von Kevin Gribbroek
Weniger als eine Woche nach der historischen Oasenplan-Konferenz des Schiller-Instituts fand am 19. April das 46. wöchentliche Internettreffen der Internationalen Friedenskoalition (IPC) statt. Das Hauptaugenmerk des Treffens lag auf dem Oasenplan als Teil einer umfassenden Politik für Frieden durch Entwicklung, aber gegen Ende kam ein wichtiges Thema auf: die Bedeutung schöner Kunst, um Menschen zu inspirieren und zu veredeln, sie „aus dem Sumpf“ zu holen. Es wurde deutlich, daß schöne Kunst und wirtschaftliche Entwicklung tatsächliche integrale Bestandteile desselben Ganzen sind, denen die Kraft innewohnt, wahren und dauerhaften Frieden zu schaffen, indem sie den Menschen die Vision einer schönen und wohlhabenderen Zukunft vermitteln.
Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin des Schiller-Instituts und Mitbegründerin der IPC, eröffnete die Konferenz mit ihrer Einschätzung, daß wir durch das Entstehen einer neuen Weltordnung „eine der traumatischsten Veränderungen der Konstellation auf der Welt erleben“. Im Zuge dieses Prozesses müsse man mit „großen Konvulsionen, Auswirkungen und dramatischen Erschütterungen“ rechnen, auch der Gefahr eines Weltkriegs, bis wir insgesamt eine friedlichere Ebene der Zusammenarbeit zwischen den Nationen erreicht haben. Die IPC sei insofern einzigartig, als sie nicht nur gegen Krieg und für Frieden ist, sondern einen Plan vorlegt, wie Frieden erreicht werden kann: Frieden durch wirtschaftliche Entwicklung. Sie hob hervor, daß hochrangige Diplomaten aus vier Ländern – Palästina, Südafrika, Rußland und Weißrußland – auf der Konferenz des Schiller-Instituts am 13. April den Oasenplan offen befürworteten. Aber am selben Tag habe der Iran seinen Raketen- und Drohnenangriff auf Israel als Vergeltung für Israels Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus vom 1. April unternommen, was zeige, wie nahe wir dem Dritten Weltkrieg sind.
Der nächste Redner, Terry Lodge, amerikanischer Anwalt und langjähriges Mitglied der Veterans for Peace, sprach über einen Brief, den die Veteranen kürzlich an Präsident Biden, das Außenministerium und das Energieministerium gesandt hatten.1 Darin wird die Geschichte von Israels „sehr beunruhigendem“ Atomwaffenprogramm zusammengefaßt und darauf hingewiesen, daß die US-Regierung nach US-Recht jedem Land, das den Atomwaffensperrvertrag nicht einhält, die finanzielle Unterstützung verweigern muß. Das müsse natürlich auch für Israel gelten. Er mache sich keine Illusionen, daß die USA die Hilfen für Israel streichen werden, hoffe aber, daß die Friedenskoalition eine internationale Debatte darüber anregt, wie die Biden-Regierung ihre eigenen rechtlichen Standards mißachtet. Lodge zufolge war der heutige Ministerpräsident Benjamin Netanjahu persönlich an der Schmuggeloperation beteiligt, durch die Israel in den Besitz von Atomwaffentechnik gelangte.
Jack Gilroy von Pax Christi berichtete über die jüngsten Aktionen gegen den Militärisch-Finanziellen Komplex. Am 15. April – einem wichtigen Tag in den USA, der „Tax Day“, an dem alle Steuererklärungen fällig werden – veranstalteten Gilroy und seine Mitstreiter Demonstrationen vor drei Rüstungsfabriken bei Scranton in Pennsylvania: General Dynamics, Hersteller von 155-mm-Artilleriegranaten, Lockheed Martin, größter Rüstungskonzern der Welt und Hersteller der lasergesteuerten Paveway-Bomben, und BAE Systems, Hersteller der Haubitze M777.
José Vega, unabhängiger LaRouche-Kandidat für den 15. Kongreßbezirk im New Yorker Stadtteil Bronx, berichtete, wie er dort gerade mit Helfern die notwendigen Unterschriften für die Wahlzulassung sammelt. Die Idee sei: „Die Bronx mit Optimismus überfluten – eine Botschaft der Hoffnung und des Friedens verbreiten.“ Obwohl sein Wahlbezirk zu den ärmsten in ganz Amerika gehört und 30% der Einwohner weit unter der Armutsgrenze leben, ist das Hauptthema seines Gegenkandidaten, des amtierende Abgeordneten Ritchie Torres, daß er ein „Vorkämpfer für Israel“ ist. Vega betonte, man müsse überall den Dialog- und Diskussionsprozeß der IPC nachahmen:
Ray McGovern, pensionierter CIA-Analyst und Mitbegründer der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (Geheimdienstveteranen für Vernunft, VIPS), sprach über Präsident Bidens Gastkommentar im Wall Street Journal vom 17. April.2 Biden wirbt darin für zusätzliche US-Finanzmittel in Milliardenhöhe für die Ukraine und preist besonders den enormen Nutzen dieses Geldes für Amerikas Wirtschaft – sprich die Rüstungsindustrie. McGovern beschrieb das als „Militärisch-Industriellen Komplex auf Steroiden“, von dem nur die Reichen profitieren.
In der Diskussion entwickelte sich ein interessanter Dialog aus dem Bericht einer führenden Aktivistin der LaRouche-Jugendbewegung (LYM) aus Mexiko. Sie berichtete von ihrer Erfahrung auf einer Veranstaltung für Palästina, bei der die Veranstalter eine geplante Vorführung des Oasenplan-Videos absagten und statt dessen ein schreckliches Video mit blutigen Bildern von leidenden und sterbenden Menschen in Gaza vorführten. Trotz ihrer guten Absichten waren die Veranstalter offenbar nicht an einer Diskussion über Lösungen interessiert. Es kam die Frage auf: Wie können wir den Menschen deutlich machen, daß solche schrecklichen Videos voller Gewalt die Menschen nicht veredeln und stärken, sondern sie entmenschlichen und desensibilisieren?
Zepp-LaRouche antwortete, man müsse deutlich machen, wie Tod und Leid „Haß, Gewalt, Verzweiflung und Pessimismus“ hervorrufen, was kontraproduktiv sei. Statt dessen müsse man die Menschlichkeit wecken und „den göttlichen Funken in den Menschen stärken, der sie dazu bringt, Gewalt für immer abzulehnen“. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, sei eine künstlerische Behandlung des Themas. Sie zeigte ein bewegendes dreiminütiges Video des bekannten deutschen Schauspielers Dieter Hallervorden, der sein Gedicht Gaza Gaza vor einem Videopanorama der Zerstörung des Gazastreifens und anderen Bildern rezitiert.3 Dabei spricht er die Menschen in Gaza direkt an, indem er dem Publikum den Rücken zuwendet, das sieht, wie er mit Gaza spricht, und sich von Zeit zu Zeit wieder dem Publikum zuwendet, um Mitgefühl und Leidenschaft für den Frieden zu wecken.
In ihrem Schlußwort kam Zepp-LaRouche noch einmal auf das Thema der ästhetischen Schönheit zurück, das eng mit dem „westfälischen“ Ansatz des Friedens durch Entwicklung verbunden sei – die einzige Möglichkeit, den Kreislauf der Gewalt in Südwestasien zu durchbrechen. Auch wenn es auf den ersten Blick unmöglich erscheinen mag, müßten die Menschen, um zu überleben, einen intellektuellen Sprung machen, um „die Vergangenheit hinter sich zu lassen und eine schöne Vision der Zukunft zu haben, die allen am Konflikt Beteiligten Hoffnung gibt“. Sie zitierte Friedrich Schillers Gedicht Hoffnung – „Zu was Besserm sind wir geboren!“ – und schloß, der Aufbau einer Dynamik für eine Entwicklungslösung „ist die Dynamik, die Berge versetzen kann“.