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Nur Entwicklung kann die Strukturen der Sünde besiegen (38. IPC Treffen)

Nur Entwicklung kann die Strukturen der Sünde besiegen (38. IPC Treffen)

Ein Bericht über das 38. Treffen der Internationalen Friedenskoalition

Von Kevin Gribbroek

„Das Gegenteil von Zerstörung ist Liebe. Und was könnte liebevoller sein, als die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß jeder Mensch auf diesem Planeten das Potential seines Lebens ausschöpfen kann.“

Helga Zepp-LaRouche

Das 38. Internet-Treffen der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 23. Februar hat gezeigt, warum dieses beratende Gremium in einzigartiger Weise geeignet ist, die Krisen anzusprechen und zu lösen, die die Menschheit in ein neues finsteres Zeitalter oder sogar in ein thermonukleares Armageddon zu stürzen drohen. Während sich die meisten Forumsdiskussionen zu Gaza, Ukraine oder anderen Konflikten – ob in den Mainstream- oder alternativen Medien – auf Erklärungen beschränken, warum die eine Seite gut und die andere böse ist, befaßte sich ein Großteil der IPC-Sitzung mit der Frage, wie Gut und Böse aus philosophischer Sicht zu definieren sind. Dies erwies sich als sehr fruchtbar, weil es den Teilnehmern half, auf einer höheren Ebene zu verstehen, warum der „Oasenplan“ und wirtschaftliche Entwicklung allgemein entscheidend für das Überleben der Menschheit sind.

Die IPC-Mitinitiatorin Helga Zepp-LaRouche beschrieb zur Eröffnung der Veranstaltung die gewaltige Kluft zwischen dem Globalen Süden und der „winzigen Minderheit“ des Globalen Nordens, speziell durch den Konflikt in Gaza. Ein Beispiel dafür sei das jüngste G20-Treffen in Brasilien, bei dem sich die USA und andere westliche Länder weigerten, eine gemeinsame Abschlußerklärung zu unterzeichnen, weil Brasilien und Südafrika darauf bestanden, daß darin der Völkermord in Gaza verurteilt wird. Ein weiterer Höhepunkt dieses Konflikts seien die laufenden Anhörungen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, wo ein Land nach dem anderen Israel für sein Vorgehen gegen die Palästinenser verurteilt hat. So nannte der Rechtsberater des chinesischen Außenministeriums, Ma Xinmin, Palästina einen „Lackmustest für das kollektive Gewissen der Menschheit“.

Zepp-LaRouche sprach dann über den Wahnsinn westlicher Regierungen, die nicht wahrhaben wollen, daß die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann, und fordern, dem Selenskyj-Regime noch mehr Langstreckenwaffen zu liefern, um weit in russisches Territorium hinein anzugreifen. Diese Politiker scheinen völlig unfähig, über die Folgen ihres Handelns nachzudenken: daß dies mit dem Dritten Weltkrieg enden kann! Weil die strategische Lage so gefährlich sei, müsse sich die IPC um so mehr einsetzen, um „Lösungen für einen sonst scheinbar unlösbaren Konflikt anzubieten“.

Der Weg zur Befreiung Palästinas sei Lyndon LaRouches Oasenplan, der ganz Südwestasien in ein blühendes Wirtschaftszentrum zwischen Asien, Afrika und Europa verwandeln würde – eine optimistische Lösung im besten Interesse Israels, Palästinas und aller Nachbarländer. Ein ähnlicher Ansatz sei für die Ukraine erforderlich. Nur ein neues Paradigma von Zusammenarbeit bei der wirtschaftlichen Entwicklung könne den Kreislauf der Gewalt durchbrechen.

Aktivitäten für den Frieden

Die nächsten Redner, Alan Rivera und Gerardo Castilleja vom mexikanischen Schiller-Institut, berichteten von ihrem jüngsten Einsatz an der Nationalen Autonomen Universität in Mexiko-Stadt, wo sie von Hörsaal zu Hörsaal gingen und Studenten und Professoren über den Oasenplan informierten. Ein Professor erlaubte ihnen sogar, das Video über den Oasenplan vorzuführen. Anschließend nahmen sie auf dem Campus an einer Kundgebung für einen Waffenstillstand in Gaza teil, wo sie auf einige amerikanische „Altlinke“ stießen, die immer noch dieselben hohlen antiimperialistischen Slogans wie vor 40 Jahren wiederholten, ohne zu verstehen, wie man das System, gegen das sie sich wehren, umstürzen kann.

Dr. Mohammad Toor, Vorsitzender des Pakistanisch-Amerikanischen Kongresses, betonte die Notwendigkeit von Frieden durch wirtschaftliche Entwicklung. Schwache Länder müßten sich entwickeln, damit sie nicht den stärkeren zum Opfer fallen. Es gebe genügend Ressourcen auf der Erde, damit sich jede Nation entwickeln und zu Wohlstand kommen kann.

Ein Professor aus Michigan sprach über die Atmosphäre der Angst an den Universitäten, insbesondere in Bezug auf die Gaza-Frage. Obwohl es in diesem US-Staat eine sehr große arabische und muslimische Studentenschaft gibt, haben die Studenten wie auch die Dozenten das Gefühl, daß sie ihre Empfindungen darüber nicht äußern dürfen – daß sie nicht für das eintreten können, was sie für richtig halten. Viele Studenten sind Palästinenser oder haben palästinensische Freunde, von denen viele Angehörige in Gaza verloren haben. Um den Menschen zu helfen, die Angst zu überwinden, organisiert der Dozent eine Kunst- und Kulturveranstaltung in der Überzeugung, daß unter den Bedingungen der Unterdrückung die einzige Möglichkeit, seine Stimme zu erheben, in der Kunst liegt.

Der nächste Redner, Jack Gilroy von der Gruppe Veterans for Peace, berichtete über eine Initiative, sämtlichen Dienststellen des US-Außenministeriums ein Dokument über die Verbrechen Israels und der USA im Gazastreifen zu übermitteln. In dem Dokument werden die Beamten des Außenministeriums gewarnt, daß sie an kriminellen Handlungen – der Ermordung tausender Menschen im Gazastreifen – beteiligt sind und dafür strafrechtlich verfolgt werden könnten.

Philosophischer Dialog

In der Diskussion wurde von Pater Harry Bury ein tiefgreifender Dialog über das Wesen von Gut und Böse angestoßen. Er kritisierte zwei weit verbreitete Überzeugungen, in denen er Hindernisse für die Verwirklichung des Ziels des Friedens durch Entwicklung sieht.

Die erste sei die Vorstellung, daß es böse Menschen auf der Welt gibt. Pater Bury hält das für falsch und meint, es gebe gute Menschen, die böse Dinge tun, weil sie es nicht besser wissen. Man müsse diese Menschen erziehen, damit sie verstehen, was gut ist.

Die zweite Überzeugung sei, daß man Böses am besten durch Strafen verhindert. Aber die weltweite Rückfallquote von 80-85% beweise, daß auch das falsch ist. „Gerechtigkeit ist nicht Rache, Gerechtigkeit heißt nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Gerechtigkeit ist, den Übeltäter auf den rechten Weg zu führen“, sagte Bury.

Zepp-LaRouche stimmte zwar zu, daß die Menschen grundsätzlich gut sind, war aber in einem Punkt anderer Meinung: „Angesichts der Tatsache, daß die menschliche Gattung vom Schöpfer mit einem freien Willen ausgestattet ist, frage ich mich, warum manche Menschen durchaus in der Lage sind, zu begreifen, daß das, was sie tun, böse ist, und es trotzdem tun? Warum haben sie sich auf die Seite Satans gestellt?“

Der Professor aus Michigan sprach dazu über einen Gedanken aus dem Buch Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen von Hannah Arendt: daß das Böse das Fehlen von Empathie sei – die Unfähigkeit, andere Menschen als gleichwertig zu betrachten. Zepp-LaRouche stimmte dieser Ansicht voll und ganz zu und erläuterte Friedrich Schillers Überzeugung, daß nur die ästhetische Erziehung – eine Erziehung, die in edlen und erhabenen Begriffen wurzelt – die Menschen auf die Ebene der Vernunft heben kann.

Dennis Small vom Schiller-Institut betonte, um das Böse zu besiegen, müsse man das internationale Finanzsystem der Londoner City und der Wall Street einer umfassenden Konkurssanierung unterziehen, weil dieses System an sich böse sei – Papst Johannes Paul II. nannte es „Strukturen der Sünde“ – und die Voraussetzungen für böse Politik schaffe. Solange dieses System herrsche, werde es das Potential, das Gute in den Menschen hervorzubringen, immer behindern. Die Boykottbewegung BDS („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) sei zwar nicht schlecht, aber wenn man das Problem wirklich an der Wurzel packen will, müsse man das Finanzsystem ändern.

Zum Abschluß des Treffens brachte Helga Zepp-LaRouche ihre Überzeugung zum Ausdruck, daß „Armut die größte Verletzung der Menschenrechte ist, die man sich vorstellen kann“. Kinder, die hungrig und ohne Bildung aufwachsen, würden ihrer Menschlichkeit beraubt. Die einzige Möglichkeit, die Krisen in Gaza und der Ukraine zu lösen, sei eine Diskussion über die Entwicklung dieser verarmten Regionen, die sehr wohl möglich sei. In der Vergangenheit seien Zentral- und Südwestasien hochentwickelt gewesen: Bagdad war die größte Stadt der Welt, Afghanistan war das Land der tausend Städte, Syrien war Teil der Seidenstraße. „Wenn wir diese große Tradition der Vergangenheit mit einer Vision für die Zukunft verbinden, wenn das zur Motivation aller Beteiligten wird, dann glaube ich, daß wir eine viel schönere Epoche der Geschichte einläuten können.“

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