Wie vor 60 Jahren: Atomkriegsgefahr nimmt stetig zu
Die amerikanisch-russischen Spannungen im Zusammenhang mit der Ukraine haben am vergangenen Wochenende weiter zugenommen, so daß sich die Hoffnung auf eine Stabilisierung nach der Videokonferenz zwischen Biden und Putin vor zwei Wochen nun mehr und mehr in einen Countdown zum Krieg zwischen den atomaren Supermächten in Europa verwandelt.
Ein hochrangiger Beamter des Weißen Hauses, möglicherweise der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan, erklärte am 19. Dezember gegenüber CNN, daß es nur noch ein „Vier-Wochen-Fenster“ gebe, um einen Einmarsch Rußlands in die Ukraine zu verhindern. „Was wir getan haben, ist sehr kalkuliert“, sagte der Beamte. „Aber wir haben nur ein Zeitfenster von etwa vier Wochen ab jetzt“. Die von den USA geplanten Sanktionen seien „überwältigend und unmittelbar und werden der russischen Wirtschaft und ihrem Finanzsystem erhebliche Kosten aufbürden.“
Am nächsten Tag, dem 20. Dezember, erklärte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow gegenüber Journalisten, daß die Biden-Administration nicht auf die von Präsident Putin am 15. Dezember vorgeschlagenen Verträge zur Rüstungskontrolle reagiert habe. Diese beinhalteten die Zusicherung, daß die Ukraine nicht der NATO beitreten würde und daß weitere Vorwärtsverlegungen von US- und NATO-Truppen sowie Raketensystemen in Richtung der russischen Grenzen gestoppt würden. „Nein, sie [die Amerikaner] haben noch nicht geantwortet“, sagte Rjabkow, „wir warten ab, wir werden sehen, was sie antworten. Bisher gab es nur alle möglichen öffentlichen Äußerungen.“ Zu diesen öffentlichen Äußerungen gehörte der Plan eines NATO-Generals für die Verlegung von US-Truppen zu NATO-Stützpunkten am Schwarzen Meer in Bulgarien und Rumänien.
Ebenfalls verwiesen sowohl der stellvertretende Außenminister Alexander Gruschko als auch der Verhandlungsführer für Rüstungskontrolle, Konstantin Gawrilow, unheilvoll auf „Rußlands militärtechnische und militärische Mittel“ als einzige Alternative zu Verhandlungen über Rußlands Vertragsvorschläge. Die ukrainische Regierung, in Person von Außenminister Dmytro Kuleba, der am 19. Dezember mit der Washington Post sprach, forderte weiterhin mehr „militärische Mittel“ und Truppen von den Vereinigten Staaten und Großbritannien und verlangte, daß die Vereinigten Staaten den „überwältigenden und unmittelbaren“ Schaden, den das US-Finanzministerium der russischen Wirtschaft und dem Finanzsystem zufügen will, öffentlich darlegen müsse. Das sollte gemeinsam mit London geschehen, unabhängig davon, ob die kontinentaleuropäischen Verbündeten zustimmen oder nicht.
Im Oktober 1962 waren es sowjetische Soldaten und Raketen auf Kuba, die die Südgrenze der USA bedrohten und einen verheerenden Erstschlag planten. Heute ist es der permanente Aufmarsch der NATO immer näher an die Grenzen Rußlands. Vor sechzig Jahren sagte Präsident John F. Kennedy: „In der vergangenen Woche haben eindeutige Beweise die Tatsache erhärtet, daß gegenwärtig eine Reihe offensiver Raketenabschußrampen auf dieser eingekerkerten Insel vorbereitet wird.“ Dies geschehe „in einem Gebiet, das bekanntermaßen eine besondere und historische Beziehung zu den Vereinigten Staaten hat… Das ist eine bewußte provokatorische und ungerechtfertigte Änderung des Status Quo, die von den Vereinigten Staaten nicht akzeptiert werden kann.“ [Hervorhebung hinzugefügt]
Darüber hinaus forderten 1962 die US-Militärkommandeure eine Invasion Kubas, um Raketen und dort stationierte Streitkräfte zu zerstören, und Präsident Kennedy hielt sie nur mit Mühe zurück.