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Wir sitzen alle im selben Boot

Wir sitzen alle im selben Boot

Bericht vom 118. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Die 118. wöchentliche Online-Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 5. September begann mit einem Lageüberblick von Helga Zepp-LaRouche, der Gründerin des Schiller-Instituts und Initiatorin der IPC. Sie sagte, das jüngste Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Verbindung mit den Feierlichkeiten in Peking zum 80. Jahrestag des Kriegsendes im Pazifik und dem Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok sei eine „äußerst wichtige, positive Entwicklung…, hin zur Schaffung eines unabhängigen Wirtschaftssystems, das das Potential hat, eine neue Weltwirtschaftsordnung zu schaffen.“ Indien und China seien sich näher gekommen, und es gebe nun das Potential für ein neues System, das unabhängig vom US-Dollar ist, der als Waffe mißbraucht werde. Unterdessen hätten sich in Europa nur sechs Mitglieder der „Koalition der Willigen“ bereit erklärt, Truppen in die Ukraine zu entsenden.

Der Völkermord in Gaza verschlimmere sich, deshalb sollten wir unsere Anstrengungen auf die UN-Vollversammlung am 9. September konzentrieren und dort die Anwendung der UN-Resolution 377 „Uniting for Peace“ (Vereint für Frieden) fordern, mit der die Vollversammlung Maßnahmen ergreifen kann, wenn der Sicherheitsrat handlungsunfähig ist. Zepp-LaRouche wies darauf hin, daß der Film The Voice of Hind Rajab über diesen Genozid am 3. September auf den Filmfestspielen von Venedig gezeigt und mit einer fast 24 Minuten langen Ovation gefeiert wurde. Der Film könne eine wichtige Warnung sein und „das Gewissen der Welt aufrütteln”.

Sie verlas dann eine kurze Erklärung, die sie als Aufruf zur Mobilisierung der IPC vorschlug, worin gefordert wird, daß die Länder des Westens mit der Neuen Weltordnung zusammenarbeiten müssen. China und Indien, die beiden bevölkerungsreichsten Nationen, hätten bereits begonnen, miteinander und mit Rußland zu kooperieren; das sei eine Reaktion auf den Versuch des Westens, eine unipolare Weltordnung zu etablieren, der völlig nach hinten losgegangen sei. Der Westen habe nun die Wahl, entweder mit diesem neuen System zu kooperieren oder einen dritten und letzten Weltkrieg zu riskieren.

Pedro Páez war Minister für Wirtschaftspolitik in der Regierung von Rafael Correa in Ecuador, Präsident der Ecuadorianischen Kommission für die Gestaltung einer neuen Finanzarchitektur und ecuadorianischer Vertreter bei der Banco del Sur (Bank des Südens). Er warnte, der Übergang von einem sterbenden System zu einem neuen könne „Monster hervorbringen“. Parallel zu dem Gemetzel in Gaza sehe man gewalttätige Auseinandersetzungen in vielen anderen Teilen der Welt, beispielsweise bei den US-Angriffen auf Venezuela oder bei den Provokateuren in Indonesien. Präsident Putins Konzept einer „Polyphonie” politischer Stimmen verschiedener Länder biete eine Alternative, und wir müßten alle möglichen Bereiche der Zusammenarbeit ausloten und „nach Räumen suchen, in denen wir Konvergenz finden können”. Damit dieser Ansatz Erfolg hat, so Pàez, müßten wir der spekulativen Finanzmacht der Oligarchie den Boden entziehen, indem wir das entstehende neue System unterstützen.

Rafed Aljoboury, Gründer des Integrity Political Action Committee (IPAC), warnte, Israel werde die Veränderung der Weltmeinung ignorieren und stur an seinem Plan festhalten, Gaza zu entvölkern. Es habe in Gaza mindestens 274 Journalisten ermordet, und es werde die Gründung eines palästinensischen Staates nicht aus freien Stücken zulassen. Wir müßten die Weltgemeinschaft dafür mobilisieren, Maßnahmen zu ergreifen. Israel „will seine vermeintliche Mission erfüllen, bevor die internationale Gemeinschaft sie aufhalten kann“. Das KZ-artige Lager, in das die Bewohner Gazas umgesiedelt werden sollen, könne nur 1,5 Millionen Menschen aufnehmen, was bedeute, daß die übrigen 600.000 Einwohner Gazas sterben müssen. IPAC plant eine Kundgebung am 15. September vor der UNO.1 Aljoboury erinnerte an die Reaktion der USA auf die Suezkrise 1956, als die Eisenhower-Regierung die Invasionsarmeen von Israel, Großbritannien und Frankreich zum Rückzug aus Ägypten zwang: Dies beweise, daß ein erfolgreiches Eingreifen möglich ist. Doch wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, wären die Folgen verheerend, Israel werfe sogar 2000-Pfund-Bomben auf Zelte ab. Die internationale Gemeinschaft habe keine Entschuldigung für ihre Passivität, der Völkermord sei nicht zu leugnen.

Anschließend wurde ein Video gezeigt,2 in dem die US-Militärveteranen Josephine Gilbeau und Oberst a.D. Anthony Aguilar in voller Uniform aus einer Anhörung im Kongreß abgeführt werden, weil sie gegen die Mitschuld der USA an dem Völkermord protestiert hatten. Guilbeau war Analystin bei der US-Armee, wo sie 17 Jahre lang diente, und Cybersicherheitsexpertin für das US-Cyberkommando. Sie wandte sich im Anschluß an das Video an die IPC-Sitzung und sagte, sie hätte sich nie vorstellen können, daß sie sich jemals gegen ihre eigene Regierung stellen muß. „Das ist nichts, was ich gerne tue… Wir müssen uns in unangenehme Situationen begeben…, um dieses Land vor sich selbst zu retten.“ Es folgten Bemerkungen von Aguilar, einem pensionierten Green Beret, der als Auftragnehmer für die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) tätig war, bevor er zum Whistleblower wurde. Er stellte fest, daß Israel das Tempo seiner Operationen erhöhe: „Israel weiß jetzt, daß die Zeit nicht auf seiner Seite ist… Auch uns läuft die Zeit davon…, sonst werden alle Palästinenser in Gaza entweder vertrieben oder getötet.“

Daniel Burke, Aktivist der LaRouche-Organisation (TLO),berichtete über das Organisieren an den US-Universitäten und zeigte ein Video mit einem Aktivistenchor vor Ort. Zepp-LaRouche merkte an, wir müßten darüber nachdenken, wie wir das Organisieren beschleunigen können, um die Vereinten Nationen zum Handeln zu bewegen.

Co-Moderator Dennis Speed stellte die Grundgedanken hinter dem bevorstehenden Konzert am 14. September in New York mit Cherubinis Requiem vor und zitierte Beethoven: „Wenn die Menschen meine Musik verstehen würden, gäbe es keinen Krieg.“ Man brauche Schönheit, Wut und Verzweiflung könnten das Problem nicht lösen.

Diskussion

Es gab dann eine breitgefächerte Diskussion darüber, wie man Regierungen am besten dazu bewegen kann, die UN-Resolution 377 anzuwenden. Speed beschrieb, wie der US-Kongreßabgeordnete Adam Clayton Powell 1955 gegen den Willen des eigenen Außenministeriums an der Bandung-Konferenz teilnahm, als Beispiel für wirksames individuelles Handeln. Kürzlich wurde den US-Senatoren Chris Van Hollen und Jeff Merkley die Einreise nach Gaza verweigert, aber sie waren nicht bereit, den Schritt zu gehen, sich verhaften zu lassen, wie die Anführer der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren.

Weitere Diskussionen gab es darüber, wie die dramatischen Entwicklungen auf dem SCO-Gipfel gefördert und vorangetrieben werden können. Páez brachte das Prinzip des Jubeljahres (mit einem Schuldenerlaß) zur Sprache: Man könne den Mechanismus der Resolution 377 auch dazu nutzen, die Welt gegen die IWF-Auflagen und andere Formen des Wirtschaftskrieges gegen die Globale Mehrheit zu verteidigen. Er unterstützte nachdrücklich den dringenden Aufruf von Zepp-LaRouche und die Aktivitäten der IPC insgesamt.

Ein afrikanischer Teilnehmer berichtete über die anhaltende Krise in Äthiopien. Co-Moderator Dennis Small merkte an, daß Äthiopien Mitglied der BRICS ist, deshalb versuche die Anglosphäre, das Land zu zerstören.

Abschließend sagte Zepp-LaRouche, in früheren Perioden der Geschichte habe es Zeiten gegeben, in denen ein Teil der Welt prosperierte, während ein anderer Teil zusammenbrach, und beide nichts voneinander wußten. Heute sei das anders: „Wir sitzen alle im selben Boot.“ Präsident Xi habe das mit seinem Konzept der „Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“ gut zum Ausdruck gebracht. Wenn von der „Goldenen Milliarde“ die Rede sei (dem vermeintlich bessergestellten Westen), verzerre das die Realität, in der Nationen wie Frankreich und Deutschland auseinanderfallen. Das Bild von den „zahnlosen Chihuahuas“ sei gut geeignet, um einige der kriegerischen Stimmen im Westen zu beschreiben. Mit maximalen Anstrengungen könne man in diesem historischen Moment das Blatt wenden, dazu sollten die Teilnehmer ihren neuen Appell unterstützen und verbreiten.       eir

Anmerkungen

1. https://ipac7.org/events

2. https://x.com/DropSiteNews/status/1963280045926908080

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