Führende Mitarbeiter der China National Space Administration (CNSA) haben auf einer Pressekonferenz die Ergebnisse der Chang’e-5-Mission als durchschlagenden Erfolg bezeichnet. Die versammelte Presse wollte gleichwohl auch wissen, was die weiteren chinesischen Weltraumpläne sind und wann China Menschen auf den Mond schicken werde.
Yuanhua, Vize-Administrator der CNSA, sagte, die Chang’e-5-Mission sei das Ergebnis von Anstrengungen über ein ganzes Jahrzehnt hinweg. Die 23tägige Mission müsse nun wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Für die Sichtung, Lagerung und Untersuchung der Mondgesteinsproben sei ein ganzes Institut gebaut worden. In Shaoshan in der Provinz Hunan, dem Geburtsort von Mao Tsetung, sei noch ein Reservelager errichtet worden, weil Mao in den 50er Jahren das chinesische Raumfahrtprogramm forcierte habe. Das Motto damals: „Zwei Bomben und ein Satellit“.
Hu Hao, Chefdesigner der China Lunar Exploration Stage 3, sagte, der Umgang mit den Proben bedeute auch eine neue Fähigkeit für China, die dem technologischen Fortschritt des Landes zugute kommen werde. „Wir müssen den Weltraum weiter erforschen, um unsere Technologie voranzutreiben“, sagte Hu. Die Proben würden auch Forschungs- und Universitätseinrichtungen für eigene Untersuchungen zur Verfügung gestellt. Und in nicht allzu ferner Zukunft würden einige der Proben in Chinas Nationalmuseum ausgestellt werden.
Wu beglückwünschte auch die Länder, die an dem Chang’e-5-Programm beteiligt waren, darunter die ESA, Namibia, Argentinien und Pakistan. Auf eine Frage nach der Zusammenarbeit mit China antwortete er, China sei bereit, mit „gleichgesinnten Institutionen“ in anderen Ländern zusammenzuarbeiten. Von Reuters kam explizit die Frage nach der Zusammenarbeit mit den USA, die Wu unter Hinweis auf die amerikanische Gesetzeslage (das Wolf Amendment) beantwortete, die eine Zusammenarbeit mit den USA verhinderte. In jedem Fall müsse eine Zusammenarbeit auf der Basis von Gleichberechtigung, gegenseitigem Nutzen und Win-Win-Kooperation beruhen.
An den Chang’e-Missionen seien Tausende von Institutionen und Zehntausende von Wissenschaftlern und Ingenieuren beteiligt, so Wu. Durch diesen Prozeß habe China enorme Fähigkeiten zur Erschließung des Weltraums im Interesse der Menschheit entwickelt. „Unser Ziel ist ein anderes als das der USA und der Sowjetunion“, sagte Wu. „Zur damaligen Zeit ging es um etwas wie ‚Star Wars‘. Wir wollen wissenschaftliche Forschung betreiben und der Menschheit dienen.“
Die Chang’e-5-Mission war komplizierter, als sie für eine einfache Probenrückführung hätte sein müssen. Aber Wu wies darauf hin, daß die verwendeten Technologien auch für eine bemannte Erkundungsmission von entscheidender Bedeutung sein würden. Chinas neu ernannter „Weltraum-Botschafter“, Professor Yang Yuguang, drückte es in Anlehnung an die berühmten Worte Kennedys treffend so aus: „Wir haben es so gemacht, nicht weil es leicht war, sondern weil es schwer war“.
Wu Yunhua wurde auch zu Chinas zukünftigen Raumfahrtplänen befragt. „Wir haben eine Reihe von Plänen für die kommenden Jahre, von denen einige bereits öffentlich gemacht wurden“, sagte er. Man habe immer noch die Reserve-Missionen Chang’e-3 und Chang’e-6, die nun in anderer Form eingesetzt würden, wahrscheinlich zur Probenrückführung vom Südpol des Mondes. Chang’e-7 und 8 sollten in Zusammenarbeit mit anderen Ländern genutzt werden, um die Möglichkeit zum Bau einer Mond-Weltraumstation zu erkunden.
China verfolge noch andere planetarische Missionen. Tianwen-1 sei bereits auf dem Weg zum Mars und soll nächstes Jahr im Mai dort landen, so Wu. Außerdem gebe es drei weitere Planetenmissionen, eine Asteroiden-Probenrückführungsmission, eine Mars-Probenrückführungsmission und eine Jupiter-Erkundungsmission. In der bemannten Raumfahrt werde es in den nächsten zwei Jahren 11 Missionen zur chinesischen Raumstation geben, einschließlich des Starts einer Kernkapsel mit 4 Taikonauten.