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Jacques Cheminade: Europas Identität: Der Vorteil des Anderen im Neuen Paradigma

Jacques Cheminade: Europas Identität: Der Vorteil des Anderen im Neuen Paradigma

Jacques Cheminade

Präsident von Solidarité et Progrès, Paris, Frankreich. 


Lassen Sie mich mit etwas beginnen, was ich vorher nicht geplant hatte: Es geht um Fidelio. [Diese Oper wurde in konzertanten Auszügen als Höhepunkt des ersten Konferenztages am Abend zuvor aufgeführt, Red.] Es ist meine Lieblingsoper, und die einzige mit einem „Happy End“. Sie ist anders als die besten der großen Schauspiele, bei denen man beim Verlassen des Theaters über das Scheitern nachdenkt, über das tragische Ende des Helden oder der Heldin, und sich dazu herausgefordert fühlt, es besser zu machen als sie. Hier, im Fidelio, haben wir ein „Happy End“ – aber nicht, weil wir persönlich in ein behagliches Gefühl, einen sozial entropischen Zustand versetzt werden. Es ist ein frohes Ende, weil es zeigt, daß man das Schicksal meistern kann, wenn man seinen Mut und seinen Geist mobilisiert – und das ist etwas, was uns allen möglich ist, denn wir alle sind Menschen, so wie Leonore.

Aber das ist uns nicht nur gegeben, es wird von uns verlangt: Was Leonore für ihren Ehemann getan hat, das hat sie für die ganze Menschheit vollbracht, indem sie die Menschen auf der Bühne in den Kampf für eine bessere Welt führt. Das glückliche Ende ist eigentlich die Zukunft, die wir schaffen müssen – insbesondere in Momenten, in denen es um Leben und Tod geht, wie im gegenwärtigen Moment der Geschichte. Deshalb versetzt uns das glückliche Ende des Fidelio nicht in einen Zustand bequemer Ruhe, wie in einer Seifenoper. Im Gegenteil, es fordert uns auf, die Wahrheit zu sagen und dafür zu kämpfen. Selbst wenn es bedeutet, daß wir dafür unser Leben einsetzen müssen, so wie Leonore und Florestan.

Es ist, als habe Beethoven für uns hier und heute komponiert, damit wir für die Wahrheit einstehen.

Europa in seinem derzeitigen Zustand ist eine aussterbende Gattung, ein wandelnder Schatten. Es gibt keine Hoffnung für eine Europäische Union auf der Grundlage des oligarchischen Prinzips der Benachteiligung aller Mitgliedsnationen und Völker zum Vorteil der Londoner City und der Wall Street. Es gibt keine Hoffnung für eine Europäische Union, die nicht nur Unterdrückung in andere Länder exportiert, sondern auch ihre eigenen Wähler und Volkswirtschaften unterdrückt. Deshalb ist es unsere unmittelbare Aufgabe, Europa hier und jetzt von seinen finanziellen Fesseln und seinen kulturellen Mühlsteinen zu befreien.

Ironischerweise bilden die Nationen, die Europa seiner Herrschaft unterworfen hat, jetzt das wichtigste Instrument, um uns von unseren Unterdrückern zu befreien. Ich meine damit die BRICS-Staaten – nicht als eine nach innen orientierte Gruppe von Nationen, sondern, wie [der neue Premierminister] Narendra Modi sagte, ein Konzert von Nationen, die in ihrem gegenseitigen Interesse und zum Nutzen aller beteiligten Partner handeln.

Die Tragödie unserer Zeit

Wir können aus der Tragödie unserer Zeit nur dann einen Weg in eine bessere Zukunft finden, wenn wir verstehen, daß Entwicklung allein auf der Grundlage von Gegenseitigkeit und durch die wissenschaftlichen Leistungen der menschlichen Kreativität möglich ist. Deshalb haben wir diesen Themenkreis als ein Orchester von Beiträgen aus verschiedenen Teilen der Menschheit organisiert, als ein voranschreitendes Werk, eine gemeinsame Musik, anstelle der Kakophonie der Konkurrenz und Wut, die in unserer selbstzerstörerischen Welt von heute erklingt.

Schauen Sie sich an, was jetzt gerade vor unseren Augen geschieht: Eine barbarische Epidemie unmenschlicher Verbrechen in Südwestasien und gleichzeitig die Ausbreitung von Ebola – eine mögliche neue Schwarze Pest – bedrohen als kombinierter Prozeß unsere gesamte Zivilisation. Diese beiden mörderischen Bedrohungen für die menschliche Gesellschaft beschränken sich nicht auf eine bestimmte Region der Welt; sie verbreiten sich auch in den entwickelten Sektor, insbesondere nach Europa. Die Dschihadisten aus Londonistan, Parisistan oder anderen „istanen“ in Europa werden nach Europa zurückkehren; sie sind dazu ausgebildet, zu vergewaltigen und zu töten. Schon jetzt hat einer von ihnen in Frankreich seine Kameraden dazu aufgerufen, wahllos französische Zivilisten zu töten, als angebliche „Rache für die Bombenangriffe der westlichen Armeen“. Wir haben mit dem Feuer gespielt, und nun kehrt das Feuer zu uns zurück.

Ebola infiziert derzeit jede Woche etwa 10.000 Menschen und tötet die meisten von ihnen, weil es in Afrika – dem ärmsten und am schlimmsten ausgebeuteten Teil der Welt unter der Herrschaft des britischen finanziellen Neokolonialismus, der auf Triage beruht und in der einen oder anderen Form von allen europäischen Ländern akzeptiert wurde – keine ausreichenden Behandlungsmöglichkeiten gibt. Ganz zu schweigen von Maßnahmen zur Isolation der Kranken, die, selbst wenn sie gerechtfertigt sind, auch den Handel und die wirtschaftliche Entwicklung behindern werden, so daß zur Krankheit noch der Hunger hinzukommt. Aber Ebola macht nicht vor den Grenzen halt; wir haben die Gefahr geschaffen, daß diese Epidemie sich über ganze Kontinente ausbreitet. Sie hat bereits medizinisches Personal in den Vereinigten Staaten und Spanien infiziert, und sie könnte sich auch in die armen Bevölkerungsschichten unserer eigenen Länder ausbreiten, die aufgrund der zerstörerischen Sparpolitik wachsen.

Ich erwähne dies, obwohl es an anderer Stelle in dieser Konferenz noch ausführlicher dargelegt werden wird, um zu unterstreichen, daß wir es nicht mit Inkompetenz oder einem Unfall der Geschichte zu tun haben, sondern mit dem Resultat einer vorsätzlichen Politik von Seiten der europäischen Oligarchie, die über das Vereinigte Königreich, Brüssel und die Führungen der europäischen Länder herrscht. Dieses System der Macht läßt sich nicht heilen oder reparieren, man muß es ändern.

Sie haben die Zitate von Prinz Philip, dem Herzog von Edinburgh, und anderen gehört, etwa jene berüchtigte Äußerung, er hoffe, als „tödliches Virus wiedergeboren“ zu werden, um „die Weltbevölkerung zu reduzieren“. Man kann auch andere erwähnen, wie John Holdren, Obamas Chefberater für wissenschaftliche und technologische Fragen, oder den bekannten französischen Ökologen Jacques-Yves Cousteau, der wie seine britischen Kollegen die Weltbevölkerung auf weniger als eine Milliarde Menschen verringern möchte.

Das ist ein Verbrechen, aber es ist nicht bloß das Verbrechen einiger weniger Individuen. Es ist ein Verbrechen, das in das britisch-imperiale System und in die Institutionen der Europäischen Union eingebaut ist. Warum? Weil sie Malthusianer sind. Sie halten den Menschen für eine gezähmte wilde Bestie; „die da oben“ seien dazu bestimmt, zu herrschen, und alle übrigen dazu verdammt, sich zu unterwerfen. Wer diesem malthusianischen Denken folgt, der ist unfähig, sich vorzustellen, daß „Entwicklung“ eine Zweckgemeinschaft bedeutet, um die gemeinsamen Ziele der Menschheit, für die man zusammenarbeitet, zu erreichen – statt der kriminellen Idee, daß man in einer Welt vermeintlich begrenzter Ressourcen notwendigerweise nur auf Kosten anderer wachsen könne. Europa muß sich deshalb ändern, um ein Bündnis von Nationalstaaten zu schmieden, die entschlossen sind, den globalen Fortschritt der Welt voranzubringen.

Betrachten wir, wie „Europa“ seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgebaut wurde. Es beruhte auf drei wesentlichen Regeln: finanziellem Liberalismus, Freihandel und der Entwertung der Nationalstaaten. Dieser Prozeß kulminierte im Euro, einem Werkzeug der selbstinduzierten Zerstörung.

Infolgedessen haben wir im Jahre 2014 und 2015 Nullwachstum – in Wirklichkeit sogar negative Wachstumsraten -, und nun fordert Eurostat, die Europäischen Statistikbehörde, daß bei der Berechnung des nationalen Wirtschaftsprodukts aller Mitgliedstaaten auch die illegalen Aktivitäten mitgezählt werden. Das bedeutet, daß Prostitution, Drogenhandel, Schmuggel von Tabak und Alkohol wirtschaftlich einen Persilschein bekommen, um das BIP nominell zu vergrößern und mehr Schulden zu rechtfertigen!

Der geschätzte Kaufkraftverlust von Durchschnittsverdienern in Europa liegt seit 2007 zwischen 5% in Frankreich und Deutschland und 50% in Griechenland!

In Frankreich sind dazu zwei Bücher erschienen: „Die Veruneinigten Staaten von Europa“ von Coralie Delaume und „Der Raub der Europa“ von Robert Salais. Beide machen deutlich, daß die gegenwärtige Europäische Union gezielt, Maßnahme für Maßnahme, darauf hingearbeitet hat, die Nationalstaaten zu zerstören und zu verhindern, daß sich die Menschen an den tatsächlichen politischen Entscheidungsprozessen beteiligen können. Wir wurden mit dem genauen Gegenteil infiziert: dem absoluten Gegenteil der Prinzipien einer Politik der Regierung „des Volkes durch das Volk und für das Volk“, wie es in der amerikanischen Verfassung und Artikel 2 der französischen Verfassung in Stein gemeißelt ist.

Das sollte nicht überraschen, wenn man betrachtet, wo die heutige Europäische Union herkommt. Sie ist ein Geschöpf des Komitees für ein Vereintes Europa und des Amerikanischen Komitees für ein Vereintes Europa, über die die europäischen Föderalisten von britischen und amerikanischen Geheimdiensten mit Geld und „Ideen“ versorgt wurden: britische Ideen und amerikanische Dollars. Das Komitee wurde erfunden von Allen Dulles, dem Anführer des Wallstreet-Flügels in der amerikanischen CIA, und von Duncan Sandy, einem Schwiegersohn Winston Churchills. Sie waren die Paten dieses Europa, zusammen mit dem Franzosen Henri Frenay, einem Todfeind von Charles de Gaulle. Frenay organisierte die Beseitigung von Jean Moulin, über den die Verbindungen zwischen dem Freien Frankreich und dem Widerstand in Frankreich liefen. Der Kongreß für Kulturelle Freiheit, finanziert aus Mitteln des Marshallplans, schuf die kulturelle Grundlage, um ein solch pervertiertes Europa durchzusetzen. Jean Monnet und Robert Schuman teilten sich diese Aufgabe, im Auftrag ihrer Freunde in ganz Europa – einschließlich in den Hallen des Vatikans. Hier liegt, wenn man so will, die Ursünde der Europäischen Union, und die Gestalt des Kindes entspricht den Wünschen derer, die es herangezogen haben.

Lassen Sie mich noch etwas zum Zustand der europäischen Presse und der wirtschaftlichen Institutionen sagen.

Zur europäischen Presse: Udo Ulfkotte, ein früherer Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, eine der führenden Tageszeitungen Deutschlands, hat kürzlich [in einem Interview mit Russia Today, https://www.youtube.com/watch?v=lm4OUcfiM-8 – d. Red.] zugegeben: „Ich bin … darin ausgebildet, zu lügen, zu betrügen und der Öffentlichkeit nicht die Wahrheit zu sagen.“ Und er beschrieb, wie er von der CIA unterstützt wurde. Er sagte, die meisten Journalisten großer Medien in den USA und Europa arbeiteten unter sogenanntem „non-official cover“ für Geheimdienste. Ich zitiere ihn:

„Ihre Frage war, ob das nur für deutsche Journalisten gilt. Ich denke, das gilt besonders für britische Journalisten, da es da noch engere Beziehungen gibt. Es gilt besonders auch für Israelis. Es gilt für französische Journalisten…

Wenn ich mir die letzten Monate anschaue, wo deutsche und amerikanische Medien versuchen, Krieg in Europa, in Rußland zu entfachen, gibt es für mich kein Zurück mehr… Der Grund, warum ich dieses Buch geschrieben habe, ist meine Furcht vor einem erneuten Krieg in Europa.“

Jetzt verstehen Sie, warum alle diese Leute entweder kein Wort über uns berichten wollen oder, wenn sie uns nicht mehr ignorieren können, behaupten, wir seien eine Sekte, oder im Laufe der Zeit irgendeine andere verleumderische Bezeichnung verbreiten. Solche Leute sind Rufmörder, die dem Interesse von Mördern dienen. Punkt.

Was die Wirtschaft angeht: Der französische Verhaltensökonom Jean Tirole hat gerade den sogenannten Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Um es kurz zu machen: Er behauptet immer wieder, die Vorstellung einer „Systemkrise“ sei „bedeutungslos“, und Hedgefonds oder Derivate zu regulieren, sei unmöglich, das wäre nur etwas für „irrationale Idealisten“. Nachdem er in Princeton und am MIT unterrichtete, hat er nun mit 60 Mio. Euro vom französischen Staat und französischen Banken die Toulouser Wirtschaftsschule und das Institut für Fortgeschrittene Studien in Toulouse gegründet. Beide werben unter anderem für das Konzept der „gegenseitig zugesicherten Illusionen“. Immerhin ist das ein guter Ausdruck für das gegenwärtige europäische Gruppendenken.

Europas Wahl

Lassen Sie mich nun in klaren Worten sagen, vor welcher Wahl wir stehen. Werden Europa und Spanien zur Brücke für eine positive Entwicklung Eurasiens nach Afrika oder zur Brücke für den Todesmarsch von Ebola ins Zentrum Europas? Werden Deutschland, Frankreich, Italien und andere europäische Länder ihren humanistischen Impuls zurückerobern, oder werden sie im Interesse des Britischen Empires weiterhin das Gegenteil tun? Entschließen wir uns, die Idiotie der Geopolitik und des deduktiven Denkens über Bord zu werfen und wieder Forscher und Entdecker zu werden? Sind wir bereit, auszubrechen aus dem wirtschaftlichen Dilemma zwischen dem Keynesianischen Monetarismus der Geldfälscher (monetaristischer Durchfall) einerseits und dem orthodoxen Kult der Geldverknappung und der Wohlstandsräuber (monetaristische Verstopfung) andererseits? Die französischen und die deutschen Politiker mögen sich in diesem Abort der Weltpolitik wiedererkennen.

Das sind die wirklichen Fragen, die sich in der realen Welt stellen.

Was war Europa im Jahre 1411? Eine Region der Welt, die relativ weniger entwickelt war als China und Indien. Von den zehn größten Städten der damaligen Welt befand sich nur eine in Europa, Paris, mit fast 200.000 Einwohnern, während Beijing damals mindestens 600.000 Einwohner zählte. (1792-93 bezeichnete Lord Macartney die Macht und Zahl der Chinesen als Bedrohung für das aufstrebende Britische Empire, und meinte, man müsse dagegen etwas tun, weil es viele zu viele davon auf der Erde gebe.)

Was führte also zum Erfolg Europas nach 1411? Es waren die Renaissance und ihre Revolution in den Wissenschaften und den Künsten – die Renaissance von Kues, Kepler und Leibniz, die Renaissance von Leonardo und Beethoven, Rembrandt und Bach. Die Idee des homo universalis, die Idee, daß der Mensch nicht durch seine Macht, zu herrschen, über den Tieren steht, sondern durch seine Fähigkeiten, schöpferisch zu handeln und sein Selbstbewußtsein zu wecken.

Leider hat Europa, statt dieses Vermögen an andere weiterzugeben, unter der Herrschaft der Oligarchie sein eigenes Bewußtsein der Universalität verraten. Die Imperien setzten die durch die Renaissance geschaffenen Potentiale zu ihrem eigenen Vorteil gegen andere Regionen der Welt ein. Ausbeutung, Zerstörung und Brutalität setzten sich durch, und die technischen Anwendungen wissenschaftlicher Entdeckungen dienten nicht dazu, eine Ära der gegenseitigen Entwicklung einzuläuten, sondern Macht und Besitz zu erringen. Das, was die Vereinigten Staaten auf der Grundlage der besten europäischen Tradition zu ihrer Blütezeit entwickelten – das Leibnizsche Prinzip des Rechts auf Leben, Freiheit und Glückseligkeit statt des Rechts auf Leben, Freiheit und Eigentum -, wurde im 20. Jahrhundert nach dem Tod Franklin Delano Roosevelts zerstört.

Für uns Europäer und Amerikaner ist die Aufgabe, diese Gründungsprinzipien zurückzugewinnen, die in der amerikanischen Verfassung und für uns Europäer im Westfälischen Frieden von 1648 verankert sind. Deren ausdrückliche Beseitigung forderte Tony Blair 1999 in seiner Chicagoer Rede, der ein sogenannter „Krieg gegen den Terrorismus“ folgte, was nichts anderes war als ein Krieg, um die Menschen zu terrorisieren und jeden gegen jeden aufzuhetzen.

Der Westfälische Frieden beruhte auf drei Hauptverpflichtungen:

1. vergangene Verbrechen zu vergeben, einschließlich der Schulden, die zur Finanzierung der Kriege aufgenommen worden waren – eines der Hauptverbrechen;

2. den Vorteil des anderen zu befördern, um zu verhindern, daß Kriege ausbrechen und auf Kosten anderer Gewinn gemacht wird;

3. dem Prinzip der nationalen Souveränität, das auf gegenseitiger Achtung beruht, zu verteidigen.

Genau das wurde von der gegenwärtigen Europäischen Union – die in Wirklichkeit weder europäisch noch eine Union ist – über Bord geworfen.

Woher soll dann der Impuls kommen, der uns neues Leben schenken kann? Von denjenigen, die unsere Prinzipien – wenn auch unvollkommen – besser bewahrt haben als wir selbst. Ich meine natürlich die BRICS-Gruppe. In Modis Worten: „Laßt uns eine Massenbewegung für Entwicklung schaffen, so wie Mahatma Gandhi aus der Freiheitsbewegung eine Massenbewegung machte.“ Darin liegt das Paradox des jetzigen Moments der Geschichte: Wir haben in Europa und in den Vereinigten Staaten unsere Prinzipien verloren und können nur zu ihnen zurückfinden, indem wir uns von der Bewegung der BRICS inspirieren lassen. Diese entstand als Verteidigung gegen unsere Fehler und unsere Verbrechen, und gegen die oligarchische Finanzdiktatur mit ihren mörderischen Auswirkungen, der Zerstörung des gesamten sozialen Gefüges.

Dazu müssen wir uns selbst ein für allemal von der britischen Oligarchie und ihren Mitläufern befreien.

Das bedeutet nicht, daß wir Europäer mit leeren Händen dastehen. Ich glaube nicht wie die Schule der britischen Historiker, der Gibbons und der Toynbees, an die Unausweichlichkeit des Niedergangs und die Kontinuität eines großen Verfalls. Ich glaube, je größer die Gefahr wird, desto näher rückt auch das, was Rettung bringt – vorausgesetzt, daß wir uns, über Europa hinaus, für die Zukunft der gesamten Menschheit mobilisieren. Wenn Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs irgendetwas Erinnerungswürdiges hervorgebracht hat, dann war es die Schaffung von Frieden zwischen den europäischen Nationen, auch wenn das auf der Grundlage eines Kompromisses mit der Oligarchie geschah. Jetzt müssen wir uns bessern und die oligarchische Infektion loswerden, denn wie will man ein friedliches Heim mit Kakerlaken und anderem Geziefer darin organisieren? Jetzt ist es an der Zeit, unser Haus in Ordnung zu bringen und zu handeln, nicht für uns selbst, sondern zum Vorteil der anderen Völker. Wir müssen uns einer Selbstreinigung unterziehen und gemeinsam einen großen Sprung nach vorn machen – nicht nur, um uns der BRICS-Gruppe anzuschließen, sondern um die Entwicklung der Zukunft anzuspornen. Unsere jetzige Herausforderung besteht nicht nur darin, Schreckliches zu verhindern, sondern dafür zu sorgen, daß Gutes geschieht, das auf diesen neuen Prinzipien beruht.

Historisches Beispiel

Ein historisches Beispiel, oder besser gesagt zwei, geben mir Hoffnung.

Das erste ist Anton Wilhelm Amo, ein junger Afrikaner aus Ghana, den der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel um 1707 adoptierte und als Familienmitglied behandelte. Amo besuchte die Universitäten Halle, Wittenberg und Jena und studierte Logik, Metaphysik, Physiologie, Astronomie, Geschichte, Recht, Theologie, Politik und Medizin und lernte sechs Sprachen – Englisch, Französisch, Deutsch, Latein, Griechisch und natürlich Deutsch. 1729 schrieb er ein Memorandum über De Jure Maurorum in Europa, in dem er das Recht der Farbigen verteidigt, in gleicher Weise behandelt zu werden wie andere Europäer. Er erhielt 1734 in Wittenberg den Doktortitel der Philosophie. Seine bemerkenswerte Arbeit Über das Fehlen der Sinne im menschlichen Geist und ihr Vorhandensein in unserem organischen und lebenden Körper richtet sich gegen den Cartesischen Dualismus und entwickelt ein Leibnizsches Menschenbild auf der Grundlage der Entdeckung von Prinzipien und der Ausarbeitung von Ideen, über die sinnliche Wahrnehmung hinaus.

Er kehrte in sein Geburtsland zurück, als seine Freunde und Förderer in Deutschland nicht mehr lebten und er rassistischen Angriffen ausgesetzt war, und starb in einer holländischen Festung in Ghana. Abbé Gregoire rühmt Amo in seinen „Notizen über Neger und Mulatten, die sich durch ihre Talente und Werke ausgezeichnet haben“. Er war auch ein Vorbild für Kwame N’Krumah [den ersten Premierminister und dann Präsidenten Ghanas, d. Red.].

Das zweite Beispiel aus dem 18. Jahrhundert ist Abraham Petrowitsch Gannibal, ein schwarzes Kind, das vom russischen Zaren Peter dem Großen adoptiert und freigelassen wurde. Gannibal machte eine ruhmreiche Karriere als Ingenieur und Offizier in Rußland, heiratete in eine adelige Familie ein und hatte Generationen von Nachkommen, zu denen auch sein Urenkel, der Dichter Alexander Puschkin gehörte.

Diese beiden Fälle beweisen, was möglich ist, wenn sich Individuen in Europa entscheiden, den Vorteil des anderen zu respektieren – ein Hoffnungsstrahl aus der Vergangenheit in die Zukunft. Heute sind wir weit davon entfernt, allen Afrikanern ihr Menschsein in solcher Weise zuerkannt zu haben, und es ist eine Forderung an uns alle, dies zu erfüllen, um unsere eigene Wiedergeburt unter Beweis zu stellen.

Denn das Europa, das uns aufgezwungen wurde, hat keine Zukunft: Das britisch dominierte Finanzzentrum in diesem begrenzten Teil der Welt hat seine Macht verloren. Aber die Nationalstaaten, aus denen Europa besteht, müssen wiederbelebt werden und wie die Stimmen in einem Chor oder die Instrumente eines Orchesters im Dienste des Vorteils aller souverän zusammenarbeiten.

Betrachten wir dies als eine Frage von Leben und Tod. Denn es ist eine Frage von Leben und Tod, und wir alle müssen die Gefahr besser verstehen, als es in den geschriebenen Worten, die ich Ihnen hier vortrage, möglich ist.

Tod: Wenn wir uns weiter so verhalten wie bisher, dann sind wir dazu verdammt, zu sterben – entweder in einem Weltkrieg, durch Ebola oder durch die kommenden Wellen mörderischer Sparpolitik, die über uns hereinbrechen. Darum geht es hier und jetzt, und alles liefe auf das gleiche hinaus: ein planmäßiges Massensterben.

Dagegen Frieden: Stellen wir uns vor, alle europäischen Nationen würden sich zusammentun, um zur Lösung beizutragen.

Leben: Das bedeutet als erstes, ein für allemal die Konfrontation gegen Rußland und China zu beenden, und zweitens, eine Kreditpolitik in Gang zu setzen, um die Infrastruktur oder besser gesagt, eine Plattform für den Weltfrieden, zu schaffen.

Denken wir uns einen europäischen Chor, einen Chor von Nationen, vom Atlantik zum Ural, ein Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok und zum Chinesischen Meer. Ein Deutschland, das seinen Stahl und seine Maschinenbaukapazitäten einbringt, zusammen mit der Schweiz und Österreich; Frankreich mit seiner Atomkraft und seinen Luft- und Raumfahrtkapazitäten, und Frankreich und Deutschland, die sich mit Rußland, China und den Vereinigten Staaten zu einem Raumfahrtprojekt zusammenschließen. Wissenschaftler und Ingenieure aus Darmstadt und Toulouse erwarten von uns, daß wir dafür mobilisieren.

Denken Sie sich Nordeuropa – Schweden, Dänemark und Finnland – als Brücke zum Osten. Stellen Sie sich den Süden als Brücke nach Afrika, über Italien, Spanien und Portugal vor.

Denken Sie auch an alle Nationen Europas, die ich hier nicht genannt habe. Diese Kombination birgt in sich ein unglaubliches Potential für Frieden und ist einer der Schlüssel, um das Tor zur Zukunft aufzuschließen. Aber wir mit unserer Kultur des Todes und der tödlichen Untätigkeit, unserer entropischen Untätigkeit, unseren Unterlassungssünden und unserem Pessimismus, setzen es bisher nicht ein.

Die europäischen Nationen können nur überleben, wenn sie sich verpflichten, ihre schlechten gesellschaftlichen Gewohnheiten, Praktiken und Meinungen der letzten hundert Jahre abzulegen und den Optimismus aufzubringen, eine Kultur des Todes zurückzuweisen. Menschlich zu sein, heißt nicht, in den Spiegel zu schauen wie ein narzißtischer Oligarch, sondern auf sich selbst vom Standpunkt der Zukunft zu blicken und den Zustand der Menschheit zu verbessern.

Europa hat in seiner jetzigen, pervertierten Form keine Zukunft, aber wenn sich weise Menschen in souveränen Republiken versammeln, hat es das Recht, diese für sich einzufordern. So finden wir uns hier zusammen, und ich bin mir sicher, daß uns die nächsten Redner mit ihren Gedanken, die von der Zukunft ausgehen, bereichern werden.

Befreien wir uns also aus der tödlichen Umarmung der Londoner City, der Wall Street und des Britischen Empire, und sprechen wir mit Überzeugung aus:

Lang lebe eine Neue Seidenstraße, die die ganze Erde umspannt!

Lang lebe das freie Europa; lang lebe Eurasien vom Atlantik zum Chinesischen Meer!

Lang lebe das freie Deutschland!

Lang lebe das freie Frankreich!

Lang leben die freien Vereinigten Staaten!

Wir alle können unter offenem Himmel befreit aufatmen, wenn wir uns mit unserem Leben für die Zukunft der Menschheit einsetzen. Unsere Mission liegt in unseren Händen. Und die Menschen warten nur darauf, auf die Bühne zu kommen, wenn wir ihren Pessimismus nicht gelten lassen und ihnen mit gutem Beispiel vorangehen.

 


Antonino Galloni: Enrico Mattei, ein Modell bis heute ?

Antonino Galloni

Ökonom und Aufsichtsrat des Istituto Nazionale Previdenza Sociale (INPS), der nationalen Sozialversicherung, Rom, Italien


Als 1948, einige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die nationale Verfassung beschlossen wurde, war Italiens Industrie- und Agrarproduktion niedriger als zehn Jahre zuvor. Eine Schlüsselfrage waren die Energiequellen, ein Problem, das der Faschismus mit einem Netz von Wasserkraftwerken angegangen war, was aus strategischer Sicht beträchtliche Nachteile hatte. Andererseits hatte die Ölära schon vor dem Krieg begonnen, und tatsächlich hatten (wie viele Historiker belegen) die Länder, die kein Öl und Gas produzierten, den Krieg u.a. auch aus diesem Grund verloren. Die Herausforderung des Atoms hatte schon begonnen, und nachdem es im Krieg entscheidend gewesen war, versprach es eine hochinteressante industrielle und zivile Nutzung: Nicht zufällig gab es schon vor der Jalta-Konferenz die Bretton-Woods-Vereinbarungen. Tatsächlich stand 1944 – ein Jahr vor Hiroshima und Nagasaki – der Sieger schon fest, da er im Besitz der Atombombe war.

Der Faschismus war die Probleme der Finanz- und Wirtschaftskrise der 30er Jahre mit einer Vorreiterrolle des Staates angegangen – das reichte vom Kredit (durch ein Tennbankengesetz 1936, ähnlich dem Glass-Steagall-Gesetz in den USA) bis zur Infrastruktur (Brücken, Straßen und Eisenbahn), und von der Industrie (IRI, der Industriekonzern mit verschiedenen Töchtern, im Staatsbesitz, aber mit marktwirtschaftlichen Methoden verwaltet) bis zur Landwirtschaft (Nutzbarmachung von Land) und zur schon erwähnten Stromerzeugung.

AGIP

Die faschistische Regierung hatte das Ölunternehmen AGIP gegründet, jedoch mit wenig Erfolg. 1945 wurde der ehemalige Partisan Enrico Mattei damit beauftragt, AGIP abzuwickeln – eine Aufgabe, die er sehr schlecht bewältigte, behaupteten damals linke wie rechte Politiker. Erstere sahen in AGIP einen nutzlosen bürokratischen Apparat, letztere befürchteten ein antiamerikanisches Vorgehen. Tatsächlich spielte Mattei zunächst auf Zeit und entwarf dann eine Strategie für die Ausweitung der Aktivitäten der Einrichtung, und schließlich verhinderte er, daß das italienische Parlament ein Gesetz beschloß, das den USA eine Art Monopol im Ölsektor zugestanden hätte.

Man muß sich nun vorstellen, welche Begeisterung die Entdeckung von Öl- und Gasfeldern in der Po-Ebene und Umgebung auslöste, und damit die Aussicht auf die Erneuerung einer kleinen staatlichen Einrichtung als ein Instrument, das Italien schon Ende der 40er Jahre erlaubte, dem Jahrtausende alten Energiemangel zu entkommen.

Mattei übernahm dabei die Führung und stieß auf viele Widerstände, überwand sie jedoch mit Hilfe politischer Unterstützung in der Christdemokratischen Partei wie auch linken Parteien (dank des antiimperialistischen Aspekts seines Unternehmens), wobei er sich auf seine Autorität als früherer Partisanenführer stützte.

Matteis Projekt war aber viel weiter gedacht und ehrgeiziger: Ausgehend von etwas, was sonst nur eine Randerscheinung war – die geringen Mengen Öl und Gas in der Po-Ebene und in der Adria -, gelang es ihm durch gewagten Einsatz politischer Unterstützung und einflußreicher Verbindungen ins Ausland, besonders in der Sowjetunion und in arabischen Ländern, Italien die Versorgung mit Öl und Gas zu sichern, die das Wirtschaftswunder möglich machte. Enrico Mattei begann unauffällig mit Geschäften mit dem Schah des Iran, nach dem fatalen Fehler der USA, Präsident Mossadegh wegen seiner Eigeninitiative auszuschalten, er wurde aber weltweit bekannt für seine revolutionären Geschäfte mit den arabischen Ländern, die eine gerechtere Aufteilung der Öleinnahmen zwischen Produzenten und Abnehmern beinhalteten. Diese Geschäfte gefielen den Russen, weil sie darin mehr soziale Gerechtigkeit und vor allem eine Schwächung des anglo-amerikanischen Einflusses in der Region sahen.

Vor Mattei waren die Abnehmer meist die westlichen Ölkonzerne gewesen, die als die „Sieben Schwestern” berüchtigt waren und miserable Preise zahlten. Mattei dagegen bot für die Bohrkonzessionen 75% der Einnahmen, wodurch die Araber mehr verdienten, der Öl- und Gaspreis in Italien niedrig blieb und die aggressive amerikanische, britische, niederländische und französische Konkurrenz ausmanövriert wurde. Tatsächlich kann man sagen, daß Mattei auf seine Weise schon zehn Jahre früher die Grundlage für die OPEC schuf.

Doch womit er sich aus der Sicht kolonialfreundlicher Kommentatoren am meisten unbeliebt machte, war sein Verhalten in Algerien, wo er einen attraktiven Vertrag mit den Sieben Schwestern ausschlug und sich offen auf die Seite der zukünftigen unabhängigen Staaten stellte. Damit zwang er die Sieben Schwestern, sich zwischen der Unterstützung für Frankreich und der für die Unabhängigkeitsbewegung zu entscheiden!

Mattei erhielt Drohungen von Agenten der französischen Fremdenlegion, und wenig später gab es in Sizilien eine Sabotage an seinem Flugzeug durch Mafiosi für ausländische „Freunde von Freunden“.

Sein Tod unter mysteriösen Umständen 1962 war unmittelbar mit diesen Umständen verbunden (ähnlich vielversprechend war auch die „inländische Verbindung” in Hinsicht auf seine Nummer Zwei, Eugenio Cefis, den Mattei selbst als CIA-Kollaborateur enttarnt hatte) – und es wurde vor Gericht bewiesen, daß es ein Mord durch eine Bombe war, die durch die Lichter oder das Landegestell des Flugzeugs gezündet wurde… – bewiesen, aber erst 43 Jahre später!

Es wäre allerdings verkürzt, seine Persönlichkeit nur wegen der hier beschriebenen Ereignisse zu würdigen. Mattei war und tat viel mehr. Man kann mit gutem Grund behaupten, daß er einerseits die Konzessionen erhielt, weil er mit den Sieben Schwestern konkurrieren und Öl aus immer tieferen Feldern bohren konnte; andererseits hatte er angemessene Raffinerien, ganz zu schweigen von den Fragen des Transports und der Verteilung.

Matteis Gesamtstrategie stützte sich auf die Bohrkonzessionen; aber Mattei wollte eine breite vertikale Integration des ganzen Apparats, von der Exploration bis zur Zapfsäule und darüber hinaus. So wurden Raffinerien und eine petrochemische Industrie geboren, die eine der besten, wenn nicht die beste der Welt war.

Dank der Zunahme der italienischen Industrie an Größe und Wirtschaftlichkeit, und das nun im internationalen Kontext, schloß Mattei Vereinbarungen mit Rußland, China und anderen großen Ländern auf fast allen Kontinenten über umfangreichen Aufbau von Infrastruktur; wozu auch Ausbildung, Kultur und erweiterter internationaler Austausch gehörten.

Nach Matteis Tod und in den folgenden zwei Jahrzehnten wuchs ENI weiter und wurde einer der größten Konzerne der Welt im Bereich von Energie, petrochemischer Industrie und Infrastruktur – vielleicht der größte, wann man an die komplementäre Rolle der anderen italienischen Staatsbetriebe, vor allem IRI denkt.

Maximales Wachstum der Volkswirtschaft

Der Erfolg von Mattei und ENI wurde möglich durch eine kapitalistische Kultur, die als oberstes Ziel auf steigende Verkäufe abzielte: Die Maximierung der Rendite war nicht auf Kapital oder Investitionen bezogen, sondern auf das maximale Wachstum in Marktbedingungen, also eine nachfragegetriebene Expansion (sei es öffentliche oder private Nachfrage).

Eine Erfolgsgeschichte dieser Methode war die Rettung des Traditionsbetriebs der mechanischen Industrie Pignone in Florenz, mit sehr starker Unterstützung des Florentiner Bürgermeisters Giorgio La Pira (ein Heiliger); aus der Rettung wurde ein großer Industrieerfolg, die Firma wurde ein Weltführer im Turbinenbau. (Ende der 90er Jahre wurde der Betrieb dann von einer Regierung mit sogenannter kommunistischer Beteiligung an General Electric verscherbelt und dann von GE ausgeschlachtet.)

Man hat Mattei vorgeworfen, er habe andere bestochen, weil er allen Parteien Geld gab und weil er gerne sagte: „Parteien sind wie Taxis, ich steige ein, fahre, zahle und steige aus.” Aber seine Wirtschaftsphilosophie – die von Mattei und La Pira – zeichnet die gesamte Wirtschaftsgeschichte der Zeit aus, von den Bretton-Woods-Vereinbarungen bis zu der reaktionären Wende Ende der 70er Jahre. Letztere sah das Hauptziel der Produktion in der Maximierung der Rendite auf Investitionen oder der Profitrate: ein Indikator rein finanzieller Art, verbunden mit Anleihen (die in den 80er Jahren mit hohen Renditen vorherrschten) und Aktien. So wurde Ende der 70er Jahre bekanntlich die Realwirtschaft geopfert auf dem Altar der Finanzen und ihren unerfüllbaren Versprechen, was in den Abgrund untragbarer Verpflichtungen führte, mit ständiger Verschuldung und allgemeinem Bankrott im Rahmen steigender Arbeitslosigkeit und eines erschreckenden sozialen Rückschritts.

Zu Matteis Zeit und noch anderthalb Jahrzehnte nach ihm war genau das Gegenteil der Fall: Expansion war die Grundlage wirtschaftlicher Entwicklung, sowohl was kapitalistische Unternehmen als auch was öffentliche Investitionen betrifft. Übrigens war dieses italienische Rezept besonders erfolgreich bei Staatsbetrieben, die nach marktwirtschaftlichen Kriterien geleitet wurden; ENI und IRI waren die herausragenden Beispiele. Tatsächlich ging die Profitrate der Investitionen gegen null, aber weil Beschäftigung und Gesamteinkommen maximiert wurden, konnte man die sozialen Kosten für Arbeitslosigkeit minimieren: Man sollte nie vergessen, daß die Auswanderung aus Italien erst mit dem Aufstieg der staatlichen Industrieunternehmen abnahm und dann ganz aufhörte.

Die Steigerung der Investitionen in Realkapital, unabhängig von direkt und unmittelbar erzielten Einnahmen, bildete den Eckstein der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung; dennoch sorgte sie für eine Tendenz, die Profitrate zu senken, mit zwei Konsequenzen: die Bedeutung der Aktionäre im Unternehmen und in der Gesellschaft nahm ab, und in der Mittel- und Arbeiterschicht wurden demokratische Erwartungen gefördert.

Gegen diese Perspektive wurde 15 Jahre nach Matteis Tod die antidemokratische Reaktion entfesselt. Im Namen des finanziellen Profits, begrenzter Ressourcen auf dem Planeten, Abbau von Steuern und Staatsausgaben begannen die Besitzinteressen, einen kulturellen und wirtschaftlichen Niedergang durchzusetzen.

Mattei hatte die Bedeutung der Umwelt wie auch der Kernenergie verstanden. Vergessen wir nicht, daß Italien seit Anfang der 60er Jahre in der Kernforschung ganz vorne stand und den ersten Kernreaktor gebaut hatte, der kein angereichertes oder militärisches Uran verwendete. Das war einigen international wohl ein Dorn im Auge, und tatsächlichen kamen aus den USA und Frankreich Vetos und Einschränkungen der Souveränität.

Entgegen dem falschen, malthusianischen Gerede des Club of Rome und seinesgleichen wußten die Leute von ENI und IRI, daß mit den technischen Innovationen der Anteil umweltschädlicher Stoffe und knapper oder wertvoller Rohstoffe pro Produktionseinheit tendenziell abnimmt. Umgekehrt bedeutet die künstliche Begrenzung der Entwicklung (was auch eine Globalisierung kennzeichnet, die statt auf Innovation und Qualität auf extremer Kostensenkung basiert), daß ein Aufhalten des technischen Fortschritts – der geboten ist, um den Ressourcenverbrauch je Produktionseinheit zu senken – eine Zunahme der Umweltverschmutzung und eine schlechte Ressourcennutzung zur Folge hat, weil die Energiedichte kaum ansteigt.

Niemand kann sagen, was Mattei in Italien und in der Welt nach 1962 getan hätte, aber wir können sicherlich annehmen, daß sein Hauptanliegen heute in Richtung BRICS gehen würde und daß er in jeder Weise die politischen Kräfte unterstützen würde, die einen Dialog und eine Zusammenarbeit mit Rußland, China und Indien begonnen haben, um auf einem erprobten Weg der Zivilisation und des Allgemeinwohls voranzuschreiten. Wir wissen jedoch, daß seine Nachfolger bei ENI keine produktive Diversifizierung entwickelten, nicht einmal in den beiden Jahrzehnten vom gewaltsamen Tod des großen Industrieunternehmers bis zum Beginn einer Wirtschaftspolitik, die die Souveränität der Nation massiv beschnitt.

Industriebetriebe mit Beteiligung des Staates, die auf der ganzen Welt bewundert waren, wurden von kleinen Journalisten als Verlustgeschäft und Quelle von Korruption schlecht gemacht. Aber die Geschichte hat uns bewiesen, wie wesentlich sie für die außergewöhnliche Entwicklung des Landes vom Ende der 50er bis in die 70er Jahre waren; verläßliche Studien zeigen, daß diese Betriebe relativ mehr investierten als die Privatbetriebe, so daß, wenn man Gewinn und Amortisierung aufrechnet, die Nettoprofitrate vergleichbar war.

Die Korruption dagegen war tatsächlich ein ernstes Problem, aber das Ende des Modells der Staatsindustrie und hoher öffentlicher Investitionen hat in Italien nur das Ende der Entwicklung ausgelöst, nicht jedoch das Ende der Korruption. Die muß und kann überwunden werden, auch ohne Millionen junge Menschen durch eine 30 Jahre lange Sparpolitik, die im Land „Moral“ durchsetzen soll, zu lebenslanger Arbeitslosigkeit zu verurteilen. Diese Politik brachte kaum Resultate im Kampf gegen Korruption, doch um so größere Resultate beim Verlust von Souveränität, Einbruch der Investitionen und dem Niedergang von Bildungswesen, Forschung, Gesundheitswesen und Infrastruktur allgemein.

Um zeitgemäß im Sinne Matteis zu handeln, müssen wir also zu einer sozial tragfähigen Wirtschaft zurückkehren, mit öffentlichen Investitionen, Forschung und Entwicklung, Bildung, Berufsausbildung, adäquater Infrastruktur, zufriedenstellender Gesundheitsversorgung. Diese Ziele lassen sich nur erreichen durch eine Rückkehr zu Währungssouveränität, zu einer klaren Trennung zwischen Kreditbanken und spekulativem Finanzgeschäft sowie eine Staatsverwaltung, die direkt mit dem Bürger zusammenarbeitet, um für die Umsetzung von Gesetzen und Regeln zu sorgen.

All dies muß im Kontext einer Zusammenarbeit souveräner Staaten geschehen, die im Geist des Westfälischen Friedens einander respektieren, für das gemeinsame Interesse, zu wachsen und Erfahrungen und Fähigkeiten auszutauschen. Genau das war die Methode Matteis und vieler anderer italienischer Staatsmänner, die nicht mehr leben, aber nicht veraltet sind: Dialog zwischen verschiedenen Völkern und Kulturen, Ressourcen und Fähigkeiten verfügbar machen mit dem einen Ziel – ein Wirtschaftswachstum zu erzeugen, das tragfähig ist, weil es dem Bedürfnis der Völker nach Wohlstand und Freiheit entspricht.


Prof. Milena Nikolic, Dragan Dincic: Die Wasserstraße Donau-Morava-Vardar/Axios-Ägäis und der Wirtschaftgürtel der Seidenstraße

Prof. Milena Nikolic

Dozentin an der Fachhochschule Belgrad

Dragan Duncic

Mitarbeiter der Staatlichen Behörde für Raumordnung in Belgrad


Prof. Nikolic gratulierte zunächst Helga Zepp-LaRouche und ihrem Ehemann zum 30. Jahrestag des Schiller-Instituts und übermittelte die besten Wünsche ihres Vaters, Prof. Milan Bacevic. Er war Minister für Rohstoffe, Bergbau und Raumplanung, als die Idee der Wasserstraße Donau-Morava-Vardar/Axios-Ägäis im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße aufkam, und hat dieses Projekt nach 100 Jahren wieder aufgegriffen.

Milena Nikolic berichtete in ihrem Teil des Vortrags (den sie in serbischer Sprache hielt) über die Vorgeschichte des Kanalprojekts, Dragan Duncic sprach (in englischer Sprache) über die funktionalen und technischen Aspekte. Für die Konferenzdokumentation präsentierten sie das folgende, gemeinsam verfaßte Papier.


Die Wasserstraße Donau-Morava-Vardar/Axios-Ägäis und der Wirtschaftgürtel der Seidenstraße

Von Prof. Milena Nikolic und Dragan Duncic

Unser Vortag hat zwei Teile. Der erste ist historisch, und der zweite Teil behandelt die multifunktionalen und technischen Besonderheiten des Kanals.

Da wir wissen, daß zwei Drittel der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind und 70% des menschlichen Organismus aus Wasser besteht, ist klar, daß Wasser eines der Hauptelemente des Lebens ist. Die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Trinkwasser hat Einfluß auf die Verteilung der Menschen auf dem Festland, und das ist der Grund, warum die ersten menschlichen Siedlungen sich in den Tälern einiger der größten Flüsse der Erde entwickelt haben. Schon die Zivilisationen der Antike erkannten die Bedeutung des Wassers und entwickelten deshalb verschiedene Methoden seiner Nutzung, um bessere Lebensbedingungen zu schaffen. Eine dieser Methoden war die Schaffung von Bewässerungssystemen.

Die ältesten bisher gefundenen Kanäle wurden um 4000 v. Chr. für die Bewässerung in Mesopotamien gebaut, dem Gebiet, das heute zum Irak und zu Syrien gehört. Die Zivilisation im Industal im alten Indien um 2600 v.Chr. hatte ein Bewässerungssystem mit Einrichtungen zur Vorratshaltung entwickelt, und in Ägypten datieren die Kanäle zurück bis in die Jahre 2332-2283 v.Chr., als ein Kanal gebaut wurde, um die Nilkaskade bei Assuan zu umgehen.

Im alten China wurden zwischen 481-221 v. Chr. große Kanäle für die Binnenschiffahrt geschaffen, der längste in dieser Zeit war der Hong Gou, der Kanal der Wildgänse, der sechs Länder verband. Wenig später wurde der Große Kanal gebaut, der noch heute der längste Kanal überhaupt ist. Er ist 1794 km lang und wurde gebaut, um für Kaiser Yang aus der Sui-Dynastie, seinen Hof und seine Truppen Reis und andere Nahrungsmittel aus den fruchtbaren Gebieten am Jangtse zu transportieren. Der Kanal diente nicht nur dem Nahrungstransport, sondern auch allgemein als Verbindung, er einigte das Land. Deshalb war er ein starkes Symbol und ein bevorzugtes Angriffsziel für Invasoren. Anfang der 1840er Jahre besetzten die Briten im ersten Opiumkrieg den Kreuzungspunkt zwischen dem Kanal und dem Jangtse und schnitten auf diese Weise Beijing von seinen Getreidelieferungen und Steuereinnahmen ab.

Im Mittelalter war der Schiffstransport billiger und schneller als der Straßenverkehr, weil die Straßen in sehr schlechtem Zustand waren und weil Schiffe den Transport großer Ladungen ermöglichten. Der erste vom Menschen geschaffene Kanal im christlichen Europa war der Fossa Carolina, der Ende des 8. Jahrhunderts unter der persönlichen Aufsicht Kaiser Karls des Großen gebaut wurde. Es war der erste Kanal, der die Flußbecken von Rhein und Donau verband, um Waren aus dem Rheinland nach Bayern zu transportieren. Einigen Quellen zufolge war der Hauptgrund für den Bau, Kaiser Karls Kriegsschiffen die Rückfahrt von der Donau zum Rhein zu ermöglichen.

Die Bemühungen, die Flußbecken von Donau und Rhein zu verbinden, wurden im 19. Jahrhundert fortgesetzt, als der sog. Ludwigskanal gebaut wurde. Dieser Wasserweg war eng und hatte zahlreiche Schleusen, deshalb wurde er schon bald darauf, nach der Entwicklung der Eisenbahnen, wieder aufgegeben. Aber schließlich wurden die Becken von Rhein und Donau durch den Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals erneut miteinander verbunden.

Die Ausweitung des Handels mit der Notwendigkeit, große Mengen voluminöser und schwerer Ladungen zu transportieren, schuf einen Bedarf für die Nutzung von Wasserstraßen, deshalb wurden die großen Häfen die wichtigsten Handelszentren. Während der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert begann in Europa der Bau schiffbarer Kanäle, wo immer die natürlichen Gegebenheiten dies erlaubten und Kapital investiert wurde.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Anteil des Schiffstransports im Welthandel um 70%, die durchschnittliche Tonnage der Schiffe stieg. In diesem Sinne nahm auch die Bedeutung der Länder zu, die Zugang zu den Meeren hatten. Aber auch die Entwicklung der Seeschiffahrt wurde stark von Kanälen beeinflußt, so dem Suezkanal, dem Panamakanal, dem Kanal von Korinth oder dem Nord-Ostsee-Kanal, sowie von Meeresengen (wie Gibraltar, Bosporus, Dardanellen, Bab-el-Mandeb, Straße von Hormus, Malagastraße und Singapur, etc.), welche die Schiffahrtswege um Tausende oder Zehntausende von Kilometern verkürzen.

Daneben ist die Verbindung von Ländern ohne natürlichen Zugang zu den Weltmeeren durch bedeutende Häfen und maritime Verkehrskorridore von großer geostrategischer Bedeutung, und deshalb ein Ziel vieler Länder.

Der Kanalbau hatte einen bedeutenden Anteil an der Förderung der See- und Binnenschiffahrt. Der Suezkanal wurde 1869 gegraben, und seit seiner Wiederherstellung in den 1980er Jahren ermöglicht er großen Öltankern aus dem Persischen Golf die Passage. Ein weiterer großer Kanal für die Seeschiffahrt ist der Panamakanal, der den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean verbindet und auf diese Weise den Seeweg verkürzt. Durch den Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals wurde die Donau zum Rückgrat einer durchgehenden Wasserstraße zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer, oder mit anderen Worten dem Hafen von Rotterdam und Constanta. Damit entstand ein neuer Handelsweg zwischen den Ländern Nord-, Mittel- und Westeuropas und dem Nahen und Fernen Osten. Bis dahin nutzten die Schiffe den Weg durch das Mittelmeer und um die Iberische Halbinsel herum, was rund acht Tage länger dauerte und deutlich teurer war.

Das Mittelmeer hat aufgrund einer Reihe wichtiger geostrategischer Punkte – Suezkanal, Gibraltar, Bosporus und Dardanellen – eine einzigartige Lage auf der Welt, und es bildet eine Brücke zwischen den arabischen Ländern, Nordafrika und der Europäischen Union. Die geostrategische und geopolitische Bedeutung der Türkei ist durch die Verbindung der Nordsee mit dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer ebenfalls gewachsen, da sie den Bosporus beherrscht, einen Schlüsselpunkt an der Strecke, zu dem es derzeit keine Alternative gibt. Die meisten Schiffe aus dem Fernen Osten gelangen durch den Suezkanal ins Mittelmeer und fahren von dort direkt nach Genua, Marseille, Barcelona und Valencia. Die Häfen im Norden des Adriatischen Meers – Koper in Slowenien, Triest, Venedig und Ravenna in Italien – sind ebenfalls wichtige Punkte. Aber das Schwarze Meer stellt auch die Verbindung nach Rußland und zur Ukraine her. In geostrategischer Hinsicht ist das Schwarze Meer eine wichtige natürliche Grenze zwischen Europa und Asien – oder anders betrachtet, ihre Verbindung.

Vorgeschichte und Details des Projekts

Die Entwicklung der Binnenschiffahrt ist weitgehend von den natürlichen Gegebenheiten bestimmt. In dieser Hinsicht bestehen große Möglichkeiten für den Ausbau der Binnenschiffahrt in Ländern mit schiffbaren Flüssen oder dort, wo Kanalverbindungen geschaffen wurden. Die geostrategische Lage der Pannonischen Tiefebene und der Verbindung von Save und Donau mit dem Becken der Morava, das mit dem Vardar und im weiteren mit dem Ägäischen Meer und dem Mittelmeer verbunden ist, bildet ein einzigartiges System von Tal- und Tieflandzonen in Europa. Durch ihre Verbindung könnte eine große Wasserstraße geschaffen werden, die dank des Paneuropäischen Korridors Nr. 7 – der Donau – und der bereits bestehenden Rhein-Main-Donau-Wasserstraße (RMD) Nord-, Süd- und Mitteleuropa miteinander verbinden würde. Es gibt zwei Kanäle in Rumänien – den Sulinakanal (Sulinaarm der Donau) und den Donau-Schwarzmeer-Kanal -, die das RMD-System mit dem Schwarzen Meer verbinden. Neben der offensichtlichen wirtschaftlichen Bedeutung hatte der Bau dieser Kanäle einen unmittelbaren Einfluß auf die wachsende Bedeutung Rumäniens als Kandidat für den Beitritt zur Europäischen Union, da es zu einem wichtigen Verknüpfungspunkt zwischen Europa und Asien wurde.

In diesem Sinne könnte sich auch die Bedeutung Serbiens verändern, wenn wir eine angemessene Verbindung zwischen der Donau und dem Mittelmeer (und weiter zum Suezkanal und dem Nahen und Fernen Osten) herstellen würden. Diese Verbindung wäre kürzer und wirtschaftlich profitabler als die derzeit bestehende.

Das System der Täler der Großen, Westlichen und Südlichen Morava bildet das Rückgrat der räumlichen Struktur Zentralserbiens. In dieser Region sind Geopotentiale konzentriert, die als starke Wirtschaftsachse für die Entwicklung Serbiens entscheidend sind: wirtschaftliche Aktivität, Bevölkerungskonzentration, Entwicklung der städtischen Ballungsräume, Landwirtschaft. Das Becken der Morava umfaßt 42% der Landfläche Serbiens, hier leben etwa drei Millionen Menschen, und ihr Wasserpotential an der Mündung umfaßt 45% der Wasservorkommen in Serbien.

Die Bedeutung der Schiffbarmachung der Morava wurde schon 1841 erkannt, als dieses Thema aufkam, nachdem vier Postschiffe nach Cuprija gesegelt waren; es wurde vorgeschlagen, „die Morava zu vermessen und die Möglichkeit der Schiffahrt in Betracht zu ziehen“ – so hieß es in der Zeitung „Der Serbe“ Danach wurde eine Französisch-Serbische Schiffahrtsgesellschaft gegründet, die von 1844 bis 1864 Schiffahrt auf der Donau, der Save und der Morava betrieb. Serbien versuchte ab 1867, die Morava schiffbar zu machen, es wurde eine detaillierte Untersuchung durchgeführt, um die Möglichkeiten dafür festzustellen. Später wurde ein spezielles kleines Dampfschiff namens „Morava“ gebaut, um Tests und Vermessungen in der Velika Morava (Großen Morava) ab der Mündung bei Cuprija durchzuführen. Die Expedition begann 1869 und wurde von einem Offizier der Pioniertruppen, Anta Aleksic, geleitet.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Vorschlag gemacht, eine Wasserstraße zu schaffen, die die Donau mit der Ägäis verbinden sollte. Dazu versuchte man, in England und Deutschland Geld für das Projekt zu beschaffen. Damals bezeichnete man die Wasserstraße von der Donau über die Morava zur Ägäis als „die europäische Schwerkraftlinie in Verbindung zu Suez“.

In den letzten 100 Jahren erschienen zahlreiche Artikel, Studien und Analysen der Möglichkeiten für die Schiffahrt auf der Morava und deren Bedeutung für Serbien. Aber aufgrund der fehlenden Investitionen wurde bis heute kein solches Projekt verwirklicht. 1973 schrieben einige Experten der Vereinten Nationen einen Bericht über die Morava-Vardar/Axios-Wasserstraße, und das Ingenieurbüro Ivan Milutinonic (PIM) erarbeitete eine Konzeptstudie für die Morava-Vardar/Axios-Wasserstraße, in der sie die technischen Eigenschaften der zukünftigen Wasserstraße beschrieben.

Dieser Konzeptstudie zufolge wäre die Wasserstraße Donau-Morava-Vardar/Axios-Ägäis 650 km lang (Abbildung 1). Sie wäre die kürzeste Verbindung zwischen Nord- und Westeuropa und dem östlichen Mittelmeer, dem Nahen Osten und dem Suezkanal. Im Vergleich zu dem bestehenden Schiffahrtsweg durch das Schwarze Meer und den Bosporus wäre sie 1200 km kürzer, was drei Tage weniger auf See bedeutet. Neben der Verkehrsfunktion und der besseren Schiffbarkeit hätte der Bau der Wasserstraße Donau-Morava-Vardar/Axios-Ägäis auch einen multifunktionalen Charakter und in vielfacher Hinsicht Bedeutung für Serbien.

Das Projekt ist vereinbar mit dem geplanten Bau eines Wasserkraftwerks an der Velika Morava, das derzeit vorbereitet wird. An allen Schleusen der Wasserstraße könnten Wasserkraftwerke gebaut und Strom erzeugt werden. Die Gebiete an der Großen, der Südlichen und der Westlichen Morava leiden seit Jahrzehnten unter Sturzfluten, Überschwemmungen und Erosion, die dort das hochwertige Agrarland, einige der wichtigsten Infrastruktureinrichtungen und Siedlungen gefährden. Durch die Regulierung der Wasserführung für die Wasserstraße könnten die Probleme der Bewässerung, Entwässerung und des Hochwasserschutzes im gesamten Gebiet dieser Flüsse gelöst werden. Die Wasserstraße würde auch das Angebot für Touristen in Serbien verbessern, etwa durch Schiffstourismus, Angeln und anderes.

Die Entwicklung des Fluß- und Kanalverkehrs schreitet heute weiter voran, weil er unbestreitbare Vorteile gegenüber anderen Transportmethoden hat: die geringsten Transportkosten, geringere Investitionen pro Tonne der geschaffenen Kapazitäten und minimaler Energieverbrauch, was auch seine ökologische Bedeutung unterstreicht. Wegen der Überlastung des Panamakanals gab es in den letzten Jahren wieder eine Diskussion über die Idee, den Atlantik und den Pazifik durch Nikaragua zu verbinden.

1952 gruben die Russen einen Kanal, um Wolga und Don miteinander zu verbinden und so das Kaspische Meer mit dem Schwarzen Meer zu verbinden. Er wird vor allem für den Transport von Kohle, Erzen, Baumaterial und Getreide genutzt. Nach Angaben aus dem Jahr 2004 wurden durch diesen Kanal 10,9 Mio. t Fracht transportiert, und in den letzten Jahren lag das Volumen schätzungsweise bei 12 Mio. t. In jüngster Zeit plant Rußland wegen der Überlastung dieses Kanals, diese Verbindung zu erweitern. Die Idee ist, einen parallelen Kanal mit größerer Kapazität zu schaffen, der das Kaspische Meer und das Schwarze Meer miteinander verbindet.

Auch China hat die Bedeutung solcher Kanäle erkannt und eröffnet neue, alternative Wasserstraßen. Für den Nikaragua-Kanal wurde eine Konzessionsvereinbarung über den Bau des Kanals mit einem Unternehmen aus Hongkong unterzeichnet. In Rußland wurde ein Protokoll über die Zusammenarbeit mit diesem chinesischen Unternehmen unterzeichnet, und für das Projekt der Donau-Morava-Vardar/Axios-Ägäis-Wasserstraße hat ein chinesisches Unternehmen einen umfassenden Plan für das Tal der Morava ausgearbeitet, in dem die Möglichkeit der Regulierung und Schiffbarmachung der Morava untersucht werden.

Die Bestrebungen, Ost und West, China und Europa zu verbinden, geht schon auf das Altertum, in die Zeit vor Christi Geburt zurück. Im Lauf der Zeit entwickelte sich aus den gelegentlichen Kontakten zwischen den östlichen und den westlichen Zivilisationen die etwa 6500 km lange antike Seidenstraße, die für den Transport von Waren (Gewürze, Seide, Glas, Elfenbein, Edelsteine etc.), Verkehr, die Verbreitung der Religionen und den Austausch von kulturellen Leistungen und Wissen genutzt wurde. Der Rückgang der Bedeutung der Seidenstraße begann mit dem Aufkommen des chinesischen Überseehandels. Das Reisen über das Meer erwies sich als billiger, sicherer und schneller.

In diesem Sinne war der Bau des Suezkanals von fundamentaler Bedeutung für die Verbindungen zwischen China, Indien, dem Nahen Osten und Europa. Diese wichtige Schiffahrtsroute ist eine moderne Alternative zur alten Seidenstraße, und die Eröffnung einer Wasserstraße, die den Norden und das Mittelmeer mitten durch die Balkanhalbinsel verbinden würde, ist nicht nur für Serbien ein strategisch wichtiges Projekt, sondern für alle Länder Nord-, West- und Mitteleuropas sowie des Nahen und Fernen Ostens.

Das Projekt der Regulierung der Morava in Serbien und des Baus der Donau-Ägäis-Wasserstraße entspricht den beiden wichtigsten Tendenzen der modernen Gesellschaft: Länder miteinander zu verbinden und die natürlichen Ressourcen und Wasservorkommen zu schützen. Nach Schätzungen des Zentraleuropäischen Entwicklungsforums werden bis 2025 zwei Drittel der Menschheit unter Wassermangel leiden. Deshalb ist ein multifunktionaler und integrierter Ansatz im Umgang mit den Wasserressourcen die Pflicht einer jeden verantwortlichen Gesellschaft.

 


Pei Hua & Chen Bo: Die Seidenstraße als eine Brücke der Freundschaft

Pei Hua

Direktorin der Forschungsabteilung der CSCLF

Chen Bo

Vizedirektor der Internationalen Abteilung der CSCLF


Pei Hua:

Sehr geehrte Frau Helga Zepp-LaRouche, sehr geehrte Damen und Herren,

Ich möchte zunächst Frau Helga Zepp-LaRouche dafür danken, daß sie Chinas Soong Ching Ling-Stiftung zur Konferenz zum 30jährigen Bestehen des Schiller-Instituts eingeladen hat. Ich fühle mich sehr geehrt über diese Gelegenheit, die außerordentlich wertvollen Einsichten dieser aufschlußreichen Konferenz zu hören und mit Ihnen zu sprechen und sich auszutauschen.

Wie Konfuzius sagte: „Mit dreißig stand ich fest.” Ein Alter von 30 Jahren ist für einen Menschen oder eine Organisation von großer Bedeutung. So sind mein Kollege, Herr Chen Bo, und ich im Namen der China Soong Ching Ling-Stiftung aus Beijing zu Ihnen gekommen, um der Konferenz zum 30jährigen Bestehen des Schiller-Instituts herzlich zu gratulieren und um dem Schiller-Institut Anerkennung für seine unermüdlichen Bemühungen um die Sicherung des Rechtes der Menschheit auf Fortschritt und Entwicklung zu zollen.

Wir sind hier, um vom Schiller-Institut und den teilnehmenden Kollegen, Experten und Gelehrten verschiedener Länder und NGOs zu lernen. Gestern und heute haben Frau Helga Zepp-LaRouche und die Teilnehmer Gedanken über die „Neue Seidenstraße und Chinas Mondprogramm”, den Weltfrieden und die neue Ära und das neue Paradigma der menschlichen Gesellschaft ausgetauscht. Wir haben aus den Diskussionen nicht nur durch anregende Ideen profitiert, sie haben uns auch zu neuen Perspektiven inspiriert. Mit solchen neuen Perspektiven werden wir weiter über die historischen und kulturellen Werte der alten Seidenstraße nachdenken, die von China ausging und sich durch die ganze Welt erstreckte, ebenso wie über Präsident Xi Jinpings Vorschlag „Ein Gürtel und Eine Straße” (d.h. den Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße und die Maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts), über dessen weitreichende historische Bedeutung und große Relevanz für die Entwicklung Chinas und der Welt sowie den enormen Beitrag, den er zu Frieden und Wohlstand der Menschheit leisten wird.

Wir sind auch hier, um durch das Band der Seidenstraße gegenseitiges Verstehen und Freundschaft zu fördern. Wie ein altes chinesisches Sprichwort sagt: „Seelen, die eins sind, werden sich treffen, auch wenn tausend Li zwischen ihnen liegen.“ Ende August hat die Soong Ching Ling-Stiftung Frau Helga Zepp-LaRouche eingeladen, am Runden Tisch der Kulturkonferenz über Einen Gürtel und Eine Straße teilzunehmen, und die Große Mauer bei Jiayuguan und die Mogao-Grotte bei Dunhuang an der alten Seidenstraße zu besichtigen. Und der letzte Tag des Runden Tisches fiel mit Helga Zepp-LaRouches Geburtstag zusammen. Wir hatten die Ehre, mit ihr an der Universität Lanzhou eine wunderbare und unvergeßliche Zeit zu verbringen.

Anfang September reiste sie nach Beijing, wo sie die ehemalige Residenz von Frau Soong Ching Ling besichtigte und intensive Gespräche mit der Führung unserer Stiftung über „Einen Gürtel und Eine Straße“ führte, um mögliche Bereiche der Zusammenarbeit auszuloten.

Mitte Oktober, weniger als zwei Monate nach Frau Helga Zepp-LaRouches Besuch in China, veranstaltet nun das Schiller-Institut zur Feier seines 30jährigen Bestehens die Konferenz über „Die Neue Seidenstraße und Chinas Mondprogramm“, welche die Welt, Deutschland und China zusammenführt, Ideen in Musik ausdrückt und Klassik mit Moderne verbindet. Als ein Höhepunkt der 30jährigen ausgezeichneten Arbeit des Schiller-Instituts drückt diese Konferenz aus, wie Frau Helga Zepp-LaRouche ihre tiefgehenden Gedanken über menschliche Entwicklung mit ihrer Erfahrung mit China und der Seidenstraße verbindet, und es wird auch das durch die Seidenstraße geknüpfte Band zwischen dem Schiller-Institut und Chinas Soong Ching Ling-Stiftung weitergeführt. Dank dieser Konferenz und der Seidenstraße versammeln wir uns hier, um alte und neue Freunde zu treffen, damit gegenseitiges Verstehen, Kontakte und Freundschaft erweitert werden.

Um die Konferenz zum 30jährigen Bestehen des Schiller-Instituts zu feiern und den Bemühungen des Schiller-Institutes um die Förderung jener glänzenden Perle der Kultur – der deutschen klassischen Musik – Anerkennung zu zollen, hat die China Soong Ching Ling-Stiftung dieses Modell eines alten chinesischen Glockenspiels als Geschenk an das Institut mitgebracht. Es ist ein Schlaginstrument der ethnischen Han-Chinesen im alten China, mit ihrem Ursprung in der westlichen Zhou-Dynastie (1046-771 v.Chr.) und ihrer Blütezeit in der östlichen Zhou-Dynastie (770-221 v.Chr.) (darunter die Frühlings- und Herbstperiode und die Periode der Streitenden Reiche), der Qin-Dynastie (221-206 v.Chr.) und der Han-Dynastie (206 v.Chr.-220n.Chr.).

China war das erste Land, das Glockenspiele hergestellt und benutzt hat, was für die Errungenschaften der Chinesen beim Bronzeguß und der Tonalität im alten China spricht. Es verkörpert die große Weisheit der alten Chinesen und den Glanz Chinas als alte Zivilisation. Im zweiten Buch von Wanzhangs Menzius steht: „Bei Konfuzius haben wir das, was man ein vollständiges Konzert nennt. Ein vollständiges Konzert ist, wenn die große Glocke den Beginn der Musik verkündet und der klingende Stein ihren Abschluß verkündet.“ Als „große Glocke“ bezeichnet man das Glockenspiel.

Wir hoffen, daß das Schiller-Institut im Alter von 30 Jahren umfassende Errungenschaft machen wird, so wie ein vollständiges Konzert, um die alte Musik und traditionelle Kultur zu fördern, um die Zusammenarbeit zwischen Ländern und Regionen entlang der Seidenstraße zu fördern und um wissenschaftlichen und technischen Fortschritt voranzubringen. Es ist auch unsere Hoffnung, daß unsere beiden Organisationen zusammenarbeiten, um den Austausch zwischen der chinesischen und deutschen Kultur und zwischen der östlichen und westlichen traditionellen Kultur, einschließlich der klassischen Musik, zu erweitern.

Frau Helga Zepp-LaRouche und ihr Ehemann Lyndon H. LaRouche setzen sich zusammen mit dem von ihnen gegründeten Schiller-Institut seit langem für die wirtschaftliche Neustrukturierung der heutigen Welt und für den Wiederaufbau der internationalen Ordnung ein. Sie messen der Position und Rolle Asiens und besonders Chinas große Bedeutung dafür bei, ihr vorgeschlagenes neues Paradigma der Weltpolitik zu verwirklichen. Das ist die philosophische Grundlage hinter Frau Helga Zepp-LaRouches hoher Wertschätzung der Neuen Seidenstraße und von Chinas Mondprogramm sowie ihren Bemühungen um die Förderung des Verständnisses dieser beiden bemerkenswerten Projekte auf der Welt. Sie hat einmal sinngemäß gesagt: China hat die Neue Seidenstraße vorgeschlagen, um die Zusammenarbeit zwischen Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika zum Nutzen aller zu fördern, weil sie eine völlig neue Perspektive bietet, und wie die alte Seidenstraße wird die neue Seidenstraße den Strom von Ideen, Gütern, Kultur und Wissenschaft anregen, und, noch wichtiger: Sie ist offen, alle Länder der Welt sind eingeladen, sich zu beteiligen. Die China Soong Ching Ling-Stiftung unterstützt aus vollem Herzen ihre Perspektive und ihr Verständnis der neuen Seidenstraße.

Die Konferenz zum 30jährigen Bestehen des Schiller-Instituts bietet Menschen mit Vision eine gute Gelegenheit, zusammenzutreffen, Ansichten auszutauschen und Weisheit zu teilen, mit einem gemeinsamen Interesse am Weltfrieden, dem Fortschritt der Menschheit und dem Aufbau der neuen Seidenstraße. Wir haben das Glück, Sie kennenzulernen, und wir möchten diese Gelegenheit nutzen, Ihnen etwas über Soong Ching Ling und Chinas Soong Ching Ling-Stiftung mitzuteilen. Wir haben einige Bilder, die wir Ihnen zeigen möchten, damit Sie etwas über Soong Ching Ling erfahren, und wir möchten mit Ihnen einen Rundgang durch die Stiftung und die ehemalige Residenz von Soong Ching Ling unternehmen.

Nun möchte ich Herrn Chen Bo bitten, diese Bilder zu erläutern. Ich danke Ihnen vielmals!

Chen Bo:

Wir sind die China Soong Ching Ling Stiftung (CSCLF), eine Nichtregierungsorganisation (NGO). Die Stiftung wurde zum Gedenken an Soong Ching Ling, eine große Dame des 20. Jahrhunderts und die frühere Ehrenpräsidentin der Volksrepublik China, unter ihrem Namen im Mai 1982 gegründet.

Unsere Ziele sind Frieden, Wiedervereinigung und Zukunft.

– Frieden: Förderung internationaler Freundschaft und Wahrung des Weltfriedens

– Wiedervereinigung: Entwicklung von Austausch über die Straße von Taiwan und Einsatz für die Wiedervereinigung des Vaterlandes

– Zukunft: Sorge für die Zukunft des Landes und Aufbau von Projekten mit Kindern.

Unsere Missionen sind:

– das Denken und den großartigen Geist von Dr. Sun Yat-sen und Soong Ching Ling weitertragen und deren akademischen und kulturellen Werte vollständig erforschen;

– Austausch und Zusammenarbeit mit bekannten internationalen Institutionen, Wohltätigkeitsorganisationen und befreundeten Personen stärken;

– engen Kontakt mit den Verwandten und Nachfahren von Dr. Sun Yat-sen und Soong Ching Ling halten;

– sich mit allen Patrioten im In- und Ausland vereinen, um weithin Talente und intellektuelle Ressourcen anzuziehen;

– Austausch und Zusammenarbeit mit Taiwan, Hongkong und Macao in verschiedenen Bereichen und auf allen Ebenen fördern;

– soziale und wohltätige Projekte entwickeln, um auf verschiedene Weise Gelder zu sammeln, für den Lebensunterhalt der Menschen zu sorgen, Bedürftigen zu helfen und eine harmonische Gesellschaft aufzubauen;

– mehr öffentliche Dienstleistungseinrichtungen aufzubauen, die der Entwicklung von Kindern und dem Wohlergehen von Frauen dienen, sowie einige weitere, verwandte Aktivitäten zu beginnen.

Frieden ist eines der drei Ziele der CSCLF. In den letzten 30 Jahren hat die CSCLF mit Frieden als Thema und Kindern als Botschaftern im interkulturellen Austausch eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit mehr als 30 Ländern auf fünf Kontinenten begründet. Die CSCLF betreibt seit 20 Jahren kontinuierlich einen regelmäßigen Austausch mit über zehn Ländern und Regionen durch das Internationale Jugendlager der CSCLF in China, die Asiatisch-Pazifische Jugendversammlung in Fukuoka in Japan, das Internationale Festival der Jugendkunst in der Ukraine und das Winnipeg Folk Festival in Kanada, etc. Dadurch helfen wir chinesischen Kindern, die Welt kennenzulernen, und ausländischen Kindern, China besser zu verstehen.

Seit ihrer Gründung hat die CSCLF Zehntausende ausländische Freunde empfangen, darunter Staatsoberhäupter, aktive und ehemalige Politiker, Botschafter und deren Ehegatten sowie weltbekannte Prominente. Des weiteren organisierte die CSCLF viele Besuche von Delegationen in den Vereinigten Staaten, Kanada, Thailand, den Philippinen, Japan, der Republik Korea, Usbekistan, der Ukraine, Rußland, Frankreich, Österreich und Italien, um dort Abkommen zu unterzeichnen, an Foren teilzunehmen und freundschaftlichen Austausch zu pflegen. Alle diese Besuche haben einen positiven Einfluß erzielt.

Seit vielen Jahren unterhält die CSCLF eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem UN-Entwicklungsprogramm UNDP, dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation WHO sowie bekannten Unternehmen wie Coca-Cola, Starbucks, McDonalds, Nokia, Toyota, BMW etc. in den Bereichen Kultur, Bildung, Gesundheit und medizinische Versorgung, Forschung, Technik und Umweltschutz. Diese Zusammenarbeit fördert wirksam den Prozeß der Internationalisierung der sozialen und wohltätigen Vorhaben der CSCLF.

 

 

 

 


Jason Ross: Helium-3 vom Mond für die fusionsbasierte Ökonomie auf der Erde

Jason Ross

Basement-Wissenschaftsteam des LaRouche-Aktionskomitees, Washington DC, USA


 


Robert Barwick: Wohin Australien? Mit London und der Wall Street zur Hölle?

Robert Barwick

Citizens Electoral Council CEC, Australien.


Ich möchte Ihnen zwei vollkommen verschiedenen Visionen für die Zukunft Australiens vorstellen, und damit auch der Rolle, die Australien auf der Weltbühne im Guten wie im Schlechten spielen wird.

Zunächst skizziere ich den derzeitigen Kurs meines Landes, und dann die Zukunft, zu der wir in der LaRouche-Bewegung in Australien, in der politischen Partei Citizens Electoral Council (CEC), entschlossen sind.

Derzeit betreiben die führenden Schichten Australiens die Pläne der anglo-amerikanischen Elite, in deren Mittelpunkt die britische Krone steht, für endlose Kriege im Namen des „Kriegs gegen den Terror“. Sie stürzen sich in eine Konfrontation mit China und Rußland, auch wenn dies schon kurzfristig zu einer thermonuklearen Machtprobe zu führen droht. Sie beteiligen sich an dem Plan, faschistische Polizeistaaten zur Kontrolle der Bevölkerung durchzusetzen. Und all das vor dem Hintergrund des schlimmsten finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruchs der Geschichte und der Dezimierung der Bevölkerung durch alte und neue Epidemien.

Die britische Krone benutzt Australien für ihre geopolitischen Ziele, ganz besonders seit unser Staatsoberhaupt, Königin Elisabeth II., 1975 persönlich den gewählten Premierminister Gough Whitlam, einen Befürworter von Entwicklung und Souveränität, aus dem Amt entfernt hat.

Ich will drei Aspekte hiervon zusammenfassen:

1. Australien als Miniaturausgabe der Londoner City und Wall Street;

2. Australien als „Hilfssheriff“, wie es einer der letzten Premierminister nannte, für den anglo-amerikanischen Aufmarsch zu einem Krieg in der Asien-Pazifik-Region;

3. Australien als ursprüngliche Brutstätte für die heute weltweite Bewegung für einen Völkermord unter der Maske von „Umweltschutz“.

Australien als Ableger der Londoner City und der Wall Street

1995 schrieb Katherine West vom britischen Royal Institute of International Affairs – auch Chatham House genannt – in einem berüchtigten Positionspapier, der Britische Commonwealth müsse den Kern eines neuen Britischen Empire bilden – eines „informellen Finanzimperiums“, wie sie es nannte. Sie fordert darin, Australien zum „Brückenkopf nach Asien“ auszubauen.

Dementsprechend haben Tausende britische Unternehmen ihre Hauptquartiere für den asiatisch-pazifischen Raum in Australien angesiedelt, und Sydney wurde zu einem wichtigen Ableger der Londoner City und der Wall Street. Die vier australischen Großbanken gehören alle zu den 50 größten Banken der Welt und beherrschen die Wirtschaft unseres Landes.

Vor 50 Jahren stellten Landwirtschaft und Produktion die Hälfte unseres nationalen Wirtschaftsprodukts, heute sind es weniger als 10%. Die Finanzdienstleistungen sind von 10% des BIP 1980 auf heute 20% angewachsen. Die vier großen Banken gehören zum bedeutenden Teil Interessen der City und der Wall Street.

Unsere Bevölkerung liegt nur bei 23,5 Mio. Menschen, aber der Australische Dollar ist weltweit die fünfte unter den meistgehandelten Währungen. Und es gibt bei uns, pro Kopf gemessen, die größte Hypothekenblase der Welt, die von den vier großen Banken verwaltet wird.

In diesem Jahr leitet Australien die G-20-Gruppe. Premierminister Tony Abbott und sein der City und Wall Street höriger Finanzminister Joe Hockey haben für den G-20-Gipfel in Brisbane im kommenden Monat zwei Prioritäten ausgerufen.

Die erste ist die anglo-amerikanische Politik des „Bail-in“, die Beschlagnahmung von Geldern der Gläubiger und Kundeneinlagen zur Rettung der bankrotten Megabanken nach dem Zypern-Modell.

Der zweite Schwerpunkt der G-20 ist die sogenannte Globale Infrastruktur-Initiative (GII), die in Wirklichkeit diesen Namen überhaupt nicht verdient – diese Initiative ist ein cleverer Gegenvorschlag zu der von China vorgeschlagenen neuen Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB).

Abbott und Hockey haben sich besonders bei der Privatisierung und Plünderung der öffentlichen Infrastruktur zugunsten privater Finanziers hervorgetan. Während die AIIB jährlich 50-100 Mrd. $ in Infrastrukturprojekte investieren will, sieht der Abbott/Hockey-Plan die Schaffung eines Globalen Infrastruktur-Zentrums vor, dessen einziger Zweck darin besteht, sogenannte öffentlich-private Partnerschaften („PPPs“) zu fördern – ein Programm, bei dem Australiens Macquarie Bank eine Pionierrolle spielt.

Das PPP-Modell vertreten der Weltwährungsfonds (IWF), die Weltbank, die OECD und der Long Term Investors Club (LTIC) hier in Europa, der auch in Australien sehr aktiv ist. Ihre Linie lautet: Weil die Regierungen angeblich kein Geld mehr haben, um Infrastruktur zu bauen, muß das der private Sektor tun. Und was immer gebaut oder – in der Mehrzahl der Fälle – durch Privatisierung übernommen wird, soll auf der Basis von „Nutzungsgebühren“ betrieben werden. Die hohen Mautgebühren auf den Straßen um Sydney, die von Macquarie betrieben werden, sind dafür ein gutes Beispiel.

LaRouches Wissenschaft der physischen Ökonomie lehrt, daß Infrastruktur Produktivität schafft und so die Wirtschaft als ganze vorantreibt. Regierungen investieren in sie im Interesse des Gemeinwohls. Aber für die Befürworter der PPPs liegt das Motiv für den Besitz von Infrastruktur allein darin, Einkommensströme daraus abzuleiten.

Selbst eine konservative Schätzung der Asiatischen Entwicklungsbank besagt, daß Asien 750 Mrd. $ jährlich an Infrastrukturinvestitionen braucht. Aber wie die Zeitung The Australien am 9. Oktober berichtet: „Die australische Initiative würde nicht in neue Projekte investieren, sondern sich darauf konzentrieren, aus Joint Ventures zwischen Staaten und Investoren [PPPs] zu lernen, wie man schneller und billiger Mittel [aus dem privaten Sektor] dafür auftreiben kann.“

Die BRICS-Nationen wollen Nationen aufbauen, während Abbott und Hockey verlangen, daß die G-20 die Politik der Krone übernimmt, sie auszuplündern.

Australien als Stützpunkt des Aufmarschs gegenüber China

Was die militärische Seite angeht, dient Australien nun als Hauptquartier für US-Präsident Barack Obamas berüchtigte Strategie des „Asien-Schwerpunkts“, dem britisch gesteuerten Plan für eine militärische Machtprobe mit China. Die amerikanische und britische Militärpräsenz wird schnell ausgebaut. Diese Karte (Abbildung 1) stammt aus einer Ausgabe unserer Zeitung New Citizen. Die goldenen Punkte zeigen den unermüdlichen anglo-amerikanischen Militäraufmarsch im asiatisch-pazifischen Bereich durch den Ausbau bestehender und die Einrichtung neuer Militärstützpunkte. Abbildung 2 zeigt das Ergebnis unserer Recherchen über den Ausbau militärischer Einrichtungen in Australien. Dies umfaßt neue und ausgebaute Marinestützpunkte, elektronische Kampfführung und Truppenübungsplätze.

In der Mitte des Kontinents, hier rot eingekreist, weil es ausgebaut wird, ist Pine Gap, ein Stützpunkt der elektronischen Kampfführung, der hilft, Drohnen im Nahen Osten zu steuern, und ein wesentliches Glied im weltweiten Raketenabwehrsystem der Amerikaner ist, das einen anglo-amerikanischen Erstschlag gegen China und Rußland ermöglichen soll. Pine Gap war für die anglo-amerikanische Nuklearkriegsplanung so wichtig, daß Australien als Ziel sowjetischer Atomraketen geplant war.

Kaum ein Regierungschef der Welt hätte Tony Abbott und Außenministerin Julie Bishop in ihren hysterischen Angriffen auf Rußland und Präsident Putin übertreffen können, als sie die anglo-amerikanischen Provokationen in der Ukraine verteidigten.

Australien als Brutstätte der „Umweltschutzbewegung“

In Bezug auf Australiens Dienste als Versuchslabor für die Schaffung der mörderischen „Umweltschutzbewegung“ genügt es vielleicht zu sagen, daß Prinz Philip persönlich von 1971 bis 1976 der Australien Conservation Foundation – einem Zweig des World Wildlife Fund – vorstand und quasi Geburtshelfer der ersten Grünen Partei der Welt im australischen Bundesstaat Tasmanien war. Das wurde zum Vorbild für die Gründung der Grünen Partei in Deutschland. Wir haben 2011 eine Sonderausgabe des New Citizen zu diesem Thema herausgebracht, die wir demnächst als Broschüre neu auflegen werden. Sie enthält eine gründliche Dokumentation, wie die britische Krone und ihr Kronrat aus der Britischen Eugenik-Gesellschaft der 1930er Jahre die moderne Umweltschutzbewegung aufgebaut haben.

Kommen wir jetzt zu angenehmeren Themen: Zuerst, was wir im CEC in Australien getan haben, um diese Pläne unserer Gegner zu vereiteln und zusammen mit unseren Mitstreitern im Schiller-Institut und der LaRouche-Bewegung weltweit und nun auch den BRICS-Staaten diesen Gegner ein für alle Mal zu besiegen, und dann einige Worte über die Rolle, die Australien in dieser neuen, gerechten Weltwirtschaftsordnung einnehmen sollte.

Ich werde dabei in umgekehrter Reihenfolge vorgehen und beschreibe unseren Kampf gegen den grünen Faschismus, dann den Kampf gegen den „Asien-Schwerpunkt“ und schließlich gegen den Aufbau Australiens zu einer Zweigstelle der Londoner City und der Wall Street.

Seit wir vom CEC im Oktober 1992 unser nationales Büro in Melbourne eröffneten, um eine landesweite politische Partei aufzubauen, standen wir in einem direkten, persönlichen Kampf gegen die Lakaien von Queen Elisabeth und Prinz Philip; einer von denen sagte damals, er fürchte, daß „aus der LaRouche-Bewegung die störendste politische Kraft wird, die man ja auf dem australischen Kontinent gesehen hat“. Wir kämpfen gegen die Pläne der Krone und für eine Vision, was aus unserer Nation werden kann, wenn sie erst einmal von ihren derzeitigen Herrschern und von der Sklavenmentalität, die viel zu viele Australier auch heute noch hinnehmen, befreit ist.

Wir bringen den New Citizen („Neuer Bürger“) ungefähr einmal pro Quartal heraus, gewöhnlich in mehreren hunderttausend Exemplaren Auflage, dazu Massenpamphlete zu speziellen Themen, je nach Bedarf.

Diese Ausgabe des New Citizen (Abbildung 3) – „CO2-Handel ist Völkermord im Stile Hitlers“ – erschien kurz vor dem Kopenhagener Klimagipfel 2009. Unser damaliger Premierminister Kevin Rudd war einer der Vorkämpfer in der weltweiten Kampagne der Krone, bei dieser Konferenz radikale Kürzungen bei den CO2-Emissionen zu beschließen, was die Weltwirtschaft noch weiter ruiniert hätte. Anfänglich glaubten 60% der Australier, daß die CO2-Emissionen eine globale Erwärmung herbeiführen. Wir haben dann 500.000 Exemplare dieser Zeitungsausgabe verbreitet und unsere Basis mobilisiert. Nur wenige Monate später wurde Rudd durch eine Revolte seiner eigenen Partei in ebendieser Frage gestürzt. Schockierte Parlamentsmitglieder berichteten, sie seien mit mehr als einer Million Telefonanrufen und E-Mails zu dem Thema bombardiert worden.

Die Mobilisierung des CEC gegen den Krieg

Kommen wir zum Asien-Schwerpunkt, den Barack Obama 2011 ankündigte. Dazu gehört ein neuer US-Stützpunkt im nordaustralischen Hafen Darwin als Teil des Aufmarschs gegen China. In dem Wissen, daß Obama damit dem berüchtigten Aufruf Dick Cheneys zu einer Pax Americana folgte, wo niemand jemals wieder die anglo-amerikanische Vorherrschaft in Frage stellen dürfte, nannten wir die Gefahr beim Namen: Die Welt steuert auf einen nuklearen Krieg zu. Wir verbreiteten 400.000 Exemplare dieser Ausgabe des New Citizen, um aufzuzeigen, wo diese Politik tatsächlich herkam. Wir haben jeden Militärstützpunkt, jede Denkfabrik, jede Regierungsdienststelle, Polizeistation, Universität und alle anderen wichtigen Institutionen damit abgedeckt, die wir finden konnten.

Bis dahin warnte fast niemand in Australien vor der wachsenden Atomkriegsgefahr. Dann gab es einen großen Durchbruch, als der frühere Premierminister Malcolm Fraser und eine Reihe von Akademikern ebenfalls anfingen, Alarm zu schlagen. Am 25. September 2012 hielt Fraser eine Rede, in der er den Asien-Schwerpunkt scharf angriff. Er warnte: „Jeder Einsatz von Kernwaffen zwischen den USA und China wäre eine weltweite humanitäre Katastrophe, und jeder bewaffnete Konflikt zwischen nuklear bewaffneten Mächten beinhaltet das Risiko einer nuklearen Eskalation. Also müssen ein Konflikt und Provokationen, die dazu führen könnten, um jeden Preis vermieden werden.“

Als die Kriegsgefahr Ende 2012 weiter wuchs, brachten wir einen weiteren New Citizen zu diesem Thema heraus (Abbildung 4). Er enthielt neue Warnungen Lyndon LaRouches und weitere unverhohlene Äußerungen des früheren Premierministers Fraser, der inzwischen öffentlich erklärt hat, die Aufstellung des amerikanischen Raketenabwehrsystems vor Rußland mache einen Krieg wahrscheinlicher. Wir brachten diese Ausgabe auch in chinesischer Sprache heraus, denn fast 4% unserer Bevölkerung, rund eine Million Menschen, sind chinesische Einwanderer und deren Nachkommen.

In diesem Jahr brachte Malcolm Fraser sein Buch „Gefährliche Verbündete“ heraus. Er schrieb, Australien müsse endlich seine eigene, unabhängige Außenpolitik schaffen und aufhören, ausländischen Mächten zu folgen – sei es dem Britischen Empire oder den Vereinigten Staaten mit einer imperialen Perspektive. Er forderte bis dahin undenkbare Maßnahmen zur Kriegsvermeidung, etwa, den Amerikanern den Zugriff auf Pine Gap zu sperren. Solche erstaunlichen Vorschläge halfen, eine ernsthafte Debatte über Sicherheitsfragen in Australien in Gang zu bringen.

Der Kampf gegen Australiens Rolle als Außenposten der Londoner City und der Wall Street ist unsere wesentliche Mission, denn die Konfrontationspolitik gegen Rußland und China ist davon getrieben, daß ein Zusammenbruch des globalen Finanzsystems in naher Zukunft unvermeidlich ist. Daher hat die LaRouche-Bewegung in Australien in den letzten beiden Jahren einen unermüdlichen Kampf gegen den Bail-in und für das Glass-Steagall-Trennbankensystem geführt.

Im Juni 2013 erschien in der Australian Financial Review ein kurzer Artikel mit dem Titel „BIZ: Aktionäre und Gläubiger müssen zahlen, wenn Banken scheitern“. Kaum einer der Leser verstand die äsopische Wortwahl, mit der dort für den Bail-in geworben wurde. Wir begannen damals sofort eine Untersuchung dieses Plans zur Durchsetzung des Bail-in, von dem die Regierung behauptete, er werde nicht einmal in Erwägung gezogen.

Wir haben dann ein Exposé über unsere Feststellungen publiziert (Abbildung 5) – dieser New Citizen hatte eine Auflage von 500.000 Exemplaren – und intensivierten unsere Kampagne, die vier großen Banken einer Glass-Steagall-Aufspaltung zu unterwerfen. Wir organisierten eine Arbeitsgruppe, die alles übertraf, was wir bis dahin getan hatten, um sämtliche Mitglieder der 2500 kommunalen Räte in Australien zu kontaktieren, außerdem einflußreiche Persönlichkeiten aus allen möglichen Bereichen, und forderten sie auf, unsere Kampagne für Glass-Steagall zu unterstützen. Fast 500 von ihnen unterzeichneten. Wir veröffentlichten dann am 13. Dezember eine ganzseitige Anzeige in der größten Tageszeitung des Landes, The Australian, mit den Namen der Unterzeichner und der Überschrift: „Beschlagnahmt nicht unsere Bankkonten – beschließt Glass-Steagall!“

Wir haben dann unsere Intervention mit 10.000 Exemplaren eines Pamphlets mit dem Titel „Glass-Steagall jetzt“ verstärkt. Unsere Lobbyarbeit im Parlaments aus unseren Zentralbüro in Melbourne und von Seiten der Mitglieder des CEC im ganzen Land hatte eine solche Wirkung, daß der Hauptorganisator des Bail-in von einem führenden Senatsmitglied gezwungen wurde, seinen Chefassistenten zu entsenden, um mit zwei Mitgliedern des CEC-Vorstands und einem hochangesehenen internationalen Besucher, der damals unser Gast war, über Glass-Steagall zu diskutieren!

Unterdessen kündigte Hockey im Dezember 2013 eine sogenannte Untersuchung des Finanzsystems an, mit der offenkundigen Absicht, Australiens Bankensystem zugunsten der großen vier Banken noch weiter zu deregulieren. Dieser Untersuchung wurden in der ersten Runde der Anhörungen 280 Eingaben aus der Bevölkerung vorgelegt, aber nach unserer Mobilisierung gingen in der zweiten Runde beispiellose 5000 Stellungnahmen ein. Darunter war eine Stellungnahme des früheren Premierministers Fraser, der darin offen forderte, Australien solle den „Bail-in“ ablehnen und „statt dessen… das Kundengeschäft völlig von den spekulativen Aktivitäten der Investmentbanken trennen, wie es das Glass-Steagall-Gesetz in den Vereinigten Staaten von 1933 bis 1999 so erfolgreich getan hat“.

Das Aufbauprogramm des CEC

Innerhalb von zwei Jahrzehnten hat der CEC immer wieder über positive Vorschläge zur Erneuerung der produktiven Wirtschaft unseres Landes berichtet und dafür geworben. Unser Programm für einen nationalen Aufschwung gründet auf große Infrastrukturprojekte wie den Wasserkraftplan für die Snowy Mountains. Dieses zwischen 1948 und 1974 realisierte Projekt wurde vom Amerikanischen Ingenieursverband als „eines der sieben Wunder der Ingenieurskunst in der modernen Welt“ bezeichnet.

Unser Freund, der verstorbene Prof. Lance Endersbee, ein Veteran des Snowy-Mountain-Projekts, half uns, mehrere weitere Programme auszuarbeiten. Eines davon umfaßt 18 große Wasserprojekte, um Australien, das die zweigrößte Wüste der Welt nach der Sahara hat, in ein Land von Oasen zu verwandeln (Abbildung 6). Wir haben auch ein Kernkraftprogramm, denn Australien hat die weitweit größten Uranvorkommen und die zweitgrößten Thoriumvorkommen.

Unser Plan sieht außerdem vor: die Entwicklung von Hochgeschwindigkeits-Schiffahrt, ein Bereich, in dem wir bereits weltweit führend sind; ein Netz von Hochgeschwindigkeitsbahnen (Abbildung 7), um unseren riesigen Kontinent zu einen; den Wiederaufbau unseres einstigen Weltklasse-Maschinenbausektors, nicht zuletzt, damit wir Kapitalgüter nach Asien exportieren können; und ein Programm, um Australier in den Weltraum zu schicken. Australien hat schon jetzt eines der größten Potentiale für die Nahrungsmittelproduktion weltweit. Professor Endersbees Programm für einen Großen Australischen Eisenbahnring würde Australien in Verbindung mit der Hochgeschwindigkeits-Schiffahrt in die Lage versetzen, innerhalb von vier Tagen landwirtschaftliche Produkte oder Maschinen in jeden großen Hafen Asiens zu schaffen.

Schließlich möchte ich noch sagen, daß ich, wie alle denkenden Australier, von Chinas Landung des Rovers „Jadehase“ auf dem Mond und vom Erfolg der indischen Mars-Orbiter-Mission sehr bewegt war. Inzwischen wurde unser Weltraumprogramm weitgehend eingestellt, aber Australien war eines der ersten Länder der Welt, die an der Weltraumtechnik beteiligt waren, und zwei Australier sind im Weltraum geflogen, wenn auch im Rahmen des amerikanischen Weltraumprogramms.

Trotz der Unterdrückung und häufigen Sabotage durch die Briten herrschte in Australien in der Geschichte stets Optimismus und Forschergeist. Das zeigt sich auch in der Geschichte unserer Organisation, die aus zwei Quellen entstand. Die eine waren die Bemühungen unseres nationalen Sekretärs Craig Isherwood und seiner Ehefrau Noelene Ende der 1980er Jahre, eine politische Bewegung im ländlichen Raum aufzubauen. Der zweite Anstoß war die Begegnung des CEC mit der Organisation von Lyndon LaRouche in den Vereinigten Staaten. Dazu kam es, weil Australien die größte Pro-Kopf-Dichte an Abonnenten des Wissenschaftsmagazins Fusion von allen Ländern der Welt außerhalb der Vereinigten Staaten hatte. Die Australier reisen viel. In den 1980er Jahren hatten sie sich an Flughäfen in aller Welt als Mitglieder der Fusion Energy Foundation eingetragen. Gegen Ende jenes Jahrzehnts sagten sich unsere amerikanischen Freunde: „Warum sind diese Australier alle so optimistisch? Wir sollten es herausfinden.“

Und nun sind wir hier und bringen die Kernfusion wieder auf die Tagesordnung. Angesichts der Entwicklung der BRICS-Gruppe 2014 sind wir entschlossen, Australien an seinen angemessenen Platz in einer wahrhaft menschlichen, neuen Weltwirtschaftsordnung zu führen.


Prof. Dr. Wangsuo Wu: Zukunftsperspektiven der Kernkraft in der Neuen Ära der Seidenstraße

Prof. Wangsou Wu

Dekan der Schule für Nuklearwissenschaft und – technik, Universität Lanzhou, China


 


Toni Kästner: Die nächsten 50 Jahre Deutschlands: Unsere Rolle in einer Welt von Morgen

Toni Kästner

Vorstand Fusions-Energie-Forum e.V.


 


Presseerklärung

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Mehr als 100 prominente Persönlichkeiten unterzeichnen Aufruf an die USA und Europa, mit der Geopolitik zu brechen und mit den BRICS-Staaten zusammenzuarbeiten

 

Liste der Unterzeichner

17.12.2014 – Mehr als hundert prominente Politiker, Unternehmer, Akademiker, Wissenschaftler und Künstler aus 20 Ländern unterstützen eine Resolution, mit der die Vereinigten Staaten und Europa aufgefordert werden, im Interesse des Friedens und der wirtschaftlichen Entwicklung mit den Nationen der BRICS-Gruppe zusammenzuarbeiten. Die vom Schiller-Institut initiierte Resolution entstand als Antwort auf das Angebot des chinesischen Präsidenten Xi Jinping an die Vereinigten Staaten, an Chinas Entwicklungsprogramm der Neuen Seidenstraße mitzuwirken und die Politik der Konfrontation insbesondere gegenüber Rußland und China aufzugeben.

Zusätzlich zu den Prominenten haben mehr als tausend Bürger aus diesen und anderen Nationen unterzeichnet, die wollen, daß ihre Regierungen die Konfrontation einstellen und nach dem Prinzip des Westfälischen Friedens vom „Wohl des anderen“ mit den BRICS-Staaten zusammenarbeiten. Das Schiller-Institut hat vor, weitere Unterstützung für diese Resolution von führenden Persönlichkeiten ebenso wie von einfachen Bürgern zu gewinnen, um eine Massenbewegung für wirtschaftliche Entwicklung und Frieden aufzubauen.

Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin des Instituts, sagte dazu: „Die Idee, auf Xi Jinpings Angebot einzugehen und an der Neuen Seidenstraße mitzuwirken, ist die wichtigste Friedensinitiative, um die Welt vom Abgrund der Konfrontation und des Krieges wegzubringen. Ich fordere alle Menschen auf, diese Resolution weiterzuverbreiten und uns zu helfen, weitere Unterstützung für sie zu gewinnen.“

Der Text des Aufrufs lautet:

„Im heutigen Zeitalter der Kernwaffen kann eine geopolitische Konfrontationspolitik gegen Rußland und China nur zur thermonuklearen Vernichtung der Menschheit führen. Daher muß alles versucht werden, um in enger Zusammenarbeit die zahlreichen Krisen zu lösen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist.

Die BRICS-Nationen – Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika – haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Politik wirtschaftlicher Entwicklung nicht bloß für ihre eigenen Länder, sondern zum Wohl der gesamten Menschheit zu betreiben. Zu diesem Zweck haben sie eine Neue Entwicklungsbank gegründet, um Milliarden in notwendige Entwicklungsprojekte zu investieren.

China hat kürzlich die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) ins Leben gerufen, der sich mehr als 20 Nationen Asiens als Gründungsmitglieder angeschlossen haben, und es hat einen Entwicklungsfonds für die Seidenstraße geschaffen.

Bei der APEC-Konferenz in Beijing hat Chinas Präsident Xi Jinping US-Präsident Obama aufgefordert, sich den Bemühungen Chinas und anderer asiatischer Nationen einschließlich Rußlands zum Aufbau der Neuen Seidenstraße anzuschließen.

Diese Initiativen haben keinen geopolitischen Charakter. Im Gegensatz zu der von Obama betriebenen Transpazifischen Partnerschaft (TPP), von der Rußland und China ausgeschlossen sind, stehen die Initiativen der BRICS-Staaten, darunter die von China vorgeschlagene Freihandelszone für Asien und den Pazifik (FTAAP), allen offen. Sie beruhen auf dem von Papst Paul VI. formulierten Konzept „Der neue Name für Frieden ist Entwicklung“. Auf dem jüngsten G-20-Treffen in Australien sprachen deshalb sowohl Xi Jinping als auch der indische Premierminister Narendra Modi von dem doppelten Ziel, durch wirtschaftliche Entwicklung Frieden auf der Welt zu schaffen und die Armut zu beenden.

Es gibt kein Problem auf der Welt, das nicht auf diese Weise gelöst werden könnte, und umgekehrt gibt es kein Problem, das ohne diesen Ansatz gelöst werden könnte.

So ist die Zusammenarbeit zwischen den USA, Rußland, China, Indien und anderen Nationen unabdingbar, um die Ebola-Epidemie in Afrika zu besiegen.

Die terroristische Bedrohung durch ISIS und Al-Kaida richtet sich gleichermaßen gegen Rußland, China und Indien wie gegen die USA und Europa. Sie kann nur durch eine auf Zusammenarbeit gegründete Sicherheitsarchitektur besiegt werden.

Die Politik, unter dem Vorwand der Demokratie sogenannte „Farbenrevolutionen“ anzuzetteln, ist eine Kriegspolitik, auch wenn sie nicht so bezeichnet wird, denn ihr Ziel ist es, Regierungen mit Hilfe ausländischer Gelder zu stürzen. Das muß aufhören. Die Politik, Rußland mit Sanktionen zu überziehen, weil es sich gegen derartige „Farbenrevolutionen“ und gegen den Naziputsch in der Ukraine wehrt, verschärft nur die globale Krise. Ein Vorgehen, das auf gegenseitiger Zusammenarbeit beruht, schüfe hingegen die Grundlage für globalen Frieden.

Während die USA Kennedys Weltraumprogramm aufgegeben haben, betreiben die Chinesen ein Mondprogramm, das darauf abzielt, auf dem Mond Helium-3 abzubauen, um damit auf der Erde unbegrenzte Energie aus Kernfusion zu gewinnen. Durch eine Zusammenarbeit zwischen den USA, Europa, Rußland, China, Indien und anderen Nationen könnte die Menschheit endlich Johannes Keplers Vision verwirklichen, zum Wohle der Menschheit die Gesetze des Sonnensystems zu meistern.

Nur dieser Weg kann die Vereinigten Staaten und Europa zu ihrer ursprünglichen Zielsetzung zurückführen, wie sie in der europäischen Renaissance und der Amerikanischen Revolution zum Ausdruck kam – einer Zielsetzung, von der sich die USA und Europa immer mehr verabschiedet haben, die aber jetzt von der übrigen Welt aufgegriffen und von ihnen wieder eingefordert wird.

Wir fordern daher die Vereinigten Staaten und Europa auf, die selbstmörderische Geopolitik der Vergangenheit, die schon zu zwei Weltkriegen geführt hat und zu einem dritten zu führen droht, aufzugeben. Statt dessen sollten wir eine Zukunft für die gesamte Menschheit aufbauen, indem wir wieder zum Prinzip des Westfälischen Friedens, mit dem der Dreißigjährige Krieg in Europa beendet wurde, und zu John Quincy Adams’ Konzept der „Prinzipiengemeinschaft souveräner Nationalstaaten“ zurückkehren.

Das ist der einzige Weg, der der wahren Natur des Menschen als einziger kreativer Gattung entspricht. Jeder andere Weg beruht auf einem tierischen Menschenbild und wird zum Aussterben der Menschheit führen.

Als Patrioten unserer Nationen und als Weltbürger fordern wir unsere Mitbürger und die Führungen unserer Nationen auf, den Mut aufzubringen, aus dem Kreislauf eskalierender Bestialität auszubrechen, indem wir das großzügige Angebot zur Zusammenarbeit mit den BRICS-Staaten annehmen.

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Presseerklärung

Liste der Unterzeichner (Stand: 27. August, 2015)

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Resolution: „Wachsen wir hinein in das Erwachsenenalter der Menschheit“

Resolution: „Wachsen wir hinein in das Erwachsenenalter der Menschheit“

 

 

Die mehr als 300 Teilnehmer der internationalen Konferenz „Die Neue Seidenstraße und Chinas Weltraumprogramm: Die Menschheit ist die einzige kreative Gattung!“, die zum 30. Jahrestag der Gründung des Schiller-Instituts stattfand, beschlossen am 19. Oktober 2014 in Frankfurt die folgende Resolution:


Die Menschheit erlebt derzeit eine tiefgreifende zivilisatorische Krise, in der in vielen Teilen der Welt die Grundlagen der Gesellschaft zerfallen und die bestehenden Verhaltensregeln in den internationalen Beziehungen zusammengebrochen sind. Darüber hinaus sind wir mit mehreren tödlichen Bedrohungen konfrontiert, von denen jede für sich zur Auslöschung der Menschheit führen kann:

– Erstens die Ebola-Pandemie, die in Afrika bereits außer Kontrolle geraten ist, gegen die es derzeit keine direkte Heilungsmöglichkeit gibt und die noch verheerender zu werden droht als die Schwarze Pest des 14. Jahrhunderts.

– Zweitens die terroristische Bedrohung für die ganze Welt und der sich ausbreitende Völkermord des sogenannten Kalifats des „Islamischen Staats“, was nicht nur von unmenschlicher Barbarei zeugt, sondern sich auch ausdrücklich gegen Rußland und China richtet und so zu  einem möglichen Zünder wird, der ganz Südwestasien in Brand setzen und einen neuen Weltkrieg auslösen kann.

– Drittens die absolute Sicherheit, daß das völlig bankrotte transatlantische Finanzsystem vor dem Zusammenbruch steht, was ebenfalls einen großen Teil der Welt in ein finsteres Zeitalter stürzen würde.

Angesichts dieser drei tödlichen Bedrohungen ist es eine Frage von Leben und Tod für die Menschheit, die unmoralische und idiotische geopolitische Konfrontation gegenüber Rußland und China zu stoppen. Statt dessen müssen wir die gemeinsamen Ziele der Menschheit auf die Tagesordnung setzen und mit Rußland, China, Indien und anderen Nationen zusammenarbeiten, um diese tödlichen Bedrohungen abzuwehren.

Wir fordern daher alle vernünftigen Kräfte in Europa und den Vereinigten Staaten auf, sich der entstehenden neuen Wirtschaftsordnung der BRICS-Staaten und der Neuen Seidenstraße anzuschließen. Arbeiten wir gemeinsam für eine inklusive Friedensordnung, an der jede Nation auf unserem Planeten beteiligt ist, eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert, wie sie der Menschheit als einziger bekannter kreativer Gattung im Universum angemessen ist. Wachsen wir hinein in das Erwachsenenalter der Menschheit, in dem Liebe, Kreativität und Schönheit die Werte unserer gemeinsamen Menschheitsfamilie bestimmen.

 


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