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Natalja Witrenko: Eine konstruktive Alternative zur bestehenden Weltordnung

Natalja Witrenko: Eine konstruktive Alternative zur bestehenden Weltordnung

Natalja Vitrenko

Wirtschaftswissenschaftlerin & Vorsitzende der Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine, Kiew, Ukraine.


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Diese Konferenz ist eine einzigartige Informationsplattform für Wissenschaftler und Spezialisten aus verschiedenen Ländern und Kontinenten, um in dieser sehr schwierigen Vorkriegssituation Ideen auszutauschen. Wir haben die Gelegenheit, einen Weg zur Rettung der Welt zu definieren und die Welt zu reorganisieren, um Souveränität und politische Stabilität, Wirtschaftswachstum und eine bessere Lebensqualität für die Menschen aller Länder sicherzustellen.

Für uns als Bürger der Ukraine sind diese Fragen besonders akut. Die Ukraine von heute ist durchzogen vom Blut eines Bürgerkrieges. Die Ukraine erfährt enorme menschliche und wirtschaftliche Verluste und ist in den Klauen einer Neonazi-Diktatur, die dazu benutzt werden soll, einen – nuklearen! – Dritten Weltkrieg auszulösen.

Der wirtschaftliche Niedergang der Ukraine

Unser Land ist gut ausgestattet, mit einem ausgezeichneten Klima, 20% der Landfläche an Schwarzerde auf der Welt, einer einzigartigen strategischen Lage und hochqualifizierten und gutausgebildeten Arbeitskräften. 22 Jahre lang hat die Ukraine die mit den IWF- und Weltbankreformen verknüpften Bedingungen gehorsam und penibel erfüllt, und seit acht Jahren befolgt sie die Handelsvorschriften der Welthandelsorganisation. In diesem Jahr unterzeichnete die Ukraine ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Und jetzt taumelt unser Land in einen Abgrund, in Zerfall und Selbstzerstörung.

2013 betrug das BIP der Ukraine nur 65% des Niveaus von 1990. 2014 hat sich der Rückgang fortgesetzt: Im 1. Quartal fiel es um 1%; im 2. Quartal um 4,7%. Der hochgerechnete Rückgang des BIP bis zum Jahresende beträgt 10%. Die Nettoverschuldung der Ukraine steigt rapide. Im gesamten Jahr 2014 wird sie um 102,2% steigen. In den ersten acht Monaten 2014 fiel die Industrieproduktion um 7,8%. Die ukrainische Landeswährung, die Hrywnja, verlor in dieser Periode mehr als 60%, dabei lag die Inflation bei 90%. Der Bürgerkrieg hat die Wirtschaftskrise verschärft. Die Rüstungsausgaben verschlingen den Löwenanteil der Ausgaben im Staatshaushalt. Löhne, Renten und Sozialleistungen bleiben eingefroren, während Preise, Strom- und Heizkosten in diesem Jahr bisher schon um 40% gestiegen sind. Der Lebensstandard ist um 30% gefallen. 78% der Bevölkerung der Ukraine leben unter der Armutsgrenze.

Statt dem, was versprochen wurde – nämlich europäische Werte, Rechtsstaat, Redefreiheit, Recht auf friedliches Demonstrieren, das Recht auf Leben, Sicherheit und Würde, und das Recht des Volkes, durch Wahlen seinen Willen auszudrücken -, wird in der Ukraine eine Neonazi-Diktatur konsolidiert. In Schulbüchern, Medien und dem Verhalten unserer staatlichen Institutionen, überall werden Hitlers Kollaborateure von der Organisation Ukrainischer Nationalisten und der Ukrainischen Aufstandsarmee zu Helden verklärt. Die Korruption hat sich zu einem neuen, „europäischen“ Format neu konfiguriert.

Leider ist das, was in der Ukraine geschieht, keine Anomalie, keine zufällige Ausnahme in einer blühenden Weltgemeinschaft. Es ist vielmehr das gesetzmäßige, geplante Resultat der gegenwärtigen Weltordnung, die von den USA nach dem Sieg über Nazi-Deutschland geschaffen wurde.

Die USA schufen die Grundlage für dieses neue Weltsystem schon 1944 mit der Bretton-Woods-Konferenz, indem sie den US-Dollar – damals noch vom Gold gedeckt – als globale Währung durchsetzten. Die Dollarisierung der Weltwirtschaft hat der amerikanischen Oligarchie enormen Profit verschafft. Ab August 1971 haben die Vereinigten Staaten, die ihre Nachkriegswirtschaft um ein Vielfaches mehr aufbauten als die Erholung der Sowjetunion, Europas oder anderer Kontinente, die Golddeckung des Dollars dreist aufgekündigt. Wer hätte dagegen Einspruch erheben können?

Zu dem Zeitpunkt hatten die USA bereits Institutionen der Globalisierung eingerichtet, wie den IWF, die NATO, die Weltbank und die WTO (damals GATT), um ihre Interessen zu schützen. Gnadenlos beuteten sie die ganze Welt aus, ruinierten Volkswirtschaften und verurteilten Milliarden Menschen zu einer halb verhungerten Existenz oder zum Tod durch Hunger, Drogen, Seuchen und bewaffnete Konflikte. Die Vereinigten Staaten sorgten sich nur um ihr eigenes Wohl. Die Menschen in Jugoslawien, dem Irak, Afghanistan, Libyen und Syrien waren und sind Opfer dieser Politik im Dienste der nationalen Interessen der USA.

Das existierende Weltsystem stößt auf eine stetige, allgemeine Zunahme der Unzufriedenheit in verschiedenen Ländern, die diese gegenwärtige Weltordnung für ungerecht und inakzeptabel haltendiese Ordnung, die vom IWF und der WTO vorgeschrieben wird, unter Bedingungen totaler Dollarisierung, wirtschaftlicher Sanktionen, von außen angeordneter Coups, farbigen Revolutionen und bewaffneten Konflikten, die amerikanische Hegemonie sicherstellen sollen. Neue globale Mächte entstehen. Neue Vereinigungen zur Integration von Ländern, wie die BRICS, die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, die Eurasische Zollunion und die Eurasische Union, pochen auf ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen.

Am 8. Oktober erschien in der Financial Times eine Analyse der Schwellenländer, die zeigte, daß die Trends der Weltwirtschaft die Führungsposition der USA gefährden. Betrachtet man das BIP in Bezug auf die Kaufkraftparität, so wird die alte, von den USA angeführte Gruppe der sieben führenden Nationen (G7) von einer neuen Siebenergruppe überflügelt: Brasilien, Rußland, Indien, China, Mexiko, Indonesien und die Türkei haben ein kombiniertes BIP von 37,8 Bio.$, gegenüber 34,5 Bio.$ für die G7. China selbst hat die Vereinigten Staaten schon überholt. Sein BIP nach Kaufkraftparität beträgt 17,6 Bio.$, das der USA 17,4 Bio.$.

Für die Vereinigten Staaten ist der Verlust ihrer Führungsposition in der Welt und die Zerstörung der weltweiten Dollarpyramide eine echte Gefahr. Und nicht nur die Fortsetzung ihrer Vorherrschaft auf der Welt ist bedroht, sondern sogar die Existenz der Vereinigten Staaten als Nation. Die USA haben eine astronomische Auslandsverschuldung von 17 Bio.$ und ein klaffendes Haushaltsloch von 1,7 Bio.$. Für die Vereinigten Staaten besteht der radikale Weg zur Rettung im Dritten Weltkrieg. Und der soll auf dem europäischen Kontinent stattfinden. Sie zählen darauf, daß die Ukraine diesen Krieg auslöst.

Das Aufkommen der Neonazis

Seit der Zerstörung der Sowjetunion haben die USA die Ukraine massiv bearbeitet. Es war eindeutig in ihrem Interesse, daß Neonazi-Parteien und -Bewegungen ab den 90er Jahren in unserem Land einen Boom erlebten. Die folgenden NeonaziOrganisationen traten auf: in den 90er Jahren die Ukrainische Nationalversammlung Ukrainische Nationale Selbstverteidigung (UNAUNSO); 1991 die Sozial-Nationale Partei der Ukraine (SNPU), die 2004 umbenannt wurde in All-Ukrainische Vereinigung Swoboda. Swoboda hat seit 2010 Sitze in Kommunalparlamenten in Galizien in der Westukraine und seit 2012 Sitze im nationalen Parlament. Dann gab es die Organisation Stepan Bandera Trident, 1993 gegründet, aus der im Dezember 2013 der Rechte Sektor hervorging. Es gibt noch viele weitere. Sie alle erhielten und erhalten großzügige Unterstützung mit Geld und Informationen vom Westen.

Die Unterstützung von Naziorganisationen verstößt gegen die Charta und Urteile des Internationalen Nürnberger Militärtribunals, welche die nationalen Gerichte verpflichteten, Kollaborateure mit Hitler-Nazis anzuklagen.

Es verstößt gegen die Resolutionen der Vereinten Nationen, die Rassismus und Nazismus verurteilen und die den Staat verpflichten, die Propagierung von nationalem, Rassen- oder religiösem Haß zu verbieten und als strafbare Handlung zu verfolgen. (In einer UN-Resolution vom 26. November 2012 wird betont, daß Verbote solcher Haß-Organisationen in keiner Weise gegen die Meinungs- und Redefreiheit verstoßen.)

Es verstößt gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, gegen den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte, gegen die internationale Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes und gegen die Europäische Menschenrechtskonvention, die alle jede Art der Diskriminierung verbieten, sei es aufgrund von Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, politischer oder anderer Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Status als Grundeigentümer oder nicht, oder auf irgendeiner anderen Grundlage.

Und es verstößt gegen die Verfassung der Ukraine, die in Artikel 37 die Gründung und Aktivität von politischen Parteien und öffentlichen Organisationen verbietet, deren programmatische Ziele oder Handlungen darauf abzielen, ethnische, rassische oder religiöse Feindseligkeit zu schüren.

Die Machthaber in der Ukraine haben sowohl unter Präsident Juschtschenko als auch unter Präsident Janukowitsch Gesetze und Vorschriften benutzt, um heute eine Nazi-Ideologie zur Ideologie der Ukraine zu machen.

Der jüngste Fall ist Präsident Poroschenkos Dekret vom 14. Oktober 2014, mit dem der 14. Oktober zu einem Feiertag der „Verteidiger des Vaterlands“ erklärt wird. Am 14. Oktober 1942 wurde die sogenannte Ukrainische Aufstandsarmee gegründet, die dann mit Hitler kollaborierte und an deren Händen viel Blut klebt; es reicht, an das Massaker in Wolhynien vom Sommer 1943 zu erinnern, als in Wolhynien 120.000 ethnische Polen ermordet wurden. Der Gründungstag der Organisation, die das getan hat, wurde nun zu einem nationalen Feiertag in der Ukraine erklärt.

Neonazis bildeten den ideologischen harten Kern des Euromaidan. Bei ihren Nazi-Aufmärschen trugen sie offen Nazi-Symbole (das Hakenkreuz, die Zahlen 14 und 88, das Keltenkreuz und bestimmte Fahnen) und Porträts ihrer ideologischen Idole, der Kollaborateure und Agenten der deutschen Abwehr Konowalez, Bandera und Schuchewitsch. Auf dem Euromaidan in Kiew skandierten sie immer wieder „Moskowiter (d.i. Russen) ans Messer!”, „Hängt die Kommunisten auf”, „Die Ukraine den Ukrainern”, „Ruhm der Ukraine – Tod den Feinden”, „Ruhm der Ukraine – Ruhm den Helden” und „Ukraine über alles”.

Hier in Deutschland, denke ich, erinnern sich die Menschen noch daran, was „Deutschland über alles“ bedeutete. Wir haben ein Buch mit dem Titel „Das Völkerrecht gegen die Rehabilitierung der ukrainischen Kollaborateure“ veröffentlicht, das Bilder von den Demonstrationen des Euromaidan in Kiew enthält. Ich bin dem Schiller-Institut und unseren wahren Freunden in Frankreich, Deutschland und Italien wirklich dankbar (und ich denke, alle Antifaschisten in der Ukraine sind dankbar), daß sie damals, im Februar und März 2014, unsere Reise durch mehrere europäische Länder und Treffen mit Abgeordneten der nationalen und regionalen Parlamente sowie des Europaparlaments organisierten. Wir haben damals alle diese Dinge aufgezeigt. Aber Brüssel, Washington und London wollten es nicht sehen. Sie sahen bloß einen „friedlichen Euromaidan“.

Aber er war nur eine Woche lang friedlich, vom 23. bis zum 30. November 2013.

Der Putsch des Euromaidan

Der Euromaidan in Kiew war schon seit dem 1. Dezember 2013 nicht mehr friedlich. Da hatten die Berkut-Sondereinheiten Befehl, keine Waffen einzusetzen, und die Guerillas des Maidan benutzten ausgiebig Baseballschläger, Pflastersteine, Leuchtgeschosse, Molotowcocktails, Eispickel und Ketten. Nachdem sie Waffenlager der Polizei und Militärbasen in Galizien geplündert hatten, verfügten sie auch über automatische Waffen. Sie besetzten 19 Regierungsgebäude im Zentrum der Hauptstadt.

Washington und Brüssel jedoch untersagten stur, daß die Behörden Gewalt einsetzten, obwohl sie sahen, wie die Neonazi-Guerillas in Kiew Amok liefen.

Wie paßt diese Haltung des Westens mit den Ereignissen am 9. August 2014 zusammen, als die Polizei im amerikanischen Ferguson, Missouri, einen unbewaffneten, 18jährigen Afro-Amerikaner namens Michael Brown erschoß, was friedliche Demonstrationen seiner empörten Mitbürger auslöste, die wiederum von der Polizei erst mit Tränengas und dann mit Gummigeschossen bekämpft wurden? Danach wurde die Nationalgarde hingeschickt und der Notstand ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt.

Ein Teil der ukrainischen Bevölkerung unterstützte den Euromaidan, aber Millionen, Zigmillionen lehnten ihn ab. Diejenigen, die ihn ablehnten, wollten nicht, daß die Ukraine zu einem Feind Rußlands gemacht wird. Sie waren gegen die Unterzeichnung des Assoziationsabkommens mit der EU, das die starken wirtschaftlichen, kulturellen, medialen, wissenschaftlichen und auch schlicht familiären Beziehungen zu den Russen systematisch abbrechen sollte. Eine Umfrage der Stiftung Demokratischer Initiativen im Februar 2014 ergab eindeutig, daß nur 16,8% der Ukrainer die Aktionen der Demonstranten uneingeschränkt unterstützten. Die Teilnehmer des Maidan kamen großenteils aus Galizien: 55% der Protestierenden waren aus Kleinstädten und Dörfern in der Westukraine angereist. Und trotzdem besitzen Leute die Frechheit, zu behaupten, der Maidan in Kiew hätte den „Willen unseres Volkes“ verkörpert!

Am 20. Februar 2014 hatten die Neonazi-Guerillas schon Feuerwaffen. Am 21. Februar zwangen drei Außenminister (aus Deutschland, Frankreich und Polen) Janukowitsch praktisch, den Putsch anzuerkennen und auf die Bedingungen des Maidan einzugehen. Das entsprechende Memorandum sah Verpflichtungen für alle Seiten vor. Aber die Maidan-Vertreter hatten nicht im geringsten die Absicht, ihre Verpflichtungen zu erfüllen, und es zwang sie auch niemand dazu. Die illegalen bewaffneten Einheiten wurden weder entwaffnet noch aufgelöst.

Die Neonazi-Ideologie wurde zur Ideologie des neuen Staates. Es ist eine Ideologie, unter der eine ethnische Gruppe allen anderen diktiert. Es ist eine Ideologie der Repressalien gegen Russen (und sämtliche Parteigänger Rußlands) – eine Ideologie der Repressalien gegen Dissidenten. Die neuen Machthaber verkündeten: „Eine Nation – eine Sprache – eine Kirche – ein Staat”.

Vertreter der russischen Welt (und damit sind nicht nur Bürger der Russischen Föderation und ethnische Russen gemeint, sondern auch sogenannte „Kleinrussen, die sich mit der russischen Welt und mit der ostslawischen Kultur identifizieren) haben unter diesen Bedingungen energisch Alarm geschlagen. Die Stimmung auf der Krim explodierte, und das Referendum vom 16. März endete praktisch einmütig für die Rückkehr zu Rußland. Der Donbaß erhob sich. Diese Region hat 6,5 Millionen Einwohner, die meisten von ihnen kulturell russisch orientiert, und ist mit Rußland eng verbunden. Das Referendum vom 11. Mai ergab, daß 75% der Bevölkerung der Regionen Donezk und Lugansk kein Teil einer antirussischen Neonazi-Ukraine sein wollte.

Aber das Kiewer Regime beschloß, den Donbaß zu bestrafen und auf den Werten, dem Willen und den Interessen seiner Bevölkerung herumzutrampeln.

Bis zum April 2014 konnten wir uns nicht vorstellen, daß die Regierung gegen Zivilisten und gegen die Aufständischen so ausgeklügelte Vernichtungsmittel einsetzen würde wie Gradund UraganRaketenwerfer, Clusterbomben, Phosphorbomben, taktische TotschkaURaketen (auch SS-21 genannt) und andere selektive schwere Offensivwaffen. Selbst den massiv untertriebenen UNZahlen zufolge sind bei den Kämpfen mit der ukrainischen Armee und verschiedenen Freiwilligenbataillonen bis Anfang dieses Monats, Oktober 2014, im Donbaß 3600 Menschen getötet und 8700 verletzt worden. Zum Vergleich: In dem mehr als zehn Jahre langen sowjetischen Krieg in Afghanistan starben 3360 Soldaten und Offiziere aus der Ukraine! Der Bruderkrieg im Donbaß schuf auch die Voraussetzungen für einen Flüchtlingsstrom, wovon etwa 1 Million in Rußland und etwa 300.000 in anderen Regionen der Ukraine Zuflucht nahmen.

Aber die Probleme der Ukraine heute sind nicht auf den Donbaß begrenzt. Alle russischen Fernsehkanäle wurden abgestellt und immer mehr Filme und Fernsehserien aus Rußland werden verboten. Ein sogenanntes Phänomen namens „vom Müll reinigennimmt rapide zu: Das sind Aktionen auf der Straße, wo gewählte Volksvertreter und andere Offizielle ohne irgendeine Untersuchung oder Gerichtsverfahren verprügelt und dann in Mülltonnen geworfen werden. Gegen Menschen, die sich beim Regime unbeliebt machen, werden Verleumdungen in Umlauf gebracht. Menschen verschwinden. Ich will hier zwei Beispiele anführen:

1. Im Juli 2014 drangen in der Stadt Melitopol (nicht im Donbaß, sondern in der Region Saporoschje) sechs Personen in das Haus von Sergej Dolgow ein, dem Chefredakteur einer Zeitung namens „Ich will zurück in die UdSSR!“, und verschleppten ihn. Er ist verschwunden. In den Monaten seitdem hat ihn niemand gefunden.

2. Ebenfalls im Juli 2014 beschloß unsere Kollegin Jelena Masur, die wie wir Abgeordnete des Parlaments war, eine Demonstration von Frauen gegen den Krieg vor dem Obersten Rada (unserem Parlament) zu organisieren. Diese Demonstration wurde aufgelöst und die Frauen wurden geschlagen. Die Polizei verhaftete die weiblichen Aktivisten, darunter auch die Abgeordnete des ukrainischen Volkes Jelena Masur, und prügelte sie so brutal, daß sie mit einem Schädelbruch ins Krankenhaus kam.

Verleumdungen und Verfolgung treffen nicht nur Mitglieder politischer Parteien oder Bürgeraktivisten und Blogger, sondern auch Menschen, die einfach nur in sozialen Netzwerken mitmachen. Hooligans verprügeln friedliche Demonstranten, und dann werden sie von der Polizei verhaftet – wohlgemerkt, die Demonstranten! So geschehen im Juli 2014 vor der Obersten Rada (dem Parlament) in Kiew, im August in Cherson und im September in Odessa und Charkow.

Vor diesem Hintergrund wird die Öffentlichkeit zunehmend mit Militarismus, barbarischer Russophobie und Haß auf alle abweichenden Meinungen gespeist. Diese Tendenzen sind charakteristisch für die Rhetorik der Parlamentskandidaten der Wahl am kommenden 26. Oktober. Iryna Farion von der Swoboda-Partei beispielsweise verkündete am 30. September in einer Rede an Kämpfer des Sitsch-Bataillons, die Ukraine müsse „der Vorreiter des Dritten Weltkriegs“ werden, und dieser Vorreiter müsse unbedingt siegreich sein.

Unter diesen Bedingungen von Bürgerkrieg, marodierenden Extremisten, Einschüchterung und Erpressung, strikter Zensur und militaristischer, antirussischer Psychose kann es am Ausgang der Wahl vom 26. Oktober kaum Zweifel geben. Das wird ein Kriegsparlament sein, das auf Anordnung der USA, oder wenn in der Ukraine soziale Massenunruhen drohen, durchaus das Kriegsrecht verhängen und Rußland den Krieg erklären könnte.

Angesichts von Europas Rolle als passiver Teilnehmer der aggressiven Politik der USA gibt es keinen Zweifel, daß eine Kriegserklärung der Ukraine gegen Rußland die NATOLänder unter Führung der Vereinigten Staaten in den Mahlstrom ziehen würde. Die Menschheit würde dann fraglos fürchterliche Verluste durch Angriffe mit Kernwaffen erleiden.

Die Alternative

Die menschliche Vernunft ist verpflichtet, eine Alternative zu diesem diabolischen Szenario zu finden. Diese Alternative sollte eine fundamental neue, wissenschaftlich organisierte, inspirierte und lebensfähige Weltordnung sein. Das bringt natürlich eine Vielfalt schwieriger Probleme mit sich, von der Schaffung gerechter supranationaler Finanz- und Kreditorganisationen als Ersatz für IWF und Weltbank und neuen Handelsorganisationen anstelle der WTO bis hin zur Auflösung der NATO, Abschaffung des Dollar-Monopols und einer radikalen Reform der Arbeitsweise der UNO und ihres Sicherheitsrats.

Diese globalen Probleme lassen sich nicht lösen, wenn der Entwicklungssektor nicht hinsichtlich Wirtschaft, Energie und Finanzen an Durchschlagskraft zunimmt. Das wiederum erfordert die Umsetzung großer internationaler Investitionsprojekte. Das chinesische Projekt der Neuen Seidenstraße ist dabei von besonderem Interesse. Der Aufbau der Neuen Seidenstraße ist eine Strategie für die radikale Transformation des eurasischen Kontinents. Dieses Projekt kann ein mächtiger Anstoß für wissenschaftliche Forschungen sein, für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Technologien zum Bau von Hochgeschwindigkeitsbahnen und verwandte moderne Infrastruktur, erweiterte Zusammenarbeit in Handel, Tourismus und Kultur sowie fruchtbare Koordination zwischen eurasischen Ländern zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit. Die Umsetzung dieses Projekts wird fraglos die neuen maßgeblichen Nationen der Welt stärken und zu einer grundlegenden Veränderung der Währungspolitik auf der Welt führen, mit Entdollarisierung und einem Übergang zur Verwendung nationaler Währungen im gegenseitigen Handel.

Das Projekt der Neuen Seidenstraße ist auch für die Ukraine äußerst vielversprechend. Der alte Staat der Kiewer Rus kontrollierte den Weg „von den Warägern zu den Griechen“, der die nördlichen russischen Lande über Kiew mit Zargrad (Konstantinopel) verband. Ähnlich sollte Kiew heute daran interessiert sein, seine Hauptverkehrsachsen auszubauen, damit die Ukraine ihre geopolitischen Vorteile wirksam ausnutzen kann, indem es zum Transitland nach Europa wird.

Die Beteiligung an dem chinesischen Projekt sollte für die Ukraine ein Anstoß sein, forschungsintensive Hochtechnologieindustrie zu entwickeln, die eine andersartige, hochentwickelte ukrainische Wirtschaft der Zukunft prägen würde. Das kann eine weitere Abnahme der wissenschaftlichen, technischen und intellektuellen Stärke unseres Landes verhindern, und es kann ein wirksames Mittel werden, um Massenarbeitslosigkeit, Armut sowie Abwertung und Abwanderung der Arbeitskräfte zu bekämpfen.

Es wäre eine Schande, die Chance zu versäumen. Es wäre eine Schande, wenn die Kräfte des Krieges, des Bösen und der unersättlichen Gier der Oligarchie über die Kräfte des Guten, der Vernunft und der Kreativität triumphieren würden.

Diese Chance zur Rettung der Ukraine wird es nur geben, wenn das Bewußtsein der Öffentlichkeit vor Nazi-Ideologie und -Propaganda geschützt wird und das politische Leben unseres Landes von Neonazi-Parteien und -Bewegungen gesäubert wird. Das läßt sich nur durch gemeinsame Bemühungen Rußlands und Europas erreichen. Die Normen und Prinzipien des Völkerrechts erlauben das nicht nur, sie fordern es, unter Berufung auf das Gedenken an die 50 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs.

Was wir dazu brauchen, ist der politische Wille.

 

Video clips: Clip 1, Clip 2

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Ali Rastbeen: Eine Vision für die Zukunft Eurasiens

Ali Rastbeen

Gründer und Präsident der Pariser Akademie für Geopolitik, Paris


Meine Damen und Herren,

Eurasien ist das weltweit größte territoriale Gebilde, das konstante geostrategische Bedeutung besitzt. Es umfaßt die früheren Republiken der Sowjetunion, die Balkanstaaten, die früheren Länder des Ostblocks in Mitteleuropa, sowie den Iran, die Türkei, China, Indien, Pakistan und Afghanistan.

Die Krisenherde Eurasiens, liegen vor allem in der zentralen Region, d.h., Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Tschetschenien, Adscharien, Ossetien, Karabach, Tadschikistan, Afghanistan und die kurdisch bewohnten Regionen der Türkei.

Die Vereinigten Staaten, Rußland, China, Deutschland und Japan sind die Länder, die eine wichtige Rolle auf dem politischen Parkett Eurasiens spielen und seine geopolitische Lage verändern können. Neben der wirtschaftlichen Wirkung können Deutschland und Japan auch eine größere Rolle bei der Beeinflussung von Ereignissen in Eurasien spielen. Aber die meisten ihrer Nachbarländer würden sich gegen ihre Vormachtstellung in der Region wehren.

Rußland und China sind die beiden großen Mächte, die in Eurasien intervenieren. Aufgrund ihrer historischen Position und der internationalen politischen Szene kann kein äußerer Akteur für sich alleine ihre historische Rolle in der Region schwächen.

Eines der Hauptziele der Vereinigten Staaten ist es, die Einigung Eurasiens unter der Vorherrschaft einer einzigen Macht zu verhindern. Sie fürchten, daß es das weltweite Gleichgewicht der Mächte zum Nachteil ihrer Interessen verändern würde, wenn es eine einzige Macht gäbe, die Eurasiens Ressourcen beherrscht.

Tatsächlich hängt die strategische Zukunft der Vereinigten Staaten in Eurasien von zwei Faktoren ab:

– erstens, der Evolution der Beteiligung von NATO-Mitgliedern nach dem Ende des Kalten Krieges.

– zweitens, Rußlands Fähigkeit, mächtiger zu werden und die Hauptrolle in der Region zu spielen.

Die Brüchigkeit Eurasiens beruht vor allem auf Sicherheitsfaktoren in Ost- und Mitteleuropa, auf dem Balkan und in den früheren Sowjetrepubliken, die dazu tendieren, Rivalitäten zwischen den Großmächten hervorzurufen.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion war es die amerikanische Gesamtstrategie, die früheren Sowjetrepubliken, die Ostblockländer und China in das internationale Wirtschaftssystem hineinzusteuern.

Sogar nach dem Ende des Kalten Krieges blieb Eurasien die Hauptbühne der Rivalität zwischen den beiden Großmächten. In dieser Region befinden sich rund 75% der Weltbevölkerung und der größte Teil des Reichtums der Welt. Etwa 60% des weltweiten Einkommens und fast drei Viertel der bekannten Energieressourcen gehören Eurasien. Alle Nuklearmächte, mit einer Ausnahme, befinden sich in Eurasien.

Für Amerika bedeutet die Rückkehr von Rußland auf die Bühne der geopolitischen Rivalitäten in Eurasien die Wiederkehr der Periode des Kalten Krieges.

Die amerikanischen Interessen im neuen Eurasien fallen in zwei Kategorien:

– Kurzfristig bestehen die USA auf der Nichtweiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen, die ihre Sicherheit und die ihrer Verbündeten gefährden würden.

– Langfristig versuchen sie, den Einfluß rivalisierender Großmächte oder jeglicher Opposition gegen amerikanische Werte und Interessen in Eurasien zu blockieren.

Rußland und China sind zwei mächtige Länder mit gemeinsamen Grenzen in Zentralasien und dem Kaukasus, die die Fähigkeit besitzen, die amerikanischen Interessen in der Region zu gefährden.

Die strategische Anziehungskraft Zentralasiens ist nichts Neues. Was neu ist, ist die Diversität der Strategien und der Entwicklungen, die diese Region bedrohen.

In der bipolaren Welt nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die Mauer zwischen Ost und West die strategische Grenzlinie zwischen den beiden Blöcken. Bei der Teilung Deutschlands, der Geburt des kommunistischen China und des Hindernisses Formosa (Taiwan), im Koreakrieg und der Entstehung der beiden Koreas, in den Unabhängigkeitskriegen in Ost- und Südasien und den Kriegen in Vietnam und Kambodscha standen sich zwei Pakte – die NATO und der Warschauer Pakt – gegenüber.

Bevor es in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten zu einem Schlag durch Atomwaffen und einem „Krieg der Sterne“ kam, erklärte sich Moskau für geschlagen, beendete damit den 70jährigen Alptraum der westlichen Konservativen und läutete den Beginn einer neuen Ära auf dem weltweiten Schachbrett ein.

Das Vakuum, das auf diese Weise geschaffen wurde, wurde nach und nach durch den Westen gefüllt. Die NATO blieb intakt, während sich der Warschauer Pakt auflöste. Das Bündnis der osteuropäischen Länder wurde rasch ersetzt, mit Hilfe von lokalen antikommunistischen Kräften und unterstützt durch konservative Regime, die sich mit der NATO verbündeten.

Diese Entwicklungen vollzogen sich, während die Hauptstadt der kommunistischen Welt mit der Krise des Übergangs vom sozialistischen zum kapitalistischen System kämpfte. Auf dem riesigen Territorium der Russischen Föderation und 14 weiterer unabhängiger Staaten bildete sich ein neues System unter westlicher Vorherrschaft aus. Wie London 1945, schuf Rußland ein Commonwealth mit diesen neuen Republiken, um seine Vorherrschaft zu erhalten.

Mehr als 20 Jahre nach dem Sturz dieses Regimes liegt die Basis der russischen Flotte im Schwarzen Meer auf ukrainischem Territorium, durch das auch die größten Pipelines führen, die russisches Erdöl und Erdgas nach Europa leiten. Das Kosmodrom Baikonur liegt in Kasachstan.

In diesen Republiken, in denen die Vorherrschaft der kommunistischen Partei 70 Jahre lang die soziale Struktur nicht grundsätzlich ändern konnte, folgte nun ein Schlag auf den anderen:

– der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien über Berg-Karabach,

– der Bürgerkrieg gegen religiöse Fanatiker in Usbekistan,

– Stammes- und Religionskriege in Tadschikistan,

– innere Konflikte in Georgien gegen Separatisten in Nord-Ossetien und Abchasien,

– der ethnische und religiöse Krieg in Tschetschenien gegen die von Moskau unterstützte Republik, etc.

– Wir sollten auch die Konflikte zwischen Moskau und einigen derjenigen Republiken hinzunehmen, die Rußlands wirtschaftliche und militärische Achse bilden, zu denen die derzeitige Lage in der Ukraine gehört.

Aus den am engsten mit Rußland verbundenen Republiken, die vor der Desintegration der Sowjetunion Rußlands industrielle Zentren und Handelswege zum Westen waren, wurden mit Unterstützung Washingtons und mit Hilfe sogenannter „Farbrevolutionen“ Rivalen Rußlands. Die NATO und die Europäische Union sind schrittweise in diese Territorien vorgedrungen. Der Krieg in Afghanistan war eine Gelegenheit für Washington, militärische Beziehungen zu den betreffenden Republiken in Asien aufzubauen.

Während die Vereinigten Staaten in Afghanistan und im Irak ihre Macht demonstrierten, schufen Beijing und Moskau einen „Schanghai-Verteidigungspakt“ unter Beteiligung der asiatischen Republiken der früheren Sowjetunion. Moskau bemühte sich, ein Netzwerk rund um das Kaspische Meer aufzubauen und seine Handelsbeziehungen zum Golf von Persien auszuweiten.

Der Kaukasus stand schon immer unter der Herrschaft und dem Einfluß dreier regionaler Mächte – Rußland, Iran und Türkei. Auch wenn die Vereinigten Staaten und Europa in den letzten Jahren in diese Region eingedrungen sind, ist der Einfluß der drei zuerst genannten Mächte immer noch wichtiger als der der Neuankömmlinge.

Das Gewicht Eurasiens bei der Erhaltung der internationalen Sicherheit ist bedeutend. Diese Besonderheit hat die Region zu einem der internationalen Brennpunkte der Rivalität zwischen den Großmächten werden lassen. Die greifbaren, materiellen Interessen, die gemeinsamen Bedrohungen und Ängste, die gemeinsamen kulturellen Werte, der historische Hintergrund und die geographische Lage der Länder Eurasiens führten zur Ausbildung geopolitischer Beziehungen zwischen den Ländern der Region und wird wahrscheinlich in der Zukunft zu neuen Formen der Zusammenarbeit führen.

Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Eurasien angesichts seiner vielseitigen Kapazitäten eine der Lokomotiven der Weltwirtschaft darstellt und jede dortige Entwicklung eine Auswirkung auf die internationale Ordnung haben wird.

Eurasien leidet aber auch unter vielen Schwierigkeiten, wie dem Terrorismus, Extremismus, Rauschgifthandel, wirtschaftlicher und politischer Rückständigkeit, ethnischen und religiösen Spannungen und Grenzkonflikten, Umweltproblemen und politischen Konflikten, die die Stabilität und Sicherheit der Region bedrohen.

Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, sind eine wachsende Zusammenarbeit und ein angemessener Einsatz der Ressourcen der Region mehr als unverzichtbar.

Abschließend möchte ich daran erinnern, daß das Schicksal von sieben Milliarden Menschen in den Händen einiger weniger Mächte liegt, die ständig miteinander im Wettstreit liegen, um ihre Vorherrschaft zu sichern.

Um die Welt außerhalb des Herrschaftswillens der Großmächte zu reorganisieren und den so geschaffenen Konflikten zu entgehen, bleibt die Charta der Vereinten Nationen bis heute das wirksamste Instrument der zivilisierten Welt, um mit dem Willen der großen Mächte und Bündnisse umzugehen.


Prof. Michail Titarenko: Grußbotschaft des Instituts für Fernost-Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften

Prof. Michail Titarenko

Direktor des Instituts für Fernost-Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften


Die folgende Grußbotschaft des Direktors des Instituts für Fernost-Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Michail Titarenko, wurde auf der Konferenz verlesen:

Erlauben Sie mir persönlich und den vielen Gelehrten unseres Fernost-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften, die mit Ihrer Arbeit und Aktivität vertraut sind, Ihnen anläßlich des 30. Jahrestages der Gründung des Schiller-Instituts zu gratulieren und die besten Wünsche zu übermitteln.

Sie und Ihr Institut leisten seit vielen Jahren außerordentlich wichtige Arbeit, um eine neue internationale Wirtschaftsordnung zu gestalten und die Atmosphäre auf der Welt zu verbessern.

Die Projekte des Schiller-Instituts – besonders in Bezug auf den Wirtschaftsgürtel der Großen Seidenstraße, die Eisenbahnbrücke in Eurasien und die Sanierung des Weltfinanzsystems – bezeugen Ihre tiefe Einsicht, wissenschaftliche Aufrichtigkeit und wahren Bürger- und Menschenmut.

In diesen gegenwärtig schwierigen Zeiten wünschen wir dem Schiller-Institut Erfolg, so daß Ihre Initiativen reifen mögen, sowie eine noch weiter verbreitete Anerkennung. Ihnen persönlich und allen Ihren Kollegen gute Gesundheit, verdoppelte kreative Energie, spirituelles und intellektuelles Wohlergehen und vollkommenes Glück!


Zepp-LaRouche – Frankfurter Resolution: Wachsen wir hinein in das Erwachsenenalter der Menschheit !

Zepp-LaRouche

Frankfurter Resolution : Wachsen wir hinein in das Erwachsenenalter der Menschheit !


 


Prof. Dieter Ameling: Die Rolle des Stahls in der Perspektive der Neuen Seidenstraße

Prof. Dieter Ameling

früherer Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und ehemaliger Vorsitzender des Stahlinstituts VDEh.


 

Meine sehr verehrten Damen, meine Herren, ich möchte mich als erstes beim Schiller-Institut bedanken für die Einladung, heute nachmittag einen Vortrag zu halten zu dem Thema „Die Rolle des Stahls in der Perspektive der Neuen Seidenstraße“. Und ich will versuchen, die Botschaft hinüberzubringen.

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Stahl-Zentrum

Abb. 1: Stahl – der Werkstoff Nummer Eins in der Welt.

(ameling1)

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Ich beginne mit diesem Bild (Abbildung 1), um „Die Bedeutung des Werkstoffes Stahl“ herauszustellen. Stahl trägt die Welt, und Stahl bewegt die Welt. Wenn Sie sich einmal einen Augenblick vorstellen, wir hätten keinen Stahl – wir hätten keine Möglichkeit mehr, zu fahren, zu schwimmen oder mit dem Flugzeug zu fliegen. Für alle diese Aktivitäten brauchen Sie den wunderbaren Werkstoff Stahl. Das ist ohne Zweifel der Werkstoff Nummer Eins in der Welt. Stahl als Fertig- oder halbfertiges Produkt, ungeformt, veredelt oder bearbeitet, in allen möglichen Varianten wird er von unseren Unternehmen hergestellt.

Insbesondere die Automobilindustrie ist natürlich ein sehr großer Kunde. Wenn Sie allein daran denken, daß im Wolfsburger Volkswagenwerk jeden Tag 4000 Golf gebaut werden, dann sind das auch mindestens 4000 t Stahl, die dafür gebraucht werden. Denn es gibt ja eine Menge Schrott, der bei der Produktion noch anfällt – Abschnitte etc. -, und das muß logistisch alles aufeinander abgestimmt sein. Man kann also wirklich sagen: Ohne den Stahl würde sich auf der Welt nichts mehr bewegen.

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Stahl-Zentrum

Abb. 2: Weltstahlerzeugung 1970-2013, Mio. Tonnen/Jahr (Quellen: Stahl: worldsteel; Aluminium: International Aluminium Institute; Magnesium: US Geological Survey; Kunststoffe: PlasticsEurope Market Research Group)

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Und wenn wir einmal die Bedeutung des Werkstoffes Stahl vergleichen mit anderen Werkstoffen (Abbildung 2), dann sind wir sehr schnell bei diesem Bild: Sie sehen hier, ganz links am Bildrand, die Säule des Werkstoffes Stahl für das Jahr 2013: 1,607 Mrd. t Stahl sind in diesem Zeitraum, im Jahr 2013, produziert worden. Und im Vergleich dazu spielt das Aluminium eine relativ geringe Rolle, mit 107 Mio. t, Magnesium schon gar nicht. Plastik allerdings hat mit 288 Mio. t schon einen ganz bemerkenswerten Anteil. Aber ausschließlich mit Plastik kann man keine Autos bauen, man ist dann immer noch auf den Werkstoff Stahl angewiesen. Und ganz am rechten Bildrand ist der Karbonfaser-verstärkte Kunststoff aufgeführt, der sich jetzt gerade erst in der Entwicklungsphase befindet, der aber sicherlich in der Zukunft etwas größere Anteile realisieren wird.

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Stahl-Zentrum

Abb. 3: Rohstahlproduktion weltweit seit 1900, Mio. t/Jahr.

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Wenn wir uns die Entwicklung der Weltstahlproduktion von 1900 an betrachten (Abbildung 3), dann darf ich das mal wie folgt kommentieren: Etwa bis zum Jahre 1950 ist das eine sehr, sehr geringe Steigerung, die in der Produktion erzielt wurde. Erst ab dem Jahre 1950 kommt dann ein steilerer Anstieg, der sich in den siebziger, in den achtziger und zum Teil auch noch in den neunziger Jahren in eine Sättigung eingespielt hat – also keine größeren Anteile mehr, kein größeres Wachstum mehr. Und erst ab dem Jahre 2000 beginnt dann eine explosionsartige Vermehrung der Stahlproduktion – in China.

China ist die Nummer Eins bei der Stahlproduktion

China ist inzwischen die absolute Nummer Eins in der Rohstahlerzeugung in der Welt, wie ich Ihnen auch anhand der weiteren Bilder noch vorstellen werde. Die Entwicklung Chinas können Sie anhand dieser Kurve schon in etwa erahnen: Man hat dort in den sechziger und siebziger und achtziger Jahren nur ganz wenig produziert, deutlich unter 100 Mio. t, und erst dann kommt ein langsamerer Anstieg, der dann explosionsartig größer wird im Jahre 2000/2001.

Darunter sehen Sie noch eine ganz kleine Kurve, die kommt gleich im nächsten Bild noch etwas deutlicher, das ist die Entwicklung in Indien. Und wir werden das gleich gemeinsam noch versuchen zu analysieren: Was unterscheidet eigentlich Indien von China?

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Stahl-Zentrum

Abb. 4: Rohstahlerzeugung in China und Indien, in Mio. t/Jahr.

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Hier (Abbildung 4) kommt das noch etwas deutlicher zum Vorschein: Hier sehen Sie in China – das ist der erste, gelbe Abschnitt dieser Karte – etwa bis zum Jahre 1979 eine ganz schwankende und ganz niedrige Rohstahlerzeugung pro Jahr, deutlich unter 50 Mio. t, die dann 1989 langsam weitergestiegen ist, bis zum Jahre 2000, in dem zum ersten Male etwa 120-130 Mio. t in China erzeugt wurden, um dann allerdings in den darauf folgenden Jahren explosionsartig zu wachsen.

Indien zieht nach – aber langsamer

Und nun, im Vergleich dazu, Indien: In Indien spielte der Werkstoff lange Zeit eine sehr untergeordnete Rolle, keine Frage, und erst etwa im Jahre 2005 beginnen dann die Inder neue Modelle zu entwickeln, wie man sich die zukünftige Rohstahlproduktion in Indien vorstellt. Und wenn ich Ihnen sagte, daß Indien auch heute noch – im Jahr 2013 – nur 80 Mio. t Stahl produziert hat, dann ist das im Vergleich zu China natürlich eine sehr, sehr niedrige Zahl, obwohl sich die Bevölkerung in beiden Staaten langsam annähert, wie Sie gleich noch sehen werden.

Ich fürchte, daß die Entwicklung in Indien so schleppend und langsam weitergeht, denn solche Entscheidungen, wie sie in China fallen – „wir bauen jetzt von Peking nach Shanghai eine Eisenbahn, die wird heute beschlossen und morgen umgesetzt“ -: Wenn Sie das in Indien machen würden, also beschließen, eine Eisenbahn quer durch den Subkontinent zu bauen, dann würde das nicht morgen anfangen, sondern vielleicht erst 14 Tage später, und erst in mehreren Jahren fertig werden. Die Chinesen haben hier eben den großen Vorteil, daß sie solche Entscheidungen sehr viel schneller und sehr viel konsequenter umsetzen können.

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Stahl-Zentrum

Abb. 5: Rohstahlerzeugung weltweit, nach Regionen (in %).

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Und wenn man nun im Vergleich zu der Ist-Situation in China auch noch die anderen Regionen der Welt betrachtet (Abbildung 5), dann ist dieses Bild sicher geeignet dafür, das darzustellen. Sie sehen hier am rechten Bildrand das Jahr 2013. Sie sehen wieder die 1,6 Mrd. t, die Sie schon in dem ersten Bild gesehen haben, und China hat inzwischen einen Anteil von fast 50% an der Rohstahlproduktion der Welt erreicht – und das innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren.

Das ist eine dramatische Entwicklung, und man kann heute sagen, das Zentrum der Stahlerzeugung der Welt befindet sich in Asien. Dann liegen wir immer richtig. Das war mal in den USA, in den fünfziger Jahren lag das Zentrum der Stahlerzeugung in den USA; in den siebziger und neunziger Jahren ist es eher über Europa gewachsen, und eben seit dem Jahr 2000 dann in China und in Asien.

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Stahl-Zentrum

Abb. 6: Rohstahlerzeugung weltweit 2012 und 2013 (in Mio. t)

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Die übrigen Staaten der Welt, die ebenfalls an der Stahlproduktion beteiligt sind, zeige ich Ihnen in diesem Bild (Abbildung 6). Nach China ist die EU – noch der 27, in 2013 – die Nummer zwei, aber mit ganz deutlichem, erheblichem Abstand gegenüber China, das auch in 2013 noch über die Produktion des Jahres 2012 hinausgegangen ist. Und der kleine rote Anteil, das ist der Anteil Deutschlands an der Produktion der Europäischen Union, der liegt bei etwa 45 Mio. t. Das ist die Menge, die die Chinesen in einem halben Monat erzeugen, und wir brauchen dafür ein ganzes Jahr.

Dann kommen Japan, die USA und Indien – da sind auch die 81 Mio. t, die ich Ihnen schon nannte -, dann kommen Rußland, Südkorea, die Türkei und Brasilien, um Ihnen nur die führenden Weltstahlproduzenten zu nennen.

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Abb. 7: Weltweite Stahlnachfrage nach Sektoren 2011 und 2025

Stahlerzeugung 2011: 1414 Mio. t, Rohstahl-Äquivalent 1537 Mio. t,

OECD-Prognose 2025: 2347 Mio. t, Rohstahl-Äquivalent 2551 Mio. t.

(Quelle: OECD, Dez. 2012)

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Wenn Sie mich fragen, wie geht die Entwicklung bei Stahl weiter, dann verweise ich auf eine Untersuchung, die im Dezember 2012 von der OECD vorgelegt worden ist. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß wir im Jahre 2025 auf 2,5 Mrd. t Stahl kommen werden (Abbildung 7).

Das ist eine Zahl, die aus meiner Sicht arg hoch gegriffen ist; insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen auf unserem Globus ist die Zahl, glaube ich, etwas zu hoch gegriffen. Aber wenn es nur 2,2 Mrd. t Stahl werden würden, wäre das ja auch schon eine exorbitant große Zahl, die gebraucht wird für allerlei Werkstoffanwendungen insgesamt.

Auch die Nachfrage nach Rohstoffen wächst

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Abb. 8: Angereichertes Eisenerz, Weltproduktion in Mio. t. (Quellen: ThyssenKrupp Steel, WG iron Ore, US Geological Survey, Steel Institute, VDEh)

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Rohstoffe sind natürlich ganz wichtige Komponenten, um solche Werkstoffe herstellen zu können. Sie sehen in diesem Bild (Abbildung 8) die Weltproduktion für angereichertes Eisenerz. Viele Erze, die aus der Mine kommen – wir sagen Run-off-mine-Erze – kann man direkt, unmittelbar einsetzen für die Stahlerzeugung. Es gibt aber auch Erzgruben, die nicht so hohe Eisenanteile enthalten, da macht man vorher einen Anreicherungsprozeß, so daß mehr Eisen im Eisenerz, in der aufbereiteten Masse, enthalten ist, und das nennt man dann eben Anreicherung von Eisenerz.

Und um diese Mengen insgesamt handelt es sich hier: Es sind 2,3 Mrd. t Eisenerz, die wir jedes Jahr einsetzen, um die Weltrohstahlproduktion zu versorgen. Und kein Zweifel, China ist auch hier die Nummer Eins. China produziert selber eine relativ große Menge an Eisenerz, importiert aber aus Australien und heute sogar aus Brasilien Eisenerze, um den Gesamtbedarf in China decken zu können.

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Stahl-Zentrum

Abb. 9: Weltkoksproduktion nach Regionen 2013. (Quellen: Andrew Jones, Resource.net, European Coke Committee)

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Und ein ähnlich wichtiger Rohstoff ist der Koks, der Koks, der aus der Steinkohle hergestellt wird (Abbildung 9). Dem Eisenerz den Sauerstoff zu entziehen, das ist keine überwiegend energetische Anwendung von Kohlenstoff, sondern das ist eine stoffliche Anwendung von Kohlenstoff, der eben dazu dient, diese Reaktion – Eisenoxid plus Kohlenstoff – so ablaufen zu lassen, daß am Ende ein metallisches Eisen stehenbleibt. Das ist also eine stoffliche Anwendung dieses Werkstoffes. Aber auch dabei entsteht Kohlendioxid, das CO2, in der Anwendung dieses stofflichen Rohstoffes.

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Abb. 10: Chinas Rohstoffhunger – Auswirkungen auf Afrika und Lateinamerika (Quelle: Deutsche Bank Research, Juni 2006)

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Chinas Rohstoffhunger beeinflußt die Welt, daran gibt es keinen Zweifel. China hat es sehr früh verstanden, auch Kontakte mit den südamerikanischen Staaten zu finden, und hier insbesondere mit Argentinien und Brasilien (Abbildung 10). Brasilien ist hier ausgezeichnet in Blau, für die Rohstoffversorgung mit metallischen Rohstoffen, und das ist im wesentlichen Eisenerz; Argentinien ist hier aufgeführt für Nahrungsmittel – Soja -, und in Südafrika sind dann verschiedene Staaten beteiligt mit Öllieferungen für China.

Was hier noch fehlt in dem Bild, ist eigentlich die Versorgung Chinas mit Eisenerzen aus Indien. Die Inder haben in den vergangenen Jahren deutlich höhere Mengen an Eisenerz nach China geliefert, als das heute noch der Fall ist. Die Inder haben gegenüber den Chinesen das Eisenerz abgeblockt, wenn das früher einmal 100 Mio. t waren, sind es heute nur noch 3 Mio. t, die aus Indien nach China als Rohstoff für die dortige Stahlerzeugung geliefert werden.

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Wirtschaftswoche

Abb. 11: Ländervergleich China, Indien, USA und Deutschland

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Hier kommt nun der Ländervergleich, wie er von der Bevölkerungsseite her aussieht (Abbildung 11), das sind die aktuellsten Zahlen, die ich hier eingetragen habe: China ist inzwischen auf 1,372 Mrd. Menschen angewachsen, noch stärker allerdings Indien. Indien stand im Jahr 2006 noch bei 1,1 Mrd., die neueste Zahl ist jetzt 1,296 Mrd., das sind also jetzt fast 1,3 Mrd. Menschen, die in Indien leben, gefolgt vom nächstgrößeren Bereich, den USA, mit 321 Mio. Menschen. Und daneben verschwindend gering ist die Bevölkerung in Deutschland mit 81 Mio. Menschen.

Darunter finden Sie den Flächenvergleich für die wesentlichen Länder: die USA mit 9,8 Mio. km2 und China mit 9,6 Mio. km2, gegenüber Indien mit 3,3 Mio. km2 – nur noch ein Drittel von China und den USA -, und ganz verschwindend niedrig ist dann der Anteil Deutschlands an der Fläche der Welt, mit etwa knapp 400.000 km2.

Gewaltiges Wachstum in China

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Stahl-Zentrum

Abb. 12: China: Rasantes Wachstum wichtiger Industrieprodukte (Quellen: Statistisches Jahrbuch China, CISA, Wu Xichun)

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Ich haben Ihnen ein paar Bilder mitgebracht, um zu zeigen, wie die chinesische Regierung ihren letzten oder besser gesagt vorletzten Fünfjahresplan behandelt hat (Abbildung 12). Das ist der Vergleich des Fünfjahresplans von 2000 bzw. von 2000 bis 2005, einen neueren Plan hatte ich leider noch nicht. Aber Sie sehen hier ganz erhebliche Steigerungsmengen, insbesondere natürlich beim Stahl: Sie sehen, daß wir hier in 2005 auf fast 400 Mio. t gekommen sind. Die PKW-Produktion ist explosionsartig angestiegen, von 600.000 um 361% auf 2,77 Mio.; auch Zement ist noch deutlich gesteigert worden, bei Klimaanlagen eine dramatische Steigerung im Fünfjahresplan, und bei den PCs, also bei den persönlichen Computern, ebenfalls ein dramatischer Anstieg.

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Beijing Review

Abb. 13: China: Wichtige Entwicklungsziele bis 2010.

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In diesem Bild (Abbildung 13) sind die wichtigen Ziele der Politik in China zusammengestellt, auch vor dem Hintergrund Ihres Obertitels „Seidenstraße“. Sie sehen hier in dem Fünfjahresplan von 2005 bis 2010 zunächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP), was ganz erheblich gesteigert wurde in dieser Zeit. Auch das BIP pro Einwohner ist ganz erheblich gestiegen, und wenn bei der Urbanisierung von 2005-2010 „nur“ 4% dazugekommen sind, dann müssen Sie sich vergegenwärtigen, daß 4% der chinesischen Bevölkerung etwa 100 Millionen sind. Und die unterzubringen in neuen Wohnungen heißt eben, dafür Wohngebäude, ganze Städte neu zu bauen, und dafür wird natürlich auch ein großer Teil des vorhin genannten Stahles benötigt. Und selbst das Ziel, die Waldfläche anzuheben – von 2005 bis 2010 um nur 2% – ist bezogen auf die gewaltige Fläche dieses Landes auch ein vergleichsweise hoher Anteil.

Es gibt natürlich auch eine Reihe von Schwachstellen im Bereich Chinas, das wollen wir in dem Zusammenhang auch nicht verkennen. Das sind die Probleme der Landwirtschaft; aus den Sünden der vorhergehenden Regierungen ist das übrig geblieben, und es hat natürlich auch zu Massenarbeitslosigkeit in China geführt. Es gibt soziale Spannungen und unzureichende Sicherungssysteme, es ist das Problem der Privatisierung maroder Staatsbetriebe noch zu nennen, die Insolvenz des chinesischen Bankensystems, die Rivalitäten zwischen kommunaler, regionaler und zentraler Macht, was sich auch immer wieder in unsere Regionen auswirkt, die zunehmende Ressourcenverknappung – das habe ich ja klar gemacht, wieviel Rohstoffe gebraucht werden – und natürlich das Problem des noch unzureichenden Umweltschutzes. Das sind die Sorgen, die auch die chinesische Regierung bewegen.

Wir brauchen Innovationen

Kein Zweifel daran, daß wir Innovationen brauchen. Unsere chinesischen Kollegen oder unsere indischen Kollegen brauchen Innovationen, auch wir hier in Europa brauchen weiterhin Innovationen, um auch im internationalen Wettbewerb überleben zu können.

Diese Innovationen führen dann zu einer größeren Ressourceneffizienz, das ist unser allgemeines Ziel, mit den natürlichen Ressourcen wie Eisenerz, Energie, mit den Kapitalressourcen oder auch mit den Humanressourcen vorsichtig und sparsam umzugehen, um die Leistungsfähigkeit unserer Staatswesen auch aufrechterhalten zu können.

Wenn ich das auf den Werkstoff Stahl anwende, dann geht es darum, Werkstoffinnovationen zu entwickeln, Produktinnovationen, Anwendungsinnovationen, Organisations- und Verfahrensinnovationen. Das ist unser treibender Motor, nicht nur in Europa, sondern ganz besonders natürlich auch in China und in Indien – dort ist es etwas problematischer, weil Indien mit seiner Bürokratie so steile Wachstumsraten, wie wir sie in China vorgefunden haben, auch in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht haben wird.

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VW

Abb. 14: Stahl-Innovationen im Automobil: Beanspruchungsgerechter Stahlgütereinsatz am Beispiel des VW Passat.

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Ich habe Ihnen nur ein einziges Beispiel mitgebracht zu dem Thema Werkstoffinnovationen: Hier (Abbildung 14) sehen Sie aus der Quelle VW die Zusammenstellung verschiedener Werkstoffe für das Automobil Passat, und die verschiedenen Farben dieses Bildes signalisieren verschiedene Festigkeitsklassen der verwendeten Stähle. Ich mache hier nur auf dieses orangefarbene Teil aufmerksam, das ist die sog. B-Säule, Teile des Daches und Teile des Fußraums, und hier die Stoßfänger: Das ist ein hochfester, schwierig umformbarer Werkstoff. Er führte z.B. dazu, daß die Feuerwehren in Europa mit neuen Scheren ausgerüstet werden müssen, um überhaupt bei Unfällen die Personen freischneiden zu können. Dieser Werkstoff, der hier eingesetzt wird, ist so hart, daß man ihn mit herkömmlichen Scheren nicht mehr schneiden kann.

Das ist eine klassische Produktinnovation, die der neue Passat gewonnen hat.

Wir brauchen einen hohen Anteil industrieller Wertschöpfung

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IW

Abb. 15: Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung in % (Quelle: OECD)

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Ein ganz wichtiges Kapitel ist das Kapitel der Industrialisierung. Unser Wohlstand hier in Deutschland und unser soziales Netz hängen ganz einfach vom Anteil der Bruttowertschöpfung der Industrie an der Gesamtwertschöpfung der Volkswirtschaft ab (Abbildung 15). Wir liegen hier in Deutschland derzeit immer noch bei rund 25% des BIP, 25% des BIP sind industrielle Wertschöpfung. Korea, als Vergleichsland hier mit aufgeführt, liegt deutlich über 30%. Aber was ich für besonders kritisch halte, ist, daß in England inzwischen der Anteil des industriellen Produkts an der gesamten volkswirtschaftlichen Leistung auf fast 15% abgesunken ist, und in Frankreich sogar noch tiefer abgesunken ist, nämlich etwa 12,5-13%. Das ist im Vergleich dazu die besondere Stärke des Wirtschaftsstandortes Deutschland in der Europäischen Union, daß hier noch ausreichende Wertschöpfung im Bereich der industriellen Fertigung dargestellt werden kann.

An den Rändern wächst nämlich inzwischen die Armut. Dies ist ein Artikel, den ich zitiere, aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Juni dieses Jahres: „Eine brisante Studie aus Großbritannien zeigt: Trotz steigender Wirtschaftskraft nimmt die materielle Not zu. Eltern sparen am eigenen Essen, um ihre Kinder satt zu bekommen, Bürgern fehlt es an Kleidung und Familien frieren daheim, weil sie Heizkosten sparen müssen.“

Das sind massive, kritische Schwachpunkte dieser Volkswirtschaft, die unter anderem ganz klar darauf zurückzuführen sind, daß der Anteil der industriellen Wertschöpfung in diesem Land viel zu klein geworden ist. Wir müssen alles daran setzen, um insbesondere unsere Politiker und unsere Wirtschaftspolitiker zu überzeugen, daß wir unseren 25%-Anteil an der Bruttowertschöpfung aufrecht erhalten können.

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IW

Abb. 16: Energie-Boom in den USA (Ursprungsdaten: BP)

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Ein anderes Thema, was uns natürlich auch bewegt, ist die Frage der Energieversorgung, und da habe ich Ihnen dieses Bild mitgebracht (Abbildung 16). Es gibt einen Energieboom in den USA. Die Ölproduktion ist von 2000 bis 2013 ganz deutlich gestiegen, wie man hier leicht erkennen kann. In der Europäischen Union sieht man ebenfalls die Gasproduktion in Mrd. m3. Hier spielt hinein, daß insbesondere in den USA eine neue Technologie der Gewinnung von Schiefergas und Schieferöl praktiziert wird, die dazu führt, daß die Energiepreise in dem Land sehr stark abgesunken sind. Sie liegen dort heute bei einem Viertel bis einem Drittel der Energiepreise, die wir hier in Europa haben, und das erklärt natürlich eine besondere Leistungsfähigkeit der Amerikaner. Und das könnte auch dazu führen, daß unsere Industrie stärker in Richtung USA abwandert, um eben diese günstigeren Energiepreise mitnehmen zu können und sich nicht mit dem Problem des Emissionshandels und der erneuerbaren Energien in Europa herumplagen zu müssen.

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IW

Abb. 17: Erdgas: Fracking läßt die Preise purzeln. Durchschnittspreise je Einheit Erdgas (in US-Dollar).

(Ursprungsdaten BP)

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Das ist die Entwicklung der Gaspreise (Abbildung 17) – „Fracking läßt die Preise purzeln“. Sie sehen die Kurve für Deutschland mit 10,7 am rechten Bildrand, und mit 3,7 in den USA, da kann man also sagen: Die Amerikaner haben ein Drittel der Energiepreise, die wir hier in Europa haben, und damit ganz erhebliche Wettbewerbsvorteile realisiert.

Zusammenfassung

Damit bin ich auch schon bei meiner Zusammenfassung.

* Stahl ist ohne Zweifel weltweit der Werkstoff Nr. 1.

* Die Rohstahlproduktion steigt weiter, aber zurzeit gibt es auch Probleme mit Überkapazitäten. – Das muß ich an dieser Stelle auch erwähnen. Die Chinesen haben ihre Rohstahlkapazitäten sehr stark ausgeweitet, die Fachleute reden heute davon, daß China etwa 200 Mio. Tonnen Rohstahlkapazität zuviel hat, aber auch in Europa sind die Kapazitäten derzeit zu hoch. Wir haben in Europa auch etwa 40 Mio. t zuviel an Kapazität, und das führt natürlich auch zu einem unzureichenden Preisniveau.

* China ist der Stahlproduzent Nr. 1.

* China braucht für die Wirtschaft hohe Wachstumsraten.

* Indien wird kein zweites China, wegen der Bürokratie, ich habe es schon erwähnt.

* Die Rohstoffversorgung war knapp, das hat sich entspannt.

* Innovationen sichern die Zukunft.

* Voraussetzung für den Wohlstand ist ein Industrieanteil von 25% an der Bruttowertschöpfung.

* Die USA haben die niedrigsten Energiekosten.

Vielen Dank, daß Sie mir so geduldig zugehört haben.


Panos Kammenos: Griechenland und der Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße

Panos Kammenos

Vorsitzender der Partei Unabhängige Griechen, Mitglied des Hellenischen Parlaments, Athen, Griechenland



Professor Enzo Siviero: Der Brückenschlag über das Mittelmeer

Prof. Enzo Siviero

Mitglied des italienischen Nationalen Rats der Universitäten, Venedig, Italien.


 

 


Alain Corvez, Oberst a.D.: Eine Welt ohne Gewalt und Extremismus

Alain Corvez, Oberst a.D.

ehemaliger Berater des Kommandierenden Generals von UNIFIL, Paris, Frankreich


 


Ray McGovern: Wie lange wird Europa noch nach Washingtons Pfeife tanzen?

Ray McGovern

Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS), USA

Audio (Englisch)


 

Mich hat Haydns Schöpfung, das Stück, das heute morgen hier aufgeführt wurde, sehr bewegt. Ich möchte Ihnen noch einmal ins Gedächtnis rufen, daß dem Teil, wo es um „eine neue Welt“ und „Ordnung keimt hervor“ geht, eine sehr bewegende, düstere und beinahe lautlose Eröffnung vorangeht. (Er singt) „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht!“ – Ich hatte gehofft, daß jetzt der Chor einstimmen würde

…  [Bei Haydn ertönt auf dieses letzte Wort „Licht“ überraschend ein lauter, strahlender Dur-Akkord von Chor und Orchester, Red.]

Das Licht strömt einfach so hervor, und es kann „eine neue Welt“ entstehen – genau das, weswegen wir hier zusammengekommen sind. Wir wollen Bedingungen schaffen, die uns vor einem weiteren Absturz in die Richtung bewahren, die wir im Laufe des letzten Jahrhunderts und vor allem während der letzten zehn Jahre gesehen haben.

Ich möchte eingangs denen, die mich eingeladen haben, danken, besonders für die Musik. Ich möchte meinem Vorredner [Oberst Alain Corvez] danken, der die Grundlage für das gelegt hat, was ich sagen möchte. Er hat das weitaus besser gemacht, als ich es könnte, weswegen ich mich seinen Bemerkungen anschließe.

Ich möchte deutlich machen, daß die Leute, die heute über unsere Politik gegenüber dem Nahen Osten entscheiden, zwar rhetorisch sehr stark sind, aber nur wenig gesunden Menschenverstand haben.

Es ist wirklich schön, mit Worten spielen zu können. Erinnern Sie sich, was mit den Taliban geschehen sollte? Wir wollten die Taliban „erniedrigen“, „zerlegen“ und „zerstören“. Das war 2009. Heute heißt es, wir wollten Al-Kaida, ISIL usw. „erniedrigen“, aus irgendeinem Grund nicht „zerlegen“, sondern nur letztlich „zerstören“. Wie wollen wir das anstellen?

Der Oberst hat gute, vernünftige Beobachtungen angestellt. Aber von einigen Leuten hört man vollkommen verrückte Kommentare wie: „Wir sind nicht wirklich besorgt darüber, daß sich ISIL dem Flughafen dort immer weiter nähert oder die Provinz Anbar im Westen übernimmt.“ Der einzige Grund, warum das wichtig sei, ist „die unmittelbare Nähe zu Bagdad“.

Hallo!? Was damit natürlich ausgesagt wird, ist: ISIL steht unmittelbar vor Bagdads Haustür, doch die Bedeutung davon soll heruntergespielt werden, weil man offen gesagt nicht weiß, was zu tun ist. Der Präsident sagt: „No boots on the ground“ [keine Bodentruppen], doch uns allen ist klar, daß es ohne Soldaten vor Ort nicht geht. Die Frage ist, wessen Soldaten? Wer bildet sie aus? Sind es türkische Soldaten? Ich glaube nicht. Und deswegen noch einmal: Wessen Soldaten sollen es sein?

Unsere [amerikanische] Politik gegenüber diesem Teil der Welt liegt vollkommen im argen, die Amateure haben das Sagen. Wenn schon David Petraeus, der Schutzheilige jeder Aufstandsbekämpfung und das Musterbeispiel für die Ausbilder der irakischen Armee, es nicht schafft, sie so auszubilden, daß sie nicht davonlaufen, sobald jemand von ISIL eine AK-47 auf sie abfeuert, wenn Petraeus das nicht schafft – und das sage ich natürlich im Scherz -, dann kann es niemand. Es ist schwerlich Petraeus’ Schuld, denn wie soll man Vettern dazu bringen, auf die eigenen Vettern zu schießen? So einfach ist das, und wenn wir das nicht aus Vietnam gelernt haben, dann steht es wirklich schlecht um uns. Soviel zu diesem amateurhaften Getue.

Westfälischer Frieden: Es ist vorbei

Ich möchte jetzt etwas weiter ausholen und über den Westfälischen Frieden sprechen, der ja bereits von Helga [Zepp-LaRouche] angesprochen wurde. Damit ist es vorbei! Mit diesem Frieden ist es aus! Heute gibt es Supermächte, und wir brauchen uns mit solchen Verträgen nicht mehr „abzugeben“.

Tatsächlich hängt dies [der Westfälische Friede] mit etwas viel Älterem zusammen, was wir im kommenden Jahr feiern werden. Ich gebe Ihnen einen Hinweis: Es ist der 800. Jahrestag. Was könnte das sein? Die Magna Charta. Richtig, jemand hat es hier vorne gesagt.

Wie wird wohl der Magna Charta gedacht werden? Man wird sagen: „O, das war schon toll, als sich diese englischen Adligen König Johann entgegenstellten und ihm diese Rechte abtrotzten. Das war großartig – aber das war damals. Jetzt müssen wir die Magna Charta zu Grabe tragen oder einfach feststellen, daß sie tot und begraben ist – genauso wie der Westfälische Friede und auch die Habeas Corpus-Akte. Das waren wunderliche Ideen, die fallen jetzt unter den Tisch. Darauf müssen wir keine Rücksicht mehr nehmen oder uns daran halten.“

Die Lage ist also ziemlich schlecht. Doch die erste Lehre der Weisheit ist: Lerne aus deinen Fehlern bzw. lerne aus Dingen, die ziemlich schlecht geworden sind.

Ich mußte wirklich ein Lachen unterdrücken, als der Präsident – unser Präsident Barack Obama – vor die UNO trat und sagte: „Die drei größten Gefahren für die Welt sind Ebola, die russische Aggression und ISIL.“ Wow – die russische Aggression! Putin hat erst diese Woche in einer Rede oder einem Interview gesagt: „Wer nicht erkennt, daß all die jüngsten Probleme in der Ukraine von dem Putsch am 22. Februar herrühren, der lebt nicht in der realen Welt.“ Damit ging alles los.

Noch etwas zu dem, was über die Krim gesagt wurde. Mir wurde von BBC die Frage gestellt: „Herr McGovern, was denken Sie über Putin, der sich die Krim einverleibt hat? Über die Aggression dort?“ Ich antwortete: „Entschuldigung, warum befragen Sie mich über das vierte Tor?“ [BBC:] „Wie bitte?“ Ich sagte: „Warum steigen Sie mitten im Spiel ein?“ [BBC:] „Wie meinen Sie das?“ Ich sagte: „Alles begann am 22. Februar, als ein Putsch, ein Staatsstreich stattfand. Es gibt nicht den Funken eines Hinweises darauf, daß Putin oder einer seiner Kollegen vor dem 22. Februar auch nur einen Gedanken daran verschwendet hat, die Krim zu übernehmen; doch dann machte das viel Sinn, angesichts des Drecks, der da unter Aufsicht von Victoria Nuland, unserer Außenstaatssekretärin für europäische Angelegenheiten, an die Macht kam – dieselbe Nuland, die zur EU das F-Wort in den Mund nahm. Sie sagte – wie viele von Ihnen wissen – „F… the EU!“ [Scheiß auf die EU.] Was haben Angela Merkel und die anderen hohen Tiere in der EU dazu gesagt? Es ist nicht bekannt, daß sie irgend etwas gesagt haben.“ [BBC:] „Ja gut, okay…“

Wann werden die großen Länder oder auch die kleinen Länder der EU endlich erwachsen? Leute, der Krieg ist seit 70 Jahren vorbei! Und es ist wichtig für uns Amerikaner, daß ihr erwachsen werdet. Warum? Weil wir eure Hilfe brauchen, um zu verstehen, was passieren kann, wenn die Magna Charta, der Westfälische Friede oder unsere eigene Verfassung in Gefahr sind. Ich übertreibe keineswegs.

Neuauflage des Faschismus

Ich habe den Zweiten Weltkrieg erlebt. Ich war damals zwar noch ziemlich klein, aber ich habe alles mitbekommen. Ich erinnere mich an die Nachkriegsfeiern, ich erinnere mich, wie dankbar die Europäer waren – bei meinem ersten Besuch, als ich noch die Uni besuchte. Doch jetzt sind Sie an der Reihe. Man soll ja das F-Wort nicht in den Mund nehmen – das „F“ hat auch ein kleines „f“ und heißt „faschistisch“. Die Leute setzen Faschismus mit Konzentrationslagern gleich, doch das greift zu kurz, denn das ist ein Sonderfall.

Ich möchte Ihnen zwei Videos zeigen, um darzustellen, wie sich der Faschismus in einigen unserer führenden Leute personifiziert. Der erste war einmal Chef der NSA und dann der CIA, ausgezeichnet wegen „geleisteter Dienste“, und ist jetzt einer der besonders gefragten Kommentatoren in den Medien. Auf CNN, Fox News usw. spricht er regelmäßig über das aktuelle Geschehen. Sein Name ist Michael Hayden – ironischerweise der gleiche Name wie von Joseph Haydn, mit dem wir die Sitzung heute morgen begannen:

(Video 1: http://youtu.be/cGhcECnWRGM, Quelle: MSNBC)

Moderator: Soweit ich weiß, heißt es im Vierten Verfassungszusatz, es müsse ein hinreichender Verdacht gegeben sein, um eine Durchsuchung anzuordnen, ohne das Recht der Amerikaner auf Schutz vor illegaler Durchsuchung und Beschlagnahme zu verletzen. Haben Sie…

Hayden: Nein, tatsächlich schützt uns der Vierte Verfassungszusatz alle vor willkürlicherDurchsuchung und Beschlagnahme.

Moderator: Aber der…

Hayden: So steht es da.

Moderator: Aber die Maßregel lautet hinreichender Verdacht, meine ich.

Hayden: Der Verfassungszusatz besagt willkürliche Durchsuchung und Beschlagnahme.

Moderator: Aber heißt es nicht hinreichender…

Hayden: Nein, der Verfassungszusatz sagt…

Moderator: Die Maßgabe für das Gericht, die rechtliche Maßgabe…

Hayden: …willkürliche Durchsuchung und Beschlagnahme

Moderator: Die rechtliche Maßgabe heißt hinreichender Verdacht…

Hayden: Nur um das klarzustellen, glauben Sie mir: Wenn es einen Verfassungszusatz gibt, mit dem die Mitarbeiter der National Security Agency vertraut sind, dann ist das der vierte! Und dort geht es um Willkür als Maßstab.

MSNBC-Sprecher: Um den Vierten Verfassungszusatz der Vereinigten Staaten in seiner Gesamtheit zu zitieren, den der General und die NSA-Leute so gut kennen und meinen, es gehe darin um „Willkür“ und nicht um hinreichenden Verdacht: „Das Recht des Volkes auf Sicherheit der Person und der Wohnung, der Urkunden und des Eigentums vor willkürlicher Durchsuchung, Festnahme und Beschlagnahme darf nicht verletzt werden, und Haussuchungs- und Haftbefehle dürfen nur bei Vorliegen eines eidlich oder eidesstattlich begründeten Verdachts ausgestellt werden und müssen die zu durchsuchende Örtlichkeit und die in Gewahrsam zu nehmenden Personen oder Gegenstände genau bezeichnen.“

Nun ja, vielleicht haben sie da drüben beim NSA eine andere Verfassung.

Sie haben da drüben beim NSA wirklich ihre eigene Verfassung.

(Video 2, Befragung des nationalen Geheimdienstkoordinators James Clapper durch Senator Ron Wyden in einer Anhörung des US-Senats am 12. März 2013,http://youtu.be/QwiUVUJmGjs?t=6m)

Senator Wyden: Ich wende mich noch einmal an Sie, Herr Clapper, um Sie über das Überwachungsthema zu befragen, und ich hoffe, Sie können mit einem einfachen Ja oder Nein antworten, denn ich weiß, daß die Senatorin Feinstein fortfahren will. Im letzten Sommer war der NSA-Direktor auf einer Konferenz, und ihm wurde dort eine Frage zur Überwachung der Amerikaner gestellt. Er antwortete, und ich zitiere: „Der Bericht, daß wir Millionen oder Hunderte von Millionen Dossiers über Leute haben, ist völlig falsch.“ Ich stelle Ihnen diese Frage deshalb, weil ich als Mitglied des Ausschusses seit einem Dutzend Jahren nicht genau verstehe, was in diesem Zusammenhang ein „Dossier“ ist. Ich möchte deswegen, daß Sie mir mit Ja oder Nein auf diese Frage antworten können: Sammelt die NSA überhaupt irgendwelche Daten von Millionen oder Hunderten von Millionen Amerikanern?

Clapper: Nein, Sir.

Wyden: Wirklich nicht?

Clapper: Nicht bewußt. Es gibt Fälle, wo sie vielleicht unabsichtlich sammelt, aber nicht bewußt.

Wyden: Vielen Dank. Ich werde Ihnen weitere Fragen schriftlich zukommen lassen, aber ich bedanke mich für Ihre Antwort.

Natürlich wurde der Geheimdienstkoordinator James Clapper gefeuert, weil er unter Eid gelogen hat – richtig? Nein! Das war vor anderthalb Jahren, im März letzten Jahres. Wer ist heute der nationale Geheimdienstkoordinator? Weiß es jemand? Der gleiche Kerl – James Clapper! Wer ist der große „Experte“ auf CNN? Wer ist der anerkannte Mann, an den man sich für Antworten hierüber wendet? General Hayden.

Ich will Ihnen damit sagen, daß bei uns der Fuchs den Hühnerstall bewacht, und der Präsident nicht willens ist, seinen eigenen Geheimdiensten und seinen eigenen Generälen die Stirn zu bieten.

Kriegsrecht in den USA?

Was heißt dies nun für unsere Lage im Inland? Es bedeutet, daß der Nervenzusammenbruch, den wir nach dem 11. September [2001] erlitten haben, weitergeht, und die Amerikaner wegen der schrecklichen Unterernährung, die sie von der etablierten Presse bekommen, überhaupt nicht wissen, was sie glauben sollen. Wenn gesagt wird, ISIL sei eine Bedrohung für unser Land, neigen die Leute dazu, es zu glauben, weil sie verängstigt sind. Man sollte meinen, nach zwölf Jahren sei die Angst verflogen, aber sie ist immer noch da. Und damit spielt man. Es werden bekannte Anwälte bemüht, um neue Vorschriften aufzuschreiben, oder man bringt die Leute dazu, die Vorschriften zu umgehen.

Ein Freund von mir, Todd Pierce, ist Anwalt und er vertritt immer noch einen Guantanamo-Häftling; er ist einer der wenigen Anwälte, die einen Häftling frei bekamen und zurück nach Afrika bringen konnten. Er sprach ganz offen: Unter den Nazis diente das Recht dazu, absolute Treue zum Führer und zum Staat zu fordern. Alles andere galt als Verrat. Ernst Fränkel beschrieb dieses System: Das Kriegsrecht diente dem Dritten Reich als Verfassung, und mit dem Kriegsrecht begann die Überwachung, um Staatsfeinde aufzuspüren.

Wie viele von Ihnen kennen das Tagebuch eines Mannes namens Raimund Pretzel – [Sebastian] Haffner war sein Pseudonym? Er war ein Anwalt, der in Berlin aufwuchs. 1933 verfolgte er alle die Vorgänge. Er war gerade in der Ausbildung als Richter. Er kam in sein Büro, als überall die Schwarzhemden ihr Unwesen trieben. Und er fragte seine Kollegen: „Stimmt Sie das nicht bedenklich?“ Sie antworteten: „Eigentlich nicht. Der Reichstag ist gerade niedergebrannt, und wir rechnen fest damit, daß man unsere Schreibtische durchsucht, unsere Telefone abhört und unsere Freiheit einschränkt. Warum haben Sie da das Neue Deutschland? Warum lesen Sie kommunistische Propaganda?“ Raimund Pretzel beschreibt die Situation so: „Wir Deutsche verfolgten die Vorgänge wie aus einer Theaterloge.“

Ich befürchte, das entspricht ziemlich genau dem, wie die meisten Amerikaner die Vorgänge in ihrem eigenen Land betrachten, denn auch inunserem Land herrscht Kriegsrecht. Sie glauben das nicht? Sie sollten es glauben, denn es stimmt. Es herrscht Kriegsrecht. Es ist das Erbe unseres Bürgerkriegs, auf das sich die Anwälte jetzt zurückbegeben. Sie sagen, daß die Delikte unter dem Kriegsrecht, dem die USA damals – und heute wieder – unterlagen, „alles feindselige Akte gegen die Regierung, gegen jede Behörde oder Beamten sind, die dazu führen, daß unsere Militär- oder Marineoperationen abgelehnt, gehemmt, behindert oder sogar vereitelt werden“.

Toll! Wenn man die Regierung bloßstellt, wird man dann gleich nach Guantanamo verfrachtet? Das klingt weit hergeholt, oder? Aber nach dem Gesetz könnte jetzt jemand von der US-Armee aus Wiesbaden oder Mannheim herkommen, mich festnehmen und mich ohne Prozeß, ohne Anklage, ohne Jury wegsperren. Ich weiß, daß das schwer zu glauben ist, aber es ist wahr. Das ist heute legal.

Ohne Gegenwehr wird sich nichts ändern

Was bleibt da zu tun? Für alle übrigen von uns bleibt nur die Notwendigkeit, daß wir dies zunächst einmal aufdecken, damit Leute darüber Bescheid wissen, und dann müssen wir uns persönlich einbringen. Ich will damit sagen, was Cesar Chavez, einer unserer großen Bürgerrechtler, zu sagen pflegte: „Kommentare sind großartig, Reden sind noch besser, aber ohne Gegenwehr wird sich nichts verändern.“

Was meine ich damit? Ich denke, es gibt einige ganz wunderbare Vorbilder, denen wir folgen können. Zuallererst denke ich an Sophie Scholl, und ich sehe hier viele junge Leute, nicht ganz so jung wie sie – sie war 21, fast 22, als man sie wegen gewaltlosen Widerstands gegen das Naziregime an der Universität München verhaftete. Wissen Sie, wie man sie umbrachte? Mit der Guillotine! Das hatten die Deutschen wohl von den Franzosen gelernt. Sie wurden ein wenig zivilisierter gegen Ende des Krieges; als [Dietrich] Bonhoeffer und andere umgebracht wurden, benutzten sie zwei weitere Tötungsmethoden, die eine war Erschießen, die andere war Erhängen.

Wichtig hierbei ist, daß Sophie genau wußte, was gespielt wurde, und sie ließ sich von ihrem Gewissen leiten. Sie war eine sehr fromme oder überzeugte Lutheranerin. Ich weiß nicht, ob Sie es gelesen haben, aber dazu hat Martin Luther etwas in einem seiner Briefe geschrieben; es ist sehr kurz und er hat darin den Christen Anweisung erteilt.

Ich möchte aber zuvor noch Kurt Vonnegut, einen unserer großartigen Schriftsteller, zitieren. Er wurde einmal gefragt: „Was denken Sie über Jesus von Nazareth?“ Und er antwortete: „Ich weiß nicht, ob er Gott war oder nicht, aber, wissen Sie, wenn es nicht die Bergpredigt gäbe, dann wäre ich lieber gleich eine Kakerlake.“

Man hat mir zu verstehen gegeben: „Es gibt moralische Grundprinzipien; die Menschen wissen, was richtig und was falsch ist. Ein Christ zu sein, ein Anhänger von Jesus, der zu Tode gefoltert wurde, das wäre etwas speziell für dich, McGovern, aber man braucht nicht zu verstehen, was falsch und was richtig ist.“

Martin Luther schrieb folgendes: „Wenn ich mit lauter Stimme und klarer Auslegung alle Teile der Wahrheit Gottes verkündige, außer gerade dem einen kleinen Punkt, den die Welt und der Teufel eben in diesem Augenblick angreifen, dann bezeuge ich Christus überhaupt nicht, wie mutig ich auch Christus bekennen mag. Wo die Schlacht tobt, da wird die Treue des Kämpfers auf die Probe gestellt; und auf allen anderen Schlachtfeldern treu zu sein, ist für den Christen in diesem Augenblick nichts anderes als Flucht und Schande, wenn er in diesem Punkt nachgibt.“

Sophie Scholl gab nicht nach. Ich war entsetzt, als ich feststellte, wie wenig ich über Sophie Scholl wußte, denn ich wohnte einmal nur einen Block vom Stadelheimer Gefängnis in München entfernt, wo sie festgehalten wurde, und ich wohnte zwei Straßen entfernt von dem Friedhof, wo sie begraben ist. Ich wußte gar nicht, wie nahe sie mir damals gestanden hat.

Es gibt große Hoffnung

Meine Redezeit läuft ab, deswegen möchte ich abschließend nur einiges sagen, was meines Erachtens getan werden muß. Als ich einmal mit dem Rücken zu Hillary Clinton stand, die damals Außenministerin war, einfach ruhig da stand, nichts sagte, kein Schild oder ähnliches bei mir hatte, wurde ich ziemlich übel zugerichtet. Meine Kollegen von Veterans for Peace schickten Informationen zur Presse, worin es hieß: „McGovern ist 71 Jahre alt, und er ist schon eine ganze Weile bekannt; er diente in der Regierung; er hat einmal Präsidenten beraten“, usw.

Die Presse sprang nicht so sehr auf „die Beratung von Präsidenten“ an; was ihr ins Auge fiel, war: „71 Jahre alt“. Und wissen Sie was? Ich weiß nicht, wie es hier in Europa ist, aber in Amerika sehen es Leute nicht gern, wenn alte Menschen verprügelt werden. Woher weiß ich das? Hillary Clinton erhielt Tausende und Abertausende von Anrufen, Telegrammen und Emails, in denen es hieß: „Weswegen schlagen Sie einen alten Mann zusammen?“

In Fox News wurde berichtet: „Ein älterer Herr wurde aus dem Raum geleitet.“ Das hat ziemlich weh getan. Aber „älterer Herr“ wurde aus dem Raum geleitet – sehen Sie selbst, wie ich „aus dem Raum geleitet wurde.“ (Video 3,http://www.democracynow.org/2011/2/18/ex_cia_analyst_ray_mcgovern_beaten)

Ich will damit nur sagen, daß alte Leute wie ich im Vorteil sind. Ich sehe hier andere Leute, die fast genauso alt sind wie ich – wenn Sie einige graue Haare bekommen, lassen Sie Ihren Körper sprechen. Leute mögen es nicht, wenn alte Menschen verprügelt werden. Bei jungen Leuten heißt es: „Naja, die haben sich das selbst zuzuschreiben“, nicht wahr? Deswegen lassen Sie Ihren Körper sprechen, nutzen Sie, was Sie haben!

Aber für die jungen Leute: Ihr habt wirklich gute Vorbilder. Ihr habt Sophie Scholl, 21 oder 22 Jahre alt. Ihr habt Bradley, inzwischen Chelsea Manning, der 22 war, als er seine Tat vollbrachte. Ihr habt Edward Snowden, der 29 Jahre war – es gibt große Hoffnung.

Es gibt große Hoffnung, daß wir dem Trott entkommen können, in dem wir uns befinden, weil junge Leute – zumindest eine kleine Zahl von ihnen – dieser Tage nicht nur sehr viel mutiger sind, sondern sich auch technisch bestens auskennen. Die Regierungen würden ohne Tausende höchst fähiger junger Leute nicht funktionieren, und das heißt, wenn es unter Tausend nur einen Edward Snowden gibt, sind die Leute, die diese Welt zu führen versuchen, in großen Schwierigkeiten.

Wenn Sie also ein Gewissen haben, sorgen Sie dafür, daß Sie Ihren Mund aufmachen, tun Sie sich mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter zusammen, um zu entscheiden, wie Sie vorgehen. Halten Sie sich gegenseitig verantwortlich dafür, nach außen zu gehen und zu handeln.

Ich möchte Ihnen zwei letzte Bilder zeigen. Auf diesem ersten Bild sehen Sie, was wir aus Vietnam kennen. Wenn man aus einem Land, das gerade einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, ohne triftigen Grund eine Horde von Soldaten losschickt, tritt genau so etwas ein.

Dieses vielsagende Bild stammt aus Tal Afar. Das kleine Mädchen saß auf dem Rücksitz eines Autos; seine Mutter und sein Vater wurden gerade von amerikanischen Soldaten getötet, die glaubten, das Auto würde auf eine Straßensperre zufahren. Man sieht das Blut der Eltern, und das Kind hat, soweit ich weiß, vier weitere Geschwister verloren.

Nicht nur wurde das Mädchen brutal behandelt, sondern werfen Sie auch einen Blick auf die Stiefel, das Bein daneben – was geschieht mit diesem jungen Mann? Wissen Sie, daß die Leute, die wir zu solchen Sachen losschicken, genauso übel zugerichtet werden wie das kleine Mädchen dort? Es war sechs Jahre alt. Es überlebte als einzige seiner Familie.

Ich möchte Ihnen noch das nächste Bild zeigen.

Wir alle haben unsere Freude an kleinen Kindern. Das sind zwei Geschwister, die gerade einen kleinen Bruder bekommen haben. Das sollten wir für unser Land und für die Welt im Auge haben, nicht das erste Bild, das ich gezeigt habe. Wir alle sollten uns diese Bilder ins Gewissen schreiben, und uns bewußt sein, daß es, nur weil einige Menschen uns nicht mögen, nicht bedeutet, daß sie nicht voll und ganz menschlich sind und nicht die gleiche Behandlung verdienen, die wir unseren Kindern wünschen.

Das ist alles, was ich sagen will, und ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

 


Alena Petrova: Das Kultur- und Business-Forum „Russische Tage in Europa“

Alena Petrova

Geschäftsführerin von „Art Assemblee Agency“, Russische Kulturtage, Baden-Baden


Frau Petrova beglückwünschte in ihrer Rede das Schiller-Institut zum 30. Jubiläum und stellte anschließend die Arbeit des Kultur- und Business-Forum zur Stärkung der Beziehungen mit Rußland vor.

Das Kultur- und Business-Forum „Russische Tage in Europa“ 25.–30. April 2014

Seit drei Jahren findet jährlich das Festival „Russische Kulturtage“ in Deutschland statt. In dieser Zeit wurden kulturelle Veranstaltungen in mehr als 20 deutschen Städten durchgeführt.

Im Frühjahr 2014 fand nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Luxemburg und der Schweiz das III. internationale Festival „Russische Kulturtage“, organisiert von der Firma „Art Assemblee Agency“, statt.

Das diesjährige Festival, das hochrangige Vertreter verschiedener Genres präsentierte, erweiterte seine Grenzen und das Format. Es zog die Aufmerksamkeit von Unternehmensvertretern, politischen Kreisen sowie einflußreichen öffentlichen Vereinen auf sich und wurde zum Start des jährlichen Projektes: Kultur- und Business-Forum „Russische Tage in Europa“, das die ursprünglich ausschließlich kulturelle Zusammenstellung aufbrach.

Beim diesjährigen Kultur- und Business-Forum „Russische Tage in Europa“ trafen sich Vertreter der Business-Elite Rußlands und der europäischen Länder, Kunst- und Kulturschaffende, Wissenschaftler und führende Mitarbeiter des diplomatischen Korps. Unter den Gästen des Festivals befanden sich bekannte russische und ausländische Politiker, Geistliche, Mitglieder des Europäischen Parlaments, des Europarats, des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, russische Landsleute im Ausland und Einwohner Deutschlands, die Interesse an der russischen Kunst und Kultur haben. Das Ziel war die Stärkung der Geschäftsbeziehungen zwischen den Ländern und die internationale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen.

Im Rahmen des Businessprogramms des Forums wurde eine Konferenz zum Thema „Langfristige Investitionspolitik und Gewährleistung ihrer wirtschaftlichen Nachhaltigkeit in Zeiten der Wirtschaftsglobalisierung“ durchgeführt.

Das Programm des III. Internationalen Festivals „Russische Kulturtage“ verlief mit großem Erfolg. Die Eröffnungsfeier des Kultur- und Businessforums „Russische Tage in Europa“ fand am 25. April im Kurhaus Baden-Baden statt.

Die Gäste des exklusiven Ereignisses erwartete ein unvergeßliches Galakonzert des weltweit bekannten Ballettheaters von Boris Eifman.

Vom 25. bis 28. April fand die Konzertreise des russischen Kammerorchesters „Moskauer Virtuosen“ unter der Leitung von Vladimir Spivakov statt. Das Orchester trat in den besten Sälen der Städte Luxemburg, Straßburg, Bern und Baden-Baden auf. Das Konzert in Bern wurde, wie eine Reihe weiterer Veranstaltungen russischer Künstler, in das feierliche Programm zu Ehren des 200jährigen Fortbestehens der diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und der Schweiz, aufgenommen.

Zum ersten Mal nach 12 Jahren kam das Theater „Sovremennik“ wieder auf Gastspielreise nach Deutschland. Das Theater, das nicht nur in Rußland sondern auch im Ausland verehrt wird, wurde als erstes ausländisches Theater im Bereich des dramaturgischen Theaters mit dem Drama Desk Award ausgezeichnet. Das legendäre Theater präsentierte zwei seiner Stücke, die mittlerweile zum Kult geworden sind und die nichts an Aktualität verloren haben: das Stück „Fünf Abende“ nach dem Werk von Alexander Wolodin und den „Kirschgarten“ basierend auf dem Werk von Anton Tschechow. Die Aufführungen verliefen mit deutschen Übertiteln in Baden-Baden, Offenbach und Mülheim an der Ruhr.

Zu den interessantesten Ereignissen gehörte ebenso die Ankunft des „Botschafters der Jazzmusik“ aus Rußland – Igor Butman – an der Spitze des Moskauer Staatlichen Jazzorchesters. Vom 23. bis 29. April präsentierten die Musiker dem internationalen Publikum die größten Meisterwerke des Jazz sowie Eigenkompositionen.

Am 27. April fand im Rathaus der Stadt Badenweiler eines der bedeutendsten Ereignisse des Kultur- und Business-Forums „Russische Tage in Europa“ statt: die feierliche Einweihung des Anton Tschechow Denkmals, das als ein Geschenk Rußlands an die Stadt, die mit dem Namen des berühmten Schriftstellers verbunden ist, übergeben wurde. Ein Tag vor dem historischen Moment wurde das Denkmal im Europarat ausgestellt.

Im Rahmen des Kulturprogramms des Forums „Russische Tage in Europa“ wurden in Baden-Baden erfolgreich verschiedene Ausstellungen durchgeführt. Jeden Abend fanden Künstlertreffen mit berühmten russischen Kunstschaffenden statt. Zusätzlich zu einer Retrospektive der Filme aus dem goldenen Archiv des nationalen Kinos, wurde auf dem Forum „Russische Tage in Europa“ das zeitgenössische russische Kino mittels Filmvorführungen repräsentiert. In deutschen Universitäten wurden Treffen mit russischen Museumsdirektoren und Meisterklassen für Ballett und Operngesang mit Künstlern aus Rußland veranstaltet.

Unter den Teilnehmern des Festivals „Russische Kulturtage“ der letzten Jahre befinden sich Solisten der Mariinsky- und des Bolschoi-Theaters, die Ballettstars Ulyana Lopatkina und Andrej Ermakov, der Opernsänger Dmitri Hvorostovsky, der brillante Gidon Kremer und das Kammerorchester „Kremerata Baltica“, das Tschechow-Kunsttheater Moskau (MchAT), das Galina Wischnewskaja Zentrum für Operngesang, das weltweit einzigartige Russische Hornorchester, berühmte Schauspieler aus Kino und Theater, Komponisten, Vertreter russischer Museen, Künstler, Fotografen, Schriftsteller und Poeten. Ebenso nahmen auch berühmte deutsche Schauspieler aus Deutschland, die in russischen Filmen mitgewirkt hatten, teil.

Das bunte und vielseitige Festivalprogramm zog ein außergewöhnlich großes Publikum aus allen Teilen Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz an. Der Anteil des deutschsprachigen Publikums ist im Vergleich zu den vergangenen Festivals deutlich angestiegen. Verschiedene Veranstaltungen und Konzerte des Festivals wurden von mehr als 20.000 Menschen besucht. Von dem Projekt wurde vielfach in der russischen, der deutschen und der französischen Presse berichtet.

Im Rahmen des Businessprogramms des Forums, das vom 25. bis zum 27. April in Baden-Baden (Deutschland) und Straßburg (Frankreich) stattfand, wurde eine internationale Konferenz zum Thema „Langfristige Investitionspolitik und Gewährleistung ihrer wirtschaftlichen Nachhaltigkeit in Zeiten der Wirtschaftsglobalisierung“ durchgeführt.

Moderatoren der Konferenz waren Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik aus Rußland und Deutschland. Die Teilnehmer der sechs Konferenzsitzungen – russische Experten, Wissenschaftler, Geschäftsleute, Vertreter der Geschäftskreise von Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Luxemburg – haben eine Reihe wichtiger Probleme der heutigen sozioökonomischen und kulturellen Entwicklung im Kontext der Globalisierung diskutiert. Die meisten Redner betonten die Dringlichkeit der Zusammenführung von zwei Bereichen – Wirtschaft und Kultur – um neue, qualitativ bessere Ergebnisse in der Entwicklung Rußlands zu erreichen.

Die Redner lenkten die Aufmerksamkeit der Konferenzteilnehmer ebenso auf die dringende Notwendigkeit der Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen in Rußland – das, was in Europa eine solide Basis für die Wirtschaft darstellt und ideale Voraussetzungen zur Bildung einer Mittelschicht als gesundes Fundament einer stabilen Gesellschaft schafft. Außerdem wurde die wichtige Rolle der Sonderwirtschaftszonen für die Weiterentwicklung von innovativen Projekten deutlich.

Solch erfolgreiche Regionen Rußlands wie die Region Altai, die Republik Tatarstan, die Oblast Moskau und weitere, präsentierten europäischen Geschäftsleuten die Möglichkeit der Zusammenarbeit und die Investitionsattraktivität der verschiedenen Objekte in den unterschiedlichen Regionen Rußlands und stießen damit auf großes Interesse.

Das logische Ende des Wirtschaftsteils des I. Internationalen Kultur- und Business-Forums „Russische Tage in Europa“ war das Treffen, das den symbolischen Namen „Investition in die Zukunft“ erhielt. Die Vorträge waren den Problemen des zeitgenössischen Kunstmanagements im Kontext der Globalisierung gewidmet. Die Vortragenden betonten nicht nur die soziale Verantwortung der Unternehmen, sondern auch die außerordentliche Wichtigkeit der Erhaltung und Weiterentwicklung der berühmten russischen Tradition der Philanthropie und geistigen Aufklärung.

Damit jedoch die russischen Business-Projekte im Bereich der Kultur erfolgreich funktionieren, muß eine zuverlässige rechtliche Unterstützung gewährleistet werden. Dieses Thema wird bei dem Kultur- und Business-Forum im Jahr 2015 ebenfalls behandelt werden.

Das Kultur- und Business-Forum entstand auf der Basis des großen Kunstfestivals „Russische Kulturtage“ und kräftigte seine Rolle als kulturelles Ereignis, das das Verhältnis zwischen Rußland und Europa bereichert. Das Projekt rief eine große Resonanz hervor und wurde nicht nur zur internationalen Bühne für die russischen Meisterkünste sondern auch zu einer würdigen Plattform für die Diskussion aktueller Fragen in den russisch-europäischen Beziehungen, wodurch ein wesentlicher Beitrag zum besseren Verständnis zwischen Europa und Rußland geleistet werden konnte. In diesem Jahr versammelte sich die Business-Elite Rußlands und europäischer Länder, bekannte Kulturschaffende, Wissenschaftler, und Vertreter des diplomatischen Korps. Somit wurde das Ziel des Projekts unterstrichen: die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Ländern und die internationale Zusammenarbeit in allen Bereichen.

2015 wird das Kultur- und Business-Forum vom 25. bis zum 28. April in Baden-Baden und anderen deutschen Städten und ebenso in Frankreich und der Schweiz stattfinden.

Der kulturelle Teil wird dem 70. Jubiläum des großartigen Vladimir Spivakov gewidmet werden. Auf den Konzerten werden Gäste des Maestros zu sehen sein sowie – so wie jedes Jahr auch – renommierte deutsche und russische Künstler und Kunstschaffende.

Unter den Gästen und Teilnehmern des Forums werden sich Vertreter des russischen Parlaments, des Bau-, Versicherungs- und des medizinischen Gewerbes, des Finanzsektors, wohltätiger Stiftungen und viele weitere, befinden. Es wird auch eine Jugenddelegation erwartet – junge Unternehmer, Politiker und Studenten der Fachuniversitäten. Auf europäischer Seite werden Geschäftsleute, Vertreter der großer Betriebe und Banken und weiterer Businessbereiche vertreten sein.

Das Thema des Forums wird die Entwicklung der Finanzmärkte, die Unternehmensbeziehungen und die wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Europa und den Ländern Osteuropas sein. Des Weiteren wird auch über die Investitionsattraktivität der verschiedenen Regionen der Russischen Föderation diskutiert werden.

Ich lade alle Interessierten ein, an dem Kultur- und Businessforum „Russische Tage in Europa“ teilzunehmen und freue mich über eine Zusammenarbeit.


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