Das 120. wöchentliche Online-Forum der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 19. September begann mit einem Lageüberblick der Gründerin des Schiller-Instituts und IPC-Initiatorin Helga Zepp-LaRouche. Die USA hätten im UN-Sicherheitsrat in den letzten zwei Jahren sechs Waffenstillstandsresolutionen zu Gaza mit ihrem Veto verhindert und damit diese Institution lahmgelegt. Die Frage sei nun, welches Land in der UNO den Mut hat, die UN-Resolution 377 einzubringen, wonach die Generalversammlung Maßnahmen ergreifen kann, wenn der Sicherheitsrat handlungsunfähig ist. Israel habe die zwölfmonatige Frist der UNO zur Beendigung seiner illegalen Besetzung von Westjordanland und Gazastreifen, die am 18. September 2025 ablief, ignoriert, und eine UN-Kommission habe diese Woche offiziell festgestellt, daß Israel Völkermord begeht. Israels Finanzminister Bezalel Smotrich habe derweil auf einer Konferenz schon einen internationalen „Immobilienboom“ in Gaza angekündigt.
Über Donald Trumps jüngsten zweiten Staatsbesuch in Großbritannien sagte Zepp-LaRouche: „Aus historischer Sicht war das eine Ungeheuerlichkeit. Präsident Trump hat offenbar vergessen, worum es bei der Amerikanischen Revolution eigentlich ging.“
Gleichzeitig gebe es eine „neue tektonische Verschiebung“: Pakistan und Saudi-Arabien hätten eine strategische Allianz geschlossen, wobei Pakistan Saudi-Arabien seinen atomaren Schutzschild zur Verfügung stellt. Nach Israels Angriff auf Katar vertrauten die amerikanischen Verbündeten nicht mehr auf den Schutz der USA. Der ägyptische Außenminister habe der neuen Allianz gratuliert, das beweise eine komplette Neuausrichtung.
„Wir sitzen auf einem Vulkan“, weil das westliche Finanzsystem hoffnungslos bankrott sei, betonte Zepp-LaRouche. Die Globale Governance Initiative1 des chinesischen Präsidenten Xi sei in dieser Lage ein Anker der Stabilität, das dürfe man nicht außer Acht lassen.
Purnima Anand, Präsidentin des BRICS International Forum,2 beschrieb die Geschichte der BRICS von 2009 bis heute. In den letzten 80 Jahren habe Europa immer getan, was es wollte, und Amerika sei gefolgt. Die gegenwärtige Weltlage sei wie ein „realer Horrorfilm“. Die Regierungen und Denkfabriken des Westens würden angesichts der Gräueltaten in Gaza schweigen. Das mache die BRICS um so notwendiger. Die Unabhängigkeitsbewegung Indiens sei ein Vorbild dafür, wie man Ziele friedlich ohne Waffen erreichen kann. Die sozialen Medien seien eine Hilfe, weil sie uns einen Einblick in das Geschehen in Konfliktgebieten geben, während „neokolonialistische“ Regierungen wie die in Israel und der Ukraine Journalisten aussperren.
Larry Johnson, ehemaliger CIA-Beamter und Mitglied der VIPS (Veteran Intelligence Professionals for Sanity), warnte, die Ermordung des konservativen Aktivisten Charlie Kirk in den USA sei Gegenstand einer großangelegten Desinformationskampagne einer ausländischen Geheimdienstorganisation. Ein Artikel des Enthüllungsjournalisten Max Blumenthal3 liefere Beweise dafür, daß Kirk zuletzt eine Metamorphose durchlief und kein Ultra-Zionist mehr war. So habe Kirk in seiner Sendung Turning Point eine Debatte moderiert, an der auch der antizionistische Jude Dave Smith teilnahm. Kirk sei kürzlich zum Abendessen bei dem zionistischen Milliardär und Hedgefonds-Mogul Bill Ackman gewesen und habe später gesagt, während dieses Gesprächs habe er sich physisch bedroht gefühlt. Die Behauptungen des FBI über den angeblichen Mörder „weist einige echte Lücken auf“, so Johnson. FBI-Direktor Kash Patel selbst sei leider Teil einer Kampagne zum Schutz Israels.
Johnson erklärte weiter, Israels Angriff auf Doha habe eine beispiellose Annäherung in der arabisch-islamischen Welt ausgelöst. Selbst der König von Jordanien, sonst ein Speichellecker der USA, habe sich bei dem arabisch-islamischen Sondergipfel am 15. September in Doha gegen Israel ausgesprochen. Schiitische und sunnitische Muslime, die oft im Streit liegen, hätten bei dieser Konferenz zusammengearbeitet. Der Angriff auf Doha hätte ohne das Wissen oder sogar konkrete Unterstützung der USA niemals stattfinden können. Donald Trump habe unfreiwillig die Zusammenführung der ganzen islamischen und arabischen Welt bewerkstelligt.
Da der Iran Mitglied der BRICS sei, kämen ihm nun seine BRICS-Verbündeten zu Hilfe, wenn der Westen mit dem sog. „Snapback” wieder Sanktionen verhängt, weil der Iran sich weigert, dessen Forderungen nachzukommen. Trumps Versuch, Indien zu zwingen, kein russisches Öl mehr zu kaufen, sei nach hinten losgegangen. „Indien würde unmöglich wirtschaftlichen Selbstmord begehen, nur weil die USA das wollen”, so Johnson.
Die Moderatorin Anastasia Battle berichtete, daß Trump kürzlich Präsident Xi angerufen und zugesagt habe, am bevorstehenden APEC-Gipfel teilzunehmen.
Zepp-LaRouche bemerkte, die Blockbildung habe zwei Weltkriege verursacht, statt dessen bräuchten wir eine alternative Politik der Blockfreiheit. Sie meinte scherzhaft, Trump verdiene den Friedensnobelpreis, weil seine Torheiten die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Blockfreiheit gelenkt hätten. Die Welt habe sich verändert, und nun bleibe den westlichen Ländern nur noch, sich für Kooperation statt Konfrontation zu entscheiden.
Aktivitäten
Sébastien Drochon berichtete aus Frankreich über die jüngsten Literaturverteilungen bei öffentlichen Veranstaltungen. Die Stimmung in der Bevölkerung wende sich zunehmend gegen Israel. Er und seine Kollegen hätten an einer großen Gewerkschaftsdemonstration teilgenommen, deren Teilnehmerzahl auf 800.000 bis eine Million geschätzt wurde.
Der US-Kongreßkandidat José Vega beschrieb eine Kundgebung vor den Vereinten Nationen in New York, wo er sprach, um die UN-Resolution 377 zu unterstützen. Er zählte die namhaften Redner auf, die dort sprachen, darunter Oberst a.D. Aguilar, Josephine Guilbau, Garland Nixon und Pater Bury.
Gerardo Castilleja berichtete aus Mexiko, wo kürzlich der 215. Jahrestag der Unabhängigkeit gefeiert wurde. Er sprach über die Tradition von Präsident Benito Juarez, einem Verbündeten von US-Präsident Abraham Lincoln gegen das Britische Empire. Das Empire sei die heimliche Macht hinter der Konföderation in Amerika und dem französischen Kaiserreich gewesen, gegen die Mexiko damals kämpfte. Er berichtete, mexikanische Studenten seien überrascht, wenn sie erfahren, was die BRICS schon erreicht haben, und sie fragten, warum Mexiko noch kein Mitglied ist.
Jonathan Thron berichtete aus Deutschland. Er und seine Kollegen verteilten Flugblätter bei der Friedensdemonstration vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 20.000 Teilnehmern in Berlin. Die Menschen in Deutschland seien für Frieden, wüßten aber nicht, wie man das erreichen kann, deshalb müßten wir Aufklärungsarbeit leisten. Drei junge Kontakte hätten beim Flugblattverteilen geholfen. Wir seien dort die einzigen gewesen, die zur Zusammenarbeit mit den BRICS aufrufen. Eine Friedensdemonstration dieser Größe sei eine hoffnungsvolle Abkehr vom Klima der Angst in Deutschland.
Anastasia Battle aus den USA, die kürzlich einige Zeit in Deutschland mitorganisiert hatte, war begeistert von der Größe der Demonstration. Zepp-LaRouche war skeptischer und sagte: „Ich halte diese Mobilisierung für völlig unzureichend.“ Die ernste Lage müsse eigentlich Hunderttausende oder Millionen auf die Straße treiben.
Diskussion
José Vega und Dennis Small sprachen über die antikoloniale Tradition in den USA und insbesondere über die Rolle von Lyndon LaRouche. Vega erinnerte an die Rede von Präsident Sukarno4 auf der Bandung-Konferenz 1955, in der dieser die Amerikanische Revolution als erste erfolgreiche antikoloniale Rebellion hervorhob. Small fügte hinzu: „Es wäre sehr, sehr hilfreich, wenn Präsident Trump seine Nase aus dem Hintern des Britischen Empire herausnehmen würde.“
Zepp-LaRouche teilte die Hoffnung eines Fragestellers, daß die USA den BRICS beitreten könnten: „Präsident Trump hat bewiesen, daß er fähig ist, seine Meinung mehrmals täglich zu ändern.“
Abschließend sagte sie, eine wesentliche Frage sei „der Unterschied zwischen Demokratie und Wahrheit“. Schon Platon habe festgestellt, daß die Kehrseite der Demokratie Tyrannei ist. Man müsse die Meinung anderer Menschen respektieren, aber man müsse auch erkennen, daß es eine objektive Wahrheit gibt, die über bloßen Meinungen steht, und der sokratische Dialog biete einen Weg, diese Wahrheit herauszufinden. Sie rief dann alle Teilnehmer dazu auf, bei der Vorbereitung der Friedensdemonstrationen am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart mitzuhelfen.
Anmerkungen
1. https://www.globaltimes.cn/page/202509/1342284.shtml
2. https://www.bricsforum.in/index
3. https://thegrayzone.com/2025/09/12/charlie-kirk-netanyahu-israel-assassination/
4. https://transperiphery.com/Sukarno-Speech-in-Bandung
Auszüge auf Deutsch: https://www.bueso.de/dokumentation-rede-indonesischen-praesidenten-sukarno-bandung-konferenz-1955