In einer Gegenwart, in der zunehmend sinnlose Gewalt, ein Verfall der kulturellen Werte, eine kaum noch zu überbietende Verflachung beim sogenannten volkstümlichen Geschmack und eine Verrohung des Umgangs miteinander zu beobachten sind, haben wir immer noch eine ganz entscheidende Quelle, von der eine kulturelle und moralische Erneuerung ausgehen kann: die klassische Kunst! Das großartige Menschenbild, das mit den dichterischen Werken von Dante, Petrarca, Lessing oder Schiller oder den erhabenen und großen Kompositionen von Bach, Mozart, Verdi, Beethoven, Schubert, Schumann oder Brahms verbunden ist, ist immer noch ein Bezugspunkt für die Art und Weise, wie wir uns als Gesellschaft definieren.
Aber wenn wir die Rolle der Künstler in der Gegenwartskultur betrachten und Schillers Maßstab anlegen, der da heißt:
„Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben,
Bewahret sie!
Sie sinkt mit euch! Mit euch wird sie sich heben!“
dann ergibt sich ein degradiertes Bild. Unser Bildungssystem vermittelt kaum Kenntnis der klassischen Kultur, die sogenannte Jugendkultur wird von einem Kult der Häßlichkeit dominiert, und die klassische Kultur selbst ist unter massivster Attacke. Seit Jahrzehnten erfindet das sogenannte Regietheater immer neue Abgründe von Abscheulichkeit, Inszenierungen von Shakespeare oder Schiller sind nicht wiederzuerkennen, seit geraumer Zeit werden auch die Opernbühnen Schlachtfelder, auf denen die perversen Phantasien der Intendanten und Regisseure realisiert werden, und nun vergreifen sich sogenannte moderne Komponisten sogar an den Kompositionen Beethovens, weil sie offensichtlich selber nichts zustandebringen.
Damit muß Schluß sein! Es ist Zeit für eine Gegenoffensive!
Das Beethoven-Jahr, in dem nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt eine große Anzahl von Beethovens Kompositionen aufgeführt werden, bietet die wunderbare Chance, daß wir uns an unsere bessere kulturelle Tradition in Deutschland erinnern und sie dem seit Jahrzehnten fortdauernden moralischen Abwärtstrend entgegenstellen. Wir dürfen einer Theater- und Musik-Mafia, die die klassische Kunst ruiniert, nicht länger das Ruder überlassen, und rufen dazu auf, eine Renaissance-Bewegung für die Verteidigung und Wiederbelebung der klassischen Kunst zu schaffen. Wie Friedrich Schiller in den Ästhetischen Briefen so unwiderlegbar dargestellt hat: Nur in der großen Kunst finden wir die innere Kraft, unsere eigene Kreativität zu entwickeln und uns als Menschen zu verbessern.
Die Welt befindet sich derzeit in einem Epochenwandel, in dem die bisherige, von den atlantischen Staaten dominierte Ära eindeutig zu Ende geht und sich der Schwerpunkt der Entwicklung nach Asien verlagert, wo es mehrere Völker gibt, die auf ihre zum Teil über 5000 Jahre alten Zivilisationen zu recht stolz sind und diese pflegen. Wenn Europa irgendetwas dazu beizutragen hat, um das entstehende neue Paradigma in der Welt in einem humanistischen Geist mit zu gestalten, dann ist es unsere Hochkultur der Renaissance und der Klassik.
Lesen Sie dazu auch den offener Brief an die Klassikliebhaber Deutschlands im Beethoven-Jahr: Die Grenze des Zumutbaren ist endgültig überschritten!