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Ägypten schließt sich dem Neuen Paradigma an

Ägypten schließt sich dem Neuen Paradigma an

Unter dem neuen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi hat Ägypten sich entschlossen, eine wesentliche Rolle bei der Schaffung einer neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung zu spielen, wie sie von China, Rußland und den anderen BRICS-Staaten in den letzten Wochen in Angriff genommen wurde. Offensichtlich orientiert sich al-Sisi dabei an der antikolonialistischen Politik des ehemaligen Staatspräsidenten Gamal Abdel Nasser (1954-1970).

Im Mittelpunkt stehen dabei einerseits Projekte zum Aufbau des Landes wie der Bau eines zweiten Suezkanals und landwirtschaftliche Projekte im Westen des Landes. Andererseits versucht Ägypten stabilisierend in der Region zu wirken, um dem permanenten Blutvergießen ein Ende zu bereiten, und darüber hinaus die Zusammenarbeit mit den BRICS-Staaten zu vertiefen. So besuchte al-Sisi den russischen Präsidenten Putin zwei Tage lang in Sotschi. Man verhandelte ausführlich über Zusammenarbeit in Wirtschaft, Wissenschaft, Raumfahrt und Außenpolitik, u.a. eine Kooperation Ägyptens mit der Eurasischen Zollunion (Rußland, Weißrußland, Kasachstan). Rußland liefert Ägypten bereits 40% seines Getreidebedarfs und wird dies noch ausweiten, und Ägypten wird seinerseits mehr frisches Obst und Gemüse nach Rußland ausführen, um die jetzt gestoppten europäischen Einfuhren zu ersetzen.

Vom 3.-4. August besuchte Chinas Außenminister Wang Yi Kairo und überbrachte einer persönlichen Botschaft von Präsident Xi Jinping an al-Sisi. Xi lädt damit Ägypten ein, sich an Chinas Zukunftsstrategie der Infrastruktur- und Handelsnetze der Neuen Seidenstraße und Maritimen Seidenstraße, die er bei seinem Besuch in Zentralasien und Südostasien 2013 dargelegt hatte, zu beteiligen. Xi schreibt, dies entspreche Ägyptens Strategie der nationalen Entwicklung. Wang bot eine breite wirtschaftliche Zusammenarbeit an, u.a. beim Aufbau der Suez-Wirtschaftszone, moderner Industrie und Landwirtschaft, Energie, Verkehr, Luft- und Raumfahrt.

Al-Sisi hat kürzlich auch in einem Brief an die argentinische Präsidentin Fernandez de Kirchner die uneingeschränkte Solidarität im Kampf Argentiniens gegen die Geierfondszum Ausdruck gebracht.

Ägypten baut zweiten Suezkanal

Am 5. August kündigte Präsident Al-Sisi an, daß das Land wieder systematisch Großprojekte verwirklichen werde, darunter einen zweiten Suezkanal, der die Kapazität des alten Kanals verdoppelt. Schon am nächsten Tag zeigten ägyptische Medien Bilder von riesigen Baufahrzeugen, und 7500 Arbeiter begannen mit dem Bau, der nur ein Jahr dauern soll. Unter Leitung der Armee werden bis zu 63 Firmen den 35 langen Kanal parallel zum alten, nördlich vom Timsahsee (bei Ismailia) und den Bitterseen, bauen. Der Kanal unterhalb der Seen wird über 37 km Länge verbreitert. Damit soll die Kapazität des Kanals von bisher 49 auf 97 Schiffe pro Tag erhöht und gleichzeitig sowohl die Transitzeit von jetzt 18 auf 11 Stunden sowie die zusätzlichen Wartezeiten massiv verkürzt werden.

Die Planung des Projekts wird von einem internationalen Konsortium ausgeführt. Aber bei der Bauausführung sollen ausschließlich einheimische Unternehmen zum Zuge kommen. Und die Finanzierung läuft über Anleihen, die nur Ägypter über ägyptische Banken erwerben können. Neben dem Kanal umfaßt das Vorhaben neue Straßen, Eisenbahnen sowie weitere Bauwerke zur Untertunnelung bzw. Überbrückung des Kanals, zu Gesamtkosten von etwa 60 Mrd. Ägyptischen Pfund (8,4 Mrd. Dollar). Auch sind vier neue Häfen und dazugehörige Industriestandorte geplant. Der Staat erhofft sich eine Steigerung der Kanaleinnahmen von heute 5 Mrd. jährlich auf 13,5 Mrd. Dollar im Jahr 2023.

Ein zweites Großprojekt ist das Projekt Neues Tal (Toshka-Projekt) zur Begrünung der Westlichen Wüste, das schon 1997 begonnen, aber aus Geldmangel nie fertiggestellt wurde. Es sieht vor, Wasser aus dem Nassersee, dem See beim Assuan-Staudamm, über ein Kanalnetz zur Bewässerung von bis zu 500.000 ha Land zu verwenden.

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