Sehen Sie hier mehrere Beiträge zum Thema „Weltgesundheitssystem“ im Rahmen der internationalen Internet-Konferenz „Kriegstreiberei bis zum Armageddon oder ein neues Paradigma souveräner Nationen, geeint durch die gemeinsamen Ziele der Menschheit?“
Helga Zepp-LaRouche: Das Komitee für die Coincidentia Oppositorum
Aufruf von Phillip Tsokolibane: Eine Frage von Leben und Tod
Redner:
Dr. Joycelyn Elders (USA), ehemals Surgeon General der Vereinigten Staaten
Kurswende zurück zum Ziel einer vollkommeneren Union
Von Dr. Joycelyn Elders
Vielen Dank für die Gelegenheit, auf den Konferenzen des Schiller-Instituts zu sprechen. Die heutige Konferenz soll sich mit einem neuen Paradigma befassen, das auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit ausgerichtet ist.
In einem Wirbelsturm von Katastrophen erleben wir alle eine weltweite Pandemie des neuen Virus, mangelnde medizinische Vorbereitung, Mangel an Schutzausrüstung, Krankenhausbetten und medizinischem Personal, unvorbereitete Regierungen, Wirtschaftsrezessionen, Arbeitslosigkeit, eine riesige Zahl hungriger, hilfloser Menschen und Polizeibrutalität. Wir sind Zeugen von Ungleichheiten in den USA und auf der ganzen Welt, die wir seit vielen Jahren wegwünschen wollten. Wir werden das Jahr 2020 nicht so bald vergessen.
Es ist, als ob alle die Traumata der Krankheit, die uns umgibt und fast verzehrt, die Balken von unseren Augen gerissen hätten, und jetzt sehen wir mit dem Blick von 2020. Wie konnten wir diese Katastrophen nicht kommen sehen? Die Mehrheit der Menschen ist unzufrieden mit den Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten. Sie sehen jetzt mit dem Blick von 2020 in allen Bereichen, ob wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit oder Medizin.
Ganze Länder sind weitgehend lahmgelegt. Die Menschen auf der Welt sind wie auf Eis gelegt. Jetzt fragen sich alle diese Menschen in der Warteschleife: Was tun wir in dieser neuen Welt?
Was können wir also tun?
Wir haben die Vorarbeit schon geleistet, als wir alle Bereiche der Wirtschaft, sozialer Gerechtigkeit und Medizin, alle Aspekte des Lebens eines Menschen, unter die Lupe nahmen und sie als „soziale Determinanten der Gesundheit“ bezeichneten. Wir wissen, daß die Gesundheit eines Menschen mehr ist als nur ein Keim oder eine Verletzung. Vielmehr wird die Gesundheit bestimmt durch ein vernetztes System von allem, was in einer Gesellschaft ist. Wir wissen, daß die sozialen Determinanten von Gesundheit eher Fakten als eine politische Haltung sind.
Wir haben die Menschen nicht den Unterschied zwischen Glauben und Fakten gelehrt. Viele scheinen die Bedeutung der öffentlichen Gesundheit und Wohlfahrt nicht zu erkennen. Ein Mensch ist nur so gesund wie der am wenigsten gesunde und wohlhabende Mensch unter uns. Damit die öffentliche Gesundheit gut ist, müssen Gesundheitsfürsorge und Wohlstand auf alle ausgedehnt werden. Jeder Mensch in unserer Menschheit braucht die gleichen Dinge, um ganz und gesund zu sein. Die sozialen Determinanten der Gesundheit tragen diesen Bedürfnissen Rechnung.
Natürlich müssen wir uns mit der Pandemie COVID-19 befassen, an der Menschen auf der ganzen Welt sterben. Wir wenden Verfahren und Prinzipien an, die über Jahrhunderte entwickelt wurden, und wir wissen, was wir gegen diese Infektion tun müssen. Wir wissen, daß sie über die Luft übertragen wird, wir wissen, daß wir Masken tragen müssen, daß wir Abstand von anderen halten müssen, daß wir uns nicht in Gruppen versammeln dürfen, daß wir zu Hause bleiben müssen, daß wir Zoom verwenden müssen. Wir sind dabei, bessere Tests und Impfstoffe zu entwickeln, und wir lernen langsam etwas über Behandlungen und über bekannte Medikamente, die bei der Behandlung von Covid-19 wirksam sind.
Dies ist eine kurzfristige Lösung für das unmittelbare Problem. Aber die Angst, die wir empfinden, rührt nicht nur von COVID-19 her. Den meisten von uns ist klar, daß Ungleichheit und Ungerechtigkeit Menschenleben kosten, daß wir nur so gesund sind wie unsere am wenigsten gesunden Menschen. Diejenigen, die Geld haben, sind genauso verletzlich wie diejenigen, die kein Geld haben. Die höheren Kasten sind genauso krank wie die niedrigeren Kasten. Wir müssen unser Gesundheitssystem verändern, und dazu gehört auch eine Veränderung unseres Sozialsystems.
Aber ist das der richtige Zeitpunkt – mitten in einer Pandemie eine gewaltige Veränderung in Angriff zu nehmen?
Wir wissen, was getan werden muß
Die medizinische Wissenschaft kann etwas bieten, und ich denke, wir möchten der ganzen Welt bessere Gesundheits- und Wohlfahrtssysteme bieten. Wir wissen schon, was getan werden muß. Wie das erreicht werden kann, steht noch aus. Und so wie es aussieht, denken viele darüber nach, wie man einen großen Wandel herbeiführen kann.
Wir müssen entscheiden, was wir nach der Bildung als nächstes tun müssen. Wir kennen unser Ziel: eine große Veränderung in unserer Gesellschaft, um die sozialen Determinanten der Gesundheit zu einer allgemeinen Erkenntnis aller zu machen. Ich denke, wir alle wollen uns dem Aufbau des öffentlichen Gesundheitssystems zuwenden, das werden die Heere für eine gerechte Gesundheit und Wohlfahrt sein. Wir brauchen ein ganzes Heer von Menschen, um diese Veränderungen herbeizuführen. Helga LaRouche hat die Bildung des Ausschusses für die Koinzidenz von Gegensätzen gefordert. Diese Initiative wird einen internationalen Chor ins Leben rufen, der sich für die Schaffung einer Art Apollo-Projekt im Weltgesundheitswesen einsetzt, genauso plötzlich und doch so inspirierend, wie es John F. Kennedys unglaubliches Mondprojekt war.
Es ist ja auch nicht so, daß das, was wir vorschlagen, neu wäre. Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens waren seit den 1860er Jahren in weiten Teilen der Vereinigten Staaten eine feste Größe. Wir schlagen vor, daß weltweit junge Menschen aus den Altersgruppen von High School, College und danach in einen internationalen „Gesundheitsberatungsdienst“ aufgenommen werden, der die personell unzureichend besetzten medizinischen Bedürfnisse der Regierungen weltweit ausfüllt. Wie ich bereits auf einer früheren Konferenz des Schiller-Instituts sagte, als Helga die Idee des Ausschusses zum ersten Mal vorschlug: „Wir brauchen eine ganze Reihe von Menschen – von den Gesundheitshelfern vor Ort über die unmittelbaren Vorgesetzten, über Leute mit einer gewissen medizinischen Ausbildung bis hin zu Pflegeassistenten, praktischen Ärzten und anderen, bis hin zur Ebene von hervorragenden Spezialisten. Wir leisten oft zuviel fachärztliche Behandlung und nicht genug grundlegende öffentliche Gesundheitsfürsorge, die weit mehr zur Erhaltung unserer Gesundheit beitragen würde als hundert Chirurgen.“
Die Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens in diesen öffentlichen Gesundheitssystemen sind keine Ärzte oder Krankenschwestern. Für das Verteilen von Masken, Temperaturmessung und sogar für die Kontaktverfolgung und einige Diagnosen muß man keinen medizinischen Abschluß haben oder zwölf Jahre lang zur Schule gegangen sein. Es handelt sich um ein öffentliches Gesundheitskorps, das mit dem Ingenieurkorps der Armee und vielen anderen staatlichen Behörden zusammenarbeiten könnte. Wir brauchen Millionen von Mitarbeitern des öffentlichen Gesundheitswesens, und die Welt braucht Dutzende von Millionen.
Das ist eine der effizientesten wirtschaftlichen Investitionen, die überall auf der Welt getätigt werden können, insbesondere wenn Millionen arbeitslos sind. Die öffentlichen Gesundheitssysteme in jedem Land, die in ein globales öffentliches Gesundheitssystem eingebunden sind, könnten eine bessere Gesundheitsversorgung und ein besseres Wohlergehen für Hunderte von Millionen Menschen erreichen.
Die Organisation für Afrikanische Einheit hat Pläne ausgearbeitet, um viele Aspekte eines kontinentalen Gesundheitsplans anzugehen. Äthiopien und viele andere Länder haben erfolgreich eine große Zahl von Gemeinde-Gesundheitshelfern geschaffen und ganze Lehrpläne entwickelt, wie Gemeindegesundheit unterrichtet werden kann. Vieles ist getestet worden. Die globale Sorge füreinander wird der Beginn eines öffentlichen Gesundheitssystems sein, denn das ist es, was die öffentliche Gesundheit für das Wohlergehen der anderen tut. Um diese und zukünftige Pandemien zu überleben, müssen wir die gesicherte Gesundheitsversorgung für alle Menschen überall auf der Welt sichern. Wir müssen alle zusammenarbeiten, egal wie gegensätzlich wir sind – aus der ganzen Welt.
Es ist eine große Aufgabe. Die Ungleichheiten in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wohnen, Arbeit und soziale Fehler müssen nicht nur angegangen, sondern auch beseitigt werden. Gerechtigkeit kann das Stichwort für das Jahr 2020 sein. Streben wir nach einer gerechten Welt!
Die heutige Weltgesundheitssituation ist vielleicht beängstigend, muß aber nicht unser Schicksal sein. Etwas anderes zu sagen, hieße falsch und ängstlich reden. Die Welt kann sich schnell genug vom Kurs der Spaltung abwenden, um Zigmillionen vor dem Tod zu bewahren. Um die sicher noch bevorstehenden Pandemien zu überleben, müssen wir die gesicherte Gesundheitsversorgung für alle Menschen auf der ganzen Welt sichern. Wir müssen alle zusammenarbeiten, egal wie gegensätzlich wir sind, von überall auf der Welt. Das ist es, was wir unter einem Zusammentreffen von Gegensätzen verstehen: eine höhere Allianz, die auf den Prinzipien „niemandem etwas Böses und Nächstenliebe für alle“ beruht. Das kann unser dauerhaftes Überleben und die Gesundheit der Menschheit sichern.
Vielleicht werden Kinder in Zukunft das Jahr 2020 als das Jahr der Wasserscheide betrachten und erkennen, daß das herausragende Ereignis nicht die Pandemie und die darauf folgenden Katastrophen waren, sondern, daß die Welt begann, sich zu verändern, um ein besserer Ort für die Menschheit zu werden.
Wir müssen dabei die Führung übernehmen. Dazu müssen wir lernen, was die Gemeinschaft braucht, um sicherzustellen, daß wir verstehen, was vor sich geht, so daß wir für das sorgen können, was bereitgestellt werden muß. Wir müssen alle Menschen erziehen und befähigen und unsere Jugend erziehen und befähigen, damit alle einbezogen werden können, und damit wir alle planen können, zu tun, was wir tun müssen, um etwas zu bewirken. Wir brauchen „entschlossene Kühnheit“, wie ich es nenne: die Kühnheit, hinauszugehen und die Probleme genau dort anzupacken, wo sie sind, und zu tun, was wir tun müssen, um etwas zu verändern, Wir können es tun, wir wissen wie, also laßt uns anfangen! Vielen Dank.
Jim Evans, Landtagsabgeordneter Mississippi, (1992-2016)
Mississippi: Eine vierfache Pandemie
Ich war der Koordinator des kommunalen Engagements für die AFL-CIO, ich war Mitglied des Abgeordnetenhauses, Präsident des Jackson Advocate, Präsident der Southern Christian Leadership Conference und schließlich Präsident der Immigrant Rights Alliance und anderer. Ich habe begonnen, mich von all diesen zurückzuziehen, aber ich kann mich nicht von der Mississippi Immigrants Rights Alliance zurückziehen, weil der Mißbrauch, den sie erfahren, zu groß ist, als daß ich guten Gewissens gehen könnte. Ich kann erst dann in den Ruhestand gehen, wenn wir etwas gegen die wahnsinnige, ekelhafte, widerliche und unmenschliche Einwanderungssituation in Amerika unternehmen. Sie ist absolut schrecklich.
In Mississippi waren wir immer sehr besorgt über die sozialen Ungleichheiten im Gesundheitswesen und darüber, wie sich diese wirtschaftlichen Ungleichheiten darauf auswirken. In Mississippi sagen wir oft, daß wir hier ständig eine dreifache Pandemie haben: die Pandemie des Rassismus, die Pandemie der Armut und die Pandemie der Gewalt. Und wenn man dazu noch die Pandemie von COVID-19 hinzufügt, haben wir jetzt eine vierfache Pandemie. Das bedeutet, wir sind eingekesselt, und es ist jetzt Zeit für alle, aufzustehen. Wir müssen uns also mit den sozialen Ungleichheiten im Gesundheitswesen auseinandersetzen.
Dr. Robert Smith war ein Arzt der Bürgerrechtsbewegung, der den Menschen half, die geschlagen, geschnitten, herumgetreten und zum Sterben zurückgelassen wurden. Er war derjenige, die sie wieder gesund gemacht hat, und er hat es für die Menschen in der Bewegung immer kostenlos getan. Er ist nach wie vor der Arzt von Tougaloo und Jackson State und leitet das Gesundheitszentrum hier in Mississippi, das jetzt Teil des Merit Healthcare Center ist, wo sich auch Dr. Robert Smith befindet. Wirklich, wir nennen ihn „Schwarzer Moses“. Er ist die Nummer eins. Er tut mehr gegen die Ungleichheiten im Gesundheitswesen in Mississippi als jeder andere, der jemals hier war. So war sein ganzes Leben, seine ganze Praxis, Teil der Pflege der Wunden von Medgar Evers in den frühen 60er Jahren und all der Menschen um ihn herum. Er war sein ganzes Leben lang ein Teil davon.
Der letzte Bericht, den ich erstellt habe – Sie sagten 20 oder 30 Jahre, aber ich werde Ihnen über die letzten fünf Jahre berichten. Ich habe diesen Bericht vor fünf Jahren erstellt, ich habe dargelegt, wie viele Krankenhäuser geschlossen würden und wo sie wären, weil wir Medicare [die staatliche Krankenversorgung für Rentner] nicht ausgeweitet haben und die Krankenhäuser dringende Pflege leisten müssen, aber keine Möglichkeit für sie bestand, dafür bezahlt zu werden. Ich sagte voraus, daß 23 Krankenhäuser in strategischen Bereichen geschlossen werden würden, und alle sind geschlossen worden. Wir haben schon andere ähnliche Schließungen erlebt. Es ist nicht ungewöhnlich, in Mississippi zu sein und 40 Meilen für einen Besuch in die Notaufnahme zu fahren, und wenn man dort ankommt, stellt man fest, daß das Krankenhaus geschlossen ist. Wir hatten Leute, die beim Transport gestorben sind. Die Gesundheitsversorgung in Mississippi ist also auf das Niveau der 40er Jahre zurückgefallen.
Wir müssen uns alle zusammensetzen und erkennen, daß sich diese Bedingungen nicht verbessern werden, wenn wir das nicht stoppen und der Armut einen umfassenden, grundlegenden Krieg erklären, und ich denke, daß diese Bedingungen durch COVID-19 aufgedeckt worden sind, aber sie verschlechtern sich auch. Es reicht nicht zu sagen, daß wir sie aufdecken, damit die Leute sie sehen. Aber ich glaube, die Bedingungen verschlechtern sich weiter.
Dr. Shirley Evers Manley, Interimsdekan der Krankenpflegeschule der Alcorn University School of Nursing in Mississippi, Vorstandsmitglied der National Black Nurses Association.
Krankenpfleger mit einer globalen Perspektive
Von Dr. Shirley Evers-Manly
Als ich an der UCSF (Universität von Kalifornien in San Francisco) war, hatten wir tatsächlich ein globales Gesundheitsprogramm. Wir arbeiteten mit einer Vielzahl von Krankenpflegeschulen in der ganzen Welt zusammen, von Afrika über Asien bis nach Europa.
Als ich die UCSF verließ und Dekanin an der Charles Drew University in Los Angeles wurde, haben wir dann ein Programm für globale Gesundheitspflege entwickelt. In diesem Programm konnten die Studenten nicht nur etwas über die gesundheitlichen Ungleichheiten hier in verschiedenen Teilen der Vereinigten Staaten erfahren, sondern auch über globale Gesundheitsprobleme und gesundheitliche Ungleichheiten in anderen Ländern.
Die Orte, die wir besuchen wollten, wählten wir auf der Grundlage der Zusammensetzung unserer Studentenschaft aus. Wenn man sich diese Zusammensetzung der Studenten an den Universitäten und Hochschulen heute ansieht, dann ist die sehr vielfältig. Wir hatten Studenten aus Uganda, wir hatten Studenten aus Nigeria, Studenten von den Philippinen, Studenten aus Malawi, von überall her. Auch Studenten aus verschiedenen mittel- und südamerikanischen Ländern wie Mexiko und Brasilien und andere.
Wir wählten die Gebiete aus, die wir besuchen wollten, je nachdem, welche Art von Krisen in dem jeweiligen Jahr in einem Land herrschte. Wir sind wegen des großen Hurrikans auf die Philippinen gefahren; wir fuhren nach Nigeria, wir fuhren nach Ghana, nach Uganda. In Südkalifornien gibt es jeden Samstag ein Team von Krankenschwestern, Pharmaziestudenten der USC und auch von Charles Drew, das nach Tijuana fährt und dort Menschen untersucht.
Vor Ort, hier in den Vereinigten Staaten, bestand eines unserer größten Programme darin, den Familien in Michigan zu helfen, als sie das Problem mit dem Trinkwasser in Flint/Michigan hatten. So konnten wir mehr als 10.000 Flaschen Wasser spenden, die vor allem an Personen gingen, die mit Babys zu tun hatten, denn man durfte die Babys nicht mit dem örtlichen Wasser baden, weil es auslaugen würde, weil das Eisen, oder was auch immer im Wasser war, die Babys krank machen würde. Deshalb haben wir Windeln und Baby-Feuchttücher bereitgestellt.
In jüngster Zeit haben wir uns mit COVID beschäftigt und versorgen Obdachlose mit Sicherheitspaketen und diejenigen, die in ihren Häusern isoliert sind, mit Lebensmitteln. Wir arbeiteten also mit isolierten Senioren, wir arbeiteten mit obdachlosen Bevölkerungsteilen in Südkalifornien. Sie wissen, daß es dort eine große obdachlose Bevölkerung gibt.
Genauso ist es in der Hauptstadt Washington. Wir waren in Newark/New Jersey, wo wir Krisenstäbe eingerichtet haben. Denn wir wollen, daß die Krankenschwestern wissen, daß die Gesundheitsversorgung nicht erst in den vier Wänden eines Krankenhauses beginnt, sondern in den Gemeinden, in denen wir leben, arbeiten und spielen.
Das können wir jedoch nicht alleine tun, deshalb arbeiten wir mit Sozialarbeitern, wir arbeiten mit kommunalen Gesundheitshelfern. Und wir sind überzeugt, daß in einigen Bundesstaaten, in denen es kein System oder Programm für kommunale Gesundheitshelfer gibt, so etwas von großem Nutzen wäre. Ich war beispielsweise einen Monat lang in Mississippi, in Natchez. Es gibt hier keine kommunalen Gesundheitshelfer, aber es ist eine ländliche Gegend. Und wenn man sich einige der Zahlen zu Mississippi ansieht, sind sie vergleichbar mit Namibia. Ich war selbst in Namibia, und ich sagte, das Gelände ist Namibia sehr ähnlich! Der Unterschied besteht darin, daß in diesen Gebieten mehr Menschen leben.
Wenn man also ein ländliches Gebiet hat und die vorhandenen Kräfte den Bedarf nicht decken können, dann wird das zu einem Problem. Also müssen wir uns mit Krankenschwestern, örtlichen Helfern, Ärzten, Arzthelferinnen, Krankenpflegern und Pflegehelfern zusammentun, bis zu der Ebene hinunter, wo wir mit den Gesundheitshelfern der Gemeinde zusammenarbeiten können, die das Vertrauen der Menschen vor Ort genießen. Sie kennen die Gemeinde, sie wissen, wo die Menschen sind, sie wissen, daß es eine obdachlose Bevölkerung gibt, sie wissen, daß diese Menschen unter der Brücke leben, oder wo immer sie sich befinden. Wir arbeiten also mit diesen Menschen zusammen, damit wir ihnen ebenfalls Gesundheitsdienste anbieten können.
Leon Frazier, Polizeichef
Gemeinsam die Pandemie durchstehen
Von Chief Leon Frazier
Ich bin Leon H.E. Frazier – Chief, weil ich lange Zeit in der Strafverfolgung tätig war und als Polizeichef in den Ruhestand getreten bin. Dieser Job hat mir viel Wissen vermittelt, und er hat meine Liebe zu unserem Land noch verstärkt. Ich liebe mein Volk, wegen meiner Großmutter und meiner Mutter und all der anderen schönen Menschen, die dazu beigetragen haben, mich zu dem zu machen, was ich bin. Und ich liebe die Polizei, denn wenn es keine Polizei gäbe – so ungesetzlich, wie meine Gemeinde sich heute gegenüber der Polizei verhält, würde das ganze Land auf das Chaos zuschliddern.
Und deshalb betrachte ich jedesmal, wenn ich mit etwas konfrontiert werde, es immer aus der Perspektive der Strafverfolgung, d.h. aus der Perspektive des Schutzes und des echten Dienstes an der Bevölkerung. Und ich betrachte es aus einer humanistischen Perspektive, mit der Erkenntnis, daß diese Einstellung „ich, mir und mich“, die die meisten von uns haben, uns in den Schlamassel hineingezogen hat, in dem wir uns jetzt befinden. Und wenn wir nicht aufstehen und anfangen, uns zusammenzutun und über das „wir“ nachzudenken und uns um unsere Schwestern und Brüder zu sorgen – und sie sind nicht alle schwarz! -, dann werden wir für immer Unordnung haben. Es spielt keine Rolle, ob Sie einen Doktortitel, einen Master-Abschluß, einen Bachelor-Abschluß oder gar keinen Abschluß haben: Wir sind alle durcheinander, verwirrt und haben keine Ahnung, was der nächste Schritt sein sollte.
Glauben Sie nicht, daß dies jetzt eine Zeit ist, in der wir denken sollten, daß wir jetzt alle zusammenkommen müssen? Ist dies nicht der Zeitpunkt, an dem wir von diesem großen hohen Roß des „ich“, auf dem wir sitzen, absteigen sollten? Ist dies nicht die Zeit, in der Politiker sich um das Volk kümmern sollten? Ist dies nicht die Zeit, in der sich die Polizei um die Bürger kümmern sollte?
Aber was noch wichtiger ist, ist nicht jetzt die Zeit, in der sich die Bürger um die Polizei kümmern sollten?
Sie sehen, wir erwarten zu viel von der Strafverfolgung. Wenn wir selbst einfach zu unmoralisch sind – wir lügen, wir stehlen, wir töten, wir rauben, und wir tun all die anderen Dinge, die in Gottes Augen nicht gut sind. Und dann erwarten wir, daß die Polizei vollkommen ist! „Die sind doch für dies oder jenes ausgebildet.“
Nein. Ich wurde nie dafür ausgebildet, mich von jemandem anspucken und mir auf den Kopf schlagen zu lassen, und das ich das tolerieren sollte. Ich wurde in all den mehr als 40 Jahren, in denen ich in der Strafverfolgung tätig war, nie dazu ausgebildet, mich von irgendjemandem beschimpfen zu lassen! Und deshalb erwarte ich auch nicht, daß ein Polizeibeamter sich von einem Bürger beschimpfen läßt, es ist mir egal, wessen Sohn und Tochter es ist.
Aber aus dem gleichen Grund erwarte und akzeptiere ich auch nicht, daß ein Polizeibeamter irgendjemanden beschimpft und mißhandelt, ganz egal, wie ihr Status im Leben ist.
Und ich wußte, daß die Polizei früher oder später in die Lage kommen mußte, in diese Sache [Streit wegen der Corona-Maßnahmen] verwickelt zu werden und etwas zu unternehmen. Denn ich weiß, wie hartnäckig einige unserer Leute sind. Sie versammeln sich immer noch, sie treffen sich immer noch. Bruder Scott rief mich an, und wir unterhielten uns, und Bruder Scott sagte mir: „Ich mache mir Sorgen, daß diese Leute hier drüben Partys feiern und so tun, als ob nichts los wäre!“ Sofort dachte ich, na ja, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Strafverfolgungsbehörden da reingehen und etwas tun müssen, um diese Menschen vor sich selbst zu retten. Tun wir also nichts?
Nein. Weil Scott mich dann nicht mehr respektieren würde. denn so alt wie ich bin, muß ich etwas tun. Was soll man also tun? Nun, man nutzt sein Talent in der Strafverfolgung, seine Liebe zur Strafverfolgung, und man versammelt all diese Leute, Polizeichefs, Sheriffs, und sagt es ihnen. Und dann wendet man sich an die Gemeinde, alle in der örtlichen Führung – die sogenannte „Führung“ -, und man sagt ihnen: „Hören Sie, wir müssen etwas tun, und wir müssen bei den Menschen in der Gemeinde ein Gefühl des Respekts und der Unterstützung und ein Gefühl der Sicherheit wecken. Denn wenn die Polizei in drei oder sechs Wochen hingehen muß und anfangen muß, Menschen zu verhaften, dann wird es Unruhen geben! „Warum kommt ihr her? Ihr habt mir gar nichts zu sagen…“
Aber wenn wir die Regierung, d.h. die Stadtverwaltung, den Bürgermeister, die Sheriffs und all die anderen Mächtigen in der Gemeinde dazu bringen können, sich zusammenzusetzen, ein Dokument zu erstellen, das den gesamten Staat repräsentiert, dann setzen wir Polizeibeamte ein – jetzt, sofort, bevor man in Panik gerät – und lassen sie von Tür zu Tür gehen und dieses an die Menschen verteilen. Wir haben 5000 gedruckt. Wir haben etwa 4000 verteilt. Und wir setzen nicht nur auf die Polizei, sondern wir haben die Strafverfolgung mit der Selbstorganisation der Gemeinschaft vermischt! Jetzt sehen die Menschen also eine vereinte Anstrengung.
Wenn wir jetzt zu Miss Crockets Haus gehen, oder zu Miss Rogers oder Mister Hendersons Haus, jetzt, drei Wochen bevor sie wegen einer großen Party verhaftet werden müssen, denn dann muß der Polizist die Verhaftung vornehmen. Aber könnten sie es dann dem Polizisten verübeln, daß er das tut? Nein, sie müssen sich darüber im Klaren sein. „Wir haben es euch gesagt. Erinnern Sie sich, als wir vor vier Wochen bei Ihnen zu Hause vorbeikamen und Ihnen dieses Dokument überreichten? Da wurden Sicherheitstipps gegeben, es wurde auf die öffentlichen Regeln und Vorschriften hingewiesen, es wurde jeder Aspekt dessen, womit wir es zu tun hatten, nach bestem Wissen und Gewissen erklärt – erinnern Sie sich an diesen Tag?“
„Ja, ich erinnere mich, daß Sie damals vorbeikamen.“
„Nun, dann halten Sie die Klappe, denn Sie hätten aufpassen sollen! Die örtliche Verwaltung hat es Ihnen gesagt, andere Leute in der Bundesregierung haben es Ihnen gesagt, Ihre Pastoren haben es Ihnen gesagt, denn sie haben die Gottesdienste eingestellt und Ihnen gesagt, Sie sollen nach Hause gehen.“
Sie können also jetzt nicht sagen, daß die Regierung sich nicht um die Menschen kümmert, weil die vorderste Führungsriege der Regierung, die Strafverfolgungsbehörden, genau dort war und gesagt hat: „Leute, seid vorsichtig. Leute, ihr müßt bereit sein, zu verstehen, was jetzt anders ist. Und Leute, paßt bitte auf euch auf.“
Das ist meine Aussage: Jetzt ist keine Zeit für eine Spaltung, die Gesetzeshüter und die Menschen vor Ort müssen zusammenkommen, die Kirchenleute, die Gesetzeshüter, müssen zusammenkommen, und wir müssen diese Pandemie gemeinsam durchstehen, denn das ist eine Katastrophe, die für alles und jeden Folgen hat!
Erica Muhammad, Universität Tuskegee
Eine örtliche COVID-Taskforce
Von Erica Muhammad
Ich möchte nur einiges ergänzen, was wir hier in Macon County tun konnten. Ich arbeite mit der Universität zusammen. Sie haben von der Community COVID-Taskforce gehört, das ist eine wichtige Verbindung, die aus unserer Arbeit im Zusammenhang mit der Pandemie entstanden ist. Aber wir konnten auch mit der Universität [in Tuskegee] zusammenarbeiten, um mehr Tests in unserem Gebiet durchzuführen. Im gesamten „schwarzen Wohngürtel“ wurden praktisch überhaupt keine Tests durchgeführt. Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir an einem Tag im Monat Tests durchführen können. Wir haben also keine genauen Zahlen, weil wir keine genauen Tests haben. Aber wir haben die Universität dazu gebracht, eigene Testkits herzustellen. Und da es sich um eine führende Universität handelt, verfügen sie über das Knowhow, wie das zu bewerkstelligen ist. TM46 konnte tatsächlich Tests anbieten, wo es sie nicht gab oder sie kaum zugänglich waren. Das ist also etwas, was aus unserer Arbeit vor Ort hervorgegangen ist, was sehr wichtig ist und was man auch in anderen Bereichen wiederholen könnte. Und es wird immer einfacher werden, je besser die Test-Technologie wird.
Ich möchte auch ein wenig über unsere „Gesundheitsnavigatoren“ sprechen. Sie haben ein wenig über unsere ersten Aktivitäten erfahren, die mit unserer Polizeibehörde stattfanden, der Chief [Frazier] hat eben darüber gesprochen. Wir haben anfangs selbst einige solche Touren gemacht, aber dann konnten wir in Tuskegee junge Leute rekrutieren, die meisten Studenten, die kurz vor dem Abschluß standen, oder frischgebackene Universitätsabsolventen, und wir haben ein Team von Gesundheitsnavigatoren zusammengestellt. Und sie klären die Menschen auf, d.h., sie kennen die Leute vor Ort, und wir verteilen die Informationen über COVID buchstäblich von Tür zu Tür. Denn wir sind uns sehr wohl bewußt, daß viele Menschen einfach nicht einmal die richtigen Informationen haben. Daher ist es sehr wichtig, daß wir in der Lage sind, diese Informationen zu vermitteln.
Und was wir noch festgestellt haben, als wir von Tür zu Tür gingen, ist, daß die Quarantäne eine Epidemie von Einsamkeit auslöst, und daß es einen Mangel an menschlichen Kontakten gibt, über den niemand spricht.
Es gibt Wege, wie man dagegen etwas tun kann, aber wenn man nicht weiß, daß das Problem existiert, dann kann man auch keine Lösung finden. Wenn wir die Navigatoren hinausschicken, sind wir sehr bewußt über das Virus, es sind also alle maskiert und sie halten Abstand. Wir gehen nicht direkt in die Häuser, aber wir sorgen dafür, daß die Bewohner die Informationen erhalten, die sie brauchen.
Noch etwas anderes, was wir durch TM46 erreichen konnten, ist die Zusammenarbeit mit unseren Volksvertretern und mit den Arbeitsgruppen unserer politischen Vertreter im Bezirk. Ein Teil dieser Arbeit umfaßt also auch die Lokalpolitik, aber wir haben eine Politik im Bezirk und eine Politik im Bundesstaat, die nicht immer umgesetzt wird. Wir haben also herausgefunden, daß eine Menge Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden muß, in Bezug auf die Frage, warum die Menschen dieses Virus nicht ernst nehmen. Es gibt viele verschiedene Gründe, warum Leute das nicht ernst nehmen. Es gibt viele Gerüchte, u.a. daß es vielleicht nicht wirklich ein Virus ist – das ändert sich von Woche zu Woche. Aber wir sehen die Statistiken darüber, wie viele Menschen sich anstecken, wie viele Menschen daran sterben, und wir haben erkannt, daß man eigentlich keine Gesichter, keine konkreten Menschen mit diesen Statistiken verbindet. Das ist etwas, woran wir jetzt arbeiten: daß wir den Menschen in unserer Gemeinde, die wir durch dieses Virus verloren haben, ein Gesicht geben, und das macht es für die Leute vor Ort ganz real.
Seine Exzellenz Botschafter Ayikoi Otoo (Ghana), Hoher Kommissar Ghanas in Kanada
Ghana plant den Bau von 101 neuen Krankenhäusern
Von Botschafter Ayikoi Otoo
Verehrte Teilnehmer, ich grüße Sie alle.
Mein Name ist Ayikoi Otoo und ich bin Ghanas Hoher Kommissar für Kanada mit Sitz in Ottawa.
Ich habe an vielen Veranstaltungen des Schiller-Instituts teilgenommen und freue mich, dieses Mal als Podiumsteilnehmer dabei zu sein.
Ghana ist ein westafrikanisches Land südlich der Sahara und das erste Land, das 1957 seine Unabhängigkeit von den Briten erlangte. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit hinterließen die Briten Ghana mit einem riesigen Infrastrukturdefizit, für dessen Überwindung die aufeinander folgenden Regierungen gekämpft haben. Zu den Defiziten gehören Energie, Bildungseinrichtungen, Straßen, Eisenbahnen, internationale Flughäfen, Gesundheitseinrichtungen, Wohnraum usw. usw.
Natürlich war Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) damals nicht Mainstream, aber heute hat auch Ghana eine IKT-Infrastruktur aufgebaut. Als Bildungseinrichtungen wurden im ganzen Land viele Schulen, Polytechnische Hochschulen und Universitäten sowohl vom öffentlichen als auch vom privaten Sektor gebaut.
Gesundheitssektor
Ich möchte an dieser Stelle auf den Gesundheitssektor eingehen, das Thema, zu dem ich zu sprechen gebeten wurde.
Die Regierung ist sich bewußt, daß bei der Gesundheitsversorgung der Ghanaer bedeutende Fortschritte erzielt wurden. Die Lebenserwartung hat sich aufgrund des Zugangs zu Gesundheitsversorgung und Ernährung auf 60,5 Jahre für Männer und 62,5 Jahre für Frauen erhöht. Die Zahl der gemeindebasierten Gesundheitsdienste hat zugenommen. 45% der Bevölkerung sind in der staatlichen Krankenversicherung umfassend versichert.
Krankenversicherung: Ghana war das erste afrikanische Land südlich der Sahara, das ein nationales Krankenversicherungssystem im Jahr 2003 durch ein Parlamentsgesetz einführte und 2004 mit der vollständigen Umsetzung begann. Nach dem geänderten Krankenversicherungs-Gesetz muß jeder Ghanaer jetzt eine Krankenversicherung abschließen.
Lehrkrankenhäuser: Es gibt drei Lehrkrankenhäuser, nämlich Tamale, Kumasi und Korle Bu, sowie ein Fachkrankenhaus, das als University of Ghana Medical Centre bekannt ist und letztes Jahr eröffnet wurde.
Testlabors: Es gibt sechs COVID-19-Testlabors in Ghana, drei in Accra, der Hauptstadt, je eines im westlichen und nördlichen Teil Ghanas. Die Grenzen werden am 1. September wieder geöffnet, und die Regierung hat angekündigt, daß sich alle in Ghana ankommenden Passagiere in Zentren am Flughafen einem Schnelltest unterziehen müssen.
Isolierstationen: Alle, die positiv auf das Coronavirus testen, werden zur Behandlung isoliert. Das Krankenhaus Ga Ost wurde nach dem Ausbruch von COVID-19 zu einem Isolationszentrum für die Behandlung von COVID-19-Fällen bestimmt. Andere Stationen bestehender Lehr- und Regionalkrankenhäuser wurden ebenfalls als Isolationsstationen für die Behandlung von COVID-19-Patienten eingerichtet. Vor kurzem wurde innerhalb von zwei Monaten ein neues Zentrum für Infektionskrankheiten errichtet, das inzwischen voll funktionsfähig ist. Die Zahl der COVID-19-Toten in Ghana lag im August bei 270.
Bau neuer Krankenhäuser
Trotz der Fortschritte in der Gesundheitsversorgung ist der Regierung bewußt, daß es Herausforderungen gibt, die angegangen werden müssen. Dazu gehören enorme Ungleichgewichte beim regionalen Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung, unzureichendes und ungleich verteiltes relevantes Personal, gestiegene Kosten der Gesundheitsversorgung und eine schlechte Qualität der Gesundheitsdienste.
Im Laufe der Jahre haben verschiedene Regierungen jedoch viele lokale Gesundheitszentren, Distriktkrankenhäuser und Polikliniken sowie Schwerpunkt- oder Referenzkrankenhäuser errichtet.
Nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie kündigte die Regierung an, 88 weitere regionale Krankenhäuser zu bauen. Als jedoch vor kurzem die Planungsliste veröffentlicht wurde, wurde vom Gesundheitssektor geäußert, daß die Regierung vielmehr beabsichtigt, 101 Krankenhäuser mit Unterkünften für Ärzte und Krankenschwestern in Gegenden ohne Krankenhäuser in der ganzen Region zu errichten. Das ist ein enormer Schub für die Gesundheitsversorgung.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums lassen sich die Gesundheitseinrichtungen nach Kategorien unter anderem so fassen:
– Kliniken (ca. 160-240m2), die nicht das gesamte Spektrum an Dienstleistungen anbieten. In der Regel Kinder- und Geburtskliniken oder Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung.
– Gesundheitszentren (ca. 450-600m2) bieten die gesamte Palette der primären Gesundheitsversorgung (klinische, öffentliche Gesundheits- und Entbindungsdienste).
– Polikliniken (ca. 2500-3600m2) bieten ein erweitertes Angebot an medizinischen Dienstleistungen, das viel höher ist als in den Gesundheitszentren, aber weniger Kapazitäten hat als ein Distriktkrankenhaus.
– Distriktkrankenhäuser (ca. 4600-6500m2) bieten eine vollständige Palette an medizinischen Dienstleistungen eines allgemeinen Krankenhauses unter der Leitung von mindestens zwei diensthabenden Ärzten.
Diese Gesundheitseinrichtungen sind ein bewußter Versuch der Regierung, die Gesundheitsversorgung für Ghanaer im ganzen Land zu verbessern.
Finanzierung
Bei der Finanzierung will die Regierung darauf achten, daß sich die Verschuldung des Landes nicht erhöht, weshalb sie flexible Finanzierungsmöglichkeiten wie öffentlich-private Partnerschaften, Build-Operate-Own- und Transfer-Konzepte oder Konzessionsdarlehen in Erwägung zieht.
Die Regierung arbeitet über das Finanzministerium die Modalitäten für die Finanzierung aus, doch bisher wurde noch kein konkretes Finanzierungsmodell bekannt gegeben. Die einzige Information ist, daß die Regierung den Wunsch hat, den Auftrag an ghanaische Unternehmen zu vergeben. Ich glaube nicht, daß das etwas mit der Finanzierung zu tun hat. Damit soll meines Erachtens verhindert werden, daß Investoren ihre eigenen Arbeitskräfte einbringen und ghanaischen Arbeitskräften die Möglichkeit nehmen, aus dem Projekt Nutzen zu ziehen.
Ich bin bereit, das Finanzierungsmodell oder die Finanzierungsregelungen zu erläutern, sobald sie bekannt sind.
Ich danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit.
Marlette Kyssama-Nsona (Republik Kongo), Pharmakochemikerin, politische Vorstand der Panafrikanischen Liga UMOJA und Spezialistin für Fragen der öffentlichen Gesundheit
Afrika braucht ein kontinentales Gesundheitsprogramm
Von Marlette Kyssama-Nsona
Meine Damen und Herren,
im Namen der Panafrikanischen Liga-UMOJA und in meinem eigenen Namen danke ich dem Schiller-Institut, daß es mich in diese Vortragsrunde aufgenommen hat, für den Austausch über Themen, die für das Überleben der menschlichen Gattung von größter Bedeutung sind.
Ein tödliches Wirtschaftsmodell
Die COVID-19-Pandemie offenbart die Gefahr, in der sich die Menschheit, einschließlich der wohlhabenden Nationen, befindet, wegen eines räuberischen Wirtschaftssystems, dessen einziges Ziel darin besteht, kollektive Ressourcen zum Nutzen einer Handvoll Kosmokraten zu erbeuten und anzuhäufen.
Die Menschen in Afrika sind seit 40 Jahren mit dieser Gefahr konfrontiert. In der Tat zwingt man Afrika seit den 80er Jahren unter das Joch einer abscheulichen Verschuldung, die unhaltbar geworden ist, sowie der Strukturanpassungsmaßnahmen, die vom IWF und der Weltbank mit der allzu bereiten Komplizenschaft einer lokalen Kompradorenelite allein zu dem Zweck auferlegt werden, diese Schulden zurückzuzahlen.
Die Folgen für die öffentliche Gesundheit sind katastrophal:
– Seit 30 Jahren werden die Budgets für das öffentliche Gesundheitswesen gekürzt. Im Falle des Kongo sind die Ausgaben der Gesundheitsbudgets in den letzten 10 Jahren um fast 7% gesunken.
– Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation belaufen sich die Gesundheitsausgaben pro Kopf auf 6 Dollar im Jahr, wenn derselben Quelle zufolge 30 Dollar erforderlich wären.
– Das gleiche gilt für die allgemeine Infrastruktur und für die veraltete technische Plattform. Auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie hatte das Land nicht einmal fünf Atemschutzgeräte.
– Die Ausbildung und Rekrutierung von medizinischem und paramedizinischem Personal leidet unter den gleichen Bedingungen: Im Kongo kommen auf 10.000 Einwohner 0,3 Ärzte und 1,9 Krankenschwestern und Hebammen. Zum Vergleich: In Kuba sind es 77.
– Der Teil des Budgets, der für Grundlagenforschung und Investitionen in Forschung und Entwicklung im biomedizinischen Bereich bestimmt ist, wurde auf einen Bruchteil reduziert. Der Kongo importiert sämtliche Medikamente.
Ein Sozialversicherungssystem wird seit mehr als 30 Jahren nicht mehr subventioniert. Infolgedessen gibt es keinen sozialen Schutz – im Kongo muß man, um sich behandeln zu lassen, vor Ort teuer bezahlen. So verkaufen viele Familien ihren Landbesitz, um die Chance zu haben, daß ein schwerkrankes Familienmitglied wieder gesund wird, auch wenn das Ergebnis dennoch oft tödlich ist. Eine Chemotherapie kann in einem öffentlichen Krankenhaus bis zu 600 Dollar kosten, während der kongolesische Mindestlohn nur 120 Dollar beträgt. Ein Kaiserschnitt kostet bis zu 400 Dollar! Im Kongo zum Beispiel liegt die Müttersterblichkeit bei 780 Todesfällen pro 100.000 Geburten, eine der höchsten in Afrika.
Die gefährlichste Folge ist jedoch zweifellos die Schwächung des Staates, der sich unter dem Diktat von IWF und Weltbank seiner Vorrechte beraubt sieht, einschließlich der Möglichkeit, ein Gesundheitssystem zu entwerfen und aufzubauen, das den Erwartungen der Bevölkerung entspricht.
Hier ist der Staat durch NGOs ersetzt worden, von denen einige als Trojanische Pferde für die multinationalen Arzneimittelkonzerne fungieren, ohne jegliche Gesamtkonzeption, erratisch und in homöopathischer Dosis. Eher wie ein Holzbein!
Freihandel
Meine Damen und Herren, die zwischen unseren Ländern und der Europäischen Union geschlossenen Freihandelsabkommen haben Afrika zum Empfänger von zerkleinertem Fleisch und Geflügel gemacht, das für den Verzehr ungeeignet ist. Im Kongo bringt uns das, was wir essen, um! Aufgrund der hohen Produktionskosten liegt der Durchschnittspreis für ein vor Ort gemästetes Huhn bei 6 Dollar, gegenüber 2 Dollar für ein importiertes Huhn.
Die Frage der Gesundheit ist eng mit der Lebensmittelfrage verbunden. Welche Hebel sollten eingesetzt werden, um ein effektives Gesundheitssystem aufzubauen?
Souveränität
Meine Damen und Herren, wir alle wissen es: Die globalistische Oligarchie operiert, indem sie die normative Macht der Staaten angreift. Es ist daher notwendig, den Staat zu rehabilitieren und ihm die Möglichkeit zu geben, alle seine Souveränitätsinstrumente wiederzuerlangen, damit er seine Vorrechte erfüllen kann, von denen das wichtigste der Schutz seiner Bevölkerung ist – und dazu gehört, die Schulden und die von IWF und Weltbank auferlegten Diktate anzuprangern. Es liegt in der Verantwortung des Staates, die Gesundheitspolitik zu entwerfen, umzusetzen und zu finanzieren.
Außerdem lebt Afrika nicht in einem Vakuum! Es trägt zu den kollektiven Anstrengungen bei, indem es der Menschheit sein tausendjähriges Wissen und seine reichhaltigen Arzneimittelbücher zur Verfügung stellt. Afrikanische Forscher, wie auch andere Forscher auf der ganzen Welt, denken jeden Tag über die Suche nach Lösungen nach.
Afrika ist für viele Pharmaunternehmen ein Versuchsfeld, um ein neues Medikament oder einen neuen Impfstoff zu testen. Deshalb ist es nicht hinnehmbar, daß Medikamente, Früchte des Erbes der Menschheit, einem Teil dieser Menschheit unzugänglich gemacht werden, weil sie zu teuer verkauft werden! Man muß der „Patent-Erpressung“ von pharmazeutischen Laboratorien ein Ende setzen, die, weit davon entfernt ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen, spekulieren und das Gemeinwohl grob mißachten.
Schlußbemerkung
Meine Damen und Herren, die Welt muß eine entscheidende Wende vollziehen. Wir müssen aus der Finanzwirtschaft aussteigen, sonst riskieren wir die Zerstörung für alle. Was gestern nur für die Dritte Welt galt, gilt heute auch für den Westen. Das ist eine Verantwortung, der sich unsere Völker stellen müssen!
Ich danke Ihnen vielmals.