In den letzten Wochen gab es eine Fülle von Warnungen vor einem neuen Crash des transatlantischen Finanzsystems, durch den die Spekulationsblasen und toxischen Schulden, die heute noch viel größer sind als 2008, ausgelöscht werden könnten. Vom Weltwährungsfonds über die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bis zur Deutschen Bank schrillen die Alarmglocken.
Gleichzeitig wächst auch im Westen das Interesse an Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative (Belt and Road Initiative, BRI), die auf einer ganz anderen Herangehensweise basiert, nämlich auf realwirtschaftlichem Aufbau statt Wachstum von Finanztiteln. Dies war auch ein wichtiges Thema beim Jahrestreffen von Weltbank und IWF in Washington Anfang Oktober. Weltbankpräsident Jim Yong Kim unterstützte die BRI und sagte, er wolle mit „jedem einzelnen“ beteiligten Land kooperieren. Die Zusammenarbeit mit der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) laufe sehr gut, was auch der Leiter dieser von China gegründeten Bank, Lin Liqun, bestätigte.
Ein entscheidender Faktor für die weitere Entfaltung dieser Dynamik wird Donald Trumps Asienreise Anfang November sein, bei der er in China Präsident Xi Jinping trifft und auf dem APEC- und ASEAN-Gipfel mit weiteren Staats- und Regierungschefs, u.a. möglicherweise dem russischen Präsidenten Putin, zusammenkommen wird. Sollte sich Trump der Neuen Seidenstraße anschließen, würde dies die gesamte weltstrategische Konstellation dramatisch verändern. Es würde nicht nur den Weg für chinesische Investitionen in die verfallene Infrastruktur in den USA öffnen, sondern schüfe auch die Grundlage für die Entschärfung vieler Konflikte und Kriegsherde, indem man auf „Win-win-Zusammenarbeit“ setzt und ein neues Modell internationaler Beziehungen etabliert.