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Der Weltfrieden ist das wichtigste Thema für die Menschheit

Der Weltfrieden ist das wichtigste Thema für die Menschheit

Die Vorsitzende des Schiller-Instituts eröffnete am 10. Juni die Konferenz „Die Welt braucht JFKs Friedensvision“ mit dem folgenden Vortrag. (Übersetzung aus dem Englischen, Zwischenüberschriften wurden von der Redaktion hinzugefügt.)

Guten Morgen! Ich grüße Sie alle. Wir gedenken heute einer der wichtigsten Reden der Nachkriegszeit, der Rede, die Präsident John F. Kennedy vor 60 Jahren an der American University hielt, seiner sehr berühmten Friedensrede.

Aber wir tun dies nicht auf akademische Weise, sondern mit einer dramatischen weltweiten Mobilisierung möglichst vieler Kräfte und als dringender Appell an die US-Regierung, zu der von John F. Kennedy geäußerten Sichtweise zurückzukehren, daß die Vereinigten Staaten wieder zu einer Kraft des Friedens auf der Welt werden müssen. Wie Kennedy sagte: „Nicht eine Pax Americana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird…, sondern die Art von Frieden, die das Leben auf der Erde lebenswert macht.“

Denn wir sind besorgt, daß die Welt dem möglichen Ausbruch eines neuen Weltkrieges gefährlich nahe ist, der diesmal ein thermonuklearer Krieg wäre und damit die Vernichtung allen Lebens auf der Erde bedeuten würde. In zwei Tagen beginnt über Deutschland das größte NATO-Luftkriegsmanöver seit dem Ende des Kalten Krieges, Air Defender 23, mit der Verlegung von hundert Kampfjets aus den USA nach Deutschland, darunter die nuklearwaffenfähigen Tarnkappenmaschinen F-35, sowie 120 weiteren Kampfjets aus anderen Ländern. Das Manöver simuliert einen Luftkrieg gegen einen imaginären Feind, der ebenfalls über eine schlagkräftige Luftwaffe verfügt, und es ist offensichtlich, wer das sein könnte.

Unter den gegenwärtigen Bedingungen eines eskalierenden Krieges in der Ukraine kann ein einzelner militärischer Zwischenfall oder Pilotenfehler sehr leicht als Akt der Aggression mißverstanden werden. In letzter Zeit gab es immer mehr ukrainische Angriffe auf russisches Territorium, und die russische Luftraumüberwachung wird mit Sicherheit in höchster Alarmbereitschaft sein, um das NATO-Manöver zu beobachten.

Russische Beobachter, die überprüfen könnten, daß das Manöver kein Vorwand für die Vorbereitung eines atomaren Angriffs ist, wurden nicht eingeladen.

Auch wenn dieses Manöver schon seit 2018 vorbereitet wurde, setzt die konkrete Durchführung unter den Bedingungen eines heißen Krieges mitten in Europa die ganze Welt dem Risiko der Selbstzerstörung aus, selbst wenn es nicht aus Absicht, sondern durch ein Mißgeschick passiert. Dieses Manöver muß enden, bevor es anfängt!

Jüngst haben John E. Herbst, Senior Director des Eurasia Center des Atlantic Council, und Daniel Fried, Fellow des Council, den offensichtlich wahnsinnigen Vorschlag wiederholt, das nukleare Spiel mit dem Feuer auf die Spitze zu treiben; unter der Überschrift „Der Schlüssel zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine? Ein Angriff auf die Krim“ greifen sie den Vorschlag des britischen Royal United Services Institute (RUSI) von vor einem Jahr auf, den Ukraine-Krieg zu „beenden“, indem man eine „Kubakrise auf Steroiden“, wie sie es nennen, heraufbeschwört, indem die Ukraine die Krim angreift. Durch die Zerstörung der Kertsch-Brücke würde die Ukraine die Krim einnehmen, dann würden die Risse in Putins Regime zunehmen und er würde gestürzt. Dann würde Rußland akzeptieren, den Krieg verloren zu haben.

Ohne jede Erwähnung der enormen Gefahr, daß damit die ultimative rote Linie der derzeit stärksten Atommacht Rußland überschritten würde, und ohne das Fehlen von Hinterzimmergesprächen zu berücksichtigen, wie sie zwischen Kennedy und Chruschtschow stattfanden, spiegelt dieser Vorschlag offensichtlich die Denkweise einer wichtigen Fraktion im anglo-amerikanischen Establishment wider, für die der Atlantic Council das Sprachrohr ist.

Darüber hinaus behauptet der britische Armeeoberst a.D. Hamish de Bretton-Gordon, Mitglied des Order of the British Empire und ehemaliger Kommandeur der chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Streitkräfte des Vereinigten Königreichs und der NATO, ohne den geringsten Beweis, Präsident Putin wolle aus dem Kernkraftwerk Saporoschje eine „improvisierte Atomwaffe“ machen. Daher solle der Westen handeln, um Putin „dringend zu stoppen“, und zwar mit „allem, was nötig ist“.

Diese Vorschläge sind purer Wahnsinn. Es sollte jeden vernünftigen Menschen auf dem Planeten in höchstem Maße alarmieren, daß es für die Mainstream-Medien „normal“ geworden ist, derartiges atomkriegshetzerisches Gift zu veröffentlichen, und daß fast alle westlichen Institutionen solche unverantwortlichen Äußerungen nicht anprangern, sondern sich dem offiziellen Narrativ über Putins „unprovozierten Angriffskrieg“ anschließen.

Die Lage ist heute weitaus gefährlicher als während der Kubakrise und weitaus gefährlicher als während der Mittelstreckenraketen-Krise Anfang der 1980er Jahre. Aber das öffentliche Bewußtsein wurde unterdrückt durch eine unerbittliche Kriegspropaganda, die Rußland und zunehmend auch China verteufelt und die in Teilen der Bevölkerung scheinbar jegliches historisches Gedächtnis ausgelöscht hat und andere mit einem verzweifelten Gefühl der Ohnmacht zurückläßt!

Was ist zu tun?

Was ist in diesem unglaublich gefährlichen Moment der Geschichte zu tun? Das Schiller-Institut verbreitet international einen Appell an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, d.h. an Präsident Biden, für eine dringende Rückkehr zur Politik von John F. Kennedy, wie sie in seiner heute vor 60 Jahren gehaltenen Friedensrede zum Ausdruck kommt.

Mein verstorbener Mann, Lyndon LaRouche, war der festen Überzeugung, daß das Attentat auf Kennedy und ganz besonders die Vertuschung der Hintergründe des Mordes durch die Warren-Kommission einen tiefen Einschnitt, einen dramatischen Paradigmenwechsel in der amerikanischen Politik bedeutete, eine Übernahme durch das, was Präsident Eisenhower den „Militärisch-Industriellen Komplex“ nannte, und die Umwandlung der USA von dem Amerika, von dem Kennedy sprach – nämlich eines, das „nicht nur für Frieden für Amerikaner eintritt, sondern für Frieden für alle Männer und Frauen, nicht nur für Frieden in unserer Zeit, sondern für Frieden für alle Zeiten“ -, in ein Amerika, das auf der „Pax Americana“ einer unipolaren Welt bestand, die damals in Gang gesetzt wurde.

Mit Kennedy wurde sein grenzenloses Vertrauen in die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen und die Kraft seiner Glaubwürdigkeit ermordet, und eine Abwärtsspirale in die heutige tiefe kulturelle Krise begann. Und es ist keine Übertreibung zu sagen, daß die gegenwärtige schreckliche Situation – mit Massenschießereien alle 16 Stunden, mit dramatischen Selbstmordraten unter den Jugendlichen, mit der sich ausbreitenden Drogensucht und der Hoffnungslosigkeit für die ärmeren Teile der Bevölkerung – das Ergebnis davon ist, was es für die amerikanische Gesellschaft bedeutete, daß die Ermordung eines gewählten Präsidenten und ihre Vertuschung stattfinden konnte, ohne daß die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurden.

Gemäß dem Kennedy Assassination Records Collection Act von 1992 sollten die sogenannten „Attentatsakten“ am 26. Oktober 2017 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – es sei denn, „der Präsident der Vereinigten Staaten bescheinigt, daß: 1. ein weiterer Aufschub aufgrund eines erkennbaren Schadens für die militärische Verteidigung, nachrichtendienstliche Operationen, die Strafverfolgung oder die Pflege der auswärtigen Beziehungen erforderlich ist und 2. der erkennbare Schaden so schwerwiegend ist, daß er das öffentliche Interesse an der Offenlegung überwiegt“.

Dieses Enddatum fiel in die Amtszeit von Präsident Trump, der immer versprochen hatte, diese Akten freizugeben. Er ließ das Datum verstreichen, und laut Richter Napolitano sagte Trump zu ihm: „Herr Richter, wenn Sie sehen würden, was ich gesehen habe, wüßten Sie, warum ich sie nicht freigeben kann.“

Was wäre also ein so schwerwiegender Schaden, daß er das öffentliche Interesse an der Freigabe der Dokumente überwiegt? Ich denke, das bringt uns zum Kern der Sache. Robert Kennedy jr., der Neffe von John F. Kennedy und Sohn des ebenfalls ermordeten Robert Kennedy, hat vor kurzem enthüllt, was sein Vater vermutete.1

Was könnte ein schwerwiegenderer Schaden sein als ein globaler Atomkrieg, der die menschliche Gattung und alle Erinnerungen an sie auslöschen würde, weil es niemanden mehr gäbe, der auch nur die Frage untersuchen könnte, wie es zu dieser beispiellosen Tragödie gekommen ist? Ist es nicht die vordringlichste Aufgabe für jeden, dem es möglich ist, alles zu tun, um diese Aufzeichnungen vollständig freizugeben, und nicht nur häppchenweise, wie es das Nationalarchiv derzeit tut?

Falls es zu einem Atomkrieg kommt, würde sich der Mord an Kennedy und die Vertuschung als punctum saliens im Sinne von Friedrich Schillers Definition erweisen, womit eine Entwicklung in Gang gesetzt wurde, die in die Katastrophe führte. Wenn die Möglichkeit der nuklearen Vernichtung endgültig abgewendet werden soll, muß der Präsident der Vereinigten Staaten unbedingt zum Paradigma von Kennedys Friedensrede zurückkehren.

Die unipolare Weltordnung ist gescheitert

Abgesehen von der unmittelbaren Krise um die Ukraine durchläuft die Welt derzeit einen epochalen Wandel, was im Westen nur wenigen bewußt ist. Aber in den Ländern des Globalen Südens sind sich viel mehr Menschen dessen bewußt. Die Bemühungen des kollektiven Westens – USA, Großbritannien, EU, und seltsamerweise auch Japan, das sich für einen Teil des Westens hält -, die unipolare Welt aufrechtzuerhalten, die Fukuyama zufolge nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion als „Ende der Geschichte“, als Fortsetzung der Wolfowitz-Doktrin entstehen sollte, haben nicht funktioniert. Anstatt sich der „regelbasierten Ordnung“ zu unterwerfen – ein höchst flexibles Konzept, je nachdem, wo es angewandt wird -, sehen die Länder des Globalen Südens es als vorteilhafter an, mit Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative zu kooperieren und eine echte wirtschaftliche Entwicklung zu realisieren, statt faktisch in einem kolonialen Status zu verharren, der von diesen Regeln diktiert wird – wie etwa den Konditionalitäten des IWF oder dem Joch der „angemessenen Technologien“, das grundlegende Infrastrukturprojekte, die Voraussetzung für eine ernsthafte Industrialisierung, verweigert. Die sechs Osterweiterungen der NATO, die nun zu einer Globalen NATO zu werden droht, waren verbunden mit der Nutzung des Dollars als Waffe und Sanktionsregelungen gegen jedes Land, das sich nicht in diese unipolare Welt einfügen wollte. Als Folge davon kam es zu einem epochalen Rückschlag, mit dem die Befürworter der „alternativlosen“ weltweiten Verbreitung des neoliberalen Systems offensichtlich nicht gerechnet hatten.

Diese Länder suchen nun in einem Akt der Selbstverteidigung nach einem anderen System, das die Entwicklung ihrer Volkswirtschaften ermöglicht, und viele haben das Ziel, relativ kurzfristig Länder mit mittlerem Einkommen zu werden. Mehr als 30 von ihnen haben sich um die Mitgliedschaft in der BRICS-Plus-Gruppe beworben oder wollen dies tun, und der Geist von Bandung, das große Ziel der Bewegung der Blockfreien Staaten, ist wieder da, und dieses Mal mit größerem Nachdruck, weil es die Zusammenarbeit mit China und die Gürtel- und Straßen-Initiative gibt.

Es wäre absolut tragisch, wenn die Vereinigten Staaten und die Länder der angestrebten Globalen NATO weiter versuchen würden, sich von der überwältigenden Mehrheit der menschlichen Bevölkerung, etwa 85% der Menschheit, „abzukoppeln“. Wenn sich die Welt in zwei grundlegende Blöcke aufspaltet, dann würde das nicht nur der Weltwirtschaft enormen Schaden zufügen, sondern mit ziemlicher Sicherheit zu einem Dritten Weltkrieg führen, selbst wenn die Krise um die Ukraine kurzfristig entschärft werden könnte.

Ansehensverlust des Westens

Dem durchschnittlichen Amerikaner oder Deutschen mag es nicht auffallen, aber ihren Geheimdiensten ist es sicher klar, daß das Image von Ländern wie den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Deutschland enorm gelitten hat.

Deutschland zum Beispiel, das früher international für seine wissenschaftlichen Entdeckungen und seine klassische Kultur bewundert wurde, ist zum Gespött der Welt geworden, weil es aus der Atomenergie aussteigt, ohne eine Alternative zu haben, mit einer Regierung, die unfähig ist, gegen die Schuldigen an der Sabotage der Nord Stream-Pipelines vorzugehen oder die Bevölkerung gegen die Deindustrialisierung der Hälfte ihrer Volkswirtschaft zu verteidigen, was ganz Europa ins wirtschaftliche und soziale Chaos zu stürzen droht!

Und für die Vereinigten Staaten? Das Land, das einst der Leuchtturm der Hoffnung und Tempel der Freiheit war, ist heute gefürchtet – oder schlimmeres. Nach einer Studie des Watson Institute der Brown University sind in den Kriegen nach dem 11. September 2001 mindestens 937.000 Menschen durch direkte Kriegsgewalt ums Leben gekommen, darunter Soldaten auf allen Seiten der Konflikte, Söldner, Zivilisten, Journalisten und humanitäre Helfer. Aber ein Vielfaches davon kam in diesen Kriegen indirekt ums Leben, nämlich schätzungsweise 3,7 Millionen Menschen, aufgrund von Folgeerscheinungen wie Unterernährung, beschädigter Infrastruktur und Umweltzerstörung. Alles in allem also mehr als 4,5 Millionen Menschen.

Eine Utopie?

Viele mögen es für utopisch halten, daß US-Präsident Biden den 60. Jahrestag von Kennedys Friedensrede zum Anlaß nehmen könnte, einen Weg zu finden, um mit Rußland und China Frieden zu schließen, so wie Kennedy diese Frage angegangen ist, indem er die Interessen und den historischen Beitrag des anderen respektierte. Sollten diese Kritiker Recht behalten, könnte die gesamte Menschheit in einer Tragödie enden.

Aber vielleicht könnte gerade diese Vision eine sein, die vom amerikanischen Volk angenommen wird: daß Präsident Biden der große Friedensstifter unserer Zeit wird und einen Platz in der Geschichte findet, der nicht ihr „Ende“ ist – auch nicht durch einen Atomkrieg -, sondern eine neue Ära der Menschheit begründet, in der alle Nationen in einem „echten Frieden zusammenleben, der Art von Frieden, die das Leben auf der Erde lebenswert macht, jener Art, die es Männern und Nationen ermöglicht, zu wachsen und zu hoffen und ein besseres Leben für ihre Kinder aufzubauen – nicht nur Frieden für Amerikaner, sondern Frieden für alle Männer und Frauen – nicht nur Frieden in unserer Zeit, sondern Frieden für alle Zeiten.“

Das ist definitiv etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt! Ich danke Ihnen.

Anmerkung:

1. Daß die CIA an der Ermordung von Präsident John F. Kennedy beteiligt war.

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