Die Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 18. und 19. Juni mit dem Titel „Nur eine Konkurssanierung des sterbenden transatlantischen Finanzsystems kann dauerhaft Frieden schaffen“ war ein außerordentlicher Dialogprozeß darüber, was Weltbürger dazu beitragen können, daß angesichts der derzeitigen Zusammenbruchsspirale und Kriegsgefahr möglichst schnell eine neue globale Wirtschafts- und Sicherheitsarchitektur geschaffen wird.
An der Konferenz nahmen 31 Redner aus zwölf Ländern teil, darunter Rußland, China, USA, Brasilien, Indien und Afghanistan. Die Vorträge waren in vier Sitzungen gegliedert, die von Aktivisten des Schiller-Instituts aus den Vereinigten Staaten und Deutschland moderiert und jeweils mit klassischer Musik eröffnet wurden.
Helga Zepp-LaRouche, die Gründerin des Schiller-Instituts, die die Konferenz einberufen hatte, betonte, die Ansichten der Redner müßten unbedingt so weit wie möglich verbreitet werden, weil sie einen „Gegenpol zu den gleichgeschalteten Medien“ darstellten, deren Behauptungen komplett von der Realität abgekoppelt seien.
An den beiden Tagen wurde die Konferenz von mehreren Tausend Menschen live verfolgt, und die 1300 angemeldeten Teilnehmer vertraten Dutzende von Nationen. Es gab Simultanübersetzungen in Spanisch, Französisch und Deutsch. Derzeit werden einige kurze Videoclips erstellt, um die wichtigsten Ideen möglichst schnell im Internet zu verbreiten. Die Videomitschnitte der vier Konferenzabschnitte sind bereits archiviert (im englischen Original, die Reden werden bald auch einzeln zugänglich sein. Transkriptionen und Übersetzungen für die weltweite Verbreitung sind in Arbeit.
Eine Besonderheit der Konferenz waren ausgewählte historische Videoclips mit dem verstorbenen Wirtschaftswissenschaftler und Staatsmann Lyndon LaRouche, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal jährt, als Einleitung zu den Sitzungen.
Die Idee zu dieser Konferenz war im Rahmen eines laufenden Mobilisierungsprozesses entstanden, zu dem auch eine internationale Petition des Schiller-Instituts vom Februar 2022 gehört – „Einberufung einer internationalen Konferenz zur Schaffung einer neuen Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur für alle Nationen“ -, die bis Mitte Juni von fast 5000 Menschen aus Dutzenden von Ländern unterschrieben wurde. Am 9. April hatte eine internationale Konferenz des Instituts mit Teilnehmern aus 65 Ländern stattgefunden, die die Grundlage für die zweitägige Veranstaltung in diesem Monat bildete.
Was ist zu tun?
Zepp-LaRouche betonte in den Diskussionsrunden, die westlichen Regierungseliten hätten in den Wochen seit April absolut nichts in die richtige Richtung unternommen. Sie stellte den Rednern und dem Publikum unverblümt die Frage, was angesichts dieser Lage unser nächster Schritt sein sollte. Als konkreten Vorschlag stellte sie eine neue internationale Petition für ein „Neues Bretton Woods“ zur Diskussion – ein gerechtes Kreditsystem, das den Entwicklungsinteressen aller Nationen dient, so wie es Präsident Franklin Roosevelt beim alten Bretton-Woods-System ursprünglich vorschwebte.
Das Schiller-Institut hat bereits in der Vergangenheit, 1997, 2000 und 2006, u.a. durch Petitionen mit Tausenden von Unterstützern, darunter viele Parlamentarier, auf dieses Anliegen aufmerksam gemacht. Darin wurden Aspekte eines Neuen Bretton Woods erörtert, wie feste Wechselkurse, die stabile Handelsbeziehungen ermöglichen, und großangelegte Infrastrukturprojekte zum gegenseitigen Nutzen, die weltweit die Produktivität auf eine höhere Ebene heben.
Die bedrohlichen Ereignisse unmittelbar vor der Konferenz unterstrichen, welche entscheidende Rolle das Schiller-Institut bei der Bündelung der Ideen und Kräfte für den dringend notwendigen Kurswechsel einnimmt.
Am 15. und 16. Juni trafen sich die Verteidigungsminister der 30 NATO-Mitgliedsstaaten, um ihre Agenda einer „globalen NATO“ für den Gipfel der NATO-Regierungschefs am 29. Juni zu bestätigen, wobei China als Bedrohung eingestuft wird und noch mehr Streitkräfte in Osteuropa stationiert werden. Gleichzeitig setzen die transatlantischen Regierungen auf rücksichtslose Sparpolitik im Energiebereich und verwandte Maßnahmen, die ihre eigene Wirtschaft zerstören und Hungersnöte und Krankheiten auf der ganzen Welt verschärfen.
Den Gegenpol dazu bildeten die internationalen Aktivitäten für reale wirtschaftliche Entwicklung im Rahmen der Gürtel- und Straßeninitiative (BRI) und der Zusammenarbeit mit verbündeten Ländern und Organisationen wie der Eurasischen Wirtschaftsunion. Am Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg vom 14. bis 17. Juni in Rußland nahmen 14.000 Personen teil, 130 Nationen waren vertreten, und es wurden Wirtschaftsabkommen im Wert von 100 Milliarden Dollar geschlossen.
Helga Zepp-LaRouche betonte zum Abschluß der Konferenz: „Wir steuern geradewegs auf eine Katastrophe zu.“ Dies sei „der Moment, in dem wir neue Ideen einbringen können“, die den Lauf der Geschichte verändern. Das Schiller-Institut werde erneut einen internationalen Aufruf für ein Neues Bretton Woods veröffentlichen, Aktivisten in allen Ländern müßten diese Forderung vorbringen. „Das ist nicht der Zeitpunkt, Zaungast zu sein!“
Entkopplung der Systeme oder Neues Paradigma?
Führende Redner aus Rußland, China, Indien, Deutschland und den Vereinigten Staaten zeichneten im ersten Konferenzabschnitt ein eindrucksvolles Bild der globalen Krise, mit der die Menschheit heute konfrontiert ist, der „größten Krise in der Geschichte der Zivilisation“, wie Zepp-LaRouche sagte. Sie betonten die Dringlichkeit eines neuen Paradigmas von Kooperation statt Geopolitik, das unter Beteiligung aller maßgeblichen Nationen, allen voran die USA, Rußland, China und Indien, ausgehandelt und umgesetzt werden müsse.
Zepp-LaRouche gab ihrer Grundsatzrede den Titel „Entweder wir schaffen das Unmögliche oder wir suchen uns einen anderen Planeten!“ Sie beschrieb die Weltlage mit dem Bild eines Schnellzugs, der mit Höchstgeschwindigkeit auf eine Klippe zurast, während der Lokführer – d.h. die westlichen Eliten – verrückt geworden ist und nichts tut, um den Zug zu stoppen. Sie rief die Menschen auf, „die Notbremse zu ziehen“. Sie legte dar, wie sich die massiven Sanktionen gegen Rußland und die zunehmende Abkopplung von China für den Westen als selbstzerstörerisch erweisen, sein bereits kollabierendes Finanz- und Wirtschaftssystem ins Chaos stürzen und 1,7 Milliarden Menschen mit dem Hungertod bedrohen. Lyndon LaRouche habe schon 1971 in weiser Voraussicht gewarnt, daß Präsident Nixons Aufgabe des Bretton-Woods-Systems zu einer solchen Zusammenbruchskrise und der Gefahr eines Weltkriegs führen würde. (Den Text ihrer Rede finden Sie in dieser Ausgabe auf den Seiten 6-7.)
Redner aus Rußland und China ergänzten das Bild. Andrej Kortunow, Generaldirektor des Russian International Affairs Council (RIAC), sprach über die „Unteilbare Sicherheit aller Nationen“. Die harten wirtschaftlichen und militärischen Maßnahmen gegen Rußland seien keine Reaktion auf den Einsatz in der Ukraine, sondern seien seit Jahren vorbereitet worden; er verwies auf die AUKUS- und QUAD-Bündnisse, Bidens „Gipfel der Demokratien“ und vieles ähnliches. Was jedoch von den imperialen geopolitischen Kräften als historischer Gegensatz zwischen Ost und West, Nord und Süd dargestellt wurde, verliere schnell seine relative Bedeutung. Eine neue Kräftekoalition um China, Rußland u.a. vereinige nun Nationen aus allen Teilen der Welt.
Professor Wang Wen, geschäftsführender Dekan des Chongyang Instituts für Finanzstudien und Vizedekan der Silk Road School an der Renmin-Universität in China, sprach zum Thema „Warum Chinas Aufstieg für die Welt von Vorteil ist“. Er gab einen Überblick über Chinas aufsehenerregenden Aufstieg in den letzten 40 Jahren. Heute entfallen 30% des Wirtschaftswachstums der Welt auf China; in Afrika leistet China 60% der Investitionen. China sehe in seiner Stärke ein Mittel für Entwicklung und Frieden auf der Welt.
Oberst a.D. Richard Black, ein Kriegsveteran der US-Marines, ehemaliger Leiter der Strafrechtsabteilung der US-Armee im Pentagon und ehemaliger Landessenator von Virginia, hielt eine eindringliche Rede zum Thema „Die Ukraine hat den Krieg verloren, aber es droht immer noch ein Atomkrieg“. Er forderte eine Lösung möglicherweise nach dem österreichischen „Neutralitätsmodell“. Diejenigen im Westen, die den Einsatz von Atomwaffen ins Spiel brächten, seien verrückt.
Drei weitere Redner vervollständigten das Podium. Sam Pitroda, ehemaliger Minister oder Berater von sieben indischen Premierministern, sprach aus Chicago über „Indien und die entstehende neue Weltarchitektur“. Er rief zu einer gründlichen Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft auf und betonte Gandhis Prinzipien: Gewaltlosigkeit und „Wahrheit, Vertrauen und Liebe“.
Dr. Wolfgang Bittner, promovierter Jurist und erfolgreicher Buchautor, sprach zum Thema „Der West-Ost-Konflikt – eine Inszenierung“. Er räumte mit der Legende auf, in der Ukraine würden „westliche Werte“ verteidigt, während dort Neonazis offen Teil des Militärs sind. Europa sei ein Untertan der US-Politik, ein Beispiel sei Deutschland, wo es elf US-Militärstützpunkte gibt.
Dr. Cliff Kiracofe, ehemaliger leitender Mitarbeiter des Auswärtigen Ausschusses des US-Senats und Präsident des Washingtoner Institute for Peace and Development, prangerte an, daß die USA den Westen zurück in einen Kalten Krieg führen, in einen „Kreuzzug“ gegen die Realität einer multipolaren Welt und den Aufstieg Chinas. Sein Thema lautete „Diplomatie und Zusammenarbeit in Krisenzeiten“.
Galoppierende Inflation oder Glass-Steagall?
Die zweite Sitzung umfaßte Vorträge von 15 Rednern – neun davon als Teil eines Runden Tisches von Lebensmittelproduzenten, die wissen, was nötig ist, um die wirtschaftliche Zusammenbruchskrise zu lösen, und die sich für Lösungen einsetzen. Harley Schlanger vom Schiller-Institut übernahm die Moderation.
Die Podiumsdiskussion begann mit einem Videoausschnitt aus einer Rede von Lyndon LaRouche auf einer Konferenz des Schiller-Instituts vom 4. September 1994, wo er erläutert, wie man selbst in einer Zusammenbruchskrise, wie wir sie heute haben, Kredit generieren kann. Man brauche „Billionen-Dollar-Projekte“ für neue Infrastruktur, das bedeute „Billionen Dollar an Arbeit“.
Diane Sare, unabhängige Kandidatin der LaRouche-Bewegung aus New York für den US-Senat, sprach über das Thema „Der Zusammenbruch des Westens und die dringende Notwendigkeit, sich der Gürtel- und Straßen-Initiative anzuschließen“. Sie zeigte in einer bebilderten Präsentation beispielhaft vier große Infrastrukturprojekte, die mit Hilfe des amerikanischen Kreditsystems realisiert wurden: der Erie-Kanal, die Transkontinentale Eisenbahn, die Tennessee Valley Authority und das Apollo-Projekt.
Geoff Young, Kandidat der Demokratischen Partei für den 6. Kongreßbezirk von Kentucky, ist ein langjähriger Befürworter der Glass-Steagall-Bankentrennung und anderer wichtiger Maßnahmen. Er sprach über seinen Sieg bei den Vorwahlen seiner Partei mit dem Slogan: „Ich würde niemals dafür stimmen, Milliarden von Dollar an Nazis zu schicken.“
Drei Redner – aus Japan, Deutschland und Griechenland – boten eine wichtige internationale Perspektive. Daisuke Kotegawa, ehemaliger Sanierer bankrotter Banken im japanischen Finanzministerium und Exekutivdirektor des IWF für Japan, hielt einen eindringlichen Vortrag mit dem provozierenden Thema „Lassen Sie nicht zu, daß diese Welt von dreckigen Zockern ruiniert wird, die sich Banker der Wall Street und der Londoner City nennen“. Anders als bei den früheren Betrügereien der City im Rahmen des Plaza-Abkommens von 1985 und danach sollten wir dieses Mal die Grundsätze der Konkurssanierung wirksam anwenden, um mit dem Problem fertigzuwerden. Falscher Respekt dürfe nicht verhindern, daß diese arroganten und kriminellen Banker bekommen, was sie verdient haben.
Dr. Uwe Behrens, Logistikexperte und Buchautor aus Deutschland, sprach zum Thema „Die Doktrin der Nicht-Rivalität“. Er ging darauf ein, wie China und die BRI die sogenannte „unipolare Welt“ Londons und Washingtons infrage stellen.
Botschafter Leonidas Chrysanthopoulos, ehemaliger griechischer Botschafter in Polen, Kanada und Armenien und ehemaliger Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit am Schwarzen Meer (BSEC), sprach über „Die Krise im östlichen Mittelmeer und die Gürtel- und Straßen-Initiative“.
Die anderen Podiumsteilnehmer konzentrierten sich auf die Landwirtschaft und die weltweite Nahrungsmittelkrise. Der italienische Wirtschaftswissenschaftler Nino Galloni, ehemaliger Generaldirektor des italienischen Arbeitsministeriums, forderte in seinem Vortrag: „Macht Afrika wieder zum Selbstversorger!“ Er ging darauf ein, wie westliche Kartelle die Landwirtschaft in Afrika untergraben, indem sie den Kontinent von Getreideimporten abhängig machten und seine Entwicklung, etwa mit dem Anbau von regional besonders geeignetem Getreide, verhinderten. Das müsse sich ändern.
Runder Tisch zur Nahrungsmittelkrise
Es folgte ein Runder Tisch mit Nahrungsmittelproduzenten – Farmer, Rancher und Fischer – zum Thema „Wissenschaft und Kultur zur Beendigung der Hungersnot – Prinzipien der landwirtschaftlichen Produktivität“. Bob Baker, Landwirtschaftsbeauftragter des Schiller-Instituts, stellte die Redner vor. Mike Callicrate aus Colorado und Kansas, Rinderzüchter und -verarbeiter sowie Gründer und Präsident von Ranch Foods Direct, prangerte die unsinnige Behauptung der Regierung an, daß „Amerika die Welt ernähren wird“. In Wirklichkeit „kann Amerika sich nicht einmal selbst ernähren!“ Aus Iowa sprachen Wilbur, Ken und Kyle Kehrli, eine Familie, die seit drei Generationen Viehzucht und Ackerbau betreibt. Ebenfalls aus Iowa stammt Jon Baker, Viehzüchter und Bankier in der Landwirtschaft. Aus Kalifornien sprach Frank Endres, Weizen- und Viehzüchter im Sacramento Valley und langjähriger Leiter des Bauernverbands National Farmers Organization (NFO). James Benham ist Präsident des Bauernverbands von Indiana und Mitglied des nationalen Vorstands der National Farmers Union. Aus Sitka in Alaska sprach der Hochseefischer James Moore, der frühere Präsident der Alaska Trollers Association.
Die Redner forderten die Wiedereinführung der Glass-Steagall-Bankentrennung und die Zerschlagung der Lebensmittelkonzerne, der größten Banken und anderer Warenkartelle, da sonst Massenhunger drohe. Sie prangerten die grüne Weltanschauung an, die mit der Lüge, Menschen und Nahrungsmittelproduktion gefährdeten den Planeten, Hoffnungslosigkeit verbreiten. Sie betonten die Bedeutung der Familienbetriebe in Fischerei und Landwirtschaft für Engagement und Weitergabe von Wissen über Generationen. Callicrate rief dazu auf, die Lebensmittelkartelle zu zerschlagen und Spekulation mit Nahrungsmitteln zu beenden, und stellte ein von ihm realisiertes Modell der regionalen Produktion und Vermarktung vor.
Wissenschaftliche Prinzipien für dauerhaften Fortschritt
Der dritte Konferenzabschnitt am Sonntag befaßte sich mit dem Zustand und den Aufgaben der Wissenschaft. Fünf Redner stellten viele Aspekte der Forschung unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen Fortschritts und der Notwendigkeit kreativer Durchbrüche dar.
Stephan Ossenkopp aus Berlin moderierte die Sitzung und begann mit einem Bericht über den neuesten Irrsinn in der Energiepolitik in Europa, wo deutsche und andere Regierungsvertreter die Rationierung von Treibstoff und Strom vorbereiten.
Den Hauptvortrag über „Wernadskijsche Zeit – Zeit für die Menschheit“ hielt Jason Ross, Schatzmeister der amerikanischer LaRouche-Organisation (TLO) und früherer wissenschaftlicher Berater von Lyndon LaRouche. Zeit und Entwicklung hätten eine Richtung, einen „Zeitpfeil“. Er erläuterte dieses Prinzip, wie es von Wladimir Wernadskij dargelegt worden war, sowie dessen Einteilung von Prozessen auf der Erde in drei Hauptbereiche: nichtlebende, lebende und „Noosphäre“. Ross erörterte ferner den Zusammenhang zwischen lebenden Prozessen und der Wirtschaft des Menschen, wie LaRouche ihn definierte.
Drei Wissenschaftler aus Italien, Rußland und den Vereinigten Staaten stellten Aspekte ihrer Fachgebiete vor. Francesco Battaglia, Professor für Physikalische Chemie an der Universität Modena, sprach über den „Betrug von Klimawandel und Energiewende“. Anhand von Grafiken veranschaulichte er den Betrug des Klimawandel-Narrativs und die schrecklichen Schäden für die Gesellschaft, die durch schlechtere Energieversorgung für die Wirtschaft entstehen.
Dr. Ed Calabrese, Professor für Umwelt- und Gesundheitswissenschaften an der University of Massachusetts in Amherst und Mitherausgeber des Buches Hormesis („Hormesis: Eine Revolution in Biologie, Toxikologie und Medizin“), entlarvte einen weiteren Schwindel, nämlich daß Strahlung immer schädlich sei. In seinem Vortrag „Wirkliche Wissenschaft widerlegt den Mythos des linearen Dosis-Wirkungs- (LNT-)Modells“ berichtete er u.a. über Knochenheilung durch gezielte Strahlungsdosen.
Aus Rußland sprach Professor Sergej Pulinez zum Thema „Ein Wernadskijscher Ansatz zur Erdbebenvorhersage“. Er ist Forschungsleiter des Weltraumforschungsinstituts der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Der Untertitel seines Vortrags lautete: „Wir sollten uns zusammentun und überleben!“ Er würdigte Wernadskij als Wegbereiter seiner heutigen Arbeiten und stellte diese mit vielen Illustrationen vor, um einen Eindruck von der dreidimensionalen Dynamik der Erdatmosphäre zu vermitteln. Er forderte auch mehr internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit auf der Grundlage eines ganzheitlichen Ansatzes für Klima, Wetter und seismische Aktivitäten.
William C. Jones, ehemaliger EIR-Korrespondent im Weißen Haus, rundete das Bild von Wladimir Wernadskijs Leben ab, einschließlich seiner politischen Geschichte, der wissenschaftlichen Fortschritte und der großen kulturellen Beiträge. Sein Thema war „W.I. Wernadskij, wissenschaftliches Denken als geologische Kraft“. Da Wernadskij Russe und Ukrainer war, sollte er heute auch eine Inspiration sein, um die Bevölkerung beider Länder im Geist der Zusammenarbeit zu erziehen.
Klassische Kultur und Dialog der Kulturen
Der Schlußabschnitt der Konferenz begann mit zwei Musikvideos als Beispiele klassischer Schönheit: das „Kyrie“ aus Mozarts Requiem, gesungen vom Chor des Schiller-Instituts, aus dem Jahr 2014, und eine Aufführung des Spirituals „Little Boy“ in einem Arrangement von Roland Hayes, gesungen vom verstorbenen Operntenor George Shirley und begleitet von Sylvia Olden Lee, aus den 90er Jahren. In seinen einführenden Worten erklärt Shirley, es gebe ein universelles „klassisches Prinzip“ bei Mozart, Schubert oder Negro Spirituals. Dennis Speed vom Schiller-Institut, der schon die erste Konferenzsitzung moderiert hatte, stellte die Musikbeispiele vor und führte durch den Abschnitt.
Fünf Redner, jeder aus einem anderen Land, befaßten sich mit unterschiedlichen Aspekten der Kultur, wobei alle betonten, in der heutigen Krise müßten die Menschen im Dienst der ganzen Menschheit aktiv werden. Der fünfte Redner informierte über verschiedene kulturfeindliche und entmenschlichende Kampagnen, die bekämpft werden müssen.
Jacques Cheminade, Vorsitzender der Partei Solidarité et Progrès in Frankreich, hielt den Hauptvortrag zum Thema „Eine Kultur der Neugier und der Beharrlichkeit, um das Unmögliche zu erforschen“. Cheminade bezog sich zunächst auf die Vereinigten Staaten, wo die NASA immer noch eine „Schatzkammer des Optimismus“ sei. Für die Sanierung des sterbenden, aber immer noch vorhandenen Finanzsystems brauche man „Neugier“ (englisch Curiosity) wie auch „Beharrlichkeit“ (Perseverance) – die beiden Namen von Mars-Rovern der NASA, die amerikanische Kinder in einem Wettbewerb vorgeschlagen hatten. Auch wenn die Zeit knapp sei, müßten wir die Kraft aufbringen, die Herausforderung zu meistern.
Felipe Maruf Quintas aus Brasilien sprach über „Brasiliens Rolle im Dialog der Zivilisationen und in der Weltwirtschaft“. Er ist Professor für Politikwissenschaft an der Bundesuniversität Fluminense in Rio de Janeiro und Kolumnist für die Tageszeitung Monitor Mercantil. Quintas gab einen Überblick über Brasiliens Ressourcenreichtum und die Aufgabe, „den Südatlantik vom angelsächsischen Imperialismus zu befreien“, sowie über die positiven Beziehungen, die durch die BRICS sowie die Verbindungen nach Asien und Afrika bereits in Gang gekommen sind.
Dr. Zaher Wahab, emeritierter Professor für Erziehungswissenschaften und früherer Berater des afghanischen Ministeriums für Hochschulbildung sowie von 2013-20 Dozent an der Amerikanischen Universität in Afghanistan, sprach zum Thema „Dialog statt Kampf der Kulturen“. Dr. Wahab stammt aus Afghanistan, lebt aber jetzt in Oregon. Er verurteilte Samuel Huntingtons These vom „Kampf der Kulturen“ und forderte ein Ende der arroganten Vorherrschaft und des Machtmißbrauchs des Westens.
Eine Ansicht darüber, wie die Beziehungen zwischen den USA und China aussehen sollten, präsentierte Dr. George Koo, ein pensionierter Unternehmensberater für den bilateralen Handel dieser beiden Länder und Vorsitzender der Burlingame Foundation. Sein Thema lautete: „Die kulturellen Beziehungen zwischen den USA und China sind entscheidend, um einen Krieg zu verhindern“. Er warnte besonders davor, daß Washington Taiwan dazu treibt, die roten Linien Pekings zu überschreiten. Das wäre ein Weg in die Katastrophe.
Mike Robinson aus Großbritannien, Mitbetreiber der Internet-Nachrichtenseite UKColumn, lieferte eine dramatische Beschreibung der Feinde von Kultur und Zivilisation, er sprach zum Thema „Die entmenschlichende Meta-Sphäre“. Anhand von Artikelüberschriften wie „Macht die Nanotechnologie den Menschen überflüssig?“ spannte Robinson den Bogen von Bedrohungen wie dem „Transhumanismus“ – der Vermischung von menschlichem Gehirn und Computer – bis hin zu der Vorstellung, ein Computer-Avatar im Metauniversum solle die gleichen Rechte haben wie ein echter Mensch.
In der abschließenden Diskussionsrunde der Konferenz, an der auch Helga Zepp-LaRouche und Diane Sare teilnahmen, herrschte Einigkeit darüber, daß trotz all der beschriebenen Gefahren das alte Paradigma der Geopolitik und der Not zunehmend durch ein Paradigma gegenseitiger Entwicklung und Problemlösung unter gleichberechtigten Nationen abgelöst wird.
(Beiträge zu diesem Bericht kamen von Marcia Merry Baker, Michael Billington, Paul Gallagher, Janet West und Philip Ulanowski.)