Der Beginn der NS-Kriegsverbrechenprozesse in Nürnberg nach dem Zweiten Weltkrieg jährte sich am 20. November zum 75. Mal. Zu diesem Anlaß fand über die Lehren aus den Prozessen in Moskau eine Konferenz statt, auf der der russische Präsident Wladimir Putin wie auch der russische Außenminister Sergej Lawrow sprachen.
„Ich bin sicher, daß das Thema des Forums für Sie nicht nur aus fachlicher Sicht von Bedeutung ist, sondern auch im Hinblick auf die persönliche Verantwortung für die Bewahrung der historischen Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg“, sagte Putin laut dem Transkript des Kremls. „Wir verstehen die Bedeutung der Nürnberger Urteile und die durch diese Prozesse entwickelten Normen und Grundsätze, um auf die heutigen Herausforderungen und Bedrohungen zu reagieren.“
„Wir beziehen uns ständig auf die Lehren aus den Nürnberger Prozessen; wir verstehen ihre Bedeutung für die Verteidigung der Wahrheit des historischen Erinnerns, um fundierte und solide Argumente gegen vorsätzliche Verzerrungen und Verfälschungen der Ereignisse des Zweiten Weltkriegs vorzubringen, insbesondere gegen die schamlosen und betrügerischen Versuche, Naziverbrecher und ihre Helfershelfer zu rehabilitieren und sogar zu verherrlichen,“ fuhr er fort. „Ich werde noch mehr sagen. Es ist die Pflicht der gesamten internationalen Gemeinschaft, die Entscheidungen der Nürnberger Prozesse zu bewahren, denn sie betreffen die Prinzipien, die den Werten der Nachkriegsordnung und den Normen des Völkerrechts zugrunde liegen.“
Lawrow betonte in seinen Ausführungen die Bedeutung der Nürnberger Urteile für das Völkerrecht. „Die Nürnberger Prinzipien bildeten die Grundlage für die Normen, die die abscheulichsten internationalen Verbrechen betreffen“, sagte er. „Die Vorbereitung, Planung, Entfesselung und Führung eines Angriffskrieges wurden als solche hingestellt. Der Geist und der Wortlaut des Gerichtsverfahrens verkörperten Hoffnung auf Gerechtigkeit, Achtung vor dem Wert des menschlichen Lebens und der Menschenwürde. Am 24. Oktober 1946, genau ein Jahr nach Inkrafttreten der UN-Charta, sprach sich der erste UN-Generalsekretär Trygve Lie dafür aus, die Nürnberger Urteile zu einem dauerhaften Bestandteil des Völkerrechts zu machen. Im Dezember 1946 verabschiedete die UN-Generalversammlung einstimmig eine Sonderresolution, welche die von der Nürnberger Charta anerkannten völkerrechtlichen Grundsätze bestätigte.“
„Das Vermächtnis der Nürnberger Prozesse ist eindeutig nicht auf das Recht beschränkt ist, sondern hat einen enormen politischen, moralischen und erzieherischen Wert. Vor 75 Jahren fand eine starke Immunisierung gegen das Wiederaufleben des Nationalsozialismus in all seinen Formen und Manifestationen statt. Leider hat die in Nürnberg entwickelte Immunität gegen die braune Pest in einigen europäischen Ländern stark nachgelassen. Rußland wird sich weiterhin energisch und konsequent allen Versuchen widersetzen, die Geschichte zu verfälschen, Naziverbrecher und ihre Schergen zu verherrlichen und die international anerkannten Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs, einschließlich der Nürnberger Urteile, zu widerrufen.“