Frau Zepp-LaRouche und ihre Mitdenker mobilisieren die wahren Führungspersönlichkeiten auf allen Kontinenten – diejenigen, die nach dem Erkennen von universellen Prinzipien dürsten, wie Ärzte, klassische Künstler, Wissenschaftler, Staatsmänner und, vielleicht am wichtigsten, die JUGEND – um durch die erfolgreiche Transformation Afghanistans und Haitis ein Zeitalter der Vernunft einzuleiten. Die Menschen in Afghanistan und Haiti und in so vielen anderen Ländern der Welt sind mit Hunger, Krankheit und Krieg konfrontiert – aber was noch schlimmer ist, sie sind mit der „niederträchtigen Gleichgültigkeit“ der Regierungen und Menschen in den Vereinigten Staaten, den europäischen Ländern und vielen anderen konfrontiert, die die bekannten Lösungen für das grausame Leiden und den Tod ignorieren, die den Erfolg Chinas bei der Befreiung von 850 Millionen Menschen aus extremer Armut ignorieren, die die fünfzigjährigen Wirtschaftsprognosen des verstorbenen amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers und Staatsmannes Lyndon H. LaRouche ignorieren. Laßt uns gemeinsam eine Kraft leidenschaftlicher Menschen aufstellen, die sich dafür einsetzt, dieses Unrecht ein für alle Mal zu korrigieren, so daß wir wirklich sagen können: „Nie wieder!“
Nach einer Unterbrechung von 14 Jahren sind wir hocherfreut, unsere Kulturzeitschrift Ibykus wieder neu herausgeben zu können, die bereits 25 Jahre lang von 1981 bis 2006 erschienen war. Damit bieten wir unseren Lesern ein Magazin, das sich mit den Prinzipien der klassischen Kunst auseinandersetzt und die Hochphasen der Kultur in den verschiedenen Epochen der Universalgeschichte behandelt – also auch in sehr unterschiedlichen Kulturkreisen.
Die nunmehr einjährige Erfahrung mit der Coronavirus-Pandemie läßt die Beschreibungen Boccaccios im Decameron über die Schrecken des 14. Jahrhunderts in einem neuen Licht erscheinen. Rückblickend kann es für die Gegenwart zuversichtlich stimmen, daß damals auf das dunkle Zeitalter der Pest und des Aberglaubens die Goldene Renaissance des 15. Jahrhunderts folgte, die das Fundament für die folgenden 600 Jahre der europäischen Zivilisation legte.
In der italienischen Renaissance waren mehrere Aspekte aufeinander getroffen, die eine völlig neuartige Blüte in Kunst und Wissenschaft hervorriefen, und genau aus diesem Beispiel können wir Inspirationen für uns heute gewinnen. Einer dieser Aspekte war die von den damaligen Humanisten um Petrarca erhobene Forderung nach einer Rückkehr zu den ursprünglichen Quellen, also den Originalschriften der großen Denker, und ein anderer die Berührung mit der griechischen Antike und dem Werk Platons, das von der Delegation der griechisch-orthodoxen Kirche bei den Konzilien von Ferrara und Florenz mitgebracht wurde. Platons Schriften waren nach dem Untergang des antiken Griechenlands in Europa rund 1700 Jahre lang so gut wie verschollen gewesen, und ihre Verbreitung traf mit den revolutionären neuen Ideen des Nikolaus von Kues und anderer Denker der Renaissance, wie Filippo Brunelleschi, dem Architekten der berühmten Kuppel des Florenzer Doms, oder Leonardo da Vinci zusammen. In diesem Sinn gehen wir davon aus, daß die heute dringend notwendige Renaissance der klassischen Kultur nur möglich sein wird, wenn wir uns die größten Kunstwerke in der Dichtung, Musik und den bildenden Künsten wieder neu erschließen.
Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß sich die westliche Kultur schon vor Ausbruch der heutigen Pandemie seit langem im Niedergang befindet. Ohne hier auf alle Phasen dieser Entwicklung seit dem Angriff der Romantik auf die deutsche Klassik eingehen zu wollen, sei nur auf die von den USA in den 1980er Jahren ausgehende gezielte political correctness verwiesen, die die Weichen für die Verbreitung eines gähnenden Mittelmaßes stellte und so jegliche Originalität und Kreativität einebnete und nivellierte.
Inzwischen ist die Machtausweitung der neuen Gedankenpolizei soweit fortgeschritten, daß die Vorstandschefs einer Handvoll von IT-Giganten des Silicon Valley eigenmächtig unliebsame politische Strömungen zensieren und damit die Redefreiheit einschränken können.
Das Gerechtigkeitsprinzip Ibykus
Nicht zuletzt deshalb halten wir für unsere Zeitschrift an dem Namen Ibykus fest, der Schillers Gedicht Die Kraniche des Ibykus entlehnt ist und der auf das naturrechtliche, verborgen wirkende Prinzip der Gerechtigkeit hinweist.
Friedrich Schiller hatte auf das Scheitern der Französischen Revolution mit seiner Theorie der ästhetischen Erziehung reagiert, die davon ausging, daß jegliche Verbesserung im Politischen nur durch die Veredlung des Individuums möglich sein würde. Er betrachtete die Ausbildung des Empfindungsvermögens, die Erziehung der Emotionen auf die gleiche Ebene wie die der Vernunft, als das dringlichste Erfordernis seiner Zeit.
Da diese Verbesserung seiner Ansicht nach weder von den korrupten, erschlafften Regierungen noch von den verwilderten Massen ausgehen konnte, wies er der klassischen Kunst diese Aufgabe zu. Damit die Kunst diesen Effekt haben kann, muß sie das Kriterium der Schönheit erfüllen. Nur so kann sie eine versöhnende Rolle zwischen der Vernunft und dem Reich der Sinne spielen.
Schiller lehnte die Sichtweise Kants ab, der einen objektiven Schönheitsbegriff bestritt und das Schöne nur im wahrnehmenden Subjekt lokalisierte. Er setzte dieser einen Schönheitsbegriff aus der Vernunft entgegen, der durch die Erfahrung zwar bestätigt werden konnte, aber ihrer nicht bedurfte, um seine Gültigkeit zu beweisen. „Schönheit ist also nichts anderes als Freiheit in der Erscheinung“, schrieb er am 8. Februar 1793 an seinen Freund Körner, und später: „Die große Idee der Selbstbestimmung strahlt uns aus gewissen Eigenschaften der Natur zurück, und diese nennen wir Schönheit.“ Kunst, wenn sie diesen Namen verdienen soll, muß schön sein, weil sie nur so den gesetzmäßigen Effekt auf den Menschen hat. In der Vorrede zur Braut von Messina mit dem Titel „Über den Gebrauch des Chors in der Tragödie“ schreibt er:
„Die wahre Kunst aber hat es nicht bloß auf ein vorübergehendes Spiel abgesehen; es ist ihr Ernst damit, den Menschen nicht bloß in einen augenblicklichen Traum von Freiheit zu versetzen, sondern ihn wirklich und in der Tat frei zu machen, und dieses dadurch, daß sie eine Kraft in ihm erweckt, übt und ausbildet, die sinnliche Welt, die sonst nur als ein roher Stoff auf uns lastet, als eine blinde Macht auf uns drückt, in eine objektive Ferne zu rücken, in ein freies Werk unseres Geistes zu verwandeln und das Materielle durch Ideen zu beherrschen.“
Es ist diese unbestreitbare Wirkung der Kunst, die gegen die geistigen Verrenkungen des Zeitgeists wie dem Regietheater oder z. B. der Atonalität verteidigt werden muß. Und deshalb lag auch Kant mit seiner Theorie, daß eine zufällig an die Wand geworfene Arabeske schöner sei als ein Kunstwerk, bei dem man den Plan des Künstlers entdecken könne, vollkommen daneben.
Wir widmen die erste Ausgabe der Neuauflage des Ibykus Beethoven – nicht nur, weil das Beethoven-Jahr wegen COVID-19 verlängert werden sollte, bis die vielen abgesagten Konzerte und Feierlichkeiten nachgeholt werden können, sondern weil Beethoven wie kein anderer klassischer Komponist die von Schiller erwähnte Kraft im Menschen freisetzt, die ihn wirklich frei macht. Seine Werke eröffnen dem Zuhörer den direkten Zugang zu jener Fakultät seines eigenen Geistes, aus der die Kreativität entsteht, und sie haben zudem jene erhebende Wirkung, die wir angesichts der beispiellosen Herausforderungen unserer Gegenwart so sehr bedürfen.
Natürlich ist es vor allem das Spielen und Hören von Beethovens Musik, die diesen wohltuenden Effekt hat. Aber auch die intellektuelle Beschäftigung mit den musikalischen Ideen, den historischen Hintergründen der Kompositionen und der außergewöhnlichen Persönlichkeit Beethovens erschließen ein tieferes Verständnis der Musik und steigern so das geistige Vergnügen. Im Raum steht das Urteil Norbert Brainins, Primgeiger des berühmten Amadeus-Quartetts, der Beethoven als den größten Künstler aller Zeiten ansah. Beethoven hat nicht nur in seinen verschiedenen Werken, Sonaten, Klavierkonzerten, seinem Violinkonzert, den Sinfonien, der Oper Fidelio, den Liedern meist Unerreichtes komponiert; besonders aber repräsentieren seine späten Streichquartette mit ihrer stringenten vierstimmigen Motivführung eine im Grunde nicht mehr zu steigernde Klasse für sich.
Beethoven an die Seite gestellt werden muß allerdings Friedrich Schiller, der – wie Wilhelm von Humboldt richtig erkannte – eine eigene einzigartige Kategorie repräsentiert, die Dichtung und Philosophie zu einem höheren Ganzen verwebt. In der Schrift Über Schiller und den Gang seiner Geistesentwicklung urteilte Humboldt:
„Über den Begriff der Schönheit, über das Ästhetische im Schaffen und Handeln, also über die Grundlagen aller Kunst so wie über die Kunst selbst, enthalten diese Arbeiten alles Wesentliche auf eine Weise, über die niemals möglich sein wird, hinauszugehen… Niemals vorher sind diese Materien so rein, so vollständig und lichtvoll abgehandelt worden. Es war aber damit unendlich viel nicht bloß für die sichere Scheidung der Begriffe, sondern auch für die ästhetische und sittliche Bildung gewonnen. Kunst und Dichtung waren unmittelbar an das Edelste im Menschen geknüpft, dargestellt als dasjenige, woran er erst zum Bewußtsein der ihm innewohnenden, über die Endlichkeit hinaus strebenden Natur erwacht.“
Wie der geneigte Leser an diesen Ausführungen und ausgewählten Zitaten erkennen kann, vertritt Ibykus einen Blickpunkt, der sich ganz bewußt an Ideen orientiert, von denen sich der heutige Zeitgeist meilenweit entfernt hat. Aber wenn wir von der Italienischen Renaissance lernen können, an vergangene Hochphasen der Kultur anzuknüpfen, wenn man ein dunkles Zeitalter überwinden will, dann tun wir in Corona-Zeiten gut daran, uns auf die klassischen Perioden unserer eigenen und der Universalgeschichte zu beziehen, in der Hoffnung, daß dadurch neue Visionen und eine neue Renaissance inspiriert werden.
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Mein verstorbener Mann Lyndon LaRouche und Ramsey Clark hatten beide einen grenzenlosen Respekt füreinander und erkannten in dem jeweils anderen jene spezifische Charakterqualität, die unfähig ist, Falschheit zu begehen oder irgendeinen Kompromiss mit der Wahrheit zum persönlichen Vorteil einzugehen. Beide hatten den Charakter der Generation des Zweiten Weltkriegs, von der der bessere Teil die moralische Anschauung von Franklin D. Roosevelt teilte: daß es die moralische Verpflichtung der Vereinigten Staaten sei, den Entwicklungsländern bei der Überwindung der Relikte kolonialer Unterentwicklung zu helfen. Die besseren Menschen dieser Generation hatten ein wahrhaft republikanisches Wertesystem im Sinne der amerikanischen Revolution und waren nicht durch einen der zahlreichen Paradigmenwechsel der Nachkriegsgenerationen befleckt.
Ramsey Clark wurde aus eigenem Antrieb Anwalt meines Mannes bei den Berufungen nach seiner Verurteilung 1989. Er war entsetzt über die juristischen Grausamkeiten der Verurteilung vor dem „Schnellgericht“ in Alexandria, Virginia. Die kurze Zeit, die für die Vorbereitung eines sehr komplexen Prozesses zur Verfügung stand, nur drei Wochen, und die Eile bei der Auswahl der Geschworenen, die garantierte, daß es keine Möglichkeit geben würde, mögliche Vorurteile bei den angehenden Geschworenen zu untersuchen, bedeutete, daß Gerechtigkeit nicht stattfinden konnte.
Clark sagte bei den unabhängigen Anhörungen aus, die vom 31. August bis 1. September 1995 einberufen wurden, um Vorwürfe über grobes Fehlverhalten des US-Justizministeriums (DOJ) zu untersuchen:
„Aber was die komplexe und umfassende Ausnutzung von Polizei, Staatsanwaltschaft, Medien und Nichtregierungsorganisationen angeht, die sich auf die Zerstörung eines Feindes konzentrierten, muß dieser Fall an erster Stelle stehen. Es gibt einige Fälle, bei denen die Regierung selbst im Laufe der Zeit mehr getan und auch mehr Unrecht getan haben mag, aber in Bezug auf das enge Zusammenspiel und die Kombination von Bundes-, Landes- und lokalen Behörden, von Exekutive und sogar einigen Zweigen der Legislative und der Judikative, von großen Medien und kleinen lokalen Medien und von einflußreichen Lobbyisten, insbesondere der ADL [Anti-Defamation League], steht dieser Fall an der Spitze.
Als Zweck kann nur angesehen werden, sie völlig zu zerstören – nicht bloß eine politische Bewegung, mehr als eine politische Figur, das sind sie beides; aber vor allem sind sie ein fruchtbarer Motor von Ideen, ein gemeinsames Unternehmen des Denkens und Studierens und Analysierens zur Lösung von Problemen, unabhängig von den Auswirkungen auf den Status quo oder auf die eigenen Interessen. Es war eine bewußte Absicht, das um jeden Preis zu zerstören…“
In den Jahren, in denen Lyn, ein unschuldiger Mann, im Gefängnis saß, stand ich in Kontakt mit Ramsey Clark. Er gab mir unschätzbare Ratschläge, die dazu beitrugen, daß wir als Organisation diese sehr schwierige Zeit überstehen konnten. Später, nachdem Lyn unter anderem dank der Intervention von Hunderten von Parlamentariern aus aller Welt, Kardinälen, Bischöfen, dekorierten Militärs, Regierungsmitgliedern und Künstlern freigelassen wurde, nahm Ramsey an vielen Veranstaltungen des Schiller-Instituts teil. Er besuchte uns regelmäßig, sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten.
In diesen Jahren wurde er uns beiden sehr vertraut. Obwohl wir aus unterschiedlichen politischen Richtungen kamen, drehten sich unsere Diskussionen um Themen von universeller Bedeutung, um verfassungsrechtliche Prinzipien, um das Verhältnis von individueller Freiheit und dem Wohlergehen des Staates, um den Kampf gegen Unterdrückung in bestimmten historischen Epochen oder um die Bedeutung persönlicher Integrität für die schöpferische Fähigkeit des einzelnen. Es liegt in der Natur solcher Diskussionen, daß sie dazu neigen, die Grenzen bestimmter politischer Zugehörigkeiten zu überschreiten und das Gemeinsame der Menschheit festzustellen. In diesem Sinne wurde Ramsey ein sehr wichtiger Freund.
Gerade in diesen extrem herausfordernden Zeiten müssen wir die Erinnerung an diese überragende Persönlichkeit hochhalten. Es gibt leider zu wenige Menschen wie ihn, die die Hoffnung verkörpern, dass die Welt die USA nicht aufgibt und dass die Menschen in den USA an die besseren Engel ihrer Geschichte erinnert werden.
Die eskalierenden Spannungen gegenüber Rußland, die durch das selbstmörderische ukrainische und von den USA unterstützte Streben nach einer NATO-Mitgliedschaft, sowie durch das US-Militär selbst forciert werden, drohen – trotz Präsident Bidens Absicht, einen persönlichen Gipfel mit Präsident Putin abzuhalten – zu einem Krieg, einem Atomkrieg, zu eskalieren. Ein provokativer Besuch ehemaliger US-Regierungsvertreter in Taiwan gießt weiteres Öl ins Feuer der Beziehungen zwischen China und Taiwan. Die Kreditvergabe der US-Banken an die Realwirtschaft versiegt, obwohl diese Banken mit Geld überflutet werden. Die Inflation beschleunigt sich, und ein Zusammenbruch des transatlantischen Finanzsystems ist unvermeidlich. Der Hungertod sucht die verarmten Bewohner der Kriegsgebiete in Syrien und Jemen heim.
Werden diese Krisen in einem atomaren Konflikt kulminieren, der die Menschheit vernichten wird, oder wird ein neues Paradigma jene oligarchischen Strukturen stürzen, die den Konflikt antreiben? Welche Flanken kann man schaffen, um diesen glücklicheren Ausgang zu erreichen?
In ihrem wöchentlichen Webcast des Schiller-Instituts ging Helga Zepp-LaRouche auf den dringenden Appell Kardinal Mario Zenaris in Syrien ein, der die Welt dazu aufrief, dem syrischen Volk zu Hilfe zu kommen. Mehr als 90 Prozent der Syrer leben unter der Grenze extremer Armut, und viele sind in akuter Gefahr, an Hunger zu sterben. Das letzte Jahrzehnt des Krieges, die ungerechten Sanktionen und die Covid-Pandemie haben einen absolut unerträglichen Zustand des Leidens für das syrische Volk geschaffen.
Mit ähnlichen Schrecken ist der Jemen konfrontiert, wo die quälende Realität des Hungers in dem eindringlichen Dokumentarfilm Hunger Ward vermittelt wird, den der Leiter des Welternährungsprogramms, David Beasley, empfiehlt, da er selbst Kinder im Krankenhaus vor seinen eigenen Augen sterben sah, denen er nicht helfen konnte.
Diese Kriege werden unter dem Deckmantel geführt, die jeweilige Bevölkerung gegen mörderische Regierungen zu verteidigen. Sowohl in Syrien als auch im Jemen stellen die Ergebnisse der angeblichen „humanitären Interventionskriege“ jedoch Völkermord dar. Daran ist nichts Humanitäres! War der Grund für die militärische Intervention der USA in Syrien die Ermordung des dortigen Volkes durch Assad mit chemischen Waffen? Nein, das war nicht der Grund, und die vorgebrachten Begründungen zu den Angriffen waren nicht wahr. Wie Oberst (a.D.) Richard Black (USA) erklärt hat, wurde der Plan für den Regimewechsel in Syrien zehn Jahre vor der Destabilisierung 2011 entwickelt. Der Plan ist Teil einer Politik der Regimewechsel in der gesamten Region, die Afghanistan, Irak, Iran, Syrien und Libyen umfasst.
Das Narrativ über die Ursachen des Krieges ist völlig falsch.
Aber selbst wenn man dies beiseite läßt, sollte man laut Helga Zepp-LaRouche bei der aktuellen humanitären Situation anfangen: „Wenn Sie ein Volk haben, das kurz davor ist zu sterben, und die Welt absolut nichts tut, dann bedeutet das, daß die Menschen, die dies beobachten, moralisch unfähig zum Überleben sind. Und ich richte einen dramatischen Appell an Sie, uns bei einer Mobilisierung zu helfen, um die „Caesar“-Sanktionen loszuwerden und den sofortigen Wiederaufbau Syriens zu erreichen.“
Im Gegensatz zur Herangehensweise des Schiller-Instituts brachte die sogenannte Geberkonferenz in Brüssel zwar ein paar Milliarden Dollar ein, war aber eine absolute Farce, denn die Gelder gehen nicht an die syrische Regierung, sondern an Nachbarländer, die Flüchtlinge aufgenommen haben, an NGOs und an Oppositionsgruppen. Aber, wie Kardinal Zenari betont, ohne einen Wiederaufbau wird es kein Ende des Elends geben. Frieden durch Entwicklung ist der einzige Ausweg aus der Krise.
Und wir wissen, wie man das macht! Das Schiller-Institut arbeitet seit einem halben Jahrhundert an Plänen für die Entwicklung Südwestasiens, die auf Lyndon LaRouches Vorschlag des „Oasenplans“ von 1975 zurückgehen. Seitdem hat die LaRouche-Bewegung einen Plan für Syrien („Projekt Phoenix“) und einen Plan für den Jemen („Operation Felix“) mit der Zielrichtung entwickelt, Südwestasien in das Entwicklungsparadigma der Neuen Seidenstraße / Belt and Road Initiative einzubinden.
Diesem Potential stehen die „Caesar“-Sanktionen gegenüber, die auf einer Lüge beruhen. Photos, die angeblich Folteropfer der Assad-Regierung zeigen, wurden als Beweismittel benutzt, um diese brutale Sanktionspolitik durchzusetzen. Aber diese Photos waren hauptsächlich Photos von syrischen Soldaten, die von Al-Qaida-Verbündeten getötet wurden! Dies ist nicht das erste Mal, daß derartige Fälschungen präsentiert werden. Saddam Husseins Streitkräfte wurden beschuldigt, in Kuwait Babys aus Brutkästen gerissen zu haben. Dies wurde benutzt, um den Irakkrieg 1989 zu beginnen. Dann hatten wir den „Yellow Cake“ und andere angebliche Beweise für Saddam Husseins Programm zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen – wieder alles Lügen. Dann hatten wir die Lügen der Weißhelme über den angeblichen Einsatz von Chemiewaffen durch Assad.
„Das muß aufhören, und die „Caesar“-Sanktionen müssen aufgehoben werden. Und alle Kongreßmitglieder, die diese Sanktionen nicht aufheben, machen sich mitschuldig an jedem Tod in der Region… Wir haben einen Punkt erreicht, an dem die Welt entweder aufwacht und wir anfangen, Abhilfe zu schaffen, oder wir werden, auf Grund unseres eigenen moralischen Versagens, als menschliche Gattung nicht überleben.
Ich rufe Sie auf: Machen Sie beim Schiller-Institut mit. Arbeiten Sie mit unserem Komitee für die Coincidentia Oppositorum zusammen, das sich für Hilfsprogramme und Wiederaufbau einsetzt.
Ich appelliere an Sie: Nehmen Sie Kontakt mit dem Schiller-Institut auf und folgen Sie dem Aufruf von Kardinal Zenari, über den die westliche Presse kaum berichtet hat, was allein schon die Einseitigkeit der Medien zeigen sollte, die wir überwinden müssen.“
Werden Sie Zepp-LaRouches Aufruf folgen?
Werden Sie Mitglied des Schiller-Instituts und setzen Sie sich dafür ein, daß unsere Vision Wirklichkeit wird.
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Die Zitate von Helga Zepp-LaRouche sind ihrem englischen Webcast entnommen.
Helga Zepp-LaRouche hat an dem hochrangigen „Internationalen Akademischen Forum in China 2021“ zum Thema „Ein neuer und einzigartiger chinesischer Weg zur Modernisierung“ teilgenommen, das am 14. und 15. Oktober in Beijing stattfand. Veranstalter des Forums war die Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften (CASS).
Die Konferenz wurde mit einer Rede von Huang Kunming, Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) und Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der KPCh, eröffnet. Er sagte: „In den vergangenen 100 Jahren hat die KPCh dem Volk den Weg zu einem neuen und einzigartigen chinesischen Modell der Modernisierung geebnet und ein neues Vorbild für den menschlichen Fortschritt geschaffen… China wird seinen eigenen Weg gehen, den Austausch und das gegenseitige Lernen mit anderen Ländern verstärken und mit den neuen Errungenschaften der Modernisierung einen größeren Beitrag für die Welt leisten.“
Er wies darauf hin, daß das Forum eine wichtige Plattform für die Förderung des Austauschs in den Bereichen Philosophie und Sozialwissenschaften zwischen China und der Welt sei. Mehr als 100 Wissenschaftler verschiedener Universitäten, Thinktanks und akademischer Einrichtungen aus zwanzig Ländern nahmen daran teil.
Helga Zepp-LaRouche, die als Präsidentin des Schiller-Instituts eingeladen war, gab ihrem Vortrag den Titel „Ein chinesischer Beitrag zur Weltgeschichte, aus der Zukunft betrachtet“. Sie stellte die große Leistung Chinas dar, das sich von einem armen, vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Land zu einer der führenden Nationen der Welt in Wissenschaft, Industrie und Kultur entwickelt hat. Ihr Aufruf zu einem Dialog auf höchster kultureller Ebene löste eine sehr positive Reaktion des Moderators aus, der betonte, daß die Gegenüberstellung der größten Dichter und Denker des Westens mit denen Chinas zeige, daß sie zwar sehr unterschiedliche Kulturen repräsentierten, der Dialog zwischen ihnen aber wirklich universelle Werte darstelle. Dieser Gedanke komme in der Hymne der Europäischen Union (EU), in Schillers und Beethovens „Ode an die Freude“ zum Ausdruck.
Auch andere wichtige Fragen wurden angesprochen: Welche Schritte müssen unternommen werden, um die Welt in eine gemeinsamen Zukunft zu führen, und wie kann das in China produzierte Wissen direkter Teil des Weltwissens werden?
Ein chinesischer Beitrag zur Weltgeschichte, aus der Zukunft betrachtet
Von Helga Zepp-LaRouche
China ist gegenwärtig das einzige Land, das eine klare und begeisternde Vision für die Zukunft hat, namentlich, daß China bis zum 100. Jahrestag der Volksrepublik China ein „modernes sozialistisches Land werden will, das wohlhabend, stark, demokratisch, kulturell fortgeschritten, harmonisch und schön ist“. Aufgrund seiner unglaublichen Erfolgsbilanz, insbesondere in den letzten 40 Jahren, gibt es hinreichenden Grund anzunehmen, daß dieses Ziel eine überwältigende Chance hat, erreicht zu werden.
Der Erfolg der KPCh [Kommunistische Partei Chinas], China zu vereinigen und es von einem Land, das unter Aggression, Besetzung und Ausplünderung durch imperiale Mächte gelitten hat, in den heutigen Motor der Weltwirtschaft zu verwandeln, ist eine der größten zivilisatorischen Leistungen der Geschichte! Nach den Erfahrungen des Jahrhunderts der Demütigung und der arroganten Ungerechtigkeit des Versailler Vertrags, der China sein eigenes Territorium verweigerte, brachte die Gründung der KPCh China auf den Weg, seine Souveränität zu erlangen, was nach Jahrzehnten weiterer Kriege und Bürgerkriege zur Gründung der Volksrepublik China führte. Doch mit Deng Xiaopings Reform- und Öffnungspolitik, die 1978 begann, kam es zu einem in der Geschichte beispiellosen Wandel. Deng war der erste, der den Begriff „Xiaokang“ (einer mäßig wohlhabenden Gesellschaft) verwendete, um dem chinesischen Traum von der Modernisierung einen Namen zu geben.
Von einem vorwiegend ländlichen, auf Handarbeit basierenden Land entwickelte sich China zu einem Land mit dem größten Hochgeschwindigkeitsbahnsystem der Welt, und, obwohl es relativ spät mit seinem Raumfahrtprogramm begann, war China das erste Land, das mit der Mission Chang’e-4 auf der erdabgewandten Seite des Mondes landete. Im Februar brachte die Marssonde Tianwen-1 den Rover Zhurong für Erkundungszwecke zum Mars. Der Wukong-Satellit zur Erforschung dunkler Materie ist auf dem neuesten Stand der Technik, und chinesische Nuklearwissenschaftler haben Kernreaktoren der dritten Generation, den Kugelhaufenreaktor, entwickelt und erforschen die Technologie der Kernfusion.
Zu diesen Erfolgen kommt hinzu, daß 850 Millionen Chinesen aus der Armut befreit wurden, die Lebenserwartung erheblich gestiegen ist und sich der Lebensstandard der chinesischen Bevölkerung verbessert hat. Mit der Neuen Seidenstraße, der BRI, arbeitet China am größten Infrastrukturprogramm der Geschichte und bietet damit zum ersten Mal vielen Entwicklungsländern die Hoffnung, die von den Kolonialmächten hinterlassene Armut und Unterentwicklung zu überwinden. Xi Jinpings Vision einer Gemeinschaft für die gemeinsame Zukunft der Menschheit ist die bei weitem entwickeltste Konzeption für eine völlig neue Ära in der Geschichte der Menschheit, die zum ersten Mal ein Modell für eine Welt ohne Krieg bietet.
China war das erste Land, das das Coronavirus durch strenge pandemische Maßnahmen, den Bau neuer Krankenhäuser mit Tausenden Betten und die solidarische Mobilisierung des ganzen Landes eindämmen konnte, während es gleichzeitig medizinische Hilfsgüter und später Impfstoffe in viele Länder der Welt exportierte und spendete. Mit dem Konzept der Gesundheits-Seidenstraße hat China auch einen wichtigen Beitrag zum Aufbau eines weltweiten Gesundheitssystems geleistet, ohne das weder diese Pandemie noch künftige Pandemien bewältigt werden können.
Eines der beeindruckendsten Merkmale der Entwicklungen in China ist die Konzentration auf die kulturelle Verbesserung der Bevölkerung. Überall im Land wurden enorme Anstrengungen unternommen, um die im Laufe von 5.000 Jahren Geschichte entstandenen Kulturschätze zu bewahren und sie in digitaler Form möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen und so die kulturelle Identität der Bevölkerung zu stärken und ihr eine anregende Freizeitbeschäftigung zu bieten. Negative kulturelle Einflüsse werden bekämpft, wie Rap, Hip Hop und die Zeit, die Jugendliche mit destruktiven Internet-Spielen verschwenden.
Auf der positiven Seite werden die großen klassischen Traditionen der chinesischen Kultur wie klassische Poesie, Malerei, Kalligrafie, Musik und Tanz wiederbelebt. Auch die chinesische Oper, die schönen Volkslieder und die Instrumentalmusik werden von der chinesischen Jugend immer mehr geschätzt.
Präsident Xi Jinping hat sich eindeutig die Sichtweise des ersten Bildungsministers der Republik China, Cai Yuanpei, der auch Präsident der Beijing-Universität war, zu eigen gemacht, das heißt, daß die ästhetische Erziehung der Menschen sowohl die Kreativität als auch den moralischen Charakter fördert. Er sagte ausdrücklich, daß so Studenten mit einem schönen Geist hervorgebracht werden, was die Quelle für neue große Kunstwerke ist. Die Absicht, 10% des BIP in die kulturelle Entwicklung der breiten Bevölkerung zu investieren, ist absolut revolutionär.
In Anbetracht der Entwicklung Chinas, insbesondere der letzten 40 Jahre, und der Betonung der eben beschriebenen kulturellen Werte gibt es also allen Grund zu der Annahme, daß China sein Ziel, die Art von Gesellschaft, die es bis Mitte des 21. Jahrhunderts sein möchte, erreichen wird, denn jene Entscheidungen, die heute mit Blick auf bestimmte kulturelle Werte getroffen werden, werden bestimmen, welche Gesellschaft in zwei Generationen existiert.
Das Hauptproblem ist jedoch, daß die Anhänger des liberalen westlichen Systems das chinesische Modell als Rivalen, ja sogar als Gegner betrachten und entschlossen sind, den weiteren Aufstieg Chinas einzudämmen, wofür die Gründung des AUKUS nur das jüngste Beispiel ist. Auch wenn diese Beschreibung nicht in die offizielle diplomatische Sprache von heute paßt, handelt es sich im wesentlichen um dasselbe System wie das Britische Empire, das mit dem Vertrag von Paris 1763 gegründet wurde und das die Britische Ostindiengesellschaft zur Ausbeutung Indiens und vieler anderer Entwicklungsländer einsetzte und die Opiumkriege gegen China führte.
Heute existiert dieses Imperium in Form einer ausbeuterischen Oligarchie mit Sitz in der Londoner City und der Wall Street. Nachdem Amerika seinen Unabhängigkeitskrieg erfolgreich gegen dieses Imperium führte, erkannten die Briten nach dem Sieg Lincolns über die Konföderation (die mit dem Britischen Empire verbündet war), daß die amerikanische Kolonie militärisch nicht zurückerobert werden konnte. Also konzentrierten sich die Kräfte des Imperiums darauf, das amerikanische Establishment für die Idee zu gewinnen, die Welt als ein Imperium zu regieren, das auf einer Sonderbeziehung zwischen Großbritannien und den USA beruht.
Betrachtet man den kulturellen Zustand des „Westens“, so ist es offensichtlich, daß es keine solche Bestrebungen nach einer kulturellen und moralischen Verbesserung der Bevölkerung gibt. Im Gegenteil, das allgemeine kulturelle Leben wird von einer Gegenkultur beherrscht, die dem Grundsatz folgt: „Alles ist erlaubt!“ Je verrückter und entarteter eine „künstlerische“ Idee ist, desto größer ist die Chance, daß sie in den Massenmedien vorgestellt wird. In den Medien wird sogar eingeräumt, daß eine Bevölkerung, die von niederen Impulsen beherrscht wird, politisch leichter zu kontrollieren sei. Aus dieser liberalen Sichtweise heraus wird der Vorwurf abgeleitet, China sei eine „autokratische Gesellschaft“, die ihrer Bevölkerung kulturelle Werte aufzwinge und die „Freiheit“ der individuellen Meinungsäußerung unterdrücke.
Wer hat nun Recht? Ist das nur eine Ansichtssache, bei der jede Meinung gleichermaßen gültig ist?
Die Menschheit ist die einzige Spezies, die ihre eigene Zukunft gestalten kann, indem sie eine schöne Vision davon entwickelt, wie die Zukunft aussehen kann, und dann daran arbeitet, dieses Ziel zu erreichen. Heruntergekommene Kulturen, wie z.B. solche, die von Empirismus, Sophisterei und Relativismus beherrscht werden, nehmen dem einzelnen jedoch die Fähigkeit, kreative Hypothesen über die Zukunft zu formulieren, da dies voraussetzen würde, sich über die Ebene der Sinnesbefriedigung zu erheben. Daher setzt das Imperium auf Konfrontation, Aggression und die Projektion der eigenen Motive auf den gewählten Gegner.
Das Problem ist nicht, daß China autokratisch ist, das Problem ist, daß sich der Westen von seinen eigenen besten kulturellen Traditionen wie der italienischen Renaissance, der deutschen Klassik und den Idealen der Amerikanischen Revolution entfernt hat. Diese Werte sind zwar noch vorhanden, aber nicht genügend aktiv.
Das Beste, was China daher tun kann, ist, mit den europäischen Nationen und den USA einen Dialog über die klassische Kultur zu führen, in dem jede Seite die besten und edelsten Vorstellungen hervorhebt. Es ist die pädagogische Wirkung der klassischen Kultur, die den Menschen über die Ebene der Sinneswahrnehmung erhebt und ihm ein Verständnis für die potentielle Unsterblichkeit der menschlichen Gattung eröffnet. Durch einen lebhaften Dialog zwischen Konfuzius, Platon, Archimedes, Zhu Xi, Wang Yangming, Nikolaus von Kues, Leibniz, Du Fu und Schiller, um nur einige zu nennen, können die Menschen eine Vorstellung von der Gleichzeitigkeit der Ewigkeit entwickeln, wie es beispielsweise in dem Fresko Die Schule von Athen von Raffaello Sanzio da Urbino zum Ausdruck kommt.
Der beste Weg für China, sein Ziel für 2049 zu erreichen, besteht darin, die Bemühungen um die kulturelle Neue Seidenstraße zu verstärken, denn je mehr Länder auf dem Planeten auch für sich selbst das Ziel entwickeln, eine kulturell fortschrittliche, harmonische und schöne Gesellschaft zu schaffen, desto größer sind die Chancen, daß alle die zugrundeliegenden universellen Prinzipien entdecken, die uns menschlich machen und die Grundlage für die gemeinsame Zukunft der Menschheit darstellen.
Das Ende des Militäreinsatzes der USA und NATO in Afghanistan bedeutet, wie Präsident Biden sagte, das „Ende einer Ära“, einer Ära der sogenannten humanitären Interventionskriege. Betrachtet man die Bilanz dieser 20 Jahre andauernden Kriege, so ist sie verheerend: mehr als eine Million Menschen wurden getötet, mehr als 8 Billionen Dollar wurden ausgegeben, bis zu 70 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen. Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und Jemen wurden verwüstet, mehr als 70 Prozent der Menschen in Afghanistan, 90 Prozent in Syrien und noch mehr in Jemen leben heute unterhalb der extremen Armutsgrenze. In all diesen Ländern gibt es jetzt eine gigantische humanitäre Krise, die das Leben von vielen weiteren Millionen Menschen bedroht.
Oberste Priorität muß es sein, das Leben der Menschen in den Ländern zu retten, die Ziel der „endlosen Kriege“ waren, und die internationale Gemeinschaft ist aufgerufen, sich gemeinsam für eine echte wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region einzusetzen, angefangen mit der Schaffung eines modernen Gesundheitssystems in jedem einzelnen Land, das in Zeiten dieser Pandemie und der Gefahr künftiger Pandemien die Voraussetzung ist, um diesen Fluch, der auf Menschheit lastet, zu besiegen. Dazu braucht man sauberes Wasser, das in dem von Dürren heimgesuchten Afghanistan knapp ist, und man braucht Strom, von dem Afghanistan im ganzen Land nur 600 MW produziert, was dem Verbrauch einer mittleren bis großen Fabrik in den USA entspricht. 18 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen, und 4 Millionen sind im kommenden Winter vom Hungertod bedroht.
Präsident Biden wird für den Truppenabzug kritisiert, aber er hat das Richtige getan, und sein Versprechen vom „Ende der Ära der endlosen Kriege“ muß auch bedeuten, das Einfrieren der finanziellen Mittel für Afghanistan zu beenden, es muß das Ende der Ceasars-Sanktionen gegen Syrien und das Ende jeglicher Sanktionen in Zeiten der Pandemie bedeuten. Es ist an der Zeit, sich wieder die Hände zu reichen, insbesondere zwischen den USA und Rußland, denn es gab in der Geschichte der beiden Nationen mehrere Perioden, in denen eine solche Zusammenarbeit zum Wohle der gesamten Menschheit bestand.
Lassen Sie uns daher das Zusammentreffen des Endes eines zwanzigjährigen Krieges und des Gedenkens an den 20. Jahrestag des 11. Septembers nutzen, um uns feierlich zu verpflichten, nicht uns untereinander, sondern den Terrorismus, den Hunger und die Unterentwicklung als die Feinde der Menschheit zu betrachten. Lassen Sie uns die Ära der Geopolitik durch eine Ära der Verwirklichung der gemeinsamen Ziele der Menschheit ersetzen. Es ist keine leere Hoffnung, daß die menschliche Gattung, die als einzige in ihrer Existenz bewiesen hat, daß Kreativität diejenige Eigenschaft ist, die alle scheinbaren Grenzen überwinden kann, bald Konflikte, Aggressionen und Kriege überwinden wahrhaft menschlich werden wird. Lassen wir uns von dem erhabenen Ideal des Menschen, wie es in der großen Kunst der Komponisten, Dichter, Maler, Architekten und Bildhauer, wie dem Schöpfer dieses Tränen-Denkmals, um das wir heute versammelt sind, zum Ausdruck kommt, inspirieren.
Diese letzten 20 Jahre sind hoffentlich das letzte Kapitel in der Adoleszenz der Menschheit, gefolgt vom Erwachsensein, in dem Menschen und Nationen auf Grundlage des schöpferischen Potentials des anderen in Beziehung zueinander treten und so das Beste in ihnen zum Vorschein bringen, was sie sein können. Um zu lernen, so zu denken, brauchen wir alle einen höheren Geisteszustand, um die Dinge von oben zu betrachten, von jenem höheren Standpunkt der einen Menschheit, der uns den Weg in eine Zukunft weist, in der alle Nationen und alle Menschen gemeinsam Frieden auf der Erde schaffen und die Sterne besiedeln werden.
Die folgende Erklärung wurde heute gemeinsam von Helga Zepp-LaRouche, der Gründerin des Schiller-Instituts, und Guus Berkhout, emeritierter Professor für Geophysik und Initiator undMitbegründer von CLINTEL (Climate Intelligence), veröffentlicht.
Wir führen erbitterte Debatten über alles mögliche – über grüne Energie, Staatsversagen bei der Pandemiebekämpfung, politische Ideologien, Steuerpolitik, Flüchtlingskrise, Mieterhöhungen, Beschneidung der Grundrechte, Altersversorgung, den Generationenkonflikt, Frauenrechte, etc. etc. etc. Aber wir haben nicht das Gesamtbild vor Augen: Daß wir im Westen von einem politischen Establishment regiert werden, das dabei ist, alles zu zerstören, was wir seit dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben!
Dabei haben wir alle Symptome eines kollabierenden Systems vor Augen, wenn wir sie sehen wollen: ein Wirtschaftssystem, in dem Kosten und Nutzen vollkommen aus dem Gleichgewicht sind, eine sich beschleunigende Hyperinflation, die das Lebensverdienst auffrißt, ein Gesundheitssystem, das sich nur noch Reiche leisten können, ein Bildungssystem, das weder Exzellenz noch moralische Werte vermittelt, eine außer Kontrolle geratene sogenannte „Woke-Kultur“, die die Menschen gegeneinander aufhetzt, eine verheerende geopolitische Konfrontationspolitik gegen vermeintliche Rivalen – man könnte diese Reihe noch beliebig fortsetzen!
Dabei haben alle diese Krisenerscheinungen eine gemeinsame Ursache: Wir leben im Westen unter der Diktatur einer Finanzoligarchie, für die das Gemeinwohl nicht existiert, die ausschließlich an der Maximierung ihrer Privilegien interessiert ist. Eine Oligarchie, die die endlosen Kriege als Einnahmequelle ihres Militärisch-Industriellen Komplexes braucht, und die Produktion und den Vertrieb von geisttötenden Drogen – illegalen wie legalisierten gleichermaßen – befördert, weil das Finanzsystem ohne die Zufuhr von gewaschenen Drogengeldern schon längst kollabiert wäre.
Und weil dieses auf profitmaximierender Spekulation basierende System jetzt rettungslos bankrott ist, soll in einem letzten großen Coup das gesamte Wirtschafts- und Finanzsystem auf grüne Technologien umgerüstet werden: The Great Reset. Unter dem Vorwand des Klimaschutzes lautet die Devise: „Shifting the Trillions“- lenkt die Billonen um! Und das läuft schon jetzt!
Mit der Politik des Green Deal (EU) und des Green New Deal (USA) vergeben die Banken nur noch Kredite für Investitionen in grüne Technologien und haben die Unternehmen längst einem strangulierenden System von Auflagen unterworfen: Taxonomie, Lieferkettengesetz, ESG. Gleichzeitig haben die hohen Energiepreise Methode: Durch das Erreichen der monetären Schmerzgrenze soll die Bevölkerung manipuliert werden, auf Fleischkonsum, Heizung, Wohnraum, Reisen etc. verzichten zu lernen. Damit einher geht ein Menschenbild, das jeden Menschen als einen Parasiten betrachtet, der die Natur belastet. Obwohl wir wissen, daß CO2 für das Leben auf der Erde notwendig ist, verkündet die grüne Politik: Je weniger CO2-Fußabdrücke hinterlassen werden, desto besser.
Die Wahrheit ist: Das ist alter Wein in neuen Schläuchen, das ist exakt die gleiche Austeritätspolitik von Hjamar Schacht, Hitlers Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister vor dem Zweiten Weltkrieg. Das ist Kannibalisierung der Arbeitskraft, die damals in den Arbeitslagern der KZs geendet hat. Wer denkt, daß dieser Vergleich übertrieben ist, soll sich den Film Hungerward über den Jemen mit David Beasley vom Welternährungsprogramm über Jemen oder die Sterberate von Kindern in Haiti anschauen.
Was sagt Klaus Schwab dazu in seinem Buch Stakeholder Capitalism? Er beklagt, daß afrikanische Länder wie Äthiopien erfolgreich die extreme Armut bekämpft haben (S. 154):
„Das zeigt uns das zentrale unauflösbare Problem. Die Fähigkeit, die den Menschen dazu verhilft, die Armut zu überwinden und ein besseres Leben zu führen, ist gleichzeitig dafür verantwortlich, daß der Planet für zukünftige Generationen zerstört wird. Die Ursachen für den Klimawandel sind nicht nur das Resultat einer selbstsüchtigen Generation von Industriellen und Babyboomers im Westen. Sie sind die Konsequenz des menschlichen Strebens nach einer besseren Zukunft.“
Hier steht es schwarz auf weiß: Nach dieser Logik ist die Erhöhung der Sterberate das Beste, was dem Klima passieren kann! Für Schwabs Eliten spielen Menschenleben keine Rolle.
Wenn wir der sich abzeichnenden Katastrophe entgehen wollen, müssen wir die Gesellschaft völlig neu auf ganz anderen Prinzipien aufbauen. Dies ist unsere positive Botschaft, die Botschaft einer hoffnungsvollen Zukunft mit Wohlstand für alle.
1. Das menschliche Leben ist unantastbar. Der Mensch ist die einzige Gattung, die mit kreativer Vernunft ausgestattet ist, was ihn von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Diese kreative Fähigkeit ermöglicht es dem Menschen, immer wieder neue Prinzipien des physischen Universums zu entdecken, was man wissenschaftlichen Fortschritt nennt. Die Tatsachen, daß der menschliche Geist in der Lage ist, durch eine immaterielle Idee diese Prinzipien zu entdecken, die dann in Form des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts einen Effekt im materiellen Universum haben, beweist, daß es eine Korrespondenz zwischen der Gesetzmäßigkeit des menschlichen Geistes und der des physischen Universum gibt.
2. Ebenso wie die räumliche Ausdehnung und anti-entropische Evolution des Universums unendlich ist, ist es die intellektuelle und moralische Vervollkommnungsfähigkeit des menschlichen Geistes. Deshalb ist jeder zusätzliche Mensch eine neue Quelle der Weiterentwicklung im Universums und bei der Lösung von Problemen auf der Erde, wie z.B. der Überwindung von Armut, Krankheiten, Unterentwicklung und Gewalt. Sich umeinander zu kümmern, ist der Schlüssel in dieser voranschreitenden Entwicklung. Es ist die Kombination von Kreativität und Empathie, die uns allen mehr als den Lebensunterhalt sichert.
3. Der positive Effekt des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts besteht darin, daß er, angewandt im Produktionsprozeß, die Produktivität der Arbeitskraft und der industriellen und landwirtschaftlichen Kapazitäten erhöht, was wiederum zu einem Anstieg des Lebensstandards und der Lebenserwartung von immer mehr Menschen führt. Eine prosperierende physische Ökonomie ist die Voraussetzung für die positive Entwicklung des Gemeinwohls, für die Versorgung nicht nur der Eliten, sondern aller Menschen mit hochwertiger Nahrung, sauberem Wasser, bezahlbarer moderner medizinischer Versorgung, einer hochstehenden Bildung, moderner Kommunikation und vor allem billiger und ausreichender Energie mit hohen Energieflußdichten. Inhärent sichere Kernenergie der dritten und vierten Generation sowie die sich abzeichnende Nutzung der thermonuklearen Kernfusion sind unerläßlich für die Energieversorgung der Menschheit. Armut beginnt mit Energiearmut.
4. Der Zweck der Wirtschaft hat nichts mit dem Profit zu tun, sondern mit der Glückseligkeit der Menschen im Sinne von Gottfried Wilhelm Leibniz, d.h. daß der Mensch alle in ihm angelegten Potentiale zu einem harmonischen Ganzen entfalten und so zu der bestmöglichen Weiterentwicklung der Menschheit beitragen kann. Oder, wie Schiller den weisen Solon von Athen zitiert: Der Zweck der Menschheit ist Fortschreitung. Es ist die Aufgabe der guten Regierung, durch ihre Politik für das Glück der Bürger in diesem Sinn zu sorgen, angefangen mit einer universellen Bildung für alle, deren Ziel der schöne Charakter und die Entwicklung einer immer größeren Anzahl von Genies sein muß. Diese Perspektive entspricht der Überzeugung Wladimir Wernadskijs, daß es in der Evolution des physischen Universums angelegt ist, daß der Anteil der Noosphäre gegenüber der Biosphäre immer mehr zu nimmt. Genauer gesagt, das Wachstum sollte ein zweifaches sein: Kreativität für die materiellen Bedürfnisse, und Empathie für die immateriellen Bedürfnisse. Für dieses sich umeinander und um unsere Umwelt Kümmern steht unser Slogan „Wohlstand für alle“, wobei sich „alle“ nicht nur auf uns selbst bezieht, sondern auch auf die künftigen Generationen.
5. Die wahre Bestimmung des Menschen ist es auch nicht, ein Erdling zu bleiben. Unsere Identität ist es, als einzig bisher bekannter Gattung, die mit kreativer Vernunft ausgestattet ist, den Weltraum so zu besiedeln, wie wir es mit der Erde gemacht haben. Was der Weltraumpionier Krafft Ehricke den „extraterrestrischen Imperativ“ genannt hat, gewissermaßen der zivilisatorische Effekt der Raumfahrt auf den Menschen, erfordert, daß die Menschheit wirklich „erwachsen“ wird, also irrationale Impulse abstreift und die Kreativität zu seiner Identität werden läßt, wie dies bisher nur für herausragende Wissenschaftler und Künstler der klassischen Kultur der Fall ist.
In dieser Phase der Evolution, der Liebe zur Menschheit und der Liebe zur Schöpfung, ausgelöst durch das Erkennen der Großartigkeit des physischen Universums, wird es für den Menschen ganz natürlich sein, sich mit großer Sorgfalt um alle Aspekte der Menschheit, des Planeten, der Natur und des Universums zu kümmern, weil dann der künstlich geschaffene Widerspruch zwischen Mensch und Natur überwunden sein wird. Der Mensch steht nicht im Gegensatz zur Natur, er ist ihr fortgeschrittenster Teil. Es ist, was Schiller die „Freiheit in der Notwendigkeit“ genannt hat, und das Konzept, das Beethoven seiner Großen Fuge vorangestellt hat: „So streng, wie frei.“
Diese große Idee des Menschen, der von Natur aus gut und unendlich vervollkommnungfähig ist, ist es, die von den Hjalmar Schachts, Klaus Schwabs, den machthungrigen Politikern und den Profitgeiern dieser Welt bedroht ist. Dieser Weckruf richtet sich an alle Menschen, sich der Gefahr eines neuen Faschismus zu widersetzen. Lassen wir uns nicht in eine Vergangenheit zurückzwingen, in der die Eliten uns arm hielten und uns sagten, wir sollen damit zufrieden sein.
Hiermit unterstütze ich diesen Aufruf und möchte durch den Newsletter des Schiller-Instituts auf dem Laufenden gehalten werden.
Bei der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 12. und 13. Dezember hielt Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin und Vorsitzende des Instituts, die folgende Rede.
Sie können sich die Rede während des 2. Panel im Video ansehen oder das Transkript lesen. Redner diskutierten zum Thema: „Der Gefahr des Dritten Weltkriegs entkommen – Eine Friedensordnung auf der Grundlage der gemeinsamen Ziele der Menschheit.“
Die revolutionäre Denkmethode des Nikolaus von Kues
Von Helga Zepp-LaRouche
Hallo, guten Abend oder guten Nachmittag, je nachdem, wo Sie sind. Als wir uns entschlossen, diese Konferenz kurz nach der US-Wahl abzuhalten, haben wir gewissermaßen vorweggenommen, daß dies ein sehr gefährlicher Moment in der Geschichte sein würde, und wir haben den Titel der Konferenz „Eine Welt auf der Grundlage der Vernunft schaffen“ genannt. Das mag weit hergeholt klingen, aber diese Konferenz soll nicht nur akademisch die aufgeworfenen Fragen diskutieren, sondern sie dient als ein Appell an alle Institutionen, Regierungen, gewählte Volksvertreter, Menschen guten Willens, dem Schiller-Institut zu helfen, eine internationale Allianz von Menschen zu organisieren, die in diese gegenwärtige Situation eingreifen. Denn Lösungen sind da. Es ist durchaus möglich, aus jeder der Krisen einen Ausweg zu finden. Aber das erfordert, daß die Menschen aktiv werden und als Staatsbürger handeln.
Nun, wenn man sich die Welt anschaut, können viele Menschen leicht anfangen zu verzweifeln, denn wenn man an das Sprichwort denkt, „Wen die Götter vernichten wollen, den treiben sie zuerst in den Wahnsinn“, dann findet man an vielen Ecken ein Echo davon. Und es ist auch ganz klar, daß man sich ernsthaft fragen kann: Ist die Menschheit moralisch fähig, zu überleben? Denn das Verhalten vieler Institutionen und auch Menschen scheint manchmal das Gegenteil zu sagen.
Pandemie, Hungersnot, Finanzkollaps und Krieg
Die Kombination von Krisen ist wirklich beispiellos. Lassen Sie mich nur einige von ihnen ansprechen.
Wir haben eine Pandemie. Diese Pandemie wurde in mehreren asiatischen Ländern relativ gut gehandhabt, aber in den Vereinigten Staaten, in Europa und auch in vielen Entwicklungsländern ist sie völlig außer Kontrolle geraten. Allein am 10. Dezember lag die Zahl der Neuinfektionen in den Vereinigten Staaten bei 217.729 neuen Fällen. In einer Woche, vom 3. bis 9. Dezember, starben dort 16.850 Menschen. In Deutschland, das am Anfang relativ gut dastand, gab es am 11. Dezember, also gestern, 27.217 neue Fälle, es ist völlig außer Kontrolle, 524 Todesfälle an einem Tag. Und die Landesregierungen und die Bundesregierung sprechen von der Möglichkeit einer kompletten, totalen Abriegelung, noch vor Weihnachten, dann bis ins neue Jahr hinein.
Das hätte nicht so sein müssen, denn wenn man das getan hätte, was sich als effektive Methode erwiesen hat, nämlich allgemeine Tests, Kontaktverfolgung unter Verwendung von Digitalisierung und moderner Technologie, und dann Menschen in Quarantäne zu schicken – dann hätte man das unter Kontrolle bringen können, aber das geschieht immer noch nicht.
Zu der COVID-Krise kommt noch eine Hungersnot hinzu, das Welternährungsprogramm spricht von einer Hungersnot „biblischen Ausmaßes“, was bedeutet, daß wenn nichts Dramatisches dagegen unternommen wird, im nächsten Jahr 270 Millionen Menschen verhungern könnten. Und offensichtlich könnte dies sehr schnell behoben werden, auch durch die Rettung der Landwirtschaft in den Vereinigten Staaten und Europa und anderen sogenannten fortgeschrittenen Ländern und die Verdoppelung der Nahrungsmittelproduktion.
Es droht eine Hungerpandemie bliblischen Ausmaßes
Dies ist offensichtlich nur das sichtbarste Ende der eigentlichen Krise, die darin besteht, daß das System kollabiert: Das Finanzsystem ist hoffnungslos bankrott, und all die Billionen, die von der Europäischen Zentralbank hineingepumpt wurden, insgesamt 1,85 Billionen Euro, hauptsächlich durch ein Pandemie-Notkaufprogramm, und von der Federal Reserve irgendwo zwischen 6 und 7 Billionen Dollar: dies alles dient dazu, das bankrotte System zu retten, in die Realwirtschaft fließen kaum Investitionen.
Der „Green Deal“
Und zusätzlich zu diesem andauernden Zusammenbruch, der nicht zu Ende ist, gibt es die wirklich wahnsinnigen Bemühungen der Europäischen Union, einen „Green Deal“ durchzusetzen. Sie haben sich gerade gestern getroffen und beschlossen, den CO2-Ausstoß bis 2030 von bisher geplanten 40% auf sogar 55% zu reduzieren. Das Gleiche wird man mit dem Green New Deal in den Vereinigten Staaten versuchen, wenn Biden der neue Präsident wird. Das ist der größte Irrsinn, denn es würde bedeuten, daß man eine kollabierende Wirtschaft weiter schwächt, indem man die Richtung aller Investitionen nur in grüne Technologien vorgibt – und so kann man moderne Industriegesellschaften nicht aufrechterhalten.
Die europäischen und amerikanischen Volkswirtschaften brechen ein, im letzten Jahr um durchschnittlich 10%, während z.B. China bereits im dritten Quartal, nachdem sie sich sehr gut von der COVID-Krise erholt haben, eine Wachstumsrate von 4,9% hatte, und im Monat November sind die chinesischen Exporte um durchschnittlich 25% gestiegen.
Konfrontation gegen China und Rußland
Das ist einer der Gründe für die absolut hysterische Kampagne gegen China. Denn was wir sehen, ist der Zusammenbruch des alten Paradigmas, des neoliberalen Systems, das, was das sogenannte „westliche“ Finanzsystem, das transatlantische System ausgemacht hat. Deshalb hält [US-Außenminister] Pompeo eine Rede nach der anderen und hat damit eine antichinesische Hysterie ausgelöst, die weit über den McCarthyismus hinausgeht. Er hat gerade in Georgia gesprochen und gesagt, daß jeder chinesische Student und Professor in den Vereinigten Staaten ein chinesischer Spion ist.
Sehr gefährlich ist auch, daß [Marshall] Billingslea, der Sonderbeauftragte des Präsidenten für Rüstungskontrolle, am 17. November eine Rede vor dem National Institute of Public Policy gehalten hat, in der er im Grunde genommen nur gegen Rußland und China wetterte. Er sagte, man könne Rußland bei der Rüstungskontrolle nicht trauen, China sei für die Auslösung der Coronavirus-Pandemie auf der ganzen Welt verantwortlich, und Rußland würde eine nukleare Doktrin für den frühzeitigen Einsatz von Atomwaffen vorantreiben, mit der Strategie „eskalieren, um zu gewinnen“.
Diese Behauptung ist eine komplette Lüge. Es ist eigentlich genau das, was die gegenwärtige NATO-Doktrin besagt, aber sie behaupten, daß Rußland einen Plan hat, die NATO anzugreifen und dabei auf die Kapitulation der NATO zu setzen. Billingslea sagte in dieser Rede auch, daß er der Trump-Administration oder Präsident Trump persönlich rät, die Reagan-Gorbatschow-Erklärung, daß niemand einen Atomkrieg gewinnen kann, nicht länger zu bekräftigen.
Aus diesem Grund hat der russische Außenminister Lawrow in der letzten Zeit mehrfach gewarnt, es sei eine sehr gefährliche Illusion, einen begrenzten Atomkrieg gewinnen zu können. Und wie viele andere Experten, u.a. von der Federation of American Scientists, gewarnt haben, gibt es so etwas wie einen „begrenzten Atomkrieg“ nicht, denn es liegt in der Natur von Atomwaffen, daß alle eingesetzt werden, sobald man eine einsetzt.
Billingslea beschuldigte China auch, sein Atomwaffenarsenal hinter einer „Großen Mauer der Geheimhaltung“ aufzubauen. Nun, die Realität ist, während sowohl die Vereinigten Staaten als auch Rußland, soweit ich weiß, irgendwo zwischen 6000 und 7000 Atomraketen haben, hat China ganze 290. Und angesichts der Tatsache, daß es diese kontinuierliche Anti-China-Kampagne gibt, fühlen sie sich dort natürlich gezwungen, ihr Atomwaffenarsenal aufbauen zu müssen. Es entsteht eine Dynamik, in der es eine Verhärtung in China gibt, das ist ganz klar – wie das Sprichwort sagt: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück. Man befindet sich also in einer Eskalationsspirale, die extrem gefährlich ist. Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, sagte, das alles sei nur ein Vorwand für die USA, ihre Mittel- und Kurzstrecken-Atomraketen zu modernisieren.
Es ist eine Ironie, daß die Trump-Administration nur fünf Tage vor dieser wütenden Rede von Billingslea eine Anfrage der Federation of American Scientists verweigert hatte, die Zahl ihrer Atomsprengköpfe zu veröffentlichen. Früher, bis 2018, haben sie das getan, aber jetzt nicht mehr. Und Hans Kristensen [von der Federation] meinte, Billingsleas Anschuldigungen gegen China wären viel glaubwürdiger, wenn die Vereinigten Staaten ihre Zahlen in dieser Hinsicht offenlegten.
Es gibt also eine unglaubliche Situation an all diesen Fronten. Und denken wir daran, was wir im letzten Panel besprochen haben, die unglaublichen Ereignisse in den Vereinigten Staaten: die fünf Jahre dauernden Operationen gegen Trump, zuerst als Kandidat, dann in der gesamten Zeit seiner Präsidentschaft; Russiagate, das nicht bewiesen werden konnte; Impeachment, das auf Lügen basierte; und jetzt schließlich der versuchte oder tatsächliche Betrug bei der Wahl – und eine unglaubliche Zensur durch die großen Fernsehsender, die einseitig den Wahlsieger küren, und durch die sozialen Medien, die Inhalte zensieren! Man hat also eine Situation, die wirklich außer Kontrolle geraten ist. Und deshalb sollten wir einen Schritt zurücktreten und überlegen: Wie können wir einen anderen Denkansatz entwickeln? Denn ich denke, das ist die dringendste Frage, und der entsprechende Titel dieser Konferenz ist die „Koinzidenz der Gegensätze“.
Ideologien hinterfragen
Ich möchte zurückgehen zu dem, was mein verstorbener MannLyndon LaRouche (1922-2019) in jedem Land, das er je bereiste, betont hat: Er riet den Menschen, vor allem den jungen Leuten, daß sie anfangen sollten, über ihre jeweilige Ideologie nachzudenken. Denn wenn man in den Vereinigten Staaten ist, kann man sehr einfach erkennen, daß die Menschen in Europa anders denken, in jedem europäischen Land denkt man anders; die Menschen in Lateinamerika denken anders. Aber wenn man in seinem Land ist, denkt man nicht viel darüber nach; man hält alles für selbstverständlich. Und Lyndon LaRouche ist berühmt dafür – Sie können das überprüfen, indem Sie seine vielen Bücher lesen, was Sie eine ganze Weile beschäftigen wird –, daß er sich sehr darum bemüht hat, den Menschen eine Methode an die Hand zu geben, wie man sich seiner eigenen Denkweise bewußt werden kann.
Wir erleben gerade jetzt als Teil dieser zivilisatorischen Zusammenbruchskrise eine echte Krise in der Methode des Denkens. Es herrscht eine enorme Verwirrung der Meinungen, und das hat nach dem Ausbruch der Pandemie einen absoluten Krisenpunkt erreicht, wo Leute, die bis dahin ziemlich rational waren, in die wildesten Interpretationen und Verschwörungstheorien verfielen und versuchten, sich etwas zu erklären, was offensichtlich sehr beängstigend ist. Nun aber stellen die meisten Menschen die axiomatische Basis ihrer Ansichten nicht in Frage. Sie halten sie für selbstverständliche Wahrheiten, für die einzig wahre Wahrheit.
Wenn man eine erkenntnistheoretische Untersuchung dieser Gegensätze vornimmt, stellt man fest, daß sie oft auf der Grundlage von Nominalismus gebildet werden – Menschen verbeißen sich in ein bestimmtes Wort und tun so, als würde das alles erklären – oder von Empirismus oder Positivismus. Schlußfolgerungen ziehen sie als Ergebnis von Reduktionismus und Deduktionismus, und bei der Analyse betrachten sie die Welt durch eine konkave Brille: Sie projizieren die Landkarte des eigenen Geistes und der eigenen Überzeugungen und Absichten auf die vermeintliche Sicht des anderen.
Man sieht das heute deutlich: Es ist typisch für die Leute, die z.B. das vermeintliche geopolitische Interesse der EU gegen das von Rußland, China und den USA abgrenzen, oder für die Kreise, die China imperiale Absichten vorwerfen, die sie selbst haben. Dabei kommt jeder, der dies nüchtern untersucht, zu dem Schluß, daß China mit seinem Entwicklungsmodell nicht nur die extreme Armut in China selbst beseitigt hat – gerade vor zwei Wochen haben sie das vollendet, und China hat 850 Millionen seiner Menschen aus der Armut befreit, in eine große, wachsende Mittelschicht -, sondern daß es dieses Entwicklungsmodell auch den Entwicklungsländern anbietet, was die imperialen Absichten der Ankläger herausfordert.
Wie ich schon sagte, das übergreifende Thema dieser Konferenz ist das Konzept der Coincidentia Oppositorum, das Zusammenfallen der Gegensätze. Dieses Konzept wurde von Nikolaus von Kues entwickelt, dem bedeutendsten Denker im Europa des 15. Jahrhunderts, der als erster die Prinzipien des modernen souveränen Nationalstaates entwickelte, der mit der Zustimmung der Regierten regiert, wo es eine reziproke Beziehung zwischen Regierung, Volksvertretern und Regierten geben muß.
Die cusanische Denkmethode
Der deutsche Kardinal, Philosoph, Mathematiker und Jurist Nikolaus von Kues (1401-1464).
Er ist auch der Vater der modernen Naturwissenschaft. Er entwickelte eine neue Methode des Denkens, mit ganz neuen Gedanken, und er sagte sehr selbstbewußt, daß er etwas vorschlägt, was noch kein Mensch zuvor gedacht hatte. Und diese Methode liegt auch allen philosophischen Schriften und der wirtschaftswissenschaftlichen Methode meines verstorbenen Mannes Lyndon LaRouches und seiner physikalischen Ökonomie zugrunde.
Es ist im wesentlichen die Idee, daß die menschliche Vernunft die Fähigkeit hat, eine Lösung auf einer völlig anderen und höheren Ebene zu definieren als die, auf der all die Konflikte und Widersprüche entstanden sind. Es geht um die Fähigkeit, ein Eins zu denken, das von höherer Größe und Macht ist als das Viele. Wenn man seinen Geist trainiert, so zu denken, hat man den unfehlbaren Schlüssel zur Kreativität, und man kann diese Denkweise auf praktisch alle Bereiche des Denkens anwenden.
Um sich der Koinzidenz von Gegensätzen anzunähern, muß man mit einer Ablehnung der aristotelischen Methode beginnen. Aristoteles sagt, wenn etwas A ist, kann es nicht gleichzeitig B sein. Aber die Koinzidenz ist auch nicht A plus B, geteilt durch zwei, oder irgendeine andere algebraische oder arithmetische Berechnung. Nikolaus entwickelte dieses Konzept in mehreren seiner Schriften, aber am ausführlichsten in der De Docta Ignorantia (Über die gelehrte Unwissenheit), und diese wurde sofort von dem Heidelberger Professor und Scholastiker Johannes Wenck in einer Abhandlung De Ignota Litteratura (Der unwissende Gelehrte) angegriffen. Nikolaus antwortete darauf einige Jahre später, weil er diese Schrift nicht gleich erhielt, in einer kleinen Schrift, die ich allen empfehle, Apologia Doctae Ignorantiae (Verteidigung der gelehrten Unwissenheit). Darin beklagt er, daß heute – also zu der Zeit – die aristotelische Tradition vorherrsche, die das Zusammenfallen von Gegensätzen als Häresie wertet, weil diese Schule diesen Ansatz als etwas ihren Intentionen ganz Entgegengesetztes vollständig ablehne. Diese Intentionen waren eigentlich oligarchischer Natur, was er dort nicht sagt, aber darum ging es. Deshalb, sagte Cusa, wäre es ein Wunder, und es würde ihre Denkschule auf den Kopf stellen, wenn sie Aristoteles aufgeben und zu einer höheren Perspektive gelangen würden.
Im Gegensatz zur aristotelischen Methode, die sich in den Kampf zwischen Gegensätzen verstrickt, betrachtet die Sichtweise der Koinzidenz der Gegensätze den Vorgang von einer höheren Ebene aus. Dies wurde in dem kurzen Video angesprochen, das sie am Anfang [der Konferenz] gesehen haben, wo ich begründe, warum Lyndon LaRouches gesammelte Werke veröffentlicht werden müssen: Die Sicht der Koinzidenz ist so, als betrachte man das Geschehen von einem hohen Turm aus. Von dort sieht man den Jäger, die Gejagten und den Prozeß der Jagd. Das verschafft einem einen ganz anderen Sichtpunkt, als wenn man selbst der Jäger oder der Gejagte ist oder ständig mit der Nase am Boden herumläuft.
Auf diese Ebene des Denkens zu gelangen, bedarf jedoch einer enormen Anstrengung. Man kann es nicht einfach anknipsen, es ist ein intellektueller Kampf. Aber wenn man das bewältigt, hat man die Kraft, sich Bereiche zu eröffnen, die sonst völlig verschlossen wären. Nikolaus verweist darauf, wie Denker wie Avicenna auf die negative Theologie zurückgegriffen haben, um den Verstand aus der Gewohnheit herauszuholen, sich an von der Sinnesgewißheit gelieferten Scheinwahrheiten festzuklammern. Aber das scharfsinnigste, sagt Cusa, war Platos Argument im Parmenides-Dialog, der vielleicht der anspruchsvollste aller Dialoge Platos ist.
Platons Parmenides- Dialog
Parmenides (links) und Platon (rechts) sind sich offensichtlich uneins. Zu sehen ist hier Raphaels Schule von Athen
Parmenides war der Anführer der von der Methode her reduktionistischen Eleatischen Schule, die lehrte, daß das Wesen der Dinge nur durch den Denkprozeß erreicht werden könne, ohne irgendeinen Bezug zu materiellen Dingen. Aber dieses Wesentliche müsse von strengster Einfachheit sein, ohne jede Vielheit und Vielfalt, vor allem ohne jede Veränderung und Bewegung. Alle von den Sinnen gegebene Mannigfaltigkeit und die dadurch angedeutete Veränderung seien nur Schein, sagte Parmenides, bloße Illusion, daher könne Mannigfaltigkeit und Veränderung nie zum Wesen gehören oder daran teilhaben.
Im Dialog verlockt Platon nun Parmenides dazu, genau dieses eklatante Paradox seines Denkens aufzudecken, nämlich daß er das Prinzip der Veränderung ausgelassen hat.
In der von Platon begründeten Tradition ist diese „Veränderung“ allerdings nicht die lineare Ausdehnung eines euklidischen Raumes, sondern die kontinuierliche Abfolge neuer axiomatisch-revolutionärer Entdeckungen, was zu einer verschachtelten Reihe von Entdeckungen universeller physikalischer Prinzipien führt, die das Wissen über das physikalische Universum vertiefen und die schöpferischen Kräfte aller Menschen vervollkommnen, denen dieser Fortschritt vermittelt wird. Nikolaus sagt an einer Stelle, daß durch diese Bildung jeder Mensch die Entwicklung des gesamten Universums bis zu diesem Punkt in seinem Geist nachvollzieht. Dieser Mikrokosmos des Geistes, der sich mit dem Makrokosmos – dem Universum – in Übereinstimmung befindet, versetzt jeden Menschen potentiell in die Lage, vorausschauend zu wissen, was die nächste Entdeckung sein muß, um den gesetzmäßigen Prozeß der Schöpfung fortzusetzen.
Das ist sehr wichtig, weil dies engstens mit dem Konzept der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte zusammenhängt, das Lyndon LaRouche entwickelt hat, da es uns ebenfalls einen Maßstab für die notwendige nächste Entdeckung liefert.
Für Platon ist jede einzelne solche Erkenntnis das Ergebnis einer entsprechenden Entdeckung, die der menschliche Geist auf „intuitive“ Weise hervorbringen kann. Deshalb betonte auch Einstein: „Phantasie ist wichtiger als Wissen. Wissen ist begrenzt, Phantasie aber umfaßt die ganze Welt.“ Sie regt den Fortschritt an und bringt die Evolution hervor.
Platons Antwort auf Parmenides ist daher sein ontologischer Begriff des Werdens als der Fähigkeit des menschlichen Geistes, ständig solche Hypothesen zu erzeugen, oder die Hypothese der höheren Hypothese, in der jene allumfassende Veränderung das Eine ist, das auf einer höheren Ebene das Viele einschließt.
Die Quadratur des Kreises
Nikolaus von Kues wusste, daß man über Archimedes Methode der Kreisquadratur hinausgehen muß
Dieselbe Denkmethode wandte Nikolaus an, als er ein Problem löste, das viele Denker und Mathematiker seit der Antike schlaflos gelassen hatte, nämlich das Problem der Quadratur des Kreises. Archimedes, ein früherer Mathematiker, hatte versucht, das Problem mit der Methode der Erschöpfung zu lösen, indem er eine immer größere Anzahl von Vielecken auf dem Kreis ein- und umschrieb. Die irrige Annahme ist, daß die Umfänge der beiden Polygone irgendwann mit dem Kreis zusammenfallen. Auf diese Weise fand Archimedes zwar eine brauchbare Annäherung an die Zahl Pi (π), aber in Wirklichkeit war das Problem nicht gelöst. Denn Cusa sagt, je mehr Ecken ein Vieleck hat, desto weiter entfernt es sich vom Kreis.
Es bedurfte Cusas revolutionärer Denkweise, um das Problem der Quadratur des Kreises zu lösen, indem er deutlich machte, daß ein Kreis nicht durch eine Geometrie konstruiert werden kann, die auf der axiomatischen Annahme von selbstevidenten Punkten und Geraden beruht, sondern daß man eine axiomatisch andere Geometrie anwenden muß, bei der die Kreiswirkung die euklidische selbstevidente Annahme des Punktes und der Geraden ersetzt. Dieses sogenannte isoperimetrische Prinzip vom Primat des Kreises macht deutlich, daß man vom Kreis zum Vieleck gelangen kann, aber nicht umgekehrt. Auf diese Weise lieferte Nikolaus den schlüssigen Beweis für den Unterschied zwischen dem auf die Kommensurablen beschränkten Bereich der Mathematik und dem davon komplett abgegrenzten Bereich der Inkommensurablen.
Dieser Fortschritt vom Verständnis der Quadratur des Kreises bei Archimedes zum überlegenen Verständnis bei Cusa veranschaulicht auch die Rolle der menschlichen Entdeckung eines bereits existierenden universellen Prinzips – den Übergang von dessen Existenz als Potential, das aber zuvor dem Blick des menschlichen Wissens verborgen war, hin zur „Verwirklichung“ dieses Prinzips durch die Akte der menschlichen Entdeckung. Dieser kontinuierliche Prozeß der Entdeckung ist ontologisch primär, das heißt, das Eine ist primär in Bezug auf den Inhalt eines jeden und aller der Vielen.
Bernhard Riemann, auf dessen wissenschaftlicher Methode der Name des LaRouche-Riemann-Wirtschaftsmodells mit beruht, führt in einer von Lyndon LaRouche zitierten Schrift, Zur Psychologie und Metaphysik, denselben Gedanken aus, indem er die menschliche Seele als einen Bestand an kompakten, eng und vielfältig miteinander verbundener Ideen beschrieb, die „Geistesmassen“, oder wie Lyn sie nannte „Gedankenobjekte“. Jede neue solche Geistesmasse schwingt mit allen vorher angesammelten mit und steht in wechselseitiger Beziehung zu ihnen, umso mehr, je mehr eine innere Verwandtschaft zwischen ihnen besteht. Riemann sagt auch, daß diese kompakten Geistesmassen weiter existieren, auch wenn der Mensch, der sie geschaffen hat, gestorben ist und Teil dessen wird, was er die Seele der Erde nennt.
Die Menschheit als geologische Kraft
Im wesentlichen dieselbe Idee drückte Wladimir Wernadskij in einem Vortrag in Paris im Jahr 1925 aus, in dem er die menschliche Gattung und den kollektiven menschlichen Geist als eine „geologische Kraft“ im Universum beschreibt. Wernadskij zufolge beweist die gesamte Geschichte des Universums, daß diese „Noosphäre“ mehr und mehr die Herrschaft über die Biosphäre gewinnen wird. Und dieser anti-entropische Charakter der Kreativität des menschlichen Geistes als fortschrittlichster Teil und treibende Kraft des physikalischen Universums ist der Grund, warum es Optimismus für die Zukunft der Menschheit gibt.
Es bedeutet, daß immer mehr Menschen in allen verschiedenen Nationen und Kulturen in der Lage sein werden, sich über das infantile Niveau der Sinnesgewißheit zu erheben und gescheiterte ideologische Traditionen zu überwinden – wie z.B. die rhetorische Schule der Sophisten, der es nicht um die Wahrheit geht, sondern um den Sieg einer beliebigen Behauptung, die der Sophist aufstellt, um sein partikulares Eigeninteresse zu fördern.
Nun, das Konzept des Zusammenfallens der Gegensätze läßt sich auf die gegenwärtige strategische Situation und eigentlich auf jeden Bereich des menschlichen Wissens anwenden. So definiert sich das Interesse der Menschheit nicht als das Interesse der gegenwärtig lebenden Menschen, im Hier und Jetzt, sondern wenn man das Interesse aller zukünftigen Generationen im Auge hat. Das ist im wesentlichen die gleiche Idee, die die Präambel der amerikanischen Verfassung ausdrückt: daß das Gemeinwohl nicht nur der Gegenwart, sondern allen zukünftigen Generationen dienen muß. Heute muß man das auf die ganze Welt, auf die gesamte menschliche Bevölkerung beziehen.
Um ein Verständnis dafür zu bekommen, was das bedeutet, wenn man das, was ich gerade theoretisch gesagt habe, auf die gegenwärtige Weltsituation anwendet: Dann ist jede Nation ein Mikrokosmos, und nach Nikolaus von Kues ist Frieden im Makrokosmos nur möglich, wenn jeder Mikrokosmos die bestmögliche Entwicklung hat, und es als sein eigenes Interesse ansieht, daß sich alle anderen Mikrokosmen entwickeln. Das heißt, man geht nicht vom „geopolitischen Eigeninteresse“ der Nation oder einer Gruppe von Nationen aus und stellt sich gegen das vermeintliche Interesse aller anderen, sondern man folgt einer anderen Konzeption, die diese aristotelische Methode des Widerspruchs ablehnt. Wenn man Platons Konzept der Veränderung und des Werdens als das ontologische Primäre auffaßt, dann kann man die Entwicklung jedes Mikrokosmos wie in einer kontrapunktischen, fugierten Komposition sehen, wo die Entwicklung jeder Note und jeder Idee zur zukünftigen Entwicklung aller anderen beiträgt.
Es gibt bereits Beispiele, wo man eine Annäherung daran sehen kann, wie das funktionieren kann. Eines ist die internationale Zusammenarbeit beim thermonuklearen Fusionsreaktor in Frankreich, in Cadarache, dem ITER, eine Gemeinschaftsarbeit von 34 Nationen, die alle von den Entdeckungen profitieren.
Und heute ist es natürlich auch die mögliche internationale Zusammenarbeit in der Weltraumforschung und Raumfahrt: Derzeit laufen drei sehr faszinierende Missionen zum Mars, die alle in wenigen Wochen auf dem Mars ankommen werden – und wäre es nicht sinnvoll, solche Forschung gemeinsam zu betreiben? Dann ist die Frage nicht, wer als erster seine Flagge auf den Mars setzt oder wer als erster Frau oder erster Mann den Mars betritt, sondern es ist die Frage: Wie erobern wir das Sonnensystem für die menschliche Besiedlung?
Nun, unser Sonnensystem ist unglaublich groß. Ich weiß nicht, ob Sie vielleicht in letzter Zeit zu den Sternen, zur Milchstraße hinaufgeschaut haben, aber es ist noch sehr viel größer, unsere Galaxie ist nur eine von zwei Billionen Galaxien, die bisher vom Hubble-Teleskop entdeckt worden sind!
Denken Sie einmal über die langfristige Existenz der Menschheit nach. Die Menschheit gibt es seit ein paar Millionen Jahren, aber tatsächlich, in Bezug auf nachprüfbare aufgezeichnete Geschichte wissen wir nur ein wenig über die letzten 5000 Jahre, und noch ein bißchen mehr durch Archäologie, aber das ist wirklich nur eine sehr kurze Zeitspanne. Nun, wollen wir, daß die Menschheit die unsterbliche Spezies ist? Oder wollen wir, daß die Menschheit nur wie eine der vielen anderen Spezies ist, die kommen und gehen? Immer wenn große Perioden von Artensterben kommen, verschwinden sie, aber das macht nichts, die Evolution bringt dann andere Arten mit einem höheren Stoffwechsel hervor. Und ist es dann eigentlich egal, wenn auch die Menschheit einmal dabei verschwindet? Nun, das glaube ich nicht. Denn ich denke, daß die Menschheit absolut einzigartig ist, was auch immer wir noch im Universum finden werden, wenn es irgendwo anderes intelligentes Leben gibt. Wir sind bis jetzt die einzige bekannte schöpferische Gattung.
In ein paar Milliarden Jahren wird die Sonne aufhören, so zu funktionieren, daß wir auf der Erde leben können, und spätestens dann ist es eine Frage des Überlebens für unsere Gattung, den Weltraum zu besiedeln, andere Planeten für die menschliche Spezies bewohnbar zu machen. Ich denke, daß dies durchaus möglich ist, wenn wir uns von diesem gegenwärtigen Zustand wegbewegen, in dem wir uns wie Kleinkinder verhalten, wie kleine Jungs, die sich gegenseitig ans Schienbein treten, und wenn wir unser volles Potential entwickeln, indem wir mit anderen Menschen und anderen Kulturen kooperieren und die langfristige Bestimmung der Menschheit erfüllen, die Gattung zu sein, die bewußt Veränderungen im Universum anstößt, und auf diese Weise unsere wahre Bestimmung als menschliche Spezies erfüllen.
Nun, ich denke, es liegt an uns, diese Transformation zu vollbringen und auf diese Weise die Fähigkeit zu schaffen, lebend und glücklich aus dieser Krise herauszukommen. Und das ist es, was ich sagen wollte.
Eine Gruppe von vierzig Personen, darunter Mediziner, Landwirte, Musiker, Wissenschaftler, Pädagogen, Geistliche, Bürgerrechtler, Gemeindeaktivisten und besorgte Bürger, traf sich am 23. Oktober 2020 zu einem Runden Tisch und reagierte damit auf den Aufruf der Vorsitzenden des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, das Komitee Coincidentia Oppositorum (Zusammenfall der Gegensätze) zu bilden, um sich mit der COVID-Pandemie zu befassen, die mittlerweile mit einer extremen Hungerkrise einhergeht. Die Diskussion wurde mit kurzen Anmerkungen von Zepp-LaRouche, Dr. Joycelyn Elders, ehemalige U.S. Surgeon General, und Mike Callicrate, Viehzüchter und Eigentümer von Ranch Foods Direct, eröffnet. Es folgten lebhafte Ausführungen, in denen mehrere medizinische Fachkräfte detailliert über die Arbeit berichteten, die sie bereits in Afrika, Asien und Südamerika sowie in den USA durchgeführt haben und die sich für die Art von kommunalen Ausbildungsprogrammen im medizinischen Bereich eignen würde, die Zepp-LaRouche und Dr. Elders hervorgehoben haben und dem Vorbild von US-Präsident Franklin Roosevelts Civilian Conservation Corps (CCC) folgen. Führende Landwirte diskutierten ihre Bereitschaft und Fähigkeit, genügend Nahrungsmittel zu produzieren, um den Hunger zu stoppen und die Welt zu ernähren, wenn sie Paritätspreise erhalten, um in der Lage zu sein zu überleben und weiterzuproduzieren. Das Video zeigt einleitende Bemerkungen von Zepp-LaRouche, Dr. Elders und Mike Callicrate.
Von Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts
Wir erleben derzeit eine so beispiellose Kombination von Krisen, daß es die psychologische Grenze des Erträglichen zu übersteigen scheint. Gesundheitsexperten in der ganzen Welt warnen, daß es noch weitere neun Monate dauern kann, bis alle Nationen mit einem – noch nicht einmal garantiert zur Verfügung stehenden – Impfstoff versorgt werden können, und in dieser Zeitspanne eine weitere Million Menschen ihr Leben durch COVID-19 verlieren können. Aber eine noch viel größere Anzahl von Menschenleben ist durch die Hungerkatastrophe bedroht, die sich jetzt in den Entwicklungsländern als Folge der Einbrüche in der Landwirtschaft und des Zusammenbruchs des sogenannten Informellen Sektors der Wirtschaft ausbreitet. Schon jetzt werden viele Staaten von lang existierenden, durch die Pandemie noch verstärkten sozialen Spannungen zerrissen – eine Dynamik, die sich in den nächsten Monaten noch massiv verstärken kann.
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) meldet einen massiven Einbruch bei den Einkommen um 10,7% in den ersten neun Monaten dieses Jahres, entsprechend 3,5 Billionen Dollar, und einen Verlust von bis zu 500 Millionen Arbeitsplätzen bis Jahresende. In den Industrienationen wurden die Insolvenzen, Kurzarbeit und Entlassungen, die viele Existenzen in Frage stellen, zumindest zeitweise durch Unterstützungsprogramme seitens der Regierungen abgemildert. Aber die meisten Entwicklungsländer sind völlig außer Stande, vergleichbare Programme zu finanzieren. Bei den Ländern mit sogenannten „niedrigen bis mittleren Einkommen“ betrug der Einkommensverlust 23,3% im zweiten und 15,6% im dritten Quartal. Die Prognosen für das vierte Quartal sind noch weitaus pessimistischer.
Wenn man berücksichtigt, daß mehr als die Hälfte der Menschen in den Ländern Afrikas südlich der Sahara bereits vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie keine ausgewogene und ausreichende Ernährung hatte, dann ist die in Vice.com berichtete Nachricht, daß die Nahrungsmittelpreise in ganz Afrika im Schnitt um 250 Prozent gestiegen sind, katastrophal. Es droht, wie der Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) David Beasley seit Monaten warnt, eine Hungerkatastrophe von „biblischem Ausmaß“, bei der pro Tag bis zu 300.000 Menschen zu sterben drohen.
Es ist eigentlich klar, daß angesichts einer solchen sich abzeichnenden Tragödie nur die Regierungen gemeinsam die Notprogramme verwirklichen können, die notwendig wären, um das Leben vieler Millionen Menschen zu retten. Doch die Erfahrung der letzten Monate zeigt leider, daß geopolitische Konfrontation des Westens gegen Rußland und China statt Kooperation auf der Tagesordnung steht und z.B. das WFP statt der dringend benötigten 5 Mrd.$ nur 750 Mio.$ erhalten hat.
Was also tun? Soll man zusehen, wie die Tragödie vor unseren Augen ihren Lauf nimmt?
Der Erfinder der modernen Naturwissenschaften und des souveränen Nationalstaates, der große Denker des 15. Jahrhunderts Nikolaus von Kues, entwickelte als Antwort auf das finstere 14. Jahrhundert, das von ähnlichen Katastrophen gekennzeichnet war wie unsere Gegenwart, eine neue Methode des Denkens – die Coincidentia Oppositorum, die, wie er selbstbewußt betonte, einen völlig neuen Ansatz für die Lösung von Problemen darstellte. Es war die Idee, daß der menschliche Geist als lebendiges Ebenbild des Schöpfers dazu fähig ist, die höhere Ebene zu definieren, auf der alle Widersprüche, die scheinbar unlösbar sind, überwunden werden können. Der menschliche Geist ist Nikolaus zufolge in der Lage, das Eine zu denken, welches eine höhere Mächtigkeit hat als das Viele. Ganz ähnlich stellte Albert Einstein fest, daß man die Probleme nicht auf der Ebene lösen kann, auf der sie geschaffen wurden.
Dieses Denken des Ineinsfallens der Gegensätze ist die Methode, die wir heute für die Lösung der die ganze Menschheit bedrohenden Krise anwenden müssen. Wir müssen einen Ausweg definieren, der die existentiellen Bedürfnisse aller betroffenen Menschen und Interessengruppen gleichermaßen erfüllt. Konkret auf die Pandemie bezogen läßt sich dieser Ansatz sehr wohl anwenden.
Ein erster Schritt
Da es die jungen Menschen dieser Welt sind, deren Zukunftschancen durch das Zusammentreffen der Pandemie und der Wirtschaftskrise, an deren Zustandekommen sie keinen Anteil hatten, am meisten gefährdet sind, muß man eine Perspektive für sie entwickeln, die zugleich das reale Problem anpackt und ihnen eine konkrete Aufgabe gibt. Die COVID-19- Pandemie und künftige drohende Pandemien werden wir nur in den Griff bekommen können, wenn in jedem Land dieser Erde ein modernes Gesundheitswesen aufgebaut wird, das dem Hill-Burton-Standard in den USA, dem deutschen und französischen Gesundheitssystem vor der Privatisierung oder dem in Wuhan erfolgreich demonstrierten System in China im Prinzip entspricht.
Der erste Schritt dazu könnte gemacht werden, indem man z. B. Universitätskliniken, Krankenhäuser, medizinische Fakultäten oder medizinische Hochschulen in den USA und europäischen Nationen durch Partnerschaften mit gleichartigen Institutionen in Afrika verbindet. Wenn man moderne Gesundheitssysteme aufbauen will, werden ja nicht nur die medizinischen Kapazitäten, wie Krankenhäuser, Infrastruktur, Wasser, Elektrizität etc. gebraucht, sondern auch gut ausgebildetes medizinisches Personal in sehr großer Anzahl.
Diese Partnerschaften sollen deshalb junge, z.T. arbeitslose Menschen in den USA, Europa und afrikanischen Staaten nach dem Vorbild von Roosevelts Civilian Conservation Corps (CCC) zunächst zu medizinischen Hilfskräften und dann später zu medizinischem Personal ausbilden. Der allererste Schritt ist die Schulung der jungen Menschen für den Einsatz in den Gemeinden bzw. Dörfern, um die Bevölkerung in die Gesundheitsmaßnahmen einzuweisen, die zur Bekämpfung der Pandemie notwendig sind.
In Tuskegee/Alabama, in Tennessee, in St. Louis/Missouri und weiteren Orten in den USA gibt es bereits eine solche Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen, die auch Kliniken und lokale Polizeikräfte in vertrauensbildende Maßnahmen wie Hausbesuche einbezieht, was angesichts der allgemeinen Unsicherheit in der Bevölkerung und der teilweise massiven Kampagnen gegen das Tragen von Masken, die Ablehnung von Impfstoffen etc. dringend notwendig ist.
Die gemeinsame Ausbildung und der Einsatz von amerikanischen und europäischen jugendlichen Hilfskräften mit afrikanischen Jugendlichen in den afrikanischen Partnerschaftsprojekten erfordern ebenfalls vertrauensbildende Maßnahmen durch medizinisches Personal sowie Vertreter von Kirchen oder im Katastrophenschutz tätigen Organisationen. Von Anfang an sollten diese Programme zuerst auf die Verteilung von medizinischem Material und leicht transportierbaren Lebensmitteln, wie Milchpulver, Trocken- und Dosenfleisch etc. ausgerichtet sein, um dies so bald wie möglich auf die Ausbildung der Jugendlichen beim Aufbau von Infrastruktur und der Entwicklung von Landwirtschaft und Industrieprojekten auszuweiten.
In den sozialen Brennpunkten in amerikanischen Städten oder europäischen Vorstädten, in denen es in der letzten Zeit aus unterschiedlichen Gründen zu gewaltsamen Straßenkämpfen gekommen ist, wäre eine solche Ausbildungsperspektive für Jugendliche, die heute einer Vielfalt von Gefährdungen wie Drogen, Alkohol, Bandenkriminalität, Internetabhängigkeit und degradierter Gegenkultur ausgesetzt sind, die absolut notwendige Alternative, um eine gesellschaftlich notwendige und zukunftsweisende Aufgabe zu erhalten.
In den USA würde eine solche kreative gewaltfreie direkte Aktion historisch an der Bürgerrechtsbewegung von Dr. Martin Luther King anknüpfen. Es sei daran erinnert, daß Amelia Boynton Robinson, die Bürgerrechtlerin, die Dr. King nach Selma/Alabama holte und die im März 1965 während des berüchtigten „Blutsonntags“ auf der Edmund-Pettus-Brücke von der Polizei zusammengeschlagen und für tot gehalten zurückgelassen wurde, 25 Jahre lang Vizepräsidentin des Schiller-Instituts gewesen ist.
Es ist hier nicht der Ort, um die Komplexität der sozialen Brennpunkte zu diskutieren, sei es in den amerikanischen Städten mit den Gewaltausbrüchen, die vor allem seit der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd stattgefunden haben, sei es in den französischen Banlieues, in denen die Auswirkungen der Pandemie die schon lange existierende soziale Schieflage dramatisch verschlimmert haben. Auch wenn es zweifellos Kräfte gibt, die bestehende soziale Konflikte für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren, so bleibt dennoch die dringende Notwendigkeit, die eigentlichen Ursachen für die Verzweiflung und Entwurzelung der jungen Generation zu beseitigen. Ein solcher erster Schritt der Ausbildung zu medizinischen Hilfskräften kann in vielen Fällen der Startschuß sein, um dann eine professionelle Ausbildung als Krankenpfleger, Arzt oder medizinischer Wissenschaftler zu durchlaufen.
In dem Komitee sollten sich Personen zusammenfinden, die sich als eine Taskforce zur Realisierung dieses Projektes verstehen, die ihre unterschiedlichen Qualifikationen einbringen und einfach in einem anfangs kleinen, aber gut aufgezogen Beispiel demonstrieren, wie man das Problem so angeht, daß es auch als Pilotprojekt für entsprechende große Regierungsprogramme dienen kann, die dann hoffentlich bald folgen werden.
Die Hunger-Pandemie besiegen
Es ist dringend notwendig, weltweit genug medizinisches Personal auszubilden, um ein Weltgesundheitssystem aufzubauen. Aber damit muß die Überwindung der Hunger- Pandemie einhergehen. Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, daß in den Entwicklungsländern als Folge der durch die Pandemie massiv verschärften Hunger- Katastrophe buchstäblich viele Millionen Menschen vom Tod durch Verhungern bedroht sind – wie Jean Ziegler, ehemaliger UN-Beauftragter für Menschenrechte, beschrieben hat, eine der qualvollsten Todesarten –, während gleichzeitig in den USA und Europa Landwirte um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen müssen. Diese müssen teilweise ihre Herden töten, weil die Kartelle sklavenähnliche Bedingungen in der fleischverarbeitenden Industrie geschaffen haben, so daß es unter diesen Betrieben immer wieder zu Corona-Hotspots kommt. Es ist zudem unakzeptabel, daß die Landwirte, die die Lebensgrundlagen für die ganze Gesellschaft produzieren, durch eine profitmaximierende Politik der Banken und Kartelle und durch ideologisch „grün“ motivierte Auflagen in den Ruin getrieben werden.
Vertreter der Landwirtschaft sollten sich also an diese medizinischen Teams angliedern und sowohl den Nottransport geeigneter Lebensmittel in Krisengebiete organisieren als auch die Ausbildung von zusätzlichen Jugendlichen für die Entwicklung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern in Angriff nehmen. Gemeinsam mit afrikanischen Landwirten können sie mit dem Aufbau einer modernen Landwirtschaft beginnen, was natürlich den Ausbau von Infrastruktur, Wasser- und Elektrizitätsversorgung usw. erforderlich macht. Es gibt in den USA, Deutschland, Frankreich oder Italien begeisterte junge und ältere Landwirte, die es in dieser Krisensituation als einen Teil ihrer Lebensaufgabe sehen werden, bei einem solchen Programm für die Überwindung einer beispiellosen Notlage mitzuhelfen.
Was also in den USA und Europa gebraucht wird, ist der Zusammenschluß von medizinischen Fachkräften im Ruhestand, engagierten Individuen sowie sozialen und religiösen Organisationen, die in diesem Komitee zusammenarbeiten, um diese Ausbildungsprojekte zusammenzustellen. Es ist auch ihre Aufgabe, die notwendigen Spenden von transnationalen und mittelständischen Firmen von Vorständen zu sammeln, die verstehen, daß es sich bei diesen Projekten um eine humanitäre Notwendigkeit handelt und daß es zugleich in ihrem ureigensten Interesse liegt, daß wir eine Welt erhalten, in der wir leben können.
Sobald diese Projekte eine konkrete Form annehmen, werden sie trotz des Ernstes der Lage die Begeisterung auslösen, die alle großen Pionierprojekte erzeugen können, und sie werden für viele junge Menschen, die andernfalls in soziale Aufstände und gewaltsame Aktivitäten hineingezogen würden, eine Zukunftsperspektive weisen.
Wie gesagt kann eine solche private Initiative in der Tradition der gewaltfreien Aktionen von Mahatma Gandhi und Martin Luther King (direct civil action) die gigantische Herausforderung, vor der wir stehen, nicht alleine lösen. Aber sie kann ein praktisches Beispiel geben, wie Menschen, die guten Willens sind, in einer ansonsten recht verzweifelten Lage intervenieren und einen Lösungsansatz aufzeigen können. Diese konkrete Beispiele werden dann die Regierungen ermuntern bzw. unter Druck setzen, sich zusammenzuschließen und mit einem neuen Kreditsystem die Rahmenbedingungen im Großen zu schaffen, um die Unterentwicklung der Entwicklungsländer dauerhaft zu überwinden.
Die cusanische Idee, daß auf einer höheren Ebene eine Lösung gefunden werden kann, die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt, fände so eine aktuelle Anwendung. Diese Initiative wird helfen, die Pandemie zu bekämpfen, sie wird eine sinnvolle Aufgabe für junge Menschen definieren und sie wird akute Notsituationen in wirtschaftlich benachteiligten Regionen in den USA und Europa ebenso wie in afrikanischen Staaten verbessern helfen. Sie wird außerdem die existentielle Wichtigkeit der Landwirtschaft in Zeiten von Hungersnöten hervorheben und Menschen vor dem Hungertod retten. In einer Situation, wo viele Menschen sich angesichts der Jahrhundertkatastrophe ohnmächtig fühlen, bietet das Komitee die Möglichkeit für jeden einzelnen, etwas zur Überwindung der Krise beizutragen.
Das Komitee befindet sich derzeit in seiner Aufbauphase. Zur Mitarbeit haben sich bisher die folgenden Personen bereit erklärt (Stand 1.10. 2020):
– Dr Jocelyn Elders, ehem. Surgeon General of the United States
– Dr. Kildare Clarke, M.D., ehem. Associate Director, Emergency Room Kings County Hospital, Brooklyn, N.Y.
– Dr. Jacob Goldsmith, PhD., Prof. für Chemie, Seton Hall University, NJ
– Dr. Morad Abou-Sabe, Prof. für Mikrobiologie (em.), Rutgers University, NJ, Egyptian-American Professional Society
– Dr. Shirley Evers-Manly, Interims-Dekanin der Krankenpflegeschule der Alcorn-Universität in Mississippi und Vorstandsmitglied der National Black Nurses Association.
– Fran McClain, Registrierte Krankenpflegerin, 2019-20 Vorsitzende der Rutgers University Alumni Association
– Carolyn Nah, Ehem. Präsidentin der NAACP, Bridgeport, CT
– Dr. Alim Muhammad, M.D., Gründer und Präsident des Abundant Life Health Attainment Center
– Greg Witherspoon, Pastor, Präsident der Make Health Happen Organization, East St. Louis, Illinois
– Scott Muhammad, Direktor der Students For Education and Economic Development (SEED), Tuskegee, Alabama
– James „Jim” Evans, ehem. demokratischer Abgeordneter des Mississippi House of Representatives (1992-2016)
– Dr. Lucenia Williams Dunn, ehem. Mayor, Tuskegee/Alabama
– Lamar Lemons, ehem. Landtagsabgeordneter, Detroit, derzeit Kandidat für den Schulrat
– Dr. Algeron Phillips, M.D., E. Orange, NJ
– Dr. Benett Greenspan, ehem. Vorsitzender der Society of Nuclear Medicine and Molecular Imaging
– Dr. William Warrick, M.D., Vorsitzender Veterans for Peace
– Bishop Nicolas Homicil, Executive Director, The Voice of the Tabernacle Multi Service Center, Mattapan, MA
– Dr. Kathy Helgason, Neurologe und emeritierter Professor
– James Barnett, North Alabama Regional Representative (1985), Coalition of Black Trade Unionists