Wer mit der Methode des Ökonomen und Staatsmannes Lyndon LaRouche vertraut ist, wirtschaftliche Prozesse zu prognostizieren, wird vielleicht die tiefere Bedeutung der folgenden Passage aus dem Londoner Guardian vom 1. Oktober erkennen, eine Bedeutung, die dem Schreiber selbst wahrscheinlich gar nicht bewußt ist. In dem Artikel mit dem Titel „Amerika droht eine Unterbrechung der Versorgungskette und Engpässe. Hier ist der Grund“ schreibt Matt Stoller: „…Was wir erleben, ist auch das Ergebnis jahrzehntelanger politischer Entscheidungen, die in den 1970er Jahren begannen und Verbraucherrechte über Bürgerrechte stellten. Die Konsolidierung der Macht in den Händen von Private-Equity-Finanziers und Monopolisten in den letzten vier Jahrzehnten hat dazu geführt, daß wir auf die Bewältigung eines Versorgungsschocks in keiner Weise vorbereitet sind. Unsere hypereffiziente globalisierte Lieferkette, die einst von Männern wie Tom Friedman in The World Is Flat romantisiert wurde, ist das Problem. Wie das Finanzsystem vor dem Crash von 2008 verbirgt auch diese Art Wirtschaftsordnung ihre Anfälligkeit. Sie scheint ganz gut zu funktionieren, bis sie es nicht mehr tut.“
Es reicht nicht aus, den plötzlichen Zusammenbruch des transatlantischen Lieferkettensystems auf die Covid-Pandemie der letzten 20 Monate zurückzuführen. Geschichte ist in dieser Hinsicht nie „objektiv“. Welche Kräfte waren hier am Werk? Heute vor 35 Jahren ist ein „Ereignis“ eingetreten, ohne dessen Verständnis die gegenwärtigen Ereignisse nicht vollständig nachzuvollziehen sind.
Wenn man die Geschichte ändert…
Lyndon LaRouche erläuterte 2004 in einem Bericht mit dem Titel „Die Nacht, in der sie kamen, um mich unzubringen“ die wahre, „subjektive“ Natur dieser „objektiven“ transatlantischen wirtschaftlichen Entwicklung.
„Am 6. Oktober 1986 rückte eine Armee von mehr als vierhundert bewaffneten Personen in die Stadt Leesburg im US-Bundesstaat Virginia ein, um die Büros von EIR und anderer Firmen zu stürmen, aber auch eine andere, dunklere Mission durchzuführen. Das Gebäude, in dem ich mich zu dieser Zeit aufhielt, wurde von einer bewaffneten Truppe umstellt, während Flugzeuge, gepanzerte Fahrzeuge und anderes Personal auf den Schießbefehl warteten. Glücklicherweise kam es nicht dazu, weil jemand höheren Ranges als William Weld, der Leiter der Strafabteilung des Justizministeriums, anordnete, den Angriff auf mich abzubrechen. Die Polizeikräfte, die bereit waren, gegen mich, meine Frau und eine Reihe meiner Mitarbeiter vorzugehen, wurden am Morgen zurückgezogen…
Der Feldzug von 1973 zu meiner ,Beseitigung‘, der Beinahe-Mord vom 6. und 7. Oktober 1986 und der hartnäckige Versuch, mich jetzt (2004) von allen Debatten auszuschließen, sind allesamt Produkte desselben Themas, nämlich meines Kampfes gegen die Bemühungen bestimmter liberaler Ökonomen und anderer, die gesamte Welt unter die Fuchtel der Politik des ehemaligen Nazi-Wirtschaftsministers Hjalmar Schacht zu stellen.
Der eigentliche Ursprung dieser und ähnlicher Aktionen ist nicht das US-Justizministerium, sondern eine viel höhere Instanz als die US-Regierung, nämlich dieselbe Ansammlung internationaler finanzoligarchischer Interessen venezianischer Prägung und die mit ihnen verbundenen Anwaltskanzleien, die zwischen 1922 und 1945 die Welle faschistischer Diktaturen in Kontinentaleuropa ausgelöst haben. Das gemeinsame Merkmal dieser internationalen Finanzinteressen, damals, in den Jahren 1922-1945, und heute, ist ihr gegenwärtiger Plan, in den USA selbst und in der ganzen Welt eine Schachtsche Ökonomie einzuführen…
Die USA als größte produktive Nation der Welt in einen Schachtschen, ,nachindustriellen‘ Utopismus zu verwandeln, war das Markenzeichen der Nixon-Kampagne für die Präsidentschaft 1966-1968. Der Unsinn dieser ,nachindustriellen‘ Entwicklung hin zu einem wildem Monetarismus brachte die US-Regierung an den Punkt, wo sie ihre törichte Wirtschafts- und Kulturpolitik in der Zeit nach Kennedy aufgeben oder genau die Entscheidung treffen musste, vor der ich gewarnt hatte. Nixons Entscheidung vom 15. August 1971 machte den Marsch in Richtung Ruin und faschistoider Diktatur unausweichlich.“
Heute, wie 1986 und 2004, stehen der Welt zwei Systeme zur Wahl: Einerseits das System „Rees’scher Entscheidungen“, benannt nach John Rawlings Rees vom Tavistock-Institut, das durch eine angebliche „Entwicklungspolitik“ charakterisiert ist – eine Politik finanzieller Ausplünderung, wie sie durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) gegenüber dem afrikanischen Kontinent seit der Zeit nach Kennedys Ermordung betrieben wird. Andererseits das noch existierende „Amerikanische System“ mit seinen „Hamiltonischen“ Entscheidungen, das kürzlich von China als „Win-Win-Kooperation“ bezeichnet wurde. Als Chinas stellvertretender Ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen, Geng Shuang, vor kurzem in diesem Gremium erklärte, die internationale Gemeinschaft solle „keine Mühen scheuen, um Haiti humanitäre Hilfe zu leisten und den Wiederaufbau nach der Katastrophe zu unterstützen“, eröffnete er eine „strategische Denkrichtung“, die weitaus mächtiger ist als die selbstzerstörerische „Operation Orkus/Global Britain“ im transpazifischen Raum.
Hamiltons „Haiti-Mission“ vollenden
Die Vereinigten Staaten dachten einst so. Im Jahr 1861 entsandten die Vereinigten Staaten unter Abraham Lincoln den Botschafter Anson Burlingame als diplomatischen Gesandten nach China, das damals im Zweiten Opiumkrieg vom Britischen Empire unterjocht wurde. Heute, im Jahr 2021, versucht China, sich an die Vereinigten Staaten zu wenden, deren institutionelle Führung und kulturellen Einrichtungen nun ebenfalls unterjocht und durch einen „Opiumkrieg“ weitgehend zerstört sind – auch wenn dieses Mal keine äußere Gewalt, sondern die Churchillsche Verführungstaktik eingesetzt wurde. Die Vereinigten Staaten wurden durch das Tavistock-Institut und seinen Ableger, die Frankfurter Schule, dazu gebracht, sich selbst zu zerstören, sich selbst zu deindustrialisieren, den wissenschaftlichen Fortschritt abzulehnen und sich nun selbst zu entvölkern. Der chinesische Vorschlag, gemeinsam Haitis Souveränität gegen die internationale Drogenmafia zu verteidigen, die das Land jetzt unterjocht, d.h. Häfen, Eisenbahnlinien und Stromversorgung mit Kernenergie zu bauen, könnte die Vereinigten Staaten wieder zur Vernunft bringen.
Der LaRouche-Vorschlag für den dringenden Wiederaufbau Haitis, mit dem das übergeordnete Konzept von Entwicklungskorridoren und einer „Wirtschaftsplattform“ in einem der ärmsten Gebiete der Welt eingeführt wird, kann, wie Helga Zepp-LaRouches Vorschlag für Afghanistan, ein Weg für Amerika sein, zu seiner früheren Perspektive von Hamilton, Lincoln und Roosevelt zurückzukehren, die insbesondere erfolgreich sein kann, wenn sie von einer Gruppe von Amerikanern aus dem Komitee für den Zusammenfall der Gegensätze vertreten wird.
Die Tatsache, dass China die Welt bei den Vereinten Nationen auf die Krise in Haiti aufmerksam gemacht hat, bietet den Vereinigten Staaten die Möglichkeit, nicht die Tavistock-Methode zu wählen, sondern die „Win-Win“-Methode, die schon immer das wesentliche Merkmal des Amerikanischen Systems war, das in den Worten von Henry Carey „das einzige ist, das jemals entwickelt wurde, das darauf aus war, den Zustand der Menschen in der ganzen Welt zu verbessern und anzugleichen.“