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„Jeden Tag werden rote Linien überschritten“ – Ein Bericht vom 53. Treffen der Internationalen Friedenskoalition (IPC)

„Jeden Tag werden rote Linien überschritten“ – Ein Bericht vom 53. Treffen der Internationalen Friedenskoalition (IPC)

Von Daniel Platt

Die Internationale Friedenskoalition (IPC) begann am 7. Juni das zweite Jahr ihrer wöchentlichen Online-Treffen mit einem strategischen Überblick der Gründerin des Schiller-Instituts und IPC-Mitgründerin Helga Zepp-LaRouche. Sie kündigte an, daß der ehemalige US-Geheimdienstoffizier und UN-Waffeninspekteur Scott Ritter, der selbst an IPC-Treffen teilgenommen hat, an diesem Tag beim Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg – mit 19.000 Gästen aus 130 Ländern – an einer Podiumsdiskussion über die Dämonisierung Rußlands teilnimmt. Ritter müsse per Videoschaltung sprechen, weil Vertreter des US-Außenministeriums ihm am New Yorker Flughafen die Ausreise verweigerten und seinen Reisepaß beschlagnahmten, um ihn an der Teilnahme zu hindern.

Dieser schockierende Vorfall finde inmitten einer sich rapide verschlechternden strategischen Weltlage statt. „Jeden Tag werden rote Linien überschritten“, sagte Zepp-LaRouche. „Es wächst die Zahl der europäischen Staatsoberhäupter, die davor warnen, daß sich Europa auf einen Krieg vorbereitet.“ Die anglophile Fraktion zeige ihr häßliches Gesicht, u.a. bei der kriegslüsternen Gedenkfeier für die alliierte Landung in der Normandie am Donnerstag. Viele Parteien in Europa würden vollständig in Kriegsparteien verwandelt, beklagte Zepp-LaRouche.

Auf der anderen Seite würden nächste Woche russische Kriegsschiffe in Havanna auf Kuba zu Militärübungen in der Karibik erwartet. Dies werde die Menschen an die Kubakrise erinnern, insbesondere da gleichzeitig die NATO-Streitkräfte an die russische Grenze heranrücken. Eine weitere unheilvolle Entwicklung sei Präsident Bidens Ankündigung einer „verbesserten“ Atomwaffenstrategie. „Ich kann mir nicht vorstellen, was eine ,durchsetzungsstärkere‘ [„more assertive“] Strategie sein soll“, kommentierte Zepp-LaRouche. Sie zitierte eine Warnung des deutschen Generals a.D. Harald Kujat, dies könnte die ,Tragödie des 21. Jahrhunderts‘ werden, so wie die beiden Weltkriege die Tragödie des 20. Jahrhunderts waren.

Zur Weltwirtschaft zitierte Zepp-LaRouche Papst Franziskus, der sagte, die fehlgeleitete Globalisierung beraube den Globalen Süden der Hoffnung auf die Zukunft. Sie wies auch auf ein Interview hin, das sie zwei Tage zuvor der russischen Nachrichtenagentur TASS gegeben hatte, worin sie Präsident Putin zustimmte, es werde keinen Unterschied machen, wer die US-Präsidentschaftswahl gewinnt, solange die USA nicht ihr wahres Eigeninteresse verfolgen.

Die Folgen eines Atomkriegs

Prof. Steven Starr, ein Top-Experte für den Atomkrieg, der schon früher auf IPC-Sitzungen gesprochen hat, schilderte anhand eines PowerPoint-Vortrags die schrecklichen Folgen eines nuklearen Schlagabtauschs zwischen der NATO und Rußland. Er verglich die 1945 auf Hiroshima abgeworfene Atombombe, die 15.000 Tonnen TNT-Äquivalent hatte, mit den heutigen Waffen, die 7- bis 85-mal (!) so stark sind. Von Unterseebooten abgefeuerte Atomraketen beider Seiten könnten ihr Ziel in 7-10 Minuten erreichen, so daß den Regierungen extrem wenig Zeit bleibt, über eine Reaktion zu entscheiden.

Starr berichtete weiter über die jüngsten Entwicklungen in der Waffentechnik, er hat kürzlich ein Buch über die Wirkung Elektromagnetischer Impulse geschrieben. Eine einzige nukleare Detonation könne damit das Stromnetz eines ganzen Landes zerstören. Rußland verfüge jetzt über Hyperschallraketen, die mit 20-facher Schallgeschwindigkeit fliegen. Sie wurden in der Ukraine eingesetzt, und entgegen der NATO-Propaganda wurde keine einzige abgefangen. Einmal gestartete strategische Raketen könne man nicht zurückholen. Von Fachleuten geprüfte Studien hätten seit 2007-08 die Theorie des „nuklearen Winters“ bestätigt: Wegen des drastischen Rückgangs der globalen Temperaturen durch die enormen Mengen an Rauch in der oberen Atmosphäre würden die Folgen eines nuklearen Schlagabtauschs nicht nur die Menschen im Zielgebiet treffen, die meisten Menschen und Tiere auf der Welt würden verhungern.

In Anbetracht all dessen, so Starr, könne man das Verhalten der neokonservativen Politiker, die voller Begeisterung mit einem Atomkrieg liebäugeln, nur als „unglaubliche Inkompetenz und Ignoranz verbunden mit Hybris“ bezeichnen. Er frage sich ernsthaft, ob noch irgend jemand in Washington das weiß, was er dargestellt hat. Zum Schluß entschuldigte er sich für „diesen schrecklichen Vortrag“.

Berichte von Aktivitäten

Es folgte der unabhängige LaRouche-Kandidat für den US-Kongreß Jose Vega, der sich von seiner Wahlkampftour aus dem New Yorker Stadtteil Bronx meldete. Er berichtete von einer erfolgreichen Wahlkampfveranstaltung am Vorabend, an der auch der bekannte Kabarettist und politische Kommentator Jimmy Dore sowie das Team des Podcasts Due Dissidence teilgenommen hatten. Etwa hundert Gäste waren gekommen, die Hälfte davon hatte bei der Unterschriftensammlung für Vegas Wahlzulassung geholfen. Vega sagte, faktisch lebten die Amerikaner heute im Faschismus. „Anstatt all diese Kriege zu finanzieren…, könnten wir eine für alle vorteilhafte wirtschaftliche Zusammenarbeit anstreben. Die Zukunft blickt auf uns.“

Es folgte die Senatskandidatin der LaRouche-Partei im Staat New York, Diane Sare. Sie paraphrasierte den Dichter Percy Shelley: „Wir befinden uns in einem revolutionären Moment, in dem die Dichter unter uns zu den Gesetzgebern der Welt werden können.“

Dennis Speed, führendes Mitglied der amerikanischen LaRouche-Organisation (TLO), verwies auf die jüngsten Enthüllungen über israelische falsche Konten in den Sozialen Medien, mit denen versucht wird, das „Narrativ“ zu kontrollieren. Er berichtete, daß die zionistische Lobbygruppe AIPAC allein 8 Millionen Dollar ausgegeben hat, in dem Versuch, den New Yorker Kongreßabgeordneten Jamaal Bowman zu besiegen, dessen Wahlkreis in der Bronx an den von Jose Vega angrenzt.

Teilnehmer aus Argentinien und Deutschland berichteten über Friedensveranstaltungen, die sie organisieren. Der Leiter der LaRouche-Bewegung in Frankreich, Jacques Cheminade, verurteilte die Feier in der Normandie als „besonders obszöne und erschreckende Show“, die zynisch inszeniert werde, um Begeisterung für das „Kriegsprojekt Ukraine“ zu wecken, das gerade rasant in sich zusammenbreche.

Dennis Small vom EIR-Nachrichtenmagazin ging auf die treibende Kraft hinter der Kriegsgefahr ein: die unglaubliche Verschuldung der Anglosphäre, allem voran Billionen von Dollar in der Blase der Finanzderivate.

Für einen Schuldenerlaß

Helga Zepp-LaRouche nutzte ihre Schlußbemerkungen, um auf einige der Fragen aus der Diskussion zu antworten. Auf die Frage eines Teilnehmers aus Iberoamerika, warum die Regierungen Westeuropas „wie Schafe“ hinter dem US-Präsidenten herlaufen, antwortete sie, das Beste, was man tun könne, sei jetzt, so laut wie möglich zu fragen: „Warum geht Westeuropa den Weg der Selbstzerstörung?“ Ihr verstorbener Mann, der EIR-Gründer Lyndon LaRouche, habe betont, nach dem Zweiten Weltkrieg gebe es in der Gesellschaft „Konsumdenken“ anstelle von Moral. Dies dürfe man aber nicht damit verwechseln, daß die physische Wirtschaft aufgebaut werden muß, um allen Menschen einen angemessenen Lebensstandard zu bieten.

Einem anderen Teilnehmer, der einen Artikel der Zeitschrift 972 über die Rolle der Künstlichen Intelligenz bei Israels Angriffen auf Palästinenser zitiert hatte, stimmte sie zu, dies sei ein wichtiges Thema. Die NATO benutze die KI, um das Narrativ zu kontrollieren: „Die freie Meinungsäußerung ist weg, man darf keine andere Meinung haben.“

Eine Geistliche und Aktivistin hatte als Antwort auf Dennis Smalls Ausführungen zur Schuldenkrise das biblische Konzept des Jubeljahrs zum Schuldenerlaß angesprochen. Zepp-LaRouche antwortete: „Ich bin sehr für ein weltweites Jubeljahr.“ Zusätzlich zum Erlaß von unbezahlbaren Schulden, insbesondere von Derivaten, brauche man Lyndon LaRouches „Vier Gesetze“ zur Reorganisation des Finanzsystems, u.a. zur Wiedereinführung der Glass-Steagall-Bankentrennung. Wir müßten den Banken sagen, entweder sie bringen ihre Bilanzen in Ordnung oder sie müssen Konkurs anmelden. Neue Kredite müßten dann auf die reale, physische Produktion beschränkt werden. Papst Franziskus habe das Jahr 2025 als nächsten Termin für ein Jubeljahr genannt.

Zepp-LaRouche kündigte an, es werde ein Video von Prof. Starrs Vortrag produziert, das an alle Volksvertreter verbreitet werden soll. Abschließend verwies sie darauf, daß am Mittwoch, dem 12. Juni, eine wichtige Pressekonferenz mit Scott Ritter und anderen stattfinden werde.

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