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Kalifornien von COVID-19-Erdbeben getroffen

Jahrzehntelang wurde den Kaliforniern Angst vor „dem großen Beben“ eingeredet, d.h. der Möglichkeit eines großen Erdbebens, das von der San-Andreas-Verwerfung ausgehen und unermessliche Schäden und Verluste an Menschenleben verursachen würde. Allem Anschein nach erlebt Kalifornien jetzt tatsächlich das „Große“ – nur daß es sich nicht um ein Erdbeben, sondern um die COVID-Pandemie handelt.

Das bevölkerungsreiche Los Angeles County scheint das Epizentrum zu sein. Seit diesem Wochenende sind in ganz Südkalifornien und im 12 Landkreise umfassende San Joaquin Valley im Norden die vorhandenen Kapazitäten auf den Intensivstationen erschöpft. In einigen Krankenhäuser greift man bereits auf Reservekapazitäten zurück, allerdings herrscht der größere Mangel beim medizinischen Fachpersonal und nicht so sehr bei den Bettenkapazitäten.

Associated Press berichtete, daß in der Stadt Los Angeles am Samstag fast 17.400 Menschen mit bestätigten oder vermuteten COVID-19-Infektionen stationär behandelt wurden, das ist mehr als das Doppelte des bisherigen Höchststandes, der im Juli erreicht wurde. Ein Berechnungsmodell, das aktuelle Daten zur Vorhersage zukünftiger Trends nutzt, zeigt, daß die Zahl der Krankenhausbehandlungen bis Mitte Januar auf unvorstellbare 75.000 Patienten steigen könnte. Mehr als 3600 bestätigte oder vermutete COVID-19-Patienten befanden sich auf Intensivstationen. Einige Gegenden in Kalifornien „stehen kurz davor, überrannt zu werden“, sagte Dr. Anthony Fauci, der führende Infektiologe der USA, während einer Veranstaltung der California State University.

Insgesamt lagen in Kalifornien am Wochenende die verbleibenden Intensivkapazitäten nur noch bei 3%, in Südkalifornien bereits bei null. Auch die Bay Area ist jetzt betroffen. San Franciscos Bürgermeister Breed sagte in einer Pressemitteilung: „Die COVID-19-Fälle steigen in San Francisco und im ganzen Land an. Die Krankenhäuser in der Bay Area stehen kurz vor der Überforderung.“

Verschiedene Formen der Triage werden bereits praktiziert. In Fresno und drei benachbarten Landkreisen werden Sanitäter bei Notrufen losgeschickt, um festzustellen, ob Patienten in die Notaufnahme gebracht werden müssen, oder ob sie „zum ärztlichen Notdienst gehen müssen oder ein paar Tage warten können, um zu ihrem Hausarzt zu gehen“, berichten die örtlichen Gesundheitsbehörden. „Ich will das nicht beschönigen. Wir werden erdrückt“, sagte Dr. Brad Spellberg, Chefarzt am Los Angeles County-USC Medical Center. „Es gibt nicht nur COVID-Patienten“, sagte er. „Es gibt Autounfälle, Herzinfarkte und Opfer von Gewalt. Sie brauchen einen Ort, an den sie sich wenden können, um eine Notbehandlung zu bekommen.“

AP berichtet weiter: „Viele Krankenhäuser bereiten sich auf die Möglichkeit vor, die Versorgung zu rationieren. Ein Dokument, das kürzlich unter den Ärzten der vier vom Los Angeles County betriebenen Krankenhäuser zirkulierte, fordert zu einem Strategiewechsel auf: Statt alles zu versuchen, um ein einzelnes Leben zu retten, ist es das Ziel, in der Krise so viele Patienten wie möglich zu retten. ,Ein gewisser Kompromiss des Versorgungsstandards ist unvermeidlich; es geht nicht darum, daß sich eine Einrichtung, ein System oder ein Ort dafür entscheidet, die Ressourcen zu begrenzen, sondern darum, daß die Ressourcen eindeutig nicht zur Verfügung stehen, um die Versorgung auf reguläre Weise zu gewährleisten‘, heißt es in dem Dokument, das der Los Angeles Times vorliegt.“

Der Leiter des Corona Regional Medical Center im Südosten von Los Angeles, Mark Uffer, erklärte: „Was auch immer kommen wird, ich glaube nicht, daß irgendjemand von uns in der Lage sein wird, damit umzugehen. Wir stehen vor einem Damm, der zu brechen droht, und wir müssen aufhören, noch mehr Wasser in den Staudamm zu leiten.“

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