Regierungen, Unternehmen und regionale Organisationen Südamerikas und der Karibik nutzen, besonders seit dem Gipfel der BRICS-Gruppe Mitte Juli in Brasilien, die Chance, ihre Partnerschaft mit China im Kontext der neuen globalen Wirtschaftsordnung zu vertiefen. Das Magazin Apuntes, das 14tägig vom Argentinischen Institut für Geopolitische Angelegenheiten (IADEG) herausgegeben wird, berichtete in der Ausgabe vom 1. September über die außerordentliche Dichte von Treffen in Iberoamerika und China, bei denen intensiv über Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, Investitionen und Entwicklung diskutiert wird. Einige Beispiele:
* Am Rande des BRICS-Gipfels in Brasilien wurde die Gründung eines eigenen China-CELAC-Forums vereinbart, das sich regelmäßig trifft. Wie Osvaldo Rosales vom chilenischen Außenministerium kürzlich bei einem dieser Treffen sagte, ist es dringend notwendig, daß Organisationen wie die Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) eine gemeinsame Agenda mit China ausarbeiten, gerade angesichts „der Strukturveränderungen in der Weltwirtschaft im Zusammenhang mit der Dekadenz des Westen, die im Fall Europas in der Krise von 2009 besonders hervortrat“.
* Am 1. September fand in Santiago de Chile auf Einladung der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) ein Arbeitstreffen zu den chinesisch-lateinamerikanischen Beziehungen statt. Chiles früherer Botschafter in China, Fernando Reyes Matta, wies auf die persönliche Rolle des chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei der Förderung der Zusammenarbeit mit Iberoamerika hin. Xis umfassendes Wissen über die Region und seine zupackende Art seien für einen chinesischen Präsidenten „beispiellos“. Iberoamerika müsse eine langfristige Perspektive für seine Beziehungen mit China entwickeln, und die Iberoamerikaner sollten aus der gegenwärtigen „Revolution“ in China lernen – als Beispiel nannte er Chinas Netz von Hochgeschwindigkeitsbahnen als herausragende Leistung.
Es wurde darauf hingewiesen, daß China heute Lateinamerikas wichtigster Handelspartner ist und inzwischen mehr nach Iberoamerika als nach Europa exportiert.
Im Mittelpunkt der Gespräche standen verschiedene Bereiche der Zusammenarbeit, so gibt es beispielsweise bereits einen rasanten Aufschwung der Kooperation in der Landwirtschaft. Der stellv. Exekutivdirektor von ECLAC, Antonio Prado, wies darauf hin, der jüngste BRICS-Gipfel habe gezeigt, daß die wachsenden Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit China „Chancen und Risiken mit sich bringen“. Deshalb brauche man „eine angemessene staatliche Politik mit Blick auf die Zukunft“.
* Vom 12.-13. September fand in Chansha in der chinesischen Provinz Hunan der Chinesisch-Lateinamerikanische Wirtschaftsgipfel statt, an dem Vertreter von 38 Staaten Iberoamerikas und der Karibik sowie 800 Unternehmer teilnahmen. Die Konferenz wurde veranstaltet vom Chinesischen Rat für die Förderung des Internationalen Handels (CCPIT), der Bank von China und der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank. CCPIT-Präsident Jiang Zengwei sagte bei der Eröffnung der Konferenz, China sei das größte Entwicklungsland der Welt und sehe in Iberoamerika und der Karibik eine wirtschaftlich aktive Gruppe von Staaten, die stabiles wirtschaftliches Wachstum und Reformen anstreben. Daher sei es „der gemeinsame Wunsch des öffentlichen Sektors, der Industrie und der Unternehmen beider Seiten, eine stabile, dauerhafte und gegenseitig nutzbringende Verbindung im Bereich der Wirtschaft, des Handels und der Investitionen zu schaffen, indem wir unsere wirtschaftliche Komplementarität und die Chancen nutzen, die sich aus dem Prozeß der Veränderung des Modells der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Nationen ergeben.“