Henry Kissinger warnte vor wenigen Tagen vor einem Forcieren des Konflikts mit China – dies berge die reale Gefahr der Auslöschung der Menschheit. Am 30. April sagte er in einer Rede vor dem Sedona-Forum des McCain-Instituts: „Zum ersten Mal in der Geschichte hat die Menschheit die Fähigkeit, sich innerhalb einer eng definierten Zeitspanne selbst auszulöschen. Wir haben Technologien entwickelt, die weit über das hinausgehen, was man sich vor 70 Jahren hätte vorstellen können.“ Dies sei nicht nur ein nukleares Problem wie damals, „sondern auch ein Hightech-Problem mit künstlicher Intelligenz, das darauf zurückzuführen ist, daß wir jetzt Partner von Maschinen sind und Maschinen ihre eigenen Entscheidungen treffen können.“
Kissinger wies auch darauf hin, daß die Sowjetunion zwar (auch schon) damals eine nukleare Großmacht war, aber nicht, wie China heute, eine technologische Großmacht. „Ein Konflikt mit einer solchen Hightech-Macht hätte heute eine so kolossale Bedeutung und entsprechende Folgen…. Es ist das größte Problem für Amerika; es ist das größte Problem für die Welt. Denn wenn wir das nicht lösen können, besteht die Gefahr, daß eine Art (neuer) Kalter Krieg zwischen China und den Vereinigten Staaten die gesamte Welt in Mitleidenschaft zieht.“
Während die USA „ihren Prinzipien treu bleiben“ müßten, seien „kontinuierliche Verhandlungen mit China“, aber auch mit Rußland nötig. Es sei ein Fehler gewesen, „daß wir seit über einem Jahrzehnt keine ernsthaften Verhandlungen mit Rußland geführt haben.“ Die Diplomatie könne nicht immer Probleme lösen, aber wenn sie scheitere, „müssen wir sicher sein, daß wir alle Optionen ausgeschöpft haben.“
Er sagte, Rußland habe gewaltige nukleare Militärkapazitäten, aber sie „haben nicht den technologischen Entwicklungsstand, wie ihn China besitzt. China stellt neben seinen bedeutenden Militärpotentialen eben auch eine riesige Wirtschaftsmacht dar.“