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Bericht IPC#126 – Frieden schaffen durch den „Zusammenfall der Gegensätze“

Bei der 126. wöchentlichen Internetsitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 31. Oktober stand im Mittelpunkt, wie das Denken des Nikolaus von Kues (1401-64) und von Lyndon LaRouche (1922-2019) heute dazu beitragen kann, den Absturz der Zivilisation in einen selbstmörderischen Weltkrieg zu stoppen und eine neue Renaissance auf der Grundlage einer neuen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur für alle Länder einzuleiten. Die Idee, bei der Diskussion über die akuten Gefahren der Gegenwart parallel auf Cusanus und LaRouche zurückzugreifen, stammt von Pater Harry J. Bury, der seit 70 Jahren Priester und Friedensaktivist ist, heute bei Twin Cities Nonviolent und der U.S. Catholic Priest Association. Die Gründerin des Schiller-Instituts und IPC-Initiatorin Helga Zepp-LaRouche kommentierte, Pater Burys Gedanken gehörten zu den wichtigsten Beiträgen aus den Vereinigten Staaten überhaupt.

Eine Woche zuvor, am 25. Oktober, hatte Papst Leo XIV. die katholische Welt – und viele andere informierte Kreise – mit seiner ungewöhnlichen fünfminütigen Ansprache vor Zehntausenden von Gläubigen auf dem Petersplatz anläßlich der Jubiläumsaudienz überrascht.1 Er nannte Cusas Ansatz wesentlich für unsere Zeit, weil sein bahnbrechendes Konzept des „Zusammenfalls der Gegensätze“ dazu aufrufe, jenseits aller Konfliktparteien und vermeintlichen Eigeninteressen das gemeinsame Wohl zu suchen und danach zu handeln. Das sei die Grundlage für Frieden und Hoffnung, auch wenn es „nicht sichtbar“ ist. Zepp-LaRouche begrüßte im IPC-Treffen die Rede des Papstes als „einen echten, echten Durchbruch”.

Pater Bury, ein Verfechter von Lyndon LaRouches Vorschlägen für Frieden durch Entwicklung, allen voran seinen Oasenplan für Palästina, erklärte: „Nikolaus von Kues und Lyndon LaRouche haben gesagt: Wir alle können lernen, wir alle können wachsen, wir alle können uns verändern. Es gibt Hoffnung für die Menschheit.“

Die gegenwärtigen Gefahren

Die aktuellen Gefahren wie drohender Atomkrieg, westlicher Rüstungswahn und Wirtschaftskollaps wurden von Zepp-LaRouche schon in der Eröffnungsrede angesprochen und in den folgenden fünf Beiträgen weiter ausgeführt. Darauf folgte eine Diskussion mit Fragen der Hunderten von Zuhörern aus mehr als 30 Ländern.

Trotz Hoffnungsschimmern am Horizont wie dem Gipfeltreffen von Trump und Xi am 30. Oktober gebe es viele Situationen extremer Spannungen, so Zepp-LaRouche. Einige europäische Regierungen seien regelrecht psychotisch. Sie zitierte die unbedachte Äußerung des belgischen Verteidigungsministers Theo Francken, ein Krieg mit Rußland sei zu gewinnen, indem man „Moskau von der Landkarte tilgt“. Zur Wirtschaftskrise in den NATO-Staaten sagte sie: „Die gesamte deutsche Industrie bricht zusammen… Die sozialen Folgen dieses Zusammenbruchs werden enorm sein.“

Zu aktuellen Krisenherden betonte sie, niemand solle sich von dem Märchen täuschen lassen, Venezuela werde von einem Drogenkartell regiert. Ein Versuch eines Regimewechselkrieges dort „könnte zu einer Explosion in ganz Lateinamerika führen“.

Sie verwies auf die Bedeutung des Gaza-Volksgerichtshofs am vergangenen Wochenende in Istanbul. Der Präsident des Gerichtshofs ist der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in den palästinensischen Gebieten, Richard Falk, der auch schon zur IPC gesprochen hat. Falk betont, wenn die Staaten sich weigern, etwas gegen großes Unrecht zu tun, müsse man an das Gewissen der Menschen appellieren. Die „Elders“ (zu deutsch etwa: „Graue Eminenzen“), eine von Nelson Mandela gegründet hochrangige Gruppe ehemaliger Staatsmänner, fordert die Freilassung des palästinensischen politischen Gefangenen Marwan Barghouti,2 so wie es die LaRouche-Bewegung schon zu Jahresbeginn gefordert hatte.3

Gefahr eines Atomkriegs

Ray McGovern, ehemaliger CIA-Analyst und Mitbegründer der Geheimdienstveteranen für Vernunft (VIPS), sprach die Gefahr eines Atomkrieges direkt an. Er erinnerte daran, wie der neokonservative Fanatiker John Bolton 2002 Präsident George W. Bush ermutigte, aus dem ABM-Vertrag auszusteigen. In den folgenden Jahren lehnte die USA alle Verhandlungsbemühungen Rußlands ab, und der Westen log, er würde die Raketenabwehr in Osteuropa nur wegen der (nicht existenten) iranischen Bedrohung stationieren.

Präsident Putin habe darauf mit seiner berühmten Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 reagiert, wo er ankündigte, wegen der Aufkündigung der Rüstungskontrollabkommen durch die USA werde Rußland neue strategische Waffen entwickeln. McGovern zeigte einen Ausschnitt aus einer Rede Putins 2016 vor westlichen Journalisten, worin er ankündigte, sein Land werde neue Offensivwaffen entwickeln, die nicht abgefangen werden können. Dies sei der Ursprung der Waffensysteme Oreschnik, Burewestnik und Poseidon, technische Durchbrüche, von denen die NATO weit entfernt ist und die von keiner bestehenden Raketen- und Luftabwehr abgefangen werden können.

Nun liege ein russisches Angebot auf dem Tisch, die Beschränkungen des New-START-Vertrags weiter einzuhalten, wenn die USA es auch tun. Dieses Angebot wurde am 22. September unterbreitet, aber es gab bisher keine offizielle Antwort aus den USA.

John Steinbach vom Hiroshima-Nagasaki-Friedenskomitee erinnerte an die Anti-Imperialistische Liga, die Ende des 19. Jahrhunderts Menschen mit unterschiedlichem ideologischem Hintergrund willkommen hieß. Er verwies auf den 28. Oktober als „Wasili-Archipow-Tag“, benannt nach dem sowjetischen Marineoffizier, der während der Kubakrise einen Atomkrieg verhinderte, indem er den Befehl zum Abschuß eines Atomtorpedos widerrief. Steinbach lobte, daß Präsident Trump „wenigstens den Anschein von Verhandlungen“ mit Rußland mache, anders als Biden. Er zitierte den Philosophen Baruch Spinoza: „Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern eine Tugend, eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Wohlwollen, Vertrauen und Gerechtigkeit.“

Zepp-LaRouche bat McGovern um einen Kommentar zu den derzeitigen hektischen Kriegsvorbereitungen in Europa. Er antwortete, offenbar gebe es keine Geheimdienstexperten mehr wie noch in den 80er Jahren – mutige Menschen wie jenen CIA-Beamten, der seine Vorgesetzten warnte, die Sowjets seien überzeugt, das Manöver Able Archer sei eine Tarnung für einen atomaren Angriff.

Jack Gilroy, führendes Mitglied von Veterans for Peace und Pax Christi, warnte, der Wahnsinn des Militarismus, motiviert durch den Militärisch-Industriellen Komplex, sei zurückgekehrt. Er zitierte den Chef von Raytheon (heute RTX Corp.), der vor dem Krieg in der Ukraine sagte, die Spannungen in Osteuropa seien eine „Gewinnchance” für sein Unternehmen. Gilroy forderte, öffentliche Schulen sollten lehren, daß die Vorstellung, „daß das Militär uns Sicherheit und Schutz bietet”, eine ebenso große Lüge sei wie unter den Nazis, und daß Schüler einen Eid ablegen sollten, sich nicht bei Unternehmen aus dem Militärisch-Industriellen Komplex zu bewerben.4

McGovern und Gilroy, beide Katholiken, sprachen über ihre Hoffnungen und Enttäuschungen in Bezug auf die Kirche. Zepp-LaRouche betonte erneut die Bedeutung von Papst Leos Einsatz für das Werk von Cusanus. Der sei zu Lebzeiten so umstritten gewesen, daß man vom „Lyndon LaRouche seiner Zeit“ sprechen könne.

Kues wurde in den Index der verbotenen Bücher der katholischen Kirche aufgenommen, und LaRouche wurde zu Unrecht angeklagt und ins Gefängnis gesteckt – darauf wies Dennis Small hin, ein Mitarbeiter LaRouches, der selbst ebenfalls inhaftiert wurde. Small forderte LaRouches Rehabilitierung.

Zepp-LaRouche sagte, der Einsatz des Papstes eröffne der Kirche und allen Religionen eine Chance, ihre Vorurteile abzulegen und helfen, Frieden für die Menschheit zu schaffen.

Dr. Feroze Sidhwa, ein amerikanischer Chirurg, der viel in Palästina gearbeitet hat, berichtete über seine Erfahrungen in Gaza, wo er sich freiwillig im Europäischen Krankenhaus in Khan Younis, bei der Weltgesundheitsorganisation und bei der NGO MedGlobal engagiert hat. Er sagte: „Seit dem Waffenstillstand hat sich in Gaza nicht viel geändert… Die Lage ist nach wie vor sehr, sehr ernst.“ Israel erlaube den Wiederaufbau nur in den Enklaven, wo vier von Israel unterstützte Banden herrschen, und nutze dies für Propagandazwecke – „mit das Zynischste, was ich in meinem Leben gesehen habe“. Er verurteilte US-Ärzteverbände, die zum Völkermord in Gaza und sogar zu Israels zahlreichen Morden an medizinischem Personal schweigen.

Schlußfolgerungen

In den kurzen Schlußbemerkungen äußerte Gilroy die Hoffnung, daß Leo ebenso wie Papst Franziskus das Konzept eines „gerechten Krieges“ verurteilt. Pater Bury betonte, Jesus habe uns gelehrt, unsere Feinde zu lieben, und das sollte das Leitprinzip unserer politischen Tätigkeit sein.

Steinbach sagte, Israel benutze sein Atomwaffenarsenal zur Erpressung, so wie 1973, als es mit dem Einsatz von Atomwaffen drohte, als US-Präsident Nixon die Militärhilfe zurückhalten wollte. McGovern ergänzte, Israel habe 1973 ein Angebot für einen gegenseitigen Verteidigungsvertrag mit den USA abgelehnt, weil ein solcher Vertrag international anerkannte Grenzen erfordert.

Zepp-LaRouche reflektierte über die Religionen, die in den Diskussionen dieser Woche wiederholt ein Thema waren. Das Problem sei in allen Religionen der Fundamentalismus, wo Menschen überzeugt sind, allein die Wahrheit zu kennen und allen anderen überlegen zu sein. Aber jede Religion habe auch eine Strömung, für die Wissenschaft und Glaube kein Widerspruch sind. Dies verkörpere Nikolaus von Kues, der im 15. Jahrhundert enorm wichtige Entdeckungen über den Menschen und das Universum machte. Papst Leos Entscheidung, Kues‘ Rolle bewußt hervorzuheben, sei ist ein nicht zu unterschätzender Durchbruch.           eir


Die Zeit wird knapp

Bericht vom 125. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Die 125. wöchentliche Internetsitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 24. Oktober war nicht die übliche Podiumsdiskussion, sondern ein Dialog zwischen der Gründerin des Schiller-Instituts und Initiatorin der IPC, Helga Zepp-LaRouche, und Theodore Postol, emeritierter Professor für Wissenschaft, Technologie und nationale Sicherheit am Massachusetts Institute of Technology.

Zepp-LaRouche beschrieb eingangs die jüngsten strategischen Turbulenzen, bei denen man zwischen Hoffnung und Chaos hin- und hergerissen sei. So habe das Wall Street Journal berichtet, die USA hätten der Ukraine erlaubt, mit Tomahawk-Raketen Ziele tief in Rußland anzugreifen. US-Präsident Trump habe dies dementiert, und Präsident Putin habe gewarnt, daß die russische Reaktion darauf ernst und sogar überwältigend wäre. Zudem gebe es auch Verwirrung um das geplante Gipfeltreffen zwischen Trump und Putin in Budapest – erst sollte es stattfinden, dann wieder nicht. In Bezug auf Gaza bemerkte sie: „Das sogenannte Friedensabkommen scheint nicht zu halten.“ Die israelische Knesset habe für die Annexion des Westjordanlands gestimmt – eine klare Ablehnung eines palästinensischen Staates und ein Signal für Sabotage des Friedensprozesses. Die Chance, den Dritten Weltkrieg zu verhindern, könnte bald vorüber sein, warnte Zepp-LaRouche.

Grund zur Hoffnung sei dagegen die erfolgreiche Diskussionsrunde über das Projekt des Beringstraßen-Tunnels (siehe Das Beringtunnel-Projekt weist den Weg zum „Frieden durch Entwicklung“) am 22. Oktober mit Experten aus Ingenieurwesen, Eisenbahnbau, Finanzen und Diplomatie aus den USA, Rußland, Italien und Deutschland.1

Putins Nervenstärke und deutscher Wahnsinn

Zepp-LaRouche sagte, man könne Putins „scheinbar unendliche Geduld nur bewundern“. Die Befürworter eines Regimewechsels, die diesen besonnenen Putin unbedingt loswerden wollen, hätten wohl nie darüber nachgedacht, wer an seine Stelle treten soll und damit den Finger an Rußlands Atomknopf hätte. Postol teilte ihre Meinung: „Wann immer Putin Zurückhaltung zeigt, die die Menschheit vor einer Katastrophe bewahrt, halten sie das für ein Zeichen seiner Schwäche… Er beweist eine außergewöhnliche Fähigkeit, diese Situationen geschickt zu meistern… Wir können nur dankbar sein, daß wir in der russischen Führung nicht jemanden wie Joe Biden haben.”

Dagegen warf Zepp-LaRouche Bundeskanzler Merz seine „idiotische Politik“ der strategischen Unberechenbarkeit in Bezug auf die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine vor. Den Gegner so im Ungewissen zu lassen, sei ein Spiel mit dem Feuer. Postol fügte hinzu, er könne kaum glauben, daß jemand so wenig Verständnis von Geschichte hat, um sich so zu verhalten wie Merz. „Deutschland wird heute von seiner politischen Führung und von der amerikanischen Führung strategisch getäuscht.“ Merz lüge, wenn er behauptet, die US-Raketen, die nächstes Jahr in Deutschland stationiert werden sollen, würden nicht mit Atomwaffen bestückt sein. „Die Russen werden keine andere Wahl haben, als davon auszugehen, daß diese Waffen atomar bewaffnet sind.“ Denn als konventionelle Waffen seien sie sinnlos. Er verglich das mit der Stationierung der Raketenabwehr in Polen und Rumänien, die sehr schnell zu Offensivraketen umgerüstet werden könne – die Russen könnten es sich nicht leisten, darüber zu spekulieren, welchen Status diese Raketen gerade haben. Merz‘ Politik werde die Wahrscheinlichkeit eines Atomkriegs auf deutschem Boden enorm erhöhen.

Am Rande eines Atomkrieges

Postol sagte, die letzten Tagen hätten katastrophale Ereignisse gebracht, Trumps Äußerungen und Handlungen hätten die Aussichten auf diplomatische Fortschritte ernsthaft beeinträchtigt. Putin habe das kluge Angebot gemacht, daß beide Länder sich noch ein Jahr lang an die Bestimmungen des New START-Vertrags halten, während sie über dessen Verlängerung verhandeln. Wegen Trumps Verhalten „glaube ich aber, daß Rußland nun in eine Situation gebracht wurde, in der es tatsächlich keine andere Wahl mehr hat, als seine Sicherheitsbedenken auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zu lösen“.

Postol, einer der weltweit führenden Experten für die Folgen des Einsatzes von Atomwaffen, griff einige der alarmierenden Informationen auf, die er bereits in früheren IPC-Sitzungen vorgestellt hatte. „Ein Atomkrieg wäre praktisch das Ende der modernen Zivilisation. Das ist schlicht eine Tatsache der Physik… Einen Atomkrieg zu führen und gewinnen, ist schlicht technisch unmöglich.“ Die Aussagen von Merz, Frankreichs Präsident Macron und dem britischen Premier Starmer bewiesen leider eine völlige Unkenntnis dieser Tatsachen.

Wegen der extrem zerstörerischen Folgen wäre jedes Land, das mit Atomwaffen angegriffen wird, dazu gezwungen, mit Atomwaffen zu antworten, um sich selbst zu retten. Postol erinnerte an die Stabsübung „Able Archer“ 1983 mit hochrangigen Teilnehmern, darunter der damalige US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger. Am fünften Tag der Übung sei die Situation zum strategischen Einsatz von Atomwaffen eskaliert, und in dem Moment hätten in der Simulation die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion nicht mehr existiert.

Postol erläuterte auch die physikalischen Auswirkungen eines Atomwaffeneinsatzes. Die meisten Menschen dächten, die größte Zerstörung richte die Schockwelle an, aber das sei nur ein Nebeneffekt. Ungeheure Schäden gäbe es durch den ersten Feuerball, viel schlimmer als die Schockwelle. Der Feuerball würde Brände über einem riesigen Gebiet auslösen, etwa 600 bis 700 Quadratkilometer würden sofort in Flammen aufgehen. Durch Aufwärtskonvektion würden Hurrikan-artige Stürme in dieses Gebiet gesaugt und einen gigantischen Feuer-Tornado verursachen. Schutzräume würden sich in Brennöfen verwandeln. Die Schockwelle ginge mit Winden von 300 Stundenkilometern einher. Postol veranschaulichte all dies sehr dramatisch und leidenschaftlich mit historischen Bildern.

Europas Kriegstanz

Zepp-LaRouche erinnerte daran, daß Putin vor einem Jahr Rußlands strategische Doktrin geändert hat; anstelle eines praktischen Verzichts auf den Ersteinsatz von Atomwaffen behalte sich Rußland jetzt das Recht vor, Atomwaffen auch einzusetzen, wenn ein konventionell bewaffnetes Land, das von einer Atommacht unterstützt wird, seine Existenz bedroht. Die bisherige Doktrin hätte nicht ausgereicht, um existentielle Bedrohungen abzuschrecken.

Postol kommentierte die Aufrüstung der führenden NATO-Staaten: „All dieses Gerede über einen Krieg mit Rußland ist fast schon lächerlich.” Rußland habe offensichtlich nicht die Absicht, in Europa einzumarschieren oder die Ukraine zu besetzen. Das Verhalten des Westens habe es jedoch zum Handeln gezwungen. Im Januar 2022 habe Außenminister Blinken dem russischen Außenminister Lawrow erklärt, die USA würden sich das Recht vorbehalten, in der Ukraine Atomwaffen zu stationieren. Wie könne es da jemanden überraschen, wenn Rußland in die Ukraine einmarschiert?

Zepp-LaRouche fragte Postol nach seiner Meinung zu den lautstarken Forderungen nach konventioneller Aufrüstung. Er antwortete, der Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft sei eine direkte Folge des Ukrainekrieges. Als US-Präsident Biden die Nord-Stream-Pipeline sprengen ließ, habe das Deutschland viel mehr geschadet als Rußland. „Deutschland befindet sich in einem Prozeß der Deindustrialisierung”, aber das sei Merz egal. Der wolle den Deutschen ihre begrenzten Mittel wegnehmen, um einen völlig unnötigen Krieg gegen Rußland vorzubereiten. Die europäischen Regierungen seien so verzweifelt darauf aus, die Verantwortung für den eigenen wirtschaftlichen Zusammenbruch zu vertuschen, daß sie bereit seien, einen Krieg mit Rußland anzufangen.

Gut und Böse

In der Diskussion gab es eine Frage über „das Böse in der strategischen Politik”. Zepp-LaRouche betonte dazu das letzte ihrer „Zehn Prinzipien einer neuen internationalen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur“, – daß der Mensch im Grunde gut ist.2 Der Ursprung des Bösen liege im System der Oligarchie. Friedrich Schiller habe gesagt, die wichtigste Voraussetzung für die Menschheit sei das Empfindungsvermögen (Empathie). Was nütze es einem Menschen, wenn auf seinem Grabstein steht, er habe 200 Porsche gehabt und kiloweise Kaviar gegessen? Hannah Arendt habe mit ihrer These von der „Banalität des Bösen“ nicht ganz falsch gelegen.

Postol stimmte zu, daß der Mensch gut ist, jedoch mit Einschränkungen. Denn der Mensch sei auch „mit tierischen Instinkten verflucht“, wir hätten beides. Wir bräuchten eine Welt, in der die Vernunft unsere tierischen Instinkte überwältigen kann. Leider gebe es heute nur sehr wenige Menschen in Machtpositionen, die Gutes tun wollen. Die heutigen führenden europäischen Politiker hätten die Bedingungen geschaffen, die den Krieg in der Ukraine auslösten. Ihnen fehle der Mut eines Nikita Chruschtschow, zuzugeben, wenn sie Fehler gemacht haben.

Fazit

Zepp-LaRouche würdigte Postol als wichtige Stimme der Vernunft. Wer nicht von dem ausgehe, was Postol über die Realität eines Atomkrieges sagte, werde am Ende falsch liegen. Alle Teilnehmer sollten ihre Bemühungen verstärken, den Marsch in einen Atomkrieg zu stoppen, bevor sich das Zeitfenster für immer schließt.

eir


Anmerkungen

1. https://www.youtube.com/live/ZHLA4LPrj4U

2. https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/11/30/zehn-prinzipien-fuer-eine-neue-internationale-sicherheits-und-entwicklungsarchitektur/


„Dies ist ein sehr kostbarer Moment“

Bericht vom 124. Treffen der Internationalen Friedenskoalition


Die 124. wöchentliche Online-Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 17. Oktober
begann mit optimistischen Worten von Helga Zepp-LaRouche, der Gründerin des Schiller-Instituts
und IPC-Initiatorin: „Alle vernünftigen Menschen auf der Welt sollten sich über das jüngste
Telefonat zwischen Präsident Trump und Präsident Putin freuen.“ Sie kündigte an, daß die beiden
Präsidenten sich bald in Budapest treffen wollen. Sie hatte noch keine Informationen über Trumps
Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj am selben Tag, sagte jedoch, über der
Lieferung von Tomahawk-Raketen an die Ukraine stehe nun ein „großes Fragezeichen“. Sie
erwähnte die Idee eines „Putin-Trump-Tunnels“ zwischen Alaska und Sibirien. Eine multinationale
Erschließung Sibiriens wäre ein „unglaublicher Schub für die Weltwirtschaft“.


Dies bringe die Idee auf den europäischen Kontinent zurück, daß „Diplomatie der Weg zur Lösung
von Konflikten ist“, so Zepp-LaRouche. Die Dynamik von Trumps Friedensplan für Gaza habe auf
die Situation in der Ukraine übergegriffen.


Gestern erschien ein sehr wichtiges Interview von ihr mit dem Botschafter der Palästinensischen
Autonomiebehörde in Dänemark, Prof. Manuel Hassassian 1 , das die dringende Notwendigkeit des
Ansatzes „Frieden durch Entwicklung” unterstreicht. Im Mittelpunkt steht dabei der „Oasenplan“,
den Lyndon LaRouche 1975 erstmals vorgeschlagen hat 2 .


Frühe Pläne für Frieden durch Entwicklung


Später berichtete Tim Rush vom Schiller-Institut über eine Konferenz von Denkfabriken in
Washington, bei der er eine Verschiebung der Weltmeinung gegen Israels Völkermord feststellte. Er
intervenierte dort aus dem Publikum und verwies auf den Oasenplan und auf die Konferenz
„Wasser für den Frieden” der Eisenhower-Regierung 1967, um zu veranschaulichen, daß diese
Ideen eine lange Geschichte haben. Er erwähnte einen EIR-Artikel vom Juni 2024 „Als ‚Wasser für
den Frieden‘ im Mittelpunkt der US-Politik stand: 1953-1968“ 3 . Co-Moderator Dennis Speed wies
auf eine ähnliche historische Parallele hin, eine handgezeichnete Karte, die kürzlich vom russischen
Botschafter in den USA geteilt und von der Kongreßabgeordneten Anna Paulina Luna veröffentlicht
wurde. Sie zeigt eine „Kennedy-Chruschtschow-Weltfriedensbrücke” über die Beringstraße, einen
Vorläufer von LaRouches Vorschlag des Beringstraßen-Tunnels in seinem Weltlandbrückenplan.


Dialog zwischen Israelis und Palästinensern


Ali Rastbeen, französischer Staatsbürger iranischer Herkunft und Direktor der Académie
Géopolitique de Paris, sagte zum Gaza-Friedensplan, die regionalen Akteure müßten ein Gleichgewicht zwischen Israels Sicherheit und Gerechtigkeit für die Palästinenser wahren. Er hob
besonders den Iran hervor: „Der Iran hat geschwiegen, keine offizielle Erklärung… Das hat man
seit 1979 nicht mehr gesehen.“ Dies sei eine große strategische Veränderung. „Der Iran wurde an
den Rand gedrängt und projiziert seine Macht nicht mehr durch Stellvertreter…, eine erzwungene
Neudefinition seiner Rolle… Sein Einfluß hat abgenommen zugunsten der arabischen Länder.“
Rastbeen betonte, mit dem Ende der Stellvertreterkriege beginne eine neue Ära. Regionale Macht
im Nahen Osten werde nun an der Fähigkeit gemessen, zu verhandeln, für Stabilität zu sorgen und
zu kooperieren.


Mossi Raz, ehemaliges Mitglied der Knesset und Direktor von Peace Now in Israel, konstatierte,
weder die Hamas noch Israel könnten ihre Probleme mit Gewalt lösen, und der Druck der
internationalen Gemeinschaft habe das Abkommen ermöglicht. Dessen Erfolg sei aber durch
Mißverständnisse auf beiden Seiten gefährdet: Die Palästinenser seien verärgert, daß Israel
weiterhin Palästinenser tötet, die Israelis seien verärgert, weil die Hamas nicht alle toten Geiseln
übergab. Die internationale Gemeinschaft müsse weiter Druck auf beide Seiten ausüben, damit sie
sich an das Abkommen halten und der Krieg nicht wieder ausbricht.


Dann wurde ein Ausschnitt aus Zepp-LaRouches Videointerview mit Dr. Hassassian gezeigt, der
sagte, für einen Durchbruch in den Verhandlungen „läßt Präsident Trump gegenüber Israel seine
Muskeln spielen“. Die Besatzung müsse enden, ein unabhängiger palästinensischer Staat in den
Grenzen von 1967 sei für dauerhaften Frieden und Sicherheit notwendig. Zepp-LaRouche
antwortete, dies sei „ein sehr wertvoller Moment“, um mit dem Oasenplan die gesamte Dynamik in
der Region zu verändern. Hassassian stimmte zu: „Dies ist der richtige Zeitpunkt für Ihre
Organisation, den Oasenplan voranzutreiben und zu vermarkten.“ Die Vorteile kämen nicht nur den
Palästinensern, sondern der gesamten Region zugute.


Zepp-LaRouche sagte, Rastbeens Beschreibung eines Wandels von Ideologie zu Diplomatie im Iran
sei ein interessanter Aspekt. Die wichtigste Veränderung werde jedoch die Perspektive
wirtschaftlicher Entwicklung sein, das würde die Parameter völlig verändern. Statt Zwang brauche
man eine „Politik des gegenseitigen Nutzens“. Raz unterstützte den Oasenplan, fügte jedoch hinzu,
die wirtschaftliche Dimension sei ein wichtiger Faktor, aber nicht der einzige.
Diskussion


Ein Teilnehmer fragte, ob „Frieden durch Entwicklung“ wirklich so wünschenswert sei, da das
Wachstum unseren „endlichen Planeten“ bedrohe. Zepp-LaRouche antwortete, es sei ein
weitverbreitetes Mißverständnis, daß Wachstum immer linear und quantitativ sein muß, während
das Schiller-Institut qualitatives Wachstum vorschlägt, wie z.B. die Entwicklung der
Fusionsenergie, die China derzeit verwirklicht.


Speed fragte Raz nach der Aussage des Knesset-Sprechers Avraham Burg, Israels Vorgehen stehe
im Widerspruch zur jüdischen Tradition. 4 Raz betonte die Bedeutung von Diplomatie und Dialog.
Zepp-LaRouche fügte hinzu, daß wir zu einem Dialog der Kulturen aufgerufen haben, auf der
Grundlage der besten Traditionen jeder Kultur in Wissenschaft und Kunst, in denen sich die
menschliche Kreativität ausdrückt. „Die Menschen haben die Vorstellung davon verloren, was eine
Renaissance wirklich ist. Die Zusammenarbeit zwischen den Kulturen würde immer neue
Entwicklungen anstoßen.“


Ein Teilnehmer fragte, ob wir von einem „neuen Bewußtsein“ sprechen, das man noch nie zuvor
gesehen hat? Zepp-LaRouche antwortete, wir sollten sowohl unsere besten Traditionen
wiederbeleben als auch Neues schaffen. Dies müsse sich von der heutigen Kultur der Verdummung
genauso abheben wie die Renaissance vom Mittelalter, in dem Aberglauben und Barbarei
herrschten.


Eine afrikanische Teilnehmerin unterstützte den Oasenplan, fragte aber, warum man den Tätern bei
Völkermord und mörderischen Sanktionen vergeben solle? Zepp-LaRouche betonte, wir müßten die
Wendepunkte in der Geschichte nutzen, an denen wir die Zukunft beeinflussen können.
Gegenwärtig sähen wir das Ende von 500 Jahren Kolonialismus. Man dürfe nicht versuchen,

anderen das westliche neoliberale Modell aufzuzwingen, sondern müsse die Einzigartigkeit
verschiedener Kulturen respektieren. Wir müßten die Vorstellung beenden, daß Konflikte mit
militärischen Mitteln gelöst werden können.


Raz sagte, man müsse den Oasenplan in andere Themen integrieren, die gelöst werden müssen, und
bis alle gelöst sind, werde es Jahre dauern.


Es wurde auch nach Chinas verschärften Exportkontrollen für Seltenerdmetalle gefragt, und Zepp-
LaRouche antwortete: „Das kann den gesamten Militärisch-Industriellen Komplex zum Stillstand
bringen.“ Chinas nächster Fünfjahresplan könnte eine Veränderung der Beziehungen zwischen den
Nationen bedeuten – ein Modell auf der Grundlage von Souveränität, Nichteinmischung und
Zusammenarbeit.


Eine Ecuadorianerin berichtete, wie die neue neoliberale Regierung dort die indigene Bevölkerung
angreift, die gegen ungerechte Austerität protestiert. Co-Moderator Dennis Small sagte, Ecuador
sei Teil eines größeren Musters: Die Neokonservativen seien bereit, Krieg gegen Venezuela zu
führen, in Peru die Regierung zu stürzten (was mit einem inszenierten Skandal bereits passiert ist)
und Argentinien finanziell zu retten, um ihre Kontrolle aufrechtzuerhalten.


Zepp-LaRouche erinnerte daran, daß das kommende Treffen zwischen Trump und Putin in
Budapest wegen der akuten Gefahr eines Atomkrieges ganz entscheidend sei. Prof. Ted Postol habe
diese Gefahr in der IPC-Sitzung der vergangenen Woche dargelegt. In der nächsten Sitzung werde
er einen weiteren Vortrag halten: „Im Zeitalter der Atomwaffen können wir Krieg nicht als Mittel
zur Konfliktlösung einsetzen“. eir

Anmerkungen

  1. https://schillerinstitute.com/blog/2025/03/24/stop-the-bombing-rebuild-with-the-Oasenplan-
    palestinian-ambassador-to-denmark-dr-manuel-hassassian-gives-interview-to-schiller-institute/
  2. Einzelheiten des Oasenplans siehe https://youtu.be/2qmFdGScraI
    und https://schillerinstitute.com/the-oasis-plan-the-larouche-solution-for-southwest-asia/
  3. https://larouchepub.com/eiw/public/2024/eirv51n26-20240628/eirv51n26-20240628_021-
    when_water_for_peace_was_at_the.pdf
    vgl. https://solidaritaet.com/neuesol/2024abo/4/wasser.htm
    (Bezahlschranke).
  4. https://substack.com/home/post/p-175939612


Internationale Friedenskoalition #124, 17. Oktober 2025, 17.00 Uhr MEZ

Die Parameter verändern, um ein neues Paradigma zu schaffen

124. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Die Parameter verändern, um ein neues Paradigma zu schaffen

17. Oktober 2025
17.00 Uhr

Bitte mobilisieren Sie Ihre Organisationen.
Schließen Sie sich der Internationalen Friedenskoalition an, um gemeinsam mit führenden Persönlichkeiten aus aller Welt auf echten Frieden hinzuarbeiten. Diese Woche werden Ali Rastbeen, Direktor der Académie Géopolitique de Paris, Mossi Raz, ehemaliges Mitglied der Knesset und ehemaliger Generaldirektor von Peace Now, sowie weitere Personen, die in Kürze bekannt gegeben werden, an der Diskussion teilnehmen.
Bitte senden Sie uns so schnell wie möglich Berichte und Initiativen für die Tagesordnung zu.

Zur Anmeldung

Die Welt schaut gebannt auf das fragile Friedensabkommen von Sharm el-Sheikh, Ägypten, das den mehr als zwei Jahre andauernden schrecklichen Krieg in Gaza beendet hat.

Obwohl es eine Million Argumente dafür gibt, warum das Abkommen scheitern könnte – die Medien sind voll davon –, lehnte Helga Zepp-LaRouche in Gesprächen mit Kollegen am 15. Oktober solche Spekulationen ab, da sie nichts zu einem dauerhaften Frieden und zur Sache der Menschheit beitragen.

Wie sie in ihrem wöchentlichen internationalen Webcast am 15. Oktober deutlich machte: „Alles hängt jetzt davon ab, die Parameter endgültig zu ändern, und ich denke, das Wichtigste, was wir tun können, und was Sie tun können … [ist], den Oasen-Plan in großem Stil auf die Tagesordnung zu setzen. Wenn sich alle Nachbarn darauf einigen würden, dass die hundert Jahre der Gewalt und Spannungen überwunden werden müssen, indem man eine Perspektive der Entwicklung für alle schafft – denn der neue Name für Frieden ist Entwicklung –, dann denke ich, dass sich die Situation ändern kann. Tatsächlich glaube ich, dass diese Region wieder an ihre große Tradition aus der Zeit der alten Seidenstraße anknüpfen könnte, als Südwestasien ein Knotenpunkt für die Verbindung und den Handel zwischen Asien, Europa und Afrika war. Genau das wäre der Beginn des Oasen-Plans. … Der beste und vielleicht einzige Weg, diesen Konflikt zu beenden, besteht darin, die gesamte Diskussion auf eine völlig neue Ebene zu heben, auf der es einen Wirtschaftsentwicklungsplan gibt, an dem alle beteiligt sind.“

Nur ein solcher Ansatz, der sich über die Ebene erhebt, auf der der Konflikt entstanden ist, um das höhere „Eine“, also das Wohl im gemeinsamen Interesse der Weiterentwicklung der Menschheit zu finden, kann funktionieren.

Wir brauchen dasselbe Prinzip, um die geopolitische Falle zu vermeiden, mit der die westlichen kleingeistigen und bösartigen Kriegstreiber Europa darauf vorbereiten, sich kopfüber in einen Atomkonflikt mit Russland zu stürzen – und darauf hoffen, die Vereinigten Staaten mitzureißen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte in einem Interview mit Kommersant am 15. Oktober, dass es die europäischen Staats- und Regierungschefs sind, die die Kriegspolitik vorantreiben. „Sie machen keinen Hehl aus ihrem Wunsch, Donald Trump vom rechten Weg abzubringen, wie wir sagen – ihn von dem Kurs abzubringen, den er selbst aufgrund seines politischen Instinkts eingeschlagen hat…“.

Bislang hat US-Präsident Donald Trump, was ihm hoch anzurechnen ist, noch nicht blindlings mitgemacht. Es wird sich zeigen, was geschieht, wenn der amtierende ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 17. Oktober das Weiße Haus besucht. Wird Trump die Lieferung von Tomahawk-Langstreckenraketen an die Ukraine genehmigen? Lawrow warnte davor: „Als Präsident Trump über die Möglichkeit der Lieferung dieser Raketen sprach, sagte er auch, dass er keine Eskalation des Krieges wolle. Mit anderen Worten, er hat zugegeben, dass die Lieferung der Raketen zu einer ernsthaften Eskalation führen könnte. Die Ukraine hätte dann nichts mehr damit zu tun. Dies würde die Möglichkeit einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Russland erheblich beeinträchtigen…“

So entschlossen Trump auch sein mag, einen Krieg gegen Russland zu vermeiden, gilt dies nicht für die westliche Hemisphäre. Am 15. Oktober kam es zu einer erheblichen Eskalationen in Richtung eines Krieges gegen Venezuela, einschliesslich der Genehmigung für die CIA, verdeckte Operationen innerhalb des Landes durchzuführen, verbunden mit dem Kreisen von B52-Bombern über der Karibik direkt außerhalb des venezolanischen Luftraums. Dieses Vorgehen beschwört das Gespenst gescheiterter Regimewechseloperationen vergangener Jahrzehnte herauf, wie der pensionierte US-Oberst Douglas Macgregor feststellte: „Venezuela sieht aus wie eine weitere katastrophale Fantasie eines Regimewechsels, die von denselben Leuten in Washington ausgeheckt wurde, die uns in Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien in den Bankrott getrieben haben.“

Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Weder müßige Spekulationen noch zynische („realistische“) Kommentare werden dafür sorgen, dass wir den nötigen Weg beschreiten und uns damit vom Abgrund entfernen. Es mag scheinen, als bräuchte es ein Wunder, den Westen dazu zu bringen, die Geopolitik aufzugeben und sich dem neuen Paradigma anzuschließen. Als erster Schritt dafür muss der Oasenplan auf die Tagesordnung der bevorstehenden November-Konferenz in Kairo zum Wiederaufbau des Gazastreifens. Helfen Sie bei dieser Mobilisierung mit!

Hier können Sie den deutschsprachigen aktuellen Webcast mit Helga Zepp anschauen: Der Frieden hat eine Chance in Gaza – mit dem Oasenplan!

Bitte mobilisieren Sie Ihre Organisationen.

Schließen Sie sich der Internationalen Friedenskoalition an, um gemeinsam mit führenden Persönlichkeiten aus aller Welt auf echten Frieden hinzuarbeiten. Diese Woche werden Ali Rastbeen, Direktor der Académie Géopolitique de Paris, Mossi Raz, ehemaliges Mitglied der Knesset und ehemaliger Generaldirektor von Peace Now, sowie weitere Personen, die in Kürze bekannt gegeben werden, an der Diskussion teilnehmen.

Bitte senden Sie uns so schnell wie möglich Berichte und Initiativen für die Tagesordnung zu.     


Der Oasenplan als Modell für die Welt

Bericht vom 123. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Das 123. wöchentliche Online-Treffen der Internationalen Friedenskoalition (IPC) fand am 10. Oktober statt. Die IPC-Initiatorin Helga Zepp-LaRouche erklärte zu Beginn, die teilweise Akzeptanz des Friedensplans für den Gazastreifen könne das Ende des Krieges bedeuten, aber auch nur einen Waffenstillstand, wie Ministerpräsident Netanjahu sagte – oder sogar noch weniger, solange es keinen massiven Druck aus der ganzen Welt gibt, ihn durchzusetzen. Das Thema der heutigen Sitzung sei der „Oasenplan“, der jetzt überall auf die Tagesordnung gesetzt werden müsse.

Unterdessen habe sich die Lage um die Ukraine weiter verschlechtert, weil die europäische „Koalition der Willigen“ einen Krieg vorbereite und die Lieferung amerikanischer Tomahawk-Langstreckenraketen an die Ukraine fordere, was aus der Sicht Rußlands eine direkte Kriegsbeteiligung der USA und Europas wäre. Es gebe Berichte über Opposition in Rußland gegen Putin, die ihm vorwirft, er sei zu weich; diejenigen im Westen, die einen Regimewechsel gegen Putin anstreben, seien „dumm und töricht”, weil alles, was danach käme, weit schlimmer wäre.

Sie berichtete, daß der Atomwaffenexperte Ted Postol, der bei mehreren IPC-Treffen gesprochen hat, in Berlin eine zweistündige Rede gehalten hat, in der er darlegte, warum ein Atomkrieg nicht zu gewinnen ist. Die IPC werde dazu beitragen, diese Rede weithin zu verbreiten. Zepp-LaRouche verurteilte auch die Gefahr durch den von Großbritannien und den USA inszenierten Putsch in Peru, der Chinas Einfluß in Südamerika aufhalten soll.

Der nächste Redner war Graham Fuller, ehemaliger CIA-Planungsexperte und Arabist. Er lobte Zepp-LaRouches Vortrag und betonte, wir erlebten jetzt das Ende einer 500jährigen Ära des Kolonialismus, einschließlich des „Siedlerkolonialismus“ in Palästina. Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten die Europäer die US-geführte atlantische Politik mitgemacht, obwohl die Sowjetunion fast im Alleingang die Nazis aus Europa vertrieben habe. Churchill habe die USA sofort aufgefordert, Atombomben auf Rußland abzuwerfen, aber Präsident Truman habe sich geweigert. (Später kam das Thema nochmals auf, als ein Teilnehmer protestierte und darauf verwies, daß Truman die Atombomben auf Japan abwarf; Graham antwortete, das sei richtig, er habe aber die Rolle Großbritanniens bei dem Bestreben zur Zerstörung Rußlands aufzeigen wollen.)

Graham fuhr fort, auch Israel sei eine britische Schöpfung, mitten in Palästina sei ein neuer Staat mit „weißen europäischen Juden“ gegründet worden, um Israel zur Aufrechterhaltung der europäischen Kolonialpolitik zu benutzen. Der für Gaza verabschiedete Plan sei kein Friedensplan, bestenfalls ein Waffenstillstand; dennoch sei es gut, wenn er zumindest das Töten beendet und den Bewohnern Gazas etwas Essen und Medizin bringt. Netanjahu weigere sich, den führenden Oppositionellen Marwan Barghouti freizulassen, wahrscheinlich weil der mit ziemlicher Sicherheit der neue Präsident Palästinas würde.

Fuller sagte, der Oasenplan sei nicht nur für Gaza gedacht – auch Zentralasien, der Iran und die Golfstaaten bräuchten Wasser – und das gleiche sei Chinas Vision mit der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI), einem Entwicklungsprogramm für die gesamte Region. Das Hindernis dafür seien die „bösartigen, teuflischen“ Briten, die den Frieden überall blockierten, wo sie es können. Europa sei führungslos und scheine entschlossen zu sein, bis zuletzt der „sterbenden atlantischen Vision“ zu folgen. Man brauche Wahlen und neue Regierungen, die an Diplomatie und Win-Win-Politik glauben. Die BRI und der Oasenplan lieferten die erforderliche Vision dazu.

Als nächster sprach Dr. Vincenzo Romanello, Nuklearwissenschaftler aus Italien, der sich in seinem Vortrag auf einen eigenen Artikel über „Die Rolle fortschrittlicher Kerntechnik im Oasenplan“ (englisch) stützte. Er schlägt den Bau von 25 Kernkraftwerken vor, um den erforderlichen Plan zu verwirklichen, davon 19 für die Entsalzung und sechs für das Pumpen des Wassers durch die entsprechenden Tunnel und Kanäle. Mit 5000 km Rohrleitungen und 100.000 Arbeitskräften schätzt er die Gesamtkosten auf 200-300 Milliarden Dollar. Er betonte, das sei nur ein Bruchteil dessen, was heute für Militäroperationen vergeudet wird. Der Oasenplan sei „eine Einladung an die Welt und ein Modell für die Welt”.

Zepp-LaRouche ergänzte, dieses Projekt würde sich selbst amortisieren, weil die damit geschaffene Produktivität die Gestehungskosten mehr als decken würde; dies sehe man am Renaissance-Staudamm in Äthiopien, der 5 Milliarden Dollar kostete, aber jedes Jahr eine Milliarde Dollar Gewinn einbringt. „Die Menschen brauchen Hoffnung”, sagte sie. Jemand habe Prof. Postol gefragt, warum heute keine große Friedensbewegung auf den Straßen ist wie in den 1980er Jahren, und er antwortete, die falschen Behauptungen über den Klimawandel, wonach die Welt ohnehin dem Untergang geweiht wäre, habe in der Bevölkerung Pessimismus verbreitet, sodaß sie nicht einmal mehr gegen die Gefahr der eigenen Vernichtung durch einen Atomkrieg protestiert.

Graham stimmte zu und sagte, im Nahen Osten herrsche eine Hoffnungslosigkeit, die man mit dem Oasenplan überwinden müsse. Romanello sagte, genau das sei der Zweck des Plans, denn wenn die Menschen Entwicklung erleben, würden sie nicht auswandern oder zu Terroristen werden, sondern sich am Aufbau ihres Landes beteiligen.

Der Moderator Dennis Small fügte hinzu, die Politik der USA und Europas, Chinas wirtschaftliche Entwicklungsstrategie in den Entwicklungsländern zu sabotieren, strafe ihre Behauptungen Lügen, daß sie den Zustrom von Migranten stoppen wollen. Graham stimmte zu und ergänzte, der Zustrom von Migranten verursache überall Chaos, aber „keine Mauer und keine Politik“ könne ihn stoppen, solange man nicht die Ursache, nämlich den Mangel an Entwicklung, beseitigt.

Fabiola Ramirez vom Schiller-Institut in Mexiko berichtete von einem Marsch und einer Kundgebung mit 3000 Teilnehmern in Mexiko-Stadt, bei der u.a. riesige Transparente für den Oasenplan zu sehen waren. Sie marschierten zur US-Botschaft und sangen ein Lied über die Kinder von Gaza und „Dona Nobis Pacem” (Gib uns Frieden).

Auf eine Frage zur Entwicklung Afrikas mit Kernenergie antwortete Zepp-LaRouche, Rußland, China und Indien unterstützten Afrika dabei, aber afrikanische Kontakte hätten ihr mitgeteilt, daß entsprechende Anfragen an die USA und Europa unbeantwortet geblieben seien.

Fragen zu Atommüll und zur Solarenergie als Alternative wurden mit dem Hinweis beantwortet, es gebe bereits sichere Lagerstätten für Atommüll und der größte Teil des Kernbrennstoffs werde wieder aufbereitet. Später hätten wir dann die Fusionsenergie, die keinen Abfall produziere und reichlich Brennstoff liefere. Solarenergie könne nützlich sein, aber sie könne die hohe Energieflußdichte der Kernenergie nicht ersetzen.

Brian Earley vom amerikanischen Schiller-Institut beschrieb seine Intervention bei einer Anhörung im Geheimdienstausschuß des US-Senats, die in einem Video zu sehen ist. Er stand in seiner Militäruniform auf, protestierte gegen die Verantwortung der USA für den Völkermord in Gaza und forderte die Regierung auf, mit ihren Lügen aufzuhören.

Fuller wurde nach der Rolle des Iran gefragt. Er antwortete, der Iran sei mit über 5000 Jahren die älteste Zivilisation im Nahen Osten. Die Frage sei nun: „Ist Krieg unvermeidlich? Oder haben wir eine Wahl?“ Die Alternative sei, ein neues Paradigma zu schaffen. Die Iraner seien vorsichtig: Sie sähen an anderen Ländern, daß man sie nicht angreifen würde, wenn sie Atomwaffen hätten, seien aber dennoch vorsichtig geblieben und hätten keine Atomwaffen gebaut.

Auf die Frage nach den Chancen für einen palästinensischen Staat antwortete Graham, wegen der Besetzung großer Teile des palästinensischen Landes durch Siedler meinten viele Menschen, dafür sei es zu spät, aber nichts sei unmöglich. Alles könne sich ändern, wenn Israel erkennt, daß es sich selbst zerstört; wenn die Europäer aufhörten, so feige zu sein; und wenn die arabischen Staaten aufhörten, so schändlich still zu sein.

Dennis Small schloß die Sitzung mit Worten über die Natur des Menschen als der einzigen Gattung, die sich nicht biologisch weiterentwickelt, sondern durch ihre schöpferische Kraft, die Gesetze des Universums zu entdecken und sie auf die Entwicklung ihrer Gattung anzuwenden. Das sei unsere Aufgabe.


Ein Test für die moralische Überlebensfähigkeit der Welt

Bericht vom 121. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Das 121. Online-Forum der Internationalen Friedenskoalition (IPC) fand am Freitag, dem 26. September, statt. Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts und Initiatorin der IPC, sagte zu Beginn, die moralische Überlebensfähigkeit der Welt werde jetzt auf die Probe gestellt. Zur gleichen Zeit rede der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor der UN-Vollversammlung, aber sein Auftritt habe sich verzögert, weil sehr viele Delegierten aus Protest den Saal verließen und es Unruhe gab, als er sprechen wollte. Israel bringe jetzt in New York Plakate mit der Aufschrift „Denkt an den 7. Oktober“ an, was nahelegen soll, Netanjahu wäre als Rache zu jeglicher Greueltat berechtigt. Die Bedingungen in Gaza seien unbeschreiblich, die Menschen in Gaza-Stadt würden zur Evakuierung gezwungen, obwohl die meisten keine Transportmittel, Lebensmittel, Wasser oder Medikamente haben. Tausende würden fliehen, wüßten aber nicht, wohin, weil alle Gebäude, auch Schulen, Krankenhäuser, Moscheen usw., bombardiert werden. Später wandte sich Zepp-LaRouche strikt gegen den Vorschlag, daß der britische Ex-Premier Tony Blair „Übergangsgouverneur“ von Gaza wird.

Sie fuhr fort, Netanjahu wolle wieder ein Treffen mit Präsident Trump, um die Zustimmung für einen weiteren Militärschlag gegen den Iran zu erhalten, aber die Stimmung in Amerika wende sich immer mehr gegen Netanjahus endloses Kriegstreiben. Auch nehme der Widerstand dagegen international zu, so erhalte der Iran mehr militärische Hilfe von Rußland und China, und die arabischen Nationen seien insbesondere nach dem israelischen Angriff auf Katar entschlossener geworden.

Trumps jüngste Äußerungen zur Unterstützung der Ukraine würden von vielen Medien als „Kehrtwende“ hervorgehoben, aber Zepp-LaRouche glaubt eher, daß Trump das Problem nur auf die Europäer abwälzen will. Es sei jedoch sehr fraglich, ob Europa trotz seiner massiven Aufrüstung „diese Lücke füllen kann“. Die Ukraine verliere den Krieg, mit wahrscheinlich schon 1,7 Millionen Opfern, aber einige hielten sie für „systemrelevant“ wie eine Bank, die man nicht untergehen lassen kann.

Ganz Europa und besonders auch Deutschland sei derzeit einer psychologischen Kriegsführung ausgesetzt, um die Bevölkerung in eine antirussische Hysterie zu versetzen. So werde jetzt viel Theater um angebliche Verletzungen des NATO-Luftraums gemacht, worauf Rußland antworte, daß sein eigener Luftraum ständig verletzt werde. EU-Präsidentin Ursula von der Leyen habe sogar gesagt, daß ein Abschuß russischer Flugzeuge in Erwägung gezogen wird. Gerade fänden in Hamburg große Militärübungen statt, während Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte, der Sozialstaat müsse abgebaut werden, um 83 Milliarden Euro für Panzer, Artillerie und Kampfjets auszugeben. Zepp-LaRouche warnte jedoch, ein Krieg gegen Rußland würde schnell zu einem Atomkrieg, und all diese Waffen würden schnell vernichtet. Sie rief alle auf, für die Friedensdemonstrationen am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart zu werben und daran teilzunehmen, um den wahnsinnigen Marsch in den Krieg zu stoppen, ähnlich wie bei den erfolgreichen Massendemonstrationen in den 1980er Jahren. Deutschlands Existenz hänge davon ab. Die tiefere Ursache der Hysterie der westlichen Geopolitiker sei deren Angst vor dem Aufstieg des Globalen Südens.

Berichte aus Mexiko und Indien

Als nächster sprach ein führendes Mitglied des Schiller-Instituts in Mexiko, Alberto Vizcarra; er berichtete über eine gerade beendete Konferenz an der Wirtschaftsfakultät der Nationalen Autonomen Universität in Mexiko-Stadt mit Bauernvertretern aus neun Bundesstaaten des Landes. Zu den Teilnehmern gehörten der 91jährige ehemalige Präsidentschaftskandidat Cuauhtémoc Cárdenas, führende Persönlichkeiten der Fakultät und sehr viele junge Leute. Die Bauernaktivisten hätten die schwere Wirtschaftskrise für die Landwirtschaft durch die Freihandelsabkommen geschildert. Ein Höhepunkt der Konferenz sei die Verlesung eines Unterstützungsschreibens von Bauernvertretern aus den USA gewesen, die unter derselben Politik leiden und die sich gegen die globalen Banken und Lebensmittelkartelle wandten, die Landwirte auf der ganzen Welt ruinieren. Vizcarra sagte, wenn Mexiko sich den BRICS und anderen wirtschaftlichen Initiativen des Globalen Südens anschlösse, wäre das kein Grund, mit den Vereinigten Staaten zu brechen.

Dr. Apurba Kumar Bardalai, pensionierter Generalmajor der indischen Armee, sprach über seine Erfahrungen als Leiter der UN-Friedensmission im Libanon, UNIFIL. Er warb für den Geist der antikolonialen, auf Entwicklung ausgerichteten Bandung-Konferenz von 1955 und kritisierte die Heuchelei der Entscheidungsträger der UNO. Die UN-Charta beruhe zwar auf dem Völkerrecht und den Prinzipien des Westfälischen Friedens von 1648, aber Winston Churchill habe das umgedreht in seiner Besessenheit, eine weltweite Opposition gegen Rußland aufzubauen. Die UNO sei zum Spielball einiger weniger Länder, der „Ständigen Fünf“, geworden. Man könne Frieden erreichen, wenn die mächtigen Länder beschließen, einen Krieg zu verhindern, so wie in der Suezkrise 1956. Andere Kriege seien für sie jedoch „akzeptabel“, das habe seine Erfahrung im Libanon gezeigt. Er lobte das Engagement des Schiller-Instituts für wirtschaftliche Entwicklung als Weg zum Frieden und warnte, wenn wir beim Frieden scheitern, würden uns die Auswirkungen „ein Leben lang verfolgen”.

Was ist mit Trump los?

Danach wurde ein Ausschnitt aus einem Videointerview mit dem pensionierten US-Oberst Douglas Macgregor gezeigt, in dem er den „Erfolg” der Trump-Regierung in Frage stellt und sagt, sie sei eine „zweite Biden-Regierung“. Die falsche Wirtschaftspolitik führe zu Krieg, zum Kollaps des US-Dollars und zum wirtschaftlichen Bankrott. Aber ein Großteil der Welt gehe erfolgreich in eine andere Richtung. Die USA sollten nach einem Weg suchen, den bevorstehenden Bankrott so zu bewältigen, daß es der Bevölkerung nicht schadet, aber leider sei Trump von Wall-Street-Milliardären umgeben und sehe keine anderen Optionen.

Anschließend sprach die US-Armeeveteranin und Leiterin des Eisenhower Media Network Josephine Gilbeau und betonte, wie wichtig es sei, daß die Bürger der Welt trotz aller möglichen Meinungsverschiedenheiten gemeinsam für den Frieden arbeiten. Sie habe sich 13 Stunden lang die Reden vor der UN-Vollversammlung angesehen und sei enttäuscht gewesen. Sie sprach auch über die Freedom Flotilla für Gaza und Israels Drohungen dagegen.

Ilko Dimov, Aktivist des Schiller-Instituts in Kanada, rief dazu auf, die klassische Kultur zu nutzen, um den Menschen eine höhere Identität zu geben und eine Gesellschaft nach den Prinzipien der Renaissance zu schaffen. Wenn Präsident Trump von John Locke und Thomas Hobbes spreche wie beim Staatsbesuch in England, dann müßten wir im Gegenteil von Schiller und von Schönheit sprechen. Nur damit könne man Widerstand gegen die moralische Krise in der Bevölkerung leisten. Das Thema kam später erneut auf, als gefragt wurde, ob Präsident Trump zu unberechenbar sei und wegen Amtsunfähigkeit abgesetzt werden sollte. Der Co-Moderator Dennis Small antwortete, Trump sei zwar in letzter Zeit extrem schwankend, aber ein größeres Problem sei die Identität und die Denkfaulheit der amerikanischen Öffentlichkeit. Die Amerikaner müßten mehr denken wie John Quincy Adams. Zepp-LaRouche sagte, die große Frage sei doch, wer dann Trump ersetzt. Das dringlichste Problem sei die Gefahr eines Dritten Weltkriegs, das habe für sie oberste Priorität.

Einen Ausweg zeigen

Ein ehemaliges Mitglied des Europaparlaments aus Lettland sprach die Gefahr eines Konflikts in Moldawien an. Es sei beunruhigend, daß der britische Ex-Premier Boris Johnson in diesem Teil Europas aktiv ist. Eine wichtige Frage kam aus Venezuela zu Trumps Drohungen gegen das Land. Ideologen wie Evan Ellis behaupteten, ein Krieg gegen Venezuela wäre „ein Kinderspiel”. Small antwortete, das sei typisch für das „Gesetz des Dschungels”, und das Ziel sei, die iberoamerikanischen Länder davon abzuhalten, mit China oder den Entwicklungsplänen der Gürtel- und Straßen-Initiative zusammenzuarbeiten. Dieselbe Fraktion wolle auch die Regierung Lula in Brasilien stürzen.

Zepp-LaRouche warnte vor der Gefahr eines neuen Faschismus, der die Öffentlichkeit mit Zensur und Kontrolle über alle Daten manipuliert. So vertrete der Tech-Milliardär Peter Thiel in einem Artikel („The Straussian Moment“) die Idee, seit dem Angriff vom 11. September 2001 gebe es für die Menschen nur Sicherheit, wenn sie ihre Freiheit aufgeben.

Sie betonte aber, es reiche nicht aus, die Probleme der Welt aufzudecken, man müsse den Menschen auch einen Ausweg zeigen. Der Globale Süden würde den Westen mit offenen Armen empfangen, wenn der sich in einem Geist der Zusammenarbeit engagieren würde. Unsere größte Aufgabe sei es, die westlichen Länder aufzuklären und zu mobilisieren, um dieses neue Paradigma zu schaffen.

Steve Carr


„Wir sitzen auf einem Vulkan“

Das 120. wöchentliche Online-Forum der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 19. September begann mit einem Lageüberblick der Gründerin des Schiller-Instituts und IPC-Initiatorin Helga Zepp-LaRouche. Die USA hätten im UN-Sicherheitsrat in den letzten zwei Jahren sechs Waffenstillstandsresolutionen zu Gaza mit ihrem Veto verhindert und damit diese Institution lahmgelegt. Die Frage sei nun, welches Land in der UNO den Mut hat, die UN-Resolution 377 einzubringen, wonach die Generalversammlung Maßnahmen ergreifen kann, wenn der Sicherheitsrat handlungsunfähig ist. Israel habe die zwölfmonatige Frist der UNO zur Beendigung seiner illegalen Besetzung von Westjordanland und Gazastreifen, die am 18. September 2025 ablief, ignoriert, und eine UN-Kommission habe diese Woche offiziell festgestellt, daß Israel Völkermord begeht. Israels Finanzminister Bezalel Smotrich habe derweil auf einer Konferenz schon einen internationalen „Immobilienboom“ in Gaza angekündigt.

Über Donald Trumps jüngsten zweiten Staatsbesuch in Großbritannien sagte Zepp-LaRouche: „Aus historischer Sicht war das eine Ungeheuerlichkeit. Präsident Trump hat offenbar vergessen, worum es bei der Amerikanischen Revolution eigentlich ging.“

Gleichzeitig gebe es eine „neue tektonische Verschiebung“: Pakistan und Saudi-Arabien hätten eine strategische Allianz geschlossen, wobei Pakistan Saudi-Arabien seinen atomaren Schutzschild zur Verfügung stellt. Nach Israels Angriff auf Katar vertrauten die amerikanischen Verbündeten nicht mehr auf den Schutz der USA. Der ägyptische Außenminister habe der neuen Allianz gratuliert, das beweise eine komplette Neuausrichtung.

„Wir sitzen auf einem Vulkan“, weil das westliche Finanzsystem hoffnungslos bankrott sei, betonte Zepp-LaRouche. Die Globale Governance Initiative1 des chinesischen Präsidenten Xi sei in dieser Lage ein Anker der Stabilität, das dürfe man nicht außer Acht lassen.

Purnima Anand, Präsidentin des BRICS International Forum,2 beschrieb die Geschichte der BRICS von 2009 bis heute. In den letzten 80 Jahren habe Europa immer getan, was es wollte, und Amerika sei gefolgt. Die gegenwärtige Weltlage sei wie ein „realer Horrorfilm“. Die Regierungen und Denkfabriken des Westens würden angesichts der Gräueltaten in Gaza schweigen. Das mache die BRICS um so notwendiger. Die Unabhängigkeitsbewegung Indiens sei ein Vorbild dafür, wie man Ziele friedlich ohne Waffen erreichen kann. Die sozialen Medien seien eine Hilfe, weil sie uns einen Einblick in das Geschehen in Konfliktgebieten geben, während „neokolonialistische“ Regierungen wie die in Israel und der Ukraine Journalisten aussperren.

Larry Johnson, ehemaliger CIA-Beamter und Mitglied der VIPS (Veteran Intelligence Professionals for Sanity), warnte, die Ermordung des konservativen Aktivisten Charlie Kirk in den USA sei Gegenstand einer großangelegten Desinformationskampagne einer ausländischen Geheimdienstorganisation. Ein Artikel des Enthüllungsjournalisten Max Blumenthal3 liefere Beweise dafür, daß Kirk zuletzt eine Metamorphose durchlief und kein Ultra-Zionist mehr war. So habe Kirk in seiner Sendung Turning Point eine Debatte moderiert, an der auch der antizionistische Jude Dave Smith teilnahm. Kirk sei kürzlich zum Abendessen bei dem zionistischen Milliardär und Hedgefonds-Mogul Bill Ackman gewesen und habe später gesagt, während dieses Gesprächs habe er sich physisch bedroht gefühlt. Die Behauptungen des FBI über den angeblichen Mörder „weist einige echte Lücken auf“, so Johnson. FBI-Direktor Kash Patel selbst sei leider Teil einer Kampagne zum Schutz Israels.

Johnson erklärte weiter, Israels Angriff auf Doha habe eine beispiellose Annäherung in der arabisch-islamischen Welt ausgelöst. Selbst der König von Jordanien, sonst ein Speichellecker der USA, habe sich bei dem arabisch-islamischen Sondergipfel am 15. September in Doha gegen Israel ausgesprochen. Schiitische und sunnitische Muslime, die oft im Streit liegen, hätten bei dieser Konferenz zusammengearbeitet. Der Angriff auf Doha hätte ohne das Wissen oder sogar konkrete Unterstützung der USA niemals stattfinden können. Donald Trump habe unfreiwillig die Zusammenführung der ganzen islamischen und arabischen Welt bewerkstelligt.

Da der Iran Mitglied der BRICS sei, kämen ihm nun seine BRICS-Verbündeten zu Hilfe, wenn der Westen mit dem sog. „Snapback” wieder Sanktionen verhängt, weil der Iran sich weigert, dessen Forderungen nachzukommen. Trumps Versuch, Indien zu zwingen, kein russisches Öl mehr zu kaufen, sei nach hinten losgegangen. „Indien würde unmöglich wirtschaftlichen Selbstmord begehen, nur weil die USA das wollen”, so Johnson.

Die Moderatorin Anastasia Battle berichtete, daß Trump kürzlich Präsident Xi angerufen und zugesagt habe, am bevorstehenden APEC-Gipfel teilzunehmen.

Zepp-LaRouche bemerkte, die Blockbildung habe zwei Weltkriege verursacht, statt dessen bräuchten wir eine alternative Politik der Blockfreiheit. Sie meinte scherzhaft, Trump verdiene den Friedensnobelpreis, weil seine Torheiten die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Blockfreiheit gelenkt hätten. Die Welt habe sich verändert, und nun bleibe den westlichen Ländern nur noch, sich für Kooperation statt Konfrontation zu entscheiden.

Aktivitäten

Sébastien Drochon berichtete aus Frankreich über die jüngsten Literaturverteilungen bei öffentlichen Veranstaltungen. Die Stimmung in der Bevölkerung wende sich zunehmend gegen Israel. Er und seine Kollegen hätten an einer großen Gewerkschaftsdemonstration teilgenommen, deren Teilnehmerzahl auf 800.000 bis eine Million geschätzt wurde.

Der US-Kongreßkandidat José Vega beschrieb eine Kundgebung vor den Vereinten Nationen in New York, wo er sprach, um die UN-Resolution 377 zu unterstützen. Er zählte die namhaften Redner auf, die dort sprachen, darunter Oberst a.D. Aguilar, Josephine Guilbau, Garland Nixon und Pater Bury.

Gerardo Castilleja berichtete aus Mexiko, wo kürzlich der 215. Jahrestag der Unabhängigkeit gefeiert wurde. Er sprach über die Tradition von Präsident Benito Juarez, einem Verbündeten von US-Präsident Abraham Lincoln gegen das Britische Empire. Das Empire sei die heimliche Macht hinter der Konföderation in Amerika und dem französischen Kaiserreich gewesen, gegen die Mexiko damals kämpfte. Er berichtete, mexikanische Studenten seien überrascht, wenn sie erfahren, was die BRICS schon erreicht haben, und sie fragten, warum Mexiko noch kein Mitglied ist.

Jonathan Thron berichtete aus Deutschland. Er und seine Kollegen verteilten Flugblätter bei der Friedensdemonstration vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 20.000 Teilnehmern in Berlin. Die Menschen in Deutschland seien für Frieden, wüßten aber nicht, wie man das erreichen kann, deshalb müßten wir Aufklärungsarbeit leisten. Drei junge Kontakte hätten beim Flugblattverteilen geholfen. Wir seien dort die einzigen gewesen, die zur Zusammenarbeit mit den BRICS aufrufen. Eine Friedensdemonstration dieser Größe sei eine hoffnungsvolle Abkehr vom Klima der Angst in Deutschland.

Anastasia Battle aus den USA, die kürzlich einige Zeit in Deutschland mitorganisiert hatte, war begeistert von der Größe der Demonstration. Zepp-LaRouche war skeptischer und sagte: „Ich halte diese Mobilisierung für völlig unzureichend.“ Die ernste Lage müsse eigentlich Hunderttausende oder Millionen auf die Straße treiben.

Diskussion

José Vega und Dennis Small sprachen über die antikoloniale Tradition in den USA und insbesondere über die Rolle von Lyndon LaRouche. Vega erinnerte an die Rede von Präsident Sukarno4 auf der Bandung-Konferenz 1955, in der dieser die Amerikanische Revolution als erste erfolgreiche antikoloniale Rebellion hervorhob. Small fügte hinzu: „Es wäre sehr, sehr hilfreich, wenn Präsident Trump seine Nase aus dem Hintern des Britischen Empire herausnehmen würde.“

Zepp-LaRouche teilte die Hoffnung eines Fragestellers, daß die USA den BRICS beitreten könnten: „Präsident Trump hat bewiesen, daß er fähig ist, seine Meinung mehrmals täglich zu ändern.“

Abschließend sagte sie, eine wesentliche Frage sei „der Unterschied zwischen Demokratie und Wahrheit“. Schon Platon habe festgestellt, daß die Kehrseite der Demokratie Tyrannei ist. Man müsse die Meinung anderer Menschen respektieren, aber man müsse auch erkennen, daß es eine objektive Wahrheit gibt, die über bloßen Meinungen steht, und der sokratische Dialog biete einen Weg, diese Wahrheit herauszufinden. Sie rief dann alle Teilnehmer dazu auf, bei der Vorbereitung der Friedensdemonstrationen am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart mitzuhelfen.

Anmerkungen

1. https://www.globaltimes.cn/page/202509/1342284.shtml

2. https://www.bricsforum.in/index

3. https://thegrayzone.com/2025/09/12/charlie-kirk-netanyahu-israel-assassination/

Deutsch: https://anti-spiegel.ru/2025/the-grayzone-berichtet-dass-kirk-vor-seiner-ermordung-drohungen-aus-israel-bekommen-hat/

4. https://transperiphery.com/Sukarno-Speech-in-Bandung

Auszüge auf Deutsch: https://www.bueso.de/dokumentation-rede-indonesischen-praesidenten-sukarno-bandung-konferenz-1955


Der Westen muß seine Arroganz aufgeben und mit der Globalen Mehrheit zusammenarbeiten

Bericht vom 119. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Die 119. wöchentliche Internetsitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 12. September begann mit einem Lageüberblick der Gründerin des Schiller-Instituts und IPC-Initiatorin Helga Zepp-LaRouche. Sie sagte: „Die Welt ist völlig aus den Fugen geraten“ und zählte die jüngsten Eruptionen auf: der Aufruhr um angebliche russische Drohnen über Polen, der israelische Angriff auf Katar, die Ermordung von Charlie Kirk in den USA und andere. Kirks Ermordung könnte eine Warnung an Präsident Trump gewesen sein, und die Bombardierung Katars sei ein weiterer Ausdruck vom „Gesetz des Dschungels“, was den Friedensverhandlungen den endgültigen Todesstoß versetzen könnte. Der einzige Pluspunkt sei, daß zum ersten Mal alle fünf Mitglieder des UN-Sicherheitsrates den Angriff auf Katar verurteilten, ohne daß die USA ihr Veto einlegten.

Der gemeinsame Nenner dieser Gewalt überall auf der Welt sei, daß sie alle eine Reaktion auf die sich abzeichnende neue Weltwirtschaftsordnung darstellen (siehe unseren Leitartikel). Eine neue Entwicklung von höchster Bedeutung für die entstehende Ordnung sei die Globale Governance-Initiative des chinesischen Präsidenten Xi1, die ihre eigenen „Zehn Prinzipien einer neuen internationalen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur“ widerspiegele.2

Donald Ramotar, ehemaliger Staatspräsident von Guyana, konzentrierte sich auf die Spannungen in der Karibik. Er wies Venezuelas Ansprüche auf zwei Drittel des Territoriums von Guyana zurück, erinnerte jedoch auch an die Angriffe der USA auf die Souveränität Guyanas 1962, die ähnlich gewesen seien wie der heutige Versuch, einen Regimewechsel in Venezuela zu erzwingen. In der Karibik sei die Angst vor Sanktionen der USA ein wichtiger Faktor, nachdem alle gesehen haben, was mit Kuba und Venezuela passiert. Die US-Sanktionen gegen einen brasilianischen Richter seien eine beispiellose Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines südamerikanischen Landes.

Zu Trumps fadenscheiniger Rechtfertigung seines Angriffs auf Venezuela, dessen Regierung sei angeblich ein Drogenkartell, erinnerte Ramotar daran, daß der frühere Leiter des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), Pino Arlacchi, Venezuelas Kooperation bei der Drogenbekämpfung als vorbildlich gelobt hat. Es gehe hier nicht um Drogen, sondern um Öl, so Ramotar. Seit US-Präsident Nixon in den 1970er Jahren den „Krieg gegen die Drogen“ erklärt habe, habe sich die Drogenplage nur noch erheblich verschlimmert, der Einsatz des Militärs zur Bekämpfung dieser Plage sei gescheitert.

Die von Zepp-LaRouche beschriebene weltweite Zunahme von Gewalt sei „ein klares Zeichen der Verzweiflung und einer neuen Aggressivität seitens der NATO-Staaten… Gaza wird benutzt, um internationales Recht und internationale Institutionen zu zerstören.“ Und der Krieg in der Ukraine sei ein gescheiterter Versuch, Rußland zu destabilisieren.

Shakeel Ramay, Volkswirtschaftler und Leiter des Asian Institute of Eco-Civilization Research and Development, sprach über den jüngsten Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO). Dieser sei ein Schritt hin zu einer multipolaren Welt anstelle einer gespaltenen Welt mit mehreren Blöcken. Im Gegensatz zu Blöcken wie der NATO habe die SCO die Lösung von Konflikten tatsächlich gefördert. Die geplante neue SCO-Entwicklungsbank werde die Bemühungen anderer Organisationen des Globalen Südens ergänzen. Präsident Xis Globale Governance Initiative ziele darauf ab, die Reste der Mentalität des Kalten Krieges zu überwinden. China respektiere in seiner eigenen Gesellschaft die Vielfalt und stelle bei seiner Politik die Menschen in den Mittelpunkt, denselben Ansatz könne man weltweit verfolgen.

Prof. Fernando Garzon, Architekt, Stadtplaner und Vorsitzender der Ecuadorianisch-Palästinensischen Union, bezog sich auf Ramotars Warnungen vor regionalen Spannungen und wies darauf hin, daß es allein in der Karibik 25-30 US-amerikanische und europäische Militärstützpunkte gibt, die eine Bedrohung darstellten.

Zur Palästinafrage sagte er, alle UN-Mitglieder sollten den palästinensischen Staat anerkennen und ihn zum Vollmitglied machen. Er forderte die Verlegung der UN-Sitzungen nach Genf, um palästinensische Vertreter einzubeziehen, und erklärte, Unternehmen, die an Verbrechen in Gaza beteiligt sind, sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Die UN-Sonderbeauftragte Francesca Albanese habe dazu wichtige Studien durchgeführt. Man sollte erwägen, die UN-Resolution 377 umzusetzen und Streitkräfte nach Gaza zu entsenden, um Frieden zu schaffen.

Jacques Cheminade, Vorsitzender der Partei Solidarité et Progrès (SP) in Frankreich, analysierte die ebenso verwirrende wie ohnmächtige Außenpolitik seines Landes. Präsident Macrons Idee, Soldaten in die Ukraine zu entsenden, würde diese nur zur Zielscheibe für russische Raketen machen; die französische Bevölkerung sei dagegen. „Frankreich hat für das, was es zu wollen vorgibt, weder das Geld noch die Waffen.“

Es folgte ein Videointerview von Gerald Belsky von EIR mit dem Friedensaktivisten Jonathan Kuttab, Mitbegründer von Non-Violence International und Leiter von Friends of Sabeel North America. Kuttab begann: „Auf palästinensischer Seite herrscht ein starkes Gefühl der Hilflosigkeit, aber nicht der Hoffnungslosigkeit.“ Die Israelis wüßten, daß ihr Verhalten für die Welt inakzeptabel ist, aber ihre Haltung sei: „Na und? Wir können tun, was wir wollen.“ In Israel herrsche jetzt ein Gefühl der Straffreiheit. Auf eine Frage Belskys antwortete er: „Die Briten stecken hinter allem Bösen, das in der Welt geschieht… Viele Menschen glauben, daß sie sogar die Vereinigten Staaten manipulieren.“

„Wir brauchen wirklich internationales Recht“, sagte Kuttab, das gelte auch für Israel. Die Israelis seien sehr kurzsichtig, wenn sie meinen, internationale Normen ignorieren zu können. Die Bürger müßten jetzt Druck auf ihre Regierungen machen, die UN-Resolution 377 zu unterstützen.

Zepp-LaRouche ergänzte, wenn die palästinensischen UN-Delegierten keine Visa für die USA erhalten, sollte die IPC dafür mobilisieren, die Vollversammlung nach Genf zu verlegen. Die linke US-Abgeordnete Ocasio-Cortez habe nach Kirks Ermordung einen Auftritt in North Carolina aus Sicherheitsgründen abgesagt. „Die Rolle der britischen Subversion der amerikanischen Republik muß thematisiert werden“, denn dies sei die Ursache für die destruktive Kampagne für eine „unipolare Welt“. Zepp-LaRouche forderte alle auf, die neue Erklärung des Schiller-Instituts (siehe „Die Nationen des Westens müssen mit der neuen Weltwirtschaftsordnung kooperieren!”) zu unterzeichnen.3

Ramotar erklärte, die BRICS böten eine tragfähige Alternative zum zusammenbrechenden Kolonialsystem. Die ständige Aggression und Sabotage ziele darauf ab, das Völkerrecht zu zerstören und durch das Recht des Stärkeren zu ersetzen, bei dem die Kolonialmächte hoffen, die Oberhand zu gewinnen.

Diskussionsrunde

Auf eine Frage hin bat Co-Moderator Dennis Speed Zepp-LaRouche, das zehnte ihrer Prinzipien für eine neue internationale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur näher zu erläutern, nämlich daß der Mensch von seinem Wesen her gut ist. Sie antwortete: „Wenn man mit einem großen Übel konfrontiert ist, braucht man Menschenliebe, und das ist das Schwierigste.“ Ohne diese Menschenliebe könne man keine Lösung finden, denn Wut setze die Vernunft außer Kraft. Der Mensch habe eine Fähigkeit zur unendlichen Selbstvervollkommnung, nicht nur des Geistes, sondern auch des Charakters.

Cheminade warf ein, die Resolution 377 werde oft mißverstanden als ein Mittel, um eine militärische Intervention auszulösen. Ihre eigentliche Wirksamkeit bestehe darin, einen Konsens der Weltgemeinschaft zu präsentieren und Israel zu isolieren, was zu Boykotten und einem Stopp der Waffenverkäufe führen und das Gewissen der Israelis berühren soll.

Ein Teilnehmer fragte, ob die Anerkennung eines palästinensischen Staates Israel abschrecken würde, da es bereits zahlreiche souveräne Staaten angegriffen habe. Speed betonte, wie wichtig es sei, auf die Vertreter bei der UN-Vollversammlung einzuwirken; das Schiller-Institut und die LaRouche-Organisation würden dort regelmäßig vertreten sein. Ramotar war sich sicher, daß Israel von seinem Handeln nicht ablassen werde, weil es die Chance sehe, mit Zustimmung der USA den Traum vom Großisrael zu verwirklichen. Er geißelte die Passivität der Regierungen der arabischen Länder: „Wir müssen sie beschämen!“

In ihren abschließenden Bemerkungen forderte Zepp-LaRouche alle auf, im Zusammenhang mit der UN-Vollversammlung Druck auf ihre Regierungen auszuüben. Die SCO-Konferenz habe ein neues Selbstbewußtsein des Globalen Südens gezeigt, und wir müßten die Bürger des Globalen Nordens und Westens davon überzeugen, endlich ihre Arroganz aufzugeben und mit der Globalen Mehrheit zusammenzuarbeiten.


Anmerkungen

1. https://english.www.gov.cn/news/202509/01/content_WS68b584acc6d0868f4e8f53c8.html

2. https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/11/30/zehn-prinzipien-fuer-eine-neue-internationale-sicherheits-und-entwicklungsarchitektur/

3. https://schillerinstitute.com/de/blog/2025/09/06/petition-die-nationen-des-westens-muessen-mit-der-neuen-weltordnung-kooperieren/


Wir sitzen alle im selben Boot

Bericht vom 118. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Die 118. wöchentliche Online-Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 5. September begann mit einem Lageüberblick von Helga Zepp-LaRouche, der Gründerin des Schiller-Instituts und Initiatorin der IPC. Sie sagte, das jüngste Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Verbindung mit den Feierlichkeiten in Peking zum 80. Jahrestag des Kriegsendes im Pazifik und dem Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok sei eine „äußerst wichtige, positive Entwicklung…, hin zur Schaffung eines unabhängigen Wirtschaftssystems, das das Potential hat, eine neue Weltwirtschaftsordnung zu schaffen.“ Indien und China seien sich näher gekommen, und es gebe nun das Potential für ein neues System, das unabhängig vom US-Dollar ist, der als Waffe mißbraucht werde. Unterdessen hätten sich in Europa nur sechs Mitglieder der „Koalition der Willigen“ bereit erklärt, Truppen in die Ukraine zu entsenden.

Der Völkermord in Gaza verschlimmere sich, deshalb sollten wir unsere Anstrengungen auf die UN-Vollversammlung am 9. September konzentrieren und dort die Anwendung der UN-Resolution 377 „Uniting for Peace“ (Vereint für Frieden) fordern, mit der die Vollversammlung Maßnahmen ergreifen kann, wenn der Sicherheitsrat handlungsunfähig ist. Zepp-LaRouche wies darauf hin, daß der Film The Voice of Hind Rajab über diesen Genozid am 3. September auf den Filmfestspielen von Venedig gezeigt und mit einer fast 24 Minuten langen Ovation gefeiert wurde. Der Film könne eine wichtige Warnung sein und „das Gewissen der Welt aufrütteln”.

Sie verlas dann eine kurze Erklärung, die sie als Aufruf zur Mobilisierung der IPC vorschlug, worin gefordert wird, daß die Länder des Westens mit der Neuen Weltordnung zusammenarbeiten müssen. China und Indien, die beiden bevölkerungsreichsten Nationen, hätten bereits begonnen, miteinander und mit Rußland zu kooperieren; das sei eine Reaktion auf den Versuch des Westens, eine unipolare Weltordnung zu etablieren, der völlig nach hinten losgegangen sei. Der Westen habe nun die Wahl, entweder mit diesem neuen System zu kooperieren oder einen dritten und letzten Weltkrieg zu riskieren.

Pedro Páez war Minister für Wirtschaftspolitik in der Regierung von Rafael Correa in Ecuador, Präsident der Ecuadorianischen Kommission für die Gestaltung einer neuen Finanzarchitektur und ecuadorianischer Vertreter bei der Banco del Sur (Bank des Südens). Er warnte, der Übergang von einem sterbenden System zu einem neuen könne „Monster hervorbringen“. Parallel zu dem Gemetzel in Gaza sehe man gewalttätige Auseinandersetzungen in vielen anderen Teilen der Welt, beispielsweise bei den US-Angriffen auf Venezuela oder bei den Provokateuren in Indonesien. Präsident Putins Konzept einer „Polyphonie” politischer Stimmen verschiedener Länder biete eine Alternative, und wir müßten alle möglichen Bereiche der Zusammenarbeit ausloten und „nach Räumen suchen, in denen wir Konvergenz finden können”. Damit dieser Ansatz Erfolg hat, so Pàez, müßten wir der spekulativen Finanzmacht der Oligarchie den Boden entziehen, indem wir das entstehende neue System unterstützen.

Rafed Aljoboury, Gründer des Integrity Political Action Committee (IPAC), warnte, Israel werde die Veränderung der Weltmeinung ignorieren und stur an seinem Plan festhalten, Gaza zu entvölkern. Es habe in Gaza mindestens 274 Journalisten ermordet, und es werde die Gründung eines palästinensischen Staates nicht aus freien Stücken zulassen. Wir müßten die Weltgemeinschaft dafür mobilisieren, Maßnahmen zu ergreifen. Israel „will seine vermeintliche Mission erfüllen, bevor die internationale Gemeinschaft sie aufhalten kann“. Das KZ-artige Lager, in das die Bewohner Gazas umgesiedelt werden sollen, könne nur 1,5 Millionen Menschen aufnehmen, was bedeute, daß die übrigen 600.000 Einwohner Gazas sterben müssen. IPAC plant eine Kundgebung am 15. September vor der UNO.1 Aljoboury erinnerte an die Reaktion der USA auf die Suezkrise 1956, als die Eisenhower-Regierung die Invasionsarmeen von Israel, Großbritannien und Frankreich zum Rückzug aus Ägypten zwang: Dies beweise, daß ein erfolgreiches Eingreifen möglich ist. Doch wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, wären die Folgen verheerend, Israel werfe sogar 2000-Pfund-Bomben auf Zelte ab. Die internationale Gemeinschaft habe keine Entschuldigung für ihre Passivität, der Völkermord sei nicht zu leugnen.

Anschließend wurde ein Video gezeigt,2 in dem die US-Militärveteranen Josephine Gilbeau und Oberst a.D. Anthony Aguilar in voller Uniform aus einer Anhörung im Kongreß abgeführt werden, weil sie gegen die Mitschuld der USA an dem Völkermord protestiert hatten. Guilbeau war Analystin bei der US-Armee, wo sie 17 Jahre lang diente, und Cybersicherheitsexpertin für das US-Cyberkommando. Sie wandte sich im Anschluß an das Video an die IPC-Sitzung und sagte, sie hätte sich nie vorstellen können, daß sie sich jemals gegen ihre eigene Regierung stellen muß. „Das ist nichts, was ich gerne tue… Wir müssen uns in unangenehme Situationen begeben…, um dieses Land vor sich selbst zu retten.“ Es folgten Bemerkungen von Aguilar, einem pensionierten Green Beret, der als Auftragnehmer für die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) tätig war, bevor er zum Whistleblower wurde. Er stellte fest, daß Israel das Tempo seiner Operationen erhöhe: „Israel weiß jetzt, daß die Zeit nicht auf seiner Seite ist… Auch uns läuft die Zeit davon…, sonst werden alle Palästinenser in Gaza entweder vertrieben oder getötet.“

Daniel Burke, Aktivist der LaRouche-Organisation (TLO),berichtete über das Organisieren an den US-Universitäten und zeigte ein Video mit einem Aktivistenchor vor Ort. Zepp-LaRouche merkte an, wir müßten darüber nachdenken, wie wir das Organisieren beschleunigen können, um die Vereinten Nationen zum Handeln zu bewegen.

Co-Moderator Dennis Speed stellte die Grundgedanken hinter dem bevorstehenden Konzert am 14. September in New York mit Cherubinis Requiem vor und zitierte Beethoven: „Wenn die Menschen meine Musik verstehen würden, gäbe es keinen Krieg.“ Man brauche Schönheit, Wut und Verzweiflung könnten das Problem nicht lösen.

Diskussion

Es gab dann eine breitgefächerte Diskussion darüber, wie man Regierungen am besten dazu bewegen kann, die UN-Resolution 377 anzuwenden. Speed beschrieb, wie der US-Kongreßabgeordnete Adam Clayton Powell 1955 gegen den Willen des eigenen Außenministeriums an der Bandung-Konferenz teilnahm, als Beispiel für wirksames individuelles Handeln. Kürzlich wurde den US-Senatoren Chris Van Hollen und Jeff Merkley die Einreise nach Gaza verweigert, aber sie waren nicht bereit, den Schritt zu gehen, sich verhaften zu lassen, wie die Anführer der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren.

Weitere Diskussionen gab es darüber, wie die dramatischen Entwicklungen auf dem SCO-Gipfel gefördert und vorangetrieben werden können. Páez brachte das Prinzip des Jubeljahres (mit einem Schuldenerlaß) zur Sprache: Man könne den Mechanismus der Resolution 377 auch dazu nutzen, die Welt gegen die IWF-Auflagen und andere Formen des Wirtschaftskrieges gegen die Globale Mehrheit zu verteidigen. Er unterstützte nachdrücklich den dringenden Aufruf von Zepp-LaRouche und die Aktivitäten der IPC insgesamt.

Ein afrikanischer Teilnehmer berichtete über die anhaltende Krise in Äthiopien. Co-Moderator Dennis Small merkte an, daß Äthiopien Mitglied der BRICS ist, deshalb versuche die Anglosphäre, das Land zu zerstören.

Abschließend sagte Zepp-LaRouche, in früheren Perioden der Geschichte habe es Zeiten gegeben, in denen ein Teil der Welt prosperierte, während ein anderer Teil zusammenbrach, und beide nichts voneinander wußten. Heute sei das anders: „Wir sitzen alle im selben Boot.“ Präsident Xi habe das mit seinem Konzept der „Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“ gut zum Ausdruck gebracht. Wenn von der „Goldenen Milliarde“ die Rede sei (dem vermeintlich bessergestellten Westen), verzerre das die Realität, in der Nationen wie Frankreich und Deutschland auseinanderfallen. Das Bild von den „zahnlosen Chihuahuas“ sei gut geeignet, um einige der kriegerischen Stimmen im Westen zu beschreiben. Mit maximalen Anstrengungen könne man in diesem historischen Moment das Blatt wenden, dazu sollten die Teilnehmer ihren neuen Appell unterstützen und verbreiten.       eir

Anmerkungen

1. https://ipac7.org/events

2. https://x.com/DropSiteNews/status/1963280045926908080


Licht am Ende des Beringstraßentunnels

Licht am Ende des Beringstraßentunnels

Bericht vom 117. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Die 117. wöchentliche Onlinesitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 29. August begann mit einem Lageüberblick der Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche. Sie betonte, die Weltgemeinschaft sei angesichts des Völkermords in Gaza „machtlos und handelt nicht”. Sie erinnerte daran, daß der 18. September die Frist für Israel ist, um den Urteilen des Internationalen Gerichtshofs (IGH) nachzukommen, und daß die UN-Vollversammlung im Falle der Nichtbefolgung die Resolution 377 – Vereint für den Frieden anwenden kann. Eine Zweidrittelmehrheit in der Generalversammlung könne demnach beschließen, Blauhelme oder ähnliche Streitkräfte zu entsenden, um die Belagerung zu durchbrechen. „Wir verlieren nicht nur das palästinensische Volk, wir verlieren auch das Völkerrecht, wir verlieren die Fähigkeit, morgens in den Spiegel zu schauen.“

Deutschland, Frankreich und Großbritannien hätten das Ultimatum an den Iran zur Inspektion von Nuklearstandorten, den sog. „Snapback“, aktiviert. Aber als der Iran das letzte Mal mit dem Westen kooperieren wollte, hätten die USA das Land mit Scheinverhandlungen getäuscht und einen Angriff vorbereitet. Die Sanktionen gegen den Iran hätten über 500.000 Todesfälle durch Hunger und Mangel an medizinischer Versorgung verursacht.

Zepp-LaRouche äußerte sich zu der aktuellen deutschen Theorie über die Sabotage der Nord-Stream-Pipeline. Die Geschichte vom „Segelboot mit Hobbytauchern” als Tätern werde auf der ganzen Welt skeptisch betrachtet. Der Terrorakt habe zu einer Kluft zwischen Europa und Rußland geführt und den Beginn des wirtschaftlichen Zusammenbruchs Deutschlands markiert. Rußland weise darauf hin, daß Infrastruktur nirgendwo auf der Welt sicher ist, wenn dies nicht ordentlich aufgeklärt wird. Zepp-LaRouche bedauerte das derzeitige politische Klima in Deutschland, wo Militärführer streng geheime Treffen zur Vorbereitung auf einen Krieg abhalten.

Glücklicherweise werde das Treffen am 3. September in Beijing zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs dazu beitragen, die Globale Mehrheit zu festigen. Am selben Tag beginne auch das Östliche Wirtschaftsforum in Wladiwostok mit mehr als 6000 Unternehmen, wo die Entwicklung der Arktis auf der Tagesordnung stehe. „Wir werden uns dafür einsetzen, den Beringstraßentunnel als Schlüsselelement unserer Perspektive für Weltfrieden durch Entwicklung auf die Tagesordnung zu setzen.“ Zepp-LaRouche scherzte, vielleicht habe Donald Trump tatsächlich den Friedensnobelpreis verdient, weil er nämlich China und Indien durch sein Mobbing näher zusammenführt.

Dr. Georgij D. Toloraja ist Exekutivdirektor des Russischen Nationalkomitees für BRICS-Forschung, Direktor des Asien-Strategiezentrums des Instituts für Wirtschaft sowie Forschungsleiter des Instituts für China und das zeitgenössische Asien der Russischen Akademie der Wissenschaften. Er sagte, das Treffen in Beijing werde ein Meilenstein sein. Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) werde eine Erklärung darüber abgeben, wie die eurasischen Länder gemeinsam die Weltkrise bewältigen können, dann folgten die Gedenkfeier zum Kriegsende im Pazifik und das Wladiwostok-Forum. Toloraja sagte, wir hätten uns zwar etwas von der Schwelle eines Atomkrieges wegbewegt, trotzdem bleibe die Lage sehr besorgniserregend.

Zepp-LaRouche ergänzte, die Stimme des Globalen Südens sei nun im kollektiven Westen deutlich zu hören. Alle Probleme wären eigentlich leicht zu lösen, wenn wir die Denkweise hin zu „Kooperation statt Konfrontation“ ändern könnten. Toloraja entgegnete, das werde nicht einfach sein, weil in der sog. Goldenen Milliarde (dem „Westen“) Egoismus und Ausbeutung tief verwurzelt seien, und das werde durch militärische Gewalt und psychologische Kriegsführung unterstützt. Zepp-LaRouche hielt dagegen, die Goldene Milliarde sei keine homogene Gruppe und die westlichen Regierungen hätten keine Unterstützung mehr in der eigenen Bevölkerung; der Wirtschaftskollaps werde diese Unterstützung noch weiter untergraben. Ein klares Kooperationsangebot des Globalen Südens für gemeinsame Projekte zur Entwicklung des Südens würde deshalb Wirkung zeigen. Es böten sich viele Gelegenheiten für Interventionen, darauf sollten wir uns konzentrieren. Toloraja sagte, die Russen hätten gehofft, daß Trumps Wahl Ausdruck des Wunsches nach Veränderung in Amerika sei, aber die bisherigen Ergebnisse seien enttäuschend.

Graham Fuller, ehemaliger US-Diplomat, CIA-Beamter und Islamwissenschaftler, sagte: „Die Ukraine ist nur ein Symptom für eine viel tiefere Krise zwischen den USA und Rußland.“ Er sei begeistert von der Landbrücken-Idee des Schiller-Instituts mit dem Beringstraßentunnel, aber die politischen Hindernisse seien enorm, allem voran die Russophobie in den USA. Es werde behauptet, über die Beringstraße würden Horden von Kommunisten hereinströmen. Die Briten hätten einst die Russophobie geschaffen, aus Angst, die Russen könnten in ihr „Kronjuwel“ Indien einfallen. Die USA hätten russische Ballerinas und Musiker deportiert, um Amerika „sauber“ zu halten. Fuller schlug vor, den verstorbenen Präsidenten Ronald Reagan zum Aushängeschild für bessere Beziehungen zu Rußland zu machen, weil der in den USA einen guten Ruf genieße und wir sein Image als großer Patriot, der trotzdem für Verständigung mit Rußland war, wiederbeleben könnten.

Ray McGovern, ehemaliger CIA-Analyst und Mitbegründer der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS), dankte Fuller – dessen frühere Aufgabe dem heutigen DNI (Direktor der Nachrichtendienste) entsprach –, für seine „Tour d’horizon”. Es gebe Grund zur Hoffnung, weil Putin und Xi keine Eile hätten und die Konstellation auf der Welt sich hin zur Mehrheit verschiebe.

Zepp-LaRouche sagte, die Menschheit habe etwas Schönes an sich, das sie optimistisch stimme, aber sie könne immer noch nicht verstehen, was mit Staatsführern los sei, die bereit sind, ihre eigene Auslöschung zu riskieren. „Was nützen Ihnen alle Reichtümer, wenn am Ende alles zerstört ist?“ Sie beklagte erneut den Zustand ihres Heimatlandes. Man müsse „laut nach Deutschland hineinrufen“, um die schlafwandelnden Deutschen aufzuwecken.

Die Moderatorin Anastasia Battle berichtete über ihre jüngsten Erfahrungen beim Organisieren in Deutschland: Die Menschen teilten die Russophobie ihrer Politiker nicht, und es wäre gut, wenn russische Politiker sich direkt an die europäische Bevölkerung und insbesondere an die Friedensdemonstranten wenden. McGovern, der selbst kürzlich eine Woche in Deutschland war, erklärte: „Schuld sind die Medien.“ Die deutschen Medien seien schlimmer als die amerikanischen und genauso schlecht wie die britischen. Rußland sei bewußt nicht in Kiew einmarschiert, weil es den Minsker Vereinbarungen vertraute; Rußland wolle sein Territorium nicht erweitern. Und er machte noch einen Witz: „Warum ist Tony Blair an den Gaza-Verhandlungen beteiligt? Weil Satan diese Woche keine Zeit hat.“

Diskussion

Purnima Anand ist Präsidentin des BRICS International Forum, einer zivilgesellschaftlichen Organisation in Delhi. Sie sagte, Indien werde als Reaktion auf die von Trump angekündigten Zölle neue Handelspartner finden. Indien betreibe umfangreichen Handel sowohl mit Rußland als auch mit den USA, warum beschwere sich die amerikanische Regierung? „Amerika kann nicht immer die Nummer eins sein, Europa kann nicht immer Kolonialmacht sein.“

Toloraja beklagte, die BRICS seien offen für eine Zusammenarbeit mit dem Westen, aber der Westen habe daran kein Interesse.

Zepp-LaRouche berichtete, daß Krankenschwestern in Deutschland angehalten werden, sich darauf vorzubereiten, vor Zivilisten erst verwundete NATO-Soldaten zu versorgen. Die USA und der gesamte Westen seien finanziell bankrott: „Ich glaube, wir stehen vor einer sehr stürmischen Zeit… Ich denke, im Vergleich zu dem Kollaps, vor dem wir jetzt stehen, wird das, was 2007-2008 passiert ist, nur ,Peanuts‘ sein.“

Teilnehmer fragten nach Trumps Drohungen gegenüber Venezuela und seiner Behauptung, dessen Regierung sei ein Drogenkartell. Co-Moderator Dennis Small erinnerte daran, daß das Hauptproblem das Drogengeld im Bankensystem sei. Als die britische HSBC-Bank dabei erwischt wurde, über 60 Milliarden Dollar für das Sinaloa-Kartell zu waschen, hätte das für sie keine Konsequenzen gehabt.

Fuller fragte in seinen Schlußbemerkungen: „Werden wir die BRICS-Staaten bei jeder Gelegenheit blockieren, oder werden wir uns ihnen anschließen, um etwas zu erreichen, das sehr gewinnbringend sein könnte?“ Zepp-LaRouche kam auf den Vorschlag zurück, Ronald Reagan als Vorbild für die Entspannung mit Rußland zu benutzen. Sie erinnerte daran, daß Reagan bei seiner Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) Moskau Zusammenarbeit anbot, um Atomwaffen überflüssig zu machen. Diese Idee habe er von ihrem verstorbenen Ehemann Lyndon LaRouche übernommen.

Battle postete den Appell an die Präsidenten Xi, Trump und Putin, sich am 3. September zur Feier des Kriegsendes zu treffen, mit den Namen von 97 prominenten Unterzeichnern.


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