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Webcast: Bundestagswahl — ein nicht nachhaltiges Grünes Biotop!

Helga Zepp-LaRouche: Kommentar zum Ergebnis der Bundestagswahl

Wenn man die Realität der strategischen Lage, in der sich Deutschland befindet, mit dem Niveau der Themen vergleicht, um die es in der Bundestagswahlkampagne vorwiegend ging, dann hatte man beinah den Eindruck, als hätte man es mit zwei verschiedenen Universen zu tun. Die großen Fragen, wie die von Krieg oder Frieden, um die es bei der Konfrontation des Westens mit Rußland und China letztlich geht, die Instabilität des Finanzsystems, bei dem sich deutliche Anzeichen für eine Hyperinflation zeigen, oder die Hungerkatastrophen in vielen Ländern wie Afghanistan, Syrien, Jemen, Haiti und vielen anderen, alle diese Themen und vor allem die Lösungen für die Probleme fehlten in den Debatten völlig.

Auch wenn sich das Karussell von Triells, Quadrells, Septells und Talkshows gegen Ende des Wahlkampfs immer weiter drehte, so geschah dies doch alles im gleichen Biotop, alle, natürlich mit Ausnahme der AfD, gaben sich klimabewegt und versuchten lediglich, sich in ihren grünen Perspektiven zu übertrumpfen. Die Animositäten zwischen den Kandidaten und Parteispitzen entsprachen eher Freuds „Narzißmus der kleinen Differenzen“, die er in seiner Schrift „Das Unbehagen in der Kultur“ beschreibt, als eine „bequeme und relativ harmlose Befriedigung der Aggressionsneigung“, bei der der Zusammenhalt der Elemente des Biotop aber dadurch gefördert wird, indem alle das Biotop und seine Regeln für die einzige Realität halten.

In dieser Wahl sind die Wähler betrogen worden, weil es die Realität, die ihnen die Politiker und Medien vorgegaukelt haben, so nicht gibt. Die diversen „Wenden“ werden die Preise für Energie, Nahrungsmittel, Heizungskosten, Transport etc. so weit in die Höhe treiben, daß es den Lebensstandard für den größten Teil der Bevölkerung massiv reduzieren und die sozialen Spannungen massiv verschärfen wird. Durch das Ausklammern der existentiell wichtigen außenpolitischen Themen wurde den Wählern das Recht genommen, sich eine kompetente Meinung zu bilden, wie Frieden und Freiheit wirklich zu sichern wären. Durch das Verschweigen so vieler Themenkreise, die von den Medien als nicht „newsworthy“ („berichtenswert“) betrachtet oder mit einem solchen „Spin“ präsentiert werden, daß sie die Zuschauer, Hörer und Leser ohne Handlungsoption zurücklassen, werden die Bürger jeglicher Souveränität als Staatsbürger beraubt.

Diese virtuelle Realität wird sich nicht lange aufrecht erhalten lassen. Die sich abzeichnende Explosion der Energiepreise und damit der allgemeinen Produktionskosten wird den Menschen schmerzhaft vor Augen führen, daß die Greta-Religion des grünen Biotops ein Irrweg ist. Es ist außerdem angebracht, sich an die Warnung George Washingtons zu erinnern, die er bezüglich der politischen Parteien in seiner Abschiedsrede am 17. September 1796 ausgesprochen hat, und die durchaus auch auf die heutige Situation in Deutschland zutreffen:

„Wie auch immer [politische Parteien] hin und wieder populäre Ziele verfolgen mögen, sie werden im Laufe der Zeit und der Dinge wahrscheinlich zu mächtigen Motoren werden, durch die es schlauen, ehrgeizigen und prinzipienlosen Männern möglich sein wird, die Macht des Volkes zu untergraben und die Zügel der Regierung an sich zu reißen und danach die Maschinen zu zerstören, die sie zu ungerechter Herrschaft erhoben haben.“

Es ist höchste Zeit, daß die Bürger ihre Handlungsfähigkeit und damit ihre Souveränität zurückgewinnen, und dafür ist eine andere Denkmethode als das Machtstreben der Parteipolitik notwendig.

Wir brauchen eine Bewegung von Menschen, die von der Liebe zur Menschheit motiviert sind, und die sich darüber einig sind, daß der neue Name für den Frieden Entwicklung heißt.

Helga Zepp-LaRouche


Artikel von Harley Schlanger über „Caesar“-Sanktionen prominent in Rußland veröffentlicht

Harley Schlangers Atrikel „Stoppt den Massenmord durch „humanitäre“ Sanktionen!“, den er gerade für die LaRouche-Publikationen geschrieben hatte und der über Helga Zepp-LaRouches Appell, die „Caesar“-Sanktionen aufzuheben, berichtet und darauf eingeht, wie der US-Kongreß zu ihrer Verabschiedung angestiftet wurde, ist auf der Webseite des RIAC (Russia International Affairs Council) veröffentlicht worden. Außerdem hat RIAC den Artikel an seine 9.500 Twitter-Follower geschickt. RIAC ist eine Einrichtung des russischen Außenministers und wird von Außenminister Sergej Lawrow geleitet.

Die völkermörderischen Sanktionen, u.a. gegen Syrien und Jemen sowie Helga Zepp-LaRouches Appell werden eines der Hauptthemen bei der internationalen Schiller-Institute/ ICLC Konferenz am 8. Mai 2021 sein.

Der moralische Bankrott der transatlantischen Welt schreit nach einem Neuen Paradigma

Samstag 8. Mai 2021, ab 15.00 UhrZur Anmeldung –>


„Explosiver Mix aus steigenden Lebensmittelpreisen und Konflikten“ erhöht den Hunger in Westafrika um ein Drittel

Die Hungersituation in Afrika verschlechtert sich weiter, da die Hilfsbemühungen ständig durch neue Krisen zurückgeworfen werden und trotz wiederholter Aufrufe nur wenig Unterstützung bekommen. In einer Mitteilung vom 16. April unter dem oben genannten Titel warnte das Welternährungsprogramm (WFP), daß „mehr als 31 Millionen Menschen in [Westafrika] voraussichtlich nicht in der Lage sein werden, sich während der kommenden ertragsarmen Jahreszeit von Juni bis August…selbst zu ernähren. Diese Zahl ist mehr als 30 Prozent höher als im letzten Jahr und ist der höchste Stand seit fast einem Jahrzehnt.“

„Die Lebensmittelpreise sind in der gesamten Region dramatisch gestiegen. Lokale Grundnahrungsmittel sind im Vergleich zum 5-Jahres-Durchschnitt um fast 40 Prozent teurer geworden, in einigen Gebieten sind die Preise sogar um mehr als 200 Prozent gestiegen. Dies ist zum Teil auf die wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen zurückzuführen, die zur Eindämmung des Coronavirus innerhalb des letzten Jahres unternommen wurden. Die Einkommen der Menschen sind aufgrund des Rückgangs von Handel, Tourismus, informellen Aktivitäten und Überweisungen (von Verwandten aus dem Ausland) stark gesunken.“

Chris Nikoi, WFP-Regionaldirektor für Westafrika, erklärte: „In Westafrika führen Konflikt ohnehin bereits zu Hunger und Elend. Der unaufhaltsame Anstieg der Preise wirkt wie ein Elendsmultiplikator und treibt Millionen Menschen noch tiefer in Hunger und Verzweiflung. Selbst wenn Lebensmittel verfügbar sind, können sich die Familien diese schlicht nicht leisten und die steigenden Preise machen eine Grundmahlzeit für Millionen armer Familien, die ohnehin schon um ihr Überleben kämpfen, unerschwinglich. Der Bedarf ist immens, und wenn wir die nötigen Mittel nicht aufbringen, werden wir einfach nicht mithalten können. Wir können nicht zulassen, dass 2021 das Jahr der Rationierung wird“. (Hervorhebung hinzugefügt)

Laut WFP sind in diesem Jahr fast 10 Millionen Kinder unter 5 Jahren in dieser Region akut unterernährt, wobei die Hälfte davon allein auf die Sahelzone entfällt. Diese Zahl könnte parallel zu dem prognostizierten 30-prozentigen Anstieg des Hungers und den hohen Preisen für nahrhafte Lebensmittel noch deutlich ansteigen.

Die grassierende Hungerpandemie wird eines der Hauptthemen der internationalen Schiller-Institut Konferenz am 8. Mai sein.

Der moralische Bankrott der transatlantischen Welt schreit nach einem Neuen Paradigma

Samstag 8. Mai 2021, ab 15.00 UhrZur Anmeldung –>

 


Dr. Hans Köchler – Unilaterale Wirtschaftssanktionen: Unmoral und Arroganz der Großmachtpolitik

Dr. Hans Köchler, Universitätsprofessor für Philosophie, Präsident der International Progress Organization

Übersetzung aus dem Englischen

Unilaterale Wirtschaftssanktionen: Unmoral und Arroganz der Großmachtpolitik

Rede gehalten auf der Internationalen Internet-Konferenz „Der moralische Zusammenbruch der transatlantischen Welt und die Suche nach einem neuen Paradigma“, International Schiller Institute, 8. Mai 2021

Frau Zepp-LaRouche, meine Damen und Herren!

Carl von Clausewitz hat bekanntlich gesagt, Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Wenn man auf den Verlauf der internationalen Angelegenheiten in den Jahrzehnten seit dem Ende des Kalten Krieges zurückblickt, könnte man in Analogie hinzufügen: „Sanktionen sind die Fortsetzung – oder genauer die Führung – des Krieges mit anderen Mitteln.

Die Gegenüberstellung der beiden Maximen verdeutlicht das entscheidende Problem des in der internationalen Politik immer mehr überhandnehmenden Einsatzes unilateraler Sanktionen. Unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten scheint wirtschaftlicher Zwang ein mehr oder weniger unhinterfragtes Instrument in der Machtpolitik zu werden. In Ermangelung eines globalen Gleichgewichts der Kräfte sind Sanktionen in der Tat zu einem Mittel der Wahl in einer neuen Version der asymmetrischen Kriegsführung geworden – in Situationen, in denen der intervenierende Staat ein Maximum an Ergebnissen bei minimalem Risiko für sich selbst erzielen will. Diese in den meisten Fällen willkürlichen (d.h. die Zivilbevölkerung unterschiedslos treffenden), nur vorgeblich „gezielten“ Maßnahmen sollen den Einsatz von Waffengewalt ergänzen – vorangehend, begleitend oder nachfolgend -, mit dem Ziel, das betreffende Land zur Unterwerfung zu zwingen. Als solche sind sie Teil des Arsenals der Kriegsführung. Unter keinen Umständen, weder in ihrer unilateralen noch in ihrer multilateralen Form, sind Sanktionen mit einer Politik der Diplomatie oder des Friedens vereinbar. Sie sind immer – sensu stricto – eine Form der Gewalt.

Gleich nach dem Ende des Kalten Krieges war das offensichtlichste Beispiel dieses „kriegerischen“ außenpolitischen Ansatzes das System von umfassenden Wirtschaftssanktionen, die von 1990 bis 2003 gegen den Irak verhängt wurden, bis zu dem Zeitpunkt, als die Vereinigten Staaten mit ihren Verbündeten durch bewaffnete Aggression einen „Regimewechsel“ herbeigeführt und anschließend das Land besetzt hatten.

Moralphilosophisch, aber auch rechtsdogmatisch gesehen, sind sowohl umfassende als auch sogenannte „sektorale“ Sanktionen (wie die jetzt einseitig gegen Syrien verhängten) an und für sich eine Form der Kollektivbestrafung und verletzen damit fundamentale Menschenrechte, die nach unserem modernen Verständnis Teil des ius cogens des allgemeinen Völkerrechts sind. Außer in seltenen Fällen von Selbstverteidigung sind unilaterale Wirtschaftssanktionen immer rechtswidrig. Sie sind gleichbedeutend mit einer Anmaßung von souveräner Macht über andere Staaten. Nur als multilaterale Zwangsmaßnahmen – im kollektiven Sicherheitssystem der Vereinten Nationen – können Sanktionen rechtlich zulässig sein, und dies auch nur unter der Bedingung, daß die Maßnahmen nicht die Grundrechte der Bevölkerung im betroffenen Land verletzen.

Rechtlich gesehen ist die Verletzung der Souveränität eines Landes generell völkerrechtswidrig, es sei denn, sie erfolgt unter der kollektiven Autorität des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, in einer Resolution auf der Grundlage von Kapitel VII der UN-Charta. Solche Beschlüsse können nur gefasst werden, wenn der Rat zuvor festgestellt hat, daß in einer bestimmten Situation ein Bruch oder eine Bedrohung des Friedens vorliegt. Der Rat steht bei der Ausübung seiner Zwangsbefugnisse nicht über dem Gesetz. Er ist an die Regeln der UN-Charta und an die grundlegenden Normen der Menschenrechte gebunden. Nichtsdestotrotz kann, wie die Sanktionen gegen den Irak gezeigt haben, das oberste Exekutivorgan der Vereinten Nationen faktisch so handeln, als stünde es über dem Gesetz – wenn seine Agenda von einem oder mehreren mächtigen ständigen Mitgliedern für eigene Zwecke vereinnahmt wird. Die allumfassenden Sanktionen gegen den Irak, die bis zur Invasion des Landes aufrechterhalten wurden, waren eine der schwerwiegendsten Verletzungen der internationalen Rechtsordnung in der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Antwort auf die Frage, warum ein solches Vorgehen überhaupt möglich war, verdeutlicht das Dilemma, mit dem die Welt heute konfrontiert ist – wenn das mächtigste Land mit zunehmender Häufigkeit einseitig Sanktionen verhängt und Länder nach eigenem Gutdünken angreift, je nachdem, was dieses Land als seine legitimen „nationalen Interessen“ deklariert. Die (multilateralen) Irak-Sanktionen wurden für mehr als ein Dutzend Jahre aufrechterhalten, weil die Vereinigten Staaten den Sicherheitsrat als Geisel ihrer machiavellistischen Agenda gegenüber diesem Land halten konnten. Aufgrund ihres Vetos im Sicherheitsrat waren die USA in der Lage, die Aufhebung der Sanktionen zu verhindern, bis sie mit dem „Ergebnis“ – nämlich dem Zusammenbruch des Regierungssystems – zufrieden waren. Dies geschah, nachdem Hunderttausende Menschen durch die Sanktionen und die Schäden an der zivilen Infrastruktur ihr Leben verloren hatten (eine Tatsache, die u.a. bereits 1996 in einem Bericht des Harvard Study Teams in den Vereinigten Staaten dokumentiert wurde).1

Die historischen Tatsachen, diktiert von der Logik der Machtpolitik, liegen offen zutage. In der einmaligen Konstellation, als das bipolare Machtgleichgewicht zwischen den USA und der Sowjetunion 1990 zu schwinden begann, waren die Vereinigten Staaten in der Lage, die anderen Veto-Länder sozusagen ins Boot zu holen. Nicht nur konnten die USA die Sanktionsresolution zuallererst herbeiführen; durch ihr Veto waren sie auch in der Lage, den gesamten Rat zur Geisel seiner einstigen Entscheidung zu machen. Die ernüchternde Tatsache ist, daß Sanktionen nach Kapitel VII der UN-Charta ad infinitum fortdauern, solange auch nur ein einziges ständiges Mitglied Einspruch gegen ihre Aussetzung oder Aufhebung erhebt. Das ist die Realität der Großmachtpolitik im System der Vereinten Nationen.

Das machtpolitische Dilemma ist noch gravierender und folgenreicher in Fällen einseitiger (unilateraler) Sanktionen. In den Jahren nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Zerfall der Sowjetunion ermöglichte es die daraus resultierende unipolare Machtkonstellation (wenn auch nur vorübergehend, wie wir heute wissen) dem „Westblock“, Zwangsresolutionen wie diejenigen zu den Irak-Sanktionen im Sicherheitsrat durchzusetzen. In den Fällen, in denen ein Beschluss des Sicherheitsrates über Strafmaßnahmen nicht herbeigeführt werden konnte, fühlten sich die Vereinigten Staaten mit ihren Verbündeten stark genug zu einem „Alleingang“. Dies zeigte sich auch bei der Gewaltanwendung gegen Jugoslawien im Jahr 1999.

Es überrascht nicht, daß in einem Milieu globaler Anarchie – in dem sämtliche Kontrollmechanismen zur Überprüfung des Agierens einer Supermacht versagen – eine Kultur der Straflosigkeit gedeiht und Selbstgerechtigkeit an die Stelle des Gesetzes tritt. Der sogenannte Caesar Syria Protection Act von 2019 ist ein Beispiel dafür, ebenso wie die (sektoralen) Sanktionen gegen den Jemen, die am 19. Januar 2021 in Kraft getreten sind, genau einen Tag vor dem Amtsantritt des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten. In beiden Fällen handelt es sich um einseitige Maßnahmen, die ohne auch nur den Anschein einer Abstimmung mit der internationalen Gemeinschaft durchgesetzt wurden und von den Vereinten Nationen nicht autorisiert sind. Die USA behaupten fälschlicherweise, das Recht zu haben, diese Sanktionen extraterritorial durchzusetzen (d.h. gegenüber Drittstaaten, die nicht in den Streit involviert sind). Der Euphemismus „sekundäre Sanktionen“ kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich hier um eine typisch imperialistische Souveränitätsanmaßung unter völliger Missachtung des Völkerrechts handelt.

Die Heuchelei und völlige Unmoral einer solchen Politik ist inzwischen für jeden unparteiischen Beobachter offensichtlich. Nachdem sie durch ihr Eingreifen zugunsten einer Konfliktpartei den Bürgerkrieg in Syrien – seit nunmehr zehn Jahren – geschürt haben, bestrafen die Vereinigten Staaten die gesamte Bevölkerung des bereits massiv destabilisierten und geschwächten Staates mit Maßnahmen, die die Zerstörung der Wirtschaft und der zivilen Infrastruktur herbeiführen. Dieses Verhalten offenbart eine Arroganz und Selbstgerechtigkeit, die typisch ist für imperiale Herrschaft. Mit dem Beharren darauf, die syrische Regierung für die behauptete Begehung von Greueltaten zu „bestrafen“ und ein Ende der Menschenrechtsverletzungen herbeizuführen, haben die Vollstrecker der Sanktionen den Krieg tatsächlich verlängert und noch größere Instabilität in der gesamten Region verursacht. Die extraterritoriale Durchsetzung der Maßnahmen bedeutet, daß in den Bereichen, die unter das „Caesar-Gesetz“ fallen, Transaktionen und Geschäfte mit Syrien überall auf der Welt verboten sind – auch wenn sie keinen Bezug zu den USA haben.

Obwohl eine solche Praxis eindeutig rechtswidrig ist, ist die internationale Gemeinschaft mehr oder weniger zur Rolle eines bloßen Beobachters der Ereignisse verdammt. Aufgrund des Großmacht-Vetos im Sicherheitsrat genießen die USA faktisch Immunität bei der unilateralen Durchsetzung ihrer Politik. Die Situation wird sich nur ändern, wenn sich das globale Kräfteverhältnis verschiebt und andere Staaten sich schließlich stark genug fühlen, die Forderungen der USA zu ignorieren – oder sich ihrer Sanktionspolitik offen zu widersetzen.

Die Katstrophe, die den Menschen in Syrien – und neuerdings auch im Jemen – zugefügt wurde, ist nach dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs gleichbedeutend mit einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Allerdings sind weder die betroffenen Länder noch die USA Vertragsstaaten des Gerichtshofs. Die Welt ist mit der skandalösen Situation konfrontiert, daß es unter dem gegenwärtigen System des Völkerrechts effektiv keine Rechtsmittel gibt – sei es im Sinne des allgemeinen Völkerrechts (vor dem Internationalen Gerichtshof) oder des Völkerstrafrechts (vor dem Internationalen Strafgerichtshof [ICC]) -, gegen die unmittelbar Verantwortlichen vorzugehen. Der ICC könnte allerdings die Gerichtsbarkeit über Amtsinhaber mit den USA verbündeter Staaten ausüben, wenn nachgewiesen werden kann, daß sie an der kollektiven Bestrafung des syrischen und/oder jemenitischen Volkes mitbeteiligt sind/waren. US-Verbündete in Europa, einschließlich des Vereinigten Königreichs, sind nämlich Vertragsstaaten des ICC. In diesen Fällen hätte der Ankläger des Gerichts die Befugnis, eine Untersuchung einzuleiten. Es hängt alles vom Mut und der moralischen Integrität des jeweiligen Amtsinhabers ab. (Im letzten Jahr sind der Ankläger und andere Beamte des Gerichts wegen der Untersuchung von Kriegsverbrechen in Afghanistan unter schweren Druck der US-Regierung geraten, der bis zur Verhängung von persönlichen Sanktionen gegen einzelne Amtsträger des Gerichts ging.)

Noch vor Verhängung der „Caesar-Sanktionen“ durch die Vereinigten Staaten war der Sonderberichterstatter des UN-Menschenrechtsrates in einem Bericht von 2018 zu der, wenn auch zaghaften, Schlussfolgerung gekommen, daß die „Anhäufung vielfältiger und verflochtener einseitiger Zwangsmaßnahmen“ die Menschenrechtslage in Syrien „unnötig erschwert“ habe.2 Es ist ein trauriges und ernüchterndes Déjà-vu: Das Leid des syrischen Volkes spiegelt die Tragödie wider, die dem irakischen Volk vor fast drei Jahrzehnten zugefügt wurde, nachdem der damalige Präsident der Vereinigten Staaten eine „Neue Weltordnung“ ausgerufen hatte. An dieser Stelle ist es wichtig, festzuhalten, daß wir mit unserer Beurteilung nicht alleine dastehen, wie auch ein Bericht der Zeitschrift Foreign Policy beweist.3 Es ist skandalös und moralisch empörend, daß eine mittelalterliche Mentalität und Taktik des Belagerungskrieges zum Inventar der Großmachtpolitik am Beginn des dritten Jahrtausends gehört! Der Bevölkerung eines Landes lebenswichtige Ressourcen zu entziehen, um den Staat zur Unterwerfung zu zwingen, ist nichts weniger als ein internationales Verbrechen nach den Nürnberger Prinzipien. Wenn die Welt dies hinnimmt, kann es keinen Fortschritt an Humanität geben – trotz der hochtrabenden humanitären Phrasen, deren man sich zur Rechtfertigung solcher Praktiken bedient.

Zusammengefasst: In der heutigen Realpolitik folgen unilaterale Sanktionen der Logik von Erpressung und nackter Macht. Weil das gegenwärtige System der Vereinten Nationen so konzipiert ist, daß Macht letztlich über das Recht siegt, ist es umso wichtiger, das moralische Bewusstsein der internationalen Zivilgesellschaft wachzurütteln. Nur so kann Druck auf jene Regierungen ausgeübt werden, die eine machiavellistische Politik der kollektiven Bestrafung verfolgen oder dulden. Ich möchte hier die besondere Rolle und Verantwortung der religiösen Institutionen bei der Verteidigung der Menschenwürde im weltweiten öffentlichen Diskurs hervorheben. Dies gilt insbesondere für die Kirchen in jenen Ländern, deren Regierungen – um es unverblümt zu sagen – Sanktionen zu einem Instrument ihrer Außenpolitik gemacht haben.

Wir schätzen den Aufruf Seiner Eminenz Kardinal Mario Zenari zur Aufhebung der unilateralen Sanktionen, die in letzter Konsequenz über das syrische Volk verhängt wurden. Bei einer Veranstaltung von Caritas Internationalis nahm er kein Blatt vor den Mund und setzte die Auswirkungen der Syrien-Sanktionen mit denen eines Krieges gleich.4 (Abgesehen von der Verurteilung der Politik von Strafmaßnahmen im allgemeinen sollte die Kirchenleitung auch gegenüber den sich zum Christentum bekennenden Staatsführern deutlich machen, daß eine solche Politik gegen die Lehren des christlichen Glaubens schlechthin verstößt. Nach unserem Wissen sind die meisten der verantwortlichen Amtsträger in den Ländern, die Sanktionen als Mittel der Außenpolitik einsetzen – darunter auch der derzeitige Präsident der Vereinigten Staaten, ein Katholik – Mitglieder christlicher Kirchen.)

Im Augenblick muss die erste Priorität die Bereitstellung von humanitärer Hilfe sein, wie sie von Caritas und anderen Nichtregierungsorganisationen gefordert und praktiziert wird. (Das vom Schiller-Institut gegründete „Komitee zur Rettung der Kinder im Irak“ hat nach dem Golfkrieg 1991 einen ähnlichen Ansatz verfolgt.) Die Nothilfemaßnahmen sollten durch eine zivilgesellschaftliche Kampagne in den Ländern begleitet werden, die die Hauptverantwortung für die Fortsetzung des Krieges und insbesondere des „Krieges durch Sanktionen“ tragen. Neben der Bekämpfung der Symptome ist es erforderlich, auch die Ursachen der humanitären Katastrophe zu benennen und Lehren für die Zukunft zu ziehen.

Die hehren Prinzipien der Menschenrechte – vorgeblich das Fundament unseres demokratischen Gemeinwesens und die Grundlage internationaler Legitimität – werden völlig bedeutungslos, wenn wir zulassen, daß Regierungen, die behaupten, in unserem Namen zu handeln, die Macht über das Recht stellen und weiterhin ganze Völker im Namen der „Menschlichkeit“ bestrafen. Dies würde in der Tat den moralischen Zusammenbruch der transatlantischen Welt bedeuten, den in dieser Phase des Weltgeschehens nur eine wache und mutige Zivilgesellschaft verhindern kann – indem sie die Verantwortlichen vor dem Gericht der öffentlichen Meinung zur Rechenschaft zieht.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


1. Unsanctioned Suffering: A Human Rights Assessment of United Sanctions on Iraq. Center for Economic and Social Rights, Mai 1996.

2. UN Human Rights Council, Doc. A/HRC/39/54/Add.2, 11. September 2018.

3. Anchal Vohra, „Assad’s Syria Is Starting to Starve Like Saddam’s Iraq: How sanctions against the Syrian regime are forcing the country into famine.” Foreign Policy, Washington, DC, 2. December 2020, foreignpolicy.com.

4. „Stop sanctions. After 10 years of war Syria is now under the ‘bomb’ of poverty.” Caritas Internationalis, 23. März 2021.


Dialog des Schiller-Instituts – „Wiederaufbau von Haiti – Amerikas Weg aus der ‚Global Britain‘-Falle“

Das Schiller-Institut hat am 25. September ein internationales Seminar mit dem Titel „Wiederaufbau von Haiti – Amerikas Weg aus der ‚Global Britain‘-Falle“ veranstaltet. In der zweieinhalbstündigen Diskussion wurden mehrere Aspekte eines Entwicklungskonzepts für Haiti sowie die erforderlichen Sofortmaßnahmen erörtert. Diese Darstellungen stehen in krassem Gegensatz zu den Ereignissen der vergangenen Woche, als die USA Tausende von geflohenen Haitianern von der texanisch-mexikanischen Grenze zwangsweise zurück nach Haiti abgeschoben hat.

Die sechs Diskussionsteilnehmer waren Richard Freeman, Mitautor des Buches „The Schiller Institute Plan to Develop Haiti“, das in der kommenden Woche von EIR News veröffentlicht wird; Eric Walcott, Direktor für strategische Partnerschaften am Institut für Karibikstudien; Firmin Backer, Leiter der Haiti Renewal Alliance; Joel DeJean, Ingenieur und texanischer Aktivist der LaRouche-Organisation; Walter Faggett, Arzt aus Washington, D.C., ehemaliger oberster Gesundheitsbeamter des District of Columbia und derzeitiger Co-Vorsitzender des Gesundheitsrates des Ward 8 von Washington DC und internationaler Sprecher des Komitees für die Koinzidenz der Gegensätze, sowie Moderator Dennis Speed.

Freeman stellte sowohl die Dimensionen der extremen Unterentwicklung dar, die Haiti jahrzehntelang aufgezwungen wurde, als auch die Grundzüge eines Entwicklungsprogramms für dieses Land im Kontext der Entwicklung der gesamten Insel Hispaniola und der Karibik. Er präsentierte eine Karte mit Vorschlägen für Eisenbahnlinien, Kernkraftwerke, sichere Wassersysteme und anderer wichtiger Infrastruktur, darunter Karten mit Vorschlägen, die chinesische Firmen in den letzten Jahren vorgelegt hatten, die aber nicht umgesetzt wurden.

Firmin Backer wies darauf hin, daß USAID in den 11 Jahren seit dem letzten Erdbeben 5,1 Milliarden Dollar in Haiti aufgewendet habet, aber was sei mit diesem Geld geschehen? Jetzt, nach dem jüngsten Erdbeben, könnten nicht einmal Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete gebracht werden, weil es im Süden Haitis weder einen Flughafen noch einen Hafen gebe, um die betroffenen Menschen zu versorgen. Es müßte genau geprüft werden, wie falsch die US-Gelder ausgegeben wurden. Firmin berichtete außerdem, wie Haiti vor Jahren vom IWF ein Schuldenerlaß gewährt wurde, dann aber keine ausländischen Kredite mehr beantragen durfte!

Eric Walcott betonte: „Wir brauchen den kreativen Geist der Welt, um Haiti und Afghanistan zu unterstützen.“ Er sagte: „Nutzen Sie die Diaspora“, um Haiti zu entwickeln. Es gebe mehr haitianische Mediziner in New York und Miami als in ganz Haiti. Er betonte, Haiti sei nicht arm, sondern die Bedingungen seien arm. Aber die Bevölkerung habe Stolz, Talent und Einfallsreichtum.

Joel DeJean, ein Amerikaner haitianischer Abstammung, wies eindringlich auf die Notwendigkeit hin, das Land schnellstmöglich auf das höchste technologische Niveau zu bringen, zum Beispiel „den Sprung von der Holzkohle zur Kernkraft“ zu bewirken. Er riet, China die Gelegenheit zu geben, die allerneueste Nukleartechnologie in Haiti einzusetzen – den gasgekühlten modularen Kugelhaufenreaktor. „Wir brauchen nicht mehr Atom-U-Boote, wir brauchen Atomtechnologie!“ Er forderte außerdem, eine Entwicklungsbank in Haiti zu errichten.

Dr. Faggett faßte in vielen Punkten eine breite Perspektive und eine Aufforderung zum Handeln zusammen. Er diente früher in der „Caribbean Peace-Keeping Force“ des US-Militärs und sprach sich nachdrücklich dafür aus, nicht nur in Haiti, sondern weltweit tätig zu werden.

Es sollte „Impfdiplomatie“ betrieben und dafür gesorgt werden, daß eine Gesundheitsplattform in Haiti und ein Gesundheitssystem auf der ganzen Welt aufgebaut werde. Er sei begeistert von Helga Zepp-LaRouches Mission, die im Juni 2020 zum Aufbau einer weltweiten Gesundheitsplattform aufgerufen hatte. Damals gründete sie zusammen mit Dr. Joycelyn Elders, der ehemaligen US Surgeon General, das Komitee für die Koinzidenz der Gegensätze.

Die vollständige Diskussion ist auf englisch auf SchillerInstitute.com verfügbar.


Syria Times berichtet über Dr. Shaabans Angriffe auf die Briten bei Konferenz des Schiller-Instituts

Wie Hussein Askary, der Südwestasien-Repräsentant des Schiller-Instituts, berichtete, sei in syrische Medien eine Nachricht verbreitet worden, aus der hervorgeht, daß die syrische Regierungssprecherin Dr. Bouthaina Shaaban die Konferenz des Schiller-Instituts am 8. Mai als Plattform nutzte, um zu verdeutlichen, daß die Briten maßgeblich an der Propaganda und dem psychologischen Krieg gegen Syrien beteiligt sind. Dr. Shaaban richtet normalerweise ihre Kritik an der militärischen und wirtschaftlichen Verwüstung Syriens an die Adresse der Vereinigten Staaten und Saudi-Arabiens, selten an Großbritannien. Der untenstehende Link führt zur englische Version des Berichtes in Syria Times. Die arabische Version wurde in mehreren arabischen Zeitungen und Webseiten veröffentlicht, berichtet Askary.

http://syriatimes.sy/index.php/news/national/55411-dr-shaaban-during-schiller-institute-conference-uk-has-funded-syrian-eyewitnesses-to-spread-lies-about-events-in-syria


8. Mai 2021: Internationale Schiller-Institut/ ICLC Internetkonferenz

Der moralische Bankrott der transatlantischen Welt schreit nach einem Neuen Paradigma

Samstag 8. Mai 2021, ab 15.00 UhrZur Anmeldung –>


Hyperinflationäre Geldpolitik hat erste ernsthafte Effekte

Der „Regimewechsel“ der Zentralbanker, der auf dem jährlichen Banker-Gipfel im August 2019 geplant wurde, um riesige Mengen an Geld zu drucken und dessen Verteilung zu kontrollieren, hat seitdem eingesetzt und beginnt jetzt eine Hyperinflation auszulösen.

Bloombergs Commodity Price Index zeigt zwischen April 2020 und April 2021 einen Anstieg um 62%. Dabei handelt es sich um Spotmarktpreise, was bedeutet, daß nicht jeder Käufer sie bezahlt. Aber seit Januar 1980 wurde nichts dergleichen mehr gesehen, nachdem die „Stagflation“ der 1970er Jahre endete und Paul Volcker als Vorsitzender der Federal Reserve die Wirtschaft zerstörte, um diese zu stoppen. Die Zinsen auf zehnjährige Schatzanleihen lagen damals bei 13%, nicht bei 1,5% wie jetzt.

Die Wall Street und die Londoner City äußern sich bisher sehr glücklich über diese rasante Inflation bei verschiedenen Erzeugerpreisen, die von ihren Firmenkunden an die Verbraucher in der ganzen Welt weitergegeben werden, deren Einkommen – bestenfalls – stagnieren. Beim „Regimewechsel“-Vorreiter BlackRock schwärmte dessen Rohstoffexperte Evy Hambro am 8. Mai im Bloomberg-Fernsehen: „Es gibt noch eine ganze Menge Spielraum. Was wir wirklich tun, ist, daß wir die oberen Bereiche der Rohstoffmärkte testen, um herauszufinden, was die neue Preisspanne sein wird.“

Der globale Lebensmittelpreisindex der FAO stieg im April auf 120,9, was einem Anstieg von 30,7 % innerhalb eines Jahres entspricht. Zuletzt erreichte die Lebensmittelpreisinflation dieses Niveau im Jahr 2011. Die Großhandelspreise für Mais sind am stärksten gestiegen, vergangenes Jahr durchschnittlich um 142 %. Des weiteren steigen auch die Preise für Zucker und Öle sehr schnell. Ökonomen haben die „Erklärung“ parat, daß die Lebensmittelpreise sowohl beim Landwirt als auch im Supermarkt während des größten Teils des 21. Jahrhunderts deflationär waren. Aber das ist nicht der Punkt: Eine hyperinflationäre Politik des Gelddruckens und des Vermeidens produktiver Investitionen hat eine plötzliche und steigende Inflation ausgelöst, wie EIR sie im letzten Herbst und EIR Alert im Spätsommer vorausgesagt hat. Diese Inflation ist jetzt in Gang gekommen, und sie wird nicht „vorübergehend“ sein, wenn die Politik nicht radikal geändert wird.


„Westliche Perspektiven zu Chinas Volksdemokratie als Ganzes“ – CGTN interviewt Helga Zepp-LaRouche

CGTN veröffentlichte gestern einen sechsminütigen Videoausschnitt mit Begleittext aus einem Interview mit der Gründerin des internationalen Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche. Der folgende Text ist eine bearbeitete Fassung des CGTN-Transkripts. Das Video und das Transkript finden Sie hier.

[Anmerkung der CGTN-Redaktion: Das Konzept der „Volksdemokratie als Ganzes“ wurde erstmals vor etwa zwei Jahren während des Besuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in einem Bürgerzentrum in Shanghai vorgestellt. Seitdem wird es von einigen westlichen Medien als hohl und irreführend angegriffen. Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Präsidentin des Schiller-Instituts, teilte ihre Gedanken zu diesem Konzept mit. Die im Video geäußerten Meinungen sind ihre eigenen und nicht unbedingt die von CGTN.]

CGTN: Warum greifen die westlichen Medien immer wieder die „Volksdemokratie als Ganzes“ an?

Zepp-LaRouche: Ich verstehe diese „Volksdemokratie als Ganzes“ so, daß es sich um einen innerparteilichen demokratischen Prozeß handelt, bei dem man auf Grundlage der Meritokratie herausfindet, welche Personen am besten für eine bestimmte Aufgabe qualifiziert sind und wer dem Gemeinwohl am besten dient. Und ich denke, es gibt einen empirischen Beweis für die Richtigkeit dieser Methode, denn China hat es geschafft, 850 Millionen Menschen aus der extremen Armut zu befreien. Das ist der größte Beitrag zur Geschichte, den ich kenne. Aber so viele Menschen aus der Armut zu befreien und dies auch den Entwicklungsländern anzubieten, ist in den Augen der westlichen Menschen, die China in diesem Punkt angreifen, ein Verbrechen, denn China hat die extreme Armut im eigenen Land überwunden und hilft nun den Entwicklungsländern, dies ebenfalls zu tun. Das ist genau die gleiche Denkweise, die Malthus seit der Zeit der britischen Ostindiengesellschaft vertrat, die, wie Sie wissen, hinter den Opiumkriegen gegen China stand.

Es geht nicht darum, was gesagt wird, sondern es geht darum, daß das chinesische Modell die gesamte Weltordnung auf den Kopf gestellt hat. Denn den Entwicklungsländern wurde zum ersten Mal die Möglichkeit geboten, Armut und Unterentwicklung zu überwinden, und die [anderen] wollen die koloniale Ordnung beibehalten. Ich denke, das ist die eigentliche Quintessenz der Vorwürfe gegen China. Ich war viele Male in China, und ich hatte immer den Eindruck, daß der Geist der Menschen extrem positiv [und] optimistisch [in Bezug auf] die Zukunft ist. Daher muß die KPCh etwas sehr richtig machen. Wenn Sie die Menschen im Westen fragen, sind die meisten pessimistisch, was die Zukunft angeht. Ich denke also, daß dies mehr Wahrhaftigkeit ausdrückt als alle propagandistischen Zeilen in den Mainstream-Medien.

CGTN: Wie sehen Sie die chinesische Demokratie und die westliche Demokratie?

Zepp-LaRouche: Demokratie klingt sehr schön, aber in vielen Fällen ist sie nur ein Etikett, und man sollte besser schauen, was der Inhalt der Flasche ist, auf der das Etikett klebt. Denn heutzutage sind die verschiedenen Parteien meist nur Lobbyisten, die unterschiedliche Interessen vertreten. Ich möchte Ihnen ein weiteres Zitat aus George Washingtons „Abschiedsrede“ als Präsident der Vereinigten Staaten im Jahr 1796 vorlesen, in dem er vor dem bösen Geist von Parteien im allgemeinen warnte.

Er sagte: „Die abwechselnde Herrschaft einer Fraktion über eine andere, verschärft durch den Geist der Rache, der den Parteienstreitigkeiten eigen ist und der in verschiedenen Zeitaltern und Ländern die schrecklichsten Ungeheuerlichkeiten verübt hat, ist selbst ein schrecklicher Despotismus. Aber dies führt schließlich zu einem formelleren und dauerhaften Despotismus“.

Ich glaube, das ist es, was wir derzeit im Westen erleben. In vielen Ländern gibt es keine echte Demokratie, sondern eine Form von Despotismus wie in den Vereinigten Staaten. Die Polarisierung zwischen den Republikanern und den Demokraten hat das Land völlig zerrissen. In Deutschland, wo man jetzt versucht, eine neue Koalition zu bilden, bekommen die Wähler als Regierung nicht das, was sie gewählt haben, weil ganz willkürlich Koalitionen gebildet werden.

Es gab aber auch Zeiten, in denen die westliche Demokratie funktionierte. Das war zu Beginn der Amerikanischen Revolution der Fall, und das war der Fall in der Fünften Republik von Charles de Gaulle. Aber leider haben wir uns im Westen sehr weit von diesen edleren Vorstellungen entfernt, so daß wir uns eher in einem System der Despotie befinden, vor dem George Washington gewarnt hat.

CGTN: Können China und der Westen gute und stabile Beziehungen aufrechterhalten?

Zepp-LaRouche: Ich denke, daß es in der Tat verschiedene Modelle der Demokratie gibt, je nach Tradition und Kultur. Es ist durchaus möglich, daß diese verschiedenen Systeme zusammenarbeiten. Das wird aber nur funktionieren, wenn sie durch ein höheres Ziel geeint werden, das im Interesse der gesamten Menschheit liegen muß. Ich denke, das Modell, das dem am nächsten kommt, ist das, was Präsident Xi Jinping vorgeschlagen hat – eine Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft, denn das schließt die Idee der Menschheit als Ganzes ein. Im Westen gibt es eine Idee, die sehr ähnlich oder sogar identisch ist, und zwar die philosophische Idee eines Denkers aus dem 15. Jahrhundert, Nikolaus von Kues, der Zusammenfall der Gegensätze, d.h. die Idee, daß wir, da der Mensch die einzige Spezies ist, die zu schöpferischer Vernunft fähig ist, immer das Höhere denken können, eine Ebene der Einheit, auf der alle Unterschiede verschwinden. Ich denke also, wir müssen einen Dialog darüber führen, warum dieses Konzept des Zusammenfalls der Gegensätze und Präsident Xi Jinpings Idee [einer Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft] ein und dieselbe Idee sind. Und wenn wir uns darüber einig sind, wird die Zusammenarbeit sehr einfach sein, denke ich.


Die Dominikanische Republik, Costa Rica und Panama drängen auf sofortige Hilfsmaßnahmen für Haiti

Bei einem Treffen am Rande der UN-Generalversammlung in New York am 22. September unterzeichneten die Präsidenten der Dominikanischen Republik, Costa Ricas und Panamas ein Kommuniqué, in dem sie die Gründung eines informellen Bündnisses mit dem Namen Allianz für demokratische Institutionen ankündigten, das die internationale Gemeinschaft auffordert, schnell zu handeln, um die Krise in Haiti zu bewältigen. In dem Kommuniqué bringen der dominikanische Präsident Luis Abinader, der costaricanische Präsident Carlos Alvarado Quesada und der panamaische Präsident Laurentino Cortizo Cohen ihre „tiefe Besorgnis über die Krise in Haiti und deren zunehmenden Auswirkungen auf die Region, insbesondere die schwerwiegenden Folgen für die Migration“ zum Ausdruck. Sie haben „ihre Außenminister angewiesen, im Bündnis mit strategischen Partnern wie den Vereinten Nationen, den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und anderen befreundeten Ländern unverzüglich konkrete, umfassende und nachhaltige Lösungen im Rahmen der Achtung der Menschenwürde und der Menschenrechte zu erarbeiten, um die alarmierende Lage in Haiti in den Griff zu bekommen.“


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