, Baton Rouge, L.A.

„Unter dem Deckmantel des Naturschutzes droht Deutschland eine Hungersnot“, Alf Schmidt (Deutschland), unabhängiger Landwirt, Organisator der Bauernproteste in Berlin

„Grüße von der Jahreskonferenz der Kansas Cattleman’s Association“, Robert Baker (USA), Landwirtschaftsberater des Schiller-Instituts, Riley Robbins, Präsident der KCA, John Ney, Vizepräsident der KCA

Drittes Panel: Sonntag, 14. November, 16.00 Uhr (MEZ)

Das Universum hat keine Grenzen des Wachstums“

Moderator: Megan Dobrodt, Päsidentin, US-Schiller-Institut

-Ludwig van Beethoven: Abendlied unter’m gestirnten Himmel, WoO 150., John Sigerson, Tenor; Dura Jun, Klavier

„Die Rolle der LaRouche-Bewegung, um den Malthusianismus zu besiegen“, Jason Ross (USA), wissenschaftlicher Berater des Schiller–Instituts

„Botschaft an die Jugend beim COP26-Gipfel“, Dr. Augustinus Berkhout (Niederlande), Professor em. für Geophysik, Technische Universität Delft, Mitglied der Königlich-Niederländischen Akademie der Künste und Wissenschaften

„Erdbebenprognosen an den Grenzen der Wissenschaft“, Prof. Sergej Pulinez (Rußland), Forschungsleiter des Weltraumforschungsinstituts der Russische Akademie der Wissenschaften

„Über Nachhaltigkeit“, Dr. Carl Otto Weiß (Deutschland), ehemaliger Direktor und Professor an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, Braunschweig,

„Ein Post-Mortem des COP26: Ökokolonialismus durch Klimawahrheit beenden“, Dr. Kelvin Kemm (Südafrika), ehemaliger Vorstand der südafrikanischen Nuclear Energy Corporation (NECSA), Direktor und Geschäftsführer, Stratek Business Strategy Consultants in Pretoria, S.A.

„Wissenschaft darf nicht als Waffe genutzt werden“, Landessenator Mike Thomson, Kansas (USA), Vorsitzender des Senatsausschusses für Energieversorgung

„Die Klimamodelle der Nobelpreisträger sind falsch“, Prof. Franco Battaglia (Italien), Professor für Physikalische Chemie, Universität Modena; Mitglied des initiierenden Komitees der Erklärung „Klima, eine Gegenstrom-Petition“, Juli 2019

Viertes Panel: Sonntag, 14. November, 20.00 Uhr (MEZ)

Die Schönheit der wahren menschlichen Kultur“

Moderator: Diane Sare, Schiller-Institut

-Traditionaler Spiritual, arr. Moses Hogan: He’s Got the Whole World in His Hands Linda Childs, Alto; Dura Jun, Klavier

– Ludwig van Beethoven: Agnus Dei , Missa Solemnis, Opus 123, Schiller Institute NYC Chorus

„Das Squid-Spiel und andere Dinge, die auf uns zukommen“, Jacques Cheminade (Frankreich), Präsident, Solidarié et Progrès

„Über die ästhetische Erziehung in China“, Xu Wang (China), Exekutivdirektor des Boao Kultur- und Kreativätsinstituts

„Bildung: Ein Rennen gegen die Zeit“, Prof. Zaher Wahab (Afghanistan), emigrierter Professor für Bildung, Ehemaliger Berater des afghanischen Minsters für Höhere Bildung

„Das chinesische Engagement für Bildung aus der Sicht eines amerikanischen Lehrers“, Denise Rainey (USA), Lehrerin und Schuldirektorin i.R., Rochester, N.Y.

„Über Bildung“, Prof. Dr. Ole Doering (Deutschland), Sinologe und Philosoph

„Wie die Weltgesundheitsplattform die Zukunft des Westens retten wird“, Diane Sare, Gründerin des New Yorker Schiller-Institut Chores

„Schlußbemerkungen“, Helga Zepp-LaRouche (Deutschland), Gründerin und Präsidentin, Schiller-Institut


Samstag, 21. August – Jetzt dringender als zuvor: In Afghanistan bietet sich die Chance für eine neue Epoche der Menschheit

Einladung zur Webcast des Schiller-Instituts, Samstag 21. August 2021, 18.00 Uhr

Die Webcast wird auf englisch stattfinden.

18. August – Fast alle politischen Entscheidungsträger und strategischen Analysten im transatlantischen Sektor befinden sich in einem Zustand von Ahnungslosigkeit, Chaos und Hysterie über die Entwicklungen in Afghanistan. Deswegen berief die Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, spontan für kommenden Samstag, dem 21. August, ein dringendes internationales Seminar ein, das sich mit der einzig möglichen Lösung für die Krise befaßt: Frieden durch Entwicklung. Das Seminar setzt die Afghanistan-Konferenz des Schiller-Instituts vom 31. Juli fort, mit vielen der gleichen und auch neuen Diskussionsteilnehmern.

Helga Zepp-LaRouche hat in einem Webcast-Interview eine klare Lageeinschätzung abgegeben:

„Im Gegensatz zu der Hysterie, die von den Massenmedien verbreitet wird, sehe ich die Entwicklung [in Afghanistan] nicht wie viele als Katastrophe, sondern als Einschnitt, sogar als einen Rieseneinschnitt, und in dem Punkt stimme ich mit CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet überein. Das ist die schlimmste Niederlage der NATO seit ihrer Existenz, und wir befinden uns in einem Epochenwandel…

Die beste Chance, die Situation in Afghanistan zum ersten Mal seit 40 Jahren zu stabilisieren, liegt darin, Afghanistan in die Dynamik der Neuen Seidenstraße zu integrieren, was auch eindeutig der Wunsch und das Angebot der Nachbarn, Rußland, China, der zentralasiatischen Republiken, Pakistan, Iran und aller anderen ist, die ein Interesse daran haben, daß sich die Lage positiv entwickelt. Eigentlich ist Afghanistan das einzige Land, das noch nicht in diese Entwicklung integriert ist, weil die USA und die NATO genau das blockiert haben. Von daher bin ich absolut optimistisch. Es kann ein Epochenwandel sein, vorausgesetzt, die Europäer und die USA besinnen sich darauf, was der Grund dafür war, daß diese Politik so krachend gescheitert ist, und ehrlich darüber nachdenken, was anders gemacht werden muß.“

Zepp-LaRouche richtete einen besonderen Appell an die Vereinigten Staaten: „Die Vereinigten Staaten müssen zu der Außenpolitik ihrer Gründerväter – wie John Quincy Adams – zurückkehren, daß das Ziel der Vereinigten Staaten nicht darin besteht, fremden Monstern nachzujagen, sondern Bündnisse zu schließen. John Quincy Adams sagte, daß die Vereinigten Staaten Bündnisse mit vollkommen souveränen Republiken eingehen sollten, und genau das ist dafür auch heute der richtige Zeitpunkt. Man dürfe sich nicht dagegen wehren, daß China Afghanistan in die Belt and Road Initiative einbindet, sondern man müsse dies als eine Gelegenheit zur Zusammenarbeit betrachten und die geopolitische Konfrontation beenden, die nur in eine Katastrophe führen kann.“ Sie schloß: „Diese Art Diskussion müssen wir anregen.“

Die archivierte Schiller-Institut-Konferenz vom 31. Juli „Afghanistan nach der gescheiterten Regimewechsel-Ära: Ein Wendepunkt in der Geschichte“ finden Sie hier. Die Redner waren:

  • Helga Zepp-LaRouche (Deutschland), Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts
  • Pino Arlacchi (Italien), Professor für Soziologie an der Universität Sassari, ehemaliger Exekutivdirektor des UN-Büros für Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung und ehemaliger Berichterstatter des Europäischen Parlaments für Afghanistan
  • S.E. Botschafter Hassan Shoroosh (Afghanistan), Botschafter der Islamischen Republik Afghanistan in Kanada
  • I.E. Botschafterin Anna Estigneeva (Russische Föderation), Stellvertretende Ständige Vertreterin der Russischen Mission bei der UN
  • Dr. Wang Jin (China), Fellow, Charhar Institute
  • Ray McGovern (U.S.A.), Analyst, Central Intelligence Agency (CIA-ret.), Mitbegründer von Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS)
  • Hassan Daud (Pakistan), CEO, Khyber Pakhtunkhwa Province Board of Investment
  • Hussein Askary (Schweden/Irak), Schiller-Institut, Südwestasienkoordinator

Afghanistan-Internetkonferenz des Schiller-Instituts: Ein Entwicklungsprogramm sofort in Angriff nehmen

Das Schiller-Institut hat heute eine Internetkonferenz zu dem Thema Afghanistan nach der gescheiterten Regimewechsel-Ära: Ein Wendepunkt in der Geschichte abgehalten, auf der Diplomaten und Experten aus vielen Ländern, darunter Afghanistan, Rußland, China, Pakistan, den Vereinigten Staaten, Italien und anderen vier Stunden lang intensiv diskutiert haben.

Helga Zepp-LaRouche, Präsidentin und Gründerin des Schiller-Instituts, sagte zum Abschluß der Veranstaltung, daß wir jetzt „eine Perspektive haben, wohin wir gehen müssen“. Vorrangig sei es, „einen Entwicklungsplan auf den Tisch zu legen, den niemand ablehnen kann“. Und um ihn umzusetzen, müsse jede erdenkliche Unterstützung mobilisiert werden. Der letzte Konferenzredner, der Südwestasien-Koordinator des Schiller-Instituts Hussein Askary aus Schweden, wies mit Nachdruck darauf hin, daß der Aufbau und die Entwicklung Afghanistans in allen Gesprächen und Verhandlungen an erster Stelle stehen müsste und nicht an letzter. Er forderte zudem, „die Kriegsherren und die Briten“ herauszuhalten. Askarys Vortrag, der konkrete Entwicklungsaspekte enthielt, trug den Titel „Bringt Afghanistan auf die Seidenstraße zum Frieden“.

Der Moderator der Konferenz, Dennis Speed (USA), sagte in seinen einleitenden Bemerkungen, die Beratungen würden die übliche Auffassung von Krieg oder Frieden ändern und einen Beitrag der Diplomatie zur Formulierung von Strategien für gegenseitiges Verständnis und Entwicklung leisten. Er präsentierte ein kurzes Video des Staatsmannes und Wirtschaftswissenschaftlers Lyndon LaRouche aus dem Jahr 1985, worin dieser unter Bezug auf Präsident Abraham Lincoln betonte, daß man mit dem Aufbau der Infrastruktur die gesamte Ökonomie verändern könne.

In ihrer Eröffnungsrede betonte Helga Zepp-LaRouche, daß wir uns in einem besonderen Moment der Geschichte befänden, in dem die geopolitische Konfrontation beendet und ein neues Paradigma begonnen werden müsse – nicht nur für die Integration und den Wohlstand Eurasiens, sondern für die gesamte Welt. Sie zeigte ein Bild des wunderschönen Fundstücks der „Goldenen Maske“, um die 5.000-jährige Geschichte der zentralasiatischen Region hervorzuheben.

Eine wichtige Rolle in der Diskussion spielte von Anfang bis Ende Professor Pino Arlacchi aus Italien, Soziologieprofessor von der Universität Sassari. Zuvor war Arlacchi Exekutivdirektor des UN-Büros für Drogenkontrolle und Verbrechensverhütung (1997-2002) und ehemaliger Berichterstatter des Europäischen Parlaments für Afghanistan. Titel seines Vortrags war „Opium in Afghanistan ausrotten, moderne Landwirtschaft entwickeln, die Nation aufbauen, jetzt“. Er berichtete über sein damaliges Vorgehen, mit dem der Schlafmohnanbau in Afghanistan bis 2001 fast vollständig beseitigt werden konnte, was dann in den folgenden Jahren der militärischen Operationen der USA und der NATO wieder rückgängig gemacht wurde. Im Jahr 2010 schlug Arlacchi erneut einen Plan vor, der jedoch von der EU, Großbritannien und den USA verhindert wurde. Heute ist Afghanistan das Ursprungsland für über 80 % der weltweiten Opiumdrogen. Arlacchi schilderte im Detail, was heute getan werden könne und müsse. Es müsse einer alternative Landwirtschaft gaben, bei der die Bauern bei der Umstellung auf andere Kulturen unterstützt werden. Das sei relativ kostengünstig, wenn man bedenke, welch großen Einfluß die Drogenkartelle haben. Die Bauern in Afghanistan erhielten vielleicht 300 bis 350 Millionen Dollar für ihre Opiumernte, die dann für das organisierte Verbrechen in Europa 20 Milliarden Dollar wert sei. Es gebe viele alternative Kulturen von großem Nutzen und Wert, zum Beispiel Safran.

Die an der Konferenz beteiligten Diplomaten zeichneten ein umfassendes Bild der derzeitigen Situation. Botschafter Hassan Shoroosh, der afghanische Botschafter in Kanada, war aus Ottawa zugeschaltet und sagte, ein „neues Kapitel der Partnerschaft“ müsse ausgearbeitet werden. Sein Vortrag lautete: „Afghanistans Weg nach vorne“. Er sagte, sein Land könne als „Landbrücke“ in Eurasien dienen, und ging ausführlich auf verschiedene Verkehrskorridore ein, vom Lapis-Lazuli-Korridor bis zur Route der Fünf-Nationen-Bahnstrecke.

Botschafterin Anna Evstigneeva (Rußland) sprach aus New York City, wo sie stellvertretende Ständige Vertreterin bei der Mission der Russischen Föderation bei den Vereinten Nationen ist. Sie sprach über „Rußlands Perspektiven für Afghanistan und Eurasien“. Sie betonte, das Ziel in Afghanistan sei Stabilität, und es gebe keine militärische Lösung. Man könne wichtige Organisationsstrukturen zwischen den Nachbarn in der Region nutzen, darunter die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (CSTO) und die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) sowie bilaterale Beziehungen. Eine besondere Rolle spiele die „erweiterte Troika“, die bereits seit vielen Jahren bestehe. In naher Zukunft stünden weitere Treffen an. Verkehr und Infrastruktur seien von großer Bedeutung.

Dr. Wang Jin (China), Fellow am Charhar Institute, sprach zum Thema „Afghanistan und die Belt and Road Initiative“. Er stellte vier Hauptaspekte der chinesischen Politik dar: 1) Es dürfe keine „Spillover“-Auswirkungen der Instabilität gebe. 2) Es müsse eine Zukunft des Fortschritts für Afghanistan geben. 3) Extremismus und Terrorismus dürften nicht an Boden gewinnen; und 4) Die positiven Beziehungen zwischen China und Afghanistan müßten ausgebaut werden.

Aus Pakistan meldete sich Herr Hassan Daud, Leiter der Investitionsbehörde der Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Er wies darauf hin, daß Afghanistan nach den jahrzehntelangen Konflikten in der zentral- und südasiatischen Region wirtschaftlich zu den „am wenigsten integrierten“ Ländern gehöre. Er sprach von großen „wirtschaftlichen Auswirkungen“, die sich für Afghanistan ergeben werden, wenn Pakistan im Rahmen des CPEC (China-Pakistan-Economic-Corridor) und der BRI (Belt and Road Initiative) seine Position und seine Ressourcen als logistisches Drehkreuz nutzte. „Der Geist der alten Seidenstraße“ müßte wiederbelebt werden. Er forderte mehr Auseinandersetzungen über zu dieses Thema unter Beteiligung von Wissenschaftlern, Handelskammern und anderen Experten.

Aus den Vereinigten Staaten sprach Ray McGovern, ein ehemaliger Analytiker der CIA, der jetzt für die Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS) aktiv ist. In seinem Vortrag „Metanoia: Die US-Mentalität über Krieg ändern“ machte er viele deutliche Aussagen, darunter auch, daß die Befehlshaber, die über die Aktivitäten der USA in Afghanistan, im Irak und anderswo gelogen haben, zur Rechenschaft gezogen werden müssten. Er legte dar, daß es vor Beginn der Kriege nicht einmal kompetente „Lageeinschätzungen“ gegeben hätte über das Gelände, das Wetter, die Kommunikationslinien und andere Bewertungen. Im Jahr 2010 hätte etwa die US-Marinelogistik 400 Dollar pro Gallone bezahlt, um die Militärfahrzeuge in Afghanistan zu betanken! Mit einem Zitat von Kipling wies er auf den Rassismus hin, der darin bestehe, daß sich die USA anmaßten, alles und überall tun zu können, was sie wollten.

Viele andere Redner beteiligten sich an den beiden Diskussionsrunden, in denen es zu einem intensiven Austausch über wichtige Themen kam. So verwies Earl Rasmussen, Vizepräsident der Eurasischen Gesellschaft, darauf, wie dringend die Schaffung von Vertrauen sei. Dr. Stephen Fischer, ein amerikanischer Arzt, berichtete über seinen einjährigen Dienst im öffentlichen Gesundheitswesen in Afghanistan, wo er mit einem Wiederaufbauteam in einer Provinz zusammengearbeitet hatte. Helga Zepp-LaRouche betonte mehrfach, daß es im Zusammenhang mit der anhaltenden Pandemie zwingend notwendig sei, sich in Afghanistan und überall für den Aufbau des öffentlichen Gesundheitswesens und eine moderne medizinische Versorgungsinfrastruktur zu schaffen.

Botschafterin Anna Evstigneeva wies abschließend darauf hin, daß es „wichtig ist, über die Geopolitik hinauszugehen“. Sie sagte, Rußland sei „auf allen Ebenen, einschließlich Präsident Putin,“ zur Zusammenarbeit bereit. Helga Zepp-LaRouche rief die Podiumsteilnehmer und alle Zuhörer auf, sich aktiv an der Diskussion über die Perspektive eines Entwicklungsprogramms für Afghanistan zu beteiligen. Prof. Arlacchi, dessen neues Buch mit dem Titel „Gegen die Angst“ (auf Italienisch) kürzlich erschienen ist, sagte zum Abschluß: „Frieden ist stärker als Krieg. Wir brauchen mehr Mut, um nicht Opfer großer Täuschungen zu werden“. Die gesamte Konferenz ist unter folgendem Link zu sehen. Jetzt ist die beste Zeit, dem Schiller-Institut beizutreten.

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Konferenz: Die Welt am Scheideweg: Zwei Monate unter der Neuen US-Regierung

Den Existenzkrisen der Menschheit entkommen

Konferenzbericht von Alexander Hartmann

Eine zweitägige Internetkonferenz des Schiller-Instituts bot eine Plattform, um über Maßnahmen gegen die zahlreichen Krisen, die die Welt bedrohen, zu beraten.

„Die Welt am Scheideweg: Zwei Monate nach dem Antritt der neuen US-Regierung“, lautete das Thema der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 20. und 21. März, zwei Monate nach dem Antritt der Regierung Biden. In diesem Moment der Krise der Zivilisation, die eine Zusammenarbeit zwischen den Nationen der Welt dringend erforderlich macht, kommt es stattdessen zu einem Zusammenbruch in ein wirtschaftliches, soziales, medizinisches und strategisches Chaos.

Konferenzbericht lesen

Die Konferenz wurde live auf der Zoom-Plattform ins Deutsche übersetzt. Die Videos werden in Kürze hier veröffentlicht.

Erstes Panel:

Behebung der kulturellen Ödnis – die Dringlichkeit einer neuen Renaissance

– Eröffnung durch Jason Ross

Beethoven Sonata Op. 96, 4.Satz (Norbert Brainin, Geige und Carlo Levi Minzi, Klavier), gespielt in Bernkastel-Kues

Helga Zepp-LaRouche: „Warum Poesie und Musik die Parteilichkeit überwinden müssen“

Dennis Speed: „Das Prinzip der Dichtkunst im Dialog der Kulturen“

– Lyndon LaRouche: Videobeitrag über Kultur (englisch)

Liliana Gorini: „Dantes Comedia: Der Weg von der Hölle zur Wissenschaft und zur Erforschung des Weltraums“

Diane Sare: „Beethoven im Garten von Gethsemane“

Carolina Dominguez: „Wie man die Krise in der Bildung angeht“

– Video: John Sigerson, Tenor; Margaret Greenspan, Piano (Beethoven Lied: Abendlied unter’m gestirnten Himmel)

Megan Dobrodt, Präsidentin US-Schiller-Institut: „Drei Marsmissionen und die galaktische Spezies“

Diskussionsrunde (englisch)

Zweites Panel:

„Die strategische Krise, mit der die Menschheit konfrontiert ist“

– Einleitung durch Moderator

– Helga Zepp-LaRouche: „Die Welt braucht ein neues Paradigma“

– Botschafter Ping Huang, Generalkonsul des Generalkonsulats der Volksrepublik China in New York

– Alexey Boguslavskiy, Erster Sekretär der Russichen UN- Mission

– Dr. Bouthaina Shaaban, Politik- und Medienberaterin des Syrischen Präsidentenamtes

– Sprecher aus den USA

– Dr. William Happer, Professor Emeritus, Princeton University (Atomphysik), ehemaliges Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates der USA (NSC), des US-Energieministeriums und des Office of Science

– Diskussionsrunde

– Dennis Small, EIR-Redakteur für Iberoamerika: „Platz schaffen für den Belt and Road in Nord- und Südramerikas“

– Simón Levy (Mexiko): Gründer der China-Mexico Lecture and Fellowship, Nationale Autonome Universität von Mexiko (UNAM); Staatssekretär für Planung und Tourismuspolitik von Mexiko (2018-2019)

– Alejandro Yaya (Argentinien): Chemieingenieur, Master-Abschluß in Landesverteidigung; Vizepräsident des zivilen Instituts für Raumfahrttechnik; Berater im Bereich Technik- und Innovationsmanagement und Transfer von technologischen Prozessen, sowie in der wissenschaftlich-technischen Ausbildung

– Daniel Marmolejo (Mexico): Enthüllungsjournalist; Gewinner des Nationalen Journalistenpreises; Produzent der Dokumentarserie “Hybrid Warfare” und der Sendung “Uncorruptible”

– Denys Pluvinage, Vizepräsident der „Französisch-Russischen Allianz“

– Sultan M. Hali: „Die neue Seidenstraße und Pakistan“

– Richard Freeman: „Der große Neustart: der große Sprung zurück“

– Diskussionsrunde

Drittes Panel:

„Der Indo-Pazifik, der Kaukasus, Osteuropa und Südwestasien:

Brennpunkte des Krieges oder der friedlichen Entwicklung im Rahmen der Neuen Seidenstraße

Moderation: Diane Sare

Hussein Askary, Südwestasienkoordinator, Schiller-Institut: „Gerechtigkeit für die Nationen Südwestasiens“

Eng. Hisham Sharaf, Außenminister des Jemen

– Herr Haidar Al-Fuadi Al-Atabe, irakisches Mitglied des Repräsentantenrates

– Herr Shakeel Ahmad Ramay, Direktor des China Center am Sustainable Development Policy Institute, Pakistan

Senator Richard Black: „Die Wahrheit über die Syrien-Krise“

Dr. Ziad Ayoub Arbache, Assist.-Prof. der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Universität Damaskus

– Professor Mohammad Ali Ibrahim, Berater des ägyptischen Transportministeriums

M. Michel Raimbaud, ehemaliger französischer Botschafter in arabischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern, ehemaliger Direktor des französischen Büros für den Schutz von Flüchtlingen und Staatenlosen (OFPRA)

Helga Zepp-LaRouche: Erklärung von China-Kennern aus der ganzen Welt

Jacques Cheminade: „Ein Aufruf zum Handeln“

Diskussionsrunde

Viertes Panel:

Die Herausforderung durch Hunger und Pandemien:

Zusammenfall der Gegensätze – oder Massensterben?

Moderation: Dennis Speed

– Marcia Baker: „Die Welthungersnot und die Notwendigkeit, die landwirtschaftliche Produktion zu verdoppeln“

– Dr. Jocelyn Elders: ehem. operative Leiterin der Gesundheitbehörde der USA: „Eine Mission für die Jugend“

– Dr. Walter Faggett –  ehem. medizinischer Chefkoordinator des Gesundheitsministeriums, Washington D.C., Beisitzender des DC WArd 8 Gesundheitsausschusses: “Washington, D.C. Projekt: „Die unverzichtbare Rolle kommunaler Pflegehilfskräfte bei der Überwindung der Pandemie”

Dr. Khadijah Lang, Vorsitzende, Rat für internationale Angelegenheiten der National Medical Association; Präsidentin der Golden State Medical Association

„Ein Pilotprojekt für Afrika“
– Dr. Evers-Manley, amtierende Dekanin der Krankenpflegeschule der Alcorn-Universität, Mississippi, Vorstand im Globalen Gesundheitskomitee des Verbands Schwarzer Krankenschwestern

– Robert Baker, Landwirtschaft Liaison, Schiller-Institut, “Zusammenhalt für Nahrungsmittel, Gesundheit und die Zukunft“

– Nicole Pfrang (USA), Kansas Sekretär/Schatzmeister Viehzüchtervereinigung Kansas, Viehzüchterin

– James Benham, Indiana Farmer, Präsident der Indiana Farmers Union; Vorstandsmitglied der National Farmers Union

– Bill Bullard (Montana), Vorstand von R-CALF USA (Ranchers-Cattlemen Action Legal Fund United Stockgrowers of America)

– Mike Callicrate, Colorado, Viehzüchter, Eigentümer Ranch Foods Direct

Diskussionsrunde


Grundsatzrede von Helga Zepp-LaRouche: „Die Sofortmaßnahmen, die jetzt ergriffen werden müssen!“

Sehen Sie hier Helga Zepp-LaRouches Grundsatzrede während des ersten Panels der Schiller-Instituts Konferenz vom 26. bis 27. Juni. Der erste Panel „Krieg mit Russland und China ist schlimmer als verrückt“, an dem Vertreter aus Rußland, China, Indien und den Vereinigten Staaten teilnahmen, intensivierte die seit 18 Monaten andauernden Bemühungen des Schiller-Instituts um ein Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs dieser vier Länder, um anstelle von Krieg wirklich Entwicklungszusammenarbeit zu betreiben.


Konferenz: „Die Welt nach den US-Wahlen- Eine Welt auf der Basis von Vernunft schaffen“

Panel 1 (Samstag, 12. Dezember, 15.00 Uhr MEZ):

„Zusammen kämpfen oder einzeln untergehen“ – Freie und souveräne Republiken oder digitale Diktatur?

Dennis Speed (Moderator): Begrüßung

Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Präsidentin des internationalen Schiller-Instituts: Einleitung

Marino Elsevyf (Dominikanische Republik), Rechtsanwalt; Mitglied des Internationalen Martin-Luther-King-Tribunals 1995: Bericht über die Internationale Untersuchungskommission zur Wahrheitsfindung über Wahlen (International Investigative Commission for Truth in Elections)

David Meiswinkle (Vereinigte Staaten): Rechtsanwalt im Bundesstaat New Jersey: Bericht über die Internationale Untersuchungskommission zur Wahrheitsfindung über Wahlen (International Investigative Commission for Truth in Elections)

Viktor Dedaj (Frankreich), Bürger(rechts)journalist, „Die Kreuzigung von Julian Assange: Ein Journalist für Wahrheit und Frieden“

Harley Schlanger (USA), Vorstandsmitglied Schiller Institute (USA): „Was sind die Prinzipien und Fakten der jüngsten US-Wahlen?“

David Christie (USA): „Die digitale Diktatur des britischen Imperiums: Zensur und soziale Massenkontrolle“

Frage-Antwort-Runde

Panel 2 (Samstag, 12. Dezember, 19.00 Uhr MEZ):

Der Gefahr des Dritten Weltkriegs entkommen – Eine Friedensordnung auf der Grundlage der gemeinsamen Ziele der Menschheit.

Moderator: Jason Ross, wissenschaftlicher Berater des Schiller-Instituts

Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts

Dr. Yan Wang, Global Development Policy Center, Boston University: „Über Wirtschaftshilfe hinaus gehen: Die Belt and Road Initiative and Schuldenfragen“

Marcelo Muñoz (Spanien), Gründer und emeritierter Präsident von Cátedra China, Vorstand der spanischen Geschäftsleute in China: „China und die USA: Realität und Konfrontation oder Kooperation?“

Dr. Ole Doering (Deutschland), Sinologe und Philosoph, Berlin: „Harmonie als Übereinstimmung – Frieden als  Balance. Gelingt uns eine Symphonie mit Chinas philosophischer Kultur?“

Prof. Emmanuel Dupuy (Frankreich), Gründer und Präsident Institute of European Prospective and Security (IPSE): „Was bei der laufenden Erneuerung der Nukleardoktrinen und ballistischen Verträge auf dem Spiel steht: Welche Agenda für die europäischen Länder im Kontext einer strategischen Autonomie Europas.“

Oberst a.D. Richard Black (USA), ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der Armee im Pentagon; ehemaliger Bundesstaatssenator, Virginia: „Die NATO muß aufgelöst werden“

Frage-Antwort-Runde

Paul Gallagher (USA), Executive Intelligence Review: „LaRouches Neues Bretton Woods und die Zentralbanken: auf dieser Welt gibt es nicht genug Platz für beide.“

Marc-Gabriel Draghi (Frankreich), Wirtschaftswissenschaftler: „Geordnete Schuldenstreichung: Historische Präzedenzfälle und gegenwärtige Relevanz.“

Frage-Antwort-Runde

Panel 3: (Sonntag, 13.12., 15.00 Uhr MEZ)

Überwindung der Weltgesundheitskrise und der Hungerpandemie – Denken auf der Ebene der Coincidentia Oppositorum

Moderator: Dennis Speed

Phillip Tsokolibane, Vorsitzender der LaRouche-Bewegung in Südafrika

Fouad Al-Ghaffari, (Saana, Jemen), Vorsitzender des Beratenden Komitees für die Koordinierung mit den BRICS-Staaten: Grußbotschaft

Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts: „Die Rolle des Komitees der Coincidentia Oppositorum“

Dr. Jocelyn Elders (USA), ehemalige Surgeon General der Vereinigten Staaten

Peter Clegg (USA), Brigadegeneral

Führende Mitglieder des Komitees Coincidentia Oppositorum:

  • Dr. Walter Faggett
  • Dr. Don Jones
  • Dr. Virginia Caine
  • Dr. Khadija Lang

Jason Ross (USA), wissenschaftlicher Berater des Schiller-Instituts und Daniel Burke: „Cusas Methode: Der Zusammenfall der Gegensätze (Coincidentia Oppositorum)“

Hon. Joseph Maxwell (USA), Präsident und Mitbegründer der Family Farm Action Alliance, ehemaliger Vizegouverneur von Missouri, Getreide- und Viehzüchter: „Die internationalen Lebensmittelkartelle aufbrechen, um die gesamte Menschheit ernähren zu können“

Frage-Antwort-Runde

Panel 4 (Sonntag, 13. Dezember, 19:00 Uhr MEZ):

Eine menschliche Zukunft für die Jugend – Eine Renaissance der klassischen Kultur: So denken wie Beethoven!

Moderation: Diane Sare, Gründerin New Yorker Chors des Schiller-Instituts

Dokumentation über den New Yorker Chor des Schiller-Instituts (Matthew Ogden)

Jacques Cheminade (Frankreich), Präsident, Solidarité et Progrès, „Die Notwendigkeit und die Herangehensweise an eine neue klassische Renaissance“

Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Präsidentin des internationalen Schiller-Instituts: „Bringt der Jugend Schiller und Beethoven“

David Shavin, USA, Schiller-Institut: „Über Fidelio“

Jose Vega, Schiller-Institut, Bronx: „Romeo und Julia in unserer heutigen Gesellschaft“

John Sigerson, USA, musikalischer Direktor des Schiller-Instituts: „Was es wirklich braucht, um Ludwig van Beethoven zu verstehen“

Anastasia Battle (USA): „Gut oder erhaben sein?“

Madison Hirst (USA), Schiller-Institut Nevada: Die Hamiltonische Kultur der Vereinigten Staaten

Carolina Domínguez (Mexiko): „Schiller in Zeiten der Pandemie“

Frage-Antwort-Runde


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