Der jüngste Bericht über die „Ernährungssicherheit“ in Afghanistan, der gestern von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Welternährungsprogramm (WFP) veröffentlicht wurde, schlägt Alarm: Afghanistan entwickelt sich zur größten humanitären Krise der Welt – und übertrifft damit sogar die Schrecken der Hungersnöte im Jemen, in Äthiopien, Syrien und im Südsudan. Die in diesem Bericht enthaltenen Fakten, Karten und Beschreibungen machen deutlich, daß das Massensterben begonnen hat und daß die von den USA angeführten westlichen Finanzsanktionen eine wichtige Rolle bei dieser Katastrophe spielen. Dies ist Völkermord.
Die Zahl der Menschen in Afghanistan, die unter „akuter Ernährungsunsicherheit“ leiden, ist selbst nach der diesjährigen Ernte von 14 Millionen auf 18,8 Millionen Menschen gestiegen – 47% der Bevölkerung des Landes. Das ist ein Anstieg um 37% seit der letzten Bewertung durch diese Organisationen im April. Die FAO und das WFP gehen nun davon aus, daß in den Wintermonaten von November bis März mindestens 22,8 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte (55%) der afghanischen Bevölkerung – verhungern werden. Um es klar auszudrücken: „akute Ernährungsunsicherheit“ ist kein chronischer Hunger, sondern wird als Situation definiert, in der „die Unfähigkeit einer Person, angemessene Nahrung zu sich zu nehmen, ihr Leben oder ihren Lebensunterhalt in unmittelbare Gefahr bringt“.
„Der wirtschaftliche Niedergang“, der auf die Verhängung internationaler Finanzsanktionen zurückzuführen ist, wird neben Konflikten und Dürren als eine der Hauptursachen für diese Katastrophe genannt. „Im Zuge des politischen Wandels in Afghanistan und des damit verbundenen Einfrierens von 9,5 Milliarden US-Dollar an nationalen Vermögenswerten stürzte die Wirtschaft ab“, heißt es in dem Bericht. „Das Bankensystem wurde schwer gestört und die Landeswährung verlor 12,5 Prozent an Wert, was zu hoher Arbeitslosigkeit und hohen Lebensmittelpreisen führte.“
Zum Großteil wegen der Sanktionen „leiden die Bewohner der Städte zum ersten Mal in ähnlichem Maße unter Ernährungsunsicherheit wie die ländlichen Gemeinden… Jüngsten Erhebungen des Welternährungsprogramms (WFP) zufolge kann sich in den Städten und Dörfern praktisch keine Familie ausreichend Lebensmittel leisten“, heißt es in einer Pressemitteilung des Welternährungsprogramms. „Aufgrund der grassierenden Arbeitslosigkeit und der Liquiditätskrise besteht in allen größeren städtischen Zentren die Gefahr, daß sie in die Phase 4 der Ernährungsunsicherheit abrutschen; auch die ehemalige Mittelschicht“, heißt es in dem Bericht.
„Afghanistan gehört jetzt zu den schlimmsten humanitären Krisen der Welt – wenn es nicht sogar die Schlimmste ist – und die Ernährungssicherheit ist so gut wie zusammengebrochen“, warnte WFP-Exekutivdirektor David Beasley bei der Veröffentlichung des Berichts. „In diesem Winter werden Millionen Afghanen gezwungen sein, zwischen Migration und Hungertod zu wählen, es sei denn, wir können unsere lebensrettende Hilfe aufstocken und die Wirtschaft wieder ankurbeln… Der Hunger nimmt zu und Kinder sterben … die internationale Gemeinschaft muß sich zusammentun, um diese Krise, die schnell außer Kontrolle gerät, zu bewältigen.“
In der WFP-Pressemitteilung wird Jean-Martin Bauer, einer der Autoren des Berichts, zitiert, wonach derzeit eine Million afghanischer Kinder vom Hungertod bedroht seien. Bauer stellt klar, daß „niemand sehen will, wie afghanische Kinder im Wesentlichen aus politischen Gründen sterben“.
Beweisen Sie seine Aussage und schließen Sie sich der internationalen Kampagne des Schiller-Instituts an, um die finanzielle Strangulierung Afghanistans zu beenden, und unterzeichnen und verbreiten Sie den „Aufruf zur Freigabe der Gelder des afghanischen Volkes“.