Triage und „Rationierung der medizinischen Versorgung“ droht
Die COVID-Situation in Kalifornien, insbesondere in Südkalifornien, ist ohne Übertreibung horrend. Angesichts rasant ansteigender Fallzahlen und Mangel an Betten und Ressourcen diskutieren Ärzte und Krankenbetreiber bereits über Triage und Rationierung der Versorgung. Die Forderung des Schiller-Instituts zum Aufbau eines globalen Gesundheitssystems – der Ausbildung eines Jugendkorps von Hilfskräften und eines Crash-Programms zum schnellen Bau von Krankenhäusern wie in China – ist vordringlicher denn je.
Gestern gab Gouverneur Gavin Newsom bekannt, daß die Ausgangsbeschränkungen für den südlichen Teil des Bundesstaates für weitere 2-3 Wochen verlängert werden. In vielen Medienberichten wird das Ausmaß der Krise in den überfüllten Krankenhäusern von Los Angeles dokumentiert: Patienten werden in Tagungsräumen, Geschenkshops, Fluren, Eingangshallen oder in schnell errichteten Zelten auf Parkplätzen untergebracht. Und trotzdem fehlt es überall an Platz. Das USC Medical Center von LA County hatte am Abend des 27. Dezember kein freies Bett mehr für mindestens 30 Patienten, die entweder intensivmedizinisch oder anderweitig medizinisch versorgt werden mußten. Die Aufnahme weiterer Patienten mußte für 12 Stunden ausgesetzt werden. Im Community Hospital von Huntington Park und dem Memorial Hospital von Gardena ist die Situation ähnlich.
Die Los Angeles Times schrieb, daß Ärzte „nicht mehr alle Mittel einsetzen, um ein Leben zu retten, sondern stattdessen überlegen, wo Ressourcen und medizinische Geräte am effektivsten eingesetzt werden können.“ Dr. Elaine Batchlor, Chefärztin des Martin Luther King Jr. Community Hospital in Willowbrook, warnt: „Wir stehen an einem Wendepunkt. Wenn es noch schlimmer wird, werden viele Krankenhäuser damit beginnen, die Versorgung zu rationieren.“ Das Huntington Hospital in Pasadena verteilte am 28. Dezember ein Informationsblatt für Patienten und ihre Angehörigen, worin es heißt: Sollte die Situation „einen Punkt erreichen, an dem es an unserem Krankenhaus zu einer Verknappung kommt und wir nicht mehr alle Patienten versorgen können“, werde ein Klinikkomitee aus Ärzten, einem Gemeindemitglied, einem Bioethiker, einem Seelsorger und anderen Experten „alle kritisch kranken Patienten überprüfen… und die notwendigen Entscheidungen über den Einsatz der begrenzten medizinischen Ressourcen auf Grundlage bestmöglicher medizinischer Einschätzungen treffen.“ Weiter heißt es, dieses Komitee „entlastet die Pflegekräfte am Krankenbett, Entscheidungen über Triage zu treffen, wenn die Ressourcen knapp sind.“ Dr. Brad Spellberg, Chefarzt des Huntington Hospitals, erklärte: „Wir sind einfach völlig überfordert“ und versuchen, „täglich, stündlich, Lösungen zu improvisieren, um uns durch diese Krise zu bringen.“ Dieses Krankenhaus ist eines der größten Traumazentren im Westen der USA, aber die Bedingungen hier haben sich seit Thanksgiving stetig verschlechtert.