Auf der Veranstaltung „The Road to COP26: Opportunities, Challenges and the African Transition to Net-Zero“ am 22. April hat Mark Carney, UN-Sonderbeauftragter für Klimaschutz und früherer Gouverneur der englischen Zentralbank, seine moderne Version der kolonialen Besetzung Afrikas vorgestellt.
Auf eine Frage, ob Afrika Gelder aus dem „Emissionsausgleich“ erhalten werde, sagte Carney, daß der „Carbon-offset-Markt“ bis Ende des Jahres eingerichtet sein werde. Afrika werde reich, indem es diesen „Ausgleich“ westlichen Unternehmen anbiete, die diese „offsets“ für ihre Kohlenstoffemissionen kaufen wollen. Carney sagte, er sei beeindruckt von dem „unglaublichen Nutzen, der durch das bestehende nationale Kapital in Afrika entsteht, und die Möglichkeit der Emissionsreduzierung und das Wachstum durch Aufforstung.“
Was meint dieser Herr damit? Indem Afrika seine Ressourcen nicht entwickelt und keine Bäume fällt – sondern sogar bestehende landwirtschaftliche Nutzflächen wieder aufforstet – , werde Afrika riesige Summen an „Kohlenstoffausgleichszahlungen“ erhalten. Wenn sich Afrika also nicht entwickelt, werde es Geld für „Entwicklung“ bekommen und für immer ohne moderne Infrastruktur, Industrie oder Landwirtschaft bleiben.
Carney: „90 % der Nachfrage nach Kohlenstoffausgleichszahlungen werden aus den fortgeschrittenen Volkswirtschaften kommen, und 90 % des Angebots werden aus den sich entwickelnden Volkswirtschaften kommen, einschließlich Afrika. Dies ist ein Markt, der schnell auf 100 Milliarden Dollar pro Jahr anwachsen könnte.“
Natürlich könnten die „fortschrittlichen Volkswirtschaften“ den Entwicklungsländern nicht vertrauen, daß diese ihre Versprechen einhalten. Deshalb brauche man eine neue Art von Kolonialherrschaft. Carney sagt: „Natürlich muß es Ehrlichkeit und ein gewisses Maß an Beständigkeit bei den Emissionsausgleichen geben, und diese Beständigkeit muß verifiziert und überwacht werden. Dies ist ein privater Markt, also werden die offsets von privaten Unternehmen wie Microsoft gekauft. Sie werden diese Verpflichtungen nicht eingehen, wenn sie nicht wissen, daß diese offsets in Ruanda oder an anderen Orten in Afrika dauerhaft sind.“
Wem, so kann man fragen, werde die Verantwortung zufallen, „zu verifizieren und zu überwachen“, daß kein afrikanisches Land seinen Vertrag bricht, seine Ressourcen nicht zu erschließen, und stattdessen Wälder abzuholzt, um Fabriken, Farmen oder neue Städte zu bauen? Die grünen Kolonialherren werden mehr als bereit sein, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen.