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Die USA und Europa müssen den Mut aufbringen, mit der Geopolitik zu brechen und mit den BRICS-Staaten zusammenzuarbeiten

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Resolution: Die USA und Europa müssen den Mut aufbringen, mit der Geopolitik zu brechen und mit den BRICS-Staaten zusammenzuarbeiten

 

 

Im heutigen Zeitalter der Kernwaffen kann eine geopolitische Konfrontationspolitik gegen Rußland und China nur zur thermonuklearen Vernichtung der Menschheit führen. Daher muß alles versucht werden, um in enger Zusammenarbeit die zahlreichen Krisen zu lösen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist.

Die BRICS-Nationen – Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika – haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Politik wirtschaftlicher Entwicklung nicht bloß für ihre eigenen Länder, sondern zum Wohl der gesamten Menschheit zu betreiben. Zu diesem Zweck haben sie eine Neue Entwicklungsbank gegründet, um Milliarden in notwendige Entwicklungsprojekte zu investieren.

China hat kürzlich die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) ins Leben gerufen, der sich mehr als 20 Nationen Asiens als Gründungsmitglieder angeschlossen haben, und es hat einen Entwicklungsfonds für die Seidenstraße geschaffen.

Bei der APEC-Konferenz in Beijing hat Chinas Präsident Xi Jinping US-Präsident Obama aufgefordert, sich den Bemühungen Chinas und anderer asiatischer Nationen einschließlich Rußlands zum Aufbau der Neuen Seidenstraße anzuschließen.

Diese Initiativen haben keinen geopolitischen Charakter. Im Gegensatz zu der von Obama betriebenen Transpazifischen Partnerschaft (TPP), von der Rußland und China ausgeschlossen sind, stehen die Initiativen der BRICS-Staaten, darunter die von China vorgeschlagene Freihandelszone für Asien und den Pazifik (FTAAP), allen offen. Sie beruhen auf dem von Papst Paul VI. formulierten Konzept „Der neue Name für Frieden ist Entwicklung“. Auf dem jüngsten G-20-Treffen in Australien sprachen deshalb sowohl Xi Jinping als auch der indische Premierminister Narendra Modi von dem doppelten Ziel, durch wirtschaftliche Entwicklung Frieden auf der Welt zu schaffen und die Armut zu beenden.

Es gibt kein Problem auf der Welt, das nicht auf diese Weise gelöst werden könnte, und umgekehrt gibt es kein Problem, das ohne diesen Ansatz gelöst werden könnte.

So ist die Zusammenarbeit zwischen den USA, Rußland, China, Indien und anderen Nationen unabdingbar, um die Ebola-Epidemie in Afrika zu besiegen.

Die terroristische Bedrohung durch ISIS und Al-Kaida richtet sich gleichermaßen gegen Rußland, China und Indien wie gegen die USA und Europa. Sie kann nur durch eine auf Zusammenarbeit gegründete Sicherheitsarchitektur besiegt werden.

Die Politik, unter dem Vorwand der Demokratie sogenannte „Farbenrevolutionen“ anzuzetteln, ist eine Kriegspolitik, auch wenn sie nicht so bezeichnet wird, denn ihr Ziel ist es, Regierungen mit Hilfe ausländischer Gelder zu stürzen. Das muß aufhören. Die Politik, Rußland mit Sanktionen zu überziehen, weil es sich gegen derartige „Farbenrevolutionen“ und gegen den Naziputsch in der Ukraine wehrt, verschärft nur die globale Krise. Ein Vorgehen, das auf gegenseitiger Zusammenarbeit beruht, schüfe hingegen die Grundlage für globalen Frieden.

Während die USA Kennedys Weltraumprogramm aufgegeben haben, betreiben die Chinesen ein Mondprogramm, das darauf abzielt, auf dem Mond Helium-3 abzubauen, um damit auf der Erde unbegrenzte Energie aus Kernfusion zu gewinnen. Durch eine Zusammenarbeit zwischen den USA, Europa, Rußland, China, Indien und anderen Nationen könnte die Menschheit endlich Johannes Keplers Vision verwirklichen, zum Wohle der Menschheit die Gesetze des Sonnensystems zu meistern.

Nur dieser Weg kann die Vereinigten Staaten und Europa zu ihrer ursprünglichen Zielsetzung zurückführen, wie sie in der europäischen Renaissance und der Amerikanischen Revolution zum Ausdruck kam – einer Zielsetzung, von der sich die USA und Europa immer mehr verabschiedet haben, die aber jetzt von der übrigen Welt aufgegriffen und von ihnen wieder eingefordert wird.

Wir fordern daher die Vereinigten Staaten und Europa auf, die selbstmörderische Geopolitik der Vergangenheit, die schon zu zwei Weltkriegen geführt hat und zu einem dritten zu führen droht, aufzugeben. Statt dessen sollten wir eine Zukunft für die gesamte Menschheit aufbauen, indem wir wieder zum Prinzip des Westfälischen Friedens, mit dem der Dreißigjährige Krieg in Europa beendet wurde, und zu John Quincy Adams’ Konzept der „Prinzipiengemeinschaft souveräner Nationalstaaten“ zurückkehren.

Das ist der einzige Weg, der der wahren Natur des Menschen als einziger kreativer Gattung entspricht. Jeder andere Weg beruht auf einem tierischen Menschenbild und wird zum Aussterben der Menschheit führen.

Als Patrioten unserer Nationen und als Weltbürger fordern wir unsere Mitbürger und die Führungen unserer Nationen auf, den Mut aufzubringen, aus dem Kreislauf eskalierender Bestialität auszubrechen, indem wir das großzügige Angebot zur Zusammenarbeit mit den BRICS-Staaten annehmen.

IHRE UNTERSCHRIFT

 

Bestätigung

Liste der Unterzeichner (Stand: 27. August, 2015)

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Dr. Chandra Muzaffar: Eine Idee, deren Zeit gekommen ist

Dr. Chandra Muzaffar

Gründer und Präsident der Organisation Just International (www.just-international.org), Malaysia


Ich bin Chandra Muzaffar aus Malaysia, Präsident der Internationalen Bewegung für eine Gerechte Welt. Ich möchte zunächst dem Schiller-Institut zu seiner Jubiläumskonferenz gratulieren; man sagte mir, daß dies die Konferenz zum 30jährigen Bestehen des Schiller-Instituts ist. Ich bin froh, daß Sie sich mit dieser sehr wichtigen Frage befassen – der Frage der BRICS, der Seidenstraße, der Transformation, die sich derzeit vollzieht, und der Krise des Empires.

Wir sind an einem Zeitpunkt in der Geschichte angelangt, an dem uns diese beiden gegensätzlichen Realitäten zwingen, Entscheidungen zu treffen. Entweder entscheiden wir uns für den Weg, der uns zum Frieden führt, zum Wohlstand, zur Gerechtigkeit und zur Menschenwürde – oder für den Weg, der uns zur Gewalt führt, zum Krieg, zum Unrecht und vielleicht sogar zur Zerstörung der menschlichen Zivilisation.

Wählen wir den Weg, der zur Gerechtigkeit und zur Menschenwürde führt, nämlich den Weg der Entwicklung – solide, greifbare wirtschaftliche Entwicklung, die soziale Gerechtigkeit bringt. Es ist der Weg, die produktive Fähigkeit des Menschen zur Transformation seiner Umwelt zu stärken, um Änderungen herbeizuführen, dank derer seine Generation oder zukünftige Generationen in einem Umfeld leben können, das unserer Gattung gerecht wird.

Ich rede hier von dem Weg, den die Herausbildung der BRICS – Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika – als Gruppe eröffnet, die einen sehr großen Einfluß auf die menschliche Zivilisation haben wird. Wir müssen aber sicherstellen, daß das auch geschieht. Es ist eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Sie wartet auf uns, sie fordert uns auf, einen Beschluß zu treffen – und unser Beschluß sollte sein, den Erfolg der BRICS sicherzustellen. Der Erfolg der BRICS bedeutet den Erfolg einer wirklichen wirtschaftlichen Entwicklung. Er bedeutet die erfolgreiche Transformation der Infrastruktur. Er bedeutet Verknüpfungen. Er bedeutet, Verbindungen zwischen Menschen und Nationen herzustellen, was zu einer Situation führen soll, in der wir als Menschen in Würde leben können.

Das ist die Entscheidung, vor der wir stehen. Sonst können wir weiter dem Weg der Hegemonie folgen, der wirtschaftlichen Dominanz, der kulturellen Kontrolle – einem Weg, der zu dem Elend und Leid geführt hat, das wir seit so vielen Jahrzehnten erleben. Und es wird schlimmer.


Diogène Senny: BRICS und Panafrikanismus : operationelle Konvergenzen

Diogène Senny

Generalsekretär der Panafrikanischen Liga „Umoja“


Dank

Liebe Kameraden, im Namen unserer Organisation, der Pan-Afrikanischen Liga „Umoja“, möchten wir zunächst unseren Kameraden vom Schiller-Institut dafür danken, daß sie dieses Treffen organisieren. Es ist tatsächlich ein höchst wichtiges Treffen, in einer Zeit, in der der Finanzimperialismus – der natürliche, direkte Abkomme globaler imperialistischer Geopolitik – ständig sich selbst organisiert und in verschiedene Tentakel verwandelt, die alle Bereiche unserer Gesellschaft entfremden können.

Wir möchten der französischen Partei Solidarité et Progrès unseren Dank dafür aussprechen, daß sie uns ehrt mit dieser Einladung, hier in Frankfurt bei Ihnen zu sein. Diese Einladung erlaubt es uns, unseren Kampf der internationalen antiimperialistischen Familie bekanntzumachen. Wir in der Pan-Afrikanischen Liga „Umoja“ sind überzeugt, daß wir angesichts des wohlkoordinierten und geeinten Imperialismus nicht siegen können, solange wir verstreut, isoliert und unorganisiert sind.

I. Einleitung

Liebe Kameraden, Der Titel unserer Intervention ist „BRICS und Pan-Afrikanismus: operationelle Konvergenzen“. Wir werden erst die BRICS und unabhängig davon den Panafrikanismus, die Ideologie unserer Organisation, kurz vorstellen. Wir werden dann die operationelle Annäherung zeigen, die notwendig und sogar dringlich ist, um die Ausbreitung des Imperialismus einzudämmen, wo immer es möglich ist – in der Hoffnung, ihn eines Tages zu besiegen.

II. Die historische Initiative der BRICS

Neben der extremen Militarisierung der Welt beruht die imperialistische Geopolitik auf der Kontrolle der Mittel zur Finanzierung von Volkswirtschaften. Damit nimmt sie den Völkern ihr unveräußerliches Recht, frei über ihre Wirtschaftspolitik zu entscheiden. Die Institutionen von Bretton Woods, der Pariser Club, der Londoner Club und andere sind die sichtbaren Instrumente, die dazu dienen, Völker durch die Verletzung ihrer Souveränität niederzuwerfen.

Deshalb begrüßt die Pan-Afrikanische Liga „Umoja“ die Initiative der BRICS vom 15. Juli 2014 im brasilianischen Fortaleza, eine der größten Entwicklungsbanken der Welt zu gründen, um eine echte Entwicklungsalternative zur Weltbank und zum IWF anzubieten.

Diese fünf Länder – Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika – haben zusammen eine Bevölkerung von drei Milliarden, das sind ungefähr drei Siebtel aller Erdenbürger. Es wurde höchste Zeit, daß sie in einer Welt, die nur auf das Gewicht der Macht hört, ihre Stimme erheben.

Die aktuellen Ereignisse beweisen sicherlich nicht das Gegenteil. Wie sonst soll man es auffassen, daß die US-amerikanischen Gerichte gerade ein großes Land wie Argentinien demütigten, indem sie anordneten, daß es den Geierfonds ungeheure Summen zahlt – 1,3 Mrd. $, um genau zu sein.

Wir möchten nur erwähnen, daß Argentinien 41 Millionen Einwohner hat sowie (2012) ein BIP von 475 Mrd. Dollar. Die Pan-Afrikanische Liga „Umoja“ unterstützt natürlich die internationale Solidaritätsbewegung aller progressiven Völker mit den leidenden Argentiniern. Das hier ist nicht weniger als internationale finanzielle Ausbeutung.

Die extreme Demütigung der Argentinier unterstreicht, wie wichtig es ist, Alternativen zum vorherrschenden Finanzsystem zu finden, wie diejenige, die BRICS mit der Entwicklungsbank vorschlägt.

Was BRICS versucht, um sich vom internationalen Diktat zu befreien, ist genau das, was die Pan-Afrikanische Liga „Umoja“ für Afrika vorschlägt. Wie jeder weiß, kennt der internationale Finanzimperialismus keine Landesgrenzen, und Afrika leidet mehr als viele andere unter dem unsäglichen Schaden dieser mörderischen Politik, unter Regimes, die oft durch eine internationale Finanzoligarchie korrumpiert sind.

III. Pan-Afrikanismus: die Ideologie der Befreiung und afrikanischen Renaissance

Der Pan-Afrikanismus, eine von Afrikas spezieller Geschichte inspirierte Ideologie, widersetzt sich seit nunmehr zwei Jahrhunderten grundsätzlich dem Imperialismus, dessen Opfer Afrika wurde – erst durch die Sklaverei, dann durch die Kolonialisierung und heute den Neokolonialismus.

Für die Pan-Afrikanische Liga „Umoja“ in der Tradition der historischen Väter des Panafrikanismus besteht der einzige Weg, den in der afrikanischen Welt herrschenden Imperialismus zu beenden, in der politischen Einigung der zerstückelten, geschwächten afrikanischen Territorien, die unfreiwillig zur Beute des Imperialismus werden und deswegen dem Einfluß verschiedener Mächte unterliegen, was dem Volk seine Souveränität nimmt.

Der gegenwärtige Imperialismus, auch Neokolonialismus genannt, hält Afrika in einer rein kolonialen Wirtschaftsstruktur, die es zwingt, ein externer Lieferant von Rohstoffen und Erzeuger von Monokulturen für den Export zu bleiben und gleichzeitig importierte Industriewaren zu konsumieren.

Finanziell haben die Bretton-Woods-Institutionen in Komplizenschaft mit den früheren Kolonialherren in der afrikanischen Welt das Sagen. Fast seit Beginn ihrer Einrichtung wurde die Entwicklung der afrikanischen Staaten durch eine Reihe wirtschaftlicher Anordnungen ab den 80er Jahren verhindert, sie wurden gezwungen, von der Weltbank und dem IWF diktierte Strukturanpassungspläne umzusetzen.

Der krasseste Fall war 1994, als der IWF Frankreich, den früheren Kolonialherren von 14 Ländern der Franc-Zone und eigentlichen Besitzer ihrer Währung – des CFA-Franc – dazu brachte, diese Währung um 50% abzuwerten. Die Folgen dieser Unterdrückung der Währung waren verheerend: Ein aus Frankreich importiertes Produkt, das 100 CFA-Franc wert war, war plötzlich von einem Tag auf den anderen 200 wert. Um die zusätzlichen 100 CFA-Franc auszugleichen, mußte man die doppelte Menge der üblichen Produkte verkaufen. Die Kaufkraft der Bevölkerung in diesen Länder stürzte natürlich steil und brutal ab, ohne Ausgleichsmaßnahmen – um so mehr, als die Löhne auf Befehl des IWF seit etwa zehn Jahren eingefroren waren.

Der Gipfel war, daß die Devisenschulden dieser Länder sich in CFA-Franc verdoppelten. Damit wurden zehn Jahre lange Anstrengungen dieser Länder um die Bedienung der Schulden unter den Strukturanpassungsplänen des IWF (Einstellungsstopp, Kürzungen bei Bildung und Gesundheit, Einfrieren der Löhne) mit einem Federstrich zunichte gemacht.

Deshalb kämpft die Pan-Afrikanische Liga „Umoja“ dafür, Afrikas Souveränität mit allen Attributen wiederherzustellen. Wir sind uns sehr wohl bewußt, daß unsere politische Einheit nicht konsolidiert werden kann, wenn wir nicht auch Währungssouveränität haben, weil das der einzige Weg ist, die Währungsrepression, die der Bevölkerung immer einen hohen Preis auferlegt, zu beenden.

Wir nennen die Initiative der BRICS historisch, weil sie den Willen manifestiert, sich aus den Klauen des Feudalismus des internationalen Finanzimperialismus zu befreien. Die entscheidende Frage ist: Können wir unsere Kräfte vereinen, damit unsere Handlungen wirken und erfolgreich sind?

IV. Operationelle Konvergenz der antiimperialistischen Kräfte

Die Besonderheit der Pan-Afrikanischen Liga „Umoja“ liegt darin, daß sie von Anfang an eine föderalistische politische Bewegung war. Sie sollte in allen afrikanischen Ländern gegründet werden – und das wurde sie bereits -, mit Blick darauf, politisch zu kämpfen, bis sie die politische Macht übernimmt.

Unsere Aufgabe ist, dazu beizutragen, die Legitimität der Beherrscher zu zerstören und unsere unterdrückten Bevölkerungen mit dem entscheidenden Geist, der Mobilisierung und dem Verständnis auszustatten, die sie für ihre eigene Befreiung brauchen.

Denn die Punkte, die der Pan-Afrikanismus anspricht, sind hochpolitisch. Wer könnte sie besser verwirklichen als die Panafrikanisten?

Die territorialen Sektionen, die in allen afrikanischen Territorien die Pan-Afrikanische Liga „Umoja“ bilden, kämpfen darum, die Macht auf der untersten Ebene zu übernehmen (Gemeinde, Verbände, Rathäuser, Abgeordnete etc.). Unsere Sektionen haben damit eine andere Rolle als die herkömmlichen politischen Parteien. In jeder Sektion sorgen wir für die Erziehung der Bevölkerung, um gegen die kulturelle Entfremdung zu kämpfen, und um der Bevölkerung dabei zu helfen, durch sozio-ökonomische Aktivitäten Herren ihres eigenen Schicksals zu werden.

Wie können wir alle gemeinsam in der antiimperialistischen Familie allen diesen Aktivisten, die mit der Bevölkerung ausgezeichnete Arbeit leisten, konkret helfen?

Liebe Kameraden, wie diese Versammlung sehr gut weiß, kann der Imperialismus alternativen Bewegungen wie unsere nicht unterstützen, er will sie vernichten. Im Gegenteil schafft der Imperialismus stets nur die Bedingungen für seine eigene Reproduktion. Aus diesem Grund ergeht unser Aufruf an unsere Kameraden von der BRICS, in Ländern unter der Knute des Neokolonialismus, dem natürlichen Sohn des Finanzimperialismus, den alternativen Bewegungen konkret zu helfen.

Schluß

Die Pan-Afrikanische Liga „Umoja“ ist offen für Partnerschaften mit allen Organisationen und Personen, die am antiimperialistischen Kampf beteiligt sind. Wir laden die ganze antiimperialistische Familie ein, auf der Grundlage konkreter Projekte zusammenzuarbeiten, um den gemeinsamen Gegner in allen unseren Territorien zurückzudrängen.

Vielen Dank. Umoja Ni Nguvu. (Einheit ist Stärke)


Malcolm Fraser: „Der Westen sollte mit BRICS zusammenarbeiten“

Malcolm Fraser

Malcolm Fraser war von 1975-1983 Premierminister Australiens. Er übermittelte der Konferenz die folgende Grußbotschaft.


Ich wünsche Ihnen Erfolg bei Ihren Beratungen. Wir brauchen dringend eine kooperativere und inklusivere Welt. Der Westen muß bereit sein, die Folgen schwerwiegender Fehler der Vergangenheit zu erkennen und anzuerkennen. Die Ostausweitung der NATO hat der ganzen Welt verkündet, daß der Westen Rußland nicht als Partner für Zusammenarbeit haben wollte, sondern als einen besiegten Feind, der immer weiter an den Rand gedrängt wird. Es ist keine Überraschung, daß das Vorgehen der NATO zu einem kühlen oder sogar verdorbenen Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten, der NATO und Rußland geführt hat. Ein kooperatives Verhältnis wurde praktisch unmöglich gemacht.

Andere westliche Initiativen endeten im allgemeinen als Fehlschlag. Der Golfkrieg zur Befreiung Kuwaits war ein überwältigender Erfolg, aber die Chancen, die sich aus diesem Krieg hätten ergeben können, an dem 34 Nationen mit Bodentruppen teilnahmen, wurden verworfen wegen der Politik der Neokonservativen mit ihren Vorstellungen von der Einzigartigkeit Amerikas und seiner besonderer Bestimmung. Nach dieser Vorstellung war alles, was Amerika tat, richtig, nur weil Amerika es tat. Der zweite Krieg im Irak war eine völlige Katastrophe, die absehbar religiöse Gewalt entfesselte, die die ganze Region erfaßte und immer noch plagt.

Der Westen hat einen neuen Krieg gegen den Islamischen Staat im Irak und in Syrien angefangen, doch ohne die Mittel, diesen Krieg zuende zu führen oder Frieden zu schaffen. Wir brauchen eine neue und offenere Gesellschaft, wo andere an der Aufstellung der Regeln, die alle betreffen, mitwirken können. Es gibt einen Währungsfonds und eine Weltbank, die von amerikanischen und westlichen Interessen beherrscht sind, da ist es keine Überraschung, daß es nun Vorstöße gibt, diese Institutionen zu umgehen und Alternativen zu schaffen.

Es gibt eine Option, indem nämlich die mächtigsten westlichen Nationen erkennen, daß auf der Welt große Veränderungen stattfinden, daß der strategische Kontext sich gewandelt hat, daß andere Mächte wie die BRICS aufsteigen und daß der Westen mit ihnen als Partner zusammenarbeiten sollte, um eine gleichberechtigtere und gerechte Welt aufzubauen.


Dr. Wolfgang Lillge: Seuchen und Pandemien mit einer globalen Entwicklungspolitik bekämpfen

Dr. Wolfgang Lillge

Editor-in-chief of the Fusion Magazine, Berlin, Germany


Wenn wir davon sprechen, „Seuchen und Pandemien mit einer globalen Entwicklungspolitik bekämpfen“, bezieht sich dies natürlich unmittelbar auf die Ebola-Epidemie, die derzeit in Westafrika wütet und sich massiv in andere afrikanische Länder auszubreiten droht, aber auch ein hohes Potential besitzt, nach Süd- und Nordamerika und Europa überzugreifen.

Aber es geht nicht bloß um Ebola; es gibt eine Vielzahl andere alte und neue Krankheiten, die derzeit außer Kontrolle geraten und das nicht nur im Entwicklungssektor. Das Ebola-Virus und das eng verwandte Marburg-Virus sind jedoch wahrscheinlich die gefährlichsten Killer, die wir derzeit kennen. Ebola ist ein hochansteckendes Virus, das bis zu 90% der Menschen tötet, die von ihm befallen sind, was in den betroffenen Gegenden Angst und Schrecken auslöst. Ebola erschien erstmals 1976 in gleichzeitigen Ausbrüchen im Sudan und der Demokratischen Republik Kongo. Letzterer Ausbruch ereignete sich in einem Dorf in der Nähe des Ebola-Flusses, woher die Krankheit ihren Namen hat. Seitdem kam es zu mehreren kleineren Ebola-Ausbrüchen in entlegenen Gegenden, die alle eingedämmt werden konnten.

Die Lage in der Ebola-Regionen Westafrikas kann man nur als katastrophal beschreiben. Es sind die Bilder der Schwarzen Pest des 14. Jahrhunderts, die einem dabei in den Sinn kommen, wie sie von Organisationen wie den Ärzten ohne Grenzen und anderen beschrieben werden. Die bloßen Zahlen von offiziell 4033 Toten und 8400 Infizierten (Stand 10. Oktober) können die dramatische Lage nicht erfassen. Aufgrund fehlender Gesundheits- und Sozialinfrastruktur sind keinerlei verläßliche Angaben verfügbar. In mehreren Berichten sollen die Fallzahlen um das 3-10fache höher liegen. In einer anderen Berechnung heißt es, es werde über 20.000 Fälle bis 24. Oktober geben. Wenn sich jedoch nichts ändert und die Epidemie weiter wie bisher wüten kann, besagen Projektionen, daß in den nächsten sechs Monaten 4,7 Mio. Menschen infiziert und 1,2 Mio. Menschen gestorben sein werden.

Diese Aussichten sind in der Tat schrecklich, aber nicht wirklich überraschend.

Der Ursprung dieser Bedrohung für die Existenz der Zivilisation ist eindeutig das Britische Empire und dessen bewußte Politik, so viele Menschen wir möglich umzubringen, wenn nicht durch Krieg, dann durch tödliche Seuchen. Das ist die alte Überzeugung von Leuten wie Bertrand Russell und Prinz Philip, wie wir wissen. Das heißt nicht unbedingt, daß das Ebola-Virus in einem geheimen Labor in London oder anderswo gezüchtet wurde. Der Modus Operandi geht anders: Es ist die Politik des IWF, der EU-Troika und der Großbanken, die gezielt die Bedingungen schafft, unter denen Seuchen wie Ebola außer Kontrolle geraten.

Jeder in Europa und vor allem in den Vereinigten Staaten ist zu Recht über diese Situation verängstigt. Wir stehen vor einem Prozeß, der dem Schwarzen Tod im 14. Jahrhunderts sehr ähnelt, der sich im Zuge des Finanz- und Wirtschaftskollapses nach dem Zusammenbruch der Bankhäuser Bardi und Peruzzi in ganz Europa ausbreitete, verbunden mit dem Wahnsinn der Flagellanten und anderen verrückten Religionsfanatikern, wie wir sie heute in Form der ISIS-Terroristen wiedersehen.

Tatsächlich folgt die Obama-Regierung der gleichen gescheiterten Strategie bei der Bekämpfung der ISIS-Terroristen auch an der Heimatfront zur Bekämpfung der drohenden Ebola-Ausbreitung in den USA selbst. Nachdem sich jetzt eine zweite Krankenschwester in dem Krankenhaus in Texas mit Ebola angesteckt hat, wo ein Patient an dieser Seuche gestorben war, wird deutlich, daß das amerikanische Gesundheitswesen völlig unfähig ist, die Bevölkerung von Ebola zu schützen. In einem Konferenzanruf mit über 11.500 Pflegekräften der National Nurses United Union wurde aus den gesamten USA berichtet, daß das amerikanische Gesundheitswesen auf Seuchen wie Ebola gar nicht vorbereitet ist, und der Vorwurf richtete sich direkt gegen Obama, den Kongreß und die Landespolitiker, wobei gefordert wurde, daß Obama handeln müsse, um das Land und besonders die Pflegekräfte angesichts der „eindeutigen und unmittelbaren Gefahr“ für einer Ebola-Pandemie wirksam zu schützen.

Obama und die Regierungsinstitutionen haben die Bevölkerung einfach belogen, daß alles sicher und in Ordnung sei. Berichte aus praktisch allen amerikanischen Krankenhäusern lauten: Ärzte und Pflegekräfte sind für diesen Einsatz nicht ausgebildet, es gibt keine Schutzkleidung, infiziertes Material kann nicht richtig entsorgt werden, es gibt keine Respiratoren und es gibt keine Richtlinien – aller Behauptungen der Klinikleitungen und des CDC zum Trotz, man sei auf alles vorbereitet.

In den USA gibt es tatsächlich nur vier Einrichtungen, wo Ebola-Patienten nach der Schutzstufe 4 behandelt werden können. Solche Stationen der Schutzstufe 4 müssen von der Klinik räumlich getrennt sein, jeder Raum hat ein Vorzimmer, wo sich das Personal ihre persönliche Schutzkleidung an- und ausziehen kann. Innerhalb des Raums herrscht ein ständiger Unterdruck, so daß die Luft ins Innere hineingesaugt wird, anstatt nach außen zu dringen.

In Deutschland gibt es 7 solche Einrichtungen.

Aufgrund dieser Fahrlässigkeit besteht in den USA jetzt die reale Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung von Ebola im ganzen Land und darüber hinaus. Wie jetzt bekannt wurde, war der zweiten infizierten Krankenschwester erlabt worden, in einem Flugzeug von Texas nach Cleveland und zurück zu fliegen, obwohl sie schon erste Krankheitssymptome entwickelt hatte, und in diesem Zustand dürfte sie bereits hochansteckend gewesen sein.

Damit ist auch eine weitere Lüge widerlegt, daß die Ausbreitung von Ebola in den entwickelten Ländern sehr unwahrscheinlich sei.

Tatsächlich macht es für das Virus keinen Unterschied, in welchem Land es sein Unheil anrichtet. Wir, die Menschen selbst, bereiten den Boden für das Ebola-Virus, indem wir zulassen, daß die Abwehrmöglichkeiten gegen die Seuche niedergerissen werden, wie in Afrika, aber auch in der transatlantischen Welt in den letzten Jahrzehnten massiv geschehen ist. Zum Glück gibt es in diesem Zusammenhang aber auch einen Hoffnungsschimmer, und das sind die BRICS-Staaten und ihre Verbündeten, die sich an den umfangreichen Wiederaufbau der Realwirtschaft in ihren Regionen gemacht haben.

Auf dieser Graphik sieht man einen der Gründe für die Entwicklungen in Westafrika, vor allem in Liberia, Sierra Leone und Guinea. In dem Schaubild wird das Ausmaß von Armut in dieser Gegend im Vergleich zu Spanien, Deutschland und den USA gezeigt – wo auch dort die Lage ziemlich trostlos ist. Ich bin davon überzeugt, daß die hier wiedergegebenen Zahlen für die USA, Deutschland und Spanien nicht der Realität entsprechen – sie sind weitaus schlechter. Über es soll hier nur einen Eindruck geben. In Liberia leben 80% der Bevölkerung in Armut, in Sierra Leone 70% und in Guinea 47%.

 

Ein weiteres Schaubild zeigt einen Vergleich zwischen der Gesundheitsinfrastruktur, insbesondere Krankenhausbetten und Ärzte pro 100.000 Einwohner. Links in der Graphik sieht man wieder Liberia, Sierra Leone und Guinea, wo es jeweils nur 4-8 Krankenhausbetten pro 100.000 Einwohner gibt, was verschwindend gering ist im Vergleich zu USA, Deutschland und Spanien.

Bei den Ärzten pro 100.000 Einwohnern kann man Liberia, Sierra Leone und Guinea praktisch nicht erkennen, weil die Zahlen so niedrig sind, verglichen mit der eigentlich inadäquaten Situation in USA, Deutschland und Spanien.

Die Armut in Liberia und Sierra Leona hat sich in den letzten Jahren weiter verschärft, durch 14 Jahre interne Konflikte in Liberia und 11 Jahre in Sierra Leone, Kriege, durch die Länder praktisch unregierbar wurden. In der gesamten Zeit gab es praktisch kein Bildungswesen für die junge Generation, was die Bemühungen um Aufklärung der Bevölkerung über die Natur der Seuche und deren Bekämpfung erheblich kompliziert. 75% der liberianischen Bevölkerung sind infolge der Kriegshandlungen Analphabeten.

Damit sind diese beiden Länder eine ideale Brutstätte, wo sich Seuchen leicht ausbreiten können.

Aufgrund grober Fahrlässigkeit hat sich Ebola nach dem ersten Ausbruch unbemerkt mehrere Monate lang ausgebreitet. Man nimmt an, daß die ersten Fälle bereits im Dezember 2013 aufgetreten sind. Aufgrund mangelnder Überwachungs- und Laboreinrichtungen dauerte es bis 21. März 2014, bis der erste bestätigte Fall berichtet wurde.

Doch selbst dann hätte man die weitere Verbreitung von Ebola durch effektives Eingreifen noch stoppen können, wie es bei den Ausbrüchen zuvor gelungen war. Aber die Weltgesundheitsorganisation WHO, das internationale Gremium, das für die Reaktion auf Krankheitsausbrüche in erster Linie verantwortlich ist, war nicht in der Lage, entsprechend zu reagieren, da seine Kapazitäten in der Vergangenheit massiv beschnitten worden sind. Aufgrund umfangreicher Budgetkürzungen wurden erfahrene Mitarbeiter nach ihrer Versetzung in den Ruhestand nicht mehr ersetzt, und im Grunde ist es ein offenes Geheimnis, daß die WHO praktisch bankrott ist.

Die Ärzte ohne Grenzen sind die einzige große internationale Hilfsorganisation vor Ort, die mit über 300 Ärzten und Pflegekräften in der Region im Einsatz ist, aber sehr schnell durch die rapide ansteigende Zahl von Infizierten völlig überfordert war. Aufgrund der um sich greifenden Hysterie in der Bevölkerung wurde das medizinische Personal tätlich angegriffen, und infizierte sich selbst in hoher Zahl, da sie mit völlig unzureichendem Schutz arbeiten müssen. Mindestens 250 von ihnen sind vom Virus dahingerafft worden.

Selbst der Präsident der Weltbank, Yong Kim, sagte auf dem jüngsten Treffen von IWF und Weltbank in Washington: „Wir, die Weltgemeinschaft, haben in der Ebolakrise kläglich versagt. Jetzt, wo auch Fälle in Spanien und den Vereinigten Staaten aufgetaucht sind, ist die Gefahr, daß das Virus auch auf andere europäische Länder übergreift, recht hoch. Wir wurden von Ebola auf die Probe gestellt, und wir haben versagt. Unsere Reaktion war kläglich. Deswegen sage ich den Finanzministern: Sehen Sie sich an, was in Spanien geschieht. Es wir noch viel schlimmer werden.“

Es schon sehr ironisch, milde gesagt, solche Bemerkungen von einer Institution zu hören, die für das Elend in Afrika eine Hauptverantwortung trägt.

Wir haben es ebenso unterlassen, in Europa selbst eine adäquate Gesundheitsversorgung zu behalten. Die Gesundheitssysteme in den meisten europäischen Ländern bewegen sich fast alle am Rande des Bankrotts und wurden auf ein bloßes Minimum zurückgefahren. In Deutschland waren sämtliche Gesundheitsreformen der letzten Jahrzehnte reine Sparprogramme, um Krankenhäuser und andere Einrichtungen kosteneffektiv zu machen. Ein Aspekt davon war der Abbau von Krankenhausbetten in Europa zwischen 2003 und 2014, wie in dem Schaubild dargestellt wird. In Deutschland allein sollen in den kommenden Jahren mehr als 300 weitere Krankenhäuser geschlossen werden.

Die Lage hat sich genauso entwickelt, wie wir bereits in den 1970er Jahren vorausgesagt haben, als Lyndon LaRouche die Bildung einer Arbeitsgruppe angeordnet hatte, die in der Folge eine Studie erarbeitete, in der die Folgen für die Weltbevölkerung und die Biosphäre insgesamt vorausgesagt wurde, sollte die Nullwachstumspolitik, wie sie damals vom IWF und der Weltbank betrieben wurde, nicht drastisch geändert würde. Wir sagten damals voraus, daß unter einer solchen Politik ein globaler ökologischer Holocaust die zwangsläufige Folge wäre.

Wir prognostizierten im einzelnen:

1. Ein biologischer Holocaust würde sich in einzelnen Hunger- und Seuchenwellen entwickeln, einer Abwärtsentwicklung in exponentiellen Stufenfunktionen, bis schließlich zu eine allgemeine Zusammenbruchsphase der Biosphäre eintritt – die wir den Namen „Biologischer Holocaust“ gaben.

2. In diesem Prozeß würden neue, mutierte tödliche Seuchen auftreten, die der Mensch bisher nicht gekannt hat und die die geschwächte Körperabwehr überwinden würden. Wir behaupteten, daß die Kombination aus alten, tödlichen Krankheiten und neuen „rekombinierten“ Erregern das Potential hätten, noch schlimmere Verheerungen anzurichten als die Schwarze Pest des 14. Jahrhunderts.

3. Wir sagten auch voraus, daß die Kosteneffizienz-Programme von IWF und Weltbank zu umfangreicher Wüstenbildung, Verödung und Bodenerosion führen würden, während es in den empfindlichen Urwaldgebieten zum ökologischen Kollaps kommt. Die zunehmende Wüstenbildung und die Zerstörung des photosynthetisch wichtigen Regenwalds hätte globale Auswirkungen auf das Wettergeschehen.

Diese Voraussage aus den 70er Jahren bekam ihre erste tragische Bestätigung durch den Ausbruch von HIV/AIDS Anfang der 80er Jahre, und ist eine genaue Kopie von dem, was sich jetzt mit Ebola abspielt. Das Zaire-Ebola-Virus, der Typ, der jetzt für den Ebola-Ausbruch in Westafrika verantwortlich ist, ist der virulenteste der fünf bekannten Stämme, und es gibt Hinweise darauf, daß er im Zuge der massiven Verbreitung noch virulenter werden könnte. Auch die gängige Feststellung, daß Ebola nicht durch Tröpfchen übertragen werden kann, muß in Frage gestellt werden, denn in einer dichten Infektionslage wie in Westafrika, wo es viele Infizierte auf engstem Raum gibt, wird die Seuche leicht auch über die Luft übertragen durch den Speichel, Durchfall und andere Körperausscheidungen, welche die Hauptsymptome dieser hämorraghischen Krankheiten sind.

Das ist ein absolutes Alptraumszenario, das man nur durch eine massive Eindämmung des Virus in den betroffenen afrikanischen Ländern und darüber hinaus beenden kann. Die bisher ergriffenen Maßnahmen waren alle zu wenig und zu spät. Die Verbreitung des Virus war stets schneller als die Maßnahmen zu seiner Eindämmung, besonders seit sich das Virus aus den Waldgebieten hinausbewegte und in die städtischen Zentren der betroffenen Länder vordrang.

Daß die Epidemie so nicht eingedämmt werden konnte, liegt aber auch an der Natur der Krankheit selbst. Wenn sich jemand mit dem Virus infiziert hat, ist er oder sie nicht ansteckend, bevor die Symptome dann plötzlich auftreten. Ohne Behandlung sterben die meisten Infizierten dann oft in wenigen Tagen und können das Virus dann unkontrollierbar weiter verbreiten. Außerdem sind die ersten Symptome einer Ebola-Infektion fast identisch mit denen, die man bei Malaria und vielen anderen tropischen Krankheiten entwickelt, die in vielen Teilen Afrikas weit verbreitet sind. Doch selbst wenn ein Infizierter frühzeitig erkannt wird, gibt es in den afrikanischen Ländern keine Gesundheitsinfrastruktur, um die Kontaktpersonen ausfindig zu machen.

Die Aufgabe, Ebola einzudämmen und zu besiegen, ist also gewaltig. Wo stehen wir?

Es gibt weitere Äußerungen in den USA über die völlige Unzulänglichkeit von Obamas Reaktion af die Krise. Dr. Michael Osterholm, Direktor des Center for Infectious Disease Resarch and Policy an der Universität Minnesota und ein prominenter Public-Health-Wissenschaftler und Biosicherheitsexperte, hat auf einem jüngsten Symposium an der Johns Hopkins University erklärt, es gäbe keine wirksame Politik der US-Regierung im Umgang mit der Ebola-Krise. „Als der Präsident vor fünf Wochen ankündigte, 3000 Militärs nach Afrika zu schicken,“ sagte Osterholm, „dann waren es in der vorigen Woche erst 200 und heute sind es 300 vor Ort, die logistische Hilfe leisten – jedenfalls nicht 3000, was immer noch völlig unzureichend wäre.“ Demnach ist praktisch so gut wie nichts passiert. Plan A ist gescheitert, und es gibt keinen Plan C.

Nur um noch hinzuzufügen: Nach einem Kommentar, der am 17. September von Dr. Osterholms Zentrum veröffentlicht wurde, besteht die Möglichkeit, daß das Ebola-Virus durch Aerosolteilchen übertragen werden kann. Deswegen sollten alle Helfer von Infizierten Respiratoren und nicht nur Gesichtsmasken tragen. Die Autoren fordern das CDC und die WHO auf, derartige Respiratoren zu besorgen und an das gesamte medizinische Personal, das in Afrika gegen Ebola kämpft, zu verteilen.

Zur sofortigen Intervention, um die Epidemie einzudämmen, brauchen wir eine internationale Notmobilisierung, ein umfangreiche Anstrengung, um die notwendige Gesundheitsinfrastruktur in Westafrika aufzubauen. Dazu gehören der Ausbau von Isolationszentren, der Einsatz mobiler Labore zur Verbesserung der Diagnosemöglichkeiten, die Einrichtung von zweckbestimmten Luftbrücken, um Personal und Ausrüstungen nach und in Westafrika zu transportieren, und der Aufbau eines regionalen Netzes von Feldlazaretten sowie der Einsatz mobiler medizinischer Rettungseinheiten, um infiziertes Pflegepersonal zu behandeln. Auch der Einsatz von Hospitalschiffen in den westafrikanischen Häfen könnte den Sofortreaktion auf die Krise unterstützen.

Das muß eine internationale Anstrengung sein, den fast alle entwickelten Länder, besonders die USA, Rußland und Japan haben Kapazitäten, um große biologische Bedrohungen zu bekämpfen. Das amerikanischen und russische Militär und wahrscheinlich auch andere Länder müssen ihre Fähigkeiten zur Eindämmung von biologischen Gefährdungen verfügbar machen. Zusätzlich müssen Kräfte wie das Technische Hilfswerk mit massiv ausgeweiteten logistischen Kapazitäten eingesetzt werden, natürlich in enger Zusammenarbeit mit den souveränen Regierungen der betroffenen Länder.

Nichts weniger als ein solch umfangreicher Einsatz hat eine Chance auf Erfolg. Und wie Lyndon LaRouche kürzlich äußerte, muß es das unmittelbare Ziel sein, die Zahl der Ebola-Toten zu senken. Nur so bestehe Aussicht, eine potentielle Katastrophe für die gesamte Menschheit abzuwenden.

Ganz wichtig ist aber auch ein Plan C, der die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Ebola betrifft. Dies wäre das wirksamste Mittel zur Eindämmung der Seuche auf mittelfristige Sicht. Vielversprechend in diesem Zusammenhang ist eine Mitteilung der russischen Gesundheitsministerin, daß Rußland in zwei Monaten einen neuen, experimentellen Impfstoff gegen Ebola nach Afrika schicken werde. Die Wirksamkeit des Impfstoffs, der dann vor Ort getestet werden soll, sei etwa 70-90%. Auch in Kanada wird an einem Ebola-Impfstoff gearbeitet, der aber noch einige Monate der Entwicklung braucht.

Erfahrungsgemäß sind Impfstoffe der beste Schutz vor Viruserkrankungen. Die Pocken wurden beispielsweise mit dieser Methode ausgerottet.

Im Falle von Ebola ist die Herausforderung an eine solche Impfkampagne unvergleichlich größer. Kein anderes Virus tötet seine Opfer so schnell wie das Ebola-Virus. Das Virus hat eine extrem schnell laufende Uhr. Um es einzudämmen, müssen wir mindestens genauso schnell sein wie diese innere Virusuhr, ansonsten wird es unseren Bemühungen zu seiner Eindämmung immer ein Schritt voraus sein. Aber wenn es gelingt, eine genügend großen Teil der Bevölkerung zu impfen , läßt sich die rapide Verbreitung des Virus verlangsamen und letztlich ganz stoppen. Das muß ebenfalls ein internationales Projekt unter Beteiligung von USA, Rußland, China und Europa sein.

Der weitere unmittelbare Schritt muß die umfangreiche wirtschaftliche Entwicklung Afrika sein, besonders der Aufbau einer Gesundheits- und Transportinfrastruktur – nicht nur in den von Ebola betroffenen Ländern Westafrikas, sondern auf dem gesamten Kontinent, auf ein Niveau, wie wir es heute in Europa oder den USA haben. Hierfür ist der seit kurzem angelaufene Kooperationsprozeß der BRICS-Staaten das geeignete Vorbild – weg von der destruktiven Politik, die bankrotten westlichen Banken mit Bail-out- oder Bail-in-Geldern zu füttern, die die Realwirtschaft noch weiter zerstören.

Wir haben wiederholt auf die Bedeutung des neuen wissenschaftlichen und kulturellen Optimismus verwiesen, der sich auf der Erde im Rahmen von Chinas Kernfusionsplänen zum Abbau von Helium-3 auf dem Mond entwickelt hat. Hieraus muß auch der Ansatz für eine Biologische Verteidigungsinitiative entstehen, wie sie Lyndon LaRouche wiederholt in der Vergangenheit gefordert hat, um Ebola und andere Krisen eines Dunklen Zeitalters daran zu hindern, die gesamte Menschheit zu zerstören.


Helga Zepp-LaRouche in China: Die Neue Seidenstraße ist die Friedensordnung für das 21. Jahrhundert

Helga Zepp-LaRouche in China:

Die Neue Seidenstraße ist die Friedensordnung für das 21. Jahrhundert

von William C. Jones

 

Ende August und Anfang September 2014 besuchte die Präsidentin des internationalen Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, zwei Wochen lang China, wo sie an mehreren Konferenzen teilnahm, zahlreiche politische Gespräche führte und mehrere Interviews in wichtigen chinesischen Medien gab.

Zum Abschluß ihres Besuchs sprach Helga Zepp-LaRouche am 5. September in Beijing auf einer Tagung des Magazins China Investment über die Neue Seidenstraße. Ihr Vortrag über die globale strategische Bedeutung der Neuen Seidenstraße wurde von Prof. Bao Shixiu eingeleitet, der hervorhob, daß die ganze Idee von ihr und ihrem Ehemann Lyndon LaRouche stamme. China Investment ist eine Publikation der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, die als wichtigste wirtschaftspolitische Planungskommission direkt der Regierung untersteht. Die meisten Teilnehmer kamen von chinesischen Denkfabriken, die für die Realisierung der Entwicklungsperspektive des Wirtschaftsgürtels entlang der Neuen Seidenstraße verantwortlich sind. Zepp-LaRouches Vortrag setzte ein hohes Niveau für die Gespräche und wurde im Verlauf der weiteren Debatten immer wieder aufgegriffen.

Diese Konferenz war der Höhepunkt ihres Besuchs. Im Rahmen der Reise hatte sie an einer internationalen Konferenz über die Neue Seidenstraße an der Lanzhou-Universität teilgenommen, zur besten Sendezeit in einer politischen Fernsehsendung im englischsprachigen chinesischen Sender CCTV anläßlich des Jahrestages des Sieges über den Faschismus in Asien gesprochen und dem englischsprachigen Programm des SendersRadio China International ein ausführliches Interview über ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Neue Seidenstraße gegeben.

Die Konferenz an der Lanzhou-Universität

Der erste öffentliche Auftritt von Frau Zepp-LaRouche im Rahmen dieser Reise war an der Lanzhou-Universität in der nordwestlichen Provinz Gansu. Lanzhou ist die Hauptstadt dieser Provinz am Jangtsekiang und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Konferenz fand am 25. und 26. August statt.

Etwa hundert offizielle Vertreter und Experten aus 21 Ländern (u.a. aus China, Indien, Rußland, Deutschland, USA und Großbritannien) trafen sich bei der Konferenz, die gemeinsam von der Lanzhou-Universität und der China-Soong-Ling-Stiftung veranstaltet wurde. Sie umfaßte eine große Plenarsitzung und drei Foren über Kulturaustausch, regionale Kooperation und Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Universitäten. U.a. sprachen bei der Konferenz Chinas stellvertretender Erziehungsminister Du Yubo; der Vizegouverneur der Gansu-Provinz, Xian Hui; der Vizevorsitzende der China-Soong-Ching-Ling-Stiftung, Qi Mingqui; der Präsident der Lanzhou-Universität, Wang Cheng; als Vertreter der Abteilung für Internationale Wirtschaft im chinesischen Außenministerium Diao Junshu; der Präsident der Russischen Eisenbahnen, Wladimir Jakunin, Gennadi Matishow von der Russischen Akademie der Wissenschaften und viele andere. Zepp-LaRouche hielt als Vorsitzende des internationalen Schiller-Instituts im Forum über Kulturaustausch eine Rede über „Die Seidenstraße im 21. Jahrhundert als Grundpfeiler von Frieden und Ordnung“.

Wie China Daily berichtet, lag der Schwerpunkt der Konferenz auf dem „Prinzip ,gegenseitiger Verhandlungen und gemeinsamer Entwicklung’…, um die Zusammenarbeit zwischen China und anderen Ländern entlang der Seidenstraße weiter zu vertiefen“. Außerdem ging es um die große Bedeutung des Bildungsaustauschs zwischen den Ländern entlang der Seidenstraße und darum, den Bau des neuen Entwicklungsgürtels der Seidenstraße voranzubringen, indem man Erziehungsressourcen austauscht, wissenschaftliche und technische Kooperation vertieft und das Niveau von Kommunikation zwischen den beteiligten Mitarbeitern auf eine höhere Ebene bringt.

Auftritte in den chinesischen Medien

Anschließend fuhr Zepp-LaRouche weiter nach Beijing, wo sie mehrere wichtige Interviews gab, die in englischer Sprache geführt wurden.

Beim ersten dieser Interviews war Zepp-LaRouche als prominenter Gast einer Live-Diskussionsrunde in Beijing beim englischsprachigen Nachrichtensender CCTV eingeladen. Anlaß der Runde war der 69. Jahrestag des Kriegsendes im Pazifik und des Sieges über den Faschismus, den China zum Nationalen Gedenktag erklärt hat. Weitere Teilnehmer der Sendung Dialog – Ideen zählen waren Tao Wenzhao von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) und Yoichi Shimatsu, früherer Herausgeber des Japan Times Weekly, der aus Hongkong dazugeschaltet war. Das Programm erreicht eine große chinesische Zuhörerschaft und hat weltweit 80 Millionen Abonnenten.

Die Eingangsfrage an die Runde, wie die chinesisch-japanischen Beziehungen angesichts vieler immer noch tabuisierter japanischer Kriegsverbrechen verbessert werden könnten, beantwortete Zepp-LaRouche von der deutschen Erfahrung nach dem Zweiten Weltkrieg her. Voraussetzung für den Respekt der Nachbarn und das friedliche Zusammenleben in Europa sei Deutschlands volle Anerkennung der schrecklichen Nazi-Verbrechen und deren Aufarbeitung gewesen.

Als Antwort auf eine Frage über Japans Konfrontationspolitik gegenüber China stellte Zepp-LaRouche dies in den Kontext der US-Politik unter Präsident Obama, der mit dem sog. „Asienschwerpunkt“ und der neuen, gegen China gerichteten Militärdoktrin „Air Sea Battle“ eine Quelle der Instabilität in der Region geschaffen habe. Sie verwies auf Obamas Ankündigung vom April 2014, daß die USA statt einer Politik der Neutralität bezüglich territorialer Dispute zwischen Japan und China nun Japans Territorialansprüche unterstützen. Obama habe Japan auch unter Druck gesetzt, die japanische Friedensverfassung von 1945, die damals von US-General Douglas MacArthur mit entworfen wurde, neu zu interpretieren.

Zepp-LaRouche betonte, im Zeitalter thermonuklearer Waffen könnten Konflikte nicht mehr kriegerisch gelöst werden. Dies sei nicht nur ein Problem im Pazifik, sondern ein globales Problem. Die NATO kreise Rußland ein, deshalb stehe man am Rande einer potentiellen Katastrophe.

Am Ende der fast halbstündigen Sendung wurde Zepp-LaRouche nach ihrer Einschätzung der Wirtschaftspolitik der gegenwärtigen Regierung Japans („Abenomics“) sowie dem gerade beendeten Gipfeltreffen des indischen Premierministers Modi mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe gefragt. Sie unterstrich, die Hauptdynamik in der asiatisch-pazifischen Region und auch darüber hinaus sei eine andere. Diese sei geprägt von Präsident Xi Jinpings Strategie der Neuen Seidenstraße, der kürzlich unterzeichneten russisch-chinesischen Strategischen Partnerschaft, dem BRICS-Gipfeltreffen in Brasilien, den vielen damit verbundenen Abkommen mit den Staaten Lateinamerikas und anderer Kontinente, sowie die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) und die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Staaten als Alternative zu IWF und Weltbank.

Alle diese Entwicklungen seien sehr vielversprechend, während die gegenwärtige „Abenomics“-Wirtschaft Japan noch tiefer in das bankrotte Finanzsystem der Londoner City und der Wall Street verstrickt habe. Dieses System mit seinen „Too-big-to-fail“-Banken sei auf dem Weg in einen direkten Crash. Seit 2008 sei überhaupt nichts dagegen unternommen worden, und Japan sei zu eng mit diesen Banken verbunden, um einen solchen Crash unbeschadet überstehen zu können. Das System Chinas und der BRICS-Staaten für reale Projektfinanzierung stelle dazu eine wirkliche produktive Alternative dar, der sich bereits viele andere Nationen anschlössen.

Am nächsten Tag führte News Plus vom staatlichen Auslandssender Radio China International (CRI) in seiner englischsprachigen Sendung People in the Know ein halbstündiges „Gespräch mit Helga Zepp-LaRouche“. Schwerpunkte waren die Aktivitäten des von Zepp-LaRouche gegründeten internationalen Schiller-Instituts für die Verwirklichung der Neuen Seidenstraße, die Bedeutung und das Potential der BRICS-Aufbaupolitik, ihre Einschätzung der strategischen Zuspitzung zwischen NATO und Rußland über die Ukraine, die amerikanische Konfrontationsstrategie unter Einbeziehung Japans gegen China und die Möglichkeiten einer politischen Veränderung in den USA.

Am 9. September strahlte die Sendung Dialog von CCTV ein weiteres ausführliches Interview mit Helga Zepp-LaRouche aus. Thema waren der Wirtschaftsgürtel der Seidenstraße und insbesondere die Bedeutung des kommenden Besuches von Präsident Xi Jinping in Tadschikistan und Sri Lanka. Zepp-LaRouche war zusammen mit Viktor Gao Zhikao, dem Übersetzer des früheren chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin (1993-2003), zu Gast im Studio. Interessant ist, daß das Gespräch genau am zweiten Tag des Besuches von Obamas Nationaler Sicherheitsberaterin Susan Rice in Beijing gesendet wurde.

Zepp-LaRouche erläuterte die umfassende politische Perspektive der Neuen Seidenstraße als Friedensordnung für das 21. Jahrhundert. Das Schiller-Institut habe dazu viele Konferenzen durchgeführt. Sie unterstrich die Rolle Rußlands bei dieser Politik und betonte die strategische Beziehung, die dieses Jahr beim Gipfeltreffen zwischen Präsident Xi und Präsident Putin etabliert wurde. Rußland sei zwar Opfer der Sanktionen, aber sie gehe davon aus, daß Rußland dies als Gelegenheit nutzen werde, ein eigenes Kreditsystem zu entwickeln und die Wirtschaft auf einer anderen Grundlage aufzubauen, so wie dies beispielweise im 15-Punkte-Plan von Putins Wirtschaftsberater Sergej Glasjew formuliert sei.

Das Problem des Terrorismus in der Region der künftigen Seidenstraße könne man nur durch wirtschaftliche Entwicklung lösen, sagte Frau Zepp-LaRouche. Vielen Jugendlichen, die sich sonst aus Verzweiflung dem Dschihad anschlössen, könne man so eine Perspektive für eine bessere Zukunft geben.

Sie betonte die Bedeutung der BRICS-Allianz für viele Staaten des Entwicklungssektors in Asien, Afrika und Lateinamerika. Diese erhielten damit ganz neue Möglichkeiten, Projekte zu beginnen, die sonst für sie nie erreichbar gewesen wären.

Auf die Bedeutung des Renminbi als Reserwährung angesprochen, unterstrich sie, wie wichtig es für eine Nation sei, die Kontrolle über die eigene Währung zu behalten – im Gegensatz zu dem, was in Europa vor sich geht. Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbankund die Neue Entwicklungsbank der BRICS-Nationen, die Kredite für die Realisierung der benötigten Infrastruktur bereitstellen werden, seien „Rettungsboote im kommenden Finanzsturm“. Ihr Ehemann Lyndon LaRouche habe deshalb dazu aufgerufen, eine internationale Konferenz zur Schaffung einer Neuen Wirtschaftsordnung durchzuführen.

Die Seidenstraßen-Konferenz

Am letzten Tag ihres Besuchs nahm Frau Zepp-LaRouche, die in China auch als „Seidenstraßen-Lady“ bekannt ist, dann an der schon eingangs erwähnten Konferenz über die Neue Seidenstraße in Beijing teil. Es waren zwar auch viele in China akkreditierte Diplomaten bei dieser Konferenz anwesend, aber das Schiller-Institut war die einzige ausländische Denkfabrik, die eine Rede beisteuerte.

Nach der Einführung durch Prof. Shixiu ging Zepp-LaRouche in ihrer Rede auf die Entwicklungsgeschichte der Idee der Neuen Seidenstraße ein, die Anfang der 90er Jahre nach dem Fall der Mauer geboren und in zahlreichen Konferenzen international – insbesondere 1996 in Beijing – als Friedensordnung für das 21. Jahrhundert vorgestellt worden war. Mehrere Krisen hätten in den folgenden Jahren ihre Realisierung verhindert. Aber als Chinas Präsident Xi dann 2013 bei einem Staatsbesuch in Kasachstan diese Perspektive zur erklärten Politik seines Landes machte, löste er damit eine Woge des Optimismus in vielen Ländern aus, was beispielsweise in der gestärkten Position der BRICS-Staaten zum Ausdruck komme.

Sie betonte, die Welt stehe vor einem größeren Finanzkollaps als 2008, und skizzierte dann den Ausweg, den ihr Ehemann in einem Vier-Punkte-Programm dargelegt hat: Einführung des Glass-Steagall-Trennbankensystems; Schaffung einer Nationalbank im Sinne des ersten amerikanischen Finanzministers Alexander Hamilton; hamiltonische Kreditschöpfung, die langfristige Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur ermöglicht; sowie beschleunigte Forschungsprojekte in den Bereichen Kernfusion und Raumfahrt, um unter anderem auf dem Mond Helium-3 als Kernfusionsbrennstoff zu „ernten“. Sie schloß ihre Rede mit dem Appell, die gegenwärtige Geopolitik der Konfrontation durch ein neues Paradigma zu ersetzen, das sich auf die Verwirklichung der gemeinsamen Ziele der Menschheit gründet.

Ihre Rede hob die Diskussion sofort auf ein hohes Niveau, was für viele Teilnehmer, die sie bis dahin noch nicht gekannt hatten, eine Überraschung war. Trotzdem gab es Versuche einzelner Teilnehmer, in der Diskussion wieder auf eine „geopolitische“ Sichtweise herabzusinken, aber es gelang Zepp-LaRouche mit mehreren Interventionen im Laufe der Debatte, dies wieder zurechtzurücken. Mehrere weitere Redner hoben in ihren Beiträgen hervor, wie wichtig die globale und auf die Zukunft ausgerichtete Perspektive ist, die sie in die Diskussionen eingebracht hatte. Dies betonte auch einer der zahlreichen jungen Teilnehmer der Konferenz, der sich aus dem Publikum zu Wort gemeldet hatte.

Beim anschließenden Empfang wurden die Gespräche im kleinen Kreis fortgesetzt, und Zepp-LaRouche wurde nochmals von vielen persönlich angesprochen, die sich für ihren Beitrag bedankten. Die Veranstalter waren sehr erfreut über diesen Erfolg.


Die Neue Seidenstraße führt in die Zukunft der Menschheit!

Die Neue Seidenstraße führt in die Zukunft der Menschheit!

von Helga Zepp-LaRouche

 

Als Ende letzten Jahres beschlossen wurde, mit einer überarbeiteten Fassung des Programms der Weltlandbrücke – 23 Jahre nach dem ersten Vorschlag für die Eurasische Landbrücke – ein erneutes Konzept für eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert vorzulegen, war die Intention, nicht nur ein Konzept für den Wiederaufbau der Weltwirtschaft zu erarbeiten, sondern zugleich eine Kriegsvermeidungsstrategie für die akute strategische Krise zu präsentieren.Denn in der Zwischenzeit ist die Gefahr, daß es zu einem beabsichtigten – oder auch versehentlichen – thermonuklearen Weltkrieg kommt, dramatisch gestiegen. Der von geopolitischen Motiven gespeiste Versuch, die Ukraine der EU zu assoziieren und damit faktisch in den Einflußbereich der NATO zu bringen, hat eine Eskalationskette in Gang gesetzt, die im schlimmsten Fall mit der Auslöschung der menschlichen Gattung enden kann.

Aber auch beinahe der gesamte Nahe und Mittlere Osten brennt; ausgelöst durch auf Lügen aufgebaute Kriege gegen sogenannte Schurkenstaaten wurde eine Saat der Gewalt ausgestreut, aus der eine millionenköpfige Hydra entstanden ist, die nicht nur einige der Wiegen der Zivilisation dem Erdboden gleich gemacht und dort die Hölle auf Erden geschaffen hat, sondern zudem zu einer existentiellen Bedrohung des Westens geworden ist.

Längst haben die Folgen dieser Politik des „Regimewechsels“ weite Teile Afrikas ins Chaos gestürzt und den Kontinent mit schrecklichen Kriegen und Bürgerkriegen überzogen. Aber auch am Pazifik brodeln geostrategische Konflikte, die das Potential haben, zum Auslöser nicht nur regionaler Kriege zu werden. Und da absolut nichts getan wurde, um die Gründe für den Lehman-Brothers-Kollaps 2008 zu beheben, sind die „Too-Big-To-Fail-Banken“ heute im Schnitt noch um 30-40% größer als damals, die Verschuldung noch massiver und die Derivatblase auf fast zwei Billiarden angewachsen, so daß eine neue Systemkrise jeden Augenblick stattfinden kann, dieses Mal angesichts der hier skizzierten strategischen Lage mit der Gefahr verbunden, ein Chaos auszulösen, das dann eine strategische Katastrophe unvermeidbar macht.

Insgesamt befindet sich die Welt also in einem so besorgniserregenden Zustand, daß man sich nur wundern kann, wie es die Verantwortlichen der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft nur zu diesem Punkt haben kommen lassen können. Papst Franziskus, der das weltweite Wirtschaftssystem als „unerträglich“ bezeichnet hat, formulierte es soeben in einem Interview mit der spanischen Zeitung La Vanguardia so: „Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben. Einen Dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen.“

So sehr der Papst recht hat mit dem Charakter des Systems, in diesem Fall unterschätzt er die satanische Energie des Systems der Globalisierung, das bereit ist, seine Privilegien mit allen Waffen zu verteidigen, die zur Verfügung stehen. Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg befinden wir uns in einer sehr ähnlichen geopolitischen Situation – nur daß es dieses Mal thermonukleare Waffen gibt, deren Einsatz die Menschheit auslöschen würde.

Es gibt eine Alternative

Doch in der Zwischenzeit hat sich eine Alternative zu dem kollabierenden transatlantischen Finanzsystem herausgebildet, dessen Versuche, sich mit Hilfe von supranationalen Organisationen wie IWF, Weltbank, WTO, TPP, TTIP und ähnlichen monetaristischen Instrumenten der Globalisierung zu einem Weltimperium auszudehnen, einen Widerstand erzeugt haben, den man offensichtlich in dieser Form nicht erwartet hatte.

In weniger als einem Jahr hat sich eine Allianz von Staaten entwickelt, die mit riesigen Schritten eine parallele Wirtschaftsordnung aufbaut, die in ausdrücklicher Ablehnung spekulativer Profitmaximierung ausschließlich dem Aufbau der Realwirtschaft gewidmet ist. Diese neue Staatengemeinschaft, der inzwischen mehr als die Hälfte der Menschheit angehört, stellt ein Machtzentrum dar, das auf Wirtschaftswachstum und vor allem auf Spitzentechnologie basiert; ihm gehört die Zukunft, wie vor allem der Erfolg des chinesischen Mondprogramms zeigt, das auf der Idee basiert, große Mengen Helium-3 auf dem Mond für die künftige Kernfusionsökonomie auf der Erde abzubauen. Damit zeichnet sich eine wissenschaftliche und technologische Revolution ab, die die Energieflußdichte im Produktionsprozeß auf der Erde ebenso wie beim Treibstoff für die Raumfahrt um Größenordnungen erhöhen und damit eine völlig neue Phase in der Evolution der Menschheit einleiten wird.

Der erste Schritt in Richtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung war die Ankündigung des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping auf einer Konferenz in Kasachstan im Juli letzten Jahres, daß China in der Tradition der antiken Seidenstraße einen neuen Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel über Zentralasien bis nach Europa bauen wolle. Im Oktober folgte dann bei einer Reise nach Indonesien und Malaysia die Initiative Xi Jinpings, ganz Südostasien in den Ausbau der Maritimen Seidenstraße einzubeziehen.

Auf dem Gipfeltreffen zwischen dem russischen Präsidenten Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am 20. Mai in Shanghai und beim Staatsbesuch Putins in China anläßlich des 4. Gipfels der Konferenz über Interaktion und Vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA), der am 21. Mai in Shanghai stattfand, wurden umfangreiche Pläne für die Zusammenarbeit der beiden Großmächte unterzeichnet, darunter ein auf 30 Jahre angelegtes Erdgasgeschäft und weitere 46 russisch-chinesische Einzelabkommen. Am Ende des Gipfels äußerten beide Staatschefs in einer gemeinsamen Erklärung die Absicht, daß die beiden Länder eine neue Wirtschaftsarchitektur in der Asien-Pazifik-Region schaffen wollen; sie lehnen außerdem die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ab und wollen ihre Reaktion in wichtigen außenpolitischen Fragen, in denen sie übereinstimmen, möglichst weitgehend koordinieren.

Als Ziele der Zusammenarbeit wurden u.a. genannt: Steigerung der Wirksamkeit der Zusammenarbeit in Hochtechnologiebereichen, Prioritätsprojekte bei der internationalen Nutzung der Kernenergie, der zivilen Luftfahrt und im Kooperationsprogramm über Raumfahrt, Grundlagenforschung, Satellitenbeobachtung der Erde, Satellitennavigation sowie bei der Erforschung des Weltalls und der bemannten Raumfahrt. Eine weitere Militarisierung des Weltalls solle dagegen verhindert werden, und die einseitige Stationierung von Raketenabwehranlagen wurde als „destabilisierender Faktor auf der Welt“ verurteilt. Weitere Ziele seien innovative Forschung, Verbesserung der Agrartechnik und Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Ebenfalls wurde die Absicht geäußert, die internationale Finanzarchitektur zu reformieren.

Als historisch kann man das auf 30 Jahre angelegte russisch-chinesische Erdgasabkommen in einem Gesamtumfang von 400 Milliarden Dollar bezeichnen. Zusätzlich sollen die Zusammenarbeit in der Erdölbranche vertieft und gemeinsam Kohleminen in Rußland erschlossen, weitere Kraftwerke in Rußland für Stromlieferungen nach China gebaut und viele weitere Projekte in der Infrastruktur, Transport, Wasser und Naturschutz in Angriff genommen werden.

Von noch größerer Bedeutung ist Präsident Putins Unterstützung für die strategische Initiative Präsident Xi Jinpings, die neue Seidenstraße auszubauen. Im gemeinsamen Text heißt es dazu: „Rußland erkennt die enorme Bedeutung der chinesischen Initiative für den Bau des Seidenstraßen- Wirtschaftsgürtels und weiß besonders die Bereitschaft der chinesischen Seite zu schätzen, die russischen Interessen bei dessen Entwicklung und Realisierung zu berücksichtigen.“ Beide Seiten suchen weiter nach Möglichkeiten, die Perspektive des „Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtels“ mit der Konzeption der „Eurasischen Wirtschaftsunion“ zu verbinden. Zu diesem Zweck beabsichtigen sie, die Zusammenarbeit mit den relevanten Behörden bei der Realisierung beider Projekte zu vertiefen, insbesondere beim Ausbau von Verkehrswegen und Infrastruktur.

Am 20.-21. Mai wurden dann auf der 4. Gipfelkonferenz über Interaktion und Vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA) in Shanghai weitere Staaten in die Kooperation mit einbezogen. Am 16. Juli fand der 6. BRICS-Gipfel in Fortaleza in Brasilien statt, am folgenden Tag kamen die Staats- und Regierungschefs Lateinamerikas dazu, und somit waren auf diesem Treffen 48% der Menschheit repräsentiert.

Auf den Gipfeltreffen selbst sowie einer ganzen Reihe von multilateralen und bilateralen Gesprächen im Rahmen und am Rande dieses Gipfeltreffens verständigten sich die Staatschefs auf die Schaffung eines völlig neuen Wirtschafts- und Finanzsystems, das eine wirkliche Alternative zu der auf maximalem Profit weniger und der Verarmung von Milliarden von Menschen basierenden Kasino-Ökonomie des gegenwärtigen Systems der Globalisierung darstellt.

Unter den 72 Punkten der „Erklärung von Fortaleza“ ist die Ankündigung, eine neue Finanzarchitektur zu schaffen, der größte Paukenschlag. Den Anfang bildet dabei die Gründung einer zunächst mit 50 Milliarden Dollar Kapital ausgestatteten Neuen Entwicklungsbank (NDB) und eines Devisen-Reservepools (CRA) im Umfang von zunächst 100 Milliarden Dollar, der den partizipierenden Nationen helfen soll, sich gegen Kapitalflucht und sonstige finanzielle Kriegführung zu verteidigen.

Zuvor schon hatte China beschlossen, eine „Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank“ (AIIB) zu gründen, die zunächst mit 100 Milliarden Dollar Kapital ausgestattet sein soll und für die Teilnahme von anfangs über 30 Ländern offen ist.

In Xinhua wurde dazu Jin Liqun, unter dessen Leitung das chinesische Finanzministerium die Gründung der Bank in Gang setzte, zitiert: „Die Mittel der Asiatischen Entwicklungsbank und der Weltbank reichen bei weitem nicht aus, um den Hunger nach mehr Infrastruktur zu stillen… Die Bank wird einen neuen Finanzierungskanal für Entwicklungsländer eröffnen, besonders für solche mit niedrigem Einkommen… Im Oktober 2013 hat Chinas Präsident Xi Jinping bei einem Besuch in Indonesien eine Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank zur Förderung der Integration vorgeschlagen.“

Der Generalsekretär des Chinesischen Zentrums für Internationalen Wirtschaftsaustausch hob hervor, daß die AIIB eine offene und frei zugängliche Plattform sein solle, die nicht nur Nationen aus Asien willkommen heiße, sondern auch andere, wie die USA und europäische Länder. Inzwischen erklärten die ASEAN-Staaten auf einem Gipfel in Myanmar ihre Absicht, der AIIB beizutreten, einschließlich Südkoreas und Thailands, die dem Druck aus den USA widerstanden, dies nicht zu tun.

Im Verlaufe der hier erwähnten Gipfelserie wurde eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Staaten bei einer großen Anzahl von Projekten beschlossen, vor allem beim Ausbau der Kernenergie, so in Rußland, China, Indien, Brasilien, Argentinien, Südafrika, aber auch bei so bahnbrechenden Projekten wie einem von China finanzierten zweiten Panama-Kanal durch Nicaragua und einer transkontinentalen Schnellbahnverbindung von Brasilien nach Peru.

Die vielfältigen Projekte, die zwischen dieser Staatengemeinschaft in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Industrie, Landwirtschaft, Forschung und Bildung beschlossen wurden, haben eine Dimension erreicht, die die Investitionen, die in den vergangenen dreißig Jahren in den USA und Europa in den gleichen Bereichen getätigt wurden, bei weitem in den Schatten stellen. Die abschätzigen Bemerkungen Präsident Obamas, Rußland sei nur eine „Regionalmacht“ und China nur ein „Billigproduktionsland“, haben ebenso wie zahlreiche flugs angesetzte Seminare diverser Denkfabriken, die die angeblich geringe Bedeutung der BRICS-Staaten zum Thema haben, eher den Charakter des Pfeifens im Walde.

Denn in Wirklichkeit existieren inzwischen zwei auf völlig verschiedenen Prinzipien aufgebaute Wirtschafts- und Finanzsysteme. Das eine, das transatlantische System, versucht als imperiales Gebilde die Grenzen seines Machtbereichs durch supranationale, die Souveränität anderer Nationen bedrohende Strukturen immer weiter auszudehnen. Es forciert Regimewechsel gegen unliebsame Regierungen, besteht auf Unterwerfung unter einen „Konsens“ und bedient sich dabei Methoden, die zwar für eine gewisse Zeit eine Aura der Übermacht und ein Ohnmächtigkeitsgefühl bei der so dominierten Bevölkerung erzeugt, aber letztlich geht es ihm dabei so wie allen Imperien. In dem Augenblick, in dem die Aura der Macht verblaßt, sei es, weil das Finanzsystem des Imperiums bankrott ist, sei es daß die Menschen die Hohlheit der vorgegebenen Werte durchschauen, schwindet die Fähigkeit zur Einschüchterung.

Ganz anders die Prinzipien, auf denen das neu entstehende System der BRICS-Staaten und der mit ihnen assoziierten Ländern basieren. Der indische Premierminister Narendra Modi formulierte es auf der Plenarsitzung des Gipfels am eindrücklichsten:

„BRICS ist als internationale Institution einzigartig. Sie vereint zum ersten Mal eine Gruppe von Nationen nicht auf der Grundlage des vorhandenen Wohlstands oder gemeinsamer Identitäten, sondern des Zukunftspotentials. Schon die Idee von BRICS an sich ist also auf die Zukunft ausgerichtet.“

Er betonte, daß der hohe Anteil junger Menschen z.B. in Indien ein enormes Potential für die Zukunft darstelle, und er schlug die Gründung eines BRICS-Forums für junge Wissenschaftler und die Gründung von Sprachschulen vor, die „eine Sprachausbildung in allen unseren Sprachen anbieten.“ Modi appellierte an alle: „Exzellenzen, wir haben eine Gelegenheit, die Zukunft zu definieren – nicht nur für unsere Länder, sondern für die ganze Welt… Ich fasse das als eine große Herausforderung auf.“

Die Zukunft liegt im Weltraum

Nikolaus von Kues, der Begründer der modernen Naturwissenschaft und einer revolutionären Wissenschaftsmethode, war schon im 15. Jahrhundert zu dem Schluß gekommen, daß jeder Mensch in seiner geistigen Entwicklung in der Lage sein müsse, quasi die gesamte Evolution des Universums in ihren wesentlichen qualitativen Entwicklungsstufen zu reproduzieren; von diesem Standpunkt sei es möglich, den notwendigen nächsten Schritt des wissenschaftlichen Fortschritts zu bestimmen. Diese notwendige nächste Entdeckung, die die Zukunft für die ganze Welt definiert, ist heute die Beherrschung jener Energiequelle, die der Menschheit auf Tausende Jahre in die Zukunft Energie- und Rohstoffsicherheit bescheren wird: die Nutzbarmachung der thermonuklearen Kernfusion auf der Basis von Helium-3.

Deshalb war der Erfolg der chinesischen Chang’e-3-Mission im vergangenen Dezember, bei der der Rover „Jadehase“ weich auf dem Mond landete, ein Meilenstein für das Erreichen dieses Ziels. Noch in diesem Jahr wird die Chang’e-4-Mission als Vorbereitung von Chang’e-5 im Jahr 2017 folgen, mit der dann die Phase eingeleitet wird, in der der Hin- und Rückflug zwischen Erde und Mond – die Vorbereitung für die künftige industrielle Erschließung des Mondes – beginnen kann. Damit rückt der Abbau des auf dem Mond in großer Menge vorkommenden Helium-3 für die Kernfusionsökonomie auf der Erde in greifbare Nähe.

Bei der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den BRICS-Staaten, vor allem aber zwischen Rußland, China und Indien spielt Helium-3 eine herausragende Rolle, weil dieser Treibstoff bei der Kernfusion im Unterschied zu Deuterium-Tritium keine energiereichen Neutronen, die sehr problematisch für das Reaktormaterial sind, sondern statt dessen positiv geladene Protonen produziert, was eine Revolution bei der Energiegewinnung ermöglicht. Anstatt wie herkömmlich Energie über Wasserdampf und Turbinen zu erzeugen, wobei große Energieverluste auftreten, wird es möglich sein, Energie direkt aus dem Fusionsprozeß abzuführen.

Aber auch Rußland plant laut der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, in mehreren Missionen zwischen 2016 und 2025 eine Basis für die industrielle Erschließung des Mondes aufzubauen. In der ersten Phase geht es dabei um die robotische Ausrüstung für Arbeiten auf dem Mond, also u.a. von mobilen Kränen, Baggern, Kabellegern etc. Nach der Landungssonde „Luna-Glob-1“ im Jahr 2015 und dem Orbitmodul „Luna-Glob-2“ im Jahr 2016 soll dann 2017 der schwere Landeapparat „Luna-Resource“, der gemeinsam mit der indischen Weltraumagentur entwickelt wird, die Mondoberfläche erreichen und u.a. ein indisches Mondfahrzeug auf den Mond befördern.

Diese Zusammenarbeit zwischen China, Rußland und Indien ist paradigmatisch für die neue Ära der Menschheit, in der wir, statt uns in geopolitischen Kriegen umzubringen, uns auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit konzentrieren werden. Mit der Schaffung von Energiesicherheit für mindestens 10.000 Jahre auf der Basis einer mit Helium-3 betriebenen Kernfusion und damit verwandten Technologien, wie dem Fusionsfackel-Verfahren, das Rohstoffsicherheit ermöglicht, indem Abfälle und Stoffe aller Art in Isotopen zerlegt und nach Bedarf zusammengesetzt werden können, erreicht die Menschheit eine völlig neue ökonomische Plattform auf der Basis einer sehr hohen Energieflußdichte. Mit dieser ökonomischen Plattform beginnt ein neues Zeitalter der Menschheit. Die Nutzbarmachung der Helium-3-Vorkommen auf dem Mond für die Fusionsökonomie wird der Impulsgeber sein, der alle Beziehungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf der Erde und im Sonnensystem revolutioniert.

Es ist offensichtlich, daß ein Verbleiben im geopolitischen Denken, das bereits zu zwei Weltkriegen im 20. Jahrhundert geführt hat, bei einem dritten, diesmal thermonuklearen Weltkrieg die Auslöschung der Menschheit zur Folge hätte. Anstatt im Aufstieg Chinas eine Bedrohung vermeintlicher eigener geopolitischer Interessen zu sehen und damit, wie der amerikanische Generalstabschef Dempsey wiederholt gewarnt hat, erneut in eine Thukydides-Falle zu tappen, brauchen wir eine neue Sichtweise, ein neues Paradigma, von dem aus die Entwicklungsperspektive der Menschheit als Ganzer betrachtet wird.

Eine neue kosmische Ordnung

Der deutsch-amerikanische Weltraumpionier Krafft Ehricke hat in einem Aufsatz den langen Bogen der Evolution als eine Aufwärtsentwicklung beschrieben, bei der sich das Leben aus dem Meer mit Hilfe der Photosynthese in Form der Pflanzenwelt zunächst auf den Kontinenten ausgebreitet und dann allmählich zur Entstehung von biologischen Gattungen höherer Komplexität und zu Stoffwechselprozessen mit höheren Energieflußdichten geführt habe. Die menschliche Gattung, als bisher höchster Ausdruck dieser Evolution, habe zunächst an Küsten und Flußläufen gesiedelt, sich dann aber durch Straßen und Kanäle, schließlich durch Eisenbahnen und moderne Infrastruktur mehr und mehr die landeingeschlossenen Regionen der Kontinente erobert.

Dieser Prozeß ist noch nicht abgeschlossen – doch es ist das Ziel der in dieser Studie vorgelegten Weltlandbrücke, die infrastrukturelle Erschließung der Kontinente auf der Erde zu erreichen.

Krafft Ehricke sah in der Raumfahrt und der Kolonisierung des Weltraums die natürliche nächste Phase der Evolution der Menschheit; insbesondere die Industrialisierung des Mondes war für ihn das Sprungbrett für Exkursionen des Menschen in das Sonnensystem und potentiell darüber hinaus. Er war überzeugt, daß die Evolution der menschlichen Gattung erst mit der bemannten Raumfahrt gewissermaßen das Erwachsenenalter erreichen würde, und daß erst die „großartige Herausforderung des extraterrestrischen Imperativs“, wie Krafft Ehricke es nannte, den Menschen zu seiner eigentlichen Bestimmung erheben werde, nämlich sich in seinem Denken als Repräsentant der einzigen (bisher bekannten) kreativen Gattung auf verifizierbare universelle Prinzipien und nicht auf die trügerische Scheinwelt der Sinneseindrücke zu beziehen.

Damit macht die menschliche Gattung einen erheblichen Schritt nach vorne, um die Verhältnisse auf dem Planeten und im nahen Weltraum an die kosmische Ordnung anzugleichen.

Der vielleicht wichtigste Beitrag von Lyndon LaRouche besteht darin, daß er mit der Weiterentwicklung des Leibnizschen Begriffs der „physischen Ökonomie“ eine wirtschaftswissenschaftliche Theorie geschaffen hat, die den realen Entwicklungsgesetzen des physischen Universums entspricht. Einer seiner Grundgedanken besteht darin, daß es für die fortgesetzte Existenz der Menschheit unerläßlich sei, daß die relative, potentielle Bevölkerungsdichte auf der Grundlage steigender Energieflußdichten im Produktionsprozeß kontinuierlich zunimmt, weil es auf jeder beliebigen Entwicklungsstufe immer zu einer relativen Erschöpfung der Ressourcen kommt. Die gesamte Entwicklungsgeschichte der Menschheit, insbesondere die jüngsten zehntausend Jahre, in denen das Bevölkerungspotential sich von wenigen Millionen auf gegenwärtig über sieben Milliarden gesteigert hat, demonstriert die Korrelation des antientropischen Charakters der menschlichen Kreativität mit den wißbaren universellen Prinzipien des physischen Universums.

Interessanterweise beantwortet die Nutzung der Helium-3-Vorkommen auf dem Mond für die Fusionsökonomie auf der Erde auch die Kontroverse zwischen Platon und Nikolaus von Kues, ob die Ideen eine vom Menschen unabhängige, gewissermaßen schon im objektiven Universum vorgefundene Existenz besitzen, oder ob es erst die menschliche Kreativität ist, die diese Ideen erzeugt. Die Helium-3-Vorkommen auf dem Mond sind zunächst nur Ablagerungen von Isotopen in der oberen Schicht des Regolith. Erst die menschliche Kreativität bei der Beherrschung der thermonuklearen Kernfusion macht aus diesen Isotopen den Stoff, der die Kernfusionsprozesse auf der Sonne noch übertreffen kann!

Aber die Menschheit ist nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht an einem Phasenwechsel angekommen, sondern auch vom Standpunkt der Universalgeschichte, nämlich dem für das Überleben der Gattung notwendigen Ende der Geopolitik. Schon kurz bevor die Berliner Mauer fiel, schlug Lyndon LaRouche das Infrastruktur-Programm des „Produktiven Dreiecks Paris-Berlin- Wien“ vor, und damit den Plan, dieses Dreieck zum Wissenschaftsmotor und Ausgangspunkt für Entwicklungskorridore zur Transformation der damaligen Comecon-Staaten zu machen. Als sich die Sowjetunion 1991 auflöste und damit der Eiserne Vorhang verschwand, arbeiteten Teams des Schiller-Instituts dieses Programm weiter zur Konzeption der Eurasischen Landbrücke aus. Damit verband sich die Idee, die Bevölkerungs- und Industriezentren Europas und Asiens durch sogenannte Entwicklungskorridore zu verbinden und so den landeingeschlossenen Regionen Eurasiens die gleichen Standort-Bedingungen zu ermöglichen, die ansonsten nur Regionen mit Zugang zu Meeren oder Flüssen haben.

In den 23 Jahren, die seitdem vergangen sind, wurde diese Idee nicht nur auf unzähligen Konferenzen und Seminaren in Städten auf der ganzen Welt vorgestellt, sondern auch weiter zur Idee der Weltlandbrücke vervollständigt. Zu der Verwirklichung dieser völkerverbindenden Weltlandbrücke ist jetzt die realistische Perspektive hinzugekommen, die aus der Zusammenarbeit der BRICS-Staaten, Lateinamerikas und der ASEAN-Staaten erwächst, woran sich dringend auch die USA, Europa und Afrika beteiligen müssen.

Eine neue Strategie für die Menschheit bedeutet ab sofort die Fähigkeit, die menschliche Gattung als Einheit zu betrachten und die Einheit in dem Prozeß der gegenseitigen Entwicklung zu sehen. Dabei gibt es im Sinne Friedrich Schillers überhaupt keinen Widerspruch zwischen der Unantastbarkeit der nationalen Souveränität, die vom internationalen Völkerrecht und der UN-Charta garantiert ist, und der Vernunft des Weltbürgers, der das Interesse der Menschheit als Ganzer im Blick hat. Denn die Einheit liegt in der Höherentwicklung aller; die Konkordanz des Makrokosmos erfordert, wie Nikolaus von Kues gesagt hat, die maximale Entwicklung aller Mikrokosmen zu ihrem gegenseitigen Vorteil.

Dies bedeutet auch ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen den Staaten auf der Welt. Es bedeutet, daß alle potentiellen Bündnisse und Allianzen inklusiv sein müssen, daß es nicht Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen für einige Staaten geben kann, die andere ausschließen. Solange die Beförderung der gemeinsamen Entwicklung die Prämisse ist, muß trotzdem der Respekt für die Unterschiede des Niveaus der Entwicklung, der Geschichte, der Kultur und der sozialen Systeme und vor allem der nationalen Souveränität gelten. Das ist die cusanische Idee der Einheit in der Vielheit, und sie muß inspiriert sein von einer zärtlichen Liebe zur Idee der Völkergemeinschaft, zur Idee der Menschheit als kreativer Gattung.

Wir müssen lernen, auf diese Menschheit aus derselben Perspektive zu schauen, wie die Astronauten, Kosmonauten und Taikonauten es getan und so wunderbar beschrieben haben:

„Die Tatsache, daß die Evolution jetzt genauso im Weltraum wie auf der Erde ist. Der Mensch hat bewiesen, daß die Menschheit als Gattung willens ist, in einer Umwelt zu leben, die sich völlig von der unterscheidet, in der sie als Gattung entstanden ist. Mit einem Schutzschild des Lebens um uns herum, um das Leben darin zu schützen. Aber die Bereitschaft, nach draußen zu gehen, ist da. Wir haben es bewiesen. Die Kurve der menschlichen Evolution wurde verbogen.“ (Gary Kitmacher, NASA, 1999 in einem Vortrag über die Entwicklung der Internationalen Weltraumstation ISS)

Helga Zepp-LaRouche

Anmerkungen

Dieser Aufsatz wurde als Einleitung zu einem neuen englischsprachigen EIR-Sonderbericht über die Weltlandbrücke mit dem Titel „Die kommende Kernfusionsökonomie auf der Basis von Helium-3“ verfasst, der in Kürze erscheinen wird.

Die Welt braucht dringend eine neue, inklusive Sicherheitsarchitektur!

Die Welt braucht dringend eine neue, inklusive Sicherheitsarchitektur!

von Helga Zepp-LaRouche

 

Beim Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands ist London noch einmal für den Augenblick mit Ach und Krach davongekommen – dank einer massiven Kampagne der Angstmacherei. Aber selbst die New York Times kommentierte, daß die in Schottland zum Ausdruck gekommene Wut gegen die Westminster-Politik – eine Politik zugunsten der Superreichen, imperiale Kriege, etc. – paradigmatisch ist für den wachsenden Zorn der Bevölkerung in den USA und der Eurozone über das eklatante Scheitern der Politik des Establishments.

In völligem Kontrast dazu bauten der chinesische Präsident Xi Jinping und der indische Premierminister Narendra Modi derweil weiter an einem alternativen Wirtschaftssystem und erklärten optimistisch, daß China und Indien zusammen 35 Prozent der Menschheit repräsentieren und gemeinsam das Drehbuch für die Zukunft schreiben.

In der Tat repräsentiert der dreitägige Staatsbesuch Xi Jinpings in Indien einen qualitativen Durchbruch im chinesisch-indischen Verhältnis. Nicht nur beabsichtigt China, in den nächsten fünf Jahren 20 Milliarden Dollar in den Ausbau von Schnellbahnsystemen, Modernisierung von Bahnhöfen, Industrieparks, Energieübertragungseinrichtungen und Autoteilproduktion in Indien zu investieren, es will im Gegenzug auch seinen Markt für indische Pharma- und Agrarprodukte und Filme öffnen. Andere Abkommen regeln die Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Kernenergie, der friedlichen Nutzung der Raumfahrt, eine Städtepartnerschaft zwischen Shanghai und Mumbai sowie den kulturellen Austausch, und – besonders wichtig – es wurde vereinbart, noch offenstehende Grenzdispute schon sehr bald endgültig beizulegen.

Spätestens mit der Lösung dieser Frage droht den westlichen Medien und Denkfabriken der Stoff auszugehen, den sie für ihre ans Absurde grenzende Erbsenzählerei zu brauchen scheinen. Denn unfähig, den großen Entwurf hinter diesem Gipfel zu erkennen, überschlugen sich die westlichen Medien, nur die vermeintlichen geopolitischen Interessenkonflikte zwischen beiden Nationen zu beschreiben.

Für den Kammerdiener gibt es keinen Helden – aber nicht, weil dieser kein Held, sondern weil jener ein Kammerdiener ist, beschreibt Hegel diesen Geisteszustand in seiner Phänomenologie. Was diese Medienvertreter und Denkfabriken aus ihrer kleinkarierten, geopolitischen Perspektive nicht verstehen, ist die qualitative Veränderung, die sich seit über einem Jahr mit Xi Jinpings Politik der Neuen Seidenstraße und der Dynamik der BRICS-Staaten für eine genuine Entwicklungspolitik entwickelt hat. Immer mehr Staaten Asiens, Lateinamerikas und Afrikas widersetzen sich dem Korsett an Konditionalitäten von IWF und Weltbank und sind dabei, sich mit AIIB, NDB und einer Bank der SCO eigene Entwicklungsbanken zu schaffen, die ausschließlich der Finanzierung realwirtschaftlicher Projekte und nicht der Spekulation gewidmet sind.

Dahinter steht die Entschlossenheit, endlich die Transformation aus Unterentwicklung und Armut und die Verteidigung des Gemeinwohls der eigenen Bevölkerung in Angriff zu nehmen. Was sich die Schreiberlinge und sprechenden Köpfe nicht vorstellen können, ist die Tatsache, daß es Regierungen in der Gegenwart gibt, die wirklich das Interesse ihrer Nationen und der Menschheit vertreten – und nicht das der Banken, wie es in Europa und den USA üblich ist.

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Die wachsende Allianz von BRICS-Staaten, UNASUR-Staaten in Lateinamerika und ASEAN- und SCO-Mitgliedern in Asien, zu der auch solche Staaten wie Ägypten, Nikaragua und Südkorea gerechnet werden müssen, ist nicht nur durch die gemeinsame wirtschaftliche Entwicklungsperspektive zusammengeschweißt, sondern auch durch die Erkenntnis, daß die gegenwärtige Konfrontationsstrategie der US-Administration, Großbritanniens, der NATO und der EU gegenüber Rußland die unmittelbare Gefahr eines globalen thermonuklearen Krieges heraufbeschworen hat.

In einem außergewöhnlichen Artikel mit der Überschrift: „Da die Möglichkeit eines Dritten Weltkrieges existiert, muß China vorbereitet sein“, beschäftigt sich Professor Han Xudong von der Nationalen Verteidigungs-Universität der Volksbefreiungsarmee mit dieser Frage. Aus der Zuspitzung der ukrainischen Krise drohe sich eine direkte militärische Konfrontation zwischen den USA und Rußland zu entwickeln, die sich, sobald sie ausgebrochen sei, auf den ganzen Globus ausweiten und zu einem Weltkrieg eskalieren würde. Gegenwärtig sei die Welt bereits in die dritte Phase des Weltkrieges eingetreten, die den Weltraum, das Internet und die Weltmeere betreffe. China könne angesichts dieser Bedrohungen nicht in eine passive Position gedrängt werden, in der es angreifbar sei, es müsse also an einen Dritten Weltkrieg denken, wenn es darum geht, seine Militärkräfte, vor allem aber die See- und Luftstreitkräfte, zu entwickeln.

Im Prinzip genau das gleiche sagte auch Papst Franziskus anläßlich einer Gedenkfeier zum Ausbruch des 1. Weltkrieges. Es werde bereits ein „dritter Weltkrieg in Abschnitten“ ausgefochten, mit Verbrechen, Massakern, Zerstörungen. Und der deutsche Historiker Michael Stürmer diagnostizierte soeben in Die Welt, die Weltpolitik befinde sich seit der Ukraine-Krise im Experimentalmodus, bei dem bewährte Regeln der Krisenprävention und des Krisenmanagements über Bord geworfen und das leitende Personal unerfahren im Management des Ernstfalls sei. Der Kampfrhetorik fehle es an dem gebotenen Respekt vor den grenzenlosen Möglichkeiten der Zerstörung und Selbstzerstörung. Der Sicherheitsarchitektur, die aus dem Kalten Krieg entstanden sei und mit der deutschen Einheit erstaunlicherweise ohne Katastrophe geendet habe, sei eine Epoche der unerklärten kleinen Kriege ohne Anfang und Ende gefolgt, die sich von Indochina/Vietnam bis Afghanistan, Syrien und den Irak erstreckten. In der Ukraine-Krise agierten beide Seiten ohne Ziel und Exit, keiner wisse, wo das alles enden solle, Eskalation treibe Eskalation, die Vernunftgebote des langen nuklearen Friedens schienen vergessen.

Der russische Premierminister Dmitrij Medwedjew seinerseits brachte die Lage soeben auf einer Wirtschaftskonferenz in Sotschi auf den Punkt: „Im wesentlichen ist jetzt das ganze System der europäischen Sicherheit bedroht, ebenso wie grundsätzliche Werte, weitere Globalisierung und prinzipiell das gesamte Konzept friedlicher Entwicklung. Ich habe das Gefühl, daß der Westen vollkommen vergessen hat, daß Rußland seine eigenen nationalen Interessen hat… Die Geschichte zeigt deutlich, daß alle Versuche, durch solche Maßnahmen (Sanktionen) Druck auf Rußland auszuüben, vergeblich waren. Wir werden keine politische Erpressung hinnehmen. Wir sind das größte Land der Welt, eine Atommacht, in der 150 Millionen Menschen leben, ein Gebiet mit immensen Rohstoffen und ein riesiger Markt für Güter, Dienstleistungen und Investitionen. Der Westen hingegen tut so, als existiere Rußland überhaupt nicht auf der Weltkarte.“

Wenn vom chinesischen Militär bis zum Papst, der russischen Regierung und wachsenden Fraktionen in allen europäischen Nationen klar ist, daß der Dritte Weltkrieg eigentlich schon begonnen hat, daß alle Spielregeln der Kriegsvermeidung über Bord gegangen sind und eigentlich kein Sicherheitssystem mehr existiert – warum ziehen wir dann nicht augenblicklich die Notbremse und halten diesen Wahnsinnszug an, der mit vollem Tempo auf die Wand zurast, hinter der es nur noch das große Nichts gibt?

Wir brauchen sofort eine globale Notstandskonferenz, die nur ein einziges Thema haben muß: Wie muß eine globale inklusive Sicherheitsarchitektur beschaffen sein, die die Existenz und die Sicherheit aller Nationen auf diesem Planeten garantiert?

Es ist doch offensichtlich, daß die gegenwärtige strategische Krise mit dem gebrochenen Versprechen gegenüber Rußland zum Zeitpunkt des Zerfalls der Sowjetunion begonnen hat, nämlich, die Grenzen der NATO niemals bis an die Grenzen Rußlands auszuweiten. Wir müssen an diesem Punkt noch einmal ansetzen und an dem ebenso offensichtlichen Punkt, daß es 1991 keinen überzeugenden Grund gab, Rußland von allen Bündnissen auszuschließen und statt dessen die NATO und die EU immer weiter nach Osten auszuweiten, so daß die Absicht, Rußland einzukreisen und letztendlich verteidigungsunfähig zu machen, nicht mehr zu leugnen ist.

Präsident Xi Jinping hat wiederholt argumentiert, daß es keine Sicherheitsordnung geben könne, die Sicherheit nur für einige Staaten gewähre, während andere im Chaos und in Gefahr blieben, sondern nur eine inklusive Sicherheitsarchitektur den Weltfrieden garantieren könne. Genau eine solche globale, alle Staaten auf dieser Erde umfassende Sicherheitsarchitektur muß dringend auf die Tagesordnung, wenn wir uns nicht kollektiv umbringen wollen.

Die offensichtliche wirtschaftliche Grundlage für ein solches inklusives Sicherheitskonzept ist das Programm der Neuen Seidenstraße, an dessen Realisierung China arbeitet und dessen Geist sich die oben genannten Allianzen angeschlossen haben. Die chinesische Regierung hat wiederholt betont, daß diese Idee der Neuen Seidenstrasse ein offenes Konzept ist, dem sich jede Nation der Erde anschließen kann.

Die menschliche Gattung wird nur überleben, wenn wir die Lektionen der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts lernen und aufhören, in geopolitischen Kategorien zu denken. Wir müssen diese imperiale, oligarchische Sichtweise durch ein neues Paradigma ersetzen, das die gemeinsamen Ziele der Menschheit zur alles bestimmenden Priorität machen. Dies ist im Übrigen die Sicht, die Nikolaus von Kues bereits im 15. Jahrhundert mit dem Denken derCoincidentia Oppositorum, dem In-Eins-Fallen der Gegensätze, vertreten hat, und von dem er gesagt hat, es sei die einzige Weise, wie Konkordanz im Makrokosmos erreicht werden könne.

Jetzt sind wir an dem Punkt angelangt, wo unser Überleben als Gattung davon abhängt, diese Ebene des Denkens zu erreichen.

Helga Zepp-LaRouche


Rede in Beijing: Ein plötzlicher Ausbruch von Optimismus

Rede in Beijing: Ein plötzlicher Ausbruch von Optimismus

von Helga Zepp-LaRouche

 

Die folgende Rede hielt die Präsidentin des Schiller-Instituts auf der Konferenz „Ein Gürtel, eine Straße“ am 5. September 2014 in Beijing.

Die Neue Seidenstraße, so wie sie von [Chinas Staatspräsident] Xi Jinping vor einem Jahr vorgeschlagen wurde und durch den BRICS-Gipfel im Juli in Brasilien und dem BRICS-Lateinamerika-Gipfel der Staatschefs am folgenden Tag Stoßkraft entwickelte, hat schon heute die Welt verändert. Infolge der Dynamik um die Neue Seidenstraße kommen zahlreiche Großprojekte in der ganzen Welt zustande, zum Beispiel der zweite Panamakanal durch Nikaragua, eine transkontinentale Eisenbahn von Brasilien bis Peru, dazu zahlreiche Kooperationsverträge im Kernkraftbereich zwischen verschiedenen Ländern.

Es gibt einen plötzlichen Ausbruch von Optimismus, wo Länder es wagen, ihre Souveränität zu behaupten, und beginnen, Projekte zu verwirklichen, die seit Jahrzehnten in den Schubladen liegen, aber bisher an den Bedingungen der internationalen Finanzinstitutionen scheiterten. Das gilt sogar für Länder, die bis jetzt formell kein Teil der BRICS oder der Neuen Seidenstraße sind, wie zum Beispiel Ägypten, das ein spektakuläres volkswirtschaftliches Aufbauprogramm umsetzt, oder Argentinien, das sich mutig gegen den Angriffsversuch der Geierfonds wehrt.

Es gibt ein neues, kulturell völlig optimistisches Identitätsgefühl des größten Teils der Menschheit, gestützt auf die Idee, daß die Menschheit, als die einzige bekannte kreative Gattung Dinge denken und tun kann, die vorher noch nie getan wurden. Es gibt auch den Anfang einer neuen Finanzarchitektur, etwa mit der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank, der Neuen Entwicklungsbank und verschiedenen Devisenreservepools, um Länder gegen Angriffe von Spekulanten zu verteidigen. Chinesische Experten betonen, daß diese neuen Banken den IWF, die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank nicht ersetzen, sondern sie ergänzen sollen.

Damit die Perspektive der Neuen Seidenstraße Erfolg hat, müssen allerdings mehrere Herausforderungen und Lehren aus den letzten 23 Jahren angenommen werden. Als 1991 die Sowjetunion zerbrach und der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West fiel, schlug das Schiller-Institut die Eurasische Landbrücke vor als Idee, die Bevölkerungs- und Industriezentren Europas und Asiens durch Entwicklungskorridore miteinander zu verbinden – das Programm der Eurasischen Landbrücke bzw. der Neuen Seidenstraße. Wir haben dieses Programm, das im Grunde als eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert gedacht war, mehreren Regierungen in Eurasien vorgeschlagen. Aber leider entschieden die Regierung der Vereinigten Staaten und die Regierung Großbritanniens sich statt dessen für die Ostausweitung der NATO, was nun in der gegenwärtigen Krise mit Rußland um die Ukraine kulminiert.

Aber dann veranstaltete die chinesische Regierung 1996 in Beijing eine sehr große Konferenz mit dem Titel „Die Eurasische Landbrücke und die Entwicklung der Regionen entlang der Eurasischen Landbrücke“, unter Beteiligung von 34 Ländern; ich selbst war eine der Rednerinnen dieser Konferenz. China erklärte damals den Bau der Eurasischen Landbrücke zur strategischen langfristigen Perspektive bis zum Jahr 2010.

Aber statt eines Fortschreitens auf diesem Weg stellten sich verschiedene Krisen dazwischen: Es kam die Asienkrise 1997, weitgehend als Folge von Spekulationsattacken von Leuten wie George Soros, die den Absturz verschiedener asiatischer Währungen verursachten. Als Folge davon kam es 1998 zum Bankrott der russischen GKO-Staatsanleihen, was den Seidenstraßenplan vorerst blockierte.

2007 brach die globale Finanzkrise akut aus, als der Markt der nachrangigen Hypotheken in den USA zusammenbrach, und dann folgte der Zusammenbruch von Lehman Brothers und AIG im September 2008.

Heute ist der transatlantische Finanzsektor hoffnungslos bankrott und steht vor einem neuen Absturz, viel schlimmer als 2008. Tatsache ist, daß die „zum Scheitern zu großen“ Banken hoffnungslos bankrott sind. Wie sehr hochrangige Insider privat beteuern, steht als Elefant im Raum das subjektive Risiko: Mit den staatlichen Rettungsaktionen wurden private Spielschulden einfach in öffentliche, staatliche Schulden verwandelt, was die Banken zu schlechtem Verhalten ermunterte und somit nur dazu beitrug, eine zukünftige Krise wahrscheinlicher und ernster zu machen.

Das führte dazu, daß vernünftige Methoden im Bankgeschäft aufgegeben wurden. Früher hätten Zentralbanken kein Geld für Bankenrettungen gegeben. Wenn Banken ihre Kredite nicht halten konnten, mußten sie die abschreiben.

Heute gibt es keinen Unterschied zwischen erwarteten und unerwarteten Verlusten mehr, die Banken behalten ihre faulen Schulden, und schlimmer noch, sie handeln weiter damit! Man denkt nicht an die zukünftigen Folgen dieser Praktiken, nur an die Erwartung, daß die Einnahmen aus dem Handel weiter steigen werden. Normalerweise würde man schlechte Wertpapiere zu niedrigeren Preisen verkaufen, oder wenn sie in den Büchern bleiben, würden sie zulasten der Bank gerechnet. All dies wird mit den sogenannten „Instrumenten des Werkzeugkastens“ überspielt, was zu massiven Rettungspaketen und Liquiditätspumpen („Quantitative Lockerung“) der Federal Reserve führte, und inzwischen tut sogar die EZB, die ihre Zinsen gerade auf fast null gesenkt hat, das gleiche. Infolgedessen ist die Blase angewachsen, die systemrelevanten Banken sind 40% größer und sitzen auf noch mehr fragwürdigen Papieren; das Gefährdungspotential steigt und alle tun so, als würden sie es nicht sehen.

Internationale Experten in den Vereinigten Staaten wie der Vizepräsident der [Bundeseinlagenversicherung] FDIC, Thomas Hoenig, warnen, daß das ganze System in sich zusammenstürzt, sobald eine systemrelevante Bank untergeht. Die ausstehenden Derivatgeschäfte belaufen sich gegenwärtig auf zwei Billiarden Dollar: Das kann man niemals bezahlen. Die einzige Möglichkeit, damit fertigzuwerden, ist genau das gleiche, was Franklin Roosevelt 1933 als Reaktion auf die damalige Finanzkrise tat: das Glass-Steagall-Trennbankengesetz. Im amerikanischen Repräsentantenhaus und Senat wurden Gesetzesvorlagen zur Wiedereinführung der Glass-Steagall-Regelung eingebracht, die heute von mehr als 80 Abgeordneten und 11 Senatoren unterstützt werden.

LaRouches vier Punkte

Mein Ehemann, Herr LaRouche – der einzige Ökonom, der diese Krise an allen entscheidenden Kreuzungspunkten richtig vorhersagte -, hat vier Gesetze vorgeschlagen, die zusammengenommen die Lage lösen können.

  • Erstens brauchen wir sofort die Wiedereinführung von Glass-Steagall, die Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken.
  • Zweitens muß man zum Amerikanischen System der Wirtschaft zurückkehren, das der erste US-Finanzminister Alexander Hamilton schuf, der eine Nationalbank gründete, wo die Befugnis zur Kreditschöpfung nicht bei privaten Banken, sondern allein bei der souveränen Regierung liegt.
  • Drittens ist ein Kreditsystem einzurichten, dessen Kredit nur der zukünftigen Produktion der Realwirtschaft dient, das jedoch auf wissenschaftlichen Grundlagen der physikalischen Ökonomie beruhen muß und keinem anderen Zweck dienen darf. Und das muß man in allen Ländern so machen: Jedes Land braucht eine Nationalbank mit der Souveränität, Kredit zu schöpfen, um die Projekte der Neuen Seidenstraße zu finanzieren; dafür brauchen wir multilaterale, langfristige Kreditvereinbarungen zwischen den an der Neuen Seidenstraße beteiligten Ländern, über 20, 30, 40, 50 Jahre.
  • Man muß auch viertens einen Wissenschaftsmotor in die Wirtschaft einbringen, der zu höheren Energieflußdichten im Produktionsprozeß führt. Das bedeutet heute, daß es ein Crashprogramm für die Realisierung der Fusionsenergie geben muß, weil das die absolut notwendige nächsthöhere Stufe der Energieflußdichte ist.

Darum sind die chinesischen Mondmissionen Chang’e-3, Chang’e-4 und Chang’e-5 von ganz entscheidender Bedeutung für die zukünftige Existenz der Menschheit. Darum ist der Durchbruch mit dem Rover Yutu, der im vergangenen Dezember auf dem Mond landete, mit der Absicht, auf dem Mond Helium-3 für eine zukünftige Fusionswirtschaft auf der Erde abzubauen, ganz entscheidend dafür, eine Lösung der gegenwärtigen Krise zu finden. Denn Kernfusionsenergie auf der Grundlage von Helium-3 wird nicht nur der Menschheit Energiesicherheit für Millionen Jahre verschaffen, Helium-3 auf dem Mond als Grundlage des Brennstoffs bedeutet auch Rohstoffsicherheit.

Die Technologie der Fusionsfackel wird durch Isotopentrennung Abfall in alle möglichen neuen Rohstoffe verwandeln, aber auch die Nutzung von Helium-3 stellt eine neue wissenschaftliche Revolution dar, weil als Produkt der Fusionsreaktion keine Neutronen entstehen – die dem Reaktormaterial sehr schaden -, sondern ein Proton, was bedeutet, daß es kontrolliert und mit Magnetfeldern gesteuert werden kann. Auf diese Weise läßt es sich direkt zur Umwandlung in Energie nutzen, mit einer Effizienz von 70%.

Das wird eine ganz neue ökonomische Plattform auf der Erde schaffen, und auch einen Antrieb für Raumschiffe, der eine konstante Beschleunigung mit 1g [Erdgravitation] und damit Fahrten zum Mars und zu anderen Himmelskörpern ermöglicht. Wenn wir die Fusionskraft auf der Grundlage von Helium-3 meistern, wird das den Schutz der Erde vor Asteroiden, Meteoriten, Kometen, Reaktion auf Sonnenstürme und ähnliches ermöglichen.

Was hat das nun mit der Neuen Seidenstraße zu tun? Die Neue Seidenstraße bedeutet eine Wende, weg von geopolitischen Interessen von Nationen und Gruppen von Nationen: Im Mittelpunkt stehen die gemeinsamen Ziele der Menschheit. Man konzentriert sich nicht auf die Frage „Wo liegt für mich in dieser oder jener Region der Vorteil?“, sondern „Wo wird die Menschheit in hundert Jahren stehen, vielleicht sogar in 10.000 Jahren?“ Die Neue Seidenstraße wird eine Weltlandbrücke werden, die alle Nationen und Kulturen eins werden läßt – eine Menschheit. Sie wird, wie Präsident Xi Jinping sagte, offen für die ganze Menschheit sein und die wahre Identität der Menschheit als die schöpferische Gattung im Universum hervorbringen.


Von der moralischen Überlegenheit der Staatschefs der BRICS-Länder

Von der moralischen Überlegenheit der Staatschefs der BRICS-Länder

von Helga Zepp-LaRouche

 

Es gibt derzeit zwei vollkommen verschiedene Gruppierungen von Staaten auf der Welt, die sich in einem ganz entscheidenden Punkt von einander unterscheiden: In der moralischen Qualität ihrer Staatschefs. Auf der Seite der BRICS-Staaten und einer ganzen Reihe anderer Entwicklungs- oder sogenannter Schwellenländer finden wir Staatsoberhäupter, die mutig das Gemeinwohl ihrer Bevölkerungen verteidigen und darüber hinaus versuchen, die ganze Welt in eine harmonische einheitliche Dynamik zu bringen. Auf der anderen Seite präsentieren sich die Führer des sogenannten „Freien Westens“ als gnadenlose Statthalter der Banken, der Kasino-Wirtschaft und einer arroganten Politik, die außer der Verteidigung des eigenen Machterhalts kaum eine ethische Norm erkennen läßt.

Wenn die Bürger der atlantischen Welt nicht von den gleichgeschalteten Medien davon abgehalten würden, sich selbst ein Bild von der existierenden Parallelwelt der Staaten zu machen, die seit dem Gipfel der BRICS-Staaten im Juli in Brasilien von einer geradezu atemberaubenden Aufbaustimmung motiviert sind, hätte längst auch in Europa und den USA ein begeisterter Kulturoptimismus um sich gegriffen. Aber es ist nur eine Frage einer sehr kurzen Zeit, bis diese Nachrichten aus der Neuen Welt nicht mehr zu unterdrücken sein werden.

Doch bevor dies geschieht, ist eben diese westliche Welt akut nicht nur von Terroranschlägen bedroht, die von der IS-Gruppierung, Al-Nusra und weiteren Al-Kaida-Ablegern ausgehen, sondern auch von einer Verschärfung von Polizeistaatmethoden, für die die Terrorgefahr Anlaß und Vorwand ist. Lyndon LaRouche warnte soeben im Zusammenhang mit dem Rücktritt des skandalbedrohten US-Justizministers Eric Holder, in den USA deute alles darauf hin, daß in baldiger Zukunft eine weitere Verschärfung der Polizeistaatsmaßnahmen drohe, die schon nach den Anschlägen des 11. September verhängt wurden – bis hin zu einer faschistischen Diktatur, und dies keinesfalls nur in den USA. Dies müsse um jeden Preis verhindert werden, wofür es durchaus Möglichkeiten gäbe, nicht zuletzt die Veröffentlichung der 28 Seiten des ursprünglichen Kongreß-Berichts der Untersuchungskommission zum 11. September 2001, in der es um die Finanzierung der Terroristen und die Rolle Saudi-Arabiens geht. Vor allem aber müßten die amerikanische Bevölkerung und die Weltöffentlichkeit sich dieser Gefahr bewußt werden.

Der irakische Ministerpräsident Al-Abadi warnte, daß sich aus Verhören gefangengenommener, aus den USA und Frankreich stammender IS-Terroristen schließen lasse, daß Terroranschläge in amerikanischen und französischen U-Bahnen geplant seien.

Das Auswärtige Amt in Berlin gab seinerseits die Warnung vor erhöhten Risiken für deutsche Bürger bezüglich 24 afrikanischer, arabischer und asiatischer Staaten heraus, nämlich jenen, in denen islamische Terrorgruppen aktiv seien.

Wo die Reise hingehen soll, wird deutlich an den neuen Antiterror-Gesetzen, die der australische Senat soeben verabschiedet hat und die es den Geheimdiensten praktisch gestatten, jeden Bürger total auszuspähen und das gesamte australische Internet zu überwachen sowie „verantwortungslose“ Journalisten oder „Whistleblower“ mit zehn Jahren Gefängnis zu bestrafen. Kritiker dieser Gesetze weisen darauf hin, daß diese Personen unter Umständen nie erfahren werden, in Bezug auf welche Operationen sie sich „verantwortungslos“ verhalten haben sollen, da diese ja geheim seien.

In Europa, wo eine Aufdeckung und Korrektur der Totalausspähung der Bürger durch NSA, GCHQ und vermutlich auch den BND etc. ohnehin noch auf sich warten läßt, droht diese neue Terrorwarnung die zarten Stimmchen der Opposition gegen diese Orwellsche Diktatur schnell zu ersticken. Die Gefahr faschistischer Diktaturen unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung ist ebenso real wie die Gefahr, daß die Lage im Nahen Osten oder um die Konfrontation der NATO gegenüber Rußland zum Dritten Weltkrieg führt. Aber die Chance, daß diese scheiternde Politik bald durch eine neue ersetzt wird, ist riesengroß.

Der beste Indikator für die neue Geometrie der Weltpolitik waren die Ereignisse im Rahmen der diesjährigen UN-Generalversammlung in New York. Während Präsident Obama mit drei manischen Reden versuchte, „Führung“ zu demonstrieren – im Kampf gegen den anthropogenen Klimawechsel, im Krieg gegen den ISIS-Terrorismus und bei einer reichlich verspäteten Mobilisierung gegen die Ebola-Krise -, demonstrierten die Staatschefs der neuen Weltwirtschaftsordnung mit ihren Reden, daß die Einschüchterungsatmosphäre des sogenannten Washingtoner Konsenses – demzufolge nur das existiert, was der Wall Street und der Londoner City genehm ist – eine Sache der Vergangenheit ist.

Der chinesische Außenminister Wang Yi gab nach einem separaten Treffen der Außenminister der fünf BRICS-Staaten bekannt, daß ihre Nationen den Prozeß der verstärkten Zusammenarbeit in politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bereichen, der in Fortaleza in Brasilien im Juli vereinbart worden war, ausbauen und darüber hinaus gemeinsame Strategien und Lösungen für die gefährlichsten Konflikte auf der Welt entwickeln werden.

Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff machte dann in ihrer Eröffnungsrede der Generalversammlung sehr deutlich, wo die Wurzel für diese gefährlichsten Konflikte zu suchen ist, nämlich in der völlig gescheiterten Politik Blairs und Obamas, der sogenannten „Responsibility to Protect“-Politik (R2P), die den Vorwand geliefert habe, sich vollkommen über die im Völkerrecht verankerte Souveränität der Staaten hinwegzusetzen. Man habe an den Beispielen von Syrien, Irak, Libyen, Nordafrika und der Ukraine gesehen, daß die Anwendung von Gewalt völlig ungeeignet ist, die tiefliegenden Ursachen für die Konflikte zu beseitigen. Jede militärische Intervention habe, anstatt Frieden zu bringen, diese Konflikte nur verschärft.

Im Fall Libyens habe die NATO das R2P-Konzept mißbraucht, um weit über das Mandat des UN-Sicherheitsrates hinauszugehen und das Land zu bombardieren, Milizen zu bewaffnen und einen Regimewechsel in Gang zu setzen. Dies alles habe nur den Terrorismus verstärkt, die zivile Bevölkerung in Chaos unglaublichen Ausmaßes gestürzt und Folter, Entführungen, Vergewaltigungen und illegale Inhaftierungen und Exekutionen zur Folge gehabt. Die BRICS-Staaten verstünden sich als Gegenpol zu den alten Strukturen (der Politik der Globalisierung), die nicht in der Lage seien, die Risiken zu beseitigen, die den ganzen Planeten in Gefahr brächten.

Ebenso deutlich war die Präsidentin Argentiniens, Cristina Fernández de Kirchner, in ihrer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat am 24. September, wobei sie nur zwei Sitzplätze neben Präsident Obama saß. Sie berief sich auf Papst Franziskus, daß der Dritte Weltkrieg bereits begonnen und die gegenwärtige Politik nur permanentes Blutvergießen zur Folge gehabt habe. Sie hob den Umstand hervor, daß genauso, wie der ursprünglich von den USA für den Krieg gegen die Sowjetunion ausgebildete Osama Bin Laden sich gegen die USA wendete, sobald dieser Krieg beendet war, jene Personen, die noch vor einem Jahr als „Freiheitskämpfer“ in Libyen und Syrien gefeiert und bewaffnet wurden, mit dem Ziel die Assad-Regierung zu stürzen, sich nun als geschworene Feinde der USA den ISIS-Terroristen anschließen.

Auch die Vertreter der BRICS-Staaten hoben im Sinne der erfolgreichen Politik der Konfliktlösung die Rolle Ägyptens unter der Führung ihres Präsidenten Al-Sisi hervor, der den Friedensprozeß im Nahen Osten entscheidend vorangebracht habe, indem er zwischen den palästinensischen Gruppen vermittelte, und nun Vorbereitungen träfe, den Gazastreifen wieder aufzubauen, der durch Israels Flächenbombardierung in Schutt und Asche gelegt wurde.

Auch von vielen anderen Teilnehmern an der diesjährigen Generalversammlung der UN in New York wird eine völlig veränderte Stimmung berichtet, das Zustandekommen einer globalen Allianz von Staaten, deren Regierungen keine Angst mehr haben, die Wahrheit über das Scheitern der Politik Washingtons und Londons zu sagen, erfüllt jeden, der an Lösungen interessiert ist, mit Optimismus.

Dieser neue Geist kam auch in einer bemerkenswerten Rede zum Ausdruck, die der chinesische Präsident Xi Jinping anläßlich einer Konferenz zum 2565. Geburtstag von Konfuzius hielt. Er betonte, wie wichtig es sei, die traditionelle chinesische Kultur zu pflegen, weil die Kultur die Seele einer Nation ausmache. Die exzellente traditionelle Kultur müsse mit der modernen verbunden werden, damit daraus etwas Neues entstehen könne. Ebenso wichtig sei es, die Stärke und das Wesen anderer Kulturen zu begreifen, um die Würde, die Zuversicht und die Stärke der chinesischen Kultur zu verstehen. Jede Nation müsse ihr eigenes Denken und ihre Kultur hochhalten, und gleichzeitig die anderen Kulturen verstehen und respektieren.

Diese Botschaft ist leider noch nicht bei der deutschen Regierung angekommen, von der man bisher nichts über Leibniz, Lessing oder Schiller gehört hat. Statt dessen gab sich Finanzminister Schäuble dazu her, sich in ganzseitigen Anzeigen der Geierfonds und deren Lobbygruppe American Task Force Argentina mit feindseligen und faktisch falschen Aussagen gegen Argentinien zitieren zu lassen. Damit hat Schäuble sich auf die Seite derer gestellt, die am desolaten Zustand der Welt schuld sind.

Zum Glück kommt deren politische Karriere bald an ihr Ende.

Helga Zepp-LaRouche


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