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Helga Zepp-LaRouche

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Webcast mit Helga Zepp-LaRouche – 31. Oktober 2018


Eine Zukunftsgemeinschaft der Menschheit: Chinas strategische Perspektive bis 2050

Die Präsidentin des Schiller-Instituts hielt den folgenden Vortrag am 24. Oktober 2018 in Moskau bei einer Konferenz zum Thema „China, die chinesische Zivilisation und die Welt: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“, die vom Institut für Fernoststudien der Russischen Akademie der Wissenschaften und vom Akademischen Rat für umfassende Studien des zeitgenössischen China veranstaltet wurde.

Die große Frage, mit der sich alle denkenden Menschen auf diesem Planeten befassen sollten, ist im wesentlichen die gleiche, die schon in der jungen amerikanischen Republik heiß debattiert wurde, so wie es die „Föderalistenartikel“ (Federalist Papers) berichten, nämlich ob die menschliche Gesellschaft fähig ist, eine effiziente Form der Selbstregierung zu finden – nur daß es diesmal nicht nur eine Nation betrifft, sondern die gesamte Menschheit: die Notwendigkeit eines neuen Paradigmas in der Weltordnung.

Die Spannungen in einer von zahlreichen Krisen geplagten Welt scheinen auf einen Bruchpunkt hinzustreben: die Gefahr eines neuen, diesmal systemischen Finanzkrachs des transatlantischen Finanzsystems, eine beispiellose Polarisierung in den USA um den laufenden Putschversuch gegen den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Operationen unter falscher Flagge, Goebbels-ähnliche Täuschungsoperationen gegen ganze Völker, Drogenepidemien, die eine neue Form von Opiumkriegen sind, die globale Migrationskrise, Terrorismus und Nazismus, eine Zunahme der Zentrifugalkräfte in der Europäischen Union, das Wiederaufkommen aggressiver, geopolitisch motivierter Bemühungen, eine Ordnung zu erhalten, die schon gar nicht mehr besteht – um nur einige der Herausforderungen aufzuzählen. Die Welt ist in Unordnung.

Wie realistisch ist angesichts einer so komplexen und scheinbar völlig gespaltenen Welt die Perspektive, die beim 19. Nationalkongreß der Chinesischen Kommunistischen Partei vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping dargelegt wurde, wo er für China das Ziel definierte, bis zum Jahr 2050 „ein starkes, demokratisches, kulturell fortgeschrittenes, harmonisches und schönes“, vollständig modernisiertes Land zu werden, und an einer Stelle sogar davon sprach, eine „schöne Welt“ aufzubauen, an der alle Nationen teilhaben?

Wenn man die oben aufgezählten Krisen und Herausforderungen als unzusammenhängende Einzelprobleme betrachtet, dann landet man in einer „schlechten Unendlichkeit“, in der viele davon unlösbar erscheinen. Wenn man jedoch erkennt, daß alle diese Probleme gemeinsame Züge haben, daß sie nämlich Derivate des alten Paradigmas einer untergehenden Epoche sind, dann kann man die Lösung finden, indem man sich an den Prinzipien der neuen Epoche orientiert.

Es gibt zwei „spielentscheidende“ Fragen für die nahe Zukunft, die völlig entgegengesetzte Wege in die Zukunft eröffnen. Die erste betrifft den monumentalen Machtkampf, der sich derzeit in den Vereinigten Staaten abspielt; entweder hat dort der Putschversuch gegen Präsident Trump Erfolg und er wird auf die eine oder andere Weise aus dem Amt gedrängt, oder aber die Mauschelei der Geheimdienstchefs der Regierung Obama mit den britischen Geheimdiensten GCHQ und MI-6 bei der Orchestrierung des „Russiagate“ gegen Trump – um zu verhindern, daß er seine Absicht realisiert, die Beziehungen zu Rußland auf eine gute Basis zu stellen -, führt zu Strafverfahren gegen ihre Betreiber. Sollten die Demokraten bei der Kongreßwahl die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen, dann werden sie versuchen, die laufenden Ermittlungen im Kongreß zu begraben, und die Konfrontationspolitik, die wir in den Sanktionen gegen Rußland und im Handelskrieg gegen China und der jüngsten Rede von US-Vizepräsident Pence sehen, wird sofort eskaliert werden. Wenn Trump jedoch seine Position festigen kann, dann besteht trotz all der kriegerischen Töne, die jetzt aus den USA kommen, das Potential, daß er in der zweiten Hälfte seiner ersten Amtszeit die Beziehungen zu Rußland verbessert und zu seiner ursprünglichen, positiven Haltung gegenüber China zurückkehrt.

Die zweite, damit zusammenhängende, spielentscheidende Frage ist eine Perspektive für einen Ausweg aus der „Thukydides-Falle“, dem scheinbaren Konflikt zwischen der Macht, die die Welt bisher dominiert hat, den USA, und der aufstrebenden Macht, China, indem man eine Lösung definiert, die weit über die bilaterale Situation zwischen den beiden hinausreichend die existentiellen Gefahren für alle Nationen anpackt und so das Niveau der Diskussion und des Denkens auf eine höhere Ebene anhebt.

Was mein Ehemann Lyndon LaRouche schon vor einigen Jahren vorgeschlagen hat, gilt immer noch: Die vier mächtigsten Nationen der Welt, die USA, Rußland, China und Indien – unterstützt von anderen, wie Japan, Südkorea und anderen – müssen kurzfristig ein Neues Bretton-Woods-System schaffen, um die potentiell verheerenden Konsequenzen eines unkontrollierten Finanzkrachs zu vermeiden. Dieses neue internationale Kreditsystem muß die Fehler des alten Bretton-Woods-System korrigieren, das nicht so verwirklicht wurde, wie es Präsident Franklin Delano Roosevelt beabsichtigt hatte, sondern durch den Einfluß von Churchill und Truman stark verwässert wurde. Es muß die uneingeschränkte Souveränität aller Nationalstaaten garantieren, die sich daran beteiligen, und es muß ihren die Möglichkeit verschaffen, zum gemeinsamen Nutzen aller, uneingeschränkt an den Vorteilen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts teilzuhaben.
Der Hauptaspekt dieses Neuen Bretton-Woods-Systems muß eine grundlegende Änderung in den monetären, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen den dominierenden Mächten und den sogenannten Entwicklungsländern sein. Wenn die Ungerechtigkeiten, die als Folge des modernen Kolonialismus weiterbestehen, nicht zunehmend beseitigt werden, dann kann es weder Frieden geben, noch können Herausforderungen wie die Migrationskrise oder der Terrorismus überwunden werden.

Das Grundkonzept eines solchen neuen Kredit- und Wirtschaftssystems existiert im Prinzip bereits in Präsident Xi Jinpings Gürtel- und Straßen-Strategie (Belt & Road Initiative, BRI). In den fünf Jahren ihrer Existenz hat sie bereits unter den rund hundert teilnehmenden Nationen eine beispiellose Dynamik von Hoffnung und Optimismus entfaltet, und angesichts der gewaltigen Fortschritte, die sie in der kurzen Zeit bereits gemacht hat, ist offensichtlich, daß Präsident Xi Jinpings Ziel, bis 2050 eine „schöne Welt“ für die ganze Menschheit zu schaffen, absolut erreichbar ist.

Das neue Geflecht der internationalen Beziehungen, das für das neue Paradigma gebraucht wird, wird bereits aufgebaut. Die Integration der Belt & Road-Initiative, die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, die Eurasische Wirtschaftsunion und die Organisationen des Globalen Südens schreiten mit Erfolg voran und schaffen bereits völlig neue strategische Bündnisse zum gegenseitigen Vorteil aller Beteiligten. Der „Geist der Neuen Seidenstraße“ hat bereits die meisten Länder Asiens und Lateinamerikas erfaßt, er bietet zum erstenmal seit Jahrhunderten Hoffnung für Afrika, das Präsident Xi als den Kontinent mit dem größten Entwicklungspotential bezeichnet und dem Präsident Putin versprochen hat, ihn „durch das Bereitstellen von Kerntechnik zu erleuchten“. Viele sprechen inzwischen von Afrika als dem „neuen China mit afrikanischem Charakter“! Und trotz des Widerstrebens der Europäischen Union und der gegenwärtigen Berliner Regierung wächst die Zahl der Länder in Europa, die sich in die Neue Seidenstraße integrieren wollen, wie die 16+1-Länder, Spanien, Portugal, die Schweiz, Holland und Belgien, und allen voran Österreich und Italien.

Die größte und unvermeidbare Herausforderung wird jedoch sein, eine Lösung zu finden, die die Vereinigten Staaten mit einschließt. Angesichts des gegenwärtigen Ausmaßes der Militarisierung der USA, sowohl hinsichtlich der Streitkräfte als auch der Bewaffnung der einheimischen Bevölkerung, wäre die Chance, daß die Vereinigten Staaten zerfallen oder sich so friedlich aus einer alternativen Weltordnung ausschließen lassen wie beim Ende der Sowjetunion, mehr oder weniger null. Die von Präsident Putin am 1. März angekündigte Militärpolitik bezüglich der russischen Rüstungsforschung und des strategischen Bündnisses zwischen Rußland und China zeigt, daß Rußland und China sich hierüber im klaren sind. Wenn man der Thukydides-Falle entkommen will, dann muß also eine Lösung gefunden werden, welche die Vereinigten Staaten auf einer höheren Ebene der Organisation der Weltordnung einschließt.

Die gemeinsame politische Plattform, die angeboten wird, muß aus der Sicht konzipiert werden, die Nikolaus von Kues als eine völlig neue Form des Denkens definierte, nämlich seine berühmte Coincidentia Oppositorum – das Eine, das einer höheren Ordnung der Realität angehört als das Viele. Das ist in Präsident Xi Jinpings Konzept der „Zukunftsgemeinschaft der Menschheit“ bereits impliziert.

Anstatt an die Frage eines neuen Geflechts der Beziehungen zwischen den Nationen der Welt vom Status quo aus heranzugehen, muß uns die Vision, wie die Menschheit in 50 oder hundert Jahren erwachsen werden soll, eine Reihe konkreter politischer Vorschläge für die Zusammenarbeit liefern. Bis dahin wird der wissenschaftlichen Theorie Wladimir Wernadskijs zufolge die Noosphäre ihre Herrschaft über die Biosphäre qualitativ ausgeweitet haben, und neue Generationen von Wissenschaftlern und klassischen Künstlern werden ausgehend von der Suche nach neuen Prinzipien der Natur und der Kunst miteinander kommunizieren.

Wie der deutsche Raketenforscher und Weltraumvisionär Krafft Ehricke ausgeführt hat, ist die Ausweitung der Infrastruktur zunächst in den erdnahen Weltraum, als Voraussetzung für die interstellare Raumfahrt, der nächste Schritt in der Evolution der menschlichen Gattung. Wie die Zusammenarbeit auf der Internationalen Weltraumstation ISS und die bahnbrechenden Entdeckungen des Weltraumteleskops Hubble zeigen, verändert die Betonung der Menschheit als raumfahrende Spezies grundlegend die Identität aller beteiligten Astronauten, Ingenieure und Wissenschaftler. Und die Vorstellung, daß wir in einem erdgebundenen System leben, in dem entgegengesetzte geopolitische Interessen um begrenzte Ressourcen streiten müssen, wird abgelöst durch die Vorstellung, daß die Menschheit gerade erst begonnen hat, ihre ersten Babyschritte in ein Universum hinein zu tun, in dem es schätzungsweise zwei Billionen Galaxien gibt.

Das chinesische Weltraumprogramm wird schon bald eine weitere beispiellose „Spielwende“ bringen, indem es die Welt in eine neue wissenschaftliche und industrielle Revolution führt. Zu den laufenden Chang’e-Mondmissionen gehört auch ein ehrgeiziges Programm, Helium-3 vom Mond zu holen, um es als Treibstoff für die kontrollierte Kernfusion auf der Erde zu verwenden. Wenn die Menschheit die Kernfusion beherrscht, dann werden wir auf absehbare Zukunft Energie- und Rohstoffsicherheit für die gesamte Menschheit haben.

In die gleiche Richtung geht die Chandrayaan-2-Mission der Indischen Weltraumforschungs-Organisation (ISRO), die auf der Mondoberfläche nach Spuren von Wasser und Helium-3 suchen wird. Präsident Trump hat die bemannte Raumfahrt, die Rückkehr zum Mond und Missionen zum Mars und „weiter entfernten Welten“ wieder zur nationalen Mission erklärt. Von diesen und ähnlichen Missionen anderer Weltraumnationen werden nicht nur die jeweiligen Länder, sondern die gesamte Menschheit profitieren. Die Weltraumwissenschaft wird alle Aspekte des Lebens auf der Erde verändern, wenn wir die Technik und die Methoden, mit denen wir die „Wüsten“ auf der Erde bewohnbar machen – wie bei der geplanten russischen Stadt Umka in der Arktis -, auch nutzen, um Siedlungen auf dem Mond zu schaffen. Weltraumtechnologien werden den Zugang zu moderner medizinischer Versorgung an allen Orten der Erde vollkommen revolutionieren, die Landwirtschaft wird von vielen Aspekten der Weltraumforschung profitieren. Die Kombination einer Fusionsökonomie und der Industrialisierung des Mondes als nächste Schritte eines unbegrenzten Prozesses der voranschreitenden menschlichen Beherrschung der Gesetze des Universums wird eine völlig neue Wirtschaftsplattform schaffen, in dem Sinne, wie Lyndon LaRouche es definiert hat.
Wenn die vielen notleidenden Menschen auf der Welt – ob sie nun als Flüchtlinge vor den Folgen von Armut und Krieg fliehen oder ob sie mit ansehen müssen, wie die Gesellschaft zerfällt, mit zunehmender Gewalt, Alkoholismus, Drogenmißbrauch, Depressionen oder anderen Ausdrucksformen der Verzweiflung -, wenn sie von dem unmittelbaren Potential für einen Durchbruch in eine neue Ära der Menschheit erfahren, dann würde der Geist der Neuen Seidenstraße sie erfassen und zu einem Leuchtturm der Hoffnung für alle werden.

Das ordnende Prinzip für die heutige, gespaltene Welt kann zur Grundlage einer gemeinsamen Führung der Präsidenten von China, Rußland, Indien und der Vereinigten Staaten werden.


Webcast mit Helga Zepp-LaRouche – 18. Oktober 2018

 


WEBCAST MIT HELGA ZEPP-LAROUCHE – 10. OKTOBER 2018


WEBCAST MIT HELGA ZEPP-LAROUCHE – 4. OKTOBER 2018

 


WEBCAST MIT HELGA ZEPP-LAROUCHE – 26. SEPTEMBER 2018

 

 


WEBCAST MIT HELGA ZEPP-LAROUCHE – 19. SEPTEMBER 2018


Webcast mit Helga Zepp-LaRouche – 5. September 2018

Willy Wimmer: 2018 wird uns wohl als letztes Friedensjahr in Europa in Erinnerung bleiben


Xi Jinping, die ästhetische Erziehung und Afrika – und die tiefe moralische Krise des Westens

Von Helga Zepp-LaRouche

Während das politische Establishment in Europa immer noch meint, im Besitz der allein seligmachenden Weisheit zu sein, was die angebliche Überlegenheit der „westlichen Werte“ angeht, haben mehr und mehr sogenannte „normale Bürger“ längst gemerkt, daß es eine immer tiefere Kluft gibt zwischen der offiziellen Darstellung der Ereignisse durch Politik und Medien, und der Realität, wie sie sich in den verschiedensten Aspekten des Lebens darstellt. So manchen beschleicht die Ahnung, daß die negative Medienberichterstattung über China und die Neue Seidenstraße vielleicht auch Fake News sind. In der Tat haben wir es bei den sogenannten „westlichen Werten“ und dem Konzept der „Neuen Seidenstraße“ mit dem Aufeinanderprallen zweier diametral entgegengesetzter Wertvorstellungen und einem völlig unterschiedlichen Menschenbild zu tun.

Seitdem sich China seit rund zehn Jahren und verstärkt in den letzten fünf Jahren im Rahmen seiner Seidenstraßen-Initiative in vielen Infrastrukturprojekten engagiert, u.a. Eisenbahnlinien, Industrieparks, Wasserkraftwerke und Industrialisierung der Landwirtschaft in Afrika, hat viele afrikanische Staatschefs ebenso wie die Bevölkerung ein völlig neues Selbstbewußtsein erfaßt: Sie sehen zum ersten Mal die realistische Chance, Armut und Unterentwicklung in absehbarer Zukunft zu überwinden. Dank der chinesischen Hilfe setzen sich eine ganze Reihe afrikanischer Staaten das Ziel, mittelfristig einen sehr guten Lebensstandard für die gesamte Bevölkerung zu erreichen.

Am Vorabend des FOCAC-Gipfels (Forum on China-Africa Cooperation), zu dem 53 afrikanische Staats- und Regierungschefs in Beijing erwartet werden, gab der Botschafter Ghanas in China, Edward Boateng, in einem Kommentar in Global Times dem Geist der Neuen Seidenstraße Ausdruck, der den afrikanischen Kontinent erfaßt hat: „Die Chinesen sind überzeugt, daß es für ein Land wie Ghana möglich ist, innerhalb einer Generation in eine technologisch entwickelte, moderne Volkswirtschaft transformiert zu werden.“

Boateng hat in dem einen Jahr, seitdem er in China akkreditiert ist, mehr als 16 Provinzen und viele Städte besucht, um den Erfolg des „chinesischen Wirtschaftswunders“ zu studieren und um dann in dem GT-Kommentar das Resümee zu ziehen: „Ich glaube, daß Ghana China als Spiegel benutzen kann, um widerzuspiegeln, wie wir einen ähnlich erfolgreichen Entwicklungsweg einschlagen können. Dabei betone ich vor allem, daß China in ein bedeutendes wirtschaftliches und technologisches Powerhouse transformiert worden ist, und wie es gleichzeitig in der Lage war, klare Aspekte seiner reichen Kultur zu erhalten.“ Boateng unterstrich, daß dazu der Aufbau einer starken Industriebasis, Investitionen in das menschliche Kapital, eine verbreitete Disziplin, eine ernsthafte Herangehensweise an die Lösung von Problemen auf allen Ebenen, unermüdliche Innovation, Wirtschaftswachstum und der Ausbau von Infrastruktur beigetragen haben, und daß eine aufgabenbezogene Disziplin und ein Vertrauen in die traditionellen kulturellen und humanistischen Werte zu der Geisteshaltung gehören, von deren Inspiration Ghana sehr profitieren könne. Er erinnerte daran, daß Ghana als erstes afrikanisches Land das Joch des Kolonialismus abgeworfen habe und dessen Gründungspräsident, Dr. Kwame Nkrumah, der Vater des Panafrikanismus gewesen sei, der sich tief in das Bewußtsein Afrikas und der Afrikaner eingegraben habe.

Kolonialistisches Denken im Westen

Natürlich hätten die Europäer seit langem und wie China jetzt seit zehn Jahren den afrikanischen Kontinent infrastrukturell und industriell entwickeln können. Was sie daran hinderte, war ein Fortbestehen des kolonialistischen Denkens, wie es in den brutalen Kreditauflagen des IWF und der eine Entwicklung unterdrückenden Politik der Weltbank zum Ausdruck kam. Während China und die afrikanischen Staaten die sie tief verbindende Freundschaft betonen, scheinen die wenigen Europäer, die allmählich angesichts der gigantischen Veränderungen in Afrika aufwachen, aber bestenfalls Sorge zu haben, daß China und andere asiatische Staaten sich den Zugang zu Afrikas Rohstoffen sichern.

Der deutsche Entwicklungsminister Müller kritisierte während seiner jüngsten Afrikareise, die ihn durch sieben Staaten führte, die Afrikapolitik der EU und der deutschen Regierung, die bisher nur darin bestanden habe, Mauern gegen die Flüchtlinge zu errichten: „In den nächsten zehn Jahren wird in Afrika mehr gebaut als in ganz Europa in den letzten hundert Jahren“, betonte Müller. In Mosambik habe er gesehen, über welch große Ressourcen dieser Kontinent verfüge, die Chinesen, Indien, Japan und die Amerikaner seien schon hier, nur die Deutschen nicht, die viele Chance liegen ließen.

Bundeskanzlerin Merkel, die zur gleichen Zeit Senegal, Nigeria und Ghana bereiste, wo sie mit Müller zusammentraf, hatte dort nach einem Treffen mit Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo die plötzliche Erkenntnis, daß die EU nur eine wohlhabende Zukunft haben werde, wenn man die Frage der Migration und die Frage einer Partnerschaft mit Afrika „managen“ könne; sie glaube nicht, daß der Zusammenhalt der EU andernfalls garantiert werden könne.

Nun bleibt aber zu sehen, was dieses „Managen“ konkret bedeutet, und ob es über die zynische bisherige Politik, nur Abkommen mit afrikanischen Regierungen über den Stopp der Migration und den Bau von Lagern, die Papst Franziskus schon mit Konzentrationslagern verglichen hat, hinausgeht. Wenig Gutes verheißt der jüngste Vorschlag des Sonderbeauftragten der deutschen Regierung für afrikanische Angelegenheiten, Günter Nooke, der allen Ernstes einen neuen Kolonialismus vorschlägt (Reuters, 29.8.): „Warum schafft man da nicht Sonderentwicklungszonen, in denen die Staaten für 50 Jahre ihre Hoheitsrechte abgeben und vielleicht die EU den Rechtsrahmen für Investitionen von Firmen aus dem Ausland garantiert?”

Noch ungeheuerlicher ist allerdings der Artikel „Auf dem Weg nach ,Eurafrika’“ im Bayernkurier vom 26. August, der im wesentlichen die absolut horrenden Thesen des jüngsten Buchs von Stephen Smith La Ruee vers L’Europe („Ansturm auf Europa: Das junge Afrika auf dem Weg zum Alten Kontinent“) nachleiert. Afrika erlebe das „rasendste Bevölkerungswachstum“, das die Welt je gesehen habe, es gebe eine „Bevölkerungsexplosion“ und einen „Jugendüberschuß“; mit ihrer Entwicklungshilfe „schießen sich die reichen Länder selbst ins Bein“, wird Smith zitiert, „indem sie den armen Ländern helfen, die Wohlstandsschwelle zu erreichen, die den Menschen erlaubt, sich überhaupt auf den Weg zu machen, schütten sie eine Prämie auf die Migration aus.“ Für die „Rückkehr zum Protektorat“ (so wie es auch Nooke fordert), in der er die einzige Möglichkeit sieht, die „Migranten-Sturmflut“ abzuwehren, sieht er durchaus Ansätze in den EU-Bemühungen um Verträge mit afrikanischen „Diktatoren“.

Offensichtlich ist sich der Bayernkurier knapp sieben Wochen vor der Landtagswahl nicht zu schade, ganz im Geiste Björn Höckes mobil zu machen. Also mit anderen Worten: Entwicklungshilfe geschweige denn Investitionen sollen unterbleiben, die Menschen lieber arm bleiben und möglichst früh sterben. Und mit diese „christlichen Werten“ will der Bayernkurier Wahlhelfer für die CSU sein?

Ganz anders dagegen die führende Nachrichtenagentur Chinas, Xinhua, die am 31. August als die Top-Meldung des Tages berichtete, daß Präsident Xi Jinping in einem Brief an die Professoren der Chinesischen Akademie der Schönen Künste (CAFA) die Bedeutung der ästhetischen Erziehung für die gesunde physische und geistige Entwicklung der Jugend betont habe. Die ästhetische Erziehung spiele eine wichtige Rolle in der Ausformung eines schönen Geistes, einer schönen Seele.

Auch wenn die Scheinwelt, die die Mainstream-Medien in Deutschland aufrecht zu erhalten suchen, es nie vermuten ließe: Die Welt bewegt sich mit schnellen Schritten in die Richtung, die Lyndon LaRouche und die mit ihm verbundene Assoziation seit Jahrzehnten zu verwirklichen sucht. So verwirklicht China heute die Politik, die wir schon 1980 in einem Buch zur Industrialisierung Afrikas veröffentlicht und seitdem in vielen Konferenzen präsentiert haben, u.a. im Landtagswahlkampf der BüSo 2009 mit dem Slogan: „Hessens Zukunft liegt in Afrika!

Und die Betonung der ästhetischen Erziehung durch Präsident Xi beweist auch die Richtigkeit der These der Autorin in einer Rede in New York im April 2017, daß es eine große Affinität zwischen dem Menschenbild und der Methode der ästhetischen Erziehung zwischen Konfuzius und Friedrich Schiller gibt. Der Unterschied besteht darin, daß China seine klassische Tradition hoch hält, während wir uns in Deutschland weit von unserer klassisch- humanistischen Kultur entfernt haben. Aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät – wir müssen nur Nikolaus von Kues, Kepler, Leibniz, Bach, Beethoven, Schiller, von Humboldt, um nur einige zu nennen, im Geist und in den Seelen unserer Jugend lebendig werden lassen und mehr Betonung auf ihre ästhetische Erziehung legen als auf Karriere, möglichst viel Geld zu verdienen, und die Befriedigung aller Begierden im Hier und Jetzt. Wenn Sie, verehrter Leser, diesen Zeilen beipflichten können, dann sollten sie bei dem Schiller-Institut aktiv werden.
zepp-larouche@eir.de


WEBCAST MIT HELGA ZEPP-LAROUCHE – 29. AUGUST 2018


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