Bericht vom 116. Treffen der Internationalen Friedenskoalition
In der 116. Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 22. August wurden eindringliche Warnungen vor einem Atomkrieg ausgesprochen, Optimismus hinsichtlich der Beziehungen der USA zu Rußland geäußert und Berichte über den ungebremsten Völkermord an den Palästinensern und den Wahnsinn der ukrainischen und europäischen Führung vorgelegt, die darauf bestehen, den bereits verlorenen Krieg in der Ukraine fortzusetzen.
Helga Zepp-LaRouche betonte zu Beginn unsere Kampagne zur Aktivierung der Resolution 377 der UN-Vollversammlung („Vereint für den Frieden“), um gegen die Greueltaten in Gaza und im Westjordanland zu intervenieren. Eine mit der UN verbundene Person habe ihr berichtet, daß eine Entsendung von Blauhelmen in die Region gemäß Resolution 377 erhebliche regionale und globale Auswirkungen hätte, um gegen die Greueltaten Israels vorzugehen. Sie erklärte, Trumps Zollkriege zwängen die BRICS-Staaten zu einer noch engeren Zusammenarbeit, und verwies dabei auf die Besuche des indischen Außenministers Subrahmanyam Jaishankar in Rußland und des chinesischen Direktors des Büros der Zentralen Kommission für Auswärtige Angelegenheiten, Wang Yi, in Indien. Die Militärparade am 3. September in Peking zur Feier des Sieges über den Faschismus sowie die damit verbundenen Treffen der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit und des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok, betonte sie, können und müssen einen Wendepunkt in der Geschichte hin zu einer neuen internationalen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur für alle Nationen markieren, wenn sie die Präsidenten Rußlands, Chinas und der USA zusammenbringen, um den Beringstraßentunnel und damit verbundene große Infrastrukturprojekte zu verwirklichen.
Prof. Ted Postol, der weltweit führende Experte für Atomwaffen, sagte, die Bombardierung des Iran durch Israel und die USA habe dazu geführt, daß nun zwei Atommächte in Südwestasien einander gegenüberstehen, wobei der Iran nun neben Israel ebenfalls eine Atommacht sei. Er erklärte, der Iran habe vor den Bombenangriffen über 13t zu 60% angereichertes Uran verfügt, besitze aber immer noch 400kg – genug, um innerhalb von vier bis fünf Wochen zehn Atombomben der Größe der Hiroshima-Bomben herzustellen, wenn sie sich dazu entschließen sollten. „Das ist das Ergebnis der US-Angriffe“, sagte er und wies darauf hin, daß die 400 kg unter der Kontrolle der IAEO gestanden hatten, die jedoch nach den Bombenangriffen des Landes verwiesen wurde. Der Iran werde keine Entscheidung über den Bau von Bomben bekanntgeben, sondern „strategische Unsicherheit“ bevorzugen.
Helga Zepp-LaRouche fragte ihn nach der Fatwa gegen die Herstellung einer Bombe. Postol antwortete, die Autorität der Fatwa beruhe auf dem Ansehen des obersten religiösen Führers, sie sei jedoch kein Gesetz und könne gemäß islamischem Recht aufgehoben werden.
Scott Ritter beschrieb seine gerade beendete Reise nach Rußland als eine „Bürgerdiplomatie“ mit dem Ziel, der amerikanischen Bevölkerung, der jeglicher Sinn für die Realität fehle, die Realität in Rußland näherzubringen. Postol merkte an, er habe mit Ritter gesprochen und Ritter untertreibe seinen Einfluß in Rußland. Ritter stimmte dem zu und berichtete, ein führender russischer Politiker habe ihm gesagt, seine Reise habe eine „politische nukleare Explosion“ im Land ausgelöst, weil ein Amerikaner die Wahrheit über die Krise gesagt habe. Er kündigte an, bald einen offenen Brief zu diesem Thema zu veröffentlichen, der von Ted Postol, Dennis Kucinich und Ray McGovern mitunterzeichnet werde.
Auf Zepp-LaRouches Frage nach seiner Einschätzung der Lage in der Ukraine antwortete Ritter, Rußland gehe davon aus, daß es den Krieg gewinnen wird, es habe seine Forderungen (Neutralität, Entnazifizierung, Sprachfreiheit) nicht geändert und schere sich nicht um die Drohgebärden Europas, da es wisse, daß diese ohne die USA nicht in der Lage sind, den Krieg gegen Rußland fortzusetzen. Er sagte, die von Rußland eingenommenen Gebiete „werden für immer russisch bleiben“. Die Neutralität der Ukraine werde „unter russischem Schutz“ stehen.
Helga fragte nach der kürzlichen Verhaftung eines Ukrainers in Italien, der angeblich an der Sprengung der Nord-Stream-Pipeline im Jahr 2022 beteiligt gewesen sein soll. Postol sagte, er stehe Seymour Hersh sehr nahe, und als Hersh seinen Artikel schrieb, in dem er das US-Militär unter der Leitung von Präsident Joe Biden beschuldigte, den Angriff durchgeführt zu haben, habe er Hersh ernsthafte Fragen zur „Unterwasserakustik“ bei dem Vorfall gestellt und hinzugefügt, er sei ein Experte auf diesem Gebiet. Hersh habe die Fragen an seine Quelle weitergegeben, deren Antworten Postol vollständig überzeugten, sodaß er seine Meinung geändert und sich Hershs Analyse angeschlossen habe.
Postol fügte noch seine Meinung zu den gemeldeten 1,7 Millionen toten oder vermißten ukrainischen Soldaten hinzu und merkte an, es handle sich bei dieser Zahl überwiegend um junge Männer, was in Wirklichkeit etwa 3 Millionen Menschen im gebärfähigen Alter bedeute, wenn man bedenke, wie viele Kinder aufgrund ihres Todes nie geboren werden würden. Dies werde verheerende Auswirkungen auf die Nation haben und praktisch eine ganze Generation der Bevölkerung auslöschen. Die Herzlosigkeit, mit der Selenskyj den Krieg unter diesen Umständen fortsetze, erinnere ihn an Hitlers Weigerung, sich zu ergeben, als Rußland Berlin einnahm – eine „rassistische und haßerfüllte“ Führung.
Garland Nixon, ein erfahrener Politikanalyst und Talkshow-Moderator mit einer großen Anhängerschaft, beschrieb die Bedeutung der sozialen Medien, insbesondere angesichts des Versagens der kommerziellen Medien. Er beschrieb, wie Gruppen von acht bis zehn Plattformen zusammenkommen können, um ihre Reichweite weiter auszubauen. Er sagte, Treffen wie das der Internationalen Friedenskoalition müßten in einer Weise massenhaft verbreitet werden, die für das wachsende Publikum der sozialen Medien verständlich ist. Er wurde nach seinen Zuschauerzahlen in Rußland gefragt und erklärte, diese seien das Ergebnis einer Gruppe namens „Russia Accent“, die um die Erlaubnis gebeten habe, seine Sendungen ins Russische zu übersetzen und auszustrahlen, was zu Millionen von Zuschauern in Rußland geführt habe.
Helga fügte hinzu, dasselbe müsse mit Menschen in Afrika, Asien und anderen Teilen der Welt geschehen, um die Welt im Hinblick auf die Ereignisse am 3. September zu vereinen und „Nie wieder“ zu Faschismus und Krieg zu sagen.
Dennis Speed fügte hinzu, daß wir heute einen „Internationalen Kongreß“ ähnlich dem „Kontinentalkongreß“ der Gründerväter brauchen, um das globale Paradigma zu ändern.
In der Diskussionsrunde wurde Postol nach der „Superzünder-Technologie“ gefragt. Er antwortete, er habe diese Technologie zufällig entdeckt. Es handle sich dabei um eine neue Technologie, die eine weitaus genauere Zielerfassung von Raketen in Silos ermögliche. Seine Sorge sei, daß die Russen und Chinesen, die den Aufbau dieser milliardenschweren Technologie beobachten, davon überzeugt seien, daß die USA einen Erstschlag vorbereiten. Putin wisse zwar, daß solche Fantasien über einen „Sieg in einem Atomkrieg“ nicht funktionieren können, aber er mache sich Sorgen um westliche Politiker, die glauben, sie könnten funktionieren.
Helga Zepp-LaRouche wies darauf hin, daß Brigadegeneral Buchanan, ein führender Direktor der Luftwaffe, öffentlich argumentierte, die USA könnten einen Atomkrieg gewinnen, sie müßten aber darauf achten, genügend Atomwaffen zu behalten, um ihre weltweite Vorherrschaft zu sichern. Postol sagte, wer so etwas sage, sei „ignorant“ und sollte keine Führungsposition im US-Militär innehaben. Er habe mit vielen Drei- und Vier-Sterne-Generälen zusammengearbeitet, die mehr Verstand hätten. Er wies darauf hin, daß Putin einen General entlassen habe, der die russischen Streitkräfte in der Ukraine befehligte, aber den Einsatz von Atomwaffen gefordert hatte.
Purnima Anand vom BRICS International Forum in Neu-Delhi/Indien rief zur Unterstützung der Internationalen Friedenskoalition auf und forderte alle Menschen auf, sich dem Kampf für Entwicklung und Infrastruktur anzuschließen. Helga Zepp-LaRouche unterstützte ihren Aufruf nachdrücklich und betonte, der Aufbau von Infrastruktur, einschließlich Bildung, sei für das neue Weltparadigma von entscheidender Bedeutung, damit wir „Milliarden von Genies hervorbringen können”.
Eine Frage zu den US-Streitkräften in der Karibik veranlaßte Dennis Small zu der Feststellung, dies habe nichts mit der Bekämpfung von Drogen zu tun, trotz der Argumentation der USA. Ein echter Krieg gegen Drogen würde mit der Schließung der Banken beginnen, die die Drogenfinanzierung betreiben, während die Behauptung, Drogen zu bekämpfen, nur ein Vorwand für die militärische Intervention derer sei, die das sterbende Kolonialsystem aufrechterhalten wollen.
Das Ende der Diskussion führte zum Kern der Sache – der Natur des Menschen. Es entwickelte sich eine Diskussion zwischen Postol und Zepp-LaRouche darüber, wie die Sichtweise eines Menschen auf die menschliche Natur sein Handeln vollständig bestimmt. Postol meinte, der Mensch werde immer Führung brauchen und es liege in seiner Natur, sich danach zu sehnen. Wenn man eine moralische Führung habe, dann habe man eine Gesellschaft, die frei von Gewalt sei, was unser Ziel sein sollte. „Ich bin mir nur nicht sicher, ob das möglich ist“, sagte er.
Zepp-LaRouche verwies auf die platonische Tradition, die die manichäische Ideologie widerlege. Sie erklärte, die Wurzel allen Übels liege im Oligarchismus und nicht im natürlichen Zustand des Menschen, und verwies dabei auf Schillers Studie über Die Gesetzgebung des Lykurg und des Solon. „Ich würde mich freuen, wenn Sie mir das Gegenteil beweisen könnten“, erklärte Ted Postol.
Helga schloß mit dem Gedanken: „Wenn die Menschen aus dieser Diskussion mit dem edlen Wunsch hervorgehen, zu handeln und eine Kraft für das Gute zu sein, dann haben wir zumindest einen kleinen Beitrag zur Lösung geleistet.“