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Warum die Kernenergie der Zukunft die einzige Lösung zum Umgang mit dem wachsenden Energiebedarf der Welt ist

Prof. Dr. Henri Safa
Atomenergiekommission, Frankreich

Prof. Dr. Henri Safa: Warum die Kernenergie der Zukunft die einzige Lösung zum Umgang mit dem wachsenden Energiebedarf der Welt ist


Michail Deljagin: Die globale Krise – Warum die Menschheit Rußland braucht

Im Wortlaut

Die derzeitigen Wirtschaftsprobleme sind nur ein besonderer Ausdruck einer Systemkrise der Menschheit, einer Krise, deren Charakter sich ändert. Die wichtigsten Entwicklungen spielen sich wie gewöhnlich außerhalb des Bereichs der Wirtschaft ab. Sie betreffen einen grundlegenden Wandel in der Beziehung des Menschen zur Natur.

Wir arbeiten derzeit entsprechend dem Risiko-Erhaltungssatz: Die Minimierung individueller Risiken in einem geschlossenen System erhöht das Systemrisiko – bis das System auseinanderbricht.

Man hat dies im US-Aktienmarkt gesehen, wo das Derivatsystem die Risiken für Anleger in hochbewertete Unternehmensanleihen unter die Risiken gesenkt hat, die die Emittenten solcher Anleihen tragen. Individuelle Risiken wurden minimiert, während das potentielle Gesamtrisiko auf ein systemisches Niveau getrieben wurde, und das System kollabierte…

Seit Beginn der Globalisierung hat sich die technologische Entwicklung soweit entwickelt, daß die Bewußtseinsbildung zum profitabelsten Betätigungsfeld geworden ist, das Menschen leicht zugänglich ist. Wenn etwas „sehr profitabel und leicht zugänglich“ ist, verbreitet es sich auch sehr rasch. Das bedeutet, daß sich die Menschen heute nicht mehr hauptsächlich damit beschäftigen, die sie umgebende Welt zu verändern, sondern das eigene Denken umzugestalten. Die Handlungsweise der Menschheit selbst ändert sich. In unserer gesamten Geschichte als biologische Spezies hat es noch nie eine solche Transformation gegeben.

Das menschliche Denken wird zu einem Gegenstand intensivster und chaotischster Einflüsse verwandelt. Das Auftreten einer Vielzahl von Rückkoppelungsgliedern läßt die Welt schwerer verständlich erscheinen. Diese geringere Verständlichkeit der Welt erhöht das Verlangen nach Mystizismus und verringert die Wißbegier und damit auch nach Bildung. Die Bildung verkommt zu einem Werkzeug sozialer Kontrolle. Die Menschheit wird primitiver und entmenschlichter und gleitet in ein neues finsteres Zeitalter ab.

Streng wirtschaftlich betrachtet, könnte man dies als Anpassung sozialer Beziehungen auf allen Ebenen (von der Familie bis zum Staat) – von Beziehungen, die sich im Zuge der jetzt verschwindenden industriellen Technologien entwickelt haben – an neue, nachindustrielle Technologien ansehen. Das fing mit den Informationstechnologien an, und die Biotechnologien werden wahrscheinlich die nächsten sein. Wenn man über Wirtschaftsfragen spricht, sollte man jedoch bedenken, daß diese Veränderungen viel breiter und tiefer als die in der Ökonomie untersuchten Phänomene sind.

Finanzielle Zusammenbruchskrise

Die Menschen unterschätzen das Ausmaß der globalen Finanzkrise, da sie deren Hauptursache übersehen: Die Erschöpfung des bisherigen globalen Entwicklungsmodells nach dem Untergang der Sowjetunion. Nach seinem Sieg über uns im Kalten Krieg gestaltete der Westen die Welt im Interesse seiner globalen Konzerne um und verweigerte den so erlangten Gebieten eine normale Entwicklung (um einen Wettbewerb mit diesen Konzernen zu unterbinden).

Doch damit beschränkten sich die den entwickelten Ländern selbst verfügbaren Märkte, und es entstand eine Überproduktionskrise – nicht primär für herkömmliche Güter, sondern für Informations- und Managementtechnologien, mit denen man Menschen verändern und verfügbar machen will: Nicht High-tech, sondern High-hume.1

Die massive Kreditvergabe an die Dritte Welt, um die Nachfrage anzuregen – ein instinktiver Versuch, einen Ausweg aus der Krise zu finden, führte zur Schuldenkrise von 1997-99, die 2000-2001 auf die Vereinigten Staaten zurückschlug.

Die Vereinigten Staaten zogen sich (und die Weltwirtschaft, deren Dreh- und Angelpunkt sie sind) mit zwei Strategien aus der Rezession.

Die Märkte mit nicht zurückzahlbaren Hypothekenanleihen „vollzupumpen“, funktioniert nicht mehr.

Die zweite Strategie besteht darin, „Instabilität zu exportieren“, um Wettbewerber zu schwächen und ihr Finanz- und Geisteskapital zu zwingen, die „sicheren Häfen“ im Westen aufzusuchen. Die wachsende Instabilität dient dazu, wachsende Rüstungsausgaben in den USA selbst zu begründen, wodurch Wirtschaft und Technologie angekurbelt werden (so wie der „militärische Keynesianismus“ auch vom früheren US-Präsidenten Reagan angewandt wurde). Diese 1999 in Jugoslawien gegen die Eurozone durchgeführte Strategie setzte sich dann im Irak fort. Der Arabische Frühling und der terroristische Krieg gegen Syrien zeigen, daß die Strategie des „Instabilitätsexports“ zu einem „Chaosexport“ degeneriert ist, welcher auch für die Vereinigten Staaten gefährlich ist. Washington versucht gar nicht, die von ihm destabilisierten Gebiete zu verwalten, wodurch diese zum Katalysator für globale militärische und politische Krisen geworden sind.

Nach der Obama-Doktrin müssen die USA so weit wie möglich durch andere operieren, wodurch die eigenen Ressourcen geschont und die der NATO-Satelliten aufgebraucht werden. Die nichtwestlichen Gesellschaften sollen nicht „amerikanisiert“, sondern in ein sich selbst erhaltendes Chaos gestürzt werden, um so deren Ressourcen mit minimalem militärischem Aufwand zu kontrollieren. Das ist der Grund für die Allianz mit islamischen Terroristen, die [der frühere US-Vizepräsident] Cheney propagierte und die jetzt in Libyen und Syrien zutage getreten ist.

Finanziell gesehen erscheint diese Strategie jedoch ungeeignet zu sein, um genügend Nachfrage nach Dollars zu erzeugen und so den Status quo zu erhalten.

Der Westen versucht heute nicht mehr, seine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, sondern will einfach die Welt in die 1990er und 2000er Jahre zurückzustoßen – eine für immer vergangene Welt. Gleichzeitig hat sich unter dem Vorwand von Globalisierung und humanitären Interventionen fast überall, sogar in Osteuropa, eine neue Form des Kolonialismus entwickelt.

Das bedeutet, daß der Westen die strategische Initiative verloren hat, und bisher hat niemand anderes sie ergriffen.

Die organische Unfähigkeit der Vereinigten Staaten, auch nur einen kleinen Teil ihrer derzeitigen Interessen um der Lösung ihrer eigenen Probleme willen aufzugeben, d.h. ihr absolut verheerender Egoismus, treibt neue Mächte an die Spitze der globalen Entwicklung: die Europäische Union, China und auch Rußland, wenn unsere Führung schlau genug ist, wodurch die Pax Americana an ihr Ende kommt.

Soweit wir es verstehen, übersteigt die Zusammenlegung der Menschheit erneut, wie schon einmal Anfang des 20. Jahrhunderts, die Fähigkeiten ihrer Regierungssysteme; die Menschheit ist gezwungen, die Tiefe dieser Verflechtung zu reduzieren, einen Schritt zurück zu machen und die Regierbarkeit teilweise durch primitivere Prozesse wiederherzustellen.

Globale Monopole

Der rein wirtschaftliche Aspekt der derzeitigen Krise wird am Verfallszustand der globalen Monopole sichtbar. Für externen Wettbewerb ist auf den globalen Märkten kein Spielraum. Der technologische Fortschritt, der eine Quelle für Wettbewerb sein könnte, wird behindert durch die Monopole (vor allem durch ihren Mißbrauch von geistigen Eigentumsrechten) und durch das Fehlen starker nichtökonomischer Bedrohungen (ohne die die Entdeckung neuer technologischer Prinzipien im Unterschied zu deren anschließender Vermarktung nicht profitabel ist).

Der Zerfall der globalen Monopole wird deshalb anhalten, bis er zum Zusammenbruch in eine Depression führt. Aufgrund mangelnder Nachfrage wird der eine globale Markt in ein kompliziertes System von Makroregionen zerfallen; die geringere Größe der Märkte wird zum Verlust einiger Technologien und zu technogenen Katastrophen führen.

Die Makroregionen werden sich einen harten und chaotischen kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und technologischen Wettbewerb liefern, so wie schon einmal in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Die bloße Bildung dieser Makroregionen wird wahrscheinlich die absolute Macht und damit den Zerfall der globalen Monopole begrenzen; trotz ihrer Macht ist dann ihr Zugang zu den Makroregionen „anderer“ begrenzt.

Genau deshalb ist dieses Szenario für die globale herrschende Klasse und die amerikanische Führung, die dem Ausdruck der Interessen dieser Klasse am nächsten kommt, inakzeptabel. Sie wollen potentielle Makroregionen lieber ins Chaos stürzen, anstatt ihnen zu erlauben, sich von den globalen Märkten loszulösen, die von den globalen Monopolen kontrolliert werden.

Dennoch kann man annehmen, daß sich durch die Wiederherstellung eines bipolaren politischen Systems (zwischen den USA und China, wobei die Europäische Union, Japan, Indien und möglicherweise Rußland entsprechend der Nichtpaktgebundenen Bewegung als Ausgleich dienen) und ein aus mehreren Währungen bestehendes Wirtschaftssystem (wobei jede Währungszone ihre eigene Reservewährung hätte) eine zeitlang ein Gleichgewicht erreichen läßt.

Das Grundproblem der heutigen Entwicklung ist jedoch weder der Egoismus der Vereinigten Staaten noch der Mangel an Liquidität oder die Schuldenkrise, sondern das Fehlen einer wirtschaftlichen Wachstumsquelle in den Vereinigten Staaten und damit in der gesamten Weltwirtschaft. Es gibt nichts, was die Überproduktionskrise der globalen Monopole abschwächen und einen neuen Wirtschaftsmotor schaffen könnte, um den defekten zu ersetzen. Das bedeutet, daß die Krise nicht in einem Aufschwung der Weltwirtschaft, sondern in einer langen und sehr schweren Depression enden wird.

Rückfall in den Mystizismus

Die Lage verschlimmert sich durch die Verbreitung und ständige Verbesserung von Computern, die die Verkörperung formaler Logik sind. Der Zugang zu ihnen stellt uns alle auf die gleiche Stufe, und der Wettbewerb zwischen Individuen und Gruppen basiert zunehmend nicht mehr auf Logik, sondern auf – kreativem wie mystischen – unlogischem Denken.

Die Unmöglichkeit, Menschen diese Art zu denken beizubringen, so leicht wie man ihnen logische Denkfähigkeit beibringen kann, macht Konkurrenz zunehmend biologisch und weniger sozial, als wir es gewöhnlich als akzeptabel betrachten. Das wird den Abwärtstrend in der gesellschaftlichen Bedeutung von Wissen und der Qualität unserer Fachleute verstärken, ein Prozeß, der wegen unserer Unfähigkeit, die bestehende Infrastruktur aufrechtzuerhalten, technologische Katastrophen heraufzubeschwören droht.

Die Zunahme des Mystizismus, eine schärfere globale Konkurrenz und die Entstehung einer globalen Herrscherklasse, die weder Wähler noch Steuerzahler noch einflußreicher Aktionäre hat, und im Grunde frei von jeder Verantwortlichkeit ist – all dies wird die Gesellschaft dehumanisieren.

Zerstörung der Mittelschicht

Die Verbreitung der Informationstechnologie führt uns in einer Krise der Regierbarkeit, vor allem in eine Krise der herkömmlichen Demokratie, die vor unseren Augen zu funktionieren aufhört.

Die Erschöpfung des liberalen und marktorientierten Paradigmas ist seit der Währungskrise 1997-99 in den unterentwickelten Ländern unübersehbar. Es sei daran erinnert, daß das derzeitige Marktparadigma von einem Menschen ausgeht, der des Profits wegen lebt, und daß nach dem liberalen Paradigma der Staat im Dienst der globalen Konzerne und nicht des Volkes steht.

Ein Zeichen für die Erschöpfung des liberalen Paradigmas ist die Beseitigung der Mittelschicht.

Wenn auf der einen Seite die Verschuldung zu groß ist und der Geldumlauf nicht weiter gesteigert werden kann, fangen die globalen Monopole an, Kosten einzusparen. Das bedeutet, daß der Verbrauch jenes Bevölkerungsteils eingeschränkt wird, der vom Markt bereits mehr konsumiert, als er produziert (obgleich er Humankapital beisteuern kann, das kein Marktprodukt ist) – das heißt der Verbrauch der Mittelschicht.

Zweitens, die superproduktiven nachindustriellen Technologien machen die Mittelschicht überflüssig. Die globalen Monopole haben die Mittelschicht in Afrika, Lateinamerika und den nachsozialistischen Ländern zerstört. Jetzt ist die Mittelschicht im Herzen des kapitalistischen Systems an der Reihe: in den Vereinigten Staaten und in den entwickelten Ländern Europas. Die Verarmung der Mittelschicht in den entwickelten Ländern – die berühmte „goldene Milliarde“ – wird niemanden vor der Krise retten, sondern verschiebt die Krise in neue nachökonomische und nachdemokratische Dimensionen. Nach ihrem Untergang wird die Demokratie aufgrund einer Neuausrichtung des Denkens zu einer neuen Diktatur degenerieren.

Damit wäre der Prozeß der Entmenschlichung und der Zurückweisung der Zivilisation abgeschlossen. Wir werden erleben, daß der Westen die Souveränität und das Selbstbewußtsein des Individuums – jene wichtigste Errungenschaft der Aufklärung – abschafft und zum Mittelalter zurückkehrt, vielleicht aufgrund eines Desasters, das die öffentliche und die individuelle Psyche vernichtet. Der erste Schritt in diese Richtung ist bereits gemacht: Descartes Maxime: „Ich denke, also bin ich“, wurde durch eine gewinnträchtigere Geschäftsformulierung ersetzt: Noch nicht einmal: „Ich konsumiere“, sondern: „Ich kaufe, also bin ich“.

Aus der Werbung wissen wir, daß, wenn ein Produkt mit einem bestimmten Markenetikett versehen wird, sich dessen Preis um ein Vielfaches erhöht. Das bedeutet, daß der Massenaustausch von Gütern und Dienstleistungen bereits ungerecht geworden ist. Und ein ungerechter oder „nichtäquivalenter“ Austausch ist nichts anderes als Diebstahl. Wenn Diebstahl zur Norm wird, heißt das, daß es den traditionellen Markt nicht mehr gibt. Das ist ganz natürlich: Die Verarmung der Mittelschicht beraubt eine moderne Ökonomie der Nachfrage, und eine Ökonomie ohne Nachfrage ist eine Nicht-Marktwirtschaft.

Wenn gleichzeitig die Besitzer großer Konzerne die Kontrolle über deren leitende Angestellte verlieren, bedeutet dies genau genommen die Abschaffung des Privateigentums und damit des Kapitalismus im klassischen Sinn. Somit sind die traditionelle Demokratie und der Markt eigentlich am Ende; wir haben es nur noch nicht bemerkt.

Die Krise der Demokratie und die Herausbildung einer globalen Herrscherklasse, die von außen Kontrolle über den Rest der Menschheit ausübt, neigen dazu, Regierungssysteme wiederzubeleben, die eigentlich verborgen sind, wie die mittelalterlichen Orden.

Diese Systeme häufen Wissen an; doch verborgenes Wissen wird von Natur aus zwangsläufig absterben oder zu Ritualen degenerieren. Das computerisierte Mittelalter, das auf uns zukommt und das ein Teil der globalen Herrscherklasse so reizvoll findet, wird nicht lange computerisiert bleiben.

Uns erwartet somit ein schmerzhafter und großer Rückschritt, der viele Menschenleben kosten wird: Eine Art Absturz in ein neues finsteres Zeitalter…

Rußlands potentieller Beitrag

Wir wissen nicht, ob es der Menschheit im weiteren gelingt, eine katastrophale Fortsetzung zu verhindern, doch wir müssen alle Anstrengungen unternehmen.

Es ist eine doppelte Anstrengung: Die heutigen Technologien zu erhalten und den technologischen Fortschritt trotz der Kontraktion der Märkte (und damit einer geringeren Arbeitsteilung) fortzusetzen, und den Humanismus zu erhalten, indem wir der allgemeinen Entmenschlichung ein Ende setzen.

Rußland verfügt über bedeutende Voraussetzungen, um dieses Problem zu lösen.

Zum einen hat der sowjetische militärisch-industrielle Komplex die noch weitgehend erhaltene Grundlage für superproduktive sogenannte „Schlußtechnologien“2 geschaffen, die sich von herkömmlichen Technologien durch ihre Preiswürdigkeit und Einfachheit unterscheiden. Auch wenn diese von den Monopolen blockiert werden, können sie nach deren Zusammenbruch in der globalen Depression selbst in kleinen Märkten ihre hohe Profitabilität beibehalten.

Zweitens, unsere Kultur ist wegen der besonderen Bedeutung, die sie dem Streben nach Gerechtigkeit zumißt, grundsätzlich humanistisch. Das Streben nach Gerechtigkeit hat nachhaltige Vorteile, da die Wirksamkeit der Gesellschaft als Ganzer der Wirksamkeit eines einzelnen Betriebs vorzuziehen ist; das ist eine entscheidende Vorbedingung für das kollektive Überleben wie auch für die Erhaltung des Humanismus.

Die russische Kultur ist maßgeblich messianisch: Die Träger dieser Kultur leben nicht ohne einen größeren Zweck, selbst wenn sie angenehm leben (dies ist ein gemeinsames Merkmal der menschlichen Gattung). Außerdem sind sie unabhängig in der Lage, selbst am Rande des Ruins einen solchen größeren Zweck zu erzeugen. Das ermöglicht es Rußland, einen ernsthaften Versuch zu unternehmen, mittels einer Art „technologischem Sozialismus“ einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden, in der sich die moderne Gesellschaft befindet.

 


Anmerkung

1. Dieser Ausdruck aus der soziologischen Fachsprache, der sich auf Technologien bezieht, mit denen das menschliche Denken des einzelnen wie der Massen (mit politischen Mitteln, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing usw.) verändert werden soll, ist unter russischen Analytikern sehr beliebt.

2. Eine „Schlußtechnologie“ ist eine Technologie, die solche Wirtschaftlichkeit und andere Ressourcen produziert, daß dadurch die Schließung weniger fortgeschrittener Betriebe ausgelöst wird.


Dr. Cui Hongjian: Konfuzius im heutigen China

Im Wortlaut

Als ich gebeten wurde, diesen Vortrag über Konfuzius im heutigen China zu halten, dachte ich zunächst an eine Art Pause ohne Kaffee, zwischen so vielen schwierigen Fragen zur geopolitischen Krise, zur Finanzkrise etc. Aber jetzt stelle ich fest, daß es fast eine unerfüllbare Aufgabe ist, denn sogar für mich als Chinesen ist es kaum möglich, die Rolle von Konfuzius im heutigen China in wenigen Minuten deutlich zu machen.

Es gibt zwei wesentliche Punkte. Erstens: Wer ist Konfuzius, und was ist Konfuzianismus? Und dann, was ist das Problem im heutigen China?

Ich will es versuchen. Ich denke, Konfuzius ist hier in Europa nur wenig bekannt, im Vergleich zu anderen chinesischen Denkern wie Laotse. Ich glaube, daß die meisten Menschen in Deutschland Laotse Konfuzius vorziehen, weil einige deutsche Philosophen darauf hingewiesen haben, daß Laotses Theorie eher die eines Philosophen ist, insbesondere vom Standpunkt des deutschen Denkens.

Aber ich möchte sagen, daß Konfuzius im Vergleich zu Laotse ein antiker Denker ist, der sich mehr mit Theorie befaßt, mit den Gesetzen für die Menschen. Wie sollen wir leben und arbeiten? Ich denke, es ist sehr, sehr inspirierend für uns heute, für unsere Probleme und Herausforderungen, für die Krise, mit der wie es zu tun haben, daß Konfuzius heute ein sehr, sehr großes Ansehen in der Welt hat. 1988 haben mehr als 35 Nobelpreisträger die Menschheit dazu aufgerufen, mehr von der Weisheit des Konfuzius zu lernen, für das Überleben der Menschheit. Und, wie der amerikanische Philosoph [Ralph Waldo] Emerson sagte, Konfuzius sollte man als eine Glorie für alle Nationen der Welt betrachten.

Ich muß an dieser Stelle einen Satz des deutschen Philosophen [Karl] Jaspers zitieren. In seinem Buch Vom Ursprung und Ziel der Geschichteprägt er den Begriff der Achsenzeit – und damit meint er, daß es eine Zeit gab [800-200 v. Chr.], in der es sowohl im Osten wie im Westen einige weise Männer gab. In China gab es Konfuzius, in Europa Aristoteles und Platon, in Indien Buddha. Konfuzius hat also in China und in der übrigen Welt ein sehr hohes Ansehen.

Einige Chinesen haben das Gesetz des Konfuzius in der Geschichte Chinas so beschrieben, daß die Menschheit im Dunklen tappen müßte, wenn es Konfuzius nicht gegeben hätte. Und auch jetzt gilt Konfuzius als einer der größten Denker, Erzieher, Politiker und Moralisten in China und der Welt. Sein Beitrag legte auch die Grundlage für das politische philosophische, erzieherische und ethische System Chinas.

Konfuzius wurde vor mehr als 2500 Jahren geboren. Natürlich hat sich sein Denken an andere chinesische Denker und auch an gewöhnliche Chinesen vererbt, sodaß wir dieses theoretische System den Konfuzianismus nennen. Unter den Menschen, die zu den Erben des Konfuzius gehören, sind Menzius, Xunzi, und Zhu Xi und andere. In verschiedenen historischen Perioden Chinas entwickelten sie die Theorien des Konfuzius weiter.

Die Säulen des Konfuzianismus

Aus dem sehr umfassenden System seiner Theorien möchte ich nur einige der meiner Meinung nach wesentlichen Punkte herausgreifen.

Der zentrale Wert des Konfuzianismus ist zunächst einmal der Geist des Rationalismus. Was ist die Bedeutung des Rationalismus für Konfuzius? Er glaubte, daß die Evolution der Existenz der Menschheit durch Gesetze gelenkt wird – nicht durch natürliche Gesetze, sondern durch menschliche Gesetze. Und zweitens glaubte er, daß jeder, alle Menschen, dazu erzogen werden sollten, Gentlemen zu sein – aber man kann sich natürlich auch die britische Königin als Vorbild wählen.

Und zweitens hatte er sehr offensichtlich eine dialektische Methode. Er glaubte, daß es einen Übergang oder eine Konversion gibt zwischen gut und schlecht, zwischen Gewinn und Verlust, sodaß der vielleicht größte Schatz des Lebens, für die Menschheit, in der Balance liegt. Wir müssen deutlich machen, was die beiden Extreme sind – beispielsweise, was ist links und was rechts? Was ist das Beste, und was ist das Schlimmste? Und dann müssen wir den Mittelweg einschlagen.

Das dritte ist sein pragmatischer Aktivismus. Wenn wir über das Verhalten des chinesischen Volkes reden, dann ist, denke ich, pragmatisch eines der nützlichsten Worte, um es zu beschreiben. Das liegt sicherlich am sehr tief verwurzelten Einfluß des Konfuzianismus. Wie wir wissen, hat Konfuzius keine Bücher, Artikel oder Papiere geschrieben. Wir kennen sein Denken nur durch Notizen, die von seinen Schülern hinterlassen wurden. Und in seinem ganzen Leben tat er nur eines: Er reiste durch verschiedene Länder. Damals war China noch kein geeintes Land wie heute. Es gab viele kleine Länder, wie im heutigen Europa. Um sein politisches Ideal zu propagieren, reisten Konfuzius und seine Schüler in verschiedene Länder, um seine Theorien zu verbreiten und um die Könige dazu zu bewegen, etwas Besseres für ihre Völker zu tun. Aber am Ende ist er gescheitert. Fast niemand verstand und akzeptierte das, was er dachte und das, was er tat.

Schließlich ist da, meiner Meinung nach das wichtigste Charakteristikum der Ideen des Konfuzius, der Humanismus. Es gibt äußerst bemerkenswerte Worte des Konfuzius: Ob ein Gesetz oder eine Theorie nützlich ist oder nicht, hängt davon ab, ob es nützlich ist für die Menschen. Ansonsten ist es Unsinn. Ich denke, das ist eine bemerkenswerte Reflektion des Humanismus im Konfuzianismus.

Konfuzius bat die Politiker oder Könige seiner Zeit, eine Art des Ren zu praktizieren, was soviel heißt wie eine wohlmeinende Regierungsführung. Da es ein chinesisches Wort ist, ist es schwierig, das ins Englische oder andere Sprachen zu übersetzen, aber man findet eine sehr umfassende Erklärung für dieses Wort in der englischen Sprache: Es bedeutet, eine wohlmeinende Politik, aber es bedeutet auch Humanität. Da es kein sehr klares Konzept war, fragten ihn seine Schüler immer wieder nach der Bedeutung dieses Wortes. Schließlich sagte Konfuzius: „Was ist das Reneigentlich? Was ist Benevolenz? Es ist, jemanden zu lieben.“ Wir finden hier also eine Ähnlichkeit zwischen Konfuzius und den Christen.

Der Konfuzianismus und der Westen

Nach 2500 Jahren müssen wir uns Sorgen machen um das Schicksal des Konfuzianismus in China. Ich denke, daß es in dem, was wir die Zeit des modernen China nennen, eine Art Konflikt zwischen dem Konfuzianismus und anderen Theorien oder Gesetzen gibt.

Im 18. Jahrhundert, vor allem, als die europäischen Länder nach Asien expandierten – das bezeichne ich als die erste Begegnung zwischen dem Konfuzianismus und dem Kapitalismus aus Europa. Denn China wurde von den europäischen Ländern besiegt und wurde Teil des Kolonialsystems der europäischen Länder. Damals fühlten sich die chinesischen Intellektuellen immer mehr enttäuscht vom Konfuzianismus, denn sie dachten, so gut er auch sei, er habe dem chinesischen Volk nicht geholfen, dem Schicksal zu entgehen, auf diese Weise erobert zu werden.

Dann kam das, was in den 1960er und 1970er Jahren geschah – die Kulturrevolution. Es war das Ziel dieser Revolution, wie man damals sagte, „den Konfuzianismus zu zerbrechen“. Das war eine weitere Tragödie für den Konfuzianismus in Cina.

Die dritte Periode kam nachdem sich China „öffnete“ und die Reformpolitik einleitete. Wir nannten das eine „Modernisierungs-Periode“, als die Marktwirtschaft in China eingeführt wurde. Die traditionelle Geisteshaltung, der traditionelle Lebensstil des chinesischen Volkes wurden durch diese völlig andere Lebens- und Denkweise in Frage gestellt. Diese Herausforderungen für China bestehen weiter.

Das ist der Grund, warum wir heute über den Konfuzianismus und über Konfuzius reden. Offen gesagt, aufgrund der sehr schnellen wirtschaftlichen Entwicklung der letzten 30 Jahre steht China vor einigen gewaltigen Problemen, einigen großen Herausforderungen. Wir müssen den Preis für dieses sehr schnelle Wirtschaftswachstum bezahlen.

Das Problem ist jetzt, daß die traditionellen sozialen Strukturen von einigen politischen Bewegungen zerbrochen wurden, und daß das Wirtschaftswachstum zu schnell war. Die Menschen fühlten sich von all dem beunruhigt, und infolgedessen mußte das traditionelle moralische System in China umgebaut werden.

Das Schlechte in der heutigen Gesellschaft Chinas ist, daß die meisten Menschen nur dafür leben, so schnell wie möglich Geld zu verdienen. Ich fühlte mich etwas beschämt als Chinese, als ich vor einigen Tagen hörte, daß China die Vereinigten Staaten überholt hat und jetzt der weltweit größte Importeur von Luxusgütern geworden ist! Gut, die Chinesen werden reicher und reicher. Aber das Problem ist, daß dies nur für wenige gilt. Gemessen am Pro-Kopf-Einkommen ist China immer noch ein armes Land. Es kann nicht akzeptabel sein, daß in einem armen Land so wenige Menschen eine so große Kaufkraft haben.

Ich denke, daß das ganze Problem darin liegt, daß die Regierung einige Gelegenheiten versäumt hat, die wirtschaftlichen Gesetze und die soziale Gerechtigkeit ins Gleichgewicht zu bringen. Mit der Möglichkeit der Verbesserung der Produktion und der Infrastruktur wurden die politischen Entscheidungsträger meistens von der wirtschaftlichen Blase getrieben, beispielsweise der Immobilienblase. China muß jetzt also den Preis für diese Fehler bezahlen. China muß sein Wirtschaftsmodell anpassen und sein Wirtschaftswachstum bremsen.

Ich denke, dies ist, vor allem aufgrund der Wirkung der amerikanischen Krise und der europäischen Krise, die letzte Chance für die chinesische Regierung und für das chinesische Volk, über die Gewinne und die Verluste der letzten 30 Jahre nachzudenken. Die Regierung muß mehr tun, mit neuen Ideen, um ein neues Entwicklungsmodell zu entwickeln.

Die Ziele der Regierung sind klar genug. Sie wollen die Industrien verbessern und mehr in die reale Wirtschaft investieren, nicht in die Finanz- oder Immobileinmärkte. Und sie versuchen, dem Denken von Herrn LaRouche zu folgen und die nationale Wirtschaft zu entwickeln und sich nicht von den ausländischen Aktienmärkten treiben zu lassen. Vor einigen Tagen hörte ich, daß die chinesischen Devisenreserven auf 3,53 Billionen US-Dollar angewachsen sind – das ist fast genau soviel wie das deutsche BIP! Ich denke nicht, daß das eine gute Nachricht ist. Ich glaube, daß es einen starken Druck auf die chinesische Regierung gibt, das Gleichgewicht zu halten, denn jetzt gibt es immer mehr Beschwerden von Seiten der einfachen Chinesen: Wie kann man soviel Geld an die Wall Street oder an andere spekulative Märkte geben? Warum gibt man es nicht den chinesischen Menschen? Denn sie ist ja die chinesische Regierung!

Wir sollten zurück zu der Denkweise, dem Lebensstil des Konfuzius und des Konfuzianismus. Auch nach 2500 Jahren, denke ich, sind alle diese Theorien, diese Gedanken immer noch sehr nützlich, sehr instruktiv für das chinesische Volk – und vielleicht nicht nur für die Chinesen, sondern auch für die Menschen in anderen Ländern. Denn der Konfuzianismus bedeutet, daß wir für Jeden, für jeden Teil der Gesellschaft, für jede Organisation innerhalb einer Gesellschaft deutlich machen müssen, was unsere Mission ist, unsere Position und unsere gemeinsamen Bemühungen für das gleiche Ziel.

Ich glaube daher, daß wir, insbesondere die chinesische Gesellschaft, einen neuen Konsens zwischen der Regierung, der Bevölkerung und den Unternehmern herbeiführen müssen, und zwischen China und einigen anderen Teilen der Welt.

Ich glaube, daß der Konfuzianismus in der Zukunft vielleicht Schiller und Goethe begegnen wird, denn ich denke, daß der Konfuzianismus in China vielleicht als das klassische Gesicht der chinesischen Kultur betrachtet werden sollte.

Ich stelle mir vor, daß wir, wenn wir erst einmal mehr Austausch zwischen China und Europa haben, insbesondere kulturellen Austausch, uns auch gegenseitig besser verstehen können. Vielleicht können wir dann voneinander mehr und mehr Lösungen für unsere eigenen Probleme erfahren. Ich denke, das sind gute Aussichten; aber wir müssen jetzt auch anfangen, es zu tun!

Vor einigen Tagen nahm ich an einer Konferenz in Brüssel teil, die stattfand zwischen einer Delegation von NGOs aus China und dem Wirtschafts- und Sozialausschuß der Europäischen Union. Wir sprachen da über die Idee eines kulturellen Austausches. Und wir erkannten einige Prinzipien an: Wir müssen die Diversität und die Unterschiede untereinander erkennen, bevor wir anfangen können, mehr Gemeinsamkeiten zu finden. Es ist mein Wunsch – und ich hoffe, daß das auch Ihr Wunsch ist -, daß wir versuchen können, mehr zu tun, für die letzte Chance der Menschheit

LaRouche – ein konfuzianischer Mentor

Schließlich möchte ich als chinesischer Gelehrter noch Herrn und Frau LaRouche meinen Tribut zollen. Ich weiß, daß die Beziehungen zwischen Herrn und Frau LaRouche und China schon 20 Jahre zurückreichen, als ein sehr bekanntes chinesisches Journal einen Artikel von Herrn LaRouche publizierte. In diesem Artikel sagte Herr LaRouche voraus, daß China damals noch etwas mehr tun müsse, sonst werde der Reichtum Chinas aus den ländlichen Regionen des Binnenlandes in die Küstengebiete und von dort in andere Länder exportiert werden. Und Herr LaRouche erinnerte uns auch daran, daß im damaligen China ein sehr schlechtes Denken vorherrschte – daß man nämlich so schnell wie möglich Geld verdienen müsse. Er sagte, das wäre gefährlich für das moralische System Chinas und gefährlich und schädlich für jene Leute, jene Eliten, die darüber entscheiden können, welche Richtung für China, als ein großes Land, die geeignete sei. Herr LaRouche hat damals vorgeschlagen, daß China zu einem klassischen, nationalen Wirtschaftsprinzip zurückkehren müsse, weil das die Grundlage für den Aufstieg aller großen Mächte des Westens gewesen sei.

Und vor zehn Jahren hat einer meiner Freunde, Herr Ding, ein Interview mit Herrn LaRouche geführt, und er sagte mir, daß er Herrn LaRouche sehr, sehr bewundere, weil dieser fast eine Legende sei; er sei jemand, der in einem westlichen Land lebt, aber trotzdem diese Art der Entschlossenheit habe und die westliche Zivilisation umgestalten wolle.

Die Zeit flieht, auch für das chinesische Volk. Wir haben immer jene Menschen respektiert, die glauben, daß sie ihr Leben um eines Zieles willen führen, als Konfuzianer. Erlauben Sie mir also, Herrn LaRouche einen konfuzianischen Mentor zu nennen.

Vielen Dank.


Jacques Cheminade: Eine Vision für Europa in Eurasien

Im Wortlaut

Liebe Freunde, verehrte Gäste,

betrachten wir das, was ich jetzt sagen werde, als einen Versuch, über das nachzudenken, was gestern geschehen ist und was sich heute weiter entfalten wird.

Zunächst einmal: Alles kann sich über Nacht ändern. Unsere Zeit ist eine, in der sich alles über Nacht ändern kann. Entweder beschließen wir, daß diese Veränderung zum besseren führen soll, legen unsere Identität in die Zukunft und kämpfen dafür, daß wir sie herbeiführen – oder wir sind als menschliche Kultur erledigt. Es gibt keinen dritten Weg, denn das derzeitige Weltsystem ist eine lebende Leiche.

Die Folgen der Unterwerfung unter das britisch-imperiale, monetaristische Gesetz werden, wie Lyn gestern schon sagte, von den höchsten Ebenen des britischen Systems laut angekündigt: die Reduzierung der menschlichen Bevölkerung von derzeit sieben Milliarden Menschen auf etwas mehr als eine Milliarde oder sogar noch weniger. Das bedeutet eine Politik des Massenmords, entweder durch organisierte Ausrottung oder durch einen thermonuklearen Krieg. Die Voraussetzungen, um die erforderlichen Lebensmittel für die jetzige Bevölkerung zu erzeugen, ganz zu schweigen von den mehr als neun Milliarden Menschen, die angeblich für 2050 erwartet werden, werden nicht erfüllt. Die Voraussetzungen für die Energieerzeugung werden nicht erfüllt. Die Voraussetzungen für wissenschaftliche Entdeckungen und technologische Verbesserungen werden nicht erfüllt.

Eine mörderische Politik

Das Resultat ist tragisch und nicht von der Hand zu weisen. Kein informierter Mensch kann behaupten, er wisse nicht, wohin diese Politik führt. Es ist wie im Nürnberger Tribunal – „wußte, oder hätte wissen müssen“ – und es gibt keine Entschuldigung. Aber die europäischen Staatsoberhäupter verhalten sich so, als ob sie diese Zeitbombe bedienen müßten: Sie reagieren mit Sophismen und Kompromissen auf die mörderischen Bedingungen, die in Griechenland, Zypern, Portugal, Spanien, in Italien und schon bald auch in Frankreich und Deutschland selbst geschaffen werden. Ihre Politik verbreitet Mord, denn ihr Geist ist beherrscht von einer Kultur des Todes.

Betrachten Sie die Ausbreitung von Tuberkulose und Malaria in Griechenland, sehen Sie die griechischen Kinder, die, wie gestern berichtet wurde, den Müll durchsuchen, und die Erwachsenen, die in diesem Winter Bäume in privaten Gärten, in öffentlichen Parks und an den Straßen gefällt haben, um Holz zu haben, damit sie im Winter nicht erfrieren. Sehen Sie die Massen von Menschen in Spanien, die aus ihren Wohungen geworfen werden, Menschen, die sterben, weil es keine Medizin gibt – in Griechenland, Zypern, Portugal und Spanien. Betrachten Sie auch die steigende Zahl von Selbstmorden, nicht nur dort, sondern auch in Italien und Frankreich. Es gibt jetzt Arbeiter in Frankreich, die sich selbst anzünden – nicht nur Arbeitslose, sondern auch solche, die an den unerträglichen Arbeitsbedingungen zerbrechen. Es ist nicht bloß in irgendwelchen fernen Ländern, es kommt zu uns, zu uns allen, hier und jetzt. Sogar nach Deutschland, das nur noch in den verzweifelten Illusionen der Erniedrigten und Beleidigten des Südens ein sicherer Hafen ist.

Wenn wir diese Zustände betrachten, sie als Bezugspunkt nehmen, dann ist die Zukunft Europas bei der eurasischen Zusammenarbeit nichts anderes als die Übertragung einer Geschlechtskrankheit. Das ist der unmittelbare Grund dafür, warum ein Paradigmenwandel nicht nur notwendig, sondern zwingend notwendig ist. Die Zukunft Europas liegt in einer eurasischen Kooperation, vorausgesetzt, wir ändern unsere Art, zu denken und zu handeln. Das bloß als eine einfache wirtschaftliche Entscheidung innerhalb des gegenwärtigen Systems zu betrachten, wäre nicht nur unehrlich, sondern auch idiotisch.

Die Wahrheit ist, daß es keinen europäischen Aufschwung geben kann ohne die Entwicklung des Mittelmeerraums und Afrikas, und diese Entwicklung kann nicht stattfinden ohne die Entwicklung ganz Eurasiens und dessen Entwicklung nicht ohne den Aufbau der Weltlandbrücke. Das ist keine Frage einer logischen Verkettung, es ist eine Frage der politischen Notwendigkeit. Unser Feind operiert im Weltmaßstab, und deshalb müssen auch wir im Weltmaßstab operieren, von oben her. Es kann heute keine Lösung für irgendwelche Einzelfragen geben, wenn wir nicht die Ursache aller dieser Fragen anpacken. Mit anderen Worten: Für eine europäische Zukunft in einer eurasischen Kooperation müssen wir helfen, die Veränderung an der Spitze herbeizuführen – und das heißt, in den Vereinigten Staaten.

Gegenwärtig sind die Vereinigten Staaten und Europa besetzte Länder, und der Kampf, uns von den Fesseln dieser Besetzung zu befreien, sollte und muß als ein transatlantischer gesehen werden. Es gibt absolut keine Möglichkeit, wie Europa oder irgendein europäisches Land das aus sich selbst heraus tun kann. Das geht nicht.

Das bedeutet nicht, daß die europäischen Länder darauf warten sollten, bis sie durch einen Umbruch in den Vereinigten Staaten befreit werden, sondern es bedeutet, daß wir uns selbst, als individuelle Menschen, als Verbindung zwischen Europa und den Vereinigten Staaten betrachten müssen, um zu helfen, daß der Umbruch in den Vereinigten Staaten so schnell wie möglich erfolgt. Das ist der Ausgangspunkt für die Zukunft Europas in Eurasien, und er liegt notwendigerweise in den Vereinigten Staaten.

Der wahre Feind ist das Britische Empire

Die zweite Wahrheit, die wir identifizieren müssen, ist die wahre Natur des Feindes, des Britischen Empires. Es ist nicht „britisch“ im Sinne einer Nationalität, es ist britisch im Sinne des Empires, das Empire des „Reichs der Tiere“, wie es Lyndon LaRouche nennt. Es behandelt Menschen wie Tiere und fördert zu diesem Zweck die schlimmste aller Drogen im Menschen: die Droge des Geldes und des Glückspiels. Es hält sie gefangen im Empire des Geldes und des Zwangs zum Spielen, fasziniert zu sein von einem morbiden Spiel, um auf Kosten aller anderen obenauf zu sein – das genaue Gegenteil von „Nutzen, Ehre und Vorteil des anderen“, dem Prinzip des Westfälischen Friedens als Grundlage für die Schaffung von Nationalstaaten. Dieses Empire ist darauf aus, sowohl die individuelle Souveränität der Menschen als auch die Souveränität der Nationalstaaten zu beseitigen.

Wir befinden uns jetzt in der Endphase. Nach den Morden an den Brüdern Kennedy und Martin Luther King erzeugte es in einem Maße, das in der Weltgeschichte ohne Beispiel ist, sowohl fiktives Kapital als auch fiktive Pseudo-Güter. Mit Pseudo-Gütern meine ich Dinge, die so produziert werden, daß sie schnell kaputtgehen, um die Menschen zu zwingen, sie erneut zu kaufen, um sie zu ersetzen, und zwar mit Hilfe von Krediten, die ihnen von den Banken gegeben werden, ohne daß dabei irgendwelche tatsächlichen technologischen Fortschritte für die Wirtschaft gemacht werden. Wir haben einen Punkt erreicht, an dem die Pyramide der Schulden und Kredite nur durch Hyperinflation – den „Bail-out“ – und die Plünderung des Besitzes der Bürger – den „Bail-in“, bei dem die Guthaben in den Banken in Beschlag genommen werden – aufrecht erhalten werden kann.

Das ist kein Kapitalismus mehr, denn der Respekt für das Privateigentum wird den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Es ist kein Kapitalismus mehr, nicht einmal mehr Finanzkapitalismus, denn das System kauft die Menschen weiterhin durch Kredite und Schrottwaren. Es ist ein Finanzfaschismus geworden, der auf der Plünderung aller beruht – aller außer jenen, die durch einen elektrifizierten finanziellen und polizeilichen Ringzaun geschützt werden. Und das ist es, was die britische Oligarchie jetzt direkt vor unseren Augen durchführt. Der Kampf gegen diesen Feind, der nichts anderes ist als eine modernisierte Version des alten Römischen Reiches, bildet die Grundlage der gemeinsamen Zukunft Europas und Eurasiens.

Die entscheidende Rolle der Vereinigten Staaten

Die entscheidende Rolle der Vereinigten Staaten liegt nicht – wie manche Leute in Europa fälschlicherweise meinen – in ihrer physischen Macht, sondern in der Macht ihrer Verfassung, wie LaRouche hier gestern betont hat: ihrer Hamiltonischen Verfassung, die sich ausdrücklich gegen das Britische Empire, gegen das System der oligarchischen Räuber richtet. Sie beruht auf der Tatsache, daß die Existenz der menschlichen Gattung außerhalb der Grenzen des Lebens, wie sie das Tierreich definiert, liegt. Deshalb beruht die amerikanische Verfassung auf den Bedingungen, die für das zukünftige gemeinsame Wohl aller geschaffen werden müssen, und nicht auf einer Extrapolation oder Deduktion der gegenwärtig gegebenen Bedingungen. Sie ist eine „Wette auf die Zukunft“, aber keine Wette auf die zukünftigen Preise auf irgendeinem Finanzmarkt.

Zum Aufbau dieser Zukunft ist eine Nationalbank erforderlich, die den öffentlichen Kredit sichert, der zurückgezahlt wird durch die Entwicklung, die die damit verbundenen Investitionen erzeugen. Das ist, einfach gesagt, das Prinzip der Hamiltonischen Wirtschaft, wie sie in der amerikanischen Verfassung vorgesehen ist, der Vergabe von Krediten für die menschliche Fähigkeit, im physischen Universum schöpferisch tätig zu sein – und nicht für Wetten auf den „Märkten“. Wiederum ist hier der Ausgangspunkt das, was LaRouche als „den wichtigsten Unterschied zwischen dem menschlichen Leben und dem aller anderen Formen des Lebens“ bezeichnet, „die Fähigkeit der menschlichen Gattung nämlich, eine Steigerung der Qualität der Energieflußdichte absichtlich herbeizuführen, was im Fall der menschlichen Gattung der systemisch funktionale Unterschied qualitativer Aufwärtssprünge zu bewußt gewählten höheren Größenordnungen der Energieflußdichte ist.“

Das ist ein sehr wichtiger Aspekt des „Fortschritts“, der keine unendliche Ausdehnung des bereits Bestehenden ist; er ist im Grunde nichts quantitatives, sondern er ist die Schaffung der Voraussetzungen für diese qualitativen Sprünge in die Zukunft. Nicht Pseudo-Güter auf einem relativ gleichbleibenden technologischen Niveau, die mit Spielgeld gehandelt werden, sondern Serien neuer Produkte, die auf der Anwendung neuer physikalischer Prinzipien beruhen.

Und genau das ist es, was die Oligarchie des Empire um jeden Preis verhindern will, weil es die Frage der notwendigen schöpferischen Freiheit des Menschen aufwirft. Ohne die Freiheit des Menschen gibt es keine Schöpfung. Die Oligarchie will ein unveränderliches Universum verwalten, unveränderlich in Raum und Zeit, und wenn die Bedingungen der Unveränderlichkeit ihrer Macht, ihrer Kontrolle nicht erfüllt sind, dann wird ihre Politik immer zerstörerischer, so wie gestern das Römische Reich und heute das Britische Empire. Geld, das unter normalen Bedingungen nur ein Idiot ist, wird dann zum Verbrecher.

Um etwas Nützliches für die Zukunft Eurasiens zu tun, müssen unsere Länder und Menschen in Eurasien daher die Bedeutung der Veränderung in den Vereinigten Staaten verstehen, d.h. die kombinierte Wirkung des Glass-Steagall-Prinzips und eines staatlichen Kreditsystems, die expliziten und impliziten Grundlagen für die amerikanische Verfassung, wie sie in den Vereinigten Staaten unter Franklin Delano Roosevelt und auch in Europa beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg angewandt wurden. Seit dem Tod von Roosevelt und der Ermordung von John Kennedy wurde dieses Verfassungsprinzip in den Vereinigten Staaten verraten und ersetzt durch das britische, monetaristische System. In Europa ist es noch schlimmer: Unsere Staats- und Regierungschefs wurden Lakaien des britischen Systems und Feinde ihrer eigenen Staaten. Die erneute Bekräftigung der Verfassung in den Vereinigten Staaten, wo es den Bezug zu diesem Prinzip gibt, ist daher die Aufgabe für Europa und Eurasien.

Es bedeutet zunächst einmal Glass-Steagall, von Amerika, von den Vereinigten Staaten ausgehend über die ganze Welt als ein globales Glass-Steagall zu verbreiten. Das ist nicht bloß die Trennung der Geschäftsbanken und Investmentbanken, es ist ein anti-monetaristisches Prinzip – ein Prinzip! -, um die hyperinflationäre Plünderung zu stoppen: Die Banken, die auf die Märkte gewettet haben, werden sich selbst überlassen, ohne Bail-outs oder Bail-ins, und werden deshalb offiziell für bankrott erklärt. Sie sind bereits lebende Leichen, Glass-Steagall wird ihr Totenschein sein und für uns alle die Befreiung von ihrer mörderischen Verschmutzung der Umwelt – der eigentlichen Umweltverschmutzung.

Vielleicht erwarten das alle europäischen Staats- und Regierungschefs oder einige, aber sie haben nicht den Mut, sich dem Britischen Empire entgegenzustellen, wie man an der vorgetäuschten Bankenreform in Frankreich sieht. Sie haben sich historisch so tief in dieses System hineingestürzt, das System des britischen Empire, daß selbst jene, die nicht seine direkte Komplizen sind, sich wie Hasen verhalten, die vom Scheinwerferlicht eines daherkommenden LKW gefangen sind: sie sind gelähmt durch ihre Furcht.

Deshalb ist es die erste Schlacht im Kampf für die Zukunft Europas in Eurasien, uns dort für das Glass-Steagall-Prinzip einzusetzen, wo wir gewinnen können, nämlich in den Vereinigten Staaten, und es dann in Europa als Wiedergeburt des Aufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg zu übernehmen, als Grundlage für eine gemeinsame europäisch-eurasische Erholung vom Atlantik bis zum Chinesischen Meer.

Das bedeutet, den Kampf der Freunde Lyndon LaRouches sowohl in Europa als auch in Eurasien bekannt zu machen und zu verbreiten; das ist unsere Aufgabe, diese Aktivitäten hier bekannt zu machen. Und deshalb sind sie hier – deshalb ist heute Diane Sare hier unter uns. [Applaus.] Weil wir sie brauchen! Wir brauchen sie als einen inspirierenden Impuls, einen wesentlichen Hebel, um uns den Mut zu geben, uns selbst von dem zu befreien, was wir aus uns haben machen lassen.

Die positive Ergänzung zu Glass-Steagall ist ein System des öffentlichen Kredits: Sobald der Augiasstall gesäubert ist, brauchen wir eine Maschine, um unsere Zukunft aufzubauen. Das wiederum ist die Idee des Hamiltonischen öffentlichen Kredits auf der Grundlage des Prinzips der Nationalbank, nämlich, der Oligarchie nicht zu erlauben, daß sie das staatliche Privileg, Zahlungsmittel auszugeben, an sich reißt. Die Rückerstattung des Kredits wird bewirkt durch die Leistungen, die mit Hilfe dieses Kredits erreicht worden sind. Unsere Publikationen haben gezeigt, was damit getan werden könnte, sogar schon auf dem gegenwärtigen technischen Stand: die Eurasische Landbrücke, ein Wirtschaftswunder für die Mittelmeerregion und Afrika, einen weltweiten New Deal, wie wir in unserer Kiedricher Resolution vom 16. September 2007 gesagt haben.

Selbstmörderischer Pessimismus

Es ist hier nicht meine Absicht, auf die verschiedenen Aspekte dieser Projekte näher einzugehen, sondern zu zeigen, was uns entgeht, wenn wir sie nicht in Gang setzen. Was uns derzeit wirklich fehlt, ist eine Zukunft für die Menschheit. Tatsächlich verhindert das Euro-System die Schaffung einer Kreditordnung. Es wurde geschaffen, um den Aufbau dieser Ordnung zu verhindern, und es bewirkt Austerität für die Menschen und das bedeutet eine Politik des Massenmords und sichere Häfen für die durch Ringzäune geschützten Herrschaften und Mächte.

Das ist der wichtigste Grund, warum das Euro-System aufgegeben werden muß – nicht bloß als eine einfache monetäre Frage, sondern als ein monströses System, das geschaffen wurde, um die physische Wirtschaft zu zerstören, ein seinem Wesen nach bösartiges System und kein ehrlicher Fehler, wie Herr Lucke fälschlicherweise und dummerweise glauben mag. Unsere Projekte bedeuten, mit einem Wort, daß wir statt dessen die Tore der globalen Konzentrationslager öffnen, die von der Oligarchie des Britischen Empire und seinen Verbündeten geschaffen wurden. Sehen Sie Griechenland, Portugal, Spanien an, und sehen Sie unsere Projekte an: Es ist der Unterschied zwischen Leben und Tod, nicht bloß der Unterschied zwischen zwei zur Verfügung stehenden Programmen.

An diesem Punkt in unserem gegenwärtigen Europa angekommen, treffe ich viele Menschen, die sagen: „Ja, ja, Sie haben ja recht, Sie haben recht, aber es ist nicht möglich, dorthin zu kommen, es ist utopisch, es ist zu schön, um wahr zu sein, zu schön, um es tun zu können.“ Dieser selbstmörderische europäische Pessimismus ist unser schlimmster Feind, eine induzierte Waffe der britischen Oligarchie, in einem Moment der Entscheidung zwischen Selbstzerstörung und einer besseren Zukunft, der perfectibilitas humanitas [Vervollkommungsfähigkeit der Menschheit]. Was hier und jetzt auf dem Spiel steht, ist das Verständnis und die Fähigkeit des menschlichen Geistes die Zukunft zu meistern und zu verbessern und rational an eine Verbesserung zu glauben, die möglich ist – und nicht nur möglich, sondern notwendig.

Vorbild Nikolaus von Kues

An diesem Punkt – um ein Gefühl davon zu vermitteln, was Europa Eurasien als Geschenk für unser gemeinsames Schicksal geben kann – bin ich überzeugt, daß es mehr als legitim ist, das Beispiel eines Mannes anzuführen, der in einem ähnlichen Moment des Wandels wie in unserer Zeit gekämpft hat, zwischen dem Mittelalter und der Moderne, der Mann der Renaissance nach der Großen Pest des 14. Jahrhunderts und während des Hundertjährigen Krieges im 14. und 15. Jahrhundert: Kardinal Nikolaus von Kues. Er ist einer der größten Denker in der Geschichte der Menschheit, doch glauben Sie bloß nicht, er habe sich in einem Kloster niedergelassen, um zu „denken“. Er nahm teil am öffentlichen Leben seiner Zeit, und, das sagen wir nicht oft genug, oft unter Einsatz seines Lebens. Er mußte die religiösen Organisationen in einer Region Europas reformieren, die von der Schweiz bis Hamburg reichte und von Löwen in Belgien bis Magdeburg, ein ansehnlicher Teil Eurasiens. Er war zweimal in der Festung Andraz inhaftiert und mußte alles aufgeben, was ihm gehörte.

1438, als er die Theologen aus Konstantinopel zum Konzil von Florenz begleitete, erfand er das Konzept, das seiner gesamten Theologie und Philosophie zugrunde liegt, die coincidentia oppositorum, das Zusammenfallen der Gegensätze. Dieses Konzept ist wesentlich für die Weltgeschichte und insbesondere für unseren entscheidenden Moment hier und heute, ebenso wie in Florenz 1439. Denn es definiert von oben her, wie Ideen oder Kräfte, die sich auf einer gewissen Ebene zu widersprechen scheinen, nach einem „Sprung“ über alle bestehenden Verbindungen oder Trennungen hinaus auf einer höheren Ebene zusammenkommen können. Diese Sprünge entsprechen genau den qualitativen Aufwärtssprüngen, die ein System öffentlichen Kredits herbeiführen soll, und auch der Grundlage für einen Dialog der Religionen, den Cusa später in seinem Werk De Pace Fidei ausgeführt hat, als den gemeinsamen Vorgeschmack, die gemeinsame pregustatio der Wahrheit im Streben nach der Einigkeit Europas und Eurasiens heute.

Was daran so revolutionär ist, ist, daß das Konzept der coincindetia oppositorum das genaue Gegenteil des Prinzips der Widerspruchsfreiheit des damals vorherrschenden aristotelischen Kultes ist! Das Prinzip der Widerspruchsfreiheit wirkt in einer Welt der feststehenden, formalen Logik, der gesteuerten Rituale, die den Geist daran hindern, die Ebene der intellektuellen Einbildungskraft zu erreichen, um im „Glanz der Wahrheit“ neue Prinzipien zu entdecken. Da haben wir es: Die Welt der Oligarchie ist die aristotelische Welt einer begrenzten, unveränderlichen Natur, im Gegensatz zur Entdeckung neuer Naturprinzipien und in Opposition gegen jeden Wandel. „Es geht nicht, es ist zu schön, um wahr zu sein, es ist nicht möglich – es ist sogar unmöglich!“ Das ist auch heute wieder genau die Welt der europäischen und transatlantischen Oligarchie, und Cusa gibt uns die Schlüssel, um aus ihr auszubrechen.

In seiner Zeit fand er, nach Diskussionen mit seinem Freund Toscanelli, die Lösung darin, dem Zugriff der europäischen Oligarchie durch das Erreichen eines neu zu findenden Landes zu entgehen. Diese Mission, die zunächst Kolumbus und später der Mayflower übertragen wurde, führte zur Geburt des amerikanischen Prinzips der Massachusetts Bay Colony, des Amerikas der Mathers, Hamiltons, Lincolns und Roosevelts, das auf dem Aufstieg der Menschheit durch die Transformation des Menschen und der Natur zum allgemeinen Wohl beruhte, dem Prinzip des Gemeinwohls und dem Dienst an den zukünftigen Generationen.

Das ist, über die Bevölkerung und das Territorium hinaus, Amerika als Prinzip, als System der menschlichen schöpferischen Kraft. Das ist es. Es existiert in der gegenwärtigen Organisation der amerikanischen Präsidentschaft nicht, aber es existiert dort als Prinzip, und es ist unsere Aufgabe, dieses Prinzip zu verwirklichen und seine Wiedergeburt herbeizuführen.

Unsere Aufgabe heute ist, diesen Prozeß des Werdens, der mit der Entdeckung und der Gründung der Vereinigten Staaten verbunden war, durch die Entwicklung Eurasiens und darüber hinaus fortzusetzen, mit einer Weltraumpolitik, angefangen mit der Verteidigung des Planeten. Das ist der Zustand, in dem der menschliche Geist seine Integrität erhalten kann.

„Tagträumer, Tagträumer!“, so hören wir in Europa manche sagen. Und einige schreien von ihrer Stellung im tiefen, gefrorenen Tal des Aristotelismus aus: „Es ist unmöglich, es ist unmöglich!“

Ihre Blindheit verwechselt ein Gedankenexperiment mit Tagträumen. Sie haben keinen Sinn für das, was es ist. Tagträume? Nun, die Antwort ist, daß der gleiche Cusa, der diese philosophischen und theologischen Konzepte entwickelte, es war, der in seinem Dialog Idiota, De Staticis Experimentis (Der Laie über Versuche mit der Waage), die Prinzipien der gesamten modernen Mechanik und Medizin entwickelte, durch sein Konzept des Wissens durch Wiegen, wobei das Gewicht eine Reflektion einer höheren Realität ist: Das Messen des menschlichen Gewichts, seiner Atmung, seines Atems, seines Urins, entsprechend seinem Alter, um den physischen Gesamtzustand festzustellen, der sich hierin zeigt, und gleichzeitig, in der gleichen Weise, mit dem gleichen Vertrauen, Musik, astronomische und meteorologische Instrumente zu entwickeln – Hygrometer, Barometer und auch Pegel. Der wichtige Punkt ist, daß es ein Philosoph war, der ein Prinzip des vollkommenen Gleichgewichts aufstellte, das in der Lage ist, die Unvollkommenheit der menschlichen Sinne auszugleichen; es war dieser Philosoph, der die Grundlage für die mechanische Wissenschaft legte, und nicht ein Aristoteliker, der von mechanischen Beziehungen zwischen Objekten besessen war!

Ich möchte es jetzt noch in einer anderen Weise ausdrücken, die mit der gestrigen Diskussion über Energie zusammenhängt: Energie und Kraft sind als zwei entgegengesetzte Spezien zu verstehen. Das aristotelische, oligarchische Konzept ist das der Energie. Es ist linear, es berücksichtigt die produzierten Einheiten, nimmt dann deren Menge und addiert die Einheiten, unabhängig von dem Prozeß ihrer Erzeugung. Das ist Fleisch für akademische Esel, eine mathematische Sackgasse.

Das antiaristotelische, Kusanische und Leibnizianische Konzept ist das der Kraft. Es mißt die Steigerung der Flußdichte durch den Produktionsprozeß, was dem Niveau der Produktivkräfte der Arbeit pro Kopf und pro Quadratkilometer entspricht. Das ist nicht Fleisch, sondern Substanz für kreative Geister. Es bedeutet die Zukunft, die durch den Fortschritt erreicht wird. „Schreitet voran, schreitet voran“, sagte LaRouche gestern. Es bedeutet Kernfusion, und es bedeutet Kernfusion als Weg zum Mars.

Ich muß hinzufügen, daß es Helga Zepp-LaRouche war, als Expertin für die kreative Entschlossenheit Cusas, die das Prinzip der Eurasischen Landbrücke erdachte, und nicht eine Versammlung gelehrter Esel, die durch ihre formelle Expertise geknebelt und zufrieden sind mit dem Futter, was ihnen die Akademien geben. Sie war es.

Cusa selbst nimmt auf eine sehr interessante Weise Stellung, um seinen Optimismus über den menschlichen Geist zum Ausdruck zu bringen, in seiner Jagd nach der Weisheit, seinem vorletzten Werk: „Da ich jetzt in dem Buch des Diogenes Laertius Über das Leben des Philosophen über die verschiedenen Jagden der Philosophen nach der Weisheit gelesen habe, war ich gezwungen, meinen Geist dieser so angenehmen Spekulation zu widmen, da dem Menschen nichts köstlicheres widerfahren kann.“ Und er schließt: „Daher glaube ich, daß ich das rohe und noch nicht vollständig gereinigte Konzept meiner Jagden, De venatione sapientae, so weit entwickelt habe, wie es mir möglich ist, und lege nun dies alles ihm vor, der so viel besser in der Lage ist, über diese erhabenen Gegenstände nachzudenken.“

Nun – wer ist ihm? Wir! Wir sind es! Wir sind herausgefordert, nach der Weisheit zu jagen, herausgefordert, voranzuschreiten und das Unmögliche möglich zu machen, was das erfreulichste ist, was man leisten kann, weil es das am meisten menschliche ist.

Glass-Steagall, eine Kreditpolitik, die Eurasische und die Weltlandbrücke, eine Politik zur Verteidigung der Erde – das sollte die europäische Philosophie sein, die sich im Prozeß einer aktiven, leidenschaftlichen Jagd entwickelt; es sollte unsere gemeinsame europäische, eurasische Philosophie sein, um die Menschheit aus ihrer Grube herauszuheben.

Wie ich schon sagte, alles kann sich über Nacht ändern und es hängt von uns ab, daß dies zum Guten wird, und nicht zu dem, was die Briten für uns vorbereitet haben, eine Hölle auf Erden.

Vielen Dank.


Daisuke Kotegawa: Zwei verlorene Jahrzehnte für Europa und die USA?

Im Wortlaut

Auf der Konferenz des Schiller-Instituts am 13.-14.4. gab Daisuke Kotegawa, der viele Jahre lang im japanischen Finanzministerium tätig war, bevor er Vertreter Japans beim IWF wurde, einen Einblick in die Bankenrettungspolitik in den USA und Europa.

Als Direktor im Finanzministerium war ich 1997 und 1998 verantwortlich für die Abwicklung großer Finanzinstitute in Japan, darunter Yamaichi Securities, LTCB und NCB. Damals gelang es uns, das Ausmaß der Firmenschließungen zu begrenzen und zu verhindern, daß Japan zum Epizentrum der Weltwirtschaftskrise wurde. Als die Finanzinstitute im Laufe eines Wochenendes geschlossen wurden, wickelten wir damals alle grenzüberschreitenden Geschäfte, u.a. sehr große Derivatgeschäfte, ab. Eine solche Abwicklung wurde von den Behörden der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs bei der Liquidierung von Lehman Brothers nicht durchgeführt, und das löste die weltweite Wirtschaftskrise aus.

Trotz unseres Erfolges gab es heftige Kritik, u.a. von nationalen und internationalen Meinungsführern, die heute mit der Krise zu kämpfen haben, wie etwa Larry Summers. Infolgedessen wurden Ermittlungen gegen führende Beamte durchgeführt, und ich verlor mehrere Kollegen, die ins Gefängnis mußten oder Selbstmord verübten, ähnlich wie Vorstände größerer gescheiterter Geldinstitute.

Es ist recht seltsam, zu sehen, daß diejenigen Japaner, die so hart dafür arbeiteten, die weltweite Wirtschaftskrise zu verhindern, so hart bestraft wurden, während von den Verantwortlichen [für die jetzige Krise] keiner bestraft wurde.

Dabei ist es für mich als Überlebenden der Krise leicht vorauszusehen, was als nächstes in der laufenden Krise geschehen wird – ein Déjà Vu von vor zehn Jahren.

Der Lehman-Schock

Warum leiden die Menschen in Europa unter der Wirtschaftskrise? Die Antwort ist einfach. Die Blase, die seit Anfang der 2000er Jahre aufgebaut worden war, explodierte mit dem Lehman-Schock. Was ist nun eine wirtschaftliche Blase? Eine Wirtschaftsblase entsteht, wenn die Menschen träumen, die Prosperität werde für immer anhalten. Im Fall von Japan träumten die Menschen, die Immobilien- und Aktienpreise würden immer weiter steigen.

Was geschah in der westlichen Welt? Die jetzige Krise wurde ausgelöst durch die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes 1999. Diese Änderung der Politik erlaubte es den Investmentbanken, die von den Geschäftsbanken angesammelten Einlagen als Geldquelle für ihre Geschäfte anzuzapfen, die manchmal auch als Glücksspiele bezeichnet werden könnten.

Sie bereitete auch die Bühne dafür, daß die Verluste aus den Geschäften der Investmentbanken durch die Injektion öffentlicher Gelder gedeckt werden konnten, um das Finanzsystem zu retten. Der Umfang der Geschäfte der Investmentbanken, einschließlich der Derivatgeschäfte, wuchs in den Himmel. Falsche, virtuelle und imaginäre Profite aus diesen Geschäften brachten den Investmentbankern enorme Gehälter und Boni. Die Investmentbanken an der Wall Street, wie Goldman Sachs, Merrill Lynch, Morgan Stanley und JP Morgan, und in der Londoner City, wie Barclays, Royal Bank of Scotland und Lloyds, machten beispiellose Profite. Institutionen außerhalb der angelsächsischen Länder, die z. T. amerikanisiert wurden, wie die Deutsche Bank und UBS, folgten dem Beispiel.

Einen weiteren imaginären Geldsegen erlebte man in Europa, in der Zeit dessen, was man die „Blase der EU-Mitgliedschaften“ nennen könnte. Neue EU-Mitglieder und manchmal auch Beitrittskandidaten erfreuten sich außergewöhnlicher Kapitalzuflüsse, was dort zu einem steilen Anstieg von Löhnen und Immobilienpreisen führte. Manchmal wurden die Mitgliedschaftskriterien auf Vorschlag von Investmentbanken mit Hilfe von Derivaten manipuliert. Doch mit der Lehman-Brothers-Pleite sind diese Blasen 2008 geplatzt.

Was hat man daraus gelernt?

In den USA und Europa hat man scheinbar nichts aus der Krise Ende der 1990er Jahre gelernt in Bezug darauf, wie man hätte versuchen sollen, das Vertrauen der Finanzmärkte wiederherzustellen, und in Bezug auf den Unterschied zwischen einer regulären Abschwächung der Wirtschaft und der Krise, die durch einen Finanzkrach ausgelöst wurde. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, angefangen mit der Krise in Mexiko 1994, gefolgt von der Asienkrise und der Finanzkrise in Japan, zu der es in der Zeit kam, als ich im Finanzministerium arbeitete.

Wie ich immer wieder betont habe, gibt es zwei wesentliche Schritte, die Länder unternehmen müssen, um mit einem durch einen Finanzkrach ausgelösten Zusammenbruch der Wirtschaft umzugehen: Erstens müssen sie das Vertrauen in ihr Finanzsystem wiederherstellen, und zweitens, müssen sie ihre reale Wirtschaft durch ein Konjunkturprogramm wieder in Gang bringen.

Um das Vertrauen in das Finanzsystem wiederherzustellen, müssen die Staaten dreierlei Sicherheitsnetze schaffen: Sie müssen

1) einen Mechanismus schaffen, um Finanzinstitute zu stützen,

2) ein System schaffen, durch das notleidende Kredite erfaßt werden, und

3) ein System schaffen, durch das die Regierung die Kreditvergabe zwischen den Banken garantiert.

Diese Sicherheitsnetze wurden in der transatlantischen Region im Oktober 2008, nach dem Lehman-Schock, geschaffen. Aber die Reihenfolge, in der man diese Maßnahmen ergriffen hat, um mit diesen Systemen zu arbeiten, war vollkommen falsch.

Lassen Sie mich ihnen ein Ideal präsentieren, was man hätte tun sollen:

1) Eine gründliche Untersuchung der Bilanzen durch staatliche Behörden auf der Grundlage der tatsächlichen Marktpreise, um die Summe der notleidenden Kredite ehrlich zu berechnen.

2) Solche Berechnungen hätten eine beispiellose Menge an notleidenden Krediten ergeben, weil es nach dem Lehman-Schock gar keine börsennotierten Kurse für verbriefte Papiere mehr gab.

3) Die meisten großen Banken der westlichen Welt, insbesondere Investmentbanken, wären dadurch weitgehend zahlungsunfähig geworden.

4) Die Gesamtmenge der staatlichen Gelder, die zur Stützung dieser Banken benötigt werden, muß ehrlich berechnet und offengelegt werden. Dieser Prozeß ist notwendig, um den Markt über das Ausmaß der Probleme zu informieren und, wenn die Stützung durchgeführt wurde, das Vertrauen wiederherzustellen, indem man zeigt, daß die gesamte Menge der notleidenden Kredite durch die Injektion der öffentlichen Gelder abgedeckt ist und daß die überlebenden Banken gesäubert wurden.

5) Die meisten Investmentbanken müßten liquidiert werden, weil die Menge der öffentlichen Gelder, die zu ihrer Rettung benötigt würde, größer ist als die Menge, die aufgebracht werden kann.

6) Die Manager und Aufsichtsräte der gescheiterten Institute, die öffentliche Gelder benötigen, müssen vor Gericht gestellt werden, weil sie verantwortlich dafür sind, daß Steuergelder benötigt wurden, um das Finanzsystem zu retten.

Aber im Fall der Vereinigten Staaten und der europäischen Länder wurden solche vollkommen neutralen und zuverlässigen Finanzprüfungen niemals durchgeführt. Statt dessen führte man eine Scheinprüfung – die sog. Stresstests – ein, um die Aufmerksamkeit davon abzulenken. Banken, die man schon längst hätte für insolvent erklären sollen, haben ihre Bilanzen geschönt. Ohne eine solche Transparenz ist es aber nicht möglich, alle Teilnehmer der Märkte davon zu überzeugen, daß die Bilanzen all dieser Finanzinstitute wirklich bereinigt sind.

Eigene Ratschläge nicht befolgt

Dies ist eine Anekdote: Als wir in Japan unter der Finanzkrise litten, erhielten wir viele Ratschläge und Belehrungen von prominenten Ökonomen aus den USA. Auch von Larry Summers. Diese Ratschläge kann man wie folgt zusammenfassen:

1) Die Banken sollten zu einer „harten Landung“ gezwungen werden, d.h., sie sollten liquidiert werden.

2) Bei der Berechnung der notleidenden Kredite sollte man sich an die Marktpreise halten.

3) Leerverkäufe sollten nicht gestoppt werden.

4) Banken sollten nicht gestützt werden.

Wie Sie sich sicher erinnern werden, wurden diese Ratschläge nach dem Lehman-Schock von denen, die sie uns gegeben hatten, nicht befolgt.

Wenn man den Großteil der Investmentbanken geschlossen hätte, dann wären die europäischen Staatsanleihen nicht mit Leerverkäufen und Kreditausfall-Swaps von Investmentbanken attackiert worden, die damit verzweifelt nach kurzfristigen Profiten jagten, um ihre Pleite abzuwenden. Solche Angriffe führten dazu, daß sich die Haushaltslage verschärfte, obwohl die Regierung eigentlich die Konjunktur ankurbeln müßte, weil es für  Haushalte und Unternehmen nötig war, ihre Ausgaben wegen Überschuldung drastisch einzuschränken.

Wie schon gesagt, es wurde durch die Angriffe der Investmentbanken auf Regierungsanleihen sehr schwierig gemacht, ein Konjunkturpaket zu aktivieren. Die europäischen Behörden haben die Verantwortlichen der Banken, die diese Krise verursachten und am meisten davon profitierten, auch nicht angeklagt und verurteilt. Statt dessen riet man zur völlig falschen Politik, nämlich Austerität, und legte die Bürde dem Steuerzahler auf. Das ist eine lächerliche Situation, und wenn eine so dumme Politik weitergeht, wird Europa, fürchte ich, unter zwei verlorenen Jahrzehnten leiden.

Zypern: eine dumme und verrückte Politik

Ich möchte bei dieser Gelegenheit gerne noch etwas zu der dummen und verrückten Politik sagen, die von den EU-Behörden gegenüber Zypern verfolgt wurde. Es ist von größter Bedeutung, ein gewisses Maß an Einlagen für alle Anleger des Landes zu garantieren. Deshalb gibt es jetzt in den meisten Ländern eine gewisse Grenze bis zu der alle Einlagen in jeder Finanzkrise geschützt sind. Aber was in Zypern geschah, war das genaue Gegenteil dieser Politik: Sie versuchten, ein System durchzusetzen, in dem auch die Sparer einen Teil ihrer Einlagen verloren hätten. Das wird das Vertrauen in das Finanzsystem vollkommen zerstören und dadurch die Finanzkrise verschärfen.

Ich kann nicht verstehen, warum die Leute in Brüssel eine so dumme Politik verfolgen, die zur Aufrechterhaltung des Vertrauens in das Finanzsystem – auf den ersten Blick für jedermann ersichtlich – eine vollkommen falsche Politik ist.

Lassen Sie mich ausführen, warum. Wie Sie wissen, kann eine Bank so lange arbeiten, solange sie mindestens 10% ihrer Vermögenswerte als Eigenkapital hält. Das Wesentliche im Bankgeschäft ist die Schaffung von Vertrauen. Nehmen Sie als Beispiel eine Bank, die insgesamt Vermögenswerte von 100 Mio. hat. Sie hält diese 100 Mio. nicht zur Verfügung, um sie auszahlen zu können, denn solange das Vertrauen in das System aufrechterhalten bleibt, werden nicht alle Anleger gleichzeitig ihr Geld zurückverlangen. Die Differenz zwischen den 100 Mio. und den notwendigen 10 Mio. können genutzt werden als Quelle für Kredite, zusätzlich zum Eigenkapital der Bank.

Die von der EU verfolgte Politik zerstört dieses Vertrauen völlig. Sie verstößt gegen die Grundidee, wie eine Bank existieren und arbeiten kann. Ich hoffe, daß diese von Brüssel angeratene Politik so bald wie möglich rückgängig gemacht wird, denn sie wird eine schreckliche Ansteckungswirkung auf die anderen betroffenen Länder haben.

Es ist jetzt lebenswichtig, das Glass-Steagall-Gesetz wieder einzuführen und Investmentbanken zu schließen.Es handelt sich hier um einen Krieg gegen schmutzige Banker, die mit Zocken viel Geld gewonnen haben und die Steuerzahler ihre Verluste zahlen lassen, während sie sich selbst durch die Nutzung von Steueroasen den Steuern entzogen, und gegen Finanzbehörden, die ihre Verbündete sind. Es ist ein Krieg für gewissenhafte Menschen, die fleißig arbeiten, etwas Geld auf Konten in Geschäftsbanken sparen und ehrlich ihre Steuern zahlen.

Das ist meine Ansicht. Vielen Dank.


Diane Sare: Der Kampf um Glass-Steagall in den Vereinigten Staaten

Transcript

Ich möchte mit den Grüßen des Kongressabgeordneten Walter Jones anfangen, die ich für sehr wichtig halte, weil Walter Jones republikanischer Abgeordneter und eine wichtige Person bei zwei Gesetzentwürfen im Kongreß ist. Erstens war er der erste republikanische Mitinitiator von Marcy Kapturs Antrag zur Wiedereinführung des Glass-Steagall-Gesetzes. Er hat auch den Gesetzentwurf HCR 3 eingebracht, der besagt, daß ein Präsident, der ohne Zustimmung des Kongresses einen Krieg führt, sich eines Vergehens schuldig macht, das mit Amtsenthebung zu ahnden ist.

Und ich möchte in meinem Vortrag deutlich machen, was auch Herr LaRouche und die anderen Sprecher dieser Runde gesagt haben: daß der Kampf um Glass-Steagall ein politischer Krieg ist, und ein Aspekt dieses Krieges ist, daß Obama gehen muß, weil er als Werkzeug der Queen dient, um alle diese Vorstöße zu blockieren.

Wir beginnen also mit den Grüßen des Abgeordneten Jones. [Video per Mausklick öffnen].

Ich möchte Ihnen den Hintergrund der Sache beschreiben, weil ich denke, daß es schwer zu verstehen ist, worum es bei dieser Schlacht geht, wenn man nur vom hier und heute ausgeht und die Vorgeschichte dieses Kampfes nicht kennt.

Helga [Zepp-LaRouche] sprach gestern Lyns [LaRouches] Vorhersage vom 25. Juli 2007 an, als er sagte, dies ist keine Hypothekenkrise, dies ist das Ende der Fahnenstange, dies ist das Ende. Er machte also diese schockierende Vorhersage. Und dann entwarf er das „Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken“, und wir mobilisierten dafür im ganzen Land. Allein im Bundesstaat Pennsylvania beschlossen mehrere Dutzend Stadtparlamente Unterstützungsresolutionen dafür. Insgesamt waren es vielleicht sieben Landtage, die solche Resolutionen beschlossen. Wir konnten nicht durchsetzen, daß der Gesetzentwurf im US-Kongress eingebracht wurde, weil insbesondere George Soros, Felix Rohatyn und andere Druck dagegen machten, wie Helga schon erwähnte.

Aber ich denke, der wirkliche große und häßliche Umschwung kam dann mit der Wahl von Präsident Barack Obama. Lyn hat ja wiederholt darauf hingewiesen, daß das Parteiensystem in den USA Gift ist. Obama wurde also gewählt, und zuerst wollten wir natürlich hoffen, daß man etwas erreichen könnte; daß man vielleicht auf Leute aus der früheren Regierung Clinton einwirken kann, damit dieser Kerl nicht ganz so schrecklich würde, wie wir das bei seiner Vorgeschichte befürchteten.

Nach London zu Besuch bei der Queen

Aber im April 2009, nach Obamas beiden ersten Auslandsbesuchen – ich weiß nicht, ob man sich hier noch daran erinnert, wohin sie führten: Der erste ging nach London, ein Besuch bei der Queen! Und es gab den berühmten Zwischenfall, als Michelle Obama die Queen berührte, aber das machte nichts, weil die Queen die Obamas liebt, es passierte also nichts Schlimmes.

Und sein zweiter Besuch ging nach Saudi-Arabien.

Er machte also als erstes einen Kotau vor den Kreisen, die hinter den Angriffen auf die Vereinigten Staaten vom 11. September 2001 stecken.

So machte Lyn im April 2009 eine Vorhersage, als er sagte, dieser Kerl sei ein bösartiger Narzißt, eine gescheiterte Persönlichkeit wie Nero oder Hitler. Und kurz danach begann Obama damit, seine Gesundheitsreform durchzusetzen. Ich weiß, daß in der europäischen Presse dafür geworben wurde, das wäre angeblich ein Gesundheitswesen ungefähr nach europäischem Vorbild. In Wirklichkeit war es ein faschistischer Plan, die „nutzlosen Esser“ loszuwerden, indem man das ganze Gesundheitswesen den privaten Versicherungen überträgt und dann Ausschüsse mit Statistikern einrichtet, die entscheiden, ob es statistisch gesehen zu teuer wäre, dich am Leben zu erhalten und medizinisch zu versorgen. Das Gesetz sah vor, bei Medicare [der staatlichen Krankenversicherung für Rentner] 750 Milliarden Dollar zugunsten der privaten Versicherungen einzusparen.

Deshalb fingen wir die Kampagne mit Postern von Obama mit Hitlerbärtchen an.

In dem Augenblick waren alle diejenigen, die mit uns für das Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken zusammengearbeitet hatten, plötzlich verschwunden, weil sie loyal zur Partei stehen wollten. Sie versteckten sich unter ihrem Schreibtisch oder unter der Bettdecke, sie knallten die Tür zu, sie sagten: „Ruft mich nie wieder an. Kommt nicht mehr her. Ich kann nicht glauben, daß ihr so etwas sagt. Ihr übertreibt, das ist zuviel.“

Was geschah dann? Da war diese massenmörderische „Gesundheitsreform“. Dann unternahm Obama diese „humanitäre“ Mission – Sie erinnern sich vielleicht an diese humanitäre Mission, als wir 250 Tage lang Libyen bombardierten, ohne daß jemals die Genehmigung vom Kongress eingeholt wurde. Aber es war „humanitär“. Es war „kein Krieg“ – das hat mir jemand gesagt, der bei der Vorwahl der Demokraten einer meiner Gegenkandidaten war, ein Marineinfanterist: Daß das kein Krieg sei aus dem Grund, weil kein amerikanischer Soldat dabei fiel. Weil wir nur die anderen umbrachten, sei das nicht als Militäraktion einzustufen.

Und inzwischen hat man bekanntlich herausgefunden, daß sehr wohl amerikanische Bodentruppen dort waren und daß alles hinten und vorne gelogen war – was wenig überrascht. Und dann ließ man Gaddafi umbringen, als er gefangengenommen worden war.

Später kam dann Bengasi, der Abgeordnete Jones hat sich schon darauf bezogen. Das Seltsame war, daß unser US-Botschafter dort mehrfach Sicherheitsverstärkung angefordert hatte. Unser Konsulat wird angegriffen und Obama bekommt einen viertelstündigen Lageüberblick und geht dann zu Bett und schläft acht Stunden, während vier Amerikaner getötet werden, weil er für eine Wahlkampf-Spendenveranstaltung in Las Vegas am nächsten Tag frisch sein mußte, was ihm offensichtlich viel wichtiger war als dieser Notstand.

Als nun unter Obamas Aufsicht alle diese hübschen Sachen passierten und alles sich so entwickelte, kamen einige der Leute, die sich weggeschlichen hatten, nach und nach wieder unter ihren Betten und Schreibtischen hervor. Langsam dämmerte ihnen, daß Herr LaRouche doch nicht übertrieben hatte, was die Bösartigkeit dieses Präsidenten betraf, dieser Marionette der Queen, die den Planeten entvölkern will.

Glass-Steagall wird eingebracht

Bei all dem lief nun gleichzeitig die sog. „quantitative Lockerung“ [Gelddrucken der US-Zentralbank]. Quantitative Lockerung Nummer Eins, Nummer Zwei, Nummer Drei, Nummer Vier – ich bin nicht sicher, wie viele inzwischen. Als Obama ins Amt kam, hatte diese Bankenrettung unter G.W. Bush und [Finanzminister] Paulson angefangen mit dem TARP-Fonds von 700 Mrd. Dollar, aber am Ende von Obamas erster Amtszeit war die Summe aller dieser Rettungsaktionen in etwa auf die Größenordnung von 29 Billionen angewachsen!

Deshalb gab es einen politischen Kampf um Glass-Steagall. Es gab einen überparteilichen Vorstoß von Maria Cantwell, einer Demokratin, und John McCain, einem Republikaner, dies als Zusatz zum Dodd-Frank-Gesetz [Obamas Bankenreform] durchzubringen, was ich recht amüsant finde, weil das im Grunde all den Unsinn in diesem Gesetz annulliert hätte. Und eine Mehrheit war bereit, dafür zu stimmen, doch Obama, der Abgeordnete Barney Frank und andere taten alles, um das zu verhindern.

Dann erreichten wir, daß Marcy Kaptur im Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf dazu einbrachte – Walter Jones war Mitinitiator – und in den letzten Jahren konnten wir dafür 84 Unterzeichner im Kongreß gewinnen.

Und was heute in den Vereinigten Staaten geschieht, ist eine revolutionäre Veränderung. Es ist eine Folge davon, daß die Bevölkerung sich nicht selbst umbringen will und daß LaRouche und unsere Organisation seit Jahren und Jahrzehnten eine Orientierung bieten und die Menschen sehen, daß es das richtige ist. Und wenn sie [die Abgeordneten] jetzt für Glass-Steagall unterschreiben, ist das nicht, weil sie nicht wüßten, daß wir vor ihren Büros Obama auf riesigen Postern mit Hitlerbärtchen zeigen. Das wissen sie sehr wohl. Es ist ein Diskussionsthema. Doch sie entscheiden sich zur Unterschrift.

Was hat nun diese Veränderung bewirkt? Sie haben von den automatischen Haushaltskürzungen für alle Bereiche gehört. Sie erinnern sich vielleicht daran, daß Standard & Poors und Moody’s die Kreditwürdigkeit der amerikanischen Staatsschulden herabgestuft haben. Es mußten 4,1 oder 4,2 Bio. Dollar aus dem Haushalt gestrichen werden. Das ist Obamas Politik. Dies hatte zur Folge, daß in der letzten Woche 750.000 Arbeitsplätze verlorengingen. Viele Ärzte nehmen keine Patienten von Medicare [einheitliche Krankenversicherung für Rentner] mehr an, weil Medicare den Ärzten und Krankenhäusern nicht mehr die Kosten deckt. Deshalb werden viele Rentner, auch Leute mit schweren Krankheiten wie Krebs, weggeschickt und nicht behandelt, wir hören davon ständig, wenn wir organisieren. Unsere Unterstützer erzählen uns schreckliche persönliche Geschichten, wie jemand aus ihrer Familie zur üblichen Chemotherapie geht und es heißt: „Es tut uns leid, das zahlt die Kasse nicht mehr. Wenn Sie die Behandlung wollen, müssen wir Ihre Kreditkarte damit belasten.“

Es gibt eine Krebsklinik in New York, in der 16.000 Patienten Chemotherapie bekamen. 5000 von ihnen wurde gesagt: „Wir können Sie nicht mehr behandeln.“ Und es gibt auch eine neue Methode, besser gesagt eine alte: das Schuldgefängnis. Die Inkassoagenturen kommen zu den Leuten, und wenn man die Strafen nicht zahlen kann, dann kann das Gefängnis bedeuten.

Diese Krise und die Tatsache, daß wir seit Jahrzehnten mit den Lösungen präsent sind, haben eine Dynamik geschaffen, die den jetzigen Kampf antreibt. Wie der Abgeordnete Jones sagt, haben wir inzwischen 53 Unterzeichner für den [2013 erneuerten] Glass-Steagall-Gesetzentwurf im Abgeordnetenhaus. Wir werden eine riesige Schlacht schlagen, damit er auch im Senat eingebracht wird. Es liegen Resolutionen dafür in 15 Landtagen vor. Wie Jones sagte, ist Nord-Carolina der neueste unter den 15 Staaten, und zwei haben sie schon beschlossen, nämlich Maine und Süd-Dakota.

Im Staat Maine stimmten der Landtag und der Landessenat sogar einstimmig dafür. Und der Abgeordnete, der das vorangetrieben hat, weiß, daß wir den US-Senat hier zum Handeln zwingen müssen; deshalb formulierte er eine sehr scharfe Presseerklärung dazu, was sich an Angus King richtet, den neu gewählten unabhängigen Senator aus Maine, der viel Stunk um die Finanzkrise gemacht hat. Er forderte aggressiv Glass-Steagall, bis er in den Senat kam, aber seitdem schweigt er. Daher benutzt der Landtag von Maine diesen Beschluß als Druckmittel gegen ihn.

Der andere Bundesstaat, wo eine Resolution beschlossen wurde, ist Süd-Dakota, und das betrifft die Abgeordnete, von der wir gleich hören werden. Sie sollten wissen, daß die Resolution im Abgeordnetenhaus mit 67:2 Stimmen beschlossen wurde, dabei hat unsere Organisation in diesem Bundesstaat, genau wie in Maine, gar kein Büro. Es kam von einer Gruppe langjähriger LaRouche-Aktivisten und Unterstützer, die meisten davon Farmer. Hören wir nun die Landtagsabgeordnete Patty Miller. (Das Video wird eingespielt, den Text ihrer Botschaft finden Sie im nebenstehenden Kasten.)

Sie war so motiviert, daß sie nach Minnesota fuhr, um uns zu helfen, die Resolution auch dort einzubringen. Es gibt einen anderen Landtagsabgeordneten, Tom Jackson [aus Alamaba], der zur Konferenz des Schiller-Instituts in Virginia [am 23.3.] kam. Er traf sich nicht nur mit Kongreßpolitikern, sondern als er wieder zurück war, versuchte er am Telefon andere Abgeordnete zu mobilisieren.

Dieser Kampf wird jetzt also wirklich mit Leidenschaft geführt, weil klar ist, daß wir nicht ewig Zeit haben. Wir haben nur Tage oder Wochen. Ich denke, Jacques Cheminade sagte das eingangs richtig: Es ist eine Zeit, in der sich die Lage über Nacht ändern kann und dann ist die Welt eine ganz andere – und danach müssen wir handeln.

Stimmungswandel im Land

Ich will Ihnen nur ein paar Beispiele der verschiedenen Interventionen geben, die wir machen, um Ihnen eine Vorstellung davon zu vermitteln, was die qualitative Veränderung in der amerikanischen Bevölkerung ist, die diesen Wandel in den Landtagen und im Kongreß antreibt – hoffentlich bald auch im Senat.

Jemand hat uns von Senator Ron Wyden berichtet. Das war der einzige Demokrat, der den Filibuster von Senator Rand Paul unterstützte, als der eine Antwort auf die Frage forderte, ob Obama es für verfassungsmäßig legal hält, Amerikaner in Amerika ohne ordentliches Gerichtsverfahren mit Drohnen zu töten. Die Regierung hat diese Frage erst nach sechs Wochen und nach einem Filibuster beantwortet – man fragt sich, warum dauerte das so lange. Man könnte also denken, daß Ron Wyden recht mutig ist. Er unterstützte als Demokrat den Filibuster und brach aus der Parteilinie aus.

Nun veranstaltete er also eine Bürgerversammlung in Oregon mit mehreren hundert Menschen, darunter 200 Oberschülern. Einer meiner Kollegen der LaRouche-Kandidaten, Davie Christie, war dort, und jemand am Telefon im Büro in Seattle hatte eine Liste der Leute, die wir in diesem Teil Oregons auf der Straße getroffen hatten, und versuchte welche zu finden, die zu der Versammlung mitgehen würden. Es fanden sich auf Anhieb zwei, die sagten: „Ja, ich werde hingehen.“ Und sie kamen.

Auf der Veranstaltung wurde in einer Lotterie entschieden, welche Fragen beantwortet würden. Damit hatte man eine Chance von vielleicht 1:400, daß die eigene Frage ausgewählt wird. Damit wollte sich dieser Aktivist nicht abfinden. Da ist also ein Mann, der uns nur einmal getroffen hatte, doch er entschied, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. In dem Augenblick, in dem Wyden zum Ende seiner Rede kommt, springt er also von seinem Sitz auf und ruft: „Einen Augenblick! Ich will das wissen. Sie waren für Dodd-Frank. Sie waren nicht für Glass-Steagall. Wissen Sie, daß Dodd-Frank besagt, daß die unser Geld stehlen können, wie es gerade in Zypern passiert ist? Sind Sie dafür, daß die unser Geld stehlen?“

Dave Christie beschrieb darauf überzeugend, was Glass-Steagall ist usw. Am Ende wollten dann die Sicherheitsleute Dave natürlich nicht in die Nähe des Senators lassen, um ihm Informationsmaterial zu geben, aber das war nicht schlimm, weil der andere Unterstützer, den wir an diesem Tag angerufen hatten, sich geistesgegenwärtig in die Schlange stellte, um mit Senator Wyden persönlich zu reden.

Es gibt also einen Grad der Selbstaktivierung, wo man den Leuten nicht mehr in allen Einzelheiten sagen muß, was sie tun sollen.

Eine ähnliche Lage gibt es jetzt im Staat Connecticut, weil ein Unterstützer, ein Erfinder, der uns auf der Straße traf, zu verschiedenen Versammlungen kam. Und er kam dann zu der Auftaktveranstaltung meines Wahlkampfs, wo es am Anfang viel Musik gab, und er sagte: „Wißt ihr, ich fühle mich wie im Himmel. Das ist die Organisation, nach der ich mein ganzes Leben lang gesucht habe.“

Dann fuhr er zurück nach Connecticut und beschloß, eine Bürgerversammlung zu organisieren. Er schuftete enorm und ging zu vielleicht 150 Verwandten und Freunden. Und er sagte uns: „Lieber Gott, Leute, ihr arbeitet sehr hart. Ich hatte keine Ahnung, daß das so anstrengend ist.“ Also halfen wir ihm und zusammen organisierten wir eine sehr gute Versammlung und es waren auch andere da, die wir kurz davor auf der Straße getroffen hatten. Das ist jetzt eine Kerngruppe, um den Staat Connecticut zu organisieren.

Der ziemlich schmierige Kongreßabgeordnete Jim Himes sprach dort auf einem Treffen und machte einen Haufen Ausflüchte, warum Glass-Steagall unnötig wäre. Dort waren acht von unseren neuen Leuten, dazu mein Mann und noch ein Vollzeitaktivist, die in der Frage Dodd-Frank und Glass-Steagall ständig Druck auf ihn machten. Und er sagte: „Aber wir tun jetzt etwas mit den systemrelevanten Banken. Wir werden sie aufspalten.“ Und mein Mann Chris, der hinten stand, rief: „Es geht nicht um die Größe, sondern um die Funktion“, und das ganze Publikum applaudierte.

Und anschließend berichtete die Lokalzeitung, die Bürgerversammlung mit diesem ekligen Politiker habe sich ganz um Glass-Steagall gedreht. Die gesamte Presseberichterstattung bezog sich auf Glass-Steagall. Das ist also für den Kerl nicht besonders gut gelaufen.

Eine andere Dynamik

Wir veranstalten jetzt jede Woche am Donnerstagabend einen Konferenzanruf für Aktivisten. Der Grund ist, daß es sehr viele Gebiete gibt, in denen wir keine Büros mit Vollzeitmitarbeitern haben, wo aber Leute sind, die etwas tun wollen. Die Beteiligung an den Anrufen wird immer mehr, zuletzt waren es über 200 Leute. Wir mußten auf ein neues technisches System umsteigen, damit wir auch tausend oder mehr bewältigen können.

Unmittelbar nach dem Ausbruch der Zypernkrise beschlossen wir, einen zusätzlichen Anruf zu veranstalten. Das wurde mit E-Mails an all die verschiedenen Stellen angekündigt. Und 500 Menschen wollten an dem Anruf teilnehmen. Leider gibt es bei dem technischen System immer ein unangenehmes Piepsen, wenn eine neue Person sich einklinkt, deshalb gab das, als Paul Gallagher den Lagebericht machen wollte, ein ständiges Piepsen. Wir mußten es dann bei etwa 340 Leuten belassen. Aber man sieht das Potential für eine wahre Explosion von Aktivismus.

Und dann noch etwas zu der veränderten Einstellung zu Obama: Eine afro-amerikanische Kongreßabgeordnete, Karen Bass, veranstaltete in Kalifornien eine Bürgerversammlung, und als das Thema Glass-Steagall aufkam und die Frage der automatischen Haushaltskürzungen, mußte sie zugeben: „Das kommt von Obama, das ist Obamas Politik.“

Man sieht also, daß sich bei diesen Leuten etwas verändert.

Wir haben ein Team zu einem Büchertisch nach Manhattan (New York) geschickt, an eine sonst recht schwierige Stelle. Letzte Woche nahm das Team dort am Stand an der Wall Street an einem Tag 700 Dollar ein und sie sagten, die Reaktionen seien extrem polarisiert gewesen: Die schlechten Leute waren wirklich übel und bösartig und die Aktivisten sahen sich durch deren ständiges Gebrüll gestärkt. Aber die guten Leute waren wirklich gut und wollten kämpfen.

Wir hatten einen Einsatz im zentralen Stadtteil Midtown in Manhattan, und ein Mann, der bei der Citibank arbeitete, kam aus der Bank heraus und brachte uns eine Kopie eines langen internen Berichtes der Citibank, noch warm aus dem Kopierer, weil er wollte, daß wir die geheimen Informationen dazu erhalten, was die Ziele der Citibank in dieser Krise sind.

Es ist also wirklich eine neue Dynamik.

Pelosi zur Rede gestellt

Und gerade gestern abend wurde mir vom Parteitag der Demokraten in Kalifornien berichtet, wo mehrere unserer Aktivisten sind. Herr LaRouche hat ja betont, daß die politischen Parteien völlig auseinanderfallen und sich mit dieser albernen Wiederwahl Obamas selbst zerstört haben. So bekamen sie nicht mehr genug Stimmen zusammen, um uns von der Veranstaltung auszuschließen. Da gab es bei dem Parteitag eine Veranstaltung mit [der Fraktionsvorsitzenden der Demokraten im Kongreß] Nancy Pelosi, an der wir teilnahmen. Pelosi wollte nur über das Thema Homosexuellen-Ehe reden. Deshalb fragte eine unserer Aktivistinnen: „Warum reden wir über das hier? Die kürzen die Renten, die kürzen die Krankenversicherung für Rentner. Wir werden bald alle tot sein. Können wir nicht mal über etwas Reales reden?“ Da brach der ganze Saal in Applaus aus und hinterher kamen viele Leute zu ihr, um Videointerviews dazu mit ihr aufzunehmen, weil sie das auf ihre Facebook-Seiten stellen wollten.

Beim Treffen der Gewerkschaftsgruppe wurde eines unserer Mitglieder, Michael Steger, eingeladen, über Glass-Steagall zu sprechen. Und schließlich wurde uns noch berichtet, daß bei der Seniorengruppe jemand, der gar nicht von uns kam, sagte: „Warum reden wir hier überhaupt nicht über Obamas Absetzung? Er streicht die Renten zusammen. Er wird uns umbringen.“

Das sind nur ein paar Schnappschüsse der Dynamik. Ich denke aber, das erklärt schon, warum Lyn jüngst bei einem politischen Gespräch sagte, wir haben zwar noch nicht gewonnen, aber wir können gewinnen. Es gibt viel Arbeit für uns, aber wir können gewinnen. Der Kampf in Amerika geht jetzt darum, die notwendige Masse zu schaffen, um die schreckliche Blockade im Senat zu überwinden. Und das Entscheidende ist dabei, glaube ich, daß man diesen Senatoren beibringen muß, sich nicht länger vor dem Teufel, sondern vor Gott zu fürchten.


Bruce Fein: Die Fundamente der Zivilisation

Im Wortlaut

Danke, daß Sie alle heute gekommen sind. Ich möchte Sie zunächst darauf aufmerksam machen, warum es einige Bedenken an meiner Glaubwürdigkeit geben könnte. Erstens sollten Sie wissen, daß ich keinen Fernseher habe, ich bin nicht auf Facebook oder Twitter unterwegs, ich lese nur gebundene Bücher, also nichts von Kindle, sondern Bücher wie Plutarchs Leben im richtigen festen Einband. Ich habe nie TV-Serien wie „American Idol“ gesehen und es interessiert mich nicht, wer den Super Bowl gewinnt. Ich befasse mich mit meinem eigenen moralischen Barometer in der Welt. Das sollten Sie einfach zu meinem Hintergrund wissen.

Die zweite Beobachtung, die ich anstellen will, ist, daß sich die Menschen heute nicht zum ersten Mal Sorgen um die Gefahren aus dem Weltall machen und um das, was daraus erwachsen könnte. Man erzählt sich eine Geschichte über Papst Kalixt III.; man mag sie anzweifeln, aber als die Christen gegen die osmanischen Türken in Serbien und anderswo kämpften, hat er den Halleyschen Kometen als Werk des Teufels verflucht, weil er ihn als ein schlechtes Omen für den Ausgang ansah. Das scheint sich nicht auf die Kampfhandlung ausgewirkt zu haben, und auch Oliver Cromwell nahm sich dies in der Schlacht von Marston Moor im englischen Bürgerkrieg zu Herzen. Er wies seine Truppen an: „Betet zu Gott, aber haltet das Pulver trocken.“ Immer noch sehr erdverbunden.

Ich möchte nun darauf zu sprechen kommen, was ich für notwendig halte, um die Zivilisation erhaltenswert zu machen, denn wir müssen uns darüber bewußt sein, daß viele andere Spezies ebenfalls ausgestorben sind, und wir trauern nicht unbedingt den Dinosauriern nach, weil es den Tyrannosaurus Rex nicht mehr gibt. Wir sollten uns deshalb sicher sein, daß unsere Gattung erhaltenswert ist, bevor wir beschließen, alle Gefahren aus dem Weltall abzuwenden.

Deswegen habe ich mich entschlossen, das sogenannte „Zivilisatorische Genom-Projekt“ in Angriff zu nehmen. Es unterscheidet sich von dem „Humanen Genom-Projekt“, denn es befaßt sich mit dem, was wir kollektiv als Menschen brauchen, um eine Regierung einzusetzen und eine politische und soziale Kultur zu entwickeln, die überlebenswert ist, welche uns über ein tierähnliches Dasein erhebt, das sich nur auf Geld, Macht, Sex und leibliches Wohl bzw. Herrschaft um der Herrschaft willen aus ist. Ein solches tierähnliches Dasein müssen wir als Menschen ablehnen.

Ich habe einmal versucht, eine Art „Elendsindex der Welt“ aufzustellen – welchen Anteil daran man Menschen zuschreiben muß, die andere Menschen töten, unterdrücken und verfolgen, und welcher Anteil auf Tsunamis und anderen natürlichen Katastrophen beruht. Weit über 95% bezieht sich auf Menschen, die andere aus Engstirnigkeit, Herrschsucht und anderen äußerst verderblichen Motiven ermorden, unterdrücken und beherrschen. Wenn wir das gesellschaftliche Leben auf der Welt verbessern wollen, müssen wir uns kurzfristig darauf konzentrieren, Menschen daran zu hindern, Unheil für andere zu schaffen. Das betrifft nicht nur einige Zehntausend, sondern Milliarden. Dabei geht es um Unterdrückung oder Tötung von Menschen wegen ihres Geschlechts: Sie können nicht zur Schule gehen; sie werden wegen ihrer rassischen oder religiösen oder nationalen oder ethnischen Zugehörigkeit umgebracht, d.h. aus sehr, sehr engstirnigen und moralisch verwerflichen Motiven.

Das eigentliche Staatsziel: Entwicklung der Menschen

Denkt man an die Grundlagen, das Genom-Projekt für die Regierung, müssen wir als erstes Prinzip akzeptieren, was den meisten, wenn nicht allen Menschen verweigert wird: daß es das eigentliche Ziel des Staates ist, daß Männer und Frauen ihre Fähigkeiten frei entwickeln können und für ihre Lebensbahn und ihr Schicksal moralisch verantwortlich sind. Das ist das eigentliche Ziel des Staates. Es geht nicht um die Höhe der Krankenversicherung oder des BIP oder der Arbeitslosigkeit; es geht nicht darum, andere zu beherrschen und die Nummer eins oder Nummer zwei in der Welt zu sein, so wie man Nationen wie Fußballmannschaften aufreiht und jede Woche eine neue Rangordnung festlegt.

Das eigentliche Ziel des Staates ist es, die individuelle Herausforderung, Stärke und Glückseligkeit auf jeweils individuelle Weise zu fördern. Darin liegt der Erfolg. Erfolg ist nicht, anderen Ländern sagen zu können, was sie zu tun haben. Erfolg ist nicht, jemand anderem einzutrichtern, was man selbst für tugendhaft hält. Erfolg ist, wenn man jedem einzelnen eine faire Möglichkeit gibt, in seinen Bestrebungen voranzukommen. Das ist der erste Grundsatz, der jeder einzelnen Regierung auf der Welt eingeschärft werden muß. Auf diese Weise ließe sich der menschliche Elendsindex über Nacht um ein Vielfaches senken.

Das zweite Genom-Grundprinzip der Zivilisation bezieht sich auf die Organisation der Regierung. Im Wissen, daß Menschen keine Engel sind, müssen die Gewalten geteilt oder fragmentiert werden, so daß nicht eine Fraktion die andere tyrannisieren kann. Unser Gründervater James Madison hat einmal gesagt, man müsse dafür sorgen, daß „das Streben dem Streben entgegenwirkt.“ Man kann bei denen, die sich an die Macht klammern, nicht auf Engelseigenschaften setzen, besonders nicht in der politischen Klasse, die keine Zufallsauswahl der Bevölkerung ist. Menschen zieht es in die Politik, weil sie gerne andere beherrschen und egomanisch sind. Sie wollen Beachtung. Deswegen brauchen wir die gegenseitige Kontrolle.

Wir wissen, was sonst passiert: Man gibt jemandem unbegrenzte Macht, ungeachtet seines Hintergrunds, wie etwa bei dem derzeitigen Bewohner des Weißen Hauses, und er maßt sich an, jeden auf dieser Erde umzubringen, von dem er im Geheimen sagt, er sei eine unmittelbare Gefahr und könnte mit Al-Kaida unter einer Decke stecken. „Ich brauche keine Kontrolle, ich liege immer richtig.“ Das sind die Folgen unbegrenzter Macht.

Gegenseitige Kontrolle ist somit unverzichtbar, wenn wir eine Zivilisation schaffen wollen. Ohne sie folgt Tyrannei. Diese Erkenntnis ergibt sich einerseits, wenn man zwischen der Gefahr einer zu starken Regierung wählen muß, die mit einer bestimmten Autorität ausgestattet sein muß, denn im Naturzustand sind die Geschöpfe nach Hobbes’ Darstellung „armselig, brutal, gemein und dumm.“ Wir wissen, daß die menschliche Natur ohne Führung verkommen ist, und wir brauchen eine Regierung, die Raub, Diebstahl und Totschlag verhindert. Aber in der Wahl zwischen einer zu schwachen und einer zu starken Regierung werden wir uns für eine schwächere Regierung entscheiden müssen, denn Regierungen können immer erheblich schlimmer sein als jedes Individuum oder jede Gruppe von Individuen. Man denke nur an den Massenmord, den Völkermord unter Mao und Stalin: Hunderte Millionen! Im Vergleich zum Völkermord, zum Holocaust verblaßt die Zahl von Mordtaten, die ein einzelner verüben kann.

Deswegen ist das Grundprinzip jeden staatlichen Vorgehens auf Freiheit ausgerichtet; die Ausnahme sind Übergriffe gegen die Freiheit. Die Regierung muß immer eine sehr hohe Hürde überwinden, um Übergriffe auf unsere Freiheit zu rechtfertigen – uns auszuspionieren, uns einzusperren, unsere Redefreiheit einzuschränken: Sie muß einen sehr, sehr hohen Standard wahren. Denn eine zu starke Regierung vergeht sich an dem eigentlichen Grund, warum wir überhaupt Zivilisation und Freiheit haben.

Die wahrscheinlich wichtigste Idee in der Geschichte der Zivilisation, die unserer Regierung eingebleut werden muß, ist die Rechtsstaatsgarantie, das Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren. Die erste wichtige Erkenntnis des Menschen war: „Ich könnte unrecht haben“ – man könnte ein Ereignis auf mehr als nur eine Weise betrachten. Nietzsche hat einmal gesagt, es gebe keine Tatsachen, nur Interpretationen. Darin liegt eine große Weisheit. Man kann ein Ereignis auf vielerlei Weise interpretieren! Es gibt kein Monopol auf Weisheit. Man braucht ein faires Verfahren, bevor man Sanktionen oder irgendeine Strafe verhängt, man muß die andere Seite anhören und ihr die Möglichkeit der Verteidigung geben. Und ein Unparteiischer muß entscheiden, der kein persönliches Interesse an einem bestimmten Ausgang hat.

Die Rechtsstaatlichkeit, jene intellektuelle Bescheidenheit, „ich könnte unrecht haben“, muß das Kernstück jeder Verfassung und jeder staatlichen Verfügung sein. Man sieht ja, was ohne rechtsstaatliches Verfahren passiert: Das ist die Geschichte der Ungerechtigkeit, oder? Anonyme, unwidersprochene Beschuldigungen könnten jeden ins Gefängnis oder sogar in die Todeszelle bringen.

Das sind die Grundprinzipien einer Regierung, die für den Erhalt der Zivilisation entscheidend sind.

Das letzte und vielleicht wichtigste ist die Einsicht, daß Nationen als Nationen kein unabhängiges Interesse haben, welches über das hinausginge, daß alle seine Bürger in Freiheit leben können. Es gibt kein nationales Interesse, die Ressourcen zu kontrollieren, sein Territorium zu erweitern oder die Ölversorgung zu kontrollieren. Was heißt nationale Sicherheit? Wir beherrschen doch nicht das Ostchinesische Meer, das Westchinesische Meer, den asiatischen Raum oder den Nahen Osten. Worum geht es dabei? Eine Nation als Nation ist ein künstliches Gebilde. Es gibt nur Menschen. Nationen bestehen aus Menschen. Man spricht von „nationalen Zielen“, doch das eigentliche Ziel besteht darin, das Individuum dieser Nation in Freiheit leben zu lassen, seine Fähigkeiten zu entwickeln und ihm die moralische Verantwortlichkeit dafür zu geben, was es mit seinem Leben anfängt. Darin liegt Erfolg. Der Prozeß selbst ist der Erfolg.

Diese Fragen, vor denen wir stehen, sind keineswegs neu. Wir sind nicht die erste Generation, die sich der Notwendigkeit bewußt wäre, den Elendsindex der Welt zu senken. Das geht auf das Buch der Prediger im Alten Testament zurück, wo es heißt: „Was ist’s, das man getan hat? Eben das man hernach tun wird; und geschieht nichts Neues unter der Sonne.“

Das bedeutet nicht, daß es keine neuen Technologien gibt. Das wurde nicht im Zeitalter des Internets geschrieben, und ich bin sicher, daß etwas anderes an die Stelle des Internets treten wird. Es gibt technologische Veränderungen. Doch die Motivation der Menschen, die Aufgabe, ein Leben jenseits der tierischen Existenz zu führen, hat uns von Anfang an begleitet. Wie man auch in Frankreich sagt: „Je mehr sich die Dinge ändern, um so mehr bleiben sie gleich.“

Reife Tugenden als kulturelle Norm

Ich habe zumindest mit Blick darauf, wie man Regierungen sieht und aufbaut, vom Genom-Projekt gesprochen. Aber die Regierung allein ist nicht die Erfolgsgeschichte, die wir verfolgen sollten. Wir brauchen ebenso eine politische und soziale Kultur, welche die staatlichen Verfügungen untermauert, wenn man so will, oder die Regierung in die Schranken weist. Aber die vielleicht wichtigste soziale, kulturelle Norm, die du und ich – die Gesellschaft insgesamt – achten und billigen müssen, möchte ich die „reifen Tugenden“ nennen: Weisheit, Zurückhaltung, Bescheidenheit, Demut und der Beherrschung um der Beherrschung willen zu widerstehen und seine Seele nicht für ein Linsengericht zu verkaufen. Das sollte in einer sozialen Kultur belohnt werden – nicht unbedingt durch Geld, sondern durch Ehrerbietung und sozialen Status, indem man jenen Beifall spendet, die diese Tugenden zeigen, und Leute wie Donald Trump oder Bloomberg ächtet, die mit ihrem Reichtum protzen und gleichzeitig ein philosophisch ganz armseliges Leben führen. Armselig! Das sind moralische Jammergestalten, und sie sollten auch so behandelt werden!

Und wir brauchen eine Kultur, in der die Gier nach Sex, Geld, Macht und leiblichem Wohl als kindisch abgelehnt wird, als etwas, woraus man schon im Sandkastenalter herausgewachsen ist – all jene schlechten Angewohnheiten, die wir tagtäglich in der politischen Welt sehen. Die jämmerlichsten Gestalten üben heute Gewalt aus, was in den Augen der Welt zu dem derzeitigen Höchststand des Elendsindex geführt hat.

Auch in unserem Privatleben müssen wir uns mit Sokrates klarmachen, daß „ein Leben ohne Selbsterforschung gar nicht verdient, gelebt zu werden“. Ein bloßes Sein um seiner selbst willen ist nicht gut genug. Wir müssen uns fragen: Warum sind wir hier? Warum leben wir auf diesem Planeten? Was können wir tun, um das Leben angenehmer zu machen – ehrenhafter, als lediglich nach Befriedigung unserer Lüste zu streben? Wie können wir eine höhere Lebensform erreichen?

Vor dieser Herausforderung steht die Zivilisation heute, so wie auch gestern, und sie wird vor dieser Herausforderung auch morgen stehen. Jedes Kind wird doch mit der gleichen DNA geboren, oder? Dabei spielt es keine Rolle, ob man in Neuseeland oder Sibirien, in den Vereinigten Staaten oder Somalia lebt. Alle Menschen haben den gleichen Ausgangspunkt, die gleiche DNA. Und mit den gleichen moralischen Herausforderungen muß sich jede Generation erneut auseinandersetzen. Alles, was wir als heute lebende Generation tun können, ist, daß wir für die noch nicht Geborenen jene Normen von Freiheit, Ehre und Moral erhalten, welche ihnen die gleichen Möglichkeiten wie uns bieten, gegen das Böse anzukämpfen, das in der Menschheit weiterbesteht.

Das ist meines Erachtens unsere Verpflichtung, wenn wir nach zwei Tagen diese Konferenz beenden. Wir kontrollieren nicht die Welt. Was wir kontrollieren, ist uns selbst, Was wir kontrollieren ist das, was unser Leben motiviert. Innerhalb unseres Rahmens, innerhalb unserer Fähigkeit, andere zu motivieren, können wir ein ehrenwertes Leben führen, das Unterdrückung und die Beschäftigung mit kindischen Zielen ausschließt, welche zum Zerfall unserer Gattung geführt hat. Wir befinden uns schon seit langer Zeit am Rande eines Atomkriegs; viele von Ihnen haben wahrscheinlich noch die Kubakrise erlebt, als wir tatsächlich dachten, die Erde würde sehr bald zugrunde gehen.

Aber denken Sie daran, Sie selbst haben Ihr Schicksal und Ihr moralisches Leben in der Hand, niemand kann jemand anderes dafür verantwortlich machen.

Vielleicht haben wir keinen Erfolg. Die Geschichte der Menschheit zeigt, daß Menschen mit den größten und edelsten Ideen nicht immer Erfolg hatten. Viele von ihnen wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt; viele von ihnen kamen um, ohne für ihren Mut und ihr Heldentum belohnt worden zu sein. Wir müssen uns damit abfinden, daß dies auch uns geschehen könnte, denn alle Zuhörer hier wissen, daß wir nicht die Mehrheit sind. Die Mehrheit sitzt in der Wall Street, in den Rüstungsbetrieben, sie haben riesige Reichtümer angehäuft. Sie üben eine ungeheure politische Macht aus. Sie haben das Monopol auf staatliche Gewalt.

Aber was sie nicht haben, was allerdings wir haben, ist eine philosophische Seele, die ungeachtet aller Verlockungen, die uns von einer höheren Lebensform ablenken soll, voranschreitet.

Vielen Dank


Jason Ross: Warum die Verteidigung des Planeten realen Profit abwirft

Im Wortlaut

 

Meine Name ist Jason Ross. Ich arbeite in Lyndon LaRouches Basement-Team in Virginia. Außerdem bin ich Chefredakteur des Magazins 21st Century Science & Technology, dessen letzte Ausgabe sich mit der Frage der planetaren Verteidigung beschäftigte. Ich freue mich, nach dem ausgezeichneten Vortrag meines Vorredners über den Schutz des Planeten und die russischen Vorschläge für internationale Zusammenarbeit sprechen zu können. Er hat bereits viele der technischen Aspekte sowie die Gefahr von Asteroiden angesprochen.

In den Mittelpunkt meines Vortrags möchte ich LaRouches Sicht der Wirtschaft stellen, die dem ursprünglichen Vorschlag für die SDI (Strategische Verteidigungsinitiative) zugrunde lag. Aus seiner Sicht menschlicher Kreativität – als eigentlichem Ursprung wirtschaftlicher Wertschöpfung und seiner Betrachtung eines globalen wirtschaftlichen Wertmaßstabes im Gegensatz zu einer Summe lokaler Wirtschaftswerte – war die Entwicklung der SDI kein Kostenfaktor, keine Belastung, sondern eine große wirtschaftliche Profitquelle. Überlegen Sie den Unterschied hiervon zum derzeitigen US-Raketenabwehrsystem, das hohe Kosten verschlingt, aber keine nennenswerten Spinoff-Technologien abwirft, wie es die Strategische Verteidigungsinitiative getan hätte.

Zum besseren Verständnis hiervon werde ich über das Konzept der Energieflußdichte sprechen, wie es auf die SDI und heute auf die SDE (Strategische Verteidigung der Erde) anzuwenden ist. Herr LaRouche schlug in den 80er Jahren keine kinetischen kill vehicles vor, sondern die Entwicklung „neuer physikalischer Prinzipien“, so u.a. Durchbrüche in der Laser- und Teilchenstrahltechnik sowie in der Kernfusion. Es gibt seither zwar einige Fortschritte bei den Raketenabwehrsystemen, wie wir bei der letzten Konferenz des Schiller-Instituts in den USA gehört haben, aber diese sind nicht im Sinne des SDI-Programms. Zweck der SDI war nicht nur die Abwehr von Raketen, sondern vor allem die Zusammenarbeit mit der damaligen Sowjetunion und neue Technologien, die die Wirtschaft revolutionieren – ähnlich, aber in noch größerem Maßstab als Präsident Kennedys Mondlande-Programm.

Das Apollo-Programm war teuer, doch wegen des Nutzens neuer Technologien hatte es letztlich negative Kosten. Bei der Strategischen Verteidigungsinitiative und auch bei der heutigen Strategischen Verteidigung der Erde sind nicht nur technologische, sondern auch wissenschaftliche Entwicklungen erforderlich, so u.a. bei der Kernfusion. Hier liegt ein riesiges Potential.

Worum geht es also bei der Energieflußdichte? Das Problem beginnt mit der skalaren Metrik, bei der man eine Art Maßstab für viele verschiedene Prozesse verwendet. Wenn ein Ökonom beispielsweise die Wirtschaft mit dem üblichen Maßstab „Geld” mißt, untersucht er im Grunde gar nicht die Wirtschaft. Oder betrachten wir in der Physik den Begriff „Energie”: Energie hat zwar etwas Reales, doch es geht viel vom Verständnis verloren, wenn man die Energie allein betrachtet. Bei dem Konzept der Energieflußdichte geht es aber vor allem um die Qualität und nicht um die Quantität der Energiequellen.

Mit Qualität meine ich keine teure Schweizer Uhr; ich meine das Gegenteil von Quantität. Wenn etwa ein Wissenschaftler einen Stein untersucht, so prüft er gewöhnlich Parameter wie Masse, Dichte, Temperatur oder elektrische Leitfähigkeit; wenn er aber einen Hund vor sich hat, berücksichtigt er noch nicht einmal viele Dinge, nach denen ein Tierarzt schauen würde wie Herzfrequenz, Stoffwechselumsatz, Ernährung usw. Und ein reiner Biologe würde nicht verstehen, was ein Mensch ist; ohne eine Vorstellung von Kultur würde er wahrscheinlich versuchen, alle sozialen Probleme mit Medikamenten zu bekämpfen, anstatt die Kultur, in der die Menschen leben, oder ihr Denken zu verändern.

In der Physik und in der Ökonomie ist die Energieflußdichte entscheidend, um die verschiedenen Energiequellen zu verstehen. Wenn man lediglich menschliche oder tierische Muskelkraft einsetzt, ist der Effekt sehr begrenzt und besteht nur in mechanischer Bewegung. Verbrennt man Kohle, um eine Dampfmaschine zu betreiben, erreicht man auch nur mechanische Bewegungen, doch die sind viel stärker als das, was beispielsweise ein Pferd leisten könnte. Beim Strom kann man die elektrische Leistung in Pferdestärken als physikalischer Einheit messen, aber mit elektrischem Strom kann man erheblich mehr Dinge tun als mit einem Tier. Jeder kann sich dafür viele Beispiele einfallen lassen. Ein Pferd kann man nicht dazu bringen, daß die Kopfhörer, die man trägt, funktionieren. Es ist eine andere Energieform.

Mit der Kernspaltung und besonders mit der Kernfusion, wenn sie erst einmal entwickelt ist, wird elektrischer Strom praktisch umsonst verfügbar sein, und der andere Vorteil ist, daß ganz neue Qualitäten wirtschaftlicher Aktivitäten möglich werden. So ließe sich zum Beispiel eine Fusionsfackel für Recyclingzwecke einsetzen, um einzelne Stoffe in ihre Elemente zu zerlegen – ganz ähnlich wie man heute Erdölprodukte in verschiedene Bestandteile aufspaltet.

Für die SDI bzw. die SDE brauchen wir die Kernfusion als Energiequelle. Asteroiden kann man nicht mit Windmühlen oder mit Solarspiegeln ablenken oder indem wir 15 Cent Pfand auf leere Getränkeflaschen wiederbekommen! Mit einer solchen Einstellung können wir uns nicht gegen die Gefahren aus dem Weltraum verteidigen. Doch mit Fusionsenergie, für die gegenwärtig viel weniger ausgegeben wird, als man für Solaranlagen vergeudet, wird sich unser Verhältnis zur realen Welt grundlegend verändern!

Aufbauend auf der Idee der relativen Bevölkerungsdichte hat Herr LaRouche eine wissenschaftliche Methode entwickelt, die er auf die Volkswirtschaft angewendet hat. Die potentielle Bevölkerungsdichte ist ein Maßstab, wie viele Menschen in einem bestimmten Gebiet leben könnten. Wie groß ist das Potential? Wie hat es sich in den letzten Jahren verändert?

Betrachten wir hierzu die Kurve der Bevölkerungsentwicklung in Europa über die Jahrhunderte und Jahrtausende (Abbildung 1). Man sieht, wie sich die Zahl der Menschen, die hier leben können, dramatisch erhöht hat. Das liegt nicht daran, daß die Leute mehr Kinder hätten, sondern wir haben uns als Gattung verändert – genauso wie sich die Lebewesen insgesamt in der Evolution verändert haben. Der Mensch ist so zu einer neuen Spezies geworden und steht auf immer neuen Plattformen wissenschaftlicher Entwicklung.

Als sich die Lebewesen vom Wasser aufs Land bewegten, erhöhte sich deren Macht über die Erde dramatisch. Das gleiche geschieht, wenn wir uns neue Energiequellen erschließen, etwa in der Landwirtschaft oder in der Medizin.

Das ist für den Menschen ganz natürlich. Es wäre „unnatürlich”, wenn wir diesen Trend nicht fortsetzten. Das wäre so, als würde ein Dinosaurier die Säugetiere „unnatürlich” nennen oder ein Stein bezeichnete eine Eidechse als „unnatürlich”, weil sie nicht immer an einem Ort bleibt, sondern überall herumläuft. Aber Eidechsen sind keine Steine, und Menschen sind keine Tiere.

Man kann auch verschiedene Kulturen miteinander vergleichen. China verfolgt mehrere ehrgeizige Programme. Vor einigen Jahren wurde ein dreistufiges Mondprogramm eingeleitet, wo in Phase 2 Geräte auf dem Mond landen; und in Phase 3 werden Materialproben vom Mond zur Erde zurückgeholt, was bisher nur die USA und die Sowjetunion geschafft haben. Auch Indien treibt sein Raumfahrtprogramm voran. 2008 wurde eine Sonde zum Mond geschickt, und in diesem Jahr soll ein indischer Satellit zum Mars fliegen, womit Indien die dritte Nation ist, die so etwas macht. Wir haben gerade etwas über die russischen Vorschläge für Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr gehört. Ja, wenn Kernwaffen [zur Ablenkung von Himmelskörpern] eingesetzt werden, muß das unbedingt international abgestimmt sein. Das hat zivile wie militärische Aspekte, etwas, das die NASA verstehen muß.

In den USA hingegen verfolgt die NASA eine Mission, bis 2021 einen Menschen auf einen Asteroiden zu bringen. Das ist ein Witz. Keiner nimmt das ernst. Es macht überhaupt keinen Sinn, sich als Mensch auf einen Asteroiden zu stellen. Man bräuchte dazu wahrscheinlich Spezialschuhe, denn die Anziehung dort ist so gering, daß man sofort abhebt, wenn man nur einmal niest! Bei den automatischen Haushaltskürzungen in den USA können NASA-Wissenschaftler derzeit noch nicht einmal zu wichtigen Konferenzen fahren. Die NASA kann im Augenblick keinen Menschen auf den Mond, geschweige denn auf den Mars schicken. Sie kann noch nicht einmal jemanden zu einer Konferenz in Paris, Berlin oder Tokio schicken!

Deshalb brauchen wir einen völligen Kurswechsel bei unseren Aktivitäten und Prioritäten sowie eine Revolution, wie wir Wissenschaft betreiben.

Ich möchte hierzu kurz etwas anmerken. LaRouches Basement-Team hat sich ausführlich mit der Geschichte der Wissenschaften befaßt, angefangen mit dem ersten neuzeitlichen Wissenschaftler Johannes Kepler über Fermat, Leibniz, Gauß, Riemann, Planck, Einstein bis Wernadskij. Ich möchte Ihnen eines der erstaunlichen Resultate dieser Studien zeigen. (Siehe Video unten)

Das ist vielleicht etwas schwer zu verstehen, aber ich versuche, es zu erläutern. Man sieht hier ein bewegtes Bild der Massezentren der Asteroidenbahnen. Die Animation verändert sich, wenn man Asteroiden auswählt, die weiter und weiter von der Sonne entfernt sind.

Stellt man sich dabei auf den Standpunkt von Kepler und Gauß, so muß es einen Grund dafür geben, warum sich das Universum so und nicht anders verhält. Mit Leibniz könnte man sagen: Ja, Gott ist allmächtig, aber Er ist auch so weise, daß Er nichts ohne zureichenden Grund tut.

Wir haben also damit begonnen, mit Hilfe von Keplers Methode die Asteroiden als System zu betrachten und eine Struktur im Asteroidengürtel zu entdecken. Warum gibt es die Asteroidenschwärme, wie Herr Benediktow sagte, d.h. warum erscheinen sie mit einem Mal in großer Zahl? Wenn man eine Hypothese über die Struktur der Asteroidenverteilung hat, ließen sie sich wahrscheinlich besser aufspüren, und womöglich ließen sie sich besser fortbewegen.

Damit beschäftigt sich LaRouches Wissenschaftsteam, und wir diskutieren darüber auch mit NASA-Wissenschaftlern, denen dieses Phänomen ganz unbekannt ist. Das sind also neue Beobachtungen, und Kepler wäre darüber sehr froh.

Das gehört alles zur strategischen Verteidigung der Erde, und der Weg in die Zukunft, den das SDE-Konzept für die gemeinsamen Ziele der Menschheit eröffnet, läßt uns ein wunderbares Geschenk an die Zukunft machen. Wenn in ein oder zwei Generationen die ersten Marsbesucher und vielleicht Siedler ihre einwöchige Reise zum Roten Planeten antreten, werden sie sich fragen, wie wir zu Anfang des 21. Jahrhunderts so närrisch sein konnten, Banken mit der Realwirtschaft zu verwechseln, oder warum wir so darauf fixiert waren, Energie zu sparen, anstatt neue Energiequellen zu entwickeln, oder warum wir unseren Müll in 15 verschiedenfarbigen Tonnen trennten, anstatt ihn mit einer Fusionsfackel zu recyceln.

Frau Zepp-LaRouche hat mir neulich von einem Bericht erzählt, den sie gelesen hatte, wonach die jungen Deutschen am wenigsten glücklich sind; aber das liege nicht an materieller Armut. Ich denke, schuld daran ist zu einem großen Teil die hier allgegenwärtige grüne Weltsicht, wo man schon den Kindern beibringt, sie seien ein Krebsgeschwür auf der Erde, und es wäre das beste, gar nicht zu existieren! Der Mensch könne ohnehin nichts bewirken – wir kommen und gehen, als wenn wir niemals da gewesen wären. Das ist nicht gerade eine optimistische Weltsicht!

Was ist das im Vergleich zu einer Mission zum Mars oder zur Entdeckung neuer Energiequellen wie zum Beispiel von Materie-Antimaterie-Reaktionen. Das wirklich größte Geschenk, das eine Nation, eine Gesellschaft ihren Mitglieder und ihrer Zukunft machen kann, ist die Gewißheit, daß ihre Menschen ein Leben leben, das nicht nur gut, sondern für die Zukunft notwendig war. Wir brauchen eine notwendige Richtung, in die wir uns als Menschen orientieren, anstatt uns als Last zu empfinden und wir alte Menschen, wenn sie das 70. Lebensjahr erreicht haben, zu euthanasieren. Indem wir der SDE-Methode folgen und sofort ein Trennbanken- und ein Kreditsystem organisieren, um dies zu ermöglichen, machen wir der Zukunft ein wahrhaft schönes Geschenk!

 


Lyndon LaRouche: Die strategische Sicht aus den Vereinigten Staaten

Im Wortlaut

Es gibt ein gewisses Element des „kurz aber schön“ bei dem, was ich zu sagen habe. Für einige mag es schön klingen, aber für andere nicht. Ich finde es schön, weil es die Wahrheit ist. Und es ist eine Wahrheit, die allgemein gar nicht erkannt wird, und die unerkannte Wahrheit ist an sich die schönste Wahrheit überhaupt.

Wir sind in einer Lage, besonders in den Amerikas und in Europa und Afrika, wo die Menschheit sich faktisch in der größten Gefahr des Aussterbens ihrer Gattung befindet, die uns in historischen Zeiten bekannt ist. Es hat vielleicht prähistorische Perioden gegeben, die sozusagen legendenartig sind, im Gegensatz zu den historischen, aber nie zuvor seit diesen prähistorischen Zeiten stand die Menschheit als Gattung jemals vor einer Gefahr wie die ganze Welt heute.

Im Mittelpunkt dieses Problems stehen Europa und Nordamerika. Alle anderen Regionen und Nationen sind hierbei zweitrangig. Sie sind weder Triebfeder, noch bieten sie die Lösung für diese Lage.

Der Schlüssel, dies zu verstehen, ist wohl für verschiedene von Ihnen ein Schock, besonders für die „Berufseuropäer“, was die Lage heute angeht. Ich glaube, in Europa und darüber hinaus weiß jeder, daß wir uns in einer großen hyperinflationären Finanzkrise befinden und daß die Bevölkerung ausgequetscht wird und wahrscheinlich sogar eine große Zahl in verschiedenen Gebieten dieses Teils der Welt verhungern wird. Sie sind dem Untergang geweiht, wenn die Lösung dieses Problems nicht identifiziert und begriffen wird.

Die Menschheit steht fast am Rande ihrer Auslöschung. Und das nicht „irgendwann einmal“. Es ist eine Frage der unmittelbaren Zukunft. Es ist ein Problem, das jetzt richtig erkannt werden muß. Es ist ein Problem, das die Leute in so gut wie keinem Teil Europas verstehen. In den Vereinigten Staaten versteht man es ein bißchen. Immerhin haben wir in den Vereinigten Staaten ein besseres Verständnis dafür als irgend jemand anderes. Dieses System steht vor seinem Zusammenbruch.

Nun, dahinter steckt eine Absicht. Die Königin von England hat diese Absicht offen ausgesprochen – sie hält sich für die Kaiserin der Welt und in hohem Maße ist sie das auch – z.B. in Europa: West- und Mitteleuropa sind bloß Marionetten des Britischen Empire. Es gibt dort keine Nationalstaaten mehr. Es gibt dort keine Souveränität mehr. Es gibt ein System, das im Wesentlichen von London gesteuert wird. Und wenn dieses System fortbesteht und nicht überwunden wird – diese Macht des Empires über Europa, jedenfalls den größten Teil West- und Mitteleuropas, und die Macht über die Vereinigten Staaten heute -, dann heißt das, daß der nun drohende Untergang fast unausweichlich ist.

Die Hyperinflation, die insbesondere Europa und die Vereinigten Staaten parallel erfaßt, ist ein Zeichen des Untergangs. Die Rate der Produktion lebensnotwendiger Güter fällt, und das immer schneller, und sie wird weiter immer schneller fallen, solange dieses transatlantische Machtsystem weiterbesteht.

Niemand in Europa hat gegenwärtig eine Chance viel daran zu ändern, weil alle so stark mit dem „Euro-System“ verflochten sind. Das Euro-System ist ein System des Massenselbstmords der Unwilligen.

Was läuft falsch? Diese Hyperinflation – eine Hyperinflation, die das, was in Deutschland 1923 geschah, wie ein kleines Problemchen aussehen läßt – ist praktisch die Selbstvernichtung! Die britische Kaiserin, die Queen von England, hat sich dazu ausdrücklich geäußert. An einem Punkt gab es diese Serie von Verhandlungen um [die Klimakonferenz in] Kopenhagen. Danach hat es sich verlagert und die Queen ging in eine andere Richtung. Man betreibt jetzt ausdrücklich ein Programm für Massenmord und Völkermord. Diese Leute haben das mehr als einmal gesagt. Die gegenwärtige Politik des Präsidenten der Vereinigten Staaten läuft darauf hinaus. Es ist eine Politik des Genozids, besonders gegen die Bevölkerung der transatlantischen Region.

Und es ist ein sehr effizienter Genozid. Wenn man es nicht stoppt, wird es mörderisch sein. Das unmittelbare Ziel ist, die Weltbevölkerung von 7 Milliarden Menschen ungefähr auf die Größenordnung von 1 oder 1,2 Milliarden Menschen zu reduzieren. Das ist der Plan.

Diese Politik wird überall in Europa umgesetzt, besonders in West­- und Mitteleuropa. Diese Politik wird sogar bei uns in den Vereinigten Staaten umgesetzt – eine massenmörderische Politik, die die Queen angekündigt hat, und ihre Marionette, der Präsident der Vereinigten Staaten, hat sich hinter diese Politik gestellt. Es wird eine gewaltige Beschleunigung der Sterberate in den Vereinigten Staaten kommen, wenn er Präsident bleibt.

Die Politik stammt nicht von ihm, sie stammt von den Briten. Sie haben ihn gekauft, mit Drogengeld. Eine riesige Flut von Drogengeld hat seine Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten sichergestellt. Und er hat voll und ganz ein entsprechendes Programm umgesetzt. Er setzt es in Form von Kriegen um. Es gab den Krieg in Libyen; der Krieg weitet sich auf Syrien aus; Krieg droht überall in Afrika; es gibt Krieg im Nahen Osten; es gibt Kriegsdrohungen gegen Rußland – all diese Dinge. Jetzt die Drohungen gegen China. All dies läuft hauptsächlich über ihr Werkzeug, den gegenwärtigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, der nur ein Laufbursche der Queen ist!

Damit haben wir es tun.

Nun, wie gehen wir damit um? Sie haben ein Argument. Das Argument ist: Wir haben ein Geldproblem und wir müssen dieses Problem mit dem Geld lösen. Wir müssen lieb zum Geld sein, selbst wenn das bedeutet, daß wir böse zu den Menschen sein müssen. Selbst wenn es bedeutet, sie umzubringen! Und das ist genau die Politik des jetzigen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er hat es noch nicht ganz durchgesetzt, aber das ist sein Plan. Das ist seine Absicht. Seine Absicht ist Völkermord an einem Großteil der Bevölkerung der Vereinigten Staaten und Europas!

Deshalb werden wir das Problem nicht lösen, wenn wir nicht dieses kleine Geheimnis um das Spiel mit dem Geld aufdecken.

Damit komme ich zu diesem speziellen Punkt. Was ist das Problem? Warum sind die Europäer so dumm und lassen sich das gefallen? Warum sind die europäischen Regierungen noch dümmer als das Volk? Es ist nur natürlich, daß sie noch dümmer sind, genau deshalb hat man sie ja zu den Regierungen gemacht. Sonst hätte man sie nicht an die Regierung gelassen, wenn sie nicht dumm und leicht formbar gewesen wären.

Das Amerikanische System

Aber es gibt eine Lösung, nur eine, und diese Lösung ist Glass-Steagall. Aber die meisten Leute wissen nicht, was Glass-Steagall ist. Sie halten es für ein neuartiges System zur Anpassung [der Finanzen]. Nein. Glass-Steagall ist das Grundgesetz der Vereinigten Staaten. Glass-Steagall ist nur der Name, den man diesem Gesetz zu einer bestimmten Zeit in der Geschichte gegeben hat.

Es fing nicht mit den Vereinigten Staaten an. Es galt schon für die Vorläufer der Vereinigten Staaten. Das geht z.B. zurück auf Nikolaus von Kues und auf seinen großen Einfluß und die großartige wissenschaftliche Entwicklung, die geschah und die dann durch Perioden großer Kriege weitgehend wieder zerstört wurde, speziell in Europa. Bürgerkriege. Daraufhin machten sich ein paar Leute um Kolumbus auf. Kolumbus war ein Anhänger Cusas, der sagte, die Lösung ist, Europa zu verlassen und jenseits der Ozeane zu den Menschen anderer Weltteile zu fahren und eine globale menschliche Zivilisation aufzubauen, damit alle Teile der Menschheit wahre Menschen sein dürfen, so wie sie es sein sollten.

Es gab Religionskriege. Wozu führte das? Nun, Kolumbus’ Expedition ging nicht besonders gut aus. Die ursprünglichen Siedlungen von Kolumbus im mittleren Mexiko liefen zwar recht gut. Aber das wurde unter dem Einfluß des oligarchischen Systems wieder kaputtgemacht.

Dann kamen ein paar Holländer, ein paar Franzosen, ein paar Briten, Iren usw., sie kamen über das Wasser zum nordamerikanischen Kontinent und ebenso zum südamerikanischen Kontinent. Und speziell im Gebiet der Vereinigten Staaten gab es zwei Vorstöße, das Problem, das Europa wegen der Umstände dort hatte, zu lösen.

Sie sagten: Laßt uns aus Europa weggehen. Laßt uns ein paar Menschen aus Europa herausschaffen, denn es ist unmöglich, dieses Problem in Europa zu lösen. Und es wurde niemals gelöst. Es war nur ein bißchen mehr oder weniger. Man machte etwas Fortschritt, aber es lief immer schlechter.

Aber wir hatten etwas, was endlich funktionierte, in Massachusetts, mit der Massachusetts Bay Colony in jenem [17.] Jahrhundert. Die Massachusetts-Kolonie was ein Geniestreich. In ihr wurde das Wirtschaftssystem geschaffen, auf dem die Vereinigten Staaten beruhten.

Die Massachusetts-Kolonie wurde allerdings von der sogenannten Venezianischen Partei unterdrückt – derselben Venezianischen Partei, die die Unabhängigkeit der Briten beendete und sie zu Knechten des neuvenezianischen Unterdrückungssystems machte. So kam das neue Unterdrückungssystem nach Nordamerika, nach Massachusetts, wo wir das erste Wirtschaftssystem hatten, auf das sich die Vereinigten Staaten stützten.

Aber als sie uns unterdrückten, kamen wir in einen Krieg, als Großbritannien von der Neuen Venezianischen Partei übernommen war. Britannien war in der Mitte des Jahrhunderts ein Imperium geworden.

An dem Punkt, in der Mitte des [18.] Jahrhunderts, hatten die Menschen in Nordamerika, darunter auch einige meiner Vorfahren, ein neues Wirtschaftssystem eingerichtet, eine Neuauflage des gleichen Systems wie das der Massachusetts Bay Colony und es funktionierte. Und es war insbesondere ein Mann, der herausfand, wie das Prinzip funktionierte, und das war natürlich Alexander Hamilton, dessen Hirn das Amerikanische System entworfen hat. Er fand das einzige kompetente System, das Probleme dieser Art löst.

Dann kam die Anstrengung, die erfolgreich war. Aber insbesondere die Briten versuchten ständig, unsere neue Republik zu zerstören. Wir hatten einige wenige große Staatsmänner in dieser Republik: die ursprünglichen Anführer dieser Republik und dann eine andere Gruppe, und die wurde dann auch niedergemacht. Wir wurden wieder niedergemacht durch eine britische Intervention, die man den Amerikanischen Bürgerkrieg nannte. Wir kamen da erfolgreich wieder heraus, aber dann wurden wir wieder durch britische imperiale Einmischung verraten.

Danach erlangten wir unsere Macht zurück, bis einige verdammte Narren in Amerika entschieden, sich im sogenannten Ersten Weltkrieg auf die Seite der Briten zu stellen, das Dümmste, was man überhaupt tun konnte.

Wir erholten uns von diesem Krieg unter Franklin Roosevelt, der die gleiche Politik wie Alexander Hamilton vertrat, durch die Definition der Wirtschaftspolitik nach dem Gründungs- und Verfassungsprinzip der Vereinigten Staaten. Franklin Roosevelt verstand diese Politik und setzte eine Variante davon durch und es funktionierte. Wir haben den Krieg gewonnen.

Leider starb Franklin Roosevelt zu früh. Warum? Die Briten haben ihn umgebracht. Wie machten sie das? Nun, wir führten diesen Krieg, den Zweiten Weltkrieg, wie man ihn nannte, und Roosevelt war der Staatsführer. Er führte die internationale Anstrengung an, die Zivilisation zu retten. Aber da hatte Churchill eine nette Idee: „Laßt uns den Krieg nicht zu früh gewinnen.“ Das war die britische Politik: den Krieg nicht zu früh zu gewinnen. Warten wir, bis Franklin Roosevelt tot ist. Als sie dann sahen, daß Roosevelt dem Tod nahe war – und das kommt von Augenzeugen, nicht von mir – erst dann beendeten sie den Krieg, nachdem Roosevelt gestorben war. Sie zermürbten ihn absichtlich, bei der schweren Krankheit, die er durchgemacht hatte. Sie zehrten gezielt seine Kräfte aus. Churchill tat das absichtlich. Er verlängerte den Krieg in Europa, um zu verhindern, daß die Vereinigten Staaten die Pläne und Ziele, die Franklin Roosevelt für den Frieden hatte, weiterverfolgen würden. Franklin Roosevelts gesamte Friedenspolitik wurde in diesem Prozeß unter der Leitung Winston Churchills ausgemerzt.

Damit waren wir in Schwierigkeiten. Harry Truman, der Präsident, der Präsident Roosevelt ablöste, war ein totaler Nichtsnutz, ein Mann der Wall Street und eine Hure des Empire. So etwas gibt es sehr häufig. Dann haben wir das wieder ausgebügelt und durchliefen eine Zeit, in der wir das, was Churchill und andere, ähnliche Leute getan hatten, bekämpften.

Sie fingen den Atomkrieg an. Es war das Britische Empire, nicht die Vereinigten Staaten, das mit dem Atomkrieg anfing. Sie haben es gemacht. Wir hatten zwar die Waffen. Wir hatten Kernwaffen. England hatte Kernwaffen, die es von uns bekam. Aber die sollten nicht eingesetzt werden. Sie sollten nicht eingesetzt werden, solange es nicht wirklich eine reale Notwendigkeit dafür gab. Man wollte keinen Krieg mit Kernwaffen entfesseln. Man wollte die Waffen haben, aber nicht einsetzen. Das sollte der Grundsatz sein: Es sollte keinen Krieg mit Kernwaffen geben. Alles wäre zu tun, um zu vermeiden, daß man Atomwaffen einsetzen muß.

Die Kernwaffen waren auch gar nicht der Zweck. Die Kernwaffen waren eine Variante von etwas anderem. Sie waren eine Widerspiegelung der Kernkraft, wobei Leute wie Einstein und Max Planck schon in den 1890er Jahren die Grundlage für die Kernkraft vorausgesehen hatten.

Und es ist ganz natürlich, daß die Menschheit die Kernkraft nutzt. Es wäre unnatürlich, es nicht zu tun. Es wäre verrückt, die Kernkraft nicht zu nutzen. Es ist notwendig für den Fortbestand der Menschheit, angesichts der Bedrohung aus dem Sonnensystem durch Asteroiden und anderes darin, was jetzt zunehmend zur Gefahrenquelle wird; darüber wird heute später in anderen Beiträgen berichtet werden. Kernwaffen waren nie das Ziel. Die Nazis hatten sogar schon an Kernwaffen gedacht, aber Hitler hatte das an dem Punkt eingestellt.

Die Absicht hinter der Atompolitik kam aber nicht aus einer Kernwaffenpolitik. Es kam aus der Notwendigkeit des Fortschritts der Lebensumstände der Menschheit, einer Erhöhung der Produktivkraft der Menschheit, eine Erhöhung des Lebensstandards der Menschheit, eine Steigerung der Kraftdichte pro Kopf und pro Flächeneinheit. Wir werden jetzt thermonukleare Kräfte nutzen, nicht als thermonukleare Waffen, sondern um mit Kernfusion schneller zum Mars zu kommen. Denn ohne Kernfusion kann man nicht bequem zum Mars gelangen, die Menschheit wird nie wirklich zum Mars kommen, um dort zu leben, wenn sie nicht die Kernfusion als Kraftquelle nutzt. Wir werden nie die Gefahren für die Menschheit durch Asteroiden und ähnliches abwenden können, wenn wir nicht diese Mittel anwenden. Aber nicht für Krieg, sondern für die Entwicklung der Rolle des Menschen im Sonnensystem, jedenfalls im inneren Teil des Sonnensystems. Das ist unsere Atompolitik.

Willentliche Evolution der Menschheit

Gut, wie hängt das nun alles mit der Wirtschaft zusammen? Ich möchte Ihnen nur kurz etwas zum Hintergrund unserer Vorschläge und unserer Arbeit sagen. Wir hatten in unserer Organisation in den Vereinigten Staaten einen Zweig mit jüngeren Leuten. Ich habe es in den letzten Jahren so eingerichtet, daß eine Gruppe junger Erwachsener eine Organisation innerhalb unserer existierenden Organisation aufbaute, als Element des Wachstums und unserer zukünftigen Rolle in der Politik. Im letzten Jahr, im Sommer und Frühherbst, sagte ich dann an einem bestimmten Punkt: „Wir müssen es jetzt so machen, daß wir alle unsere anderen Aktivitäten einstellen und den Kern unserer Organisation für diese Wahlkampfperiode nach Washington bringen, um diesen Leuten, den Kongreßpolitikern und ähnlichen Leuten, im Nacken zu sitzen. Setzen wir unsere Politik durch und laßt uns den Kongreß erziehen.“

Und so haben wir es dann gemacht. Heute haben wir nun den Punkt erreicht, an dem wir einen beträchtlichen Einfluß haben, weit mehr als jemals zuvor, jedenfalls in den Vereinigten Staaten. Und der Kern unserer Vorschläge ist Glass-Steagall.

Ganz einfach: Die Glass-Steagall-Politik wird, wenn man sie anwendet, die Vereinigten Staaten retten. Wenn die Europäer überleben wollen, werden sie es genauso machen. Sie werden sofort eine Blaupause von Glass-Steagall übernehmen und alle anderen Varianten wirtschaftspolitischer Systeme abschaffen. Das ist es, was wir brauchen.

Was die Europäer bei all dem nicht verstehen: Sie verstehen nicht, worum es in der Wirtschaft eigentlich geht. Ich meine wirkliche, physische Wirtschaft, die Wirtschaft des Menschen.

Wir können hier etwas aus dem Tierreich lernen, denn das Tierreich hat eine Evolution. Die Evolution ist der natürliche Zustand lebender Prozesse. Soweit wir wissen, beruht der allgemeine Trend bei allen lebenden Prozessen auf Evolution: die Evolution hin zu Existenzformen mit höherem Energiedurchfluß.

Und jeder Fortschritt im Zustand der Menschheit war immer ein Resultat der Erkenntnis und Anwendung dieses Prinzips. Das Tierreich, die Tiere sind nicht so effizient: Sie sterben, Gattungen sterben aus, verschwinden. Ähnlich ist es mit Nationen. Nationen ohne Fortschritt verschwinden, sie gehen unter. Europa geht unter. Auch die Vereinigten Staaten wurden unter den letzten beiden Präsidenten und dem Verbot von Glass-Steagall Mitglied im Club des selbstverschuldeten Untergangs. In Europa wird Glass-Steagall nicht ernsthaft in Erwägung gezogen oder angewandt, während man in den Vereinigten Staaten Glass-Steagall besser kennt und es viel mehr Unterstützung dafür gibt. Doch sogar in Europa denken unabhängige europäische Köpfe an Glass-Steagall als notwendige Wirtschaftsreform. Selbst viele in England und im britischen System, Bankiers, sagen: „Wir brauchen jetzt Glass-Steagall.“ Sie wissen, daß tatsächlich nichts anderes funktionieren wird. Ohne Glass-Steagall ist die Zivilisation tot! Sie kann nicht überleben.

Was bedeutet das? Wie ich schon gesagt habe – nehmen wir vor allem zwei Dinge. Zunächst einmal beruht alles Leben auf einem evolutionären Prozeß, unter dem Gattungen von qualitativ niedrigeren Entwicklungsstufen zu höheren wechseln. Das ist das Tierreich, das ist das Gesetz der Evolution. Nun ist die Menschheit anders als alle anderen Lebewesen, weil die Menschheit die Fähigkeit zu einer eigenen, willentlichen Evolution hat. Die Menschheit entwickelt sich bewußt weiter – nicht indem sie ihre Biologie verändert, sondern indem sie ihren Geist verändert. Sie nutzt die Erkenntniskraft des Geistes, während keine Tierart echte Erkenntniskräfte hat. Nur Menschen haben diese noetischen Geisteskräfte.

Deshalb ist das Ziel immer, zu höheren Ebenen der Technik aufzusteigen, und das bedeutet: Weg mit der grünen Politik! Wenn ihr überleben wollt, hört auf mit der grünen Politik, denn die ist ein Todesurteil. Sie ist ein gemeinschaftlicher Selbstmord! Die Menschheit muß immer voranschreiten; wir müssen das von den Tieren lernen und die Prinzipien anwenden in einer Weise, wie das die Tiere nicht können. Zu höherer Energieflußdichte aufsteigen: Wie macht man das? Man macht physikalische Entdeckungen. So wechselt man von niedrigeren zu höheren Formen der Energieflußdichte. Man findet neue Anwendungen.

Gegenwärtig ist die Menschheit hilflos gegen die Asteroiden, die sich im Sonnensystem gegen uns bereit machen. Wir sind hilflos gegen die Kometen. Wir haben kürzlich in Rußland einen solchen Einschlag erlebt. Wenn die Objekte nur ein bißchen mehr Energieflußdichte gehabt hätten, dann hätte es in dem Gebiet sehr viele Verletzte und sogar eine Menge Tote gegeben. Der Menschheit steht ein Massensterben bevor, wenn wir nicht angemessen und schnell genug voranschreiten, um diese Probleme zu überwinden.

In Amerika und in Europa hat man einen gemeinsamen Selbstmordpakt; man nennt das die „grüne“ Politik, die ein Weg in den Selbstmord ist. Sie bedeutet Massensterben. Ohne einen Anstieg der Energieflußdichte, der sich in der Technik und in der Kraft an sich ausdrückt, hat die Menschheit auf diesem Planeten keine Zukunft.

Und wo liegt entsprechend das wirtschaftliche Problem? Darum geht es nämlich bei all dem, wovon ich gerade gesprochen habe. Wir müssen auf das Äquivalent einer Glass-Steagall-Politik setzen, d.h. unser Ziel ist die Erhöhung unserer Energieflußdichte, verkörpert in Anwendungen zum Nutzen des Menschen. Gleichzeitig spiegelt sich dies auch noch auf eine andere Weise wider.

Das Prinzip des Fortschritts

Noch einmal, wir können von den Tiergattungen lernen. Man muß voranschreiten, sich weiterentwickeln, sonst stirbt man! Fortschritt und Evolution oder Aussterben! Das ist das Gesetz der Natur. Die Menschheit ist das einzige Lebewesen, das es willentlich tun kann, nämlich durch Entdeckungen des Geistes, mit der Kraft des Geistes, neue, höhere Prinzipien der Entwicklung zu entdecken. Niemand außer dem Menschen ist nach unserem Wissen bewußt dazu fähig. Und Menschen, die freiwillig diese willentliche Fähigkeit aufgeben, begehen einen Massenselbstmord.

Das gilt auch für große Nationen. Nikolaus von Kues bringt das in seinem Werk, in der Gesamtheit seines Werks und seines Einflusses klar zum Ausdruck. Er war die Triebkraft der Wissenschaft, des Fortschritts. Er rettete Europa aus der Not und den schrecklichen Zuständen der früheren Jahrhunderte.

So ist dies eine moralische Frage. Was ist unser Wirtschaftssystem? Warum ist unser Amerikanisches System so genial, verglichen mit den armen Europäern, die das noch nicht verstehen? Was ist das Prinzip? Es ist das Prinzip des Fortschritts, das Prinzips des Übergangs zu höherer Energieflußdichte, zu höheren Niveaus der Produktivität. Nur dann kann man die Erde und die Menschen auf ihr vor dem schützen, was jetzt die Erde und ihre Menschen bedroht.

Wie tun wir das? Nun, das geht auf das Amerikanische System zurück. Das Amerikanische System heißt Fortschritt, Fortschritt, Fortschritt, so wie das in der Währung der Massachusetts Bay Colony zum Ausdruck kam. Das war wie gesagt der Anfang. Es wurde niedergemacht, doch wir kamen darauf zurück. Wir hatten ein Genie in Amerika, Alexander Hamilton, der klar machte, wie man das Wirtschaftssystem der Vereinigten Staaten zum Funktionieren bringt. Und wir erhielten das, selbst als wir als eine relativ schwache Kraft auf dem amerikanischen Kontinent existierten. So wie Benjamin Franklin und seine Vorgänger in Massachusetts es getan hatten, sie stützten sich auf eine Politik für wissenschaftlichen Fortschritt – mit dem Verständnis, daß wissenschaftlicher Fortschritt darauf beruht, die Produktivkraft der Arbeit zu erhöhen, also Dinge wie einfache Innovation oder wissenschaftliche Entdeckungen.

Und wir haben Europa zum Fortschritt gezwungen. Unsere Existenz zwang Europa, sogar die Briten, mit Fortschritt zu rechnen – davon ausgehend, daß Geld an sich nicht die Grundlage der Wirtschaft ist, sondern die Grundlage ist Produktivität, Anstieg der Energieflußdichte und Anstieg der Produktivität unserer Produktion allgemein.

Die anderen Systeme sind problematisch. Es gibt das monetäre System, das rein auf Geld basierte System, das Geldsystem. Was ist falsch daran? Das gemeinsame Geldsystem hat keine eingebaute Motivation für Fortschritt. Deshalb ist eine Währung wie eine Gold- oder Silberwährung keine Grundlage für Fortschritt. Ein monetaristisches System ist keine Grundlage für Fortschritt.

Die Grundlage des Fortschritts ist ein Anstieg des ersichtlichen Nutzens der produktiven Arbeitskraft, wo man ständig, wenn man arbeitet und produziert, auf einer höheren Ebene produziert als am Tag davor. Ähnlich ist es mit klassischer Musik und klassischem Theater; es ist so bei allem Guten, was der Mensch tut.

Unsere Währung, unser System, das Amerikanische System der amerikanischen Verfassung, beruht also allein auf dem Konzept, das mit Alexander Hamilton verbunden ist. Wir Amerikaner als Nation haben nie irgendetwas Nennenswertes erreicht, was nicht auf der Anwendung von Hamiltons Prinzip beruhte! Und wenn man sich auf ein reines Geldsystem stützt, fördert man keinen Fortschritt, keinen realwirtschaftlichen und technischen Fortschritt. Doch wie soll die Menschheit überleben, wenn wir keinen Fortschritt haben? Wenn wir uns nur immer weiter abnutzen und wie Tiere werden, weil wir veraltet werden?

Unser System basiert deshalb auf einem Kreditsystem. Das ist das System, das in den Vereinigten Staaten unsere größten frühen Präsidenten und ihre Mitarbeiter nutzten. Dieses wissenschaftsgetriebene Programm ermöglichte die großen Errungenschaften. In Europa erzwang der große Druck der Amerikanischen Revolution mehr Aufmerksamkeit dafür, weil die Nationen miteinander konkurrierten. Wenn sie in Europa konkurrieren wollten, mußten sie etwas tun, um sich gegenseitig einzuholen und zu versuchen, es ein bißchen besser zu machen als der andere.

Und es kam die Idee des Systems der Investitionen. Wenn man unser System anwendet, führt das immer zum Anstieg der produktiven Arbeitskraft. Und wir erkannten, daß man dazu das Produktivitätspotential der Bevölkerung steigern mußte. Man mußte zu besserer Technik wechseln, zu immer höher entwickelten Technologien. Man mußte Gebiete beherrschen lernen, die vorher unbewohnbar waren; sich Dinge erobern, die furchterregend waren.

Zur nächsten Phase, in der wir uns nun befinden, werden Sie hier gleich aus anderer Quelle hören. Der Schwerpunkt liegt auf Energieflußdichte und derartigen Dingen. Es bedeutet, daß wir jetzt hinaus in das benachbarte Sonnensystem gehen und anfangen, durch wissenschaftliche Entdeckungen und Entwicklungen die Fähigkeit bekommen, die Gefahren für die Menschheit durch diese herumfliegenden Steine da draußen unter Kontrolle zu bringen, denn es gibt in der Nachbarschaft von Venus und Mars Millionen davon. Sie warten sozusagen darauf, uns zu vernichten, und die Intensität dieser Steine, die auf uns zurasen, nimmt zu.

Einer unserer Redner hat heute darauf hingewiesen, wenn ein Asteroid auf uns zurasen würde, der groß genug und schnell genug wäre, alles menschliche Leben auf der Erde zu vernichten, daß wir dann rein gar nichts dagegen tun könnten, auch wenn wir ein Jahr Zeit hätten. Das Überleben der Menschheit wird davon abhängen, Schutzsysteme gegen solche Gefahren zu entwickeln und immer weiter und weiter in den Raum zu gehen, um die Verteidigung der Existenz der menschlichen Gattung zu ermöglichen. Das können wir nicht ohne Kernfusion als Maßstab der Produktivität für die Menschheit in der Zukunft.

Das Grundprinzip ist einfach. Es ist das Prinzip der Vereinigten Staaten: Fortschritt. Das war das Prinzip des Nikolaus von Kues: Fortschritt. Das Prinzip Karls des Großen: Fortschritt. Karl der Große verstand die Wirtschaft besser als jeder heute in Europa. Das ist wirklich wahr. Er ließ alles berechnen, er machte eine Volkszählung. Er untersuchte das gesamte Reich, das er beherrschte. Er vereinigte die Verbindungen zu Wasser. Der letzte Teil seines Plans wurde in Deutschland erst in den 1990er Jahren vollendet. Er fand heraus, wieviel die Menschen essen mußten, wieviel es kostete ein großes Verkehrsnetz zu schaffen. Das brach zusammen, als er nicht mehr da war und man historisch einen Schritt zurück zu einer früheren Stufe machte.

Aber immer bleibt das Prinzip des Fortschritts: daß der Mensch zum Fortschritt verpflichtet ist und es schon immer war. Nur kommen wir jetzt in eine Zeit, in der wir das Sonnensystem nicht mehr als etwas Passives betrachten, Sterne beobachten usw. Wir sehen jetzt neuartige Probleme und das, was nun die Menschheit bedroht, sollte wirklich alle mit Angst erfüllen, so daß wir etwas Gutes dagegen tun, indem wir die Technik und ihre Energieflußdichte verbessern. Wir müssen die grüne Politik umkehren – diesen Selbstmordpakt in Europa und teilweise in den Vereinigten Staaten. Eine grüne Politik ist eine Politik des Massensterbens der Menschen, weil ohne Fortschritt keine Lebensbedingungen erhalten werden, unter denen der Mensch auf diesem Planeten weiter bestehen kann.

Und der Markstein dafür ist in dieser Phase, etwas gegen die Gefahren durch diese Asteroiden zu tun. Das ist das, was ich früher die Strategische Verteidigungsinitiative genannt habe, als ich mich für diesen Plan einsetzte und wir viele Leute dafür gewinnen konnten, auch in Rußland bzw. in der Sowjetunion. Und ähnliches. Solche Erfindungen, solche Entdeckungen von Prinzipien, die davon abhängen, daß die Menschheit immer wieder über sich hinauswächst. Wer immer du bist, was immer du vertrittst, du mußt über dich hinauswachsen. Und man muß heute davon ausgehen, daß es ein Sonnensystem gibt, das sehr schön ist und das wir nutzen können, aber daß dieses Sonnensystem dich auch töten kann. Deshalb sollte man lieber lernen, wie man damit umgeht. Das ist mein Punkt.

Und das Amerikanische System, das System, das wir heute als Glass-Steagall-System erneuern wollen, ist das einzige Wirtschaftssystem, das ein Überleben der Zivilisation sichern kann. Vergessen wir deshalb all das, womit jemand kurzen und billigen Erfolg hat. Es gibt nur eines, was die Menschheit retten wird: die Steigerung der Produktivkraft der Arbeit. Klammern Sie sich nicht an alte Vorstellungen, die Stillstand sind. Da draußen warten neue Gefahren und neue Chancen und neues Glück auf uns. Die Menschen müssen wissen, daß das existiert, und dann müssen sie sich dafür entscheiden, es anzunehmen. [Applaus]


Prof. Theodore Katsanevas: Das Leben mit dem Euro und dem extremen Monetarismus des Kasino-Kapitalismus

Im Wortlaut

Zeus, der oberste der antiken griechischen Götter, verliebte sich in die schöne Europa und beschloß, sie zu verführen. Er verwandelte sich in einen weißen Stier und mischte sich unter die Herde ihres Vaters. Als Europa und ihre Gespielinnen Blumen pflückten, sah sie den Stier, streichelte seine Flanken und kletterte schließlich auf seinen Rücken. Zeus nutzte die Gelegenheit, lief zum Strand und schwamm mit ihr auf dem Rücken bis zur Insel Kreta. Dort gab er sich zu erkennen, und Europa wurde die erste Königin Kretas. Doch heute lebt Europa in Trauer und Not; verfallen sind früherer Reiz und Glanz. Das dürfen wir nicht tolerieren.

Eine moderne griechische Tragödie

Griechenland übernahm den Euro im Januar 2001, wodurch angeblich unsere Wirtschaft geschützt und entwickelt werden sollte. Doch das Gegenteil trat ein. In all den Jahren zuvor haben wir mit unserer historischen Währung, der Drachme, nie eine solche Katastrophe wie heute erlebt. Man kann mit Fug und Recht von einer modernen griechischen Tragödie sprechen. Ein Teil der Schuld trifft zwar die Verwerflichkeit unseres politischen Systems, doch das gleiche politische System gab es im Grunde bereits früher, in den Jahren mit der Drachme.

Griechenland erlebt nun das vierte tiefe Rezessionsjahr in Folge. Das BIP des Landes sank um 28-30%, und dieser Abwärtstrend setzt sich fort, ohne daß ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen wäre. Hunderte, ja Tausende von Firmen haben geschlossen. Die Hauptstraßen Athens und anderer Städte gleichen einem Friedhof leerer Geschäfte. Die offizielle Arbeitslosigkeit ist auf 28% gestiegen, die Jugendarbeitslosigkeit sogar auf über 50%. In einem Land mit 11 Mio. Einwohnern verlieren jeden Tag über 1400 Menschen ihren Job und 3-5 Menschen begehen Selbstmord.

Die Armut breitet sich immer mehr aus, und die Not ist überall sichtbar. Viele gehen verzweifelt ins Ausland, um sich dort Arbeit zu suchen. Es gibt eine massive Abwanderung von Griechen und gleichzeitig einen massiven Zustrom illegaler Einwanderer, überwiegend Moslems, was die ethnische Struktur des Landes verändert. Nach seiner 3000jährigen Geschichte könnte es Griechenland in 50 Jahren nicht mehr geben.

Es ist schon ironisch, daß sich das alles im Schatten der Akropolis abspielt, des Grundsteins der größten Zivilisation der Antike. Die Geburtsstätte Europas wird von einer EU mißhandelt, die sich von ihren eigenen Idealen von Annäherung und Solidarität zwischen den Nationen entfernt hat. Das Land, in dem die Demokratie, die Philosophie, die Mathematik, die Künste, die Suche nach Wissen und Schönheit erfunden wurde, zahlt heute den Preis für das idiotischste und irrationalste Wirtschaftsexperiment in der modernen Geschichte, das der Eurozone, einer abnormen Gemeinschaftswährung, ohne irgendeinen zentralen politischen und wirtschaftlichen Schirm.

Zypern auf den Knien

Werfen wir einen Blick auf die jüngsten Ereignisse in Zypern. In dem jüngsten Bericht des Schiller-Instituts wird bereits festgestellt: „Die Gesetzesvorlage im Europaparlament beweist, daß der zypriotische Raubzug kein Eingreifen der deutschen Regierung in letzter Minute war, sondern eine von der EU-Kommission ausgeheckte, wohl geplante Operation.“

Und Jacques Cheminade erklärte, daß „die Eurozone die Bankoligarchie unterstützt. Der Euro wurde von monetaristischen Zentralbankern vom Schlage eines Robert Mundell geschaffen und war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Zypern sollte austreten. Das wird kein Zuckerschlecken werden, aber wie Griechenland weiß, bedeutet ein Bleiben, von außen gefoltert zu werden. Europa insgesamt muß als Vereinigung souveräner Nationen mit gemeinsamen Entwicklungsprojekten, als Europa der Völker und Vaterländer wiederaufgebaut werden.“

Das südliche Zypern war eines der wohlhabendsten Länder, bevor es im Januar 2008 der Eurozone beitrat. Nur wenige Jahre danach liegt die notleidende Insel auf den Knien. Der Norden Zyperns ist entgegen allen UN-Entscheidungen von den Türken besetzt und war und ist entsprechend den Wirtschaftsindikatoren immer noch weitaus ärmer als sein südlicher Bruder. Aber ohne Teil der Eurozone zu sein, steht das nördliche Zypern jetzt ganz gut alleine da. Wie kommt es, daß ein armes Territorium der Depression so einfach widersteht, aber ein viel entwickelteres Land das nicht kann?

In Zypern soll viel Schwarzgeld gewaschen worden sein. Das trifft in gewissem Maße zu, besonders vor seinem Beitritt zur Eurozone. Aber es wäre abwegig, solche Vorwürfe allein gegen Zypern zu richten, wo doch etwa die Hälfte aller internationalen Wirtschaftstransaktionen über Offshorezentren und/oder Steuerparadiese auf der ganzen Welt abgewickelt werden. Nach Angaben der OECD gehören zu den 45 Staaten, die sich nicht an international akzeptierte Steuerregeln halten: Irland, Costa Rica, Liberia, Zypern, Liechtenstein, Vanuatu, Luxemburg, Uruguay, Panama, Singapur, Finnland, Hongkong, Seychellen, Samos, Belize, Bahamas, Nauru, Gibraltar, Gerstein-Inseln, Bermudas, Britische Jungferninseln, Kaimaninseln, Nevis-Inseln, Niue usw. Das gutinformierte Magazin Forbes zählt zu den Steuerparadiesen u.a. den US-Bundesstaat Delaware, Luxemburg, die Schweiz, die Londoner City, die Kaimaninseln, Liechtenstein, Monaco und die Azoren, wobei Deutschland, Frankreich bzw. Spanien vor allem zu den letzten drei bekanntermaßen enge Beziehungen haben.

Die Bosse des internationalen Kasinokapitalismus könnten diese schmutzigen Steueroasen, jene Orte des Bankenmißbrauchs und des Waschens schmutzigen Geldes, über Nacht stillegen. Aber sie wollen das nicht. Eine Ausnahme ist wohl Zypern, das für sie aus verschiedenen Gründen ein Stein des Anstoßes war – einer davon waren die angeblichen Verbindungen zu russischem Schwarzgeld. Es scheint, daß die, die die Macht haben, die Musik bestellen und die Regeln ausgeben. Im Fall der Eurozone liegt die Macht bei jenen, die den Schlüssel zur Sparbüchse besitzen. Das sind die, die den Euro drucken, verwalten und manipulieren.

Schuld ist der Kasinokapitalismus

In einer unserer Untersuchungen an der Universität Piräus haben wir uns mit den wichtigen Wirtschaftsindikatoren – BIP, Zahlungsbilanzen, öffentliche Verschuldung, Inflation und Arbeitslosigkeit – beschäftigt, um so zu versuchen, den Entwicklungskurs von Ländern innerhalb und außerhalb der Eurozone zu erforschen. Wir stellten fest, daß die Randstaaten, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien, Irland – die GIPSI – vor dem Eurobeitritt 1999-2002 wirtschaftlich ganz gut dastanden, doch kurz danach abfielen. Das gleiche gilt mehr oder weniger auch für andere Länder der Eurozone, besonders für Slowenien, Slowakei, Estland und Belgien. Nur Deutschland, Frankreich, Österreich, Finnland und den Niederlanden scheint es allgemein ganz gut zu gehen.

Länder außerhalb der Eurozone wie Großbritannien, Dänemark, Schweden, Tschechien, Bulgarien, Ungarn, Polen und Rumänien behaupten einen stetigen Aufwärtstrend, wobei es im Zuge der Krise von 2009 teilweise zu Rückschritten kam. Länder außerhalb der EU wie Norwegen, Serbien und die Türkei überstanden die Krise und entwickeln sich jetzt mit normaler und/oder schneller Geschwindigkeit. Das gleiche gilt für Rußland, China, Indien, Brasilien, Argentinien und sogar für Äthiopien, Ghana und viele andere Entwicklungsländer.

Somit stehen heute, vier Jahre nach der Wirtschaftskrise von 2008, die meisten Länder der entwickelten und sich entwickelnden Welt wieder auf eigenen Füßen. Nur Griechenland, Italien, Portugal, Spanien, Irland und Zypern, die Randländer der Eurozone, ähneln Schiffen in Seenot.

Es stellt sich eine grundlegende Frage: Was ist die wirkliche Ursache dieses Paradoxes? Ich würde gerne mehrere Vorschläge hören. Doch die statistischen Daten lassen auf nur eine überzeugende Erklärung schließen. Laut Prof. Steven Keen liegt dies hauptsächlich an „der schlecht funktionierenden Eurozone in Kombination mit den gewissenlosen und extrem monetaristischen Methoden des Kasino-Kapitalismus, der Weiterexistenz international geschützter Steuerparadiese, unkontrollierter Kapitalströme, der Zusammenlegung von Handels- und Investmentbanken, der Unterbewertung der produktiven Realwirtschaft und humanitärer Werte zugunsten von Marktidealen.“

Figure 1
Financial Sector vs. Non-Financial Sector Yearly Compensation

Wie Keen nachgewiesen hat, überflügelte der Finanzsektor Ende 1980 den Nichtfinanzsektor auf internationaler Ebene und wuchs danach noch erheblich schneller (Abbildung 1). Die „Blasenwirtschaft“ überholte die Realwirtschaft, was zur Vergrößerung der Einkommensunterschiede und zu beängstigenden Weltwirtschaftskrisen führte.

Wie das Schiller-Institut in seiner Einladung zu dieser Konferenz schrieb: „Bürger- und Sozialrechte, jahrhundertelang erkämpft, verschwinden sang- und klanglos in der Versenkung.“ Dennoch verlangen die Habenden immer mehr von den Habenichtsen, wie sich Bertold Brecht ausgedrückt hat.

Neuauflage der griechischen Tragödie

Der Nobelpreisträger Paul Krugman schrieb:

„Vor 15 Jahren war Griechenland kein Paradies, aber es befand sich auch nicht in der Krise… Dann trat Griechenland dem Euro bei und das Erschreckende geschah: Die Leute begannen zu glauben, daß man dort sicher investieren könnte. Ausländisches Geld strömte nach Griechenland, und mit einigem davon, wenn auch nicht mit allem, wurden die Staatsschulden finanziert; die Wirtschaft boomte; die Inflation stieg; und Griechenland wurde zunehmend wettbewerbsunfähig. Die Griechen verschleuderten zwar viel, wenn nicht das meiste Geld, das ihnen zufloß, aber das gleiche taten dann alle anderen auch, die in den Sog der Euroblase gerieten. Und dann platzte die Blase, wodurch die Grundfehler des gesamten Eurosystems nur zu offensichtlich wurden.

Man frage sich, warum das Dollargebiet – auch als Vereinigte Staaten von Amerika bekannt – ohne die schweren regionalen Krisen, von denen Europa jetzt erfaßt wurde, mehr oder weniger funktioniert. Die Antwort lautet, daß wir eine starke Zentralregierung haben, und die Aktivitäten dieser Regierung bewirken praktisch automatische Bail-outs für Bundesstaaten, die in Schwierigkeiten geraten sind…

Der Ursprung dieses Desasters liegt weiter nördlich, in Brüssel, Frankfurt und Berlin, wo die Verantwortlichen ein zutiefst – vielleicht unheilbar – fehlerhaftes Währungssystem schufen und die Probleme dieses Systems noch verschlimmerten, indem Analyse durch Moralisieren ersetzt wurde. Und die Lösung der Krise, wenn es eine gibt, müßte von den gleichen Stellen kommen…

In Griechenland gibt es in der Tat viel Korruption und Steuerhinterziehung, und die griechische Regierung hatte die Angewohnheit, über ihre Verhältnisse zu leben. Außerdem ist die griechische Arbeitsproduktivität nach europäischem Standard niedrig – etwa 25% unter dem EU-Durchschnitt. Es ist jedoch beachtenswert, daß die Arbeitsproduktivität etwa in Mississippi nach amerikanischem Standard ähnlich niedrig ist…

Andererseits ist vieles, was man über Griechenland hört, einfach nicht wahr. Die Griechen sind nicht faul – im Gegenteil, sie arbeiten länger als fast alle anderen in Europa, und erheblich länger als insbesondere die Deutschen. Auch ist Griechenland kein ausufernder Sozialstaat, wie Konservative gern behaupten; die Sozialausgaben als Anteil des BIP, dem Richtmaß für die Größe eines Sozialstaates, sind in Griechenland erheblich niedriger als etwa in Schweden oder Deutschland, Länder, die die europäische Krise bisher recht gut überstanden haben.

Wie ist Griechenland also in so große Schwierigkeiten geraten? Der Euro ist schuld.“

Kenneth Rogoff, ein anderer bekannter Ökonom, fügt hinzu:

„Das Problem in Griechenland ist keine gewöhnliche Rezession, sondern eine ausgewachsene Finanzkrise, etwas, wovon sich Länder gewöhnlich viel länger erholen müssen. Diese Art Wirtschaftskollaps reicht viel tiefer als eine normale Abkühlung. Je länger das Schrumpfen der Wirtschaft anhält, desto unruhiger werden die Gewerkschaften und um so mehr Druck baut sich bei den Politikern auf, dem Elend ein Ende zu bereiten. Das Land könnte die Währungsunion verlassen und beispielsweise zur Drachme zurückkehren. Die Drachme würde gegenüber dem Euro sofort stark abgewertet, wodurch die griechischen Exporte und der griechische Tourismussektor wieder wettbewerbsfähig würden.“

Hans Werner Sinn, ein führender deutscher Ökonom, stellt fest:

„Die billigen Kredite, die der Euro dem Land gebracht hat, haben die Preise und Löhne künstlich erhöht… [Europa] sollte ihnen das Geld geben, um den Austritt aus der Währungsunion zu erleichtern… Nach einem kurzen Gewitter scheint die Sonne wieder. [Griechenland] würde wieder wettbewerbsfähig. Weil griechische Produkte schlagartig billiger würden, würde die Nachfrage umgelenkt, weg vom Import und hin zu eigenen Waren… Die reichen Griechen, die zig, wenn nicht Hunderte von Milliarden Euro in der Schweiz deponiert haben, fänden es angesichts der gesunkenen Immobilienpreise und Löhne wieder interessant, in ihrem eigenen Land in Arbeitsplätze zu investieren.

Das Chaos kann nur dann einigermaßen vermieden werden, wenn Griechenland austritt und die neue Währung sofort abwertet… Der Plan, Griechenland im Euro radikal zu sanieren, ist illusionär… Die Griechen werden von den Banken und Finanzinstituten von der Wall Street, aus London und Paris als Geisel genommen, damit das Geld aus den Rettungspaketen weiter fließt – nicht nach Griechenland, sondern in ihre eigenen Taschen… Es heißt immer, ,die Welt geht unter, wenn Ihr Deutschen nicht zahlt’. In Wahrheit gehen nur die Vermögensportfolios einiger Investoren unter.“

Darüber hinaus betont auch Helga Zepp-LaRouche:

„Die Errichtung des Eurosystems als ,Preis für die deutsche Wiedervereinigung’ hatte nie den Zweck, eine prosperierende europäische Wirtschaft zu schaffen, sondern, Europa in einen Feudalstaat unter einer supranationalen Diktatur zurückzuverwandeln. Die jetzige Krise in der Eurozone ist das Ergebnis eines angestrebten ,Regimewechsels’, weg von den souveränen Nationalstaaten hin zu einer feudalen Diktatur, in der die EU zum Juniorpartner eines anglo-amerikanisch dominierten Imperiums wird, was nur ein anderer Ausdruck für ,Globalisierung’ ist.“

Frau Zepp-LaRouche beschrieb auch die Wirtschaftspolitik, die statt dessen umgesetzt werden müsse. „Wir brauchen sofort eine komplette Bankentrennung nach Vorbild von Glass-Steagall, um den finanziellen Giftmüll zu beseitigen, anstatt die Steuerzahler dafür zur Kasse zu bitten.“ Dem müßten die Schaffung eines Kreditsystems und der Wiederaufbau der Realwirtschaft durch genau definierte Entwicklungsprogramme für Südeuropa, den Mittelmeerraum und Afrika folgen, wie sie das Schiller-Institut erarbeitet habe.

Der Euro-Anzug paßt Südeuropa nicht

Der Euro-Anzug ohne einen zentralen politischen Schirm paßt den südeuropäischen Volkswirtschaften nicht. Das trifft vor allem auf Griechenland zu, dessen Wirtschaft vor allem auf Tourismus und die Landwirtschaft abgestellt ist, welche einen arbeitsintensiven Produktionsprozeß erfordert. Die Arbeitskosten können nicht unter ein bestimmtes Niveau gedrückt werden, so daß die Gesamtproduktionskosten niedriger als oder genauso hoch wie die unserer Mitbewerber wären. Das läßt sich empirisch belegen: Ein griechisches Hotelzimmer kostet etwa doppelt soviel wie in der Türkei, Ägypten, Bulgarien, Rumänien, Ungarn usw. Außerdem fallen unsere Orangen, Zitronen, Pfirsiche, Kirschen und Oliven von den Bäumen und verrotten. Anstelle dieser Produkte wird billige Importware aus dem fernen Argentinien, Marokko, Ägypten usw. herangeschafft.

Die griechische Wirtschaft leidet also unter nicht wettbewerbsfähigen Preisen. Dazu kommt, daß Düngemittel, die von Oligopolkonzernen in Nordeuropa hergestellt werden, für Griechenland mehr als doppelt so teuer sind – mit entsprechenden Folgen für die Produktionskosten. Rüstungsgüter, die in den letzten 12 Jahren aus dem Westen importiert wurden, kosteten etwa € 100 Mio. – eine Summe, die fast unserem ursprünglichen Defizit entspricht. Die Türkei, ein EU-Betrittskandidat, hat unverhohlene Drohungen gegen die territoriale Integrität Griechenlands und Zyperns ausgestoßen, was uns genötigt hat, den größten Anteil des BIP international hinter den USA für Rüstungsgüter auszugeben. Warum schützt die EU nicht ihre östlichen Grenzen und läßt Griechenland in den schwierigen Gewässern dieser Gegend allein kämpfen?

Andererseits kommt der harte Euro den nordeuropäischen Ländern, die mit kapitalintensiven und innovativen Hochtechnologien Oligopolprodukte produzieren, sehr gelegen. Die Kosten dieser Produkte können erheblich gesenkt werden, und die Gewinnspannen sind riesig. Das erlaubt den Nordländern, große Devisenüberschüsse anzuhäufen und mit den großen Spannen zwischen den Währungen zu spekulieren.

So wie die Dinge heute stehen, ist die einzige saubere Lösung der „Grexit“ [Austritt Griechenlands] zusammen mit ähnlichen Schritten der anderen Südländer, wobei Italien den Ton anzugeben scheint. Der Ausstieg aus dem Euro wird am Anfang zweifellos schmerzhaft sein. Heute erleben wir indes genauso schmerzhafte Stunden, aber ohne Hoffnung auf die Zukunft.

Die Fortführung einer Volkswirtschaft im Zustand der finanziellen Paralyse läßt nicht viel Raum für Hoffnung auf einen Aufschwung. Die jetzige extreme Rezessionspolitik, der tragische Anstieg der Arbeitslosigkeit, die massive Senkung der Arbeitsentgelte und Renten sind unmenschlich und unökonomisch. Sie führen zu einem massiven Rückgang der Inlandsnachfrage sowie zu verbreiteter sozialer Unruhe mit tragischen wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen.

Figure 2 
Estimated evolution of the Greek economy within and outside the euro zone

Depression bringt mehr Depression hervor und läßt die Steuereinnahmen sinken. Armut erzeugt mehr Armut, Elend und Aufruhr. Kredite führen zu mehr Krediten und Abhängigkeiten – ein ewiger Kreislauf. Wie bereits der alte griechische Philosoph Menandros sagte: „Darlehen machen aus Menschen Sklaven.“ Die schlechte Wettbewerbsfähigkeit des Landes, seine schrumpfende Inlandsproduktion und -konsumtion führen in einen Teufelskreis von Schuldenausfällen und einem Bedarf an immer neuen Krediten. Langfristig ist dies für alle belastend, selbst für unsere Gläubiger.

Das ist die völlig falsche Politik. Sie folgt keinerlei Logik. Was wir heute brauchen, ist eine gemeinsame Logik. Ansonsten bewahrheitet sich, was einige flüstern: Hinter dieser Politik steht ein finsterer „Big Brother“, der die schwächeren Länder völlig dem Willen der Bosse des internationalen Kasinokapitalismus unterordnen will.

Was ist zu tun?

Nach unserem „Plan B“, der auf umfangreichen wissenschaftlichen und politischen Forschungen beruht, sollte der Austritt aus dem harten Euro, nicht jedoch aus der EU, von einem kontrollierten Konkurs begleitet werden, wodurch 50-70% der Gesamtverschuldung gestrichen werden. Nach einer tilgungsfreien Zeit von zwei Jahren wird die Rückzahlung der restlichen 30-50% bei verlängerten Rückzahlungsfristen begonnen. Die neue Drachme wird deflationiert und soll sich in Richtung eines vernünftigen Wechselkurses bewegen, gebunden an einen Währungskorb, der den Euro, den Dollar und andere weiche Währungen unserer Mitwettbewerber enthält.

Eine weitere Lösung wäre die Schaffung einer weichen Verbindung zwischen den nationalen Währungen der südeuropäischen Länder nach ihrem Austritt aus der Eurozone. All dies sollte mit Kontrollen der Kapital- und Warenströme sowie mit der Trennung von Handels- und Investmentbanken in Übereinstimmung mit dem Glass-Steagall-Prinzip einhergehen.

Außerdem sollte der Austritt begleitet sein von eingeschränkten Staatsausgaben, einer Modernisierung der öffentlichen Verwaltung, der Sozialversicherung und des Gesundheitswesens, dem Kampf gegen Korruption, Straflosigkeit und Bürokratie sowie der Steuerhinterziehung zusammen mit einem Gespür für Gerechtigkeit, Effizienz, Kompetenz und Ehrlichkeit. Niedrige und mittlere Löhne und Gehälter sollten schrittweise auf ein moderates Niveau und entsprechend einer Stärkung des Binnenkonsums angehoben werden, um so die Gefahr der Hyperinflation zu vermeiden.

Die Regierung muß die Verantwortung für die Versorgung mit grundlegenden Gütern wie Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoff usw. übernehmen sowie Handelsmißbräuche und Schwarzmarktpraktiken unterbinden. Bestimmte, hauptsächlich importierte Güter werden eine Zeitlang verschwinden. (Aber wir werden auch ohne Whisky, Kaviar, Porsche Cayennes usw. überleben.) Wir müssen uns von dem erbärmlichen Bild eines „Importlandes“ befreien, unsere Produktionsbasis reaktivieren und versuchen, nicht mehr zu verbrauchen, als wir erzeugen. Für all das muß ein Entwicklungskonzept, ein neuer Marshallplan, entwickelt werden.

Ein Nachwort

Abschließend möchte ich vorschlagen, daß unsere Konferenz eine Resolution verabschiedet:

„Wir verurteilen die Funktionslosigkeit der Eurozone und die extreme monetaristische Politik des Kasinokapitalismus; der Schutz internationaler Steuerparadiese und der unkontrollierten Kapitalströme müssen aufhören; wir fordern die Einführung eines Trennbankensystems zwischen Handels- und Investmentbanken, die Schaffung eines Marshallplans für bedürftige Länder, die Förderung der produktiven Realwirtschaft über die Märkte, die Beförderung einer neuen Vision menschlicher Entwicklung; und die Einleitung einer Renaissance klassischer Kultur auf Grundlage der schönen Seele des Menschen.“

Wie Schiller sagte: „Nicht in die ferne Zeit verliere dich. Den Augenblick ergreife. Der ist dein… Wage du, zu irren und zu träumen“ – für die Renaissance von ganz Europa. Knüpfen wir wieder an an die Blütezeiten vergangener Epochen wie des antiken Griechenlands, aber nicht nur dieser. Dann und nur dann werden wir „durch das Tor der Morgenröte in das Land der Erkenntnis“ eintreten und die glorreichen Erinnerungen an das Goldene Zeitalter des Atheners Perikles wachrufen. Und dann wird der von Zeus entführten Europa die Sonne scheinen, und sie wird wieder lächeln.


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