Bericht vom 121. Treffen der Internationalen Friedenskoalition
Das 121. Online-Forum der Internationalen Friedenskoalition (IPC) fand am Freitag, dem 26. September, statt. Helga Zepp-LaRouche, Gründerin des Schiller-Instituts und Initiatorin der IPC, sagte zu Beginn, die moralische Überlebensfähigkeit der Welt werde jetzt auf die Probe gestellt. Zur gleichen Zeit rede der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor der UN-Vollversammlung, aber sein Auftritt habe sich verzögert, weil sehr viele Delegierten aus Protest den Saal verließen und es Unruhe gab, als er sprechen wollte. Israel bringe jetzt in New York Plakate mit der Aufschrift „Denkt an den 7. Oktober“ an, was nahelegen soll, Netanjahu wäre als Rache zu jeglicher Greueltat berechtigt. Die Bedingungen in Gaza seien unbeschreiblich, die Menschen in Gaza-Stadt würden zur Evakuierung gezwungen, obwohl die meisten keine Transportmittel, Lebensmittel, Wasser oder Medikamente haben. Tausende würden fliehen, wüßten aber nicht, wohin, weil alle Gebäude, auch Schulen, Krankenhäuser, Moscheen usw., bombardiert werden. Später wandte sich Zepp-LaRouche strikt gegen den Vorschlag, daß der britische Ex-Premier Tony Blair „Übergangsgouverneur“ von Gaza wird.
Sie fuhr fort, Netanjahu wolle wieder ein Treffen mit Präsident Trump, um die Zustimmung für einen weiteren Militärschlag gegen den Iran zu erhalten, aber die Stimmung in Amerika wende sich immer mehr gegen Netanjahus endloses Kriegstreiben. Auch nehme der Widerstand dagegen international zu, so erhalte der Iran mehr militärische Hilfe von Rußland und China, und die arabischen Nationen seien insbesondere nach dem israelischen Angriff auf Katar entschlossener geworden.
Trumps jüngste Äußerungen zur Unterstützung der Ukraine würden von vielen Medien als „Kehrtwende“ hervorgehoben, aber Zepp-LaRouche glaubt eher, daß Trump das Problem nur auf die Europäer abwälzen will. Es sei jedoch sehr fraglich, ob Europa trotz seiner massiven Aufrüstung „diese Lücke füllen kann“. Die Ukraine verliere den Krieg, mit wahrscheinlich schon 1,7 Millionen Opfern, aber einige hielten sie für „systemrelevant“ wie eine Bank, die man nicht untergehen lassen kann.
Ganz Europa und besonders auch Deutschland sei derzeit einer psychologischen Kriegsführung ausgesetzt, um die Bevölkerung in eine antirussische Hysterie zu versetzen. So werde jetzt viel Theater um angebliche Verletzungen des NATO-Luftraums gemacht, worauf Rußland antworte, daß sein eigener Luftraum ständig verletzt werde. EU-Präsidentin Ursula von der Leyen habe sogar gesagt, daß ein Abschuß russischer Flugzeuge in Erwägung gezogen wird. Gerade fänden in Hamburg große Militärübungen statt, während Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte, der Sozialstaat müsse abgebaut werden, um 83 Milliarden Euro für Panzer, Artillerie und Kampfjets auszugeben. Zepp-LaRouche warnte jedoch, ein Krieg gegen Rußland würde schnell zu einem Atomkrieg, und all diese Waffen würden schnell vernichtet. Sie rief alle auf, für die Friedensdemonstrationen am 3. Oktober in Berlin und Stuttgart zu werben und daran teilzunehmen, um den wahnsinnigen Marsch in den Krieg zu stoppen, ähnlich wie bei den erfolgreichen Massendemonstrationen in den 1980er Jahren. Deutschlands Existenz hänge davon ab. Die tiefere Ursache der Hysterie der westlichen Geopolitiker sei deren Angst vor dem Aufstieg des Globalen Südens.
Berichte aus Mexiko und Indien
Als nächster sprach ein führendes Mitglied des Schiller-Instituts in Mexiko, Alberto Vizcarra; er berichtete über eine gerade beendete Konferenz an der Wirtschaftsfakultät der Nationalen Autonomen Universität in Mexiko-Stadt mit Bauernvertretern aus neun Bundesstaaten des Landes. Zu den Teilnehmern gehörten der 91jährige ehemalige Präsidentschaftskandidat Cuauhtémoc Cárdenas, führende Persönlichkeiten der Fakultät und sehr viele junge Leute. Die Bauernaktivisten hätten die schwere Wirtschaftskrise für die Landwirtschaft durch die Freihandelsabkommen geschildert. Ein Höhepunkt der Konferenz sei die Verlesung eines Unterstützungsschreibens von Bauernvertretern aus den USA gewesen, die unter derselben Politik leiden und die sich gegen die globalen Banken und Lebensmittelkartelle wandten, die Landwirte auf der ganzen Welt ruinieren. Vizcarra sagte, wenn Mexiko sich den BRICS und anderen wirtschaftlichen Initiativen des Globalen Südens anschlösse, wäre das kein Grund, mit den Vereinigten Staaten zu brechen.
Dr. Apurba Kumar Bardalai, pensionierter Generalmajor der indischen Armee, sprach über seine Erfahrungen als Leiter der UN-Friedensmission im Libanon, UNIFIL. Er warb für den Geist der antikolonialen, auf Entwicklung ausgerichteten Bandung-Konferenz von 1955 und kritisierte die Heuchelei der Entscheidungsträger der UNO. Die UN-Charta beruhe zwar auf dem Völkerrecht und den Prinzipien des Westfälischen Friedens von 1648, aber Winston Churchill habe das umgedreht in seiner Besessenheit, eine weltweite Opposition gegen Rußland aufzubauen. Die UNO sei zum Spielball einiger weniger Länder, der „Ständigen Fünf“, geworden. Man könne Frieden erreichen, wenn die mächtigen Länder beschließen, einen Krieg zu verhindern, so wie in der Suezkrise 1956. Andere Kriege seien für sie jedoch „akzeptabel“, das habe seine Erfahrung im Libanon gezeigt. Er lobte das Engagement des Schiller-Instituts für wirtschaftliche Entwicklung als Weg zum Frieden und warnte, wenn wir beim Frieden scheitern, würden uns die Auswirkungen „ein Leben lang verfolgen”.
Was ist mit Trump los?
Danach wurde ein Ausschnitt aus einem Videointerview mit dem pensionierten US-Oberst Douglas Macgregor gezeigt, in dem er den „Erfolg” der Trump-Regierung in Frage stellt und sagt, sie sei eine „zweite Biden-Regierung“. Die falsche Wirtschaftspolitik führe zu Krieg, zum Kollaps des US-Dollars und zum wirtschaftlichen Bankrott. Aber ein Großteil der Welt gehe erfolgreich in eine andere Richtung. Die USA sollten nach einem Weg suchen, den bevorstehenden Bankrott so zu bewältigen, daß es der Bevölkerung nicht schadet, aber leider sei Trump von Wall-Street-Milliardären umgeben und sehe keine anderen Optionen.
Anschließend sprach die US-Armeeveteranin und Leiterin des Eisenhower Media Network Josephine Gilbeau und betonte, wie wichtig es sei, daß die Bürger der Welt trotz aller möglichen Meinungsverschiedenheiten gemeinsam für den Frieden arbeiten. Sie habe sich 13 Stunden lang die Reden vor der UN-Vollversammlung angesehen und sei enttäuscht gewesen. Sie sprach auch über die Freedom Flotilla für Gaza und Israels Drohungen dagegen.
Ilko Dimov, Aktivist des Schiller-Instituts in Kanada, rief dazu auf, die klassische Kultur zu nutzen, um den Menschen eine höhere Identität zu geben und eine Gesellschaft nach den Prinzipien der Renaissance zu schaffen. Wenn Präsident Trump von John Locke und Thomas Hobbes spreche wie beim Staatsbesuch in England, dann müßten wir im Gegenteil von Schiller und von Schönheit sprechen. Nur damit könne man Widerstand gegen die moralische Krise in der Bevölkerung leisten. Das Thema kam später erneut auf, als gefragt wurde, ob Präsident Trump zu unberechenbar sei und wegen Amtsunfähigkeit abgesetzt werden sollte. Der Co-Moderator Dennis Small antwortete, Trump sei zwar in letzter Zeit extrem schwankend, aber ein größeres Problem sei die Identität und die Denkfaulheit der amerikanischen Öffentlichkeit. Die Amerikaner müßten mehr denken wie John Quincy Adams. Zepp-LaRouche sagte, die große Frage sei doch, wer dann Trump ersetzt. Das dringlichste Problem sei die Gefahr eines Dritten Weltkriegs, das habe für sie oberste Priorität.
Einen Ausweg zeigen
Ein ehemaliges Mitglied des Europaparlaments aus Lettland sprach die Gefahr eines Konflikts in Moldawien an. Es sei beunruhigend, daß der britische Ex-Premier Boris Johnson in diesem Teil Europas aktiv ist. Eine wichtige Frage kam aus Venezuela zu Trumps Drohungen gegen das Land. Ideologen wie Evan Ellis behaupteten, ein Krieg gegen Venezuela wäre „ein Kinderspiel”. Small antwortete, das sei typisch für das „Gesetz des Dschungels”, und das Ziel sei, die iberoamerikanischen Länder davon abzuhalten, mit China oder den Entwicklungsplänen der Gürtel- und Straßen-Initiative zusammenzuarbeiten. Dieselbe Fraktion wolle auch die Regierung Lula in Brasilien stürzen.
Zepp-LaRouche warnte vor der Gefahr eines neuen Faschismus, der die Öffentlichkeit mit Zensur und Kontrolle über alle Daten manipuliert. So vertrete der Tech-Milliardär Peter Thiel in einem Artikel („The Straussian Moment“) die Idee, seit dem Angriff vom 11. September 2001 gebe es für die Menschen nur Sicherheit, wenn sie ihre Freiheit aufgeben.
Sie betonte aber, es reiche nicht aus, die Probleme der Welt aufzudecken, man müsse den Menschen auch einen Ausweg zeigen. Der Globale Süden würde den Westen mit offenen Armen empfangen, wenn der sich in einem Geist der Zusammenarbeit engagieren würde. Unsere größte Aufgabe sei es, die westlichen Länder aufzuklären und zu mobilisieren, um dieses neue Paradigma zu schaffen.
Steve Carr