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madeleine

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Will die NATO wirklich gegen die Atommacht Rußland kämpfen?

Der russische Präsident Wladimir Putin hat auf seiner gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Macron in Moskau am 8. Februar erklärt, daß beide „ihre Ansichten über die Vorschläge zu langfristigen, rechtsverbindlichen Sicherheitsgarantien ausgetauscht haben, die Rußland den Vereinigten Staaten und der NATO unterbreitet hat.“ Außerdem habe man ausführlich über den Streit um das Minsker Abkommen gesprochen.

Im Rahmen seiner Ausführungen über die Sicherheitsgarantien erinnerte Putin daran, „daß diese Vorschläge drei Kernpunkte beinhalten: Keine Erweiterung der NATO, keine Stationierung offensiver Waffensysteme in der Nähe der russischen Grenze und die Rückführung der Infrastruktur des Nato-Blocks in Europa auf den Stand von 1997, als die NATO-Rußland-Grundakte unterzeichnet wurde“.

Auf Fragen französischer Reporter wiederholte Putin die „kategorische Ablehnung“ Rußlands gegen die Osterweiterung der NATO durch die Aufnahme neuer Mitglieder, insbesondere der Ukraine:

„Warum ist die mögliche Aufnahme der Ukraine in die NATO gefährlich? Das Problem existiert. Zum Beispiel sind die europäischen Länder, darunter auch Frankreich, der Meinung, daß die Krim zur Ukraine gehört, wir aber meinen, daß sie Teil der Russischen Föderation ist. Was passiert, wenn versucht wird, diese Situation mit militärischen Mitteln zu ändern? Bedenken Sie, daß nach der ukrainischen Doktrin Rußland zum Gegner erklärt wird und die Möglichkeit vorsieht, die Krim zurückzuerobern, sogar mit militärischer Gewalt. Stellen Sie sich nur vor, was passieren könnte, wenn die Ukraine Mitglied der NATO wäre. Artikel 5 ist nicht außer Kraft gesetzt worden. Im Gegenteil, Herr Biden, der Präsident der Vereinigten Staaten, hat kürzlich erklärt, daß Artikel 5 eine heilige Verpflichtung sei und man sich daran halten werde. Es droht eine militärische Konfrontation zwischen Rußland und der NATO… Fragen Sie Ihre Leser, Ihre Zuhörer und die Nutzer von Online-Ressourcen: ‚Wollen Sie, daß Frankreich gegen Rußland kämpft?‘ Denn genau so wird es sein….“

Auf eine weitere Frage erinnerte er einen anderen französischen Reporter daran, daß Rußland eine Atommacht ist:

„Ist Ihnen klar, daß, wenn die Ukraine der NATO beitritt und beschließt, die Krim mit militärischen Mitteln zurückzuerobern, die europäischen Länder automatisch in einen militärischen Konflikt mit Rußland hineingezogen werden? Natürlich ist das vereinte Potential der NATO nicht mit dem Rußlands vergleichbar. Wir sind uns dessen bewußt, aber wir wissen auch, daß Rußland eine der führenden Atommächte der Welt ist und vielen dieser Länder in Bezug auf die Anzahl moderner nuklearer Streitkräfte überlegen ist. Aber es wird keine Gewinner geben, und Sie werden gegen Ihren Willen in diesen Konflikt hineingezogen werden. Sie werden Paragraph 5 der Römischen Verträge ohne Zögern erfüllen, noch bevor Sie es wissen.

Natürlich will Präsident [Macron] nicht, daß sich die Entwicklungen so abspielen. Ich will es auch nicht. Deshalb ist er hier und quält mich nun schon sechs Stunden lang mit seinen Fragen, Garantien und Lösungen.

Ich glaube, er verfolgt ein hohes Ziel, und ich bin ihm für seine Bemühungen dankbar. Wir werden unsererseits unser Bestes tun, um Kompromisse zu finden, die allen gerecht werden. In den Vorschlägen, die wir der NATO und Washington übermittelt haben, gibt es keinen einzigen Punkt, den wir für unerreichbar halten.“


Internationale Internetkonferenz des Schiller-Instituts: 100 Sekunden vor Mitternacht auf der Atomkriegsuhr – Wir brauchen eine neue Sicherheitsarchitektur!

100 Sekunden vor Mitternacht auf der Atomkriegsuhr –

Wir brauchen eine neue Sicherheitsarchitektur!

Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf niemals geführt werden.“

Internationale Internetkonferenz des Schiller-Instituts mit zwei Expertenrunden

Samstag, 19. Februar 2022


Internetseminar, 10.2. 2022 – „Die humanitäre Krise in Afghanistan: Auf dem Weg zu einer langfristigen Lösung“

Das Seminar wird am 10. Februar 2022 ab 14.00 Uhr live in englisch auf unten stehendem Videolink ausgestrahlt.

Lesen Sie Helga Zepp-LaRouches Rede „Afghanistan: eine Hölle auf Erden“ hier.

„Wir müssen die Weltöffentlichkeit aufrütteln zu einer langfristigen Lösung für Afghanistan“ – Artikel zum Seminar von Alexander Hartmann, Chefredakteur Neue Solidarität

Der Russische Rat für Internationale Angelegenheiten (RIAC) und das Schiller-Institut (SI) veranstalten am Donnerstag, den 10. Februar 2022 um 16.00 Uhr Moskauer Zeit / 14.00 Uhr MEZ / 8.00 Uhr EST ein Seminar zum Thema „Die humanitäre Krise in Afghanistan: Auf dem Weg zu einer langfristigen Lösung“. Zu den Themen, die von einer Gruppe von sechs Rednern behandelt werden, gehören:

– Was sind die Ursachen der humanitären Krise in Afghanistan?

– Was sind die geopolitischen Auswirkungen eines gescheiterten Staates in Afghanistan?

– Was ist erforderlich, um die unmittelbare Gefahr eines Massenverhungerns und das Flüchtlingsproblem zu beseitigen?

Eine langfristige Lösung der humanitären Krise: die Rolle der Weltmächte.

Eröffnungs- und Schlußworte werden von Dr. Andrej Kortunow, Generaldirektor des RIAC, und Helga Zepp-LaRouche, Vorsitzende der SI, gehalten.

Weitere Redner werden sein:

– Iwan Safrantschuk, Direktor des Zentrums für Eurasische Studien der MGIMO-Universität

– Temur Umarow, Fellow am Carnegie Moscow Center

– Jim Jatras, US-Diplomat, ehemaliger Berater der republikanischen Führung im US-Senat

– Graham Fuller, 25-jährige Karriere als CIA-Offizier, Autor

Das Seminar wird auf englisch stattfinden.


Artikel von Helga Zepp-LaRouche: 100 Sekunden vor Zwölf auf der Atomkriegsuhr: Wir brauchen eine neue Sicherheitsarchitektur!

„Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf nie geführt werden“, versicherten die fünf Atommächte und permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrates in einer gemeinsamen Erklärung am 3. Januar dieses Jahres. Da der Einsatz von Atomwaffen immer das Risiko des Einsatzes des gesamten nuklearen Arsenals mit einschließt, und schon ein Prozentsatz davon ausreicht, um damit die Auslöschung der menschlichen Gattung zu verursachen, sollte die Bestätigung dieser fundamentalen Einsicht eigentlich praktische Implikationen für die Militärstrategie aller Atommächte haben. Aber ungeachtet dieser gemeinsamen Erklärung lancierte das US Strategic Command in der letzten Januarwoche das Manöver „Global Lightning“, das die Funktion hat, die Einsatzbereitschaft der US-Nuklearstreitkräfte zu testen.

Auch wenn es sich dabei um ein sogenanntes „Routine“- Manöver handelte, das dieses Jahr zusammen mit dem US-Indo-Pacific Command integriert und demzufolge auf eine mögliche Konfrontation mit China ausgerichtet war, konnte es im Kontext der erhöhten Spannungen zwischen Rußland und den USA und der NATO nur als ein weiteres, aber vielleicht das gefährlichste Element des Spiels mit dem Feuer gesehen werden, das der Westen derzeit mit Rußland und China treibt.

Der Zeitpunkt des Manövers traf haargenau zusammen mit den bis dato unbewiesenen Anschuldigungen seitens der USA und Großbritanniens, Rußland plane für den Zeitraum zwischen Ende Januar – Mitte Februar einen Militärangriff auf die Ukraine, was die russische Regierung wiederholt zurückgewiesen hat. Der nuklearen Truppenführungs-Übung liegt der aktuelle nukleare Kriegsplan des US Strategic Command zugrunde. Hans. M. Kristensen, Direktor des Nuklearen Informationsprojekts der Föderation Amerikanischer Wissenschaftler, war in der Lage, auf der Basis des Freedom of Information Acts das Titelblatt dieses Plans mit dem Namen „Stratcom Conplan 0810-12, Stragegic Deterrence and Force Deployment, Change 1“ zu erlangen. Kristensen, einer der kompetentesten Spezialisten im Bereich von Nuklearstrategie und -waffen, erläuterte gegenüber Newsweek, daß bei der Übung „Global Lightning“ nicht nur von einem nuklearen Erstschlag der einen oder anderen Seite ausgegangen wird, sondern von einem fortgesetzten Nuklearkrieg, der nach dem ersten Schlagaustausch weitergeführt wird.

Auch wenn die einzelnen Komponenten dieses neuen Kriegsplans, der seit dem 30. April 2019 operationell ist, den höchsten Geheimhaltungsstufen unterliegen, so ergeben sich doch die Umrisse dieser Konzeption. Die Annahme ist, daß die USA und die NATO in der Lage seien, einen nuklearen Erstschlag Rußlands oder Chinas zu überleben, dann Vergeltungsschläge ausführen, weitere Angriffe zu absorbieren, wieder zu vergelten usw., in einer fortgesetzten militärischen Auseinandersetzung. Dieser nukleare Kriegsplan umfaßt nicht nur Kernwaffen, sondern diverse andere letale Systeme, wie Raketenabwehrsysteme, gerichtete Energiewaffen wie z.B. elektromagnetische Impulswaffen und Laser, Cyber-Attacken, Angriffe der Space Force aus dem Weltraum. Wer soll in der Lage sein, einen solchen fortgesetzten Atomkrieg zu überleben? Die wenigen Personen, die sich in tiefen unterirdischen Bunkern einnisten können? Die morbiden Phantasien des Dr. Strangelove nehmen sich daneben wie ein Kindergeburtstag aus.

Die Global Lightning-Manöver im letzten Jahr, im April 2021, fokussierten auf den potentiellen Konflikt mit Rußland, dieses Jahr war es der möglichen Auseinandersetzung mit China gewidmet. Die verschiedenen Strategie-Papiere des Pentagon seit 2017 hatten Rußland und China zunehmend als geopolitische Rivalen und Gegner definiert und den Kampf gegen den globalen Terrorismus durch die Konkurrenz zwischen den Großmächten als strategische Priorität ersetzt. Gleichzeitig wurde die von der Obama-Administration begonnene Modernisierung der nuklearen Triade fortgesetzt und die Schwelle des Einsatzes von Nuklearwaffen durch die Stationierung von Sprengköpfen mit geringer Sprengkraft u.a. auf Trident U-Booten zunehmend abgesenkt.

Der strategische Konflikt

Auch wenn es von offizieller Seite kaum kommentiert wurde, war Präsident Putins Ankündigung am 1. März 2018 über die neuen russischen Nuklearsysteme – die Hyperschallrakete Awangard, eine Interkontinentalrakete mit 20facher Schallgeschwindigkeit und ausgezeichneter Manövrierfähigkeit, die das amerikanische Raketenabwehrsystem wesentlich obsolet macht, den Hyperschall-Marschflugkörper Kinschal sowie nuklearbetriebene Marschflugkörper, schnelle Unterwasser-Drohnen und Laserwaffen – ein Schock für das westliche Militärestablishment. Inzwischen hat auch China seine eigenen Überschallraketen mit Infrarot-Zielsuch-Technologie entwickelt, eine Kapazität, über die das amerikanische Militär vielleicht erst in zwei bis drei Jahren verfügen wird. Amerikanische Satellitenaufnahmen haben weiterhin etwa 300 im Bau befindliche Raketensilos an verstreuten Orten in China lokalisiert, von denen einige womöglich leer bleiben, in anderen jedoch Nuklearraketen in einem Zustand des „launch on warning“ sind, um einem entwaffnenden Überraschungsangriff vorzubeugen.

Dies ist in groben Zügen der strategische Hintergrund, vor dem Putin am 17. Dezember den USA und der NATO zwei Verträge mit der Aufforderung vorlegte, daß darin legal verbindlich niedergelegt werden solle, daß sich die NATO nicht weiter nach Ost ausdehnen und keine offensiven Waffensysteme an Rußlands Grenzen installieren würde, und das gleichfalls Garantien gegeben würden, daß die Ukraine nicht in die NATO aufgenommen wird.

Im Unterschied zu vielen transatlantischen Politikern und Medien ist General Kujat, der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, der Auffassung, daß die Ansammlung von etwa 120.000 Mann russischer Truppen in der Nähe der ukrainischen Grenze, teilweise allerdings Hunderte von Kilometern entfernt, nicht auf einen bevorstehenden Angriff auf die Ukraine schließen läßt, sondern daß Rußland mit dieser Drohkulisse Stärke demonstrieren will, um Verhandlungen mit den USA und der NATO auf Augenhöhe zu erzwingen.

Bisher haben die USA und die NATO Zusagen bezüglich der Hauptforderungen Putins abgelehnt und scheinen lediglich bereit, von Rußland als sekundär eingestufte Zusagen über neue Abrüstungsgespräche zu machen. Putin hat für den Fall einer endgültigen Absage „militärisch-technische Maßnahmen“ angekündigt. Angesichts der Tatsache, daß die mit der NATO-Osterweiterung verbundene Stationierung von potentiell offensiven Waffensystemen in der Nähe der russischen Grenzen – dazu gehört z.B. das in Polen und Rumänien stationierte Aegis-Raketenabwehrsystem – eine für Rußland mit der Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba vergleichbare Situation geschaffen hat, stellt sich die Frage, wie diese „Maßnahmen“ aussehen könnten. Der amerikanische Rußlandexperte Gilbert Doctorow vermutet, dabei könne es sich um die Stationierung von nuklearbewaffneten SS-26 Iskander-M-Kurzstreckenraketen in Weißrußland und Kaliningrad handeln, um so die NATO-Frontstaaten und Ostdeutschland im Gegenzug zu bedrohen. Er vermutet weiterhin, Rußland könnte seegestützte nuklearbewaffnete Zirkon-Überschall-Marschflugkörper vor der Küste von Washington DC platzieren, von denen russische Experten zuvor gesagt hätten, sie könnten die amerikanische Hauptstadt so schnell zerstören, daß der Präsident keine Zeit mehr hätte, auf der Air Force One zu entkommen. Theoretisch könnten die Zirkon-Überschallraketen natürlich auch überall auf den Weltmeeren eingesetzt werden und sind für die herkömmliche Luftabwehr angesichts ihrer neunfachen Schallgeschwindigkeit und Manövrierfähigkeit im Flug nur sehr schwer auszumachen und abzufangen.

Es ist also nur folgerichtig, wenn die „Doomsday Clock“ des Bulletin of Atomic Scientists am 20. Januar 2022 nur noch 100 Sekunden vor Zwölf anzeigte. Das sind nur noch etwa eineinhalb Minuten bis zur atomaren Apokalypse. Auch wenn es seit der Eskalation der Krise um die Ukraine nach einem beinah vierzigjährigen Tiefschlaf der Antikriegsbewegung eine ganze Reihe von Appellen, Aufrufen und Offenen Briefen gibt – zuletzt von 100 Organisationen in den USA mit der Forderung an Präsident Biden, die Spannungen mit Rußland zu deeskalieren -, ist das ungeheure Ausmaß der Bedrohung noch keineswegs ins öffentliche Bewußtsein eingedrungen.

Unklarheit über die Ursachen

Aber selbst bei den meisten Personen im Westen, die die akute Gefahr erkennen, herrscht Unklarheit über die zugrundeliegenden Ursachen für die existentielle Gefahr für die Existenz der Menschheit. Sie liegen einerseits in dem systemischen Charakter der Krise des neoliberalen Finanzsystems, das jetzt in seine hyperinflationäre Endphase eingetreten ist, und andererseits in dem Anspruch des Establishments dieses Finanzsystems in der Londoner City, der Wall Street und des Silikon Valleys auf eine unipolare Welt, in der allein die Machtinteressen dieses Establishments darüber bestimmen, was in der „regelbasierten Ordnung“ zu geschehen hat.

Das Dilemma besteht nun in einer gegenläufigen Dynamik. In der transatlantischen Welt herrscht seit dem von Lyndon LaRouche prophetisch erkannten Paradigmenwechsel vom August 1971, als Nixon faktisch das Bretton-Woods-System durch die Abschaffung fester Wechselkurse beendete und damit der spekulativen Profitmaximierung den Weg freimachte, eine zunehmende Verschiebung vor, weg von Investitionen in die produktive physische Ökonomie und hin zur Spekulation in immer exotischer werdende, derivatbasierte Finanzprodukte, deren jüngste Torheit im „shifting the trillions“ in den Green New Deal besteht.

Die damit assoziierten Investitionen in Industrien mit einer möglichst geringen Energieflußdichte stellen vom Standpunkt der physischen Ökonomie letztlich ebenso eine weitgehende Kapitalvernichtung dar wie Investitionen in die Militärproduktion von Waffensystemen und die Armee. Daß dieser Effekt meist nicht erkannt wird, hängt mit der Verwechslung von monetären Werten, von Geld mit realem Reichtum zusammen, und der Illusion, daß die Aktienwerte von börsennotierten Unternehmen etwas über die Produktivität der Wirtschaft aussagen. Natürlich liegt es im Interesse der yachtbesitzenden Milliardäre, von denen einige längst Eigentumswohnungen in tiefliegenden Bunkern in Australien und anderswo erworben haben, daß die Blasen-Wirtschaft so lange wie möglich aufrecht erhalten wird, auch wenn der Anteil der verarmenden Bevölkerung immer mehr zunimmt und der Mittelstand immer mehr schrumpft.

Als sich die Sowjetunion 1991 auflöste und das transatlantische Establishment allen Warnungen – z.B. von Papst Johannes Paul II – zum Trotz der Phantasie erlag, den Kalten Krieg „gewonnen“ zu haben, und das „Ende der Geschichte“ dahingehend interpretierte, die ganze Welt müsse sich nun der neoliberalen regelbasierten Ordnung unterwerfen, sah man auch keine Notwendigkeit mehr, sich an irgendwelche Versprechen gegenüber Rußland zu halten, die NATO nicht nach Osten auszuweiten. Das ganze Spektrum von Instrumenten für die Zementierung der unipolaren Welt wurde zur Anwendung gebracht: Regimewechsel entweder durch Farbrevolutionen oder „humanitäre“ Kriege gegen alle Regierungen, die noch anderen Wertvorstellungen anhingen. Viktoria Nuland prahlte öffentlich, das State Department habe fünf Milliarden Dollar allein für die NGOs in der Ukraine ausgegeben, was zunächst zur „Orangen Revolution“ 2004 führte. Als sich Präsident Janukowitsch Ende 2013 weigerte, dem EU-Assoziierungsabkommen beizutreten, nicht zuletzt, weil die EU vertrags- und sicherheitstechnisch vollkommen mit der NATO vernetzt ist, kam die nicht so demokratische Seite der regelbasierten Ordnung in der Form des Nazi-Putsches des Maidan vom Februar 2014 zum Vorschein. Als Folge davon gab es keine Annexion der Krim durch Putin, sondern ein Referendum durch die Bevölkerung der Krim, die sich der faschistischen Politik Kiews entziehen wollte. Schon damals konstatierte Putin, daß es dem Westen eigentlich um die Eindämmung Rußlands gehe und daß man, wenn nicht die Ukraine, eben einen anderen Vorwand dazu gefunden hätte.

Die entscheidende Verhärtung gegenüber Rußland und China wurde spätestens 2017 in der veränderten Sprachregelung in den Sicherheitsdoktrinen des Pentagon und der Charakterisierung dieser beiden Länder als „Gegner“ und „Autokratien“ sichtbar. Während die westlichen Institutionen auf die Ankündigung der Neuen Seidenstraße durch Xi Jinping im September 2013 zunächst erstaunliche vier Jahre mit einem weitgehenden Blackout reagiert hatten, reagierten diese Institutionen jetzt auf dieses größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte der Menschheit, als handle es sich um eine existentielle Bedrohung – nämlich für die unipolare Welt! So gut wie alle Sanktionen, die irgendwo auf der Welt unilateral, also ohne UN-Sicherheitsratsbeschlüsse, verhängt worden sind, hatten letztlich den Hauptzweck, den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas und Rußlands Wiedererlangung des Status als Weltspieler zu verhindern.

Das Transkript des Hintergrund-Pressebriefings zweier namentlich nicht genannter Offizieller des Weißen Hauses vom 25. Januar legt diese Absicht auf schockierende Weise offen. Sie stellen dort ein ganzes Spektrum von „schwerwiegenden ökonomischen Maßnahmen vor“ – angefangen mit der höchsten Eskalationsstufe -, um Putins strategische Ambitionen, seine Wirtschaft zu industrialisieren, zu vereiteln, indem man ihm den Zugang zu allen modernen, entwickelten Technologien, wie KI, Quantum-Computer und alle Technologien, die mit Verteidigung oder Luft- und Raumfahrt zu tun haben, verwehrt, um ihn daran zu hindern, die Wirtschaft über den Export von Öl und Gas hinaus zu „diversifizieren“, und eine Atrophie der russischen Wirtschaft zu erreichen.

Diese in unglaublich brutaler Sprache formulierte Politik ist nichts anderes als die Fortsetzung der sogenannten „Schocktherapie“ Jeffrey Sachs‘ aus den 90er Jahren, deren ausdrückliches Ziel es war, Rußland vom Status einer Supermacht zu Zeiten der Sowjetunion auf den eines rohstoffexportierenden Dritte-Welt-Landes zu reduzieren. Diese Politik war damals wie heute eine Kriegserklärung – nur mit dem Unterschied, daß Putin nicht eine erbärmliche, vom Westen aus geopolitischen Motiven gehätschelte Figur wie Jelzin ist, sondern ein brillanter Stratege, der die Interessen Rußlands zu verteidigen weiß.

Die nicht minder haßerfüllten Tiraden gegen China, die heute von Hof-Schreiberlingen des Empires ebenso zu hören sind wie von ehemaligen Maoisten der SDS-Zeit, die heute zu Spitzenpositionen bei den Grünen aufgestiegen sind, können jedoch nichts an dem überragenden Erfolg der chinesischen Wirtschaft ändern, die 2021 trotz Corona eine Wachstumsrate von über 8 Prozent zu verzeichnen hatte. China hat mehr für die Menschenrechte getan als irgendein Land der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft, indem es 850 Millionen Menschen im eigenen Land aus der Armut befreit hat – einschließlich der Uiguren, die sich jetzt eines wesentlich besseren Lebensstandards und überdurchschnittlichem Bevölkerungswachstum erfreuen -, und indem es vielen Entwicklungsländern zum ersten Mal die Chance der Überwindung der Armut eröffnet hat.

Das Schweigen der gleichen Kreise zu der durch die westlichen Sanktionen ausgelösten größten humanitären Katastrophe in Afghanistan, in der akut eine Million Kinder am Verhungern sind und insgesamt 24 Millionen Menschen diesen Winter der Tod droht, besiegelt ihre vollkommene Diskreditierung.

Gemeinsame Erklärung von Putin und Xi

Wenn diverse Autoren gewarnt haben, daß die Kampagnen gegen Rußland und China dazu führen könnten, daß sich diese beiden Länder noch enger zusammenschließen, dann können sie zufrieden sein, denn genau dies ist jetzt im Rahmen von Putins Besuch bei den in China stattfindenden Olympischen Spielen geschehen. Es ist allerdings dringend geboten, die ideologischen Brillen abzusetzen und die außergewöhnliche Chance zu erkennen, die sich in der gemeinsamen Erklärung für die ganze Welt in dieser extrem gefährlichen Weltlage bietet.

In dem 16 Seiten langen Dokument mit dem Titel „Gemeinsame Erklärung der Russischen Föderation und der Volksrepublik China zu den internationalen Beziehungen in einer neuen Ära und globaler nachhaltiger Entwicklung“ wird ein Aufruf formuliert, geopolitische Konfrontation durch wirtschaftliche Kooperation als Basis für eine gemeinsame Sicherheitspolitik zu ersetzen. Beide Nationen appellieren an die NATO, von weiteren Expansionsplänen abzusehen, das Denken in Kategorien des Kalten Krieges zu überwinden und die von Rußland geforderten langfristigen Sicherheitsgarantien zu verankern. Die Rolle internationaler Organisationen wie der G20, BRICS, APEC und ASEAN soll gestärkt werden. Rußland wird bei der Verwirklichung der von China vorgeschlagenen „Globalen Entwicklungs-Initiative“ mitarbeiten und hebt die Bedeutung des Konzepts der „einen Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“ hervor.

Denken wir an die hundert Sekunden vor Zwölf der Atomkriegsuhr zurück: Wer will bestreiten, daß wir eine unteilbare Schicksalsgemeinschaft sind? In den vergangenen Wochen sind besonnenere Stimmen laut geworden und haben sich für eine neue gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur unter Einschluß von Rußland und der Ukraine ausgesprochen, die in einem neuen Helsinki-Abkommen beschlossen werden könnte. Angesichts der Komplexität der Weltlage, die alle Staaten betreffende Gefährdung des Weltfriedens und der Untrennbarkeit der Sicherheit aller, muß man jedoch über Helsinki hinausgehen und eine internationale Sicherheitsarchitektur schaffen, die Sicherheitsinteressen aller Staaten auf der Erde umfaßt.

Diese Architektur muß auf den Prinzipien des Westfälischen Friedens aufbauen, d.h. die Interessen aller Staaten und vor allem ihr Recht auf wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung garantieren. Die Erhaltung des Weltfriedens setzt eine vollkommene und endgültige Absage an die malthusianische Politik voraus und erfordert den ungeteilten Zugang zu den Errungenschaften des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts für alle Nationen. Diese neue Ordnung – die Voraussetzung für das Überleben der menschlichen Gattung – erfordert ein neues Paradigma im Denken, das sich die besten Traditionen aller Kulturen auf dem höchsten humanistischen Niveau zu Nutzen machen muß.

Wir haben die Wahl: entweder wir lassen die Uhr weiter ticken, bis die letzte der hundert Sekunden geschlagen hat, und dann wird niemand mehr da sein, der das Ergebnis noch kommentieren könnte. Oder wir erinnern uns daran, daß wir die einzig bisher bekannte kreative Gattung im Universum sind, und gestalten unsere gemeinsame Zukunft.

zepp-larouche@eir.de


Ostausschuß-Vorsitzender fordert Helsinki 2.0 und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Rußland

Oliver Hermes, Vorsitzender des Ost-Ausschußes der Deutschen Wirtschaft, appellierte am 1. Februar eindringlich, die Krise zu deeskalieren und stattdessen Lösungen für das Ukraine-Problem auf der Basis wirtschaftlicher Zusammenarbeit auszuhandeln.

„Das Kriegsgespenst geht um in Europa. In zahlreichen Medien, aber auch von Seiten der Politik wird eine russische Invasion in der Ukraine buchstäblich herbeigeschrieben und -geredet, so als hätten die „Falken“ auf allen Seiten seit Jahren auf diese Gelegenheit nur gewartet. Vorwürfe an die Bundesregierung, die sich sträubt, den Konflikt durch Waffenlieferungen weiter anzufachen, schüren das Feuer. In der Ukraine selbst ist man erfreulicherweise bemüht, das Kriegsgeschrei etwas zu bremsen, um Druck aus dem Kessel zu nehmen. Präsident Wolodymyr Selenskyj persönlich warnte jüngst vor Panik. Die Gefahr einer massiven Auseinandersetzung zwischen Rußland und der NATO ist derzeit zweifellos so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr. Ein Krieg in Osteuropa würde neben dem furchtbaren menschlichen Leid unseren ganzen Kontinent und mit ihm die europäische Wirtschaft um Jahrzehnte zurückwerfen. Darum sollte allen Seiten daran gelegen sein, zu deeskalieren und die Gemüter zu kühlen. Militärische Muskelspiele in Osteuropa sind dabei nicht zielführend.

Zur Deeskalation kann auch die Wirtschaft ihren Teil beitragen. Wirtschaft kann Politik nicht ersetzen, aber sie kann ihre spezifischen Dialogkanäle nutzen. Der Ost-Ausschuß feiert dieses Jahr seinen 70. Geburtstag. Über unsere wirtschaftliche Funktion hinaus haben wir uns immer auch als „Brückenbauer“ gesehen, der zur politischen und gesellschaftlichen Verständigung und Aussöhnung mit einer Region beiträgt, in der Deutschland im 20. Jahrhundert unvorstellbar großes Unheil angerichtet hat. Das Resultat unserer Bemühungen sind enge, über Jahrzehnte gewachsene wirtschaftliche Beziehungen mit der Ukraine und mit Rußland. Aus verlässlichen Geschäftspartnern sind dabei Freunde geworden. Deutsche Unternehmen tragen allein in Rußland die Verantwortung für rund 280.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch ihre Arbeit legen sie auf allen Ebenen – von der Führungsposition bis zu den Beschäftigten in Werken und Büros – tagtäglich die Grundlage für Vertrauen und gegenseitige Anerkennung. Dies ist die langjährige, hart erarbeitete Basis für eine friedliche und erfolgreiche Zusammenarbeit in der Zukunft. Menschen, nicht Staaten, bauen Vertrauen auf.

Wer die Wirtschaftsbeziehungen mit Rußland infrage stellt, der sollte umgekehrt einmal überlegen, welche Gesprächs- und Einflußmöglichkeiten Deutschland ohne Wirtschaftsbeziehungen mit Rußland noch bleiben. Diese Brücken ganz abzubrechen würde unsere Welt nicht sicherer machen. Die Bundesbürger wünschen sich übrigens mehrheitlich eine engere Kooperation zwischen EU und Rußland: Zwei von drei Deutschen (62 Prozent) sprachen sich in einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Ost-Ausschußes für intensivere Beziehungen zwischen der EU und Rußland aus….

Der Außenhandel ist aber nur ein Ausschnitt unserer Wirtschaftsbeziehungen: Rußland ist der größte Markt in unserer unmittelbaren Nachbarschaft und ein wichtiger Investitionsstandort. Deutsche Unternehmen haben auf Grund der Bedeutung des Landes bereits jetzt lokale und regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut, um die Kundenbedürfnisse nicht nur in Rußland selbst, sondern auch auf anderen Märkten der Eurasischen Wirtschaftsunion und im übrigen Zentralasien zu bedienen, die sich von Rußland aus gut erschließen lassen.“

Und nicht zuletzt wegen des deutschen Atom- und Kohleausstiegs werde die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Rußland, die heute schon bei 40 Prozent liege, mittelfristig sogar noch zunehmen, so Hermes.

„Die global ausgerichtete deutsche Wirtschaft ist grundsätzlich gegen jede Form des Decouplings. Nicht nur im Handel, im Energie- und Finanzsektor, sondern auch im Sicherheitsbereich brauchen wir ein europäisches „Coupling“, das heißt, eine gesamteuropäische Sicherheitsarchitektur unter Einschluß Rußlands und der Ukraine….

„Wir brauchen jetzt ein Helsinki 2.0. Die gemeinsame Überwindung der Corona-Folgen durch neue Medikamente und Medizintechnik wäre ein wichtiger Ansatz. Initiativen zur Digitalisierung und zur Fachkräfteaus- und -weiterbildung gibt es bereits, sie könnten aber stärker vernetzt werden. Ähnliches gilt für den Agrarbereich – die Ukraine und Rußland sind Rekordweizenproduzenten und setzen stark auf deutsche Landmaschinentechnik. Vor allem aber das Thema Energie verbindet Deutschland, Rußland und die Ukraine seit über 50 Jahren miteinander. Aus den bestehenden Energiebeziehungen eine trilaterale Klimapartnerschaft zu machen, ist daher ein logischer und überfälliger Schritt. Es ist Zeit für eine Konferenz für Sicherheit und Klimazusammenarbeit in Europa – gerne wieder in Helsinki.“

Den vollständigen Beitrag finden Sie hier.


Russischer Gesandter warnt vor Explosionen in Afghanistan, wenn keine Wirtschaftshilfe geschickt wird

Die Mitglieder der „Erweiterten Troika“ – Rußland, China, Pakistan und die USA – ein diplomatisches Format, das zur Koordinierung der Afghanistan-Politik eingerichtet wurde, arbeiten derzeit den Termin für ihr nächstes Treffen aus, das vor Ende Februar 2022 stattfinden soll, so der russische Sondergesandte des Präsidenten für Afghanistan und Direktor der zweiten Asienabteilung des Außenministeriums, Zamir Kabulov, gegenüber der Nachrichtenagentur TASS am 31. Januar. Er berichtete auch, daß eine Reihe anderer Nationen, darunter Japan, sich darauf vorbereiteten, ihre Botschaften in Kabul wieder zu eröffnen, was dazu beitragen werde, die Situation in Afghanistan schrittweise zu normalisieren und gleichzeitig die Grundlage für eine Wiederherstellung der Beziehungen zwischen der neuen Führung des Landes und anderen Ländern zu schaffen, so Kabulov.

Rußland konzentriere seine Bemühungen auf den „Abschluß des innerafghanischen Friedensprozesses“, der laut Kabulow u.a. eine „ethnisch ausgewogene Regierung“ erfordere, sowie auf die Frage, wie die internationale Gemeinschaft „an der umfassenden Rehabilitierung“ Afghanistans nach dem Konflikt mitwirken könne. Um den Friedensprozeß zu fördern, wäre Rußland gerne dazu bereit, in Moskau Gespräche zwischen Vertretern der Taliban-Regierung und einheimischen Oppositionskräften auszurichten, falls diese dies wünschten, sagte der Gesandte gegenüber TASS.

Es gibt Berichte darüber, daß solche Gespräche bereits begonnen hätten. Eine Quelle, die einer tadschikisch-afghanischen Gruppierung mit dem Namen „Widerstandsfront“ unter der Führung von Ahmad Massoud nahesteht, sagte gestern der afghanischen Nachrichtenagentur Tolo News, Rußland habe kürzlich in Moskau ein Treffen zwischen Massoud und dem Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten der Taliban-Regierung, Mullah Abdul Ghani Baradar, vermittelt. Das Treffen wurde jedoch bisher nicht bestätigt; es gebe „keine offiziellen Informationen … über die Reise von Mullah Abdul Ghani Baradar in irgendein Land“, so ein Pressesprecher der Regierung gegenüber Tolo News.

Massoud traf sich vor einigen Wochen in Teheran mit dem amtierenden afghanischen Außenminister Mutaqqui zu einem Gespräch, das allerdings laut Kabulow gegenüber TASS „ergebnislos“ verlaufen sei. Dennoch, so Kabulow, „stimmt allein die Tatsache, daß ein solches Treffen stattfand, optimistisch. Es war ein Hinweis darauf, daß die Taliban-Behörden ernsthaft darüber nachgedacht haben, die neue Regierung in ethnischer und politischer Hinsicht ausgewogener zu gestalten.“

Doch ohne Wirtschaftshilfe könnte Afghanistan in die Luft fliegen, warnte er. Als die Taliban an die Macht kamen, sei der Terrorismus stark zurückgegangen, sagte er gegenüber TASS. „Im Herbst jedoch, als das Geld in Afghanistan knapp wurde, begann das Anti-Terror-Potenzial der Taliban zu schwächeln, und Terroristen aller Art tauchten wieder auf. Wegen des Winters ist der Terrorismus jetzt etwas abgeflaut, aber im Frühjahr“, so warnte er, sei die „Wahrscheinlichkeit“ eines „groß angelegten Widerstands“ nicht auszuschließen. Kabulow verwies auf das Potenzial interethnischer Konflikte, „die mit aktiven bewaffneten Aktionen verbunden sind“, und betonte: „Es ist wichtig, daß die Taliban-Bewegung und die internationale Gemeinschaft im Moment größte Anstrengungen unternehmen, um vor allem die soziale und wirtschaftliche Lage im Land zu stabilisieren.“


Rußland hilft Ungarn beim Bau einer Eisenbahnverbindung zur Ukraine

Präsident Wladimir Putin teilte dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban während ihrer gemeinsamen Pressekonferenz nach dem gestrigen Treffen in Moskau mit, daß er es befürworten würde, wenn die Russische Eisenbahn 2 Milliarden Dollar an zusätzlichen Mitteln zur Verfügung stellen könnte, um den Bau der Eisenbahnlinie V0, der ungarischen Umgehung um Budapest, zu finanzieren, die die ungarischen Grenzen mit der Ukraine und Österreich verbinden soll – eine wichtige Verbindung für Ungarn, das beabsichtigt, ein wichtiges Zentrum für Güterverkehr innerhalb der BRI zu werden, die von China über Rußland nach Europa führt.

Das Projekt bildete einen wichtigen Schwerpunkt im Gespräch zwischen den beiden Präsidenten. Wie Orban berichtete, „hat Ungarn eine große Investition in den Bau eines Terminals an der Grenze zur Ukraine getätigt. Dieses hochmoderne Terminal ist in der Lage, Waren viel schneller als jede andere Anlage dieser Art von den Lastwagen zu entladen. Dies ist eine enorme Chance. Wir haben die Gründung eines russisch-ungarischen Joint Ventures für Transporte besprochen … [das] die ungarische Wirtschaft verbessern und uns erlauben wird, Ungarns gute geografische Lage zu nutzen. Es eignet sich für Transportwege, Rohrleitungen, Straßen und Eisenbahnen.“

Die Website Railfreight fasste das Projekt am 31. Januar zusammen: „Ungarn ist dabei, seine Position als Transitland auf der Neuen Seidenstraße zu festigen. In Fenyestlitke, einer Stadt nahe der ukrainischen Grenze in der Region Záhony, wird derzeit ein hochmodernes Terminal gebaut, das im April in Betrieb genommen werden soll….

Die Rolle Ungarns auf dem eurasischen Korridor wird von Rußland und Österreich inzwischen honoriert. Im Dezember 2021 gründeten die drei Länder ein Joint Venture, das die Rolle eines Spediteurs und Logistikanbieters auf der Neuen Seidenstraße übernehmen wird. Die Partnerschaft besteht aus der Russian Railways Holding, der CER Cargo Holding (Ungarn) und der Rail Cargo Group (Österreich).

Der Schwerpunkt des neu gebildeten Konsortiums wird auf dem Gütertransport zwischen den chinesischen Provinzen und Südeuropa sowie den Balkanländern durch Rußland und Ungarn liegen. Die Route über die Ukraine wird von besonderer Bedeutung sein, da diese Strecke diesen Teil Europas auf dem eurasischen Korridor bedient.“

Weitere Informationen finden Sie auf folgenden Links:

http://en.kremlin.ru/events/president/news/67690

https://www.railfreight.com/beltandroad/2022/01/31/russia-sides-with-hungary-in-building-budapest-bypass/

https://www.railfreight.com/specials/2021/10/15/hungary-back-on-the-map-with-replenished-border-area


Webcast – Die Kriegsgefahr besteht weiter – Ein Neues Paradigma ist im gemeinsamen Interesse der Menschheit

Der russische Außenminister Sergej Lawrow brachte die russische Enttäuschung über die schriftliche Antwort der USA auf Präsident Putins Forderung nach neuen Verträgen über Sicherheitsgarantien für Rußland zum Ausdruck. Die Regierung Biden scheint zwar zu weiteren Gesprächen über zweitrangige Fragen bereit, habe sich aber geweigert, auf Putins Hauptforderungen einzugehen. Gleichzeitig verschärfen die USA ihre Pläne für Sanktionen gegen Rußland, und die Medien – allen voran CNN – verbreiten Falschmeldungen über Bidens Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Selensky, um Spannungen zu schüren.

Trotz der von US-Außenminister Blinken behaupteten völligen Einigkeit unter den NATO-Verbündeten werden weitere Bruchlinien sichtbar. In Italien und Deutschland wollen Geschäftsleute und Produzenten mit Putin sprechen, da sie erkennen, daß ein Krieg oder eine Eskalation der Sanktionen katastrophale Folgen für die ohnehin schwache westliche Wirtschaft hätten. Die Besorgnis im Westen zeigt sich auch in Berichten über eine wahrscheinliche Welle von Zahlungsausfällen hochverschuldeter armer Länder, wenn die Zinsen in den USA angehoben werden.

Helga Zepp-LaRouche nahm das positive Potential zur Kenntnis, das sich aus dem Treffen in Oslo mit einer Delegation der Taliban und der wachsenden Unterstützung ihrer Operation Ibn Sina ergab. Sie appellierte an die Zuschauer, sich dem Schiller-Institut anzuschließen, um aus dem Kriegstreiben der Geopolitiker auszubrechen und die Perspektive ihres Mannes für ein Neues Bretton Woods zu verwirklichen, das die gemeinsamen Interessen aller Nationen in einzigartiger Weise berücksichtigt.


Videobotschaft von Botschafter Dmitrij Poljanskij – „Konzentrieren Sie sich auf das, was uns eint, nicht auf das, was uns trennt“

Es folgt eine bearbeitete Abschrift der Rede, die Botschafter Dmitrij Poljanskij, Erster Stellvertretender Ständiger Vertreter der Russischen Föderation bei den Vereinten Nationen, auf der Konferenz des Schiller-Instituts am 22. Januar 2022 zum Thema “Führung macht den Unterschied: Kann ein Krieg mit Rußland noch vermieden werden?“ gehalten hat. Botschafter Poljanskij nahm seine Videopräsentation am 21. Januar auf. Weitere Redner auf der Konferenz waren Helga Zepp-LaRouche, Präsidentin des Schiller-Instituts, Harley Schlanger, Vorstandsmitglied des Schiller-Instituts und langjähriger Sprecher von Lyndon LaRouche, Paul Gallagher, EIR-Wirtschaftsredakteur, und Richard A. Black, Vertreter des Schiller-Instituts bei der UNO.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mein Name ist Dmitrij Poljanskij. Ich bin der Erste Stellvertretende Ständige Vertreter Rußlands bei der UNO. Ich möchte dem Schiller-Institut und Frau Helga Zepp-LaRouche dafür danken, daß sie mich eingeladen haben, auf der heutigen Konferenz zu sprechen.

Die Nachrichten über unseren Vorschlag für Sicherheitsgarantien und die Verhandlungen mit dem Westen beherrschen die Schlagzeilen, so daß man sich in diesen Tagen kaum ein aktuelleres Thema vorstellen kann. Ich freue mich über diese Gelegenheit, meine Ansichten aus unserer Sicht darzulegen.

Ich möchte vorsichtig optimistisch beginnen. Unser Dialog mit den USA, der NATO und der OSZE [Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa] wird weitergeführt. Während ich hier spreche, trifft sich unser Außenminister [Sergej Lawrow] mit dem US-Außenminister [Antony] Blinken in Genf, um den früheren Kontakt im Januar abzuverfolgen. Wir treffen uns also, und wir sprechen miteinander. Ich habe keinen Zweifel daran, daß dies eine positive Entwicklung im Vergleich zum Stillstand der letzten Jahre ist.

Der Wert dieser Kontakte sollte nicht unterschätzt werden. Vor einiger Zeit konnten sie sogar als das eigentliche Ergebnis angesehen werden. Realistisch gesehen sind diese Zeiten aber vorbei. Reden reicht heute eindeutig nicht mehr aus, da alle „Absprachen unter Ehrenleuten“ von unseren westlichen Partnern wiederholt verletzt wurden. Unsere nationalen Sicherheitsinteressen sind direkt bedroht, da die NATO-Länder an unseren Grenzen militärische Aufrüstung betreiben.

Deshalb erwarten wir dieses Mal keine langwierigen Diskussionen, sondern eine sehr konkrete Antwort unserer westlichen Kollegen auf die von uns vorgelegten Vorschläge zu Sicherheitsgarantien. Wie Sie wissen, haben wir der amerikanischen Seite im vergangenen Dezember zwei Entwürfe vorgelegt: einen russisch-amerikanischen Vertrag über Sicherheitsgarantien und ein Abkommen über Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit Rußlands und der NATO-Mitglieder. (https://www.mid.ru/en/foreign_policy/news/1790809/)

Die Ideen in diesen Entwürfen sind nicht aus der Luft gegriffen. Sie stützen sich auf frühere Vereinbarungen, u. a. auf die OSZE-Gipfel in Istanbul 1999 und in Astana 2010, die besagen, daß die OSZE-Mitglieder ihre eigene Sicherheit nicht auf Kosten der anderen stärken werden. Keinem Staat, keiner Gruppe von Ländern oder Organisationen kann die Hauptverantwortung für die Erhaltung von Frieden und Stabilität in Europa übertragen werden. Dies ist ein integraler Bestandteil der Kompromisse und Entscheidungen, die auf höchster Ebene in der OSZE getroffen werden, und unsere westlichen Partner müssen ihren Teil dieser Verpflichtungen erfüllen.

Kurz gesagt, wir wollen schriftliche, rechtsverbindliche und unumstößliche Garantien für Folgendes:

– Daß die NATO nicht nach Osten expandiert;

– daß keine Angriffswaffen in der Nähe des russischen Territoriums stationiert werden;

– daß die militärische Infrastruktur in Europa auf die Parameter zurückgeführt wird, die in den Grundakten zwischen Rußland und der NATO von 1997 festgelegt sind.

Dies sind unsere roten Linien, und unsere Kollegen im Westen sind sich dessen wohl bewußt. Wir erwarten, daß wir so bald wie möglich schriftliche Kommentare zu unserem Vorschlag für diese strategischen Initiativen erhalten und uns nicht in endlosen und fruchtlosen Diskussionen verzetteln.

Leider versuchen unsere westlichen Kollegen, das ganze Thema auf die Ukraine zu reduzieren. Manchmal scheint es, als ob sie sich in gewisser Weise selbst hypnotisieren, indem sie die unmittelbare Gefahr einer russischen Invasion sehen. Das ist etwas Irrationales, Sie wissen schon – selbstverschuldete Phobien sind etwas, das man eher in einer Therapie als in einem ernsthaften politischen Kreis besprechen sollte.

Es scheint auch, daß unsere westlichen Kollegen durch den so genannten „Sieg“ im Kalten Krieg geblendet sind und weiterhin in diesen Erinnerungen leben und versuchen, aus einer Position der Überlegenheit heraus zu sprechen und mit zweierlei Maß zu messen. Sie machen uns Vorwürfe wegen der Anwesenheit und Bewegungen unserer Truppen auf unserem eigenen Hoheitsgebiet, während sie behaupten, alles, was sie auf dem Gebiet der NATO tun, gehe niemanden etwas an. Das wird nicht länger funktionieren.

Was die destabilisierenden Aktivitäten angeht, so ist es genau das, was der Westen in der Ukraine tut, indem er immer mehr Waffen und Truppen dorthin schickt und die Militarisierung des Landes vorantreibt. Anstatt Kiew zu ermutigen, das Minsker Paket und seine anderen internationalen Verpflichtungen einzuhalten, ermutigen unsere westlichen Partner Kiews blutrünstigen Blick auf den Donbaß, weil es die sogenannte Hilfe des Westens als Freibrief versteht. Das Jahr hat gerade erst begonnen, aber nach Angaben der OSZE-Sonderbeobachtungsmission hat die Zahl der Waffenstillstandsverletzungen bereits 3.000 überschritten.

Aber das eigentliche Problem ist viel größer als die Ukraine. Die gesamte Architektur der regionalen Sicherheit in Europa ist nahezu ruiniert. Die Situation eskaliert, und entgegen der westlichen Darstellung gehen alle Bedrohungen vom Westen und nicht von Rußland aus. Täglich wird versucht, uns mit Sanktionen und schwerwiegenden Konsequenzen einzuschüchtern, was auch immer das sein mag.

Das ist nichts Neues. Rußland hat sich seit Jahrhunderten gegen verschiedene Bedrohungen gewehrt. Wir haben also gelernt, damit umzugehen. Man sollte die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen, und wir haben immer noch die Chance, uns auf das zu konzentrieren, was uns verbindet und nicht trennt.

Ich wünsche Ihrer Konferenz viel Erfolg und eine fruchtbare Fortsetzung Ihrer Arbeit. Ich danke Ihnen sehr.

Die ganze Konferenz finden Sie hier (engl.).


Christlich-Demokratischen Partei Peru richtet Beitrittserklärung an das Schiller-Institut

Die Christlich-Demokratische Partei Perus hat am 23. Januar über ihren Präsidenten Carlos Gallardo das folgende Beitrittsschreiben an das Schiller-Institut gerichtet:

Frau Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts: Am Jahrestag der Christlich-Demokratischen Partei Perus, deren Präsidentin zu sein ich die Ehre habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um persönlich zum Ausdruck zu bringen, daß wir und das Schiller-Institut durch die Übereinstimmung der philosophischen Prinzipien und der Wirtschaftspolitik, die Sie so leidenschaftlich und mutig weltweit vertreten, verbunden sind. Aus diesem Grund erkläre ich als Vorsitzender der Partei und im Namen unserer Mitglieder unseren Beitritt zum Schiller-Institut.

Die Welt befindet sich in einer der akutesten und dramatischsten Krisen der modernen Geschichte. Seuchen, Krieg, Hunger und Armut bedrohen die Existenz von Menschen und Völkern. Alles scheint verloren. Doch wie wir bereits gezeigt haben, sind wir die einzige Spezies, die nach dem Ebenbild und der Ähnlichkeit Gottes geschaffen wurde und die Fähigkeit besitzt, diesen Prozeß, der nun fatal zu sein scheint, vollständig umzukehren. Die Krise ist das Ergebnis dessen, was die Welt in den letzten Jahrzehnten beherrscht hat: eine Politik der Konfrontation, eine Geopolitik der Ausbeutung, ein krasser Neoliberalismus, der den Wucher legitimiert hat, und die Durchsetzung der Interessen von Minderheiten gegenüber den Interessen der großen Mehrheit und dem Gemeinwohl. Der Klassenkampf, den die linken und rechten Eliten zu erzwingen versuchen, wird diese Situation noch verschlimmern.

Die Hoffnung liegt in der Rückbesinnung auf die von Kardinal Nikolaus von Kues so schön dargestellten Ideen des Gemeinwohls, der Erarbeitung und Umsetzung von Lösungen, die allen zugute kommen. Dies sind die Grundsätze, die das Schiller-Institut und die Christdemokratische Partei von Peru teilen.

Wie aus Chinas Vorschlag für die Belt and Road Initiative hervorgeht, ist es möglich, ein Programm zur Entwicklung der physischen Infrastruktur zu entwickeln und umzusetzen und der ganzen Welt wissenschaftliche und technologische Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Es ist möglich, „Entwicklung im Namen des Friedens“ zu einer universellen Initiative zu machen, der sich die westlichen Mächte, insbesondere die Vereinigten Staaten, anschließen sollten. So könnten Glückseligkeit und Freude für die große Mehrheit, die leidet, insbesondere für unsere Jugend, zugänglich gemacht werden.

Unser Optimismus rührt daher, daß wir in der Lage sind, rasch ein weltweites politisches Bündnis für diese Initiativen zu schmieden, das gemeinsamen Nutzen und Entwicklung bringen wird.

Ich möchte unseren Mitgliedern ankündigen, daß unsere Partei ein Seminar über die Christliche Wissenschaft der physischen Ökonomie beginnen wird, ein Ansatz, den der verstorbene große Denker Lyndon LaRouche so brillant zusammengefaßt hat und der die unverzichtbare Grundlage für die Formulierung unseres wirtschaftlichen und politischen Programms für unser Peru sein wird, um unser Ziel zu beschleunigen, die Politik zu einem Erziehungsprozeß für unsere Nation zu machen und damit zur wahren Bedeutung der politischen Tätigkeit zurückzukehren – nämlich dem Streben nach dem Gemeinwohl.


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