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Die Rolle der Blockfreien-Bewegung
in einem neuen Paradigma der internationalen Beziehungen

Von Helga Zepp-LaRouche

Ist es übertrieben zu sagen, daß die Menschheit mit der schwersten Krise ihrer Geschichte konfrontiert ist, wenn sich das Potential für einen globalen thermonuklearen Krieg und damit die wahrscheinliche Vernichtung der menschlichen Gattung von Tag zu Tag beschleunigt, wenn führende Experten davor warnen, daß die Situation gefährlicher ist als auf dem Höhepunkt der Kuba-Krise – und das dennoch die Führung einiger westlicher Länder nicht überzeugt, ihre Politik der Konfrontation von sogenannten „Demokratien gegen Autokratien“ aufzugeben?

Die treibende Kraft hinter dieser Kriegsgefahr ist der drohende Zerfall des neoliberalen Finanzsystems, das infolge jahrelanger Liquiditätsspritzen in das Geldsystem und der Politik des „Great Reset“, die der ehemalige tschechische Präsident Vaclav Klaus als „grünes Delirium“ bezeichnet, nun in die hyperinflationäre Phase eingetreten ist. Nahrungsmittel und Energie werden immer unerschwinglicher, so daß nach Angaben des Welternährungsprogramms kurzfristig 1,7 Milliarden Menschen von einer Hungersnot bedroht sind. Darüber hinaus hat die Pandemie die Kluft zwischen den wenigen, die über ein Milliardenvermögen verfügen, und den Milliarden, die ohne Gesundheitssystem, ohne Energie, sauberes Wasser oder ausreichend Nahrung mit Krankheiten und Hunger konfrontiert sind, erneut vergrößert.

Auch 67 lange Jahre nach der Konferenz von Bandung müssen wir also – wie Präsident Sukarno in seiner Eröffnungsrede am 18. April 1955 – feststellen, daß der Kolonialismus nicht tot ist, auch wenn er formal und angeblich nicht mehr existiert. Formal wurde zwar die Unabhängigkeit gewährt, aber die Souveränität wird vielen Nationen verwehrt durch die Währungsstrukturen, die Handelsbedingungen und den fehlenden Zugang zu den Ressourcen, die eine Selbstbestimmung im Zuge wirtschaftlicher Entwicklung ermöglichen würden. Sanktionen, die aus geopolitischen Gründen gegen Drittländer verhängt werden, führen immer wieder zu „humanitären Krisen“, die darauf abzielen, die Not der Bevölkerung so sehr zu vergrößern, daß sie sich gegen ihre Regierung erhebt und die Voraussetzungen für einen Regimewechsel schafft.

Die eigentliche Konfrontation findet also nicht zwischen „Demokratien“ und „Autokratien“ statt, sondern zwischen jenen Kräften, die das Kolonialsystem in modernem Gewand aufrechterhalten wollen, und den Ländern, die weiter für ihr Recht auf wirtschaftliche Entwicklung kämpfen.

Angesichts der Folgen, die eine weitere Eskalation zwischen den Atommächten hätte – die zum wirklichen „Ende der Geschichte“ führen würde, nämlich zu einem dritten, diesmal thermonuklearen Weltkrieg, gefolgt von einem nuklearen Winter –, ist die gegenwärtige Renaissance der Bewegung der Blockfreien Staaten das wichtigste Element, das den Weg zu einem neuen Paradigma weisen kann. Um die geopolitische Blockbildung und das fehlerhafte Denken im Sinne eines Nullsummenspiels zu überwinden, ist es notwendig, das höhere Eine zu konzeptualisieren, das von völlig anderer Qualität und höherer Macht sein muß als die Vielen.

Die Interessen aller Parteien berücksichtigen

Es ist ein in der Geschichte bewährtes Prinzip, daß Friedensverträge nur dann funktionieren, wenn sie die Interessen aller Parteien berücksichtigen, wie es beim Westfälischen Frieden der Fall war. Tun sie das nicht, wie beim Versailler Vertrag, führen sie zu neuen Kriegen. Angesichts der vielen miteinander verwobenen Regionalkonflikte und der globalen Dimension der gegenwärtigen Konfrontation zwischen den Atommächten ist die Lehre aus diesem historischen Prinzip die dringende Notwendigkeit einer neuen globalen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, die die Interessen eines jeden Landes auf dem Planeten berücksichtigt.

Die Option eines funktionierenden europäischen Sicherheitssystems oder eines „gemeinsamen europäischen Hauses“, wie sie von Gorbatschow am Ende der Sowjetunion beschworen wurde, besteht angesichts der sechsten NATO-Osterweiterung eindeutig nicht mehr. Die Absicht, eine „globale NATO“ zu schaffen, wie sie auf dem jüngsten Gipfel des Bündnisses in Madrid verkündet wurde, einschließlich der Einrichtung eines indopazifischen Hauptquartiers irgendwo in Asien, droht die Konfrontation zwischen den Ländern, die einem solchen Militärbündnis angehören, und denjenigen, die politische, wirtschaftliche oder militärische Beziehungen zu Rußland und China unterhalten wollen, zu verstärken.

Der chinesische Präsident Xi Jinping hat mit seiner Globalen Sicherheitsinitiative bereits einen Vorschlag zur Überwindung der geopolitischen Konfrontation unterbreitet, der zusammen mit seiner Globalen Entwicklungsinitiative ein Konzept für den erforderlichen Ansatz darstellt. Da jedoch einige westliche Länder China als Hauptbedrohung für ihre Interessen hinstellen, werden sie auf diese Idee wahrscheinlich nicht positiv reagieren.

Dieses geopolitische und historische Unglück macht die Wiederbelebung des „Geistes von Bandung“ um so dringlicher. Die aus der Tradition der Bewegung der Blockfreien (Non-Aligned Movement, NAM) hervorgegangene Weigerung vieler Länder, sich in eine Geometrie des Blockdenkens hineinziehen zu lassen, hat sich in letzter Zeit sehr deutlich gezeigt. Die Tatsache, daß der nächste G20-Gipfel in Indonesien stattfinden wird, könnte eine historische Chance bieten, der politischen Agenda eine konzeptionelle Komponente hinzuzufügen, die darüber entscheidet, ob das Aussterben der Zivilisation droht oder ob die Menschheit in eine strahlende, schöne Zukunft geht.

Blockbildung führt zum Krieg

Die Tradition der Konferenz von Bandung und der nachfolgenden Konferenzen der Bewegung der Blockfreien Staaten hat mit den Fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz und den zehn Grundsätzen der NAM den Rahmen für die Schaffung einer neuen internationalen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur für die heutige Welt geschaffen. Die 120 Mitgliedsländer plus 17 Beobachterländer der NAM stehen für die große Mehrheit der Menschheit, nämlich 4,511 Milliarden Menschen in der NAM und 2,061 Mrd. als Beobachter, also 6,572 von rund 8 Milliarden Menschen. Und wie Präsident Sukarno in seiner Eröffnungsrede auf der Konferenz von Bandung 1955 sagte, werden die Ozeane und Meere, die die Entwicklungsländer von den Ländern trennen, die einen neuen Weltkrieg führen könnten, die Länder, die auf keiner Seite stehen und kein Interesse an dem Konflikt haben, nicht schützen. Auch Ministerpräsident Nehru äußerte sich besorgt darüber, daß die militärische Stärke einiger großer Nationen sie dazu verleiten könnte, in militärischen Kategorien zu denken und vom richtigen Weg abzuweichen: „Wenn die ganze Welt zwischen diesen beiden großen Blöcken aufgeteilt würde, was wäre dann das Ergebnis? Das unvermeidliche Ergebnis wäre Krieg.“

Es ist daher völlig legitim und angemessen, daß die NAM-Länder bei der nächsten Gelegenheit, bei der G20-Konferenz in Indonesien im November (oder bei einer außerordentlichen Sitzung der Vollversammlung der Vereinten Nationen, falls diese im Notfall einberufen wird), mit einer Stimme sprechen und eine neue Sicherheits- und Wirtschaftsarchitektur fordern, die den Interessen aller Länder Rechnung trägt.

Eine neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung

Die Autorität der NAM, eine aktivere Rolle bei der Gestaltung der Weltordnung zu übernehmen, ergibt sich aus den Lehren, die sie aus ihrer Geschichte gezogen hat. Auf der Konferenz von Bandung wurden die Pancheel – die Fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz – festgelegt, und auf den nachfolgenden Konferenzen wurde versucht, diesen erhabenen Geist beizubehalten. Doch am nächsten kam die NAM der Formulierung, wie diese neue Ordnung wirtschaftlich aussehen sollte, auf der Konferenz in Colombo, Sri Lanka, 1976. Indira Gandhi stellte die Forderungen vor, die dann in die endgültige Resolution aufgenommen wurden, nämlich:

  1. die Aussetzung der Schuldenzahlung für die ärmsten Länder,
  2. ein neues universelles Währungssystem, das die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds ersetzt,
  3. die Schaffung eines neuen Kreditsystems, das an die globale Entwicklung gekoppelt sein sollte,
  4. Dreieckshandelsabkommen zwischen dem Entwicklungssektor, den sozialistischen Staaten und den OECD-Ländern.

Diese Resolution war fast identisch mit dem Vorschlag für eine Internationale Entwicklungsbank (IDB), den der amerikanische Staatsmann und Ökonom Lyndon LaRouche ein Jahr zuvor gemacht hatte, nämlich den IWF durch ein neues Kreditsystem zu ersetzen, um die globale Entwicklung zu erleichtern.

Viele in den Entwicklungsländern werden sich daran erinnern, wie diese Forderung, die den Wunsch von damals 75 Ländern und der Mehrheit der Weltbevölkerung darstellte, mit brutaler Gewalt beantwortet wurde. Zulfikar Ali Bhutto wurde wenig später ermordet, Frau Ghandi wurde von der Macht verdrängt, Frau Bandaranaikes Regierung in Sri Lanka wurde destabilisiert, der Zusammenhalt der NAM wurde geschwächt, und natürlich wurde die Forderung nach einer neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung nie erfüllt. Man könnte eine lange Liste weiterer Opfer unter den Staatsführern des sogenannten Globalen Südens anführen. Und heute sind wir bei der eingangs erwähnten, in der Weltgeschichte beispiellosen Krise angelangt.

Es ist ganz klar: Würde man den Völkern der Welt ehrlich und objektiv die Gefahren vor Augen führen, die ein nuklearer Weltkrieg mit sich brächte – nämlich eine Vernichtung in einem solchen Ausmaß, daß keine Erinnerung an all die enormen Kämpfe der Menschheit um Fortschritt und Freiheit, an all die wunderbaren Schöpfungen von Wissenschaft und Kunst auf der ganzen Welt übrigbliebe –, dann würden mehr als 99 Prozent von ihnen diesen Krieg ablehnen.

Ich bin mir auch sicher: Wenn sie die Möglichkeit hätten, die Gründe für die Ungerechtigkeiten in der Welt wirklich zu verstehen und die Situation in jedem Land sowohl vom Standpunkt der besten Tradition dieser Nation als auch des Potentials, das sie und die Menschheit als Ganzes haben, zu betrachten, dann würden mehr als 99 Prozent der Menschen der Perspektive einer gerechten neuen Weltwirtschaftsordnung von ganzem Herzen zustimmen.

Beides bleibt dem „einfachen Volk“ derzeit verwehrt, weil den meisten von ihnen das historische Wissen über andere Kulturen oder persönliche Reiseerfahrungen fehlen und die Massenmedien in vielen Ländern dazu neigen, Vorurteile über andere Kulturen zu nähren, die den geopolitischen Zielen des jeweiligen Establishments entsprechen.

Blockfreie müssen intervenieren

Es ist daher dringend notwendig, daß die Führung der NAM frühzeitig eine Gelegenheit findet, auf der Bühne der Weltgeschichte zu intervenieren, indem sie in aller Deutlichkeit auf die Gefahren hinweist, die sich aus der geopolitischen Blockbildung ergeben, so wie es Ministerpräsident Nehru in seiner Rede in Bandung getan hat, indem er aufzeigte, daß „das unvermeidliche Ergebnis ein Krieg wäre“. Die Regierungen sollten auch das Bewußtsein der Weltbevölkerung wecken und sie auf die Notlage der Menschen in den Entwicklungsländern aufmerksam machen, indem sie das Leiden des Hungertods veranschaulichen, den Jean Ziegler, der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, als die grausamste und schmerzhafteste Art des Todes bezeichnet. In seinem 2012 erschienenen Buch Wir lassen sie verhungern: Die Massenvernichtung in der Dritten Welt spricht Ziegler von einer kannibalistischen Weltordnung, in der zehn globale Kartelle, die 85 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion beherrschen, darüber entscheiden, wer ißt und lebt, hungert und stirbt. Infolge von Nahrungsmittelspekulation, Landraub, Überschuldung und Biokraftstoffen stirbt alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren, sterben täglich 57.000 Menschen an Hunger, und das in einer Welt, in der die globale Landwirtschaft nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) problemlos Nahrungsmittel für 12 Milliarden Menschen produzieren könnte.

Heute, zehn Jahre später, sind 1,7 Milliarden Menschen vom Hungertod bedroht, doch die EU und andere westliche Regierungen bestehen immer noch darauf, bis zu 30% der Ackerflächen stillzulegen und den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden einzuschränken, was zu einem Rückgang der Ernten um 50% führen wird. Dahinter steckt die malthusianische Denkweise der Politiker, die Malthus zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung machen, indem sie solche menschenverachtenden Maßnahmen durchsetzen – auch hier aus „grünem Wahn“ und Profitmaximierung.

Angesichts dieser himmelschreienden Ungerechtigkeiten haben die Führer der NAM jedes Recht und sogar die Pflicht, das Bewußtsein der Weltbevölkerung dafür zu wecken, daß dieser Zustand von Hunger, Armut und Unterentwicklung in der Welt nicht das Ergebnis unvermeidlicher natürlicher Bedingungen ist, sondern der Durchsetzung eines Finanz- und Wirtschaftssystems, das die Reichen begünstigt und die Kluft zu den Armen vergrößert, bis hin zum Völkermord.

Das Weltfinanzsystem fordert „Schmerzen“

Dieses System ist jedoch am Ende seiner Kräfte, wie der Vorsitzende der Federal Reserve Jerome Powell auf dem jährlichen wirtschaftspolitischen Symposium in Jackson Hole am 26. August dieses Jahres deutlich machte. Dort kündigte er eine Politik brutaler Austerität an, die „einige Schmerzen“ verursacht, um die Inflation zu bekämpfen. „Um die Inflation zu bekämpfen, wird wahrscheinlich eine anhaltende Periode mit einem Wachstum unter dem Trend erforderlich sein“, behauptete er und kündigte eine Hochzinspolitik für längere Zeit an, indem er auf die „erfolgreiche Volcker-Desinflation in den frühen 1980er Jahren“ verwies, Jahre, in denen die Zinssätze auf über 20% anstiegen. Diese Äußerungen lösten sofort eine tödliche Kapitalflucht aus den Märkten der Entwicklungsländer und zurück in den Dollar aus.

Der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustin Carstens, warnte davor, daß zuviel und zu schneller „Schmerz“ das gesamte System zum Absturz bringen könnte, und verglich dies mit der sogenannten „Sargecke“, in der ein Flugzeug unter seine Mindestgeschwindigkeit abbremst und nicht mehr genügend Auftrieb erzeugen kann, um seine Höhe zu halten.

In die gleiche Richtung wiesen der französische Präsident Macron, der beklagte, daß die „Zeiten des Überflusses“ vorbei seien, und der belgische Premierminister Alexander De Croo, der sagte, daß die „nächsten fünf bis zehn Winter schwierig sein werden“. Während die Rückkehr zur Schachtschen Wirtschaft – der Politik von Hitlers Finanzminister Hjalmar Schacht – für die „ehemals industrialisierten Länder“, wie man sie fast nennen muß, „schwierig“ sein mag, wäre sie für die Entwicklungsländer mörderisch und würde zu einem Bevölkerungsrückgang in Milliardenhöhe führen.

Ein neues Finanzsystem

Es ist daher zwingend erforderlich, daß eine geeignete Plattform gefunden wird, um das derzeitige, kollabierende Finanzsystem zu reorganisieren. Dies kann im Rahmen der G20 geschehen oder, falls dies nicht möglich ist, in einem anderen geeigneten Rahmen, wie den BRICS-Ländern, der SCO oder einer anderen Institution des Globalen Südens. Es muß ein neues Bretton-Woods-System mit den Modalitäten geschaffen werden, wie sie ursprünglich von Präsident Franklin D. Roosevelt beabsichtigt waren, aber wegen seines frühen Todes nie verwirklicht wurden. Das vorrangige und unumstößliche Ziel dieses neuen Systems muß die qualitative und quantitative Anhebung des Lebensstandards der Bevölkerung im Entwicklungssektor und der Armen in der Welt im allgemeinen sein.

Das neue Kreditsystem muß langfristige, zinsgünstige Kredite bereitstellen, die für Investitionen in die Basisinfrastruktur, die Landwirtschaft und die Industrie bestimmt sind, mit dem Ziel, die Produktivität der physischen Wirtschaft in jedem Land zu steigern. Was eine solche produktive Investition ist und was nicht, sollte anhand der wissenschaftlichen Prinzipien der physischen Ökonomie bestimmt werden, wie sie vom amerikanischen Ökonomen Lyndon LaRouche entwickelt wurden, d.h. sie müssen auf eine Erhöhung der Energieflußdichte im Produktionsprozeß abzielen, was zu einer Erhöhung der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte jeder Nation führt.

Wo immer dieses Wirtschaftssystem angewandt wurde, führte es zu einer erfolgreichen Industrialisierung des Landes. Das war der Fall beim Amerikanischen Wirtschaftssystem von Alexander Hamilton, bei der Anwendung der Theorien von Hamilton und Friedrich List durch den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck, bei der Meiji-Restauration in Japan, bei der Industrialisierung Rußlands durch Graf Witte, beim New Deal von Roosevelt, beim deutschen Wirtschaftswunder des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, beim Wirtschaftswunder der südostasiatischen Länder und nicht zuletzt beim Wirtschaftswunder Chinas, das 850 Millionen Menschen aus der Armut befreite.

Das Hauptmerkmal dieses Systems besteht darin, daß der Staat die hoheitliche Befugnis hat, Kredite zu vergeben, und solange dieser Kredit strikt auf produktive Investitionen ausgerichtet ist, ist er nicht inflationär, vielmehr wird die Schaffung von realem materiellem Reichtum aufgrund der Fähigkeit der Arbeitskraft, Mehrwert zu schaffen, immer größer sein als der ursprünglich geliehene Betrag. Da die einzige Quelle gesellschaftlichen wirtschaftlichen Wertes weder der Besitz natürlicher Ressourcen noch die Fähigkeit ist, billig zu kaufen und teuer zu verkaufen, sondern ausschließlich die Kreativität des einzelnen, ist es die Aufgabe des Staates, das kreative Potential aller Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu fördern. Dazu haben Investitionen in ein modernes Gesundheitssystem und ein exzellentes allgemeines Bildungssystem hohe Priorität. Natürlich muß der Einsatz aller verfügbaren Ressourcen, wie z.B. der natürlichen Ressourcen, und eine internationale Arbeitsteilung unter Berücksichtigung geographischer oder klimatischer Gegebenheiten für eine optimale erweiterte Reproduktion der Wirtschaft mobilisiert werden. Das Ziel der Wirtschaft ist nicht die Bereicherung einiger weniger, sondern das Wohlergehen und Glück aller.

Viele Entwicklungen gehen bereits in Richtung einer multipolaren Welt, in der sich Länder für Wirtschaftsmodelle entscheiden, die mit ihren jeweiligen Kulturen und Traditionen in Einklang stehen. Es ist jedoch die einzigartige Aufgabe der NAM, zu versuchen, die gefährliche und kriegsfördernde Blockbildung zu überwinden, indem sie ein allumfassendes Neues Bretton-Woods-System anbietet. In der Tradition von Präsident Sukarnos Rede auf der Bandung-Konferenz 1955 könnten sie seinen Hinweis auf den „ersten erfolgreichen antikolonialen Krieg in der Geschichte“, d.h. den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, und sein Zitat des Dichters Longfellow und seines Gedichts über den berühmten Ritt von Paul Revere aufgreifen.

Wenn es gelingt, die Vereinigten Staaten und die europäischen Nationen an ihre besseren Traditionen zu erinnern, an die Politik von Benjamin Franklin oder John Quincy Adams, von Enrico Mattei, Charles de Gaulle oder die deutsch-indische Zusammenarbeit beim Bau des Stahlwerks in Rourkela, kann ein neues Paradigma der weltweiten Zusammenarbeit auf der Grundlage des Pancheel, der Fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, geschaffen werden.

Woher sollen wir den Optimismus nehmen, daß der Geist von Bandung helfen wird, diese schwerste Krise der Menschheitsgeschichte zu überwinden? Vielleicht, indem wir uns daran erinnern, was der deutsche Raketenwissenschaftler Krafft Ehricke, der „Vater der Centaur-Rakete“ des Apollo-Programms, als Erstes Gesetz der Raumfahrt formulierte: „Niemand und nichts unter den Naturgesetzen dieses Universums setzt dem Menschen irgendwelche Grenzen, außer der Mensch selbst.“ In diesem Sinne können wir ein neues Kapitel in der Geschichte der Menschheit aufschlagen.


Ein neues Kreditsystem für die kommende wissenschaftliche Revolution

Von Helga Zepp-LaRouche

Die folgende Rede hielt die Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts auf der „Internationalen wissenschaftlichen und praktischen Konferenz: Wissenschaftlich-technologische und innovative Zusammenarbeit der BRICS-Länder“, die am 25.-26. Oktober 2022 vom russischen Nationalen Komitee für BRICS-Forschung ausgerichtet wurde. Die Text wurde leicht bearbeitet und aus dem Englischen übersetzt. Das Video des Vortrags ist hier verfügbar.

Ich danke dem Nationalen Komitee für BRICS-Forschung von ganzem Herzen für die Einladung zu dieser unverzichtbaren Konferenz!

Ich beginne mit einem Zitat von Sir Peter Westmacott, ehemaliger britischer Botschafter in den Vereinigten Staaten (2012-2016), der kürzlich beklagte, Großbritannien sei „im Ausland zu einem Objekt von Belustigung, Unglauben, Mitleid und Schadenfreude geworden. Es ist beschämend für ein Land, das so lange ein Musterbeispiel für eine funktionierende Demokratie war.“

Einmal abgesehen von der Bemerkung über das Vereinigte Königreich als „funktionierende Demokratie“ hat es einen gewissen Nutzen, sich die panische Achterbahnfahrt der Bank of England anzusehen, die von Quantitativer Lockerung [QE, Liquiditätspumpen] zu Quantitativer Straffung [QT, Liquiditätsdrosselung] wechselte, nur um dann schnellstens wieder zu QE zurückzukehren – mit einem ähnlichem Tempo wie dem, mit dem Liz Truss in die Downing Street 10 einzog und wieder hinausflog. Auch wenn so mancher Schadenfreude über den Untergang Großbritanniens empfinden mag, ist eine nüchternere Betrachtung angebracht, denn es ist das systemische Versagen des neoliberalen Systems, das die eigentliche Dynamik hinter der angelsächsischen geopolitischen Konfrontation mit Rußland und China darstellt.

Das britische Establishment rauft sich über diese Fragen die Haare – etwa, wie sich diese Anzeichen von Unregierbarkeit auf die britische Unterstützung für den NATO-Krieg in der Ukraine oder auf die Sonderbeziehung zu den Vereinigten Staaten auswirken werden –, doch der Aufruhr im Vereinigten Königreich weist auf eine größere Bedeutung dieser Entwicklungen für die BRICS und den gesamten Rest der Welt hin.

Die globale Systemkrise

Die Ereignisse in London signalisieren die endgültige Ankunft der globalen Systemkrise, vor der mein verstorbener Mann, Lyndon LaRouche, bereits vor 51 Jahren warnte, als US-Präsident Richard Nixon anstelle der festen Wechselkurse des Bretton-Woods-Systems freie Wechselkurse einführte. LaRouche warnte damals, eine Fortsetzung dieses monetaristischen Systems, das auf Profitmaximierung für die Spekulanten ausgerichtet ist, müsse zwangsläufig zu einer neuen Wirtschaftsdepression, einem neuen Faschismus und der Gefahr eines neuen Weltkriegs führen – oder zu einem völlig neuen Weltwirtschaftssystem.

Der Prozeß der Entdollarisierung ist bereits im Gange – immer mehr Handel zwischen den BRICS-Staaten und einigen Ländern des Globalen Südens wird in ihren Landeswährungen abgewickelt, und die Vorbereitungen für die Einführung einer neuen internationalen Währung auf der Grundlage eines Warenkorbs laufen. Doch diese Länder sind nicht ausreichend geschützt vor dem Ausstrahlungseffekt eines Ausbruchs von Hyperinflation im transatlantischen Finanzsystem als Folge der fortgesetzten QE oder eines Wirtschaftszusammenbruchs durch eine Kettenreaktion von Insolvenzen als Folge der Bemühungen, mit QT die Inflation einzudämmen.

Vorbereitungen für ein neues Kreditsystem

Eine repräsentative Gruppe von Regierungen wie die BRICS, die SCO [Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit] und andere, die im Interesse der Mehrheit der Menschheit handeln, müssen sich rasch darauf vorbereiten, ein neues Kreditsystem einzurichten, das die Länder des Entwicklungssektors vor den Auswirkungen eines chaotischen Zusammenbruchs des bisher dominierenden Finanzsystems der westlichen Zentralbanken schützt.

Eine weitere starke Motivation ergibt sich aus der unverhohlenen und offensichtlich völlig undurchführbaren Absicht führender Kreise in den USA, Großbritannien und der EU, sich von Rußland und China und damit implizit von allen Ländern, die sich an der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) beteiligen, wirtschaftlich komplett abzukoppeln.

Eine Rückkehr zum alten Bretton-Woods-System wird zwar von den Entwicklungsländern verständlicherweise abgelehnt, weil es unter der Dominanz des imperialen Denkens von Churchill und Truman eingerichtet wurde und weil Präsident Roosevelts Vorhaben, ein Kreditsystem zu schaffen, das den Kolonialismus beendet und vor allem den Lebensstandard der Menschen in der sog. Dritten Welt erhöht, nicht einmal annähernd verwirklicht hat. Es ist aber dennoch ein nützlicher Hinweis darauf, daß Finanzsysteme kein gottgegebenes Phänomen sind, sondern von Regierungen gestaltet werden können.

Wie Lyndon LaRouche immer wieder betont hat, muß ein neues Kreditsystem unbedingt folgendes beinhalten:

  1. ein System fester Wechselkurse für die nationalen Währungen, die von Zeit zu Zeit angepaßt werden können;
  2. ein kooperierendes System von Nationalbanken auf der Grundlage der souveränen Befugnisse der Regierungen;
  3. begrenzte Konvertierbarkeit der Währungen;
  4. Kapitalverkehrskontrollen, die im wesentlichen die gleiche Wirkung haben wie eine internationale Glass-Steagall-Bankentrennung;
  5. Schutzzölle und Handelsbestimmungen, die vor allem die aufstrebenden Volkswirtschaften der Entwicklungsländer schützen; und
  6. das Verbot jeglicher Form von Spekulation.

Die Bemühungen, „Rußland zu ruinieren“ und „China zu stoppen“, sind gescheitert

Die beispiellosen Sanktionen gegen Rußland, die ausdrücklich darauf abzielen, „Rußland zu ruinieren“ – indem man Rußland den Zugang zu allen modernen Spitzentechnologien verwehrt und die Diversifizierung von Öl- und Gasexporten verhindert, wie ungenannte Vertreter des Weißen Hauses in einem Pressegespräch am 25. Januar erklärten –, ist eindeutig gescheitert und wird nun als Rückschlag die Wirtschaft Europas und insbesondere Deutschlands ruinieren.

In ähnlicher Weise wird nun versucht, China den Zugang zu den Chip- und Halbleitertechnologien zu verwehren. Durch die Auswirkungen der hyperinflationären Explosion der Lebensmittel- und Energiepreise auf die Entwicklungsländer droht eine weltgeschichtliche Tragödie von beispiellosem Ausmaß. Alle diese Faktoren tragen dazu bei, daß die derzeitigen Industriekapazitäten sowohl des „Westens“ als auch der BRICS-Staaten und des Globalen Südens weit unter dem liegen, was erforderlich wäre, um die derzeitige Weltbevölkerung zu versorgen.

Mobilisierung eines koordinierten Programms als „Wissenschaftsmotor“

Wenn die BRICS-Länder und ihre Partner diesem Zustand abhelfen wollen, besteht die einzige verläßliche und nicht-inflationäre Option darin, alle verfügbaren Ressourcen dieser Gruppe von Nationen für ein koordiniertes „Wissenschaftsförderungsprogramm“ zu mobilisieren. Es ist entscheidend, denjenigen neuen wissenschaftlichen Durchbrüchen Vorrang einzuräumen, die auf tendenziell höheren Energieflußdichten beruhen und die somit eine höhere relative potentielle Bevölkerungsdichten ermöglichen – ein Zusammenhang, der einer der wichtigsten Aspekte der Wissenschaft der physischen Ökonomie ist, der sie völlig vom Monetarismus unterscheidet. Bei dieser Notwendigkeit, die Zunahme der potentiellen relativen Bevölkerungsdichte als Maßstab für den Wert einer Investition zu nehmen, geht es um die langfristige Überlebensfähigkeit der menschlichen Gattung.

Angesichts der Tatsache, daß Rußland, China und Indien zu den führenden Raumfahrtnationen gehören, gehören wissenschaftliche Raumfahrtprogramme zu den vielversprechendsten Bereichen, in denen der Spillover-Effekt neuer revolutionärer Technologien auf andere Bereiche der Wirtschaft die höchste Produktivitätssteigerung des gesamten Produktionsprozesses mit der größtmöglichen Rate verspricht. Das gleiche gilt im Prinzip auch für andere Avantgarde-Technologien wie die Kernfusion, die Biophysik und Biochemie, die kognitiven Wissenschaften, usw. Die bedeutenden wissenschaftlichen Traditionen und Kapazitäten Rußlands, Chinas, Indiens und Südafrikas im Bereich der Kernforschung und verwandten Wissenschaftszweigen sind bereits vorhanden und können die wissenschaftliche Grundlage für einen wachsenden Sektor von „Wissensexport“ für umfangreiche Technologietransfer- und Ausbildungsprogramme für andere Nationen des Globalen Südens bilden, die es ihnen ermöglichen, ein deutlich höheres Produktivitätsniveau zu erreichen. Eine künstlerische Darstellung von Phase 3 der Internationalen Mondforschungsstation China-Rußland (ILRS), die von Roskosmos und der Nationalen Raumfahrtbehörde Chinas entwickelt wird. Die ILRS ist ein wunderbares Beispiel dafür, was erreicht werden kann, wenn Länder zusammenarbeiten, um Wissenschaft und Technik voranzubringen. Das Projekt steht allen interessierten Ländern und internationalen Partnern zur Teilnahme offen.

Während man sich bemühen muß, alle verfügbaren personellen Kapazitäten zu nutzen und ihr technologisches Leistungsniveau auf das höchstmögliche Niveau zu heben, müssen gleichzeitig kostengünstige Kredite und Steuererleichterungen für Investitionen für jeden „Spillover“ bereitgestellt werden, der sich aus den Programmen zur Wissenschaftsförderung ergibt und der dann die Lösung entscheidender Probleme der Wirtschaft ermöglicht.

Der Transfer des wissenschaftlichen Fortschritts in potentiell alle Sektoren der Wirtschaft erfolgt im Wesentlichen über zwei Kanäle, die Bildungssysteme und den Werkzeugmaschinensektor, und von dort aus in die Produktionsgüter, Haushaltsgüter, die Infrastrukturentwicklung und den Agrarsektor.

Der sich derzeit abzeichnende systemische Zusammenbruch des Finanzsystems stellt natürlich eine große Herausforderung dar, bedeutet aber auch eine willkommene Chance, den größten Teil der Weltwirtschaft endlich auf Prinzipien zu stellen, die mit denen unseres physikalischen Universums übereinstimmen.


Deutschland ist in existentieller Gefahr! Wir brauchen einen Kurswechsel!

Von Helga Zepp-LaRouche

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Deutschland befindet sich in einer doppelten akuten Gefahr: Wir sind dabei, so gut wie alles zu verlieren, was wir in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg wirtschaftlich aufgebaut haben, und es besteht zweitens die akute Gefahr, daß wir zum Kriegsschauplatz in einem globalen Nuklearkrieg werden. Weit davon entfernt, eine Regierung zu haben, die ihren Amtseid ernst nimmt, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, befinden sich darin mindestens zwei Minister, die diese Politik, die offensichtlich den fundamentalen Interessen unseres Landes diametral entgegen gesetzt sind, voll mittragen.

In den kommenden Wochen und Monaten drohen Millionen von Menschen in Deutschland zu verarmen, Hunderttausenden von Betrieben droht der Bankrott. Daran ist nicht Putin schuld, wie die Massenmedien uns in einem medialen Dauer-Sperrfeuer weiszumachen versuchen, sondern die Tatsache, daß Deutschland das Land zu werden droht, das in der geopolitischen Auseinandersetzung zwischen den USA und Großbritannien auf der einen und Rußland und China auf der anderen Seite den größten Kollateralschaden erleiden könnte. Dabei ist auch die Ukraine nur eine Schachfigur, die geopfert werden kann.

In Wirklichkeit geht es darum, daß China in den letzten 40 Jahren einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufstieg verwirklicht hat, bei dem es 850 Millionen (!) seiner Bürger aus der Armut befreit hat – das sind zehnmal so viel Menschen, wie in Deutschland leben! – und eine wohlsituierte Mittelklasse von ca. 400 Millionen schaffen konnte, die dabei ist, auf 600 Millionen anzuwachsen, und damit doppelt so viel Mitglieder haben wird, wie die USA überhaupt an Bürgern haben. Dieser Aufstieg Chinas war eine Inspiration für ganz Asien und insgesamt 150 Entwicklungsländer, die mit China an der Seidenstraßen-Initiative kooperieren – nicht weil China imperiale Absichten hat, sondern weil sie so zum ersten Mal die Chance haben, aus dem Erbe des Kolonialismus, der Armut und Unterentwicklung auszubrechen.

Der „Westen“ hat andererseits die Systemkrise von 2008 eben nicht genutzt, um die zugrundeliegenden Ursachen – die Kasinowirtschaft – zu beseitigen, sondern er hat die Druckpresse angestellt und seitdem viele Billionen an QE in das System gepumpt, die sich jetzt, zusammen mit anderen Faktoren, wie dem Bumerang-Effekt der Sanktionen gegen Rußland, als Hyperinflation bemerkbar machen.

Mit anderen Worten: Das neoliberale System ist hoffnungslos bankrott, und genau deswegen wird das auf realwirtschaftlichem Wachstum basierende System Chinas und der BRI als „systemischer Rivale“ betrachtet.

Deutschlands Wohlstand der letzten Jahrzehnte basierte zu einem wesentlichen Grad auf billiger Energie aus Rußland und einem wachsenden Exportmarkt in China. Würde jetzt nach dem völligen Bruch der Beziehungen zu Rußland auch noch die Abkopplung von China erfolgen, worauf die USA, Großbritannien und deren Fürsprecher in Deutschland drängen, dann wäre das gleichbedeutend mit der Deindustrialisierung Deutschlands.

Ganz abgesehen davon, daß man hierzulande neuerdings schon bei Androhung von Gefängnisstrafen kaum sagen darf, daß die Geschichte nicht am 24. Februar begonnen hat, ist es nicht Putin, der mit dem Einsatz von Nuklearwaffen droht. Putin und die russische Regierung haben lediglich die offizielle russische Nukleardoktrin bestätigt, die den Einsatz von Nuklearwaffen für den Fall vorsieht, daß die territoriale Existenz von Rußland gefährdet ist.

Im Gegensatz dazu ist es laut der US Arms Control Association die Biden-Administration, die Bidens Versprechen von 2020, klarzustellen, daß der einzige Zweck von Nuklearwaffen in der Abschreckung eines nuklearen Angriffs auf die USA oder ihrer Alliierten besteht, nicht eingehalten hat. Statt dessen bestätigte er die Version der Nukleardoktrin der Obama-Administration, die es offen läßt, daß Nuklearwaffen nicht nur als Reaktion auf einen nuklearen Angriff eingesetzt werden können, sondern auch als Antwort auf nicht-nukleare Bedrohungen.

Als Folge dieser Mehrdeutigkeit hat das lose Geschwätz über den Ersteinsatz von Atomwaffen wie seitens des US Senators Wicker aus Mississippi oder des Artikels im Magazin des Council on Foreign Relations, Foreign Affairs vom 27. Oktober, enorm zugenommen. Unter der Überschrift, „Könnte Amerika einen neuen Weltkrieg gewinnen? Was nötig wäre, um China und Rußland zu besiegen“, wird da eine massive Aufrüstung propagiert, damit die USA gleichzeitig in Europa und im Pazifik Krieg führen können.1

Am gleichen Tag veröffentlichte die Biden-Administration die National Defense Strategy, die zum ersten Mal auch die Nuclear Posture Review (NPR) und die Missile Defense Review enthält. Diese Doktrin repräsentiert eine signifikante Änderung der US-Politik bezüglich des Ersteinsatzes von Atomwaffen und läßt die Frage, wann die USA Nuklearwaffen auch als Antwort auf eine nicht-nukleare Bedrohung präventiv einsetzen würden, bewußt offen und senkt dadurch nach Ansicht des Experten für nukleare Abrüstung, Scott Ritter, die Hemmschwelle für einen Nuklearkrieg erheblich.

Ein typisches Beispiel für die pausenlose Manipulation durch die Medien: Am Tag nach dem Besuch von Scholz in Beijing hat die FAZ auf der ersten Seite den Aufmacher mit dem Titel: „Xi spricht sich gegen den Einsatz von Atomwaffen aus“ (als ob das eine berichtenswerte Neuigkeit sei) und dann als kleinere Überschrift: „Scholz in Peking: Einfluß auf Rußland ausüben“, womit der Eindruck vermittelt wird, als habe sich Xis Aussage auf Betreiben von Scholz gegen Rußland gerichtet.

Tatsache ist dagegen, daß Rußland keine Doktrin für den präventiven Einsatz von Atomwaffen hat, Xi bestimmt nicht Rußland als Bedrohung sieht und Scholz sich noch vor der beschworenen „Zeitenwende“ weigerte, schwere Waffen in die Ukraine zu schicken, weil er zu Recht eine Eskalation zum Dritten Weltkrieg befürchtete. Und so ist inzwischen so gut wie jede Nachricht in den Medien mit einem solchen „spin“ versehen.

Dann bleibt da noch die Frage, wer für die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines verantwortlich ist. Erinnern wir uns: Beim Besuch von Scholz in Washington im Februar verkündete Biden mit Nachdruck, daß die USA Wege und Mittel hätten, diese Pipelines zu eliminieren, ein Mantra, das von Victoria Nuland und diversen US-Senatoren zigmal wiederholt wurde.

Nun hat der Chef des russischen nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, auf die Autorenschaft der Briten bei diesem Sabotageakt hingewiesen und mitgeteilt, daß die Beweise dafür dem UN-Sicherheitsrat übergeben worden sind. Zum gleichen Zweck wurde auch die britische Botschafterin in Moskau, Deborah Bronnert, einbestellt.

Ebenso präsentierte die russische Regierung eine Erklärung, in der die Rolle des britischen Militärs – mit exakten Zeit- und Ortsangaben – bei der Ausbildung ukrainischer Marinesoldaten für den Drohnenangriff auf die russische Schwarzmeerflotte in Sewastopol dargelegt wurde, und betonte, daß diese britischen Aktionen eine Eskalation der Situation bedeuteten, die zu unvorhersehbaren und gefährlichen Konsequenzen führen werden.

Und wo bleibt der Aufschrei in unseren gleichgeschalteten Medien? Wo die Forderungen der Politik nach einer lückenlosen Aufklärung, ob unsere britischen „Verbündeten“ dafür verantwortlich sind, wenn diesen Herbst und Winter sozial schwache Menschen in Deutschland erfrieren und verhungern werden, der Wirtschaftsstandort Deutschland ruiniert und wir bald an einen Punkt ohne Wiederkehr bezüglich der Kriegsgefahr kommen werden?

Statt dessen sind wir einer Regierung ausgeliefert, in der zumindest zwei Minister ebenso wie der US- Außenminister Blinken in dieser Lage eine willkommene Gelegenheit sehen, Deutschland das viermal so teure amerikanische LNG-Gas anzudrehen, was Verbraucher und Betriebe ruinieren wird. Aber die Grünen wollten ja schon immer die Menschen durch eine Verteuerung der Energiepreise zum Verzicht zwingen.

Es geht bei der gegenwärtigen strategischen Konfrontation nicht um eine Auseinandersetzung zwischen den „Demokratien“ und den „Autokratien“. Es geht ausschließlich darum, daß die USA und Großbritannien ihr Recht durchsetzen wollen, die einzige Weltmacht zu sein, und dazu eine Konfrontation gegen Rußland und China in Gang gesetzt haben, bei der Deutschland und ganz Europa in höchster Gefahr sind, zerrieben zu werden.

Der wirkliche Konflikt besteht zwischen den Kräften in der Welt, die an dem alten Konzept einer unipolaren, imperialen und kolonialistischen Weltordnung festhalten wollen, und der absoluten Mehrheit der Nationen dieser Welt, die entschlossen sind, diesen Kolonialismus für immer zu überwinden und Armut und Unterentwicklung hinter sich zu lassen. Diese Länder sind dabei, mit den BRICS, der SCO, der Eurasischen Wirtschaftsunion und anderen Organisationen des Globalen Südens ein völlig neues Wirtschaftssystem aufzubauen, das ein Überleben und bessere Existenzbedingungen für die Menschen ermöglicht.

Es liegt im ureigensten Interesse Deutschlands, nicht länger als Vasallen eines Systems, das keine Skrupel hat, unsere Pipelines zu zerstören, wirtschaftlichen Selbstmord zu begehen. Statt dessen sollten wir uns auf eine produktive Zusammenarbeit mit den Nationen des Globalen Südens orientieren, bei deren Entwicklung Deutschland eine positive Rolle spielen und sich so eine Zukunft sichern kann. Es ist allerhöchste Zeit, uns daran zu erinnern, daß wir 1990 mit der friedlichen Wiedervereinigung auch unsere Souveränität erlangt haben.

Wir erleben keine „Zeitenwende“, bei der in Deutschland wieder der Militarismus siegt, sondern weltweit einen Epochenwandel, bei dem die Entwicklungsländer sich wieder ihrer Tradition der Blockfreien Bewegung erinnern und gemeinsam mit Rußland und China eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung verwirklichen. Darin lieg die Zukunft Deutschlands.

Zepp-larouche@eir.de

Anmerkung:

1. „Could America Win a New World War?  What It Would Take to Defeat Both China and Russia“


Weltbürger aller Länder: vereinigt euch, um den Dritten Weltkrieg zu stoppen!

Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Vorsitzende des Schiller-Instituts sprach am 15. Oktober bei der Jugendkonferenz in Manhattan, die live international übertragen wurde: „Baut das Neue Paradigma, besiegt den grünen Faschismus“ . Der Text wurde aus dem Englischen übersetzt.

Hallo, liebe junge und nicht mehr ganz so junge Freunde aus der ganzen Welt. Lassen Sie mich mit einer optimistischen Bemerkung beginnen: Dieser Kampf, den wir gegen eine internationale Oligarchie führen, die diese Zivilisation an den Rand der nuklearen Auslöschung getrieben hat, und für eine bessere Zukunft der Menschheit – dieser Kampf oder dieser Krieg kann gewonnen werden.

Ich möchte Ihnen das Argument entgegenhalten, das Sie schon oft gehört haben: „Man kann sowieso nichts tun. Die da oben sind zu mächtig.“ Nun, unsere beiden mutigen Mitglieder Kynan Thistlethwaite und José Vega haben vor wenigen Tagen das Gegenteil bewiesen, indem sie der Kriegshetzerin im Schafspelz AOC (der Kongreßabgeordneten Alexandria Ocasio Cortez) den Wind aus den Segeln nahmen, was dazu geführt hat, daß ein Großteil der Gegner des Krieges mit Rußland, von Tulsi Gabbard über Max Blumenthal bis hin zu Tucker Carlson und vielen anderen, ihre Intervention mit voller Unterstützung kommentiert haben. Ich denke, wir haben inzwischen etwa 7-8 Millionen Zugriffe allein auf den Tweet erreicht, aber auch andere Medien haben ihn gesendet, so wahrscheinlich 10-20 Millionen Menschen das gesehen haben.

Das ist erst der Anfang.

Wir befinden uns in der Anfangsphase einer Weltrevolution, in der der größte Teil der Weltbevölkerung bereits dabei ist, ein völlig neues Wirtschaftssystem aufzubauen. Immer größere Teile der Bevölkerung in Europa und den Vereinigten Staaten lehnen sich gegen die Politik des Establishments auf, die den meisten Menschen die materiellen Lebensgrundlagen zerstört.

Ich denke, eines ist klar: Wenn wir die Menschheit vom Abgrund eines thermonuklearen Krieges zurückholen können, dann werden die mutigen Aktivitäten der internationalen LaRouche-Jugendbewegung, die wir aufbauen, eine wichtige Rolle spielen. Unsere heutige Konferenz wird ein kraftvoller Auftakt zu diesem Kampf sein.

Es mag schwierig sein, sich vorzustellen, was es bedeutet, wenn ich sage, daß wir uns in der schlimmsten Krise der Menschheit aller Zeiten befinden – angesichts der Tatsache, daß die Weltgeschichte nicht gerade das ist, was die Menschen jeden Tag auf dem Bildschirm sehen.

Wenn Sie heute 20 Jahre alt sind, waren Sie noch nicht einmal geboren, als sich der 11. September ereignete, heisst das, Sie haben Ihr ganzes Leben in einer Welt gelebt, die von einer USA geprägt war, in der grundlegende Aspekte und Bürgerrechte der US-Verfassung beseitigt waren. Eine Welt, in der sinnlose Interventionskriege im Nahen Osten und anderswo Millionen von Zivilisten, Frauen und Kindern das Leben kosteten. Aber es war nicht wie in der Ukraine heute, wo man stündlich Berichte über die Schrecken des Krieges sieht. Diese Kriege, in denen Millionen von Menschen starben, waren anonym. Sie wurden zu einer Art neuer Normalität; irgendwie wußte man davon, aber es hatte nicht wirklich Einfluß auf das eigene Leben.

Wenn Sie heute 30 Jahre alt sind, waren Sie noch nicht einmal geboren, als die Berliner Mauer fiel, was der Anfang vom Ende der Sowjetunion war. Sie haben also keine Erinnerung an das unglaubliche Drama, was es bedeutete, daß nach fast 70 Jahren das kommunistische System und alles, was mit ihm verbunden war – der Kalte Krieg, die Militärblöcke der NATO und des Warschauer Paktes – verschwand. Die NATO blieb bekanntlich bestehen, aber der Warschauer Pakt endete. Oder die unglaublichen Szenen von Menschen, die die Berliner Mauer hochkletterten, als sie geöffnet wurde, die sich umarmten, wo kurz zuvor noch Menschen erschossen worden waren, als sie versuchten, den Eisernen Vorhang von Ost nach West zu überwinden.

Wer im sogenannten Westen – den Vereinigten Staaten oder Europa – lebt, weiß offensichtlich wenig über den Alltag in Nigeria oder Ghana oder Indien oder Peru. Umgekehrt haben die Menschen im Globalen Süden keine klare Vorstellung davon, was in Italien oder der Slowakei heute die entscheidenden Themen sind.

Auch die Zahl der Menschen, die noch aus erster Hand wissen, was der Zweite Weltkrieg war, schrumpft rapide. In den nachfolgenden Generationen und dem kulturellen Paradigmenwandel, der sich vollzogen hat, trat an die Stelle eines realen Verständnisses des Krieges mehr und mehr die Idee der virtuellen Realität von Videospielen, bei denen man ein neues Kriegsspiel beginnt, sobald man das letzte verloren hat.

Es droht ein thermonuklearer Krieg

Wir befinden uns in der schlimmsten Krise der Menschheitsgeschichte überhaupt. Ich sage das, weil wir mit der unmittelbaren Gefahr konfrontiert sind, daß es aufgrund von Dummheit, Absicht oder aus Versehen praktisch jeden Moment einen thermonuklearen Krieg geben könnte. Während wir hier sitzen, könnte ein Atomkrieg beginnen, oder in ein paar Wochen oder Monaten, weil rote Linien bereits überschritten wurden. Der größte Teil der acht Milliarden Menschen, die heute auf der Erde leben, ist sich dessen gar nicht bewußt, aber das Leben auf der Erde könnte vollständig enden. Nicht sofort, beim ersten nuklearen Schlagabtausch würden „nur“ ein paar Milliarden sterben, aber die restlichen Milliarden würden in den folgenden Wochen und Monaten an nuklearer Verseuchung, Hunger, Kälte, Verbrennungen, Raub und Verzweiflung sterben. Wie Kennedy sagte: Diejenigen, die zuerst sterben, haben dann noch Glück gehabt.

Wenn dann der letzte Mensch gestorben ist, wird es keine Erinnerung mehr geben an den Kampf all dieser Generationen für den Fortschritt, von den frühen Formen des Homo sapiens vor etwa 300.000 Jahren bis zur Gegenwart. Keine Erinnerung mehr an die wissenschaftlichen Entdeckungen der letzten Jahrtausende, an die große Poesie und Musik von Konfuzius, Beethoven oder Einstein. Auch nicht an Sie: weg, aus, gelöscht.

Das ist das unvergleichliche Verbrechen derer, die von nuklearen Präventivschlägen oder einem „begrenzten“ Atomkrieg sprechen, denn so etwas gibt es nicht. Sobald man eine Atomwaffe einsetzt, ändert sich die Art des Krieges völlig, und höchstwahrscheinlich werden dann alle verfügbaren Atomwaffen eingesetzt.

Wie kamen wir dahin?

Um die Chronologie zu verstehen, wie wir an diesen Punkt gelangt sind, muß man bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion zurückgehen, wo wir – die LaRouche-Bewegung – auf diese große historische Chance mit der Idee antworteten, eine internationale Friedensordnung für das 21. Jahrhundert zu schaffen. Das war die Idee, den gesamten eurasischen Kontinent durch Entwicklungskorridore zu integrieren, das war unser Vorschlag für eine Friedensordnung.

Es war eine dieser absolut seltenen historischen Chancen, und ich nannte sie damals eine „Sternstunde der Geschichte“. Doch dann übernahmen die anglo-amerikanischen Neokonservativen die sogenannte Wolfowitz-Doktrin des Projekts für ein Neues Amerikanisches Jahrhundert (Project for a New American Century, PNAC), die es als Aufgabe der Vereinigten Staaten definierte, ihre Rolle als einzige verbleibende Supermacht zu sichern. Sie müsse über genügend militärische Macht verfügen, um zu verhindern, daß eine Nation oder eine Gruppe von Nationen die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten – und natürlich der Briten – jemals wieder in Frage stellen konnte. Eine ewige unipolare Welt.

Die Wolfowitz-Doktrin, man könnte auch sagen, die Wolfowitz-Cheney-Doktrin, war der eigentliche Grund dafür, daß das Versprechen von US-Außenminister James Baker III an Gorbatschow, die NATO werde sich „keinen Zentimeter“ nach Osten ausdehnen, nicht eingehalten wurde. Statt dessen rückte sie mehr als tausend Kilometer näher an die russische Grenze heran. Die Doktrin war auch die Grundlage für die „Schocktherapie“ gegen die russische Wirtschaft in den 90er Jahren während der Jelzin-Regierung, die das ausdrückliche Ziel hatte, die physische Wirtschaft Rußlands zu zerstören.

Das ist auch die Grundlage für die sogenannte deutsche Außenministerin Baerbock, wenn sie immer wieder behauptet, der Zweck der Lieferung von immer mehr schweren Waffen in die Ukraine sei es, „Rußland zu ruinieren“.

Inzwischen wird offen über die Zerstörung Rußlands gesprochen, und der ehemalige Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, John Bolton, hat gesagt, Putin sei ein „legitimes militärisches Ziel, das zu diesem Zeitpunkt auf unserer Zielliste steht“. Das heißt, er will ihn ermorden lassen.

Wenn man mit der Zerstörung eines Landes droht – Putin sagte sehr deutlich, es ist das Ziel, Rußland in drei, vier oder mehr Staaten aufzuteilen -; wenn man mit der Ermordung des Staatschefs droht; wenn man faktisch US- und NATO-Truppen an den Kämpfen in der Ukraine beteiligt; wenn man dem ukrainischen Militär Cyber-Informationen zur Verfügung stellt; wenn man ukrainische Truppen in den US-Militärbasen in Deutschland ausbildet – dann bedeutet all das, daß wir uns schon in einem Krieg zwischen der NATO und Rußland befinden. Rußlands rote Linien wurden bereits überschritten, und wir sind dem Punkt gefährlich nahe, an dem Rußland seine territoriale Existenz bedroht sieht. Und das ist nach der russischen Militärdoktrin der Punkt, an dem es Atomwaffen einsetzen wird.

Es ist also nicht Putin, der mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, sondern es ist die NATO, die Rußland an den Punkt treibt, an dem es sich entweder selbst als Nation aufgibt oder zur Selbstverteidigung in den Krieg zieht. Das ist der Punkt, an dem wir stehen.

Warum ist dieser Moment so extrem gefährlich? Es geht nicht nur um den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas und die Tatsache, daß mehr als 120 Länder, die mit der Gürtel- und Straßen-Initiative zusammenarbeiten, dabei sind, die politische, wirtschaftliche und militärische Macht der USA und Großbritanniens zu umgehen, was nach der Wolfowitz-Doktrin nicht erlaubt werden darf. Noch grundlegender ist die Tatsache, daß sich das neoliberale Modell der transatlantischen Welt in einem systemischen Zusammenbruch befindet.

Wir stehen genau an dem Punkt, den Lyndon LaRouche, mein verstorbener Ehemann, vor mehr als 50 Jahren vorausgesagt hat, als Nixon das Bretton-Woods-System beendete, indem er von festen auf freie Wechselkurse überging. Damit öffnete er die Schleusen für das ungezügelte Freihandelssystem einer Profitmaximierung auf Kosten der Realwirtschaft und des Lebensstandards der Mehrheit der Bevölkerung. Wir befinden uns jetzt am Ende dieses Weges, der viele Schritte umfaßte – wie die schrittweise Deregulierung der Finanzmärkte, die Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer, die Just-in-time-Produktion, die Shareholder-Value-Gesellschaft, die Derivatspekulation usw.

Als dieses System 2007-8 in eine Systemkrise geriet, griffen die Zentralbanken zu „quantitativer Lockerung“ (quantitative easing, QE) und rücksichtslosem Gelddrucken, als gäbe es kein Morgen mehr, anstatt das Problem an der Wurzel zu packen, nämlich die Geldgewinne auf Kosten der Produktion. Was jetzt geschieht, ist genau das, was 1923 in der Weimarer Republik geschah: Nach mehreren Jahren, in denen viele Billionen Dollar gedruckt wurden, kommt es plötzlich innerhalb weniger Monate zu einer hyperinflationären Explosion.

Nun stecken die Zentralbanken in einer Zwickmühle: Wenn sie die galoppierende Inflation durch eine „quantitative Straffung“ (quantitative tapering, QT) eindämmen wollen, droht ein Zusammenbruch der überschuldeten Unternehmen und die Auslösung einer Krise in den Schwellenländern. Deshalb schwankt die Bank of England hektisch zwischen QE, QT und dann wieder QE. Und die lächerliche Liz Truss schwankt hektisch zwischen Steuern runter und Steuern rauf. Sie stehen vor einem Zusammenbruch des Anleihemarktes.

Der einzige Unterschied zu Deutschland 1923 ist, daß die Hyperinflation diesmal nicht nur in einem Land stattfindet, sondern in allen Ländern, die mit dem Dollar als Weltwährung verbunden sind.

Wir sind jetzt an dem Punkt, den LaRouche 1971 vorausgesagt hat: daß die Fortsetzung des monetaristischen Kurses zwangsläufig zu einer neuen Depression würde, zu einem neuen Faschismus und zu einem neuen Weltkrieg, solange man nicht eine völlig andere wirtschaftliche Weltordnung schafft.

Und genau das tut die Mehrheit der Weltbevölkerung. Die BRICS-Staaten – Brasilien, Rußland, Indien, China, Südafrika -, die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), in der sich die meisten Länder des östlichen eurasischen Kontinents zusammengeschlossen haben, die ASEAN-Staaten, die CICA (Conference on Interaction and Confidence Building Measures), die gerade in Astana tagt, und viele andere Länder des Globalen Südens sind schon sehr weit fortgeschritten bei der Schaffung einer neuen internationalen Währungs- und Wirtschaftssystems, das auf völlig anderen Grundsätzen beruht als das neoliberale System, nämlich auf der Notwendigkeit, die Armut für alle Menschen in den Entwicklungsländern zu überwinden, den Lebensstandard der Bevölkerung zu erhöhen, das Gemeinwohl an die erste Stelle zu setzen und zwischen souveränen Staaten zum gegenseitigen Nutzen aller zu kooperieren.

Die sogenannten Ökonomen des Westens, die allesamt als völlig inkompetent diskreditiert sind, sollten sich auf die Worte des besten russischen Ökonomen, Sergej Glasjew, besinnen: Wir wären nicht in dieser Krise, wenn die Menschen auf Lyndon LaRouche gehört hätten!

Die Aufgabe der Jugendbewegung

Jetzt komme ich zum Kern dessen, worum es in der internationalen Jugendbewegung gehen muß: Ihr, die Vertreter der Jugend von heute und aller zukünftigen Generationen, müßt euch feierlich verpflichten, den Zustand in dieser Welt zu beenden, in dem die Mehrheit der Menschheit – fünf oder sechs Milliarden Menschen – ihres vollen Potentials als menschliche Wesen beraubt wird, nur weil es ihnen an genügend Nahrung, sauberem Wasser, angemessenen Wohnungen, universeller Bildung und einem modernen Gesundheitssystem fehlt; nur damit eine Klasse von parasitären Milliardären und Millionären ihre Privilegien genießen kann. Darum ging es der LaRouche-Bewegung von Anfang an: die Überwindung von Armut und Unterentwicklung in den Ländern des globalen Südens als moralisch inakzeptables Relikt und Fortsetzung des Kolonialismus in neuem Gewand.

Als Lyndon LaRouche am Ende des Zweiten Weltkriegs im Kriegsgebiet Burma-China-Indien diente, wurde er im Winter und Frühjahr 1946 bei den Unruhen in Kalkutta Zeuge des barbarischen Verhaltens der Briten und sah das Britische Empire in Aktion. Er hörte nie auf, die imperiale Unterdrückung des Entwicklungssektors zu hassen, und wich niemals ab von seinem Engagement dafür, anstelle des bösartigen Systems des Kolonialismus eine gerechte neue Weltwirtschaftsordnung zu schaffen.

Ich schloß mich seiner im Entstehen begriffenen Organisation nach einer Reise an, die ich 1971 auf einem Frachtschiff unternommen und die mich mitten in der Kulturrevolution nach China geführt hatte, mit kurzen Zwischenstopps in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern. Wenn man mit einem Frachtschiff reist, bekommt man einen realistischen Eindruck von den Lebensbedingungen der Menschen. Man sieht die unnötige Armut, die mit westlichen Technologien so leicht zu überwinden wäre, wenn der politische Wille dazu vorhanden wäre. Diese Reise hat mein Leben seither geprägt.

Ich kam mit der tiefen Überzeugung zurück, daß dieses System der unverschuldeten Unterentwicklung, in dem sich die Entwicklungsländer bis heute befinden, geändert werden muß. Als ich nach meiner Rückkehr alle politischen Organisationen in Berlin prüfte, stellte ich fest, daß LaRouche der einzige war, der über die Notwendigkeit des Aufbaus von Infrastruktur, Landwirtschaft, Industrie, Bildung, Gesundheitssystemen usw. weiter in der sogenannten Dritten Welt sprach.

Unsere Bewegung hat im letzten halben Jahrhundert an dieser Perspektive gearbeitet. Wir haben Entwicklungspläne für Afrika, Lateinamerika und Asien ausgearbeitet. Wir haben mit Indira Gandhi an einem 40-Jahres-Entwicklungsplan für Indien gearbeitet; mit dem mexikanischen Präsidenten López-Portillo an einem lateinamerikanischen Infrastrukturplan, der „Operation Juárez“ genannt wurde. Wir erweiterten den ursprünglichen Plan der Eurasischen Landbrücke und alle anderen Entwicklungspläne, die wir geschrieben hatten, zu dem Konzept „Die Neue Seidenstraße wird zur Weltlandbrücke“, das jetzt von China mit der Gürtel- und Straßen-Initiative und der Globalen Entwicklungsinitiative umgesetzt wird, wie Sergej Glasjew in seiner eindrucksvollen Würdigung zu Lyndon LaRouches hundertstem Geburtstag geschrieben hat.

Der Geist von Bandung erwacht wieder zum Leben

Der wichtigste Aspekt der erwähnten Weltrevolution ist die Tatsache, daß es eine Renaissance der Bewegung der Blockfreien gibt, die sich unter anderem darin ausdrückt, daß viele Länder des Globalen Südens nicht bereit sind, sich zwischen den USA, Rußland und China für eine Seite zu entscheiden und sich in eine geopolitische Konfrontation hineinziehen zu lassen, die nur in einem Atomkrieg enden kann. Der Geist von Bandung, die Entschlossenheit der afrikanischen und asiatischen Länder auf der Konferenz von Bandung 1955, dem Kolonialismus in all seinen Formen ein Ende zu setzen, der heute in Form der Fesseln eines manipulierten Währungssystems weiterexistiert, das die Entwicklung des sogenannten Entwicklungssektors unterdrückt – dieser Geist ist auf machtvolle Weise wieder zum Leben erwacht. Mahatma Gandhis Idee der Gewaltlosigkeit, die das Britische Empire besiegte und die auch die Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King inspirierte, brauchen wir heute, um die Gefahr der thermonuklearen Auslöschung zu besiegen.

Wir brauchen ein völlig neues Paradigma in der Art und Weise, wie wir über die Menschheit denken. Nicht als das Interesse eines Landes oder einer Gruppe von Ländern gegen die andere, sondern als „die eine Menschheit zuerst“. Wir müssen das Denken des Zusammenfalls der Gegensätze von Nikolaus von Kues übernehmen, daß das Eine eine höhere Macht hat als die Vielen.

Das ist die gleiche Denkweise wie die von Cai Yuanpei, dem ersten Bildungsminister der Republik China und Präsidenten der Peking-Universität, der die Vision einer „großen Gemeinschaft der ganzen Welt“ hatte, die auf Chinesisch datong shijie heißt und die deutlich an Xi Jinpings „Zukunftsgemeinschaft der Menschheit“ erinnert.

Das ist dieselbe Idee, die Friedrich List von der kontinuierlichen Vervollkommnung und Integration aller Infrastrukturen und Kommunikationssysteme hatte, die die Voraussetzung für den permanenten Fortschritt aller Wissensbereiche in Wissenschaft und Kunst schaffen und den Menschen einen Austausch von Ideen ermöglichen soll, der alle ihre Talente entfaltet. Diese infrastrukturelle Integration würde schließlich zur Vereinigung aller Nationen in der einen Menschheit führen, einer „Universalrepublik“, die auf der Wirtschaft der Menschheit basiert.

Derselbe Gedanke wurde bekanntlich auch von Friedrich Schiller geäußert, der mit Nachdruck darauf hinwies, daß es keinen Widerspruch zwischen einem Weltbürger und einem Patrioten gibt, da das Interesse der Nation mit dem der gesamten Menschheit im Einklang steht.

Die erhabenste künstlerische Verherrlichung dieses Konzepts findet sich natürlich in Beethovens Neunter Symphonie, der Komposition von Schillers Ode an die Freude, wo der Chor singt: „Alle Menschen werden Brüder“. Es ist keine Utopie, zuerst an die eine Menschheit zu denken. Das wird die Voraussetzung sein, um die gefährlichste Krise in der Geschichte der Menschheit zu überwinden.

Laßt uns also eine internationale Bewegung von Weltbürgern schaffen, in der ihr, die jungen Menschen aus aller Welt, die Führung übernehmt und die Botschafter dieser Vision einer wahrhaft menschlichen Welt seid. Da viele von euch mit den Ideen eines Mannes vertraut sind, der in der ältesten Stadt Deutschlands – Trier – geboren wurde, möchte ich eine leichte Abwandlung dieser Idee vorschlagen, weil ich auch in Trier geboren bin; wir sollten sagen: „Weltbürger aller Länder, vereinigt euch, um den Dritten Weltkrieg zu stoppen und eine bessere Welt zu schaffen.“

Ich danke Ihnen und euch.

Eine weitere wichtige Konferenz zur Mobilisirung gegen den Nuklearkrieg mit internationalen Mandatsträgern und institutionellen Vertretern zur Mobilisierung findet am Donnerstag, 27.10. unter dem Titel „Für den Weltfrieden – Stoppt die Atomkriegsgefahr“ statt. Für die deutsche Simultanübersetzung dieser Konferenz, die in Präsenz im mexikanischen Kongress abgehalten wird und live weltweit übertragen wird, ist eine Anmeldung erforderlich.


Helga Zepp-LaRouche: Wer steckt hinter der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines?

Von Helga Zepp-LaRouche

Die Sabotage und möglicherweise langfristige Zerstörung der beiden Nord-Stream-Pipelines Nord Stream I und II ist ein Angriff auf die existentiellen Interessen Deutschlands und belastet Millionen deutscher Bürger und eine große Anzahl von Betrieben mit Insolvenzen und zum Teil nicht mehr erschwinglichen Kosten für Heizung im kommenden Winter. Sie detoniert aber auch die Forderung der Demonstranten bei den jüngsten Protestaktionen in mehreren deutschen Städten, die ein Ende der Sanktionen gegen Rußland und eine Öffnung der beiden Pipelines gefordert hatten, um eine Lösung für die beiden dramatischsten Bedrohungen zu finden, mit denen Deutschland derzeit konfrontiert ist: Die akute Weltkriegsgefahr, die aus der Konfrontation mit Rußland folgt, und die Gefahr des totalen wirtschaftlichen Zusammenbruchs, an der die Explosion der Energiepreise einen großen Anteil hat.

Wenn es jemals eine Situation gegeben hat, in der die Regierung ihren Amtseid einlösen muß, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, dann erfordert dieser Terrorakt eine kompromißlose Aufklärung und Konsequenzen gegenüber den Verantwortlichen. Die Implikation der Antwort auf die Frage der Täterschaft ist enorm und wahrscheinlich identisch mit der Frage von Krieg und Frieden.

Jenseits aller Spekulationen, wer die Verantwortlichen sein könnten, ist die Fragestellung durchaus vergleichbar mit den Umständen, unter denen der Anschlag vom 11. September stattgefunden hat: Genau wie der amerikanische Luftraum durch das Northamerican Aerospace Defense Command (NORAD) lückenlos überwacht wird, so gehört die Ostsee zu den am strengsten überwachten Gebieten der Welt, das seit den Tagen des Kalten Kriegs von der NATO und natürlich den Anrainer-Staaten Dänemark, Schweden, Finnland und Deutschland durch ein dichtes Netz von Sonar-und Unterwassermikrophonen zur Überwachung aller Bewegungen auf See und in der Luft kontrolliert wird.

Wie bei allen kriminellen Taten stellt sich die Frage: wer hatte ein Motiv, wer hatte die technische und personelle Kapazität, die Tat auszuführen, und wer war physisch im fraglichen Zeitraum vor Ort? Die Notwendigkeit der Erfüllung dieser drei Kriterien reduziert die Liste der in Frage kommenden Täter auf eine sehr kurze Liste, und es herrscht angesichts der enormen technischen Anforderungen, die im Meeresboden in 70, bzw. 88 Meter Tiefe verlegten und betonierten Pipelines zu beschädigen, auf allen Seiten ein Einverständnis darüber, daß nur Staaten über solche Kapazitäten verfügen – und da eigentlich auch nur drei: Rußland, die USA und Großbritannien.

Eine äußerst nützliche Einschätzung1 zur Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines wurde jetzt von dem Schweizer Oberstleutnant a.D. Ralph Bosshard veröffentlicht, der 2014 in der Sonderbeobachtungsmission der OSZE als leitender Planungsoffizier tätig war, und danach u.a. in der hochrangingen OSZE-Planungsgruppe als Operationsoffizier. Er beschreibt darin die erheblichen technischen Herausforderungen, die bei einem derartigen Sabotageakt überwunden werden müssen und von daher den Täterkreis ziemlich klar auf militärische Spezialkräfte reduzieren, womit die Aussicht erhöht wird, daß aussagekräftige Informationen über den Anschlag ans Licht kommen werden. Die robuste Konstruktion der Pipelines, deren Rohre aus einem Spezialstahl bestehen, der mit einem Betonmantel umgeben, unter Geröll vergraben und mit anderen Materialien bedeckt sind, erfordert in ca. 80 Meter unter dem Meeresspiegel komplexe Techniken und den Einsatz von hochbrisanten Sprengstoffen aus dem militärischen Bereich.

Bosshard verweist darauf, daß die russische Marine, falls sie als Täter in Frage käme, sich nicht die Mühe hätte machen müssen, die Pipelines vor der dänischen Insel Bornholm mitten in einem eng von der NATO überwachten Gebiet zu zerstören, sondern dies einfacher im Finnischen Meerbusen hätte erledigen können. Es sei denn, sie hätte die Überlegenheit russischer Kapazitäten bei der Kriegsführung auf dem Meeresgrund (Seabed Warfare) demonstrieren und die NATO vorführen wollen, weist Bosshard auf diese eher unwahrscheinliche Erklärungsvariante hin.

Also wenn Rußland als Täter eher auszuschließen ist – schließlich hätte es ja auch einfach den Hahn zugedreht lassen können, wenn es Moskau darum gegangen wäre, „Verunsicherung zu schüren“ und den Gaspreis in die Höhe zu treiben, wie einige Medien spekulieren, welche Optionen bleiben dann?

Jens Berger wies in den Nachdenkseiten darauf hin, daß Mitte Juni in der Ostsee das jährliche NATO-Manöver BALTOPS stattfand, an dem unter dem Kommando der 6. US-Flotte 47 Kriegsschiffe, darunter der US Flottenverband um den Hubschrauberträger USS Kearsarge, teilnahmen. Teil dieses Manövers war eine Operation der Task Force 68, die vor der Insel Bornholm mit unbemannten Unterwasserfahrzeugen operierte, die Minen entschärfen, aber natürlich theoretisch auch solche plazieren können.

Seltsamerweise sei genau diese Flottengruppe um die USS Kearsarge in der letzten Woche erneut nur 10 Seemeilen entfernt von Bornholm mit Positionssignalen registriert worden. Das bedeutet natürlich noch nicht, daß diese Schiffe involviert waren, aber sehr wohl, daß sie es hätten sein können.

Der russische Botschafter bei der UN, Wassili Nebensja, fügte am Freitag bei einer kurzfristig einberufenen Sitzung des UN-Sicherheitsrates weitere Beobachtungen hinzu, nämlich daß sich die USS Kearsarge die ganze Zeit seit Juni in der Nähe von Bornholm aufgehalten habe, daß die Hubschrauber-Flotte des Schiffes die Gegend um Bornholm seit Anfang August patrouilliert habe und daß die Flugrouten dieser Luftfahrzeuge in überraschender Weise mit dem Verlauf der Pipelines übereinstimmten. Nebensja: „Ich betone, das sind öffentliche Daten bezüglich der Geolokalisierung von See- und Lufttransport, die auf Basis der Signale der Transponder aufgezeichnet werden. Das bedeutet, daß die USA ihre Anwesenheit nicht verborgen haben und das sie ihre Manöver in einer offen demonstrierten und auffälligen Weise durchgeführt haben.“

Ist es wahrscheinlich, daß Rußland die Pipelines zerstört hat, für die insgesamt 20 Milliarden investiert wurden und von denen es langfristig erhebliche Einnahmen hätte erwarten können? Putin hatte noch auf dem SCO-Gipfel in Samarkand vor zwei Wochen angeboten, Nord Stream 2 zu öffnen und damit 55 Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu liefern, falls Deutschland bereit wäre, die Sanktionen gegen Rußland aufzuheben.

Überall im Internet zirkuliert jetzt das Video, auf dem Präsident Biden am 7. Februar auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Scholz im Weißen Haus versprochen hatte, daß die USA in der Lage seien, Nord Stream 2 zu schließen, falls Rußland in die Ukraine einmarschiere. Auf die Frage eines Reporters, wie er das bewerkstelligen wolle, da das Projekt sich doch unter Deutschlands Kontrolle befinde, antwortete Biden: „Ich verspreche Ihnen, daß wir in der Lage sein werden, das zu tun.“

Biden war nicht der einzige, der solche Drohungen ausstieß: Tucker Carlson präsentierte jetzt auf Fox-TV ein Video, auf dem Victoria Nuland auf einer Pressekonferenz des State Department schon im Januar das gleiche für den Fall einer russischen Invasion ankündigte: „So oder so, Nord Stream 2 wird nicht zum Einsatz kommen.“ Nach dem Anschlag auf die Pipelines freute sich der ehemalige polnische Außenminister Radoslaw Sikorski – Ehemann der bellikosen Atlantikerin Anne Applebaum – und bezog sich in einem Tweet auf Bidens Versprechen vom 7. Februar: „Eine kleine Sache, aber welch eine Freude. Vielen Dank, USA.“ Der Tweet wurde inzwischen gelöscht.

Offensichtlich sind die hier aufgezählten Fakten nur Indizien und noch keine Beweise für die Identität der Täter. Aber die Implikationen des Anschlags auf die Nord-Stream-Pipelines sind enorm. Sie verstärken die unmittelbare Perspektive der Deindustrialisierung Europas und die Abhängigkeit vom LNG-Gas der USA massiv, und die explodierenden Kosten führen bereits zu einem massiven Abzug von Firmen aus Europa und vor allem Deutschland in die USA. All dies bedeutet einen massiven Angriff auf den Lebensstandard der Bevölkerung.

Die Tatsache, daß die Pipelines erhebliche Schäden erlitten haben, deren Reparatur nach Aussagen der Betreiber keinesfalls unmöglich, aber doch sehr zeitaufwendig wäre, nimmt zunächst einmal den Teilnehmern an den Protestaktionen, die gefordert hatten, die Pipelines zu öffnen und die Sanktionen gegen Rußland zu beenden, den Wind aus den Segeln. Die Pipelines sind für den bevorstehenden Winter und darüber hinaus nicht funktionsfähig, und ein möglicher Weg zu einer diplomatischen Lösung mit Rußland auch bezüglich der wachsenden Kriegsgefahr ist verschüttet.

Wenn es sich allerdings herausstellen sollte, daß der Anschlag nur die Ausführung dessen war, was Biden am 7. Februar in der Anwesenheit von Scholz angekündigt hatte, dann muß sich Europa umgehend aus der Unterwerfung unter die USA und Großbritannien befreien und alle seine Kräfte einsetzen, um den Konflikt mit Rußland und zunehmend auch mit China auf diplomatischem Weg zu überwinden.

Ganz neu wäre die US-Autorenschaft jedenfalls nicht. Am 27. Februar 2004 berichtete die Washington Post, daß Ronald Reagan einem Plan der CIA zugestimmt hatte, die sowjetische Ökonomie zu sabotieren, indem sie ihr verdeckt u.a. kontaminierte Software zuspielte, die später eine gigantische Explosion der sibirischen Gaspipeline im Januar 2004 verursachte. Diese Enthüllung stammte aus den Memoiren des ehemaligen Luftwaffen-Ministers Thomas C. Reed, der berichtete, diese Explosion sei nur ein Beispiel für den „kaltblütigen Wirtschaftskrieg“ gewesen, den die CIA in den letzten Jahren des kalten Kriegs gegen die Sowjetunion geführt habe. Es sei der wirtschaftliche Bankrott gewesen, der zum Ende des Kalten Krieges geführt habe, keine Schlachten oder ein Austausch von Atomschlägen, so Reed.

Wir werden darauf achten müssen, daß die deutschen Politiker, die „Rußland ruinieren“ wollen, sich nicht willig bei der Vertuschung des Verbrechens in den Dienst der Täter stellen. Die „härtesten Konsequenzen“, die Ursula von der Leyen angekündigt hat, müßten dann allerdings umgesetzt werden, wenn wir uns in Deutschland nicht endgültig selbst aufgeben wollen. Es muß auf jeden Fall sichergestellt werden, daß Rußland in die Untersuchungen mit einbezogen wird. Daß Scholz Dänemark und Schweden dabei Unterstützung zugesagt hat, ist definitiv zu wenig. Ebenso, daß Deutschland gemeinsam mit seinen Partnern und Verbündeten die Vorsorge und den Schutz vor Sabotage für kritische Infrastruktur verstärken will, wie Regierungssprecher Hebestreit sagte, klingt schon wieder eher wie eine Kapitulationserklärung als die Ansage, daß diese Regierung die existentiellen Interessen des deutschen Volkes zu vertreten beabsichtigt, worauf sie ihren Amtseid geschworen hat.

Es ist allerhöchste Zeit, daß wir sie daran erinnern.

zepp-larouche@eir.de


Anmerkung


100. Jahrestag der Geburt von Lyndon LaRouche – Die Ideen von Lyndon LaRouche werden die Zukunft der Menschheit prägen

100. Jahrestag der Geburt von Lyndon LaRouche

Die Ideen von Lyndon LaRouche werden die Zukunft der Menschheit prägen

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Von Helga Zepp-LaRouche

Am 8. September vor hundert Jahren wurde Lyndon LaRouche geboren, den eine große Anzahl von Menschen auf der ganzen Welt, ich eingeschlossen, für den größten Denker seiner Epoche halten. Er ist andererseits für das transatlantische Establishment die am meisten gehaßte, gefürchtete und verleumdete Person, was in Zeiten von Trump, Putin und Xi Jinping eine ganze Menge heißen will. Da ich das Glück hatte, mit ihm 41 Jahre lang verheiratet gewesen zu sein und gemeinsam mit ihm ein halbes Jahrhundert lang eine internationale Bewegung aufgebaut zu haben, kann ich meine persönliche Meinung hinzufügen, daß er im Sinne Friedrich Schillers die schönste Seele war, der ich jemals begegnet bin, d.h. für ihn fielen Freiheit und Notwendigkeit, Leidenschaft und Pflicht in Eins, und er war genau die Art von Individuum, für das Schiller zufolge diese Charakterisierung zutrifft: ein Genie. Und das wirklich Hervorragende ist, daß seine Ideen heute lebendig sind und in vielen Ländern dieser Welt wirken.

Lyndon LaRouche hatte ein beispielloses Wissen und einen untrüglichen Sinn für philosophische, epistemologische, kulturelle und naturwissenschaftliche Zusammenhänge, der ihn in die Lage versetzte, sich in der Geschichte dieser Ideen zurechtzufinden und sofort deren wesentlichen Charakter zu erkennen. Von dieser Fähigkeit geleitet, wies er Anfang der 50er Jahre die Informationstheorie und Systemanalyse von Leuten wie Norbert Wiener und John von Neumann als ungeeignet, wirtschaftliche Prozesse zu beschreiben, zurück und entwickelte seine eigene wirtschaftswissenschaftliche Methode der physischen Ökonomie, die u.a. auf Gottfried Wilhelm Leibniz, Friedrich List, Henry C. Carey und Bernhard Riemann aufbaute.

Von diesem Standpunkt aus, angereichert durch eine reiche Kenntnis der zweieinhalbtausendjährigen europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte und der Universalgeschichte überhaupt, erkannte er mit größerer Klarheit als irgendjemand anderes die potentiell katastrophalen Auswirkungen der Rock-Drogen-Sex-Gegenkultur der 60er Jahre auf das kognitive Potential und damit auf die langfristige Produktivität der Bevölkerung.

Seine wahrscheinlich bedeutsamste Prognose war allerdings seine Beurteilung der Folgen von Präsident Nixons Beseitigung des Bretton-Woods-Systems durch die Einführung flexibler Wechselkurse und die Aufhebung des Goldstandards des Dollars am 15. August 1971. Wenn man den damit verbundenen Richtungswechsel zu einem rein monetaristischen, auf Profitmaximierung ausgerichteten Finanzsystem beibehalte, so warnte er damals, werde sich die Welt notwendigerweise auf eine neue Depression, einen neuen Faschismus und die Gefahr eines neuen Weltkrieges zubewegen, es sei denn, eine völlig neue, gerechte Weltwirtschaftsordnung werde eingeführt.

Leider hat das transatlantische Establishment nicht auf ihn gehört, und deshalb befindet sich die Welt heute, 50 Jahre später, genau an diesem Punkt, den er prognostiziert hatte. Entlang des Weges dieser Jahrzehnte legte er jedesmal, wenn die Finanzoligarchie der Wall Street und der Londoner City den Prozeß der Deregulierung der Märkte auf Kosten der Realwirtschaft vorantrieb, seinen Finger auf die Wunde und analysierte die Konsequenzen dieser Politik. Die Politik der „Kontrollierten Desintegration der Ökonomie“ der Carter-Administration, die Hochzinspolitik Volckers, das Outsourcing in Billiglohnländer, die Politik der Just-in-time-Produktion, die Politik der Mergers and Aquisitions, Reagonomics und Thatcherismus, die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes, die Shareholder-Value-Gesellschaft, die Derivatspekulation, die fatale Wirkung der wundersamen Geldvermehrung von QE und Null-Zins-Politik: all diese Meilensteine des neoliberalen Finanzsystems prangerte er als fundamentale Fehlentwicklungen an, die letztlich nur Stationen auf dem Weg zum Systemkrach waren.

Anstatt seine Analysen zum Anlaß für eine Kurskorrektur zu nehmen, betrachtete ihn die Finanzoligarchie von Anfang an als eine tödliche Bedrohung für ihr System und setzte einen jahrzehntelangen internationalen Feldzug in Gang, um LaRouches Ideen und damit seinen Einfluß zu unterdrücken. Ein ganzes Heer von Einflußagenten in Medien und Institutionen aller Art, darunter Diplomaten in aller Herren Länder, wurde weltweit eingesetzt, um Personen unter Druck zu setzen, sobald sie in irgendeiner Form Interesse an seinen Vorschlägen manifestierten.

Die Hunderte, wenn nicht Tausende von messerscharfen Analysen und Einschätzungen, die LaRouche über die Jahre lieferte, hätten absolut ausgereicht, um die gegenwärtige strategische Katastrophe zu verhindern. Aber er nutzte seine Warnungen auch stets, um Lösungskonzepte zu präsentieren.

Als Anfang der 80er Jahre mehrere Staatschefs anfingen, seine Ideen aufzugreifen und umzusetzen, fiel im wesentlichen die Entscheidung der Finanzoligarchie, daß LaRouche ausgeschaltet werden müsse. Der damalige mexikanische Präsident López Portillo hatte LaRouche gebeten, ihm ein Programm zur Verteidigung des Peso und der Wirtschaft zu schreiben, das Mexiko am 1. September 1982 umzusetzen begann. Die indische Premierministerin Indira Gandhi begann in dem gleichen Zeitraum, das von LaRouche vorgeschlagene 40-Jahres-Programm zur wirtschaftlichen Entwicklung Indiens umzusetzen. Und am 23. März 1983 verkündete Präsident Reagan das von LaRouche vorgeschlagene Programm der SDI, was der weitreichendste Vorschlag für eine neue globale Sicherheitsarchitektur war, der bisher von irgend jemand konzipiert wurde und der die Blöcke der NATO und des Warschauer Paktes überwunden und eine großangelegte Entwicklungsperspektive für den Entwicklungssektor in Gang gesetzt hätte. Reagan war damals zu einer solchen Änderung der strategischen Konstellation bereit, während die Arbatow-Ogarkow-Gorbatschow-Fraktion in der Sowjetunion diesen Vorschlag zurückwies und damit einen Weg einschlug, der wesentlich zum baldigen Untergang der Sowjetunion beigetragen hat.

LaRouche nahm achtmal als Kandidat am US-Präsidentschaftswahlkampf teil, davon siebenmal in der Demokratischen Partei. Alleine über alle die Sabotageoperationen zu berichten, die der Apparat der Parteiführung, der mit Al Gore, Barack Obama, Hillary Clinton und der heutigen Führung assoziiert ist, gegen LaRouche in Gang setzte, würde ein ganzes Buch füllen. Als LaRouche-Kandidaten 1986 begannen, Wahlen zu gewinnen – bei Vorwahlen in Illinois für das zweit- und dritthöchste Amt des Bundesstaats -, fiel die Entscheidung, nun endgültig gegen ihn vorzugehen. Am 6. Oktober 1986 inszenierte das FBI einen Überfall auf den Wohnsitz und die Büros von LaRouche, bei dem 400 schwerbewaffnete Sicherheitskräfte, gepanzerte Fahrzeuge und Helikopter zu Einsatz kamen, ein Vorgehen, im Vergleich zu dem der kürzliche Überfall auf Trumps Anwesen in Mar-a-Lago mit 40 FBI- Agenten einen Kindergeburtstag darstellte. Ziel des Überfalls auf LaRouche und meine Person war nichts weniger, als uns physisch auszuschalten, was nur durch eine Intervention des Weißen Hauses verhindert werden konnte.

Was folgte, waren fingierte Anklagen, der illegale Einsatz der Steuerbehörde IRS, manipulierte Gerichtsprozesse und schließlich die Inhaftierung LaRouches und einer Reihe seiner Mitarbeiter.

Der ehemalige Justizminister der Johnson-Administration, Ramsey Clark, der sich auf eigene Initiative in den Prozeß einschaltete, beschrieb das Vorgehen der Administration nach der Freilassung von LaRouche in einem von Bürgerrechtlern und afroamerikanischen Landtagsabgeordneten veranstalteten internationalen Tribunal folgendermaßen:

„Aber was die komplexe und umfassende Ausnutzung von Polizei, Staatsanwaltschaft, Medien und Nichtregierungsorganisationen angeht, die sich auf die Zerstörung eines Feindes konzentrierten, muß dieser Fall an erster Stelle stehen. Es gibt einige Fälle, bei denen die Regierung selbst im Laufe der Zeit mehr getan und auch mehr Unrecht getan haben mag, aber in Bezug auf das enge Zusammenspiel und die Kombination von Bundes-, Landes- und lokalen Behörden, von Exekutive und sogar einigen Zweigen der Legislative und der Judikative, von großen Medien und kleinen lokalen Medien und von einflußreichen Lobbyisten, insbesondere der ADL [Anti-Defamation League], steht dieser Fall an der Spitze.

Als Zweck kann nur angesehen werden, sie völlig zu zerstören – nicht bloß eine politische Bewegung, mehr als eine politische Figur, das sind sie beides; aber vor allem sind sie ein fruchtbarer Motor von Ideen, ein gemeinsames Unternehmen des Denkens und Studierens und Analysierens zur Lösung von Problemen, unabhängig von den Auswirkungen auf den Status quo oder auf die eigenen Interessen. Es war eine bewußte Absicht, das um jeden Preis zu zerstören…“

Ich habe an diesem Tribunal teilgenommen. Ich betonte emphatisch, daß das größte Verbrechen gegen LaRouche nicht darin bestand, diesen großen, wunderbaren Geist unschuldig mit Gefängnis zu bestrafen, sondern daß durch die umfangreiche Kampagne zur Diffamierung seines Namens und damit seiner Ideen die amerikanische und darüber hinaus die internationale Gesellschaft weitgehend daran gehindert wurde, sich mit seinen Ideen und vor allem Lösungen auseinanderzusetzen.

Heute, 27 Jahre nach diesem Tribunal, zum Zeitpunkt des 100. Geburtstags von Lyndon LaRouche, kann man das Resultat des versuchten Vernichtungsfeldzugs der Finanzoligarchie gegen LaRouche studieren. Das transatlantische Finanzsystem steht vor seinem hyperinflationären Ende, die „regelbasierte Werteordnung“ und die NATO sind ein Koloß auf tönernen Füßen. Dazu der durchsichtige Versuch, die „Narrative“ zu kontrollieren, indem der gesamten Bevölkerung ein Maulkorb verpaßt und jeder, der eine eigene Meinungsäußerung zu den Ursachen des Kriegs oder der Inflation laut werden läßt, sofort als „Putin-Agent“ verleumdet wird. Wenn der Westen so weitermacht, werden wir scheitern.

Auf der anderen Seite sind die Ideen von LaRouche enorm erfolgreich. Seine Ideen zur infrastrukturellen Entwicklung der Entwicklungsländer, die er seit den frühen siebziger Jahren präsentiert hat, sein Programm der Neuen Seidenstraße, die zur Weltlandbrücke wird, womit er auf den Kollaps der Sowjetunion reagiert hat, werden heute von China und seiner BRI/Seidenstraßen-Initiative verwirklicht. Das neue Wirtschafts- und Finanzsystem, das heute von vielen Ländern und Institutionen des Globalen Südens verwirklicht wird, basiert auf seinem Konzept der physischen Ökonomie; Ökonomen in vielen Ländern, vor allem Asiens, studieren die Schriften von LaRouche und setzen sie zum Vorteil ihrer Länder um.

LaRouche war ein Patriot, und zwar dem Amerika gegenüber, das den ersten erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg gegen das Britische Empire geführt hatte, aber er war ebenso ein Weltbürger, der immer das Interesse der ganzen Menschheit voran stellte. Die Menschen spürten das, und wenn LaRouche in Länder des Entwicklungssektors oder Europas reiste, dann sprachen sie ihm oftmals ihr absolutes Vertrauen in einer Weise aus, wie es nur wahre Freundschaft vermag.

Mit der Zurückweisung der Ideen LaRouches hat sich der Westen keinen Gefallen getan. Daß die USA ihren größten Sohn auf so unwürdige Weise behandelt haben, wird ein ewiger Schandfleck in ihrer Geschichte bleiben. Die Länder, die seine Ideen anwenden, sind wirtschaftlich bereits erfolgreich und werden dies in der Zukunft noch mehr sein. Ihm wurde zwar während seines langen und unvergleichbar produktiven Lebens der offizielle Erfolg von Ländern des Westens versagt, aber er hat ein reiches, außergewöhnlich erfülltes und glückliches Leben gehabt, weil er innerlich der freiste und kreativste Mensch auf Erden war. War Sokrates erfolgreich, obwohl sie ihn umgebracht haben? Er ist es, während seine Mörder vergessener Staub sind.

Lyndon LaRouche ist die Nemesis seiner Feinde und die Freude und der Stolz einer künftigen besseren Epoche der Menschheit. Er wird unsterblich leben.


Helga Zepp-LaRouche: Entweder wir schaffen das Unmögliche oder wir suchen uns einen anderen Planeten!

Auf der Internetkonferenz des internationalen Schiller-Instituts am 18. Juni 2022 hielt die Gründerin und Präsidentin des Instituts die folgende Rede (Original Englisch, Zwischenüberschriften von der Redaktion hinzugefügt).

Meine Damen und Herren, liebe Freunde des Schiller-Instituts in aller Welt, stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem rasenden Schnellzug, der mit tausend Stundenkilometern fährt. Sie wissen, daß die Bahn in wenigen Minuten eine Klippe erreichen wird, das heißt, daß der Zug in einen Abgrund stürzen wird, wo der Zug mitsamt allen Passagieren in einem Höllenfeuer vernichtet wird. Und Sie wissen, daß der Lokführer völlig verrückt ist und absolut nichts tut, um diesen sicheren Untergang zu verhindern.

Das ist in etwa die Situation, in der sich die Menschen in den Vereinigten Staaten, in Europa und damit leider in der ganzen Welt befinden. Nur ist es viel schlimmer, denn das Zugunglück ist eigentlich ein Atomkrieg. Das Höllenfeuer ist fünfmal heißer als das Zentrum unserer Sonne, das 100 Millionen Grad Kelvin hat – denn das ist die Temperatur, die eine nukleare Explosion verursacht. Danach folgt, wenn wir nicht die Notbremse finden und rechtzeitig ziehen, ein nuklearer Winter, und es wird niemanden geben, der noch untersuchen könnte, wie es zu diesem letzten Moment in der Geschichte der einst so vielversprechenden menschlichen Spezies gekommen ist.

Der Zug, den ich hier beschreibe, ist die Politik der NATO, der USA, der EU und der Länder, die auf ihrer Seite stehen, sowie ihrer Zentralbanken. Der verhängnisvolle Zug ist auf das falsche Gleis geraten, das an Klippe endet, wo er abstürzt wegen der Hybris mit der Absicht, eine „unipolare Welt“ auf der Grundlage der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung zu errichten.

Als die Sowjetunion zerfiel, erklärte sich der Westen arrogant zum Sieger des Kalten Krieges. Es ist wichtig zu erkennen, daß die Absicht, „Rußland zu ruinieren“, schon seit dem Ende der Sowjetunion besteht. Das ist keine russische Propaganda, das ist eine sehr gut dokumentierte historische Tatsache. Hinter der vom Westen eingeleiteten „Schocktherapie“ gegen die russische Wirtschaft in der Jelzin-Periode stand ausdrücklich die Absicht, eine nukleare Supermacht in ein Rohstoffe exportierendes Dritte-Welt-Land zu verwandeln, deshalb sank russische Industriekapazität von 1991 bis 1994 auf nur 30%. Dies führte zu einem demographischen Zusammenbruch, es gab jedes Jahr eine Million weniger Russen. George Soros setzte alles daran, einen „Brain Drain“ zu organisieren, um Rußland als potentiellen Konkurrenten auszuschalten.

Fünf NATO-Osterweiterungen, einschließlich der Stationierung des Aegis-Assure-Raketenabwehrsystems in Polen und Rumänien sowie der MK-41-Abschußrampen, mit denen Tomahawk-Raketen und andere Angriffssysteme abgeschossen werden können, waren Teil einer kontinuierlichen Einkreisungspolitik, gegen die Rußland immer wieder rote Linien zog, wo es seine existentiellen Sicherheitsinteressen bedroht sah. Und gegen die Rußland die neuen nuklearen Waffensysteme entwickelte, wie den Hyperschallflugkörper Avangard, einen hochmanövrierfähigen Interkontinentalflugkörper mit einer Geschwindigkeit von Mach 20, den Hyperschall-Marschflugkörper Kinschal, schnelle Unterwasserdrohnen, den Hyperschall-Marschflugkörper Zirkon usw.

Auf dem Weg dorthin wurden weitere Waggons angehängt, einer davon die „Farbrevolution“, die Einmischung in die inneren Angelegenheiten der ehemaligen Warschauer-Pakt-Länder, die vom NED [National Endowment for Democracy], dem IRI [International Republican Institute] oder dem US-Außenministerium mit Milliardenbeträgen finanziert wird. Oder auch der vom Westen unterstützte Putsch in der Ukraine 2014, der Nazi-Gruppen ins Spiel brachte, die seit dem Zweiten Weltkrieg die von westlichen Geheimdiensten gelenkt waren und denen sich die russischsprachige Bevölkerung der Krim und des Donbaß nicht unterwerfen wollte.

Als Putin am 17. Dezember auf die zunehmenden militärischen Aktivitäten der ukrainischen Armee – die, wie sich jetzt herausstellt, jahrelang vom amerikanischen und britischen Militär ausgebildet wurde – sowie auf die Manöver, bei denen atomwaffenfähige US-Bomber bis an die russische Grenze geflogen wurden, mit der Forderung nach rechtlich bindenden Sicherheitsgarantien seitens der Vereinigten Staaten und der NATO reagierte, erhielt er keine Antworten auf die Kernforderungen – nämlich Garantien, daß die Ukraine nicht Mitglied der NATO wird und keine Angriffswaffen an der russischen Grenze stationiert werden. Aber nicht nur das, namentlich nicht genannte Beamte des Weißen Hauses erklärten in einem anonymen „Hintergrundbriefing“ am 25. Januar – also vor der militärischen Invasion in der Ukraine – ausdrücklich, daß das Ziel des Sanktionsregimes darin bestehe, „die russische Wirtschaft zu ruinieren und jeden Versuch der Modernisierung und Diversifizierung weg von der Rohstoffproduktion zu verhindern“.

Am 4. März frohlockte die Financial Times, die „Bewaffnung der Finanzarchitektur“ durch den Westen werde Rußland in den Staatsbankrott treiben. Und dann ist da noch das Zitat des französischen Finanzministers Bruno Le Maire mit einer Aussage, die so bissig war, daß er sie zurückziehen mußte: „Wir werden den Zusammenbruch der russischen Wirtschaft herbeiführen. Wir führen einen totalen wirtschaftlichen und finanziellen Krieg gegen Rußland, Putin und seine Regierung. Und lassen Sie es uns klar sagen – auch das russische Volk wird die Konsequenzen tragen.“

Das Royal United Services Institute (RUSI), nach eigener Aussage die älteste militärische Denkfabrik der britischen Monarchie, beschrieb die westliche Rußlandpolitik als „den russischen Frosch kochen“. (Sie kennen dieses Bild, daß der Frosch nicht aus dem Wasser springt, wenn man die Temperatur langsam erhöht.) Und RUSI ruft dazu auf, über einen ukrainischen Vorstoß, die Krim militärisch zurückzuerobern, eine „Kubakrise auf Steroiden“ zu provozieren sowie kreative und nuancierte Vorschläge zu unterbreiten, wie man eingefrorene russische Vermögenswerte stehlen kann. Wie aufs Stichwort erklärte der ukrainische General Dmytro Martschenko, die Zerstörung der Brücke von Kertsch, die Rußland mit der Krim verbindet, sei nun das oberste Ziel, und sobald die erforderlichen Waffen eingetroffen seien, würden sie zur Rückeroberung der Krim eingesetzt.

Die Lieferung von US-Langstreckenwaffen, wie z.B. die hochmobilen Raketensysteme, an die Ukraine und deren möglicher Einsatz für Angriffe auf russisches Territorium, macht die USA völkerrechtlich unmittelbar zu einem Kriegsteilnehmer, was sofort einen heißen Krieg zwischen Rußland und den USA auslösen könnte, den keine Seite verlieren möchte. Eine Eskalation bis hin zu einem vollständigen nuklearen Schlagabtausch könnte daher sehr schnell erfolgen.

Gleichgeschaltete Kriegspropaganda

Um auf das Bild des verrückten Lokomotivführers in unserem Zug zurückzukommen: Die erschreckende Realität scheint zu sein, daß das Establishment des Westens dieses thermonukleare Chickengame („Angsthasenspiel“) spielt, ohne anscheinend die Intelligenz zu besitzen, zu durchdenken, daß die Folge dieses rücksichtslosen Abenteurertums die Vernichtung von uns allen, einschließlich ihrer selbst, sein kann.

Während den Regierungen zahlreicher Länder der Welt in Afrika, Lateinamerika und Asien klar ist, daß die aktuelle strategische Krise nicht am 24. Februar mit „Putins unprovoziertem Angriffskrieg“ begonnen hat, spiegelt die gleichgeschaltete Kriegspropaganda fast aller Politiker, Medien und Denkfabriken in den Vereinigten Staaten und Europa eine tiefsitzende haßerfüllte Mentalität gegen Rußland und zunehmend auch gegen China wider, die nichts mit der Realität dieser Länder zu tun hat – wie jeder weiß, der sie kennt. Sie ist vielmehr das Ergebnis der Fortführung der Mentalität des Kalten Krieges ist, die jederzeit bereit ist, einen heißen Krieg zu riskieren, und offenbar in den letzten drei Jahrzehnten als Gruppendenken in den Institutionen des Mainstreams kultiviert wurde. Der Wunsch, „Rußland zu ruinieren“, wie es die von der NATO eingesetzte, unsägliche deutsche Außenministerin ausdrückt, ist eine Rückkehr zur Barbarei in den internationalen Beziehungen und spiegelt ein tief verwurzeltes Problem in ihrem Verständnis von Diplomatie wider, das sie als erste Diplomatin des Landes haben sollte.

Das Angebot an die Ukraine, der EU beizutreten, und sei es auch nur als Kandidat, das Scholz, Macron, Draghi und Iohannis bei ihrer jüngsten Reise nach Kiew gemacht haben, ist ein weiterer Schritt zur Eskalation. In Wirklichkeit kommt das einem Angebot an die Ukraine zur NATO-Mitgliedschaft gleich, denn seit 2007 gibt es im EU-Vertrag die Pflicht zum militärischen Beistand, und die Ukraine könnte von allen EU-Mitgliedstaaten, von denen bis auf vier alle auch Mitglied der NATO sind, militärischen Beistand verlangen. Das heißt, wenn auch nur ein Land militärisch in einen Krieg verwickelt wird, kann dieses Land automatisch die Beistandspflicht der NATO in Anspruch nehmen.

Hinzu kommen die Lieferungen schwerer Waffensysteme und die Ausbildung der ukrainischen Truppen sowie der Einsatz ausländischer Söldner in der Ukraine, der die USA, Großbritannien und andere beteiligte Länder nach Ansicht des amerikanischen Verfassungsexperten Bruce Fein bereits zu Mitkriegsparteien gemacht hat.

Um beim Bild des Zuges zu bleiben: Die Vorderräder der Lokomotive hängen vielleicht schon über der Klippe. Natürlich konnten Rußland und andere Länder nicht umhin zu bemerken, daß die USA und ihre Verbündeten weit über die einfache Eindämmung der Sowjetunion während des Kalten Krieges hinausgegangen sind, sondern daß der Westen jetzt offen davon spricht, „Rußland zu ruinieren“ und die Beziehungen „für immer“ abzubrechen, als ob wir nicht auf demselben eurasischen Kontinent leben würden. In dieser Geometrie gibt es keinen Raum für ein diplomatisch ausgehandeltes Ende des Krieges in der Ukraine, sondern nur einen Sieg der Ukraine und eine Niederlage Rußlands. Die angestrebte Dezimierung Rußlands schafft in diesem Szenario dann Raum für eine Eindämmungsstrategie gegen China, in dem die USA und Großbritannien den schwierigsten Konkurrenten betrachten. Die Kampagne, sich auch von China wirtschaftlich zu lösen, begleitet von einer ähnlichen Dämonisierung, ist bereits in vollem Gange.

Wirtschaftliche Selbstzerstörung

Das Ergebnis ist nicht nur, daß wir am Rande eines globalen Atomkrieges stehen, sondern auch, daß wir uns in einem gigantischen Prozeß der Selbstzerstörung unserer Wirtschaft, unserer sozialen Stabilität und der Grundlagen unserer Gesellschaft befinden. Diese Politik wird auch die Wirtschaft der USA und Großbritanniens ruinieren, aber die Auswirkungen auf Deutschland werden absolut katastrophal sein.

Die Tendenz zu einem hyperinflationären Platzen der „Alles-Blase“ war bereits im Gange, als Ergebnis des rücksichtslosen Gelddruckens der Zentralbanken und der wiederholten Rettungsaktionen für die Banken und Spekulanten seit 2008 – ein systemischer Zusammenbruch des Systems, noch lange bevor der Krieg in der Ukraine begann. Doch die Auswirkungen der Alles-Sanktionen und selbstmörderischen Kapitulationen Deutschlands wie im Fall von Nord Stream 2 und geplanten Embargos gegen russisches Öl und Gas werden in den nächsten Wochen und Monaten die Preise für Gas, Energie, Lebensmittel und alle anderen lebensnotwendigen Güter in die Höhe treiben.

Für weite Teile der Bevölkerung werden sie eine unbezahlbare Höhe erreichen. Es droht ein totaler sozialer Zusammenbruch, ein Massenbankrott für kleine und mittlere Unternehmen. Schon jetzt sind die Lieferketten in vielen Bereichen unterbrochen, wofür Chinas COVID-Politik nur einen sehr geringen Teil der Verantwortung trägt. Aber die Rußland-Sanktionen betreffen fast alle Bereiche. Es gibt kein Bauholz mehr aus Rußland, die Versicherungen für Öltanker werden nicht bezahlt, es fehlt an Düngemitteln usw.

Die Auswirkungen auf die Entwicklungsländer sind noch um Größenordnungen verheerender. Nach Angaben der UNO und des Welternährungsprogramms sind 1,7 Milliarden Menschen in nächster Zeit von einer Hungersnot bedroht. In vielen Ländern wie dem Libanon oder Peru und vielen anderen bricht die gesamte Wirtschaft völlig zusammen. Die galoppierende Inflation bedroht bereits ganze Bereiche der Industrie und der Landwirtschaft. Im ehemals reichen Deutschland läßt bereits jeder Sechste wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise eine Mahlzeit pro Tag ausfallen.

Nachdem die US-Notenbank die Zinsen um 0,75% angehoben hat, haben die anderen Zentralbanken im Juli damit begonnen, die Zinssätze zu erhöhen. Das birgt die unmittelbare Gefahr einer schweren Schuldenkrise in den Schwellenländern und einer Kettenreaktion von Firmenzusammenbrüchen im ehemals fortgeschrittenen Sektor. Wir befinden uns inmitten eines Zusammenbruchs des gesamten transatlantischen Finanzsystems. Wenn hier nicht bald Abhilfe geschaffen wird, könnten wir noch vor Ende des Jahres in ein totales Chaos stürzen, was sogar der Präsident der Weltbank David Malpass eingeräumt hat.

Die Sanktionen schaden Rußland natürlich, aber viel weniger als dem Westen, wie Putin gerade auf dem St. Petersburger Wirtschaftsforum triumphierend erklärt hat. Sie sind eigentlich fast ein Segen, denn sie haben den Aufbau eines völlig neuen Finanz- und Wirtschaftssystems beschleunigt, in dem viele der von meinem verstorbenen Mann Lyndon LaRouche definierten Prinzipien Anwendung finden. Auf der Grundlage von Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative sind mehrere Organisationen dabei, aus dem Dollar auszusteigen – eine Währung, die nach der Beschlagnahme von Vermögenswerten mehrerer Länder durch das US-Finanzministerium nicht mehr als sicher gilt. Und der multilaterale Handel wird nun in Rubel, Rupien, Renminbi und anderen nationalen Währungen abgewickelt.

Für Rußland ergibt sich daraus eine breit angelegte Verlagerung der geographischen Struktur seiner Außenwirtschaftsbeziehungen nach Asien, die den Einschnitt im Handel mit der EU fast vollständig kompensiert. In Bischkek fand die Konferenz des Eurasischen Wirtschaftsforums statt, auf der unter anderem die Einführung eines digitalen Rubels für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr, die Umgehung eines unter Sanktionsdruck stehenden Bankensystems und ernsthafte Investitionen in Forschung und Entwicklung zum Aufbau unabhängiger Kapazitäten in allen Bereichen diskutiert wurden.

Die BRICS-Staaten werden in wenigen Tagen, am 24. Juni, ihren Gipfel in China abhalten, wo sie über die Aufnahme neuer Mitglieder beraten werden. Laut Duma-Präsident Wolodin haben die aufstrebenden „G8-Staaten“ Rußland, China, Indien, Indonesien, Brasilien, Mexiko, Iran und die Türkei die G7-Staaten im Hinblick auf das BIP bereits überholt. Andere Organisationen und Nationen arbeiten auf ein neues Modell einer globalen Ordnung hin, wie die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit, ASEAN und viele Nationen des globalen Südens.

Was alle diese Länder vereint, ist der Wunsch nach gemeinsamer Armutsbekämpfung, echter Entwicklung ihrer Volkswirtschaften, nationaler Souveränität, dem Recht, ihr eigenes Modell der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung zu wählen, und Zusammenarbeit in ihrem gemeinsamen Interesse. Das haben sie im wesentlichen in der Zusammenarbeit mit China und Rußland gefunden, weshalb sich viele von ihnen dem Druck nicht beugen und sich der Verurteilung Rußlands für die Geschehnisse in der Ukraine nicht anschließen.

Die „Demokratien“ sind also in Wirklichkeit nur die USA, Großbritannien, die EU (die allerdings gespalten ist), Japan, Australien und Südkorea. Wenn also Ende dieses Monats der jährliche NATO-Gipfel in Madrid zusammentrifft, um einen Plan für eine globale NATO und eine neue Sicherheitsdoktrin vorzulegen – natürlich ohne einen echten Plan für wirtschaftliche Entwicklung, den es mit Sicherheit nicht geben wird -, wird er an den tatsächlichen Bedürfnissen einer Welt, die mit Hungersnöten, Pandemien und wirtschaftlichem Chaos konfrontiert ist, vorbeigehen. Die NATO wird großspurig auftreten, aber sie wird ein Koloß auf tönernen Füßen sein.

LaRouches Vorhersage

1971 machte mein verstorbener Mann Lyndon LaRouche die wahrscheinlich wichtigste und vorausschauendste Analyse, die je in der Geschichte gemacht wurde. Als Präsident Nixon das Bretton-Woods-System aufgab, indem er den Dollar aus dem Goldstandard herausnahm und die festen Wechselkurse durch freie Wechselkurse ersetzte, sagte er vor einem halben Jahrhundert voraus, daß eine Fortsetzung dieser Politik unweigerlich zu einer neuen Depression, einem neuen Faschismus und einem neuen Weltkrieg führen würde, wenn nicht ein völlig anderes System eingeführt würde. Das ist genau der Punkt, an dem wir uns jetzt befinden.

Er hat auch schon lange die Abhilfe in vier grundlegenden Punkten beschrieben.

Erstens: Wenn das transatlantische System nicht den Weg der Hyperinflation von Weimar-Deutschland 1923 einschlagen oder einen plötzlichen Zusammenbruch erleiden soll, muß es zuerst eine globale Glass-Steagall-Bankentrennung geben; genau das, was Roosevelt 1933 tat.

Das bedeutet, daß die Geschäftsbanken einer Konkurssanierung unterzogen werden müssen. Sobald sie von verschiedenen Kategorien von Schrott, wie z. B. der Beteiligung an Derivaten, befreit sind, müssen sie unter Gläubigerschutz gestellt werden. Die anderen Banken und Finanzinstitute müssen ihre Bücher in Ordnung bringen, aber sie dürfen auf keinen Fall weitere Rettungspakete erhalten, unter welchem Deckmantel auch immer. Wenn sie ohne Steuergelder nicht auskommen, sollen sie dichtmachen.

Zweitens muß jedes Land seine eigene Nationalbank gründen, in der Tradition von Alexander Hamilton, wie es mit der Reconstruction Finance Corporation unter Roosevelt und der Kreditanstalt für Wiederaufbau, die der Reconstruction Finance Corporation nachempfunden war, erfolgreich geschehen ist. Das war der Hauptmotor für das deutsche Wirtschaftswunder in der Nachkriegszeit. Auf diese Weise wird die Macht der Kreditschöpfung für Investitionen in Projekte für das Gemeinwohl an die souveränen Regierungen zurückgegeben, anstatt die „Bazooka“ der privaten Bankiers zu sein.

Drittens müssen zwischen diesen Nationalbanken langfristige multilaterale Kooperationsvereinbarungen geschlossen werden für Investitionen in internationale Infrastrukturprojekte wie Entwicklungskorridore, Industrieparks, Landwirtschaft, Wassermanagementsysteme, Energieerzeugung und -verteilung, ein modernes Gesundheitssystem in jedem Land, Bildungssysteme usw. Diese Kreditverträge mit langer Laufzeit und niedrigen Zinssätzen stellen bereits ein neues Kreditsystem dar. In diesem System muß es periodisch festgelegte Wechselkurse der nationalen Währungen, eine begrenzte Konvertibilität, Devisen- und Kapitalkontrollen und ein Verbot der Schaffung von Märkten für Währungsspekulation geben.

Viertens muß es ein internationales Crash-Programm geben, um die kommerzielle Nutzung der Fusionstechnologie zu erreichen, denn das wird der Menschheit Energie- und Rohstoffsicherheit geben und damit einen Hauptgrund für Kriege in der Vergangenheit beseitigen. Zusammen mit der Zusammenarbeit im Weltraum und großen Investitionen in die Grundlagenforschung und die Forschung und Entwicklung der Biowissenschaften wird dies für die Weltwirtschaft die nächste wirtschaftliche Plattform mit einer höheren Produktivität schaffen, die die Produktivitätsverluste aufgrund der monetaristischen und falsch verstandenen ökologischen Politik des neoliberalen Modells ausgleichen wird.

Eine neue internationale Architektur

Warum habe ich diesem Vortrag den Titel „Mission Impossible“ gegeben – „Das Unmögliche schaffen“? Weil buchstäblich alles – der Fortbestand der gesamten Menschheit – von der Aussicht abhängt, daß wir die Vereinigten Staaten und die europäischen Nationen davon überzeugen können, ihre wahnsinnige, kostspielige und selbstzerstörerische Politik der Konfrontation mit Rußland und China zu beenden, sich für einen sofortigen Waffenstillstand und eine diplomatische Lösung in der Ukraine einzusetzen und den Prozeß des Wiederaufbaus der Weltwirtschaft einzuleiten.

Der Ausweg aus der Kriegsgefahr und dem finanziellen Kollaps ist eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur, die die Interessen aller Länder der Erde berücksichtigt: die Interessen Rußlands, Chinas, der Vereinigten Staaten, der europäischen Nationen und vor allem die der Entwicklungsländer. Angesichts der derzeitigen Politik der „Demokratien“ erscheint das unmöglich, das ist es aber nicht.

In den kommenden Wochen und Monaten wird das völlige Scheitern des neoliberalen Modells für jedermann so deutlich werden, daß weder „Frieren für die Freiheit“ – wie es der deutsche Wirtschaftsminister Habeck vorschlägt, der vorschreiben will, wie kalt es in den Wohnungen zu sein hat – noch „Hungern für die Demokratie“ viel Anklang finden werden.

Was wir jetzt brauchen, ist eine Bewegung von Staatsbürgern, von gewöhnlichen Menschen aus allen Schichten, die Führung übernehmen, wenn sie sehen, daß ihr Land von einem politischen Establishment gekapert wurde, das sich nicht um sie kümmert, das nur daran denkt, wie es seine Positionen und Privilegien schützen kann, und dessen Politik eine Klasse von Millionären und Milliardären geschaffen hat, während die Lebensersparnisse der Mehrheit von der Hyperinflation aufgefressen werden.

Wir brauchen in jeder Nation eine Bewegung von Bürgern, die den Mut haben zu handeln, um das zu korrigieren, von dem sie wissen, daß es falsch ist, angefangen mit der Unterwerfung unter die gegenwärtige unerträgliche Meinungsdiktatur, die nur die Wiederholung des offiziellen NATO-Narrativs zuläßt und jeden, der versucht, die Gründe für diese Krise zu erhellen, beschuldigt, ein Putin-Agent zu sein oder im Dienste der Kommunistischen Partei Chinas zu stehen. Warum laden wir in unsere Talkshows nicht Kommentatoren aus Rußland, China, Indien, Mexiko, Afghanistan, Ghana, Syrien oder Pakistan ein, statt der immer gleichen Liga von gleichgeschalteten Experten, die uns weismachen wollen, die Erde sei flach und der Schnee sei schwarz? Ja, laßt uns um der wunderbaren Demokratie und der Menschenrechte willen über den Fall Julian Assange diskutieren und darüber, welches Verbrechen er begangen hat. Laßt uns zurückweisen, was in unserer Kultur verrottet ist: die Perversion und Banalität der Unterhaltungsindustrie, die uns dumm und passiv machen soll.

Um die Mission Impossible zu gewinnen, müssen wir die beste kulturelle Tradition in jedem Land in Europa und in den Vereinigten Staaten wiederbeleben; die Asiaten tun es bereits. Die Deutschen müssen wieder ein Volk von Dichtern und Philosophen werden; die Italiener große Renaissance-Künstler; die Franzosen Wissenschaftler der École Polytechnique. Die Amerikaner sollten ihr Land wieder in einen Tempel der Freiheit und ein Leuchtfeuer der Hoffnung verwandeln. Nur wenn wir bereit sind, uns auf diese Weise zu verändern und bessere Menschen zu werden, die sich nicht wie wilde Tiere aufführen, die andere Länder „ruinieren“ wollen, sondern die wollen, daß sie sich bestmöglich entwickeln, die wollen, daß sie aufblühen und alle Talente ihrer Menschen zur Entfaltung kommen – nur dann werden wir eine schöne Zukunft für uns haben.

Also: Haben wir den Mut, aufzustehen und die Notbremse dieses schrecklichen Zuges zu ziehen, in dem wir sitzen, und die Fahrt ins Armageddon zu stoppen. Ich danke Ihnen.


Helga Zepp- LaRouche: Nancy Pelosi spielt die Elefantenkuh im Porzellanladen von Taiwan

Von Helga Zepp-LaRouche

Wenn die Welt noch etwas gebraucht hatte, das so nötig war wie ein Kropf, dann war es der Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan. Damit ist zu der extrem gefährlichen und eskalierenden Krise um die Ukraine nun noch die akute Konfrontation zwischen den USA und China dazugekommen, und die Dynamik der geopolitischen Konfrontation zwischen den führenden Nuklearmächten in Richtung eines nuklearen Dritten Weltkrieges wurde weiter eskaliert. Die USA haben damit offiziell ihre vertraglich zugesicherte Einhaltung der Ein-China-Politik, die auch in der Resolution 2758 von der UN-Vollversammlung bestätigt ist, beerdigt und ein unmißverständliches Signal an die Kräfte in Taiwan gegeben, die auf eine Abspaltung Taiwans hinarbeiten.

Damit hat Pelosi bewußt eine rote Linie Chinas überschritten, denn sie besuchte Taiwan eben nicht nur als Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, sondern eben auch in ihrer Eigenschaft als Nr. 2 nach der Vizepräsidentin in der Nachfolge des Präsidenten und damit als Repräsentantin der US Regierung. Für die Volksrepublik China, die im 19. Jahrhundert, das sie als „Jahrhundert der Demütigungen“ bezeichnet, eine lange Geschichte von imperialen Kriegen und Übergriffen erlitten hat und die im 20. Jahrhundert gleichfalls viele ausländische Destabilisierungen abwehren mußte, bevor sie die nationale Souveränität erlangen konnten, verletzt dies die Kerninteressen Chinas.

Nur um dem Leser eine ungefähre Vorstellung zu geben: das ist ungefähr so, als würde der russische Premierminister Mischustin in den Freistaat Sachsen reisen und die dortige Landesregierung zur Erklärung der Unabhängigkeit von der Bundesregierung in Berlin zu ermutigen.

Dabei hatten unzählige offizielle Erklärungen der chinesischen Regierung und Medien seit langem gewarnt, daß der Versuch, Taiwans Unabhängigkeit durch Waffenlieferungen und ostentative Maßnahmen wie die Eröffnung einer quasi- Botschaft in Washington zu unterstützen, das langfristige Ziel der friedlichen Wiedervereinigung gefährden und eine forcierte Wiedervereinigung beschleunigen würde.

Es ist nur der im Westen seit geraumer Zeit herrschenden, offensichtlich grenzenlosen Arroganz zu verdanken, daß alle Warnungen Chinas, daß es sich mit allen Mitteln den von den USA geförderten Abspaltungsversuchen widersetzen werde, von Pelosi ignoriert wurden. Es hätte sich eigentlich niemand wundern müssen, daß die PLA mit Manövern in sechs Zonen rings um Taiwan, z.T. mit scharfer Munition und dem Start von Raketen, die theoretisch Ziele in Taiwan hätten treffen können, reagierte. Wie die Webseite der PLA berichtete, umfaßten diese Manöver das Üben einer Blockade, von Angriffen auf Ziele im Chinesischen Meer und auf taiwanesischem Territorium, der Kontrolle des Luftraums und die Kampffähigkeit der Truppen. Mit anderen Worten: es handelte sich um ein Manöver für die militärische Übernahme Taiwans.

Vorausgesetzt, es kommt nicht zu weiteren Provokationen, wird China keine Eile haben, diese Manöver im Ernst durchzuführen, da die konventionelle militärische Überlegenheit Chinas angesichts der geographischen Lage – die USA sind 7000 Meilen entfernt – überwältigend ist. China kann es sich leisten, enorme Geduld zu demonstrieren, denn die friedliche Wiedervereinigung mit Taiwan ist nur eine Frage der Zeit.

Als Präsident Biden jedoch am Anfang seiner Amtszeit immer deutlichere Signale für die Unterstützung der Unabhängigkeit Taiwans sandte und schließlich die Ankündigung machte, die USA würden Taiwan nach einem „Überfall“ vom Festland aus verteidigen, erschienen in den chinesischen Medien zahlreiche Artikel, daß die PLA eine militärische Auseinandersetzung mit den USA mit Leichtigkeit gewinnen würde. Der Whistleblower der Pentagon-Papiere, Daniel Ellsberg, erinnerte allerdings an Pläne von John Foster Dulles, im Fall einer militärischen Auseinandersetzung um Taiwan Nuklearwaffen einzusetzen, und verwies auf die diesbezügliche Studie der Rand Corporation mit dem Titel „Die Krise an der Taiwan-Straße – eine dokumentierte Geschichte“. Ellsberg appellierte an heutige potentielle Whistleblower, die über Debatten im Pentagon berichten sollten, bei denen es um den Einsatz von Atomwaffen gehe.

Chinas Entschlossenheit kommt auch in dem Abbruch von diversen militärischen und diplomatischen Beziehungen im zivilen Bereich zum Ausdruck. So wird es keinen Austausch zwischen Militärs mehr geben, keine Konsultation über maritime Sicherheit, illegale Immigranten, internationales organisiertes Verbrechen und Drogenhandel, sowie den Klimawandel. China hat ebenfalls damit begonnen, Sanktionen gegen Taiwan zu verhängen, z.B. beim Export von Sand, den Taiwan nicht nur für den Bausektor, sondern für seine Weltmarktführung im Bereich der Produktion von Halbleiter, also Chips aller Art, benötigt.

Einer der wichtigsten Aspekte von Pelosis Reise war ihr weitgehend übersehenes Treffen mit Mark Lui, dem Vorsitzenden der Taiwan Semiconductor Manufacturing Corporation (TSMC), die 53% des Weltmarktanteils kontrolliert, was Kontrakte mit Firmen betrifft, die Chips in anderen Ländern produzieren. Die Biden-Administration hat von Anfang an versucht, TSMC zu Investitionen in den USA zu verlocken, und sie u.a. darin unterstützt, 2021 ein Gelände in Arizona zu kaufen, um dort eine Niederlassung zu errichten, die 2024 fertiggestellt werden soll. Falls es zu einer Wiedervereinigung von Taiwan mit dem Festland käme, würden diese Pläne vorzeitig zunichte gemacht.

Die unsägliche deutsche Außenministerin Annalena Baerbock konnte es natürlich nicht lassen, in dem Konflikt die Seite der US-Administration zu ergreifen und Taiwan zu unterstützen, falls es zu Militäraktionen kommen sollte, was vom chinesischen Außenministerium schärfstens zurückgewiesen wurde. Der chinesische Botschafter in Großbritannien, Zheng Zeguang, warnte, daß die beabsichtigten Taiwan-Besuche britischer Parlamentarier mit den gleichen Maßnahmen beantwortet werden würden. Nicht besser wird es Deutschland ergehen, wenn acht Mitglieder des Menschenrechtsausschusses des Bundestags bei ihrer Absicht bleiben, im Oktober nach Taiwan zu reisen. Die chinesische Botschaft in Berlin warnte jetzt die Europäer, sie sollten abwägen, ob sie „die gefährlichen und provokativen Aktionen der USA“ weiterhin unterstützen und „die Welt damit in einen Sumpf der Konfrontationen“ hineinziehen.

Dies ist noch milde ausgedrückt. Die Welt ist dabei in ein nie dagewesenes Chaos zu stürzen, es drohen Massenarbeitslosigkeit, Verarmung großer Teile der Gesellschaft, hyperinflationäre Enteignung der Ersparnisse der Bevölkerung, soziale Konflikte von unvorstellbaren Ausmaßen, Welthunger und Armut, neue Flüchtlingskatastrophen, und Krieg, der ein nuklearer Weltkrieg werden kann, in dem in einem nuklearen Winter alles Leben auf dieser Erde ausgelöscht wird.

Es wird höchste Zeit, daß eine breite Diskussion in der Bevölkerung das sogenannte Establishment zwingt, ihre zahlreichen Fehlentscheidungen der vergangenen Jahrzehnte zu überdenken und einen Kurswechsel in Richtung Gemeinwohl einzuschlagen. Wenn selbst der frühere Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, davon sprechen kann, daß auch die NATO schwere Fehler gemacht habe und der entscheidende Sündenfall das uneingeschränkte Angebot an die Ukraine und Georgien 2008 in Bukarest war, in die NATO aufgenommen zu werden, warum kann dann nicht die Konsequenz daraus gezogen werden?

Das Schiller-Institut hat dazu auf seiner Konferenz am 9. April den umfassenden Vorschlag gemacht, daß wir dringend eine neue globale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur brauchen, die die Interessen von jedem einzelnen Land dieser Erde berücksichtigt. Präsident Xi Jiping hat mit seiner Global Development Initiative und der Global Security Initiative ganz ähnliche Ideen vorgestellt.

Zusammen mit dem schon vor Jahren gemachten Vorschlag von Lyndon LaRouche, das hoffnungslos bankrotte transatlantische Finanzsystem durch ein Neues Bretton-Woods-System zu ersetzen, das als oberstes Ziel hat, die Armut auf diesem Planeten für alle Menschen zu überwinden, sind dies programmatische Vorschläge, die die Krise überwinden können und denen sich die Nationen in der Tradition der Blockfreien-Bewegung heute akut wieder zuwenden. Die BRICS, die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, die Eurasische Wirtschaftsunion, ASEAN, die OIC, die AU und andere Organisationen des Globalen Süden sind alle dabei, eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung anzustreben und zu verwirklichen.

Anstatt den Wadenbeißer für den Oberbully abzugeben und mit dem ohnehin aussichtslosen Versuch einer Eindämmung Rußlands, Chinas und der Staaten der Blockfreien Bewegung zur potentiell größten Katastrophe der Menschheit beizutragen, muß sich die deutsche und europäische Politik wieder an ihre besten Traditionen erinnern und auf unser Reservoir an wissenschaftlichem und technologischen Fortschritt zurückgreifen, um die gigantischen Probleme der Welt lösen zu helfen.

Mutige und selbstdenkende Menschen müssen sich jetzt den von den Medien und den Geheimdiensten orchestrierten Narrativen entgegenstellen, die Konfrontation auf die Tagesordnung setzen und so tun, als sei selbst ein Nuklearkrieg etwas, an das man sich gewöhnen müsse. Wir brauchen Kooperation statt Konfrontation, Diplomatie statt Säbelrasseln, zivilisierten Umgang miteinander und mit anderen Nationen statt Drohungen, daß man sie „ruinieren“ will.

Vor allem aber brauchen wir eine Vision, wohin sich die Menschheit entwickeln soll. Wollen wir ein Gattung der Barbaren sein, oder eine kreative Menschheit, die das Versprechen, das in unserer Natur als mit vernunftbegabten Wesen liegt, einlösen?

Wenn Sie zu der zweiten Art gehören, dann schließen Sie sich uns an.

zepp-larouche@eir.de


Stellungnahme von Helga Zepp-LaRouche zur „Schwarzen Liste“ des UZBD

Das sogenannte „Ukrainische Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation“ (UZBD), das dem Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine unterstellt ist, hat eine Liste mit 78 Personen veröffentlicht – die ersten 30 waren allesamt Redner auf Konferenzen des Schiller-Instituts -, denen es vorwirft, „russische Propaganda“ verbreitet zu haben. Das Zentrum wurde zwar erst 2021 gegründet, aber laut Andrij Jermak, dem Leiter von Selenskyjs Präsidialamt, hat sich der Plan, ein solches „wichtiges Zentrum für Desinformationsbekämpfungsstrategien und -ressourcen nicht nur im Inland, sondern auch auf internationaler Ebene“ zu schaffen, „bereits seit 2014 angebahnt.“

Damit steht dieser Plan interessanterweise in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit dem vom Westen organisierten Maidan-Putsch, für dessen Vorbereitung die USA nach Angaben von Victoria Nuland fünf Milliarden Dollar aufgewendet hätten. Somit scheint die Idee, ein solches Zentrum zu schaffen, um das Narrativ über die Umstände dieses Putsches zu steuern, in der Kontinuität der Politik von Nulands berühmtem Ausspruch „Fuck the EU“ zu stehen.

Der Versuch, dieses Narrativ unter Kontrolle zu halten, ist jedoch löchrig geworden, da eine andere solche Einrichtung, nämlich ein US-Blog namens „Propornot“, das mit als erster die Nachricht über das ukrainische Zentrum verbreitete, lautstark den „Russiagate“-Skandal gegen Präsident Trump im Jahr 2016 propagierte. Dieser Schwindel hat sich seither vollständig als Fake herausgestellt, ausgeheckt von einer Mischpoke aus britischem Geheimdienst und von Hillary Clintons Wahlkampfkomitee.

Ansonsten scheinen die armseligen Schreiberlinge des Zentrums an einem akuten Verschwörungssyndrom zu leiden, da sie annehmen, daß eine so breite Palette von Rednern aus führenden Institutionen aus der ganzen Welt allesamt Putin-Agenten sind und nicht eigenständig denken können.

Helga Zepp-LaRouche


Weltweiter Wirtschaftskollaps droht: Neuer Westfälischer Frieden letzte Chance!

von Helga Zepp-LaRouche

Mit einer Kombination von in modernen Zeiten beispiellosen Maßnahmen hat Präsident Putin jetzt auf die verschärften Sanktionen des Westens reagiert, um die russische Wirtschaft gegen den Versuch zu verteidigen, Rußland, Putin und das „russische System zu vernichten“. In einem Treffen mit Premierminister Mischustin und einer Reihe von Entscheidungsträgern, die man zusammen durchaus als Kriegskabinett betrachten kann, gaben Putin, Mischustin und Finanzminister Siluanow Maßnahmen der Nationalisierung und Kapitalkontrollen bekannt.

Wir befinden uns jetzt in unerforschten Gewässern und damit – je nachdem wie der Westen reagiert – am Anfang einer Entwicklung, an deren Ende entweder ein völliger Kollaps des Weltwirtschafts- und Finanzsystems oder sogar ein neuer Weltkrieg steht, oder ein neues Paradigma in den internationalen Beziehungen etabliert wird. Die Veröffentlichung der neuen Petition des Schiller-Instituts, in der für eine neue Konferenz in der Tradition des Westfälischen Friedens aufgerufen wird, hätte nicht zeitgemäßer kommen können.1 Denn jedem denkenden Menschen müßte klar sein, daß das Weiterdrehen der Eskalationsspirale gegenüber Rußland, wie es jetzt von den USA, Großbritannien und der EU exerziert wird, Risiken beinhaltet, die in kürzester Zeit völlig aus dem Ruder laufen können.

Der Kapitalfehler der NATO war und ist es, anzunehmen, die Ostausdehnung und Einkreisung Rußlands unbegrenzt fortsetzen zu können, ohne daß dies zu Gegenmaßnahmen führen würde. Dabei hatte Putin bereits 2007 auf der Münchener Sicherheitskonferenz die Alarmglocken läuten lassen, die jeder außer Gehörlosen hätte vernehmen müssen, nämlich, daß eine unipolare Weltordnung für Rußland nicht akzeptabel sei. Die Forderungen vom 17. Dezember an die USA und die NATO nach rechtlich bindenden Sicherheitsgarantien – nach insgesamt fünf Osterweiterungen der NATO – hatte Putin damit begründet, daß er keinen Raum mehr habe, in den er noch zurückweichen könne. Acht Jahre militärischer Angriffe auf die Republiken in Donezk und Luhansk durch ukrainische Streitkräfte, bei denen 14.000 russisch sprechende Menschen umkamen, fanden in den westlichen Medien so gut wie keine Erwähnung. Auf das Kernstück seiner Forderungen erhielt Putin keine Antwort.

Das Äquivalent auf der wirtschaftlichen Seite, die Sanktionen, sind eine Form der Kriegsführung, die das erklärte Ziel haben nicht nur Putin, sondern auch Rußland und das „russische System“ zu zerstören, wie der französische Außenminister Le Drian in so unverhülltem Haß erklärte, daß er von Macron zurückgepfiffen wurde und seine Aussage zurücknehmen mußte. Ähnliche Aussagen waren schon am 25. Januar und dann noch einmal Ende Februar von zwei namentlich nicht genannten Vertretern des Weißen Hauses veröffentlicht worden. Ziel der amerikanischen Politik sei es, jegliche ökonomische Diversifizierung Rußlands weg von Öl und Gas zu verhindern, und ihm den Zugang zu entwickelten Technologien zu verweigern. Dasselbe äußerte Ursula von der Leyen.

Auf den Beginn der Kriegshandlungen reagierten die westlichen Notenbanken mit der Konfiszierung von über 300 Milliarden russischer Guthaben und die Ankündigung von Sanktionen im gleichen Stil, wie sie gegenüber dem Iran angewandt worden sind, also auch die extraterritoriale Anwendung amerikanischer Sanktionen gegen Drittländer, sowie den Ausschluß Rußlands vom Status einer „meistbegünstigten Nation“. Im Hausorgan der imperialen Fraktion in den USA, dem Blog des Atlantic Coucil, schwelgen die „Experten“ Brian O‘Toole und Daniel Fried unter dem Titel: „What’s left to sanction?“ („Was können wir sonst noch mit Sanktionen belegen?“) in Vorstellungen, wie die Wirtschaftskriegsführung gegen Rußland eskaliert werden könnte. Die amerikanischen und europäischen Sanktionen hätten alle Erwartungen übertroffen, in nur zwei Wochen hätten sie die russische Wirtschaft in die Depression gestürzt, die Isolation bedeute ein Desaster für die russische Bevölkerung, aber weitere Eskalationen bis zu einem vollen finanziellen Embargo und dem völligen Bann aller Transaktionen, Importe und Exporte stünden an. Dies sei der endgültige Schritt des Westens, Rußland von der globalen Wirtschaft abzutrennen.2

Glauben die Autoren dieser Politik wirklich, daß alle Staaten, die nicht zum Westen gehören, also einschließlich China, sich diesem Diktat in gleicher Weise unterwerfen werden, wie dies größtenteils im Falle des Iran der Fall war? Die Absicht ist offensichtlich, soviel wirtschaftliches Chaos in Rußland zu verursachen, daß Putin daran gehindert wird, seine militärischen Aktionen in der Ukraine fortzusetzen, und die russische Bevölkerung in solche Not zu stürzen, daß Personen aus dem Sicherheitsapparat Putin absetzen oder das „russische System“ zerschlagen wird, wie Le Drian es ausdrückte.

Putin hat darauf nun in wirtschaftlicher Weise reagiert, wie es seinem strategischen Denken entspricht. Auf dem besagten Treffen kündigte er ein Maßnahmenpaket zur Verteidigung der russischen Wirtschaft an. Ab sofort werden ausländische Firmen, die sich ohne nachvollziehbaren Grund aus Rußland zurückziehen, von einem „externen (also russischen) Management“ übernommen, es werden strikte Kapital- und Währungskontrollen eingeführt. Ferner werden Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland nur noch in (inzwischen massiv abgewerteten) Rubeln bezahlt, die dann aber nur noch mit den von den westlichen Zentralbanken konfiszierten russischen Guthaben eingetauscht werden können. Durch Exporte erwirtschaftete Devisen müssen der russischen Zentralbank zur Verfügung gestellt werden. Gleichfalls erließ Putin eine Reihe von Maßnahmen zur Verteidigung der Binnenwirtschaft, wie z.B. ein sechsmonatiges Moratorium für alle Zahlungen im Landwirtschaftssektor, um dessen ungestörte Produktion sicherzustellen.

Die amerikanische Regierungssprecherin Jen Psakis tat überrascht, man sei durch diese Maßnahmen wieder bei „1917“, also der russischen Revolution, angelangt. Tatsächlich aber hat der Westen es durch seine Wirtschaftskriegsführung geschafft, die Vertreter der liberalen Wirtschaftstheorie, die seit der Jelzin-Periode noch einen bedeutsamen Einfluß gehabt hatten, schachmatt zu setzen. Es spricht viel dafür, daß sich die Sanktionswut des Westens zu einem absoluten Bumerang für das ohnehin vor der Implosion stehende transatlantische Finanzsystem erweisen und statt dessen die Entstehung eines alternativen Finanzsystems befördern wird.

Sergej Glasjew, ehemaliger Präsidentenberater, Wirtschaftsprofessor und Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, äußerte sich zu den Auswirkungen der Sanktionen relativ gelassen. Es werde sich eine neue Wirtschaftsordnung entwickeln, nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Systems vollziehe sich jetzt der Kollaps des amerikanischen Systems, der Westen zerstöre sich selbst durch die von ihm verhängten Sanktionen. Man müsse den Dollar loswerden, weil eine Währung, mit der man nicht arbeiten könne und die morgen eingefroren werden könne, schlimmer als nutzlos sei. Die Situation sei nicht einfach, aber die Russen sollten nicht in Panik verfallen, weil Rußland keine Grenzen für das Wirtschaftswachstum habe und mit der richtigen makroökonomischen Politik heute ein Wirtschaftswachstum von mindestens 10% pro Jahr erreichen könne, schon während dieses Jahres. Glasjew hat ein Buch über die Gründe für den Erfolg des chinesischen Wirtschaftsmodells geschrieben und schlägt seit langem vor, daß Rußland eine eigene Version dieses Modells übernehmen soll.

Die Idee, Rußland vollständig zu isolieren und so „das russische System zu zerstören“, ist eher das Produkt arroganter Phantasien des Westens. Eine immer größere Zahl von Staaten weigert sich, sich bei einer neuen Blockbildung zu beteiligen und bieten sich eher als Vermittler an, wie z. B. Pakistan, Indien, die Türkei, Israel, Südafrika, Argentinien, um nur einige zu nennen. Dennoch werden die Folgen des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Rußland und Belarus kurzfristig wegen des Preisanstiegs bei Energie, Dünger, Pestiziden etc. katastrophale Auswirkungen auf die Landwirtschaft und damit den Welthunger haben, von dem etwa 400 Millionen Menschen in diesem Jahr bedroht sind.

Es besteht darüber hinaus die Gefahr, daß sich die Konfrontation zwischen den USA und der NATO, mit der EU als Anhängsel, und Rußland zu einem großen Krieg ausweiten könnte, einschließlich der Möglichkeit eines Nuklearkriegs. Aber selbst wenn es „nur“ zu einem schlimmeren Finanzkollaps als dem von 2008 kommen sollte, kann die Welt in ein Chaos stürzen, das einem großen Teil der Menschheit zum Verhängnis werden kann.

Nur eine vollständige Abkehr von der geopolitischen Konfrontation und statt dessen die Errichtung einer neuen internationalen Sicherheitsarchitektur, die die Interessen eines jeden Staates auf diesem Planeten berücksichtigt, kann diese Gefahr endgültig überwinden. Die diesbezügliche Petition des Schiller-Instituts, die eine neue Konferenz in der Tradition des Westfälischen Friedens vorschlägt, dient dazu, alle Kräfte auf der ganzen Welt zusammen zu bringen, die sich so für ein neues Paradigma in der Politik einsetzen. Wir brauchen dringend ein neues Modell der Beziehungen zwischen den Nationen dieser Welt, das es ermöglicht, gemeinsam die existentiellen Probleme der Menschheit anzugehen, wie die Überwindung des Welthungers, der Pandemie, die Energie- und Rohstoffsicherheit durch die Entwicklung neuer Technologien wie der Kernfusion und der Raumfahrt-Wissenschaft.

Das Beste, was Sie, liebe Bürger und Leser dieser Zeilen, für die Wiedererlangung des Weltfriedens und die Überwindung der Weltwirtschafts- und Finanzkrise tun können, ist Ihre Unterschrift unter diese Petition und Ihre Mithilfe, sie möglichst weit in ihren Bekanntenkreis, den sozialen Medien und in allen erdenklichen Foren zu verbreiten.

Im Unterschied zu dem, was uns die Medien und Mainstream-Politik einzureden versuchen, sind weder Rußland noch China unsere Feinde, sondern wir müssen den Standpunkt der einen Menschheit einnehmen, wenn wir diese Krise überleben wollen.

zepp-larouche@eir.de

Anmerkung:

1. Siehe https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/03/11/internationale-pressemitteilung//

2. Siehe https://www.atlanticcouncil.org/blogs/new-atlanticist/whats-left-to-sanction-in-russia-wallets-stocks-and-foreign-investments/


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