Venezuelas Vizepräsidentin Delcy Rodríguez gab am 9. April bekannt, daß ihr Land endlich in der Lage gewesen sei, die von Entwicklungsländer geforderte Anzahlung für ihren Anteil an COVID-19-Impfstoffen aus der internationalen COVAX-Initiative zu leisten. Die Regierung sei es jedoch nur durch aufwendige Manöver gelungen, sich die nötigen Schweizer Franken für den Kauf zu besorgen. Präsident Nicolas Maduro erklärte am nächsten Tag, Venezuela konnte die Zahlung nur leisten, weil es „einige von den USA gekidnappte Finanzmittel frei machte, die dann in Schweizer Franken hinterlegt wurden, denn wenn es in Dollar gemacht worden wäre, hätte die US-Notenbank sie gestohlen.“
Daß Venezuela zu solchen Manövern gezwungen war, um Impfstoffe kaufen zu können, straft die Behauptungen mehrerer US-Administrationen Lüge, daß sich die US-Wirtschaftssanktionen nicht auf humanitäre Hilfen oder auf die Bevölkerung in den betroffenen Ländern auswirken würden. Weder der Präsident noch die Vizepräsidentin nannten weitere Details, aber Maduro sagte, man werde „zur angebrachten Zeit“ mitteilen, wie ein kleiner Teil der eigenen Reserven des Landes freigemacht wurden, um die erforderlichen Zahlung an COVAX zu leisten. (Die gezahlten 59,2 Millionen Schweizer Franken entsprechen etwas mehr als der Hälfte der Kosten von 120 Millionen Dollar für fast 11,4 Millionen Impfstoffdosen.)
Auf Veranlassung von Mike Pompeo und John Bolton hatte die Trump-Administration Sanktionen gegen Venezuela verhängt, die einer offenen Wirtschaftsblockade gleichkamen, eine Blockade, die Bidens Außenminister Tony Blinken bestätigte. Im Rahmen der Sanktionen wurden die im Ausland gehaltenen Währungsreserven Venezuelas von der Federal Reserve, der Bank of England und anderen Banken beschlagnahmt. Gleichzeitig wurde Venezuela untersagt, sein Öl auf den internationalen Märkten zu verkaufen – eine von Kriegsschiffen der US-Marine sowie durch rechtliche Drohungen erzwungene Maßnahme –, wodurch Venezuela von seiner Haupteinnahmequelle zum Erwerb lebenswichtiger Importe, einschließlich Lebensmittel, Medikamente und Impfstoffe, abgeschnitten wurde.
Venezuela ist eines der südamerikanischen Länder, in denen das Coronavirus im Moment vermehrt grassiert, insbesondere die brasilianische Variante, doch bis jetzt konnte die Regierung nur Impfstoffzusagen aus Rußland (Sputnik V und EpivacCorona), China (kostenlos von Sinopharm) und Kuba (für das noch zu genehmigende Abdala) erhalten.