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UN-Sonderberichterstatter für Folter fordert Trump auf, Assange zu begnadigen

Nils Melzer, der UN-Sonderberichterstatter für Folter, fordert Präsident Donald Trump in einem offenen Brief auf, Julian Assange zu begnadigen.

Sein Brief lautet:

Herr Präsident, ich bitte Sie respektvoll, Herrn Julian Assange zu begnadigen.

Herr Assange wurde in den letzten zehn Jahren willkürlich seiner Freiheit beraubt. Dies ist ein hoher Preis für den Mut, wahre Informationen über weltweites Fehlverhalten von Regierungen zu veröffentlichen.

Ich habe Herrn Assange zusammen mit zwei unabhängigen Ärzten im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London besucht, und ich kann bestätigen, daß sich sein Gesundheitszustand ernsthaft soweit verschlechtert hat, daß sein Leben jetzt in Gefahr ist. Erschwerend kommt hinzu, daß Herr Assange nachweislich an einer Atemwegserkrankung leidet, die ihn extrem anfällig macht für die Covid-19-Pandemie, die kürzlich in dem Gefängnis, in dem er festgehalten wird, ausgebrochen ist.

Ich bitte Sie, Herrn Assange zu begnadigen, denn er ist kein Feind des amerikanischen Volkes und war es auch nie. Seine Organisation, WikiLeaks, kämpft gegen Geheimhaltung und Korruption in der ganzen Welt und handelt daher im öffentlichen Interesse sowohl des amerikanischen Volkes als auch der Menschheit als Ganzes.

Ich verlange das, weil Herr Assange niemals falsche Informationen veröffentlicht hat. Die Ursache für Rufschädigungen, die durch seine Veröffentlichungen entstanden sein könnten, ist nicht im Fehlverhalten seinerseits zu suchen, sondern in dem Fehlverhalten, das er aufgedeckt hat.

Ich verlange das, weil Herr Assange keine der von ihm veröffentlichten Informationen gehackt oder gestohlen hat. Er hat sie aus authentischen Dokumenten und Quellen erhalten, so wie jeder andere seriöse und unabhängige investigative Journalist seine Arbeit macht. Wir mögen persönlich mit seinen Veröffentlichungen übereinstimmen oder nicht übereinstimmen, doch sie können eindeutig nicht als Verbrechen angesehen werden.

Ich verlange das, weil eine Anklage gegen Herrn Assange wegen der Veröffentlichung wahrer Informationen über schweres Fehlverhalten offizieller Stellen, sei es in Amerika oder anderswo, darauf hinauslaufen würde, „den Boten zu erschießen“, anstatt das von ihm aufgedeckte Problem zu korrigieren. Dies wäre unvereinbar mit den Grundwerten von Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit, wie sie in der amerikanischen Verfassung und den von den Vereinigten Staaten ratifizierten internationalen Menschenrechtsvereinbarungen zum Ausdruck kommen.

Ich verlange das, weil Sie, Herr Präsident, geschworen haben, gegen staatliche Korruption und Fehlverhalten zu kämpfen; und weil eine weitere Strafverfolgung von Herrn Assange bedeuten würde, daß es unter Ihrer Regierung zu einem Verbrechen geworden wäre, die Wahrheit über Korruption und Fehlverhalten auszusprechen.

Wenn Sie Herrn Assange begnadigen, Herr Präsident, würden Sie eine klare Botschaft der Gerechtigkeit, Wahrheit und Menschlichkeit an das amerikanische Volk und an die Welt senden.

Sie würden einen mutigen Mann rehabilitieren, der, nur weil er die Wahrheit sagte, mehr als ein Jahrzehnt lang unter Ungerechtigkeit, Verfolgung und Demütigung gelitten hat.

Nicht zuletzt würden Sie den beiden jungen Söhnen von Herrn Assange den liebevollen Vater zurückgeben, den sie brauchen und zu dem sie aufschauen. Sie würden seinen Kindern, und durch sie allen Kindern der Welt, versichern, daß es nichts Falsches ist, die Wahrheit zu sagen, sondern daß es das Richtige ist; daß es ehrenhaft ist, für Gerechtigkeit zu kämpfen, und daß dies in der Tat die Werte sind, für die Amerika und die Welt stehen.

Aus diesen Gründen appelliere ich respektvoll an Sie, Julian Assange zu begnadigen. Was auch immer unsere persönlichen Ansichten und Sympathien sein mögen, ich glaube, daß nach einem Jahrzehnt der Verfolgung das ungerechte Leiden dieses Mannes jetzt ein Ende haben muß. Bitte nutzen Sie Ihr Begnadigungsrecht, um das Julian Assange zugefügte Unrecht wiedergutzumachen, seine ungerechtfertigte Folter zu beenden und ihn mit seiner Familie wiederzuvereinen!

Ich danke Ihnen respektvoll, daß Sie diesem Appell mit Weitsicht, Großzügigkeit und Mitgefühl Beachtung schenken.

Herr Präsident, seien Sie sich meiner Hochachtung sicher.

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