Helga Zepp-LaRouche, Gründerin und Präsidentin des internationalen Schiller-Instituts, wurde am 18. November für den Podcast „The World Today“ von China Radio International (CRI) interviewt. Die Moderatorin fragte nach Zepp-LaRouches Meinung über eine Äußerung von Singapurs Premierminister Lee bei einer Bloomberg-Veranstaltung, wo dieser sagte, daß die Biden-Administration Anstrengungen unternehmen sollte, um die Beziehungen zwischen den USA und China zu verbessern.
Hören Sie sich das Interview (engl) an. Frau Zepp-LaRouche beginnt um Minute 25:08.
Moderatorin: Wie verstehen Sie Lees Äußerungen hier?
Zepp-LaRouche: Es ist durchaus verständlich, daß Premierminister Lee einen solchen Wunsch und eine solche Empfehlung äußert, denn offensichtlich wird die Situation in Singapur stark davon beeinflußt werden, wie sich die Beziehungen zwischen den USA und China entwickeln.
Aber im Gegensatz zu dem Eindruck, der von den Mainstream-Medien erweckt wird, ist der Ausgang dieser Wahl noch nicht entschieden. Gestern sagte zum Beispiel Roger Stone, der ehemalige Wahlkampfmanager von Präsident Trump, in einem Interview mit Newsmax TV, daß mit verbreiteter psychologischer Kriegsführung gearbeitet wird, um den Anschein zu erwecken, als sei Biden unzweifelhaft der nächste Präsident, und es gibt sogar Leute aus der Trump-Administration, wie den nationalen Sicherheitsberater O’Brien, der von einem „professionellen Übergang“ spricht, und alles geklärt sei. Aber die Leiterin des Anwälteteams von Präsident Trump, Sidney Powell, die eine ausgezeichnete Anwältin ist, sagte, daß der Kampf noch lange nicht vorbei sei, daß sie Beweise für Wahlbetrug habe, die das Wahlergebnis komplett auf den Kopf stellen werden. Es gebe vernichtende Informationen über die verwendeten elektronischen Wahlsysteme Smartmatic und Dominion. Sie habe eidesstattliche Erklärungen von hohen Militärs und anderen Personen, wonach diese Systeme entwickelt wurden, um nicht Tausende, sondern Millionen abgegebener Stimmen zu verschieben, und diese ganze Sache werde an die Öffentlichkeit kommen. Ich würde also nicht unbedingt davon ausgehen, daß Biden der nächste Präsident sein wird. Denn wenn alle Klagen weiter vorangetrieben werden und die Bevölkerung weiter für Präsident Trump demonstriert und hinter ihm steht, dann ist der nächste Präsident vielleicht Trump und nicht Biden.
Moderatorin: Singapurs Premierminister sagte, daß es zwischen den USA und China zwar Spannungen gebe, aber in den letzten vier Jahren hätten beide Seiten ihr Bestes, ihr Allerbestes versucht, um mit der Gegenseite Geschäfte zu machen. Tatsächlich sehen wir, daß viele Länder und US-Unternehmen nicht bereit sind, das Kalte-Kriegs-Spiel der Trump-Administration mitzumachen. Glauben Sie, daß sich die Beziehungen zwischen den USA und China unter dem designierten Präsidenten Biden oder in der nächsten Amtszeit der Trump-Administration ändern werden?
Zepp-LaRouche: Ich verstehe zwar, daß das chinesische Volk sehr verbittert darüber ist, wie sich die Beziehungen zwischen Präsident Xi und Präsident Trump von einem sehr vielversprechenden Anfang weiterentwickelt haben, doch ich fürchte, daß es unter Biden viel schlimmer sein wird. Zunächst einmal wurde Biden in den Medien als „weich gegenüber China“ hingestellt. Damit wurde bezweckt, ihn zu manipulieren, damit er beweisen sollte, China gegenüber nicht weich zu sein, wie es beim Russiagate in Bezug auf Trump der Fall war, um zu zeigen, daß er Rußland nicht zu nahe stand.
Ich denke, das transatlantische Establishment ist manisch im Glauben, daß unter Biden alles wieder „normal“ wird, aber wir sollten uns daran erinnern, daß dieses sogenannte „Normale“ der Grund dafür war, daß Trump damals die Wahl überhaupt gewonnen hat. Die Bevölkerung war der Finanzpolitik der Wall Street, die nur die Spekulanten und nicht das Gemeinwohl begünstigte, völlig überdrüssig, sie war der endlosen Kriege überdrüssig, die Trump versprochen hatte, zu beenden und die Truppen wieder nach Hause zu bringen, was er nun noch einmal bekräftigte, als er anordnete, die Truppen vor Weihnachten aus Afghanistan und Syrien abzuziehen. Ich befürchte also, daß Biden keine „dritte Obama-Regierung“ sein wird, wie einige Leute sagen, sondern sie wäre viel schlimmer. Man muß sich nur Bidens Bilanz ansehen, der 50 Jahre lang in der Washingtoner Politik tätig war – immerhin saß er im Ausschuß für auswärtige Beziehungen des Senats und war in vielen Punkten viel kriegerischer als die Obama-Administration. In seinem Team gibt es Leute wie Michèle Flournoy, die in einer Biden-Regierung angeblich Verteidigungsministerin werden würde. Sie war die Architektin aller Kriege, in die die Vereinigten Staaten in den letzten 20 Jahren verwickelt waren. Und Hillary als UN-Botschafterin: sie hat den UN-Sicherheitsrat vor der Operation in Libyen belogen, was dann zur Ermordung von Gaddafi führte. Ich glaube also nicht, daß dieses Team etwas Gutes ahnen läßt. Und ich glaube, Biden wäre die schlechteste Option für die Beziehungen zwischen den USA und China.
Moderatorin: Wie viel Schaden haben die sich verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und China kleineren Ländern wie Singapur zugefügt? Was sind Ihre Erwartungen an das Weiße Haus für die nächsten vier Jahre?
Zepp-LaRouche: Nun, ich denke, das war wohl einer der zwingenden Gründe dafür, daß die asiatischen Länder, trotz Pompeos jüngster Asienreise, alle das regionale Kooperationsabkommen RCEP unterzeichnet haben. Pompeo fuhr nach Asien, um maximalen Druck auf alle asiatischen Länder auszuüben, nicht mit China zusammenzuarbeiten, und nur wenige Wochen später unterzeichneten sie das RCEP, was meiner Meinung nach die Tatsache widerspiegelt, daß die Menschen erkennen, daß es in ihrem grundlegenden Interesse liegt, mit China zu kooperieren.
Moderatorin: Was halten Sie von der kürzlich erfolgten Unterzeichnung des RCEP? Premierminister Lee meinte, daß die Länder in der Region an ein Modell der Zusammenarbeit und des Handels glauben, unabhängig davon, was in der weiteren Welt geschieht. Was halten Sie von seinen Bemerkungen?
Zepp-LaRouche: Das ist sicher wahr. Wenn man sich die Massenmedien ansieht, die in der letzten Zeit China all diese bösen Absichten unterstellt haben, ist ganz klar, daß die westlichen Länder immer noch das Schlimmste in Bezug auf die COVID-19-Pandemie zu erwarten haben, weil sie nicht die gleichen Maßnahmen wie in China und auch anderen asiatischen Ländern ergriffen haben. Deswegen ist China jetzt das einzige Land mit einer signifikanten Wachstumsrate für dieses Jahr. China ist also die Lokomotive für die Weltwirtschaft, und daher liegt es ganz klar im Interesse insbesondere der chinesischen Nachbarn, von diesem Lokomotiven-Effekt für ihre eigene Wirtschaft zu profitieren. Und ich denke, wenn man die Wahl hat, ein Flugzeugträger für die Vereinigten Staaten in der Region zu sein oder wirtschaftlichen Nutzen aus der Zusammenarbeit mit China zu ziehen, denke ich, daß ihre Wahl eindeutig ausfällt, und das gilt trotz der immer noch bestehenden Spannungen mit Australien.